Inhalt: Die Lebensgeschichte von Rebecca de Winter, auch vor ihrer Zeit als Frau von Maxim de Winter.
Genre: Drama
Disclaimer: das Musical Rebecca ist von Sylvester Levay und Michael Kunze; das Buch Rebecca ist von Daphne du Maurier. Die Aufführungsrechte des Musicals liegen soweit ich weiß bei den VBW.
Author's Note: Hier mal der Anfang. Wenn euch die Geschichte interessiert und ihr mehr lesen wollt, würde ich mich über einen Kommentar freuen
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1. Kapitel
Ich wurde am 13. April 1887 in London geboren. Meine Eltern gehörten zum alten englischen Adel und es war schon immer klar, dass ich eines Tages den Sohn von Maximilian de Winter heiraten sollte, weil der das große alte Gut Manderley erben sollte. Ich erinnere mich gut an die Pläne meiner Mutter, weil sie mir von frühester Kindheit an einschärfte, immer daran zu denken und zugleich niemandem von ihren Absichten zu erzählen – nicht einmal meinem Vater. Der hätte mich lieber als Kammerzofe am königlichen Hof gesehen, aber meine Mutter zog geschickt die Fäden und machte mich schon früh mit der Familie de Winter bekannt.
»Pass auf, Rebecca«, sagte sie mir oft, »Manderley ist ein altes, klobiges Gebäude, aber es steckt Geld darin. Viel Geld. Wenn du dafür sorgst, dass es renoviert wird, kannst du mit Führungen und Postkarten noch viel mehr Geld einnehmen.«
Nach dem tieferen Sinn fragte ich nicht. Es war für mich schon immer ganz natürlich gewesen, dass Geld vieles im Leben erleichterte. Und so bemühte ich mich, dem Streben meiner Mutter nachzukommen und das Herz des jungen Maxim de Winter zu erobern.
Wir waren etwa im selben Alter; er war nur ein Jahr älter als ich und ich schätzte ihn als leichte Beute ein.
Schon als ich zwölf Jahre alt war, sahen mir alle Männer auf der Straße nach und ich lächelte in mich hinein, wenn ich es bemerkte.
»Nicht wahr, Danny«, wandte ich mich an meine Zofe, die zugleich meine beste Freundin war, »sie sind alle verrückt nach mir. Ich werde einmal sehr schön werden, ja?« Elizabeth Danvers, die ich, seit ich denken konnte, nur Danny nannte, lächelte und nickte.
»Ja, Miss Rebecca, Sie werden mit Sicherheit eine sehr schöne Frau werden.«
Ich lächelte zufrieden und erwiderte ihr Nicken. Ja, das wusste ich. Schon immer bemühte ich mich um eine schlichte Eleganz, aber nie war es mir gelungen, sie zu erreichen. Ich hatte immer Haltung und Stil, was immer ich tat, doch schlicht erschien ich nie. Ich wusste ganz genau, dass ich eine strahlende Schönheit war, die Blicke der Männer sprachen eine mehr als deutliche Sprache.
Ich war immer wieder überrascht, wie leicht es war, alle zu beeindrucken. Ich erinnere mich gut an einen Sommertag im Juni nach meinem 16. Geburtstag, als einer meiner Verehrer, ein gewisser Ashley Miller, versuchte, ein schwieriges Pferd zu reiten, um mich zu beeindrucken. Das Ergebnis war leicht vorauszusehen; Ashley war kein guter Reiter und der Hengst war wild und ungezähmt.
Schon nach wenigen Sekunden lag Ashley im Staub. Ich schenkte ihm einen Blick, in dem eine Mischung aus Mitleid und Spott lag – diesen Blick hatte ich schon lange geübt – und ging selbst auf das Pferd zu.
»Nicht, Miss!« Der arme Ashley stellte sich mir in den Weg und wollte mich aufhalten. Ich riss ihm einfach seine Reitpeitsche aus der Hand und ging an ihm vorbei. Bei Gott, ich wusste genau, was ich tat!
Furchtlos stieg ich in den Sattel und gab dem Hengst die Sporen. Er reagierte genau, wie ich es erwartet hatte – er begann zu steigen und zu buckeln in der Hoffnung, mich genauso leicht loszuwerden wie seinen letzten Reiter.
Aber da hatte das Tier die Rechnung ohne mich gemacht. Gnadenlos und felsenfest entschlossen, nicht nachzugeben, krallte ich die Hände in den Sattel und ließ ihn wieder die Sporen spüren. Der Hengst schüttelte wild den Kopf und galoppierte los. Den ganzen Reitplatz raste er entlang und buckelte immer wieder. Ich fühlte, wie ich langsam den Halt verlor. Nein, das durfte nicht sein! Wenn ich jetzt fiel, war ich nicht besser als dieser Ashley.
Verbissen zog ich mich wieder gerade in den Sattel, hob eine Hand und zog dem Hengst die Reitpeitsche über. Ich merkte, dass ihm das wehtat, und fühlte eine seltsame Art von Rausch. Ich rammte dem Tier meine Hacken mit den Sporen in die Flanken und drosch weiter mit der Peitsche auf ihn ein; je schneller er lief, umso heftiger.
Ich war so wütend auf dieses Tier, das es wagte, meine Autorität in Frage zu stellen, dass ich beinahe unmenschliche Kräfte entwickelte und es schaffte, im Sattel zu bleiben.
Wenig später blieb der Hengst schnaubend stehen, seine Flanken hoben und senkten sich in kurzen Abständen. Auch ich keuchte, als ich mich aus dem Sattel schwang, aber ich verspürte eine seltsame Art von Erregung und Sieg, als das Pferd mir bedingungslos zum Stall folgte.
Danny erwartete mich wortlos. Ich spürte Ashleys bewundernden Blick im Nacken und warf die Zügel lässig einem Stallburschen zu. Erschöpft, aber triumphierend lehnte ich mich an die Stallwand und sah dem Burschen zu, wie er das Pferd versorgte.
»Das wird ihm eine Lehre sein, nicht wahr, Danny?«, fragte ich, immer noch atemlos und benommen von dieser wilden Freude.
Danny sah mich an und neigte zustimmend den Kopf, aber sie sagte nichts.