Danke, ihr drei!
So, jetzt wieder zurück in die Wirklichkeit, denn ich muss mich selbst zitieren:
""".... Er hat es also doch geschafft, dachte sie bei sich. Das war ein erster Schritt… und bald würde auch etwas anderes geschehen…
sie sah es in Gedanken schon vor sich. """
Also war das mal wieder ein Traum oder eine Vorstellung, wie in meiner anderen Geschichte eine gemeine Stelle... da erinnern sich vielleicht noch ein paar dran...
Jetzt hat meine FF das Musical eingeholt, aber es läuft natürlich nicht alles genau so ab... in dem Teil jetzt zwar schon, aber dafür ist es vielleicht wieder eine etwas gemeinere Stelle zum Aufhören... *fies grins*
@Christine: Danke mal wieder fürs Vorablesen...
@Alle: Viel Spaß mit Teil 2!!!
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18: „Ich bin zurück – für alle Zeit…“
Es war erneut ein kalter Nachmittag, als ein Schiff im Hafen von Calais anlegte. Milady de Winter hatte die letzte Stunde der langen Überfahrt an Deck gestanden und beobachtet, wie die Küste Frankreichs immer näher gekommen war. Es schneite zwar, aber sie war trotzdem in allerbester Laune.
Sie war wieder zurückgekehrt – dieses Mal jedoch mit der offiziellen Genehmigung und mit der Absicht, ihr Heimatland niemals wieder zu verlassen. Und jetzt würde es bestimmt nicht mehr lange dauern, bis tatsächlich alles wieder gut werden würde. Vor einem halben Jahr hatte noch Ungewissheit ihre Rückkehr bestimmt, aber dieses Mal war sie sich ihrer Sache ganz sicher.
Auf dem Weg nach Paris machte sie in der selben Herberge Rast wie das letzte Mal auch schon. Es war schon dunkel und die Weiterfahrt wegen dem Schneegestöber und den vereisten Straßen absolut unverantwortlich.
„Irgendwie kommt Ihr mir bekannt vor“, bemerkte der Wirt verwundert, als Milady die Gaststube betrat und sich erkundigte, ob sie noch ein Zimmer bekommen konnte. Es war deutlich zu bemerken, dass Weihnachten vor der Tür stand – die Gaststube war nämlich weihnachtlich geschmückt und auf jedem Tisch stand ein Kranz aus Tannenzweigen mit vier Kerzen. Die erste brannte bereits. Es waren noch drei Wochen bis zum Heiligen Abend.
Einige Gäste, die wohl schon einen zuviel über den Durst getrunken hatten, gröhlten sogar Weihnachtslieder.
„Natürlich. Ich war vor einem halben Jahr schon hier“, erwiderte Milady. „Vielleicht habe ich da etwas nachdenklicher und besorgt ausgesehen, aber das ist endgültig vorbei… Es ist vorbei… Die alten Wege werde ich jetzt stolzer und weiter gehen als vorher. Kein Grund mehr, mich zu ducken…“
„Und Ihr seid…?“ fiel der Wirt ihr ins Wort.
„Milady de Winter“, erwiderte Milady ausgelassen. „Oder vielleicht bald wieder Anne de la Fère… Ja, das ist mein oberstes Ziel. Denn schließlich gibt es da noch ihn…“ Im gleichen Augenblick entdeckte sie an einem der Tische einen Musketier des Königs sitzen, der verblüffende Ähnlichkeit mit Athos hatte.
Sofort ging ihr etwas durch den Kopf.
Dieses Mal werde ich wirklich wieder glücklich werden… Die Lügen sollen nie mehr meinen Lebensplan gefährden.. All meine Kraft werde ich dafür einsetzen, endlich wieder bei ihm zu sein… Ich verschwende meien Zeit nicht mehr…. und dieses Mal… muss und wird der Kardinal mich endlich von dem Stigma der Vergangenheit befreien…
Sie fühlte in ihrer Manteltasche den Brief, den sie dort aufbewahrt hatte. Ein paar Tage, nachdem der Leibgardist Richelieus ihr die Mitteilung überbracht hatte, dass der Verbannungsbeschluss aufgehoben worden war, hatte sie nämlich rechtzeitig zu ihrem Geburtstag erneut einen Brief Seiner Eminenz bekommen und diesen im Gegensatz zu den anderen aufmerksam gelesen… Und ihre Befürchtungen hatten nicht zugetroffen – der Kardinal war nicht verärgert darüber gewesen, dass sie die anderen Briefe nicht beantwortet hatte… Das Schreiben war im Gegenteil alles andere als böse formuliert – und ein Geschenk war auch dabei gewesen… eine Kette aus Silber mit einem Anhänger in Form einer Lilie…
„Eine alte Liebe, nicht wahr?“ vermutete der Wirt jetzt vollkommen richtig und händigte ihr einen Zimmerschlüssel aus. „Bitte sehr, Madame… de la Fère“, sagte er dabei. „Wie kommt Ihr denn jetzt dazu?“ erwiderte Milady verwundert. „Es soll Euch Glück bringen. Bald wird Euch wieder jeder so nennen…“ Er unterbrach sich selbst und wandte sich an zwei Frauen, die neben ihm aufgetaucht waren.
„Rebecca, Sarah, bringt das Gepäck der Madame de la Fère nach oben auf ihr Zimmer.“ befahl er.
„Wie der Herr es befiehlt“, erwiderte die erste, die er angesprochen hatte, mit einer deutlichen Ironie in der Stimme, eine Frau mit blonden Haaren und von ziemlich kräftiger Gestalt. Wahrscheinlich handelte es sich dabei um eine Angestellte des Wirts. Rebecca nahm gleich zwei der schweren Koffer so mühelos hoch, als wären sie leicht wie eine Feder.
„Natürlich, Papa“, erwiderte die zweite, eine Frau um die 18 Jahre alt mit langen hellbraunen Haaren und in einem weißen Kleid. „Solange ich nachher ungestört mein Bad nehmen kann“, fügte sie hinzu und nahm den kleinsten noch verbleibenden Koffer. Fröhlich vor sich hinträllernd folgte sie Rebecca mit dem Gepäck die Treppe ins erste Obergeschoss hinauf.
„Meine Tochter Sarah“, erklärte der Wirt mit einem Ausdruck von Stolz in der Stimme.
Im gleichen Moment wurde die Tür zur Wirtsstube aufgerissen und drei Männer kamen hineingestürmt. Weil sie die Tür erst einmal sperrangelweit offen ließen, wehte der kühle Wind von draußen den Schnee herein. Der Wirt verzog missmutig das Gesicht.
„Messieurs…“ setzte er in warnendem Tonfall an, etwas zu sagen, aber er hielt schnell inne, als er sah, wer da hereingepoltert kam. Der größte der drei Herren in seinem schwarzen Mantel mit den roten Linien darauf und mit der Augenklappe über dem rechten Auge war ihm nämlich kein Unbekannter, und deswegen hielt er jetzt besser den Mund. Die anderen schwarzrot Uniformierten kannte er zwar nicht, aber mit dem im Mantel legte man sich keineswegs an. Genauer gesagt – mit dem noch am wenigsten…
„Milady de Winter?“
Der Mann sah sich suchend um.
Milady drehte sich in seine Richtung.
„Ach, … Hauptmann Rochefort! Oberbefehlshaber der Leibgarde Seiner Eminenz Kardinal Richelieus! Was für ein erfreuliches Wiedersehen nach so langer Zeit!“ rief sie scheinbar erfreut aus. In Wirklichkeit klang ihr Tonfall wie der von Rebecca wenige Minuten zuvor. Rochefort schien die Ironie aber nicht zu bemerken, sondern verbeugte sich geschmeichelt vor Milady und küsste ihr sogar galant die Hand.
„Es ist schon eine Weile her, da habt Ihr Recht“, pflichtete er ihr bei. „Wie war Eure Reise?“ – „Strapaziös… vor allem die Überfahrt über den Ärmelkanal steckt mir noch in den Knochen. Die See hat sich erst heute Nachmittag beruhigt, als wir schon die Küste Frankreichs am Horizont erkennen konnten…“ erklärte Milady. Sie erkannte den Hauptmann der Leibgarde des Kardinals nicht mehr wieder. Er war auf einmal so… nett. Da hatte es Seine Eminenz wohl tatsächlich geschafft, ihm klarzumachen, dass er sie mit dem gebührenden Respekt behandeln sollte. War das wirklich derselbe Rochefort, der sie Ende August noch vergewaltigt und um ein Haar in der Seine ertränkt hatte?
„Ich bin untröstlich.“ sagte er als nächstes.
- „Zu schade, dass man keinen Tunnel unter dem Ärmelkanal graben kann, meint Ihr nicht?“ wollte Milady wissen.
Rochefort sah sie irritiert an. So eine Bemerkung hatte er nicht erwartet. Er bedeutete Milady, ihm nach draußen zu folgen. Sie nickte verständnisvoll, zog ihren schwarzen Pelzmantel wieder über und ging mit ihm nach draußen, zurück in die Kälte.
"Was gibt es aus England zu berichten?“ kam Rochefort sofort zur Sache.
- „Verzeiht“, sagte Milady scheinbar zerknirscht, „ich bin erst vor wenigen Minuten selbst erst hier eingetroffen und habe zunächst das Bedürfnis, mich ein wenig frisch zu machen…“
Sie wollte ihn stehenlassen und in die Wärme der Gaststube zurückkehren, aber im gleichen Augenblick packte er sie brutal am Arm.
„Ich darf Euch daran erinnern, dass Ihr nicht zu Eurem Vergnügen wieder in Frankreich seid!“ rief er in bedrohlichem Tonfall.
„Heda, Strolch!“ rief eine Stimme. „Finger weg von der Dame!“
Rochefort sah sich verwundert um. Ein paar Schritte vor ihm und Milady stand ein junger Bursche, wohl erst Anfang bis Mitte Zwanzig, von eher schmächtiger Gestalt mit braunen Haaren, der ein geradezu merkwürdig aussehendes Pferd am Zügel führte.
„Scher dich um deinen eigenen Kram!“ erwiderte Rochefort unwirsch.
Sein Gegenüber wusste wohl nicht, wer er war, denn er ließ den Zügel des Pferdes los und zog im nächsten Moment doch tatsächlich seinen Degen. Rochefort ließ Milady los, um dem Burschen eine gebührende Lektion zu erteilen. Er packte nunmehr dessen Arm und entriss ihm den Degen, dann trat er darauf, um ihn zu zerbrechen.
„Na wie schön, dass es noch Kavaliere gibt“, bemerkte Milady und lächelte den jungen Mann an. Irgendwie tat er ihr Leid. Offensichtlich wusste er nicht, mit wem er sich da gerade versucht hatte anzulegen… wenn das nicht noch irgendwann Schwierigkeiten gab…
Im gleichen Moment ging die Tür zur Gaststube wieder auf und die beiden anderen Leibgardisten traten auf Rochefort zu. Sie dachten, die Situation richtig aufgefaßt zu haben.
„Ärger, Hauptmann?“ vergewisserten sie sich.
„Ach was“, winkte Rochefort ab, „das ist nur so ein Unruhestifter. Wahrscheinlich ein Hugenotte…“
„Ich bin kein Hugenotte“, widersprach der junge Mann entschieden. „Und mein Pferd auch nicht.“ Als er das sagte, schüttelte das komische Tier doch tatsächlich seinen Kopf. „Nein, ich bin wirklich kein Hugenotte!“ wiederholte er. „Messieurs, mein Name ist D’Artagnan. Ich komme aus der Gascogne und bin auf dem Weg nach Paris. Ich möchte Musketier werden. Hier, das ist mein Empfehlungsschreiben.“ Er zog einen Briefumschlag aus seiner Jackentasche und wedelte damit vor Rochefort herum.
„Ach wie herzig“, bemerkte einer der Leibgardisten sarkastisch, „die Musketiere bekommen Nachwuchs.“ – „Die lästige Sippschaft ist schon groß genug, also wirklich…“ erwiderte Rochefort und entriss dem Unbekannten den Umschlag. „Vorsichtig, den hat mein Vater geschrieben.“
„Tatsächlich?“ Rochefort zeigte sich unbeeindruckt. Er riss den Umschlag auf und begann vorzulesen. Die Schwarzroten kommentierten jedes Wort mit hämischem Gelächter. „Tréville, mein teurer Freund… ich lege es in deine Hände, zu entscheiden, ob in meinem Sohn das Herz eines Musketiers schlägt. Er ist ein guter Junge. Ich hoffe nur, dass wir ihn nicht allzu sehr …“ Rochefort hielt inne und lachte ebenfalls. „…verhätschelt haben? Hat ja eine hohe Meinung von dir, dein alter Herr.“
„Was?“
Der junge Mann, der sich als D’Artagnan vorgestellt hatte, konnte es nicht glauben und wollte Rochefort den Brief wieder wegnehmen, der knüllte ihn jedoch nur zusammen und warf ihn wie ein Ball einem der Uniformierten zu. Der warf ihn seinem Kollegen zu, welcher den Brief letztendlich zerriss, die Schnipsel in den Schnee warf und darauf herumtrampelte.
„Auf was wartest du noch, Bürschchen?“ höhnte Rochefort. „Nimm deine klapprige Schindmähre und verschwinde!“
„Untersteht es Euch, mein edles Tier zu beleidigen“, rief D’Artagnan. „Du hast den Hauptmann doch gehört“, bemerkte einer der Schwarzroten. „Oder etwa nicht? Er sagte: Nimm deine klapprige Schindmähre und hau ab.“ wiederholte er die Worte Rocheforts, um den jungen Mann zu provozieren. Der andere Leibgardist war inzwischen an das Pferd herangetreten und versetzte ihm jetzt einen Schlag, dass es sich aufbäumte und mit einem Wiehern davonlief. D’Artagnan war entsetzt. „Mein Pferd! Oh nein… Pomme de Terre…“ Er hastete davon und bemühte sich, das Pferd einzuholen.
„Chapeau, Rochefort!“ rief Milady sarkastisch und applaudierte. „Wieder eine Heldentat vollbracht…“
„Milady de Winter…“ Rochefort scheuchte die anderen Wachen zurück in die Gaststube, dann trat er näher an sie heran. „Kommen wir zum Thema. Was habt Ihr auf der Insel in Erfahrung gebracht?“
„Dem Kardinal drohen ernste Schwierigkeiten“, erklärte Milady. „Die Hugenotten haben England um Beistand ersucht, und der englische König beabsichtigt, ihrem Hilferuf Folge zu leisten…“
„Dann steht uns Krieg mit England bevor?“ fragte Rochefort entsetzt.
- „Nicht nur das“, fuhr Milady mit ihrem Bericht fort. „Denn England kann auf den Beistand seiner spanischen Verbündeten hoffen…“ – „… und wir wären von zwei Seiten eingeschlossen…“ wusste der Hauptmann ihren Satz zu vollenden.
Milady nickte zustimmend.
„Soll der Kardinal sehen, wie er da wieder herauskommt.“ bemerkte sie dann. „Ich habe meinen Teil getan…“ Sie wirbelte herum und ging in die Gaststube zurück. Rochefort folgte ihr. „Ach, ich freue mich ja so auf Paris…“ fuhr Milady fort und zog ihren schweren Mantel wieder aus. Achtlos ließ sie ihn fallen, aber Rochefort fing ihn auf. Während er ihn Milady regelrecht wieder in die Hand drückte, zischte er:
„Ihr seid nach wie vor verbannt! Vergesst das nicht!“
- „Was?!“ Milady glaubte, dass sie sich verhört hatte. Wusste Rochefort denn nicht, dass sie… „Aber ich habe nicht vor… und der Kardinal hat doch gesagt, ich sollte…“
Rochefort ließ sie nicht ausreden.
„Ihr bezieht hier Quartier und verhaltet Euch so unauffällig wie möglich. Ich fahre nach Paris, um den Kardinal über die Zuspitzung der Lage zu unterrichten. Ihr wartet hier auf weitere Befehle.“
„Rochefort, … mein Wunsch…“ – „Der tut hier nichts zur Sache“, unterbrach der Hauptmann unwirsch. „Hier zählen ausschließlich die Wünsche des Kardinals.“ Er winkte den beiden anderen schwarzroten. „Männer?“ Die beiden Leibgardisten traten auf ihn zu. „Hauptmann?“ - „Wir fahren sofort wieder zurück nach Paris. Gehen wir.“ Rochefort ließ Milady einfach stehen und die anderen folgten ihm wortlos.
Milady blieb allein zurück. Nein, Rochefort hatte sich nicht verändert, er war immer noch so unmöglich wie vor drei Monaten und konnte sie auch immer noch nicht wirklich ausstehen. Warum hatte er denn nicht gewusst, dass die Verbannung aufgehoben war? Oder hatte sie etwas falsch verstanden? Nein, sicherlich nicht.
Nachdenklich ging sie die Treppe hinauf in ihr Zimmer. Dort hängte sie lediglich den Mantel auf, setzte sich an die Frisierkommode, die in der Nähe des Fensters stand und las zum wiederholten Mal den Brief Richelieus.