Hihi - ich weiss ich bin gemein
Aber ich will mal nicht so sein und euch nicht so lange warten lassen! Ich freue mich sehr über eure Rückmeldungen und mich würde ausserdem interessieren, wer hier eigentlich alles noch so mitliest
15.Kapitel«Süsse, da bist du ja! Ich habe dich schon überall gesucht!», Mark wurde von Alixa unterbrochen, die die Balkontüre weit aufgerissen und somit die gerade fast schon vertraute Stimmung zwischen ihm und der Schweizerin ein für alle Mal kaputt gemacht hatte.
«Ja, ich bin hier!», kam es etwas überrumpelt von der Blondine, die einen kurzen Blick in Richtung des Musicaldarstellers warf, ehe sie sich schliesslich wieder ihrer Freundin zuwandte.
«Wir holen jetzt Anouks Kuchen!», erklärte die Brünette mit einem breiten Lächeln, während sie ihre Kollegen mit hochgezogener Augenbraue musterte.
«Alles klar bei euch?».
Die Hamburgerin wusste sehr wohl, dass Romy und Mark nicht unbedingt das, was man einen guten Start nennen würde, miteinander gehabt hatten. Aus diesem Grund war sie sich auch nicht so sicher, ob es wirklich eine gute Idee war, dass die beiden hier so gemeinsam draussen waren.
So ganz alleine.
Nicht, dass die beiden sich noch an die Gurgel gingen und die Voraussetzung für ein normales Miteinander endgültig vergeigten.
«Sicher!», kam die prompte Antwort der Schweizerin, die sich an einem leichten Lächeln versuchte.
«Na dann komm mit!», Alixa machte eine ungeduldige Handbewegung und war mit diesen Worten auch schon wieder nach drinnen verschwunden, womit die beiden Musicaldarsteller erneut alleine gelassen wurden.
Für einen kurzen Augenblick blieb Romy einfach wortlos stehen, ehe sie noch einmal in Marks Richtung blickte.
Wenn sie es nicht besser gewusst hätte, dann hätte sie gesagt, dass er die Mauern, die vorhin fast ein bisschen zu bröckeln gedroht hatten, wieder aufgebaut hatte.
Und zwar höher, als sie vorhin noch gewesen waren.
«Kommst du auch mit rein?», wollte sie vorsichtig mit einem Ansatz eines leichten Lächeln, von ihm wissen, während ihr Herz fest gegen ihre Brust schlug.
«Ja, ich komme gleich nach!», antwortete er ihr schnell und sah ihr nach, wie sie schon bei der Balkontüre stand, als sie sich noch einmal zu ihm umdrehte.
Es wollte ihm nicht so ganz gelingen ihren Gesichtsausdruck richtig zu deuten, doch er hätte schon fast gesagt, dass in ihren Augen so etwas wie Enttäuschung mitschwang, worauf sich sein Herz schmerzend zusammenkrampfte. Schnell drehte er sich deshalb von ihr weg und hörte nur eine Sekunde später, wie die Balkontüre ins Schloss fiel.
Zischend stiess der blonde Mann die Luft aus.
Im Moment war er einfach nur wahnsinnig wütend auf sich selbst.
Wieso in aller Welt war er gerade nicht im Stande gewesen Romy zu sagen, was er ihr doch eigentlich schon vor Wochen hätte sagen sollen?
Zum einen, dass es ihm Leid tat, dass er sie einfach so im Regen, mit Kaffee überschüttet, hatte stehen lassen, was definitiv nicht die feine Art gewesen war und zum anderen, was noch viel wichtiger als die Entschuldigung war, dass ihn ihrer Begegnung total aus dem Konzept gebracht hatte.
Dass ihm ihre blauen Augen einfach nicht mehr aus dem Kopf gehen wollten und er sich ständig fragte, was ihr wohl wiederfahren sein musste, dass in zwei Augen so unglaublich viel Schmerz liegen konnte.
Und auch, ob es nicht irgendetwas gab, was er hätte tun können um ihr ein kleines bisschen von all diesen Sorgen zu nehmen.
Auch wenn sie beide sich doch eigentlich gar nicht richtig kannten.
Doch er hatte überhaupt keine Ahnung, wie er ihr das gerade hätte erklären sollen.
Ohne, dass sie schreiend vor ihm weggelaufen wäre und ihn für einen total verrückten Spinner gehalten hätte.
Denn wie hätte er etwas, dass er doch selbst nicht einmal verstand, einer fast unbekannten Frau erklären sollen?
Wie hätte er es in Worte fassen sollen, dass dieser kleine Moment zwischen ihnen beiden einfach alles für ihn geändert hatte,.
Weil da irgendetwas zwischen ihnen beiden passiert war, dass er nicht in Worte fassen konnte.
Dass er mit einem Mal angefangen hatte, über Dinge nachzudenken, die ihn früher nie beschäftigt hatten.
Dass er seine Entscheidungen in Frage stellte und einfach nicht mehr sicher war, was richtig und was falsch war.
Dass er sich fragte, was er eigentlich von seinem Leben wollte, obwohl er das doch scheinbar immer ganz genau gewusst hatte.
Seit er denken konnte hatte er einen Plan für sein Leben gehabt, doch jetzt, vom einen auf den anderen Moment, war nichts mehr beim Alten.
Und das alles, war nur durch diese Begegnung im Regen ausgelöst worden.
Durch den Blick in diese wunderschönen blauen Augen.
Je länger er auch jetzt wieder darüber nachdachte, desto verrückter erschien ihm die ganze Sache und er hatte das Gefühl, dass er mit einem Mal überhaupt nichts mehr wusste.
Nichts ausser, dass ihm diese Augen einfach nicht mehr aus dem Kopf gehen wollten, egal wie sehr er es auch schon versucht hatte.
Doch weder die Verdrängung noch die Konfrontation hatte etwas daran ändern können.
In den letzten paar Wochen hatte er alles getan um Romy aus dem Weg zu gehen und er wusste, dass er sie mit seinem Verhalten verletzte, nur zu deutlich hatte er dies immer wieder an ihren Reaktionen gesehen.
Doch trotzdem hatte er einfach nicht anders gekonnt.
Konnte immer noch nicht anders.
Weil er Angst hatte.
Angst, dass er gerade dabei war, wieder anzufangen irgendetwas zu fühlen.
Fühlen. Etwas was er doch schon so lange aufgehört hatte.
Natürlich, er war in einer jahrelangen Beziehung, doch richtig zu fühlen, dass hatte er schon vor Ewigkeiten aufgehört.
Wenn es doch nur irgendjemanden gegeben hätte, dem er sich hätte anvertrauen können.
Doch die einzige Person, mit der er darüber hätte reden können war nicht mehr hier.
Seit sechs Monaten schon.
Sechs Monate, die sich wie verfluchte sechs Jahre anfühlten.
Während Mark immer noch draussen stand und seinen Gedanken nachhing, war Romy mit all den anderen Gästen drinnen, wo Anouks Geburtstagstorte unter grosser Begeisterung angeschnitten wurde.
Die Niederländerin kam aus dem Staunen gar nicht mehr heraus und all die Arbeit, die die drei Musicaldarstellerinnen gehabt hatten, wurde damit mehr als belohnt.
So sehr die Schweizerin sich allerdings auch anstrengte, ganz bei der Sache war sie einfach nicht.
Immer und immer wieder kreisten ihre Gedanken um das Gespräch mit Mark und um das was da eben draussen auf dem Balkon zwischen ihnen gewesen war.
Für ein paar Momente hatten sie beide sich schon fast normal unterhalten können, etwas was sie in den letzten Wochen nie geschafft hatten, doch dann waren sie von Alixa unterbrochen worden.
Und das noch bevor Mark ihr hatte sagen können, was er eigentlich gewollt hätte.
Besonders nachdem Mark nicht mehr zu ihnen nach drinnen gekommen war, sondern scheinbar ohne richtige Verabschiedung nach Hause gefahren war, beschäftigte sie der Gedanke, wie ihr Gespräch wohl ohne die Störung verlaufen wäre noch mehr.
Auch über die nächsten Tage, die relativ ereignislos vergingen, hatte Romy immer noch daran zu knabbern, dass sie nicht wusste, was Mark ihr hatte sagen wollen. Doch ihr war auch klar, dass sie nur eine richtige Antwort darauf erhalten würde, wenn sie ihn darauf ansprechen würde.
Jedoch fehlte ihr für diesen Schritt momentan einfach der Mut.
Zwischen ihr und Mark blieb alles beim Alten.
Sie beide gingen sich genauso, wie auch schon vor ihrem kurzen Gespräch, mehrheitlich aus dem Weg und ihr Kontakt wurde auf ein Minimum beschränkt.
Es war bereits Ende Juni, als die vier Musicaldarstellerinnen total übermüdet, gemeinsam nach einer Abendshow nach Hause kamen. Sie alle hatten diese Woche acht Shows gespielt, was definitiv an ihren Kräften zehrte.
Besonders Anouk war den ganzen Abend über schon unheimlich müde und hatte jetzt das Gefühl, halb verhungern zu müssen.
Auf direktem Weg ging sie deshalb in die Küche, wo sie den Kühlschrank öffnete und dessen Inhalt aufmerksam unter die Lupe nahm. Es war nicht unbedingt immer ein Vorteil in einer WG zu leben, da man oftmals einfach überhaupt keinen Überblick mehr über seine Vorräte hatte und mit Schrecken musste sie jetzt feststellen, dass sie überhaupt keinen Frischkäse mehr hatten.
Im Moment ernährte sie sich fast ausschliesslich davon, was sehr zur Erheiterung ihrer Freundinnen diente.
Zielstrebig griff sie nach dem Einmachglas mit den Essiggurken, welches sie innerhalb von ein paar Sekunden fast komplett leer gegessen hatte. Doch so richtig satt fühlte sie sich immer noch nicht und sie spürte ein dringendes Bedürfnis nach etwas Süssem, weshalb sie kurzerhand das Nutellaglas aus ihrem Schrank holte und ihre Gurke darin tunkte.
«Ist alles klar bei dir Anouk?», Marle warf einen kurzen Blick in die Küche, wo ihre Kollegin am Tisch sass und ass.
«Sicher!», die Blondine tunkte erneut eine Essiggurke in das Nutella, worauf Marle fast schon etwas angewidert ihr Gesicht verzog.
«Und diese Kombination schmeckt auch wirklich?», hackte sie noch einmal nach, immer noch nicht so ganz sicher, was sie davon halten sollte.
«Ja schon», die Niederländerin nickte heftig, hielt dann aber in ihrer Bewegung inne und starrte auf die Salzgurke in ihrer Hand.
Schon alleine deren Anblick reichte aus, dass ihr mit einem Mal furchtbar schlecht wurde, und sie fast schon fluchtartig ins Badezimmer hastete, wo sie sich heftig übergab.
Als Anouk vorsichtig wieder aufstand merkte sie, dass ihre Beine immer noch furchtbar wackelig waren und sie musste sich kurzerhand am Waschbecken aufstützen.
Die Blondine blickte in ihr müdes Spiegelbild und musterte sich aufmerksam.
Unter ihren blauen Augen hatte sie tiefe Ringe, sie war blass und ihre Wangenknochen wirkten heute Abend ganz besonders ausgeprägt.
Während sie sich immer noch betrachtete schoss ihr mit einem Mal, wie ein Blitz, ein ganz schrecklicher Verdacht durch den Kopf. Fast schon wie in Trance griff sie nach ihrem Telefon, welches sie in ihrer Hosentasche hatte und checkte ihre Regelapp.
Sie hatte das Gefühl, dass ihre Beine erneut unter ihr nachgeben müssten, als sich ihr Verdacht bestätigte.
Sie war längst überfällig, doch irgendwie hatte sie dies in der letzten Zeit einfach immer auf den Stress oder die Nebenwirkungen ihrer Geburtstagsparty geschoben.
Doch jetzt, wo sie sich richtig mit dem Gedanken auseinander setzte, fiel es ihr wie Schuppen vor den Augen.
In der letzten Zeit war sie richtig dünnhäutig und besonders empfindlich auf sämtliche Gerüche gewesen. Besonders der Geruch von frisch gebrühtem Kaffee liess sie schaudern. Zudem hatte sich ihre Haut arg verschlechtert und sie hatte das Gefühl gehabt, dass ihr gesamter Körper einfach nur richtig verspannt war.
«
Amsterdam», schoss es der Niederländerin durch den Kopf.
Sofort tauchten vor ihrem inneren Auge Bilder auf, die sie Nacht für Nacht in ihren Träumen verfolgten und sie am liebsten einfach nur vergessen hätte.
Wie hatte sie bloss so naiv sein können?
Aber es konnte doch nicht wirklich sein, dass…
Sie zwang sich den Gedanken noch nicht einmal zu Ende zu denken, putzte sich ihre Zähne und begab sich schliesslich ins Wohnzimmer, wo sie sich matt auf der Couch niederliess.
Ohne dass sie es irgendwie hätte steuern können, rollten ihr bald auch schon dicke Tränen die Wangen herunter.
Romy, die ein Schluchzen gehört hatte, kam langsam ins Wohnzimmer und setzte sich neben ihre Freundin. Ohne etwas zu sagen legte sie einfach sanft ihren Arm um die weinende Frau.
«Ich… Ich… bin überfällig», platzte es aus der Musicaldarstellerin heraus, worauf Romy sie mit grossen Augen ansah.
«Hey, das hat doch noch überhaupt nichts zu bedeuten. Vielleicht liegt es einfach nur am Stress oder…», vorsichtig strich die Schweizerin ihr eine Träne aus dem Gesicht und versuchte sie irgendwie zu beruhigen.
«Aber…», die Niederländerin schluchzte laut auf und legte ihren Kopf an die Schulter der Musicaldarstellerin, worauf Romy sie instinktiv in eine enge Umarmung zog.
«Was ist los?», Alixa, die die Stimmen der beiden Frauen gehört hatte, kam ebenfalls ins Wohnzimmer und setzte sich auf die andere Seite der weinenden Frau.
Da diese momentan allerdings nicht in der Lage war ihr selbst zu antworten, da sie durch heftige Weinkräfte geschüttelt wurde, kam Romy ihr zuvor.
«Anouks Regel ist überfällig», kam es leise von der Schweizerin, während sie einen Blick auf die weinende Frau in ihrem Arm warf.
«Ach Süsse!», vorsichtig griff Alixa nach der Hand der Niederländerin und bettete diese auf ihren Schoss.
«In der letzten Zeit hatten wir doch immer acht Shows pro Woche und da kann der weibliche Organismus schon einmal ein bisschen durcheinander kommen», kam es bestärkend von ihr.
«Richtig! Und ungewöhnliche Essenskombinationen mag ich auch gerne», meinte Marle, die am Türrahmen lehnte und die ganze Szene aufmerksam betrachtet hatte, mit einem leichten Grinsen.
«Es ist aber nicht der Stress. Es…», Anouk schluchzte erneut auf.
«Hey!», versuchte Romy es erneut und zog die Blonde noch fester an sich. Sie spürte, wie deren Körper heftig durch das Schluchzen erschüttert wurde und in ihrem Magen bildete sich ein seltsamer Knoten. Schnell wanderte der Blick der Schweizerin zu Marle, die tief ausatmete.
«Ich…», Anouk richtete sich ein Stückchen auf und sah in die Gesichter ihrer Freundinnen.
Gerade war sie einfach nur unheimlich froh, dass sie nicht alleine sein musste, sondern ihre wundervollen Freundinnen an ihrer Seite hatte, die immer genau die richtigen Worte zu finden schienen.
«Vielleicht wäre es am einfachsten, wenn du einen Test machen würdest», meinte Alixa leise, während sie sah, wie Anouk darauf ihre Augen weit aufriss.
«Nein das kann ich nicht!» war die sofortige Antwort der Musicaldarstellerin, die schnell ihre Beine anzog und gegen ihren Körper drückte.
«Wenn du willst, geh ich mal eben kurz zur Apotheke», kam es mit einem leichten Lächeln von Marle.
«Wie jetzt?», kam es total erstaunt von Anouk.
«Die Apotheke um die Ecke hat die ganze Nacht geöffnet und so hättest du schon heute Abend Gewissheit», meinte sie.
«Einverstanden?», versicherte sich die Dunkelhaarige noch einmal bei ihrer Freundin, die nach ein paar Sekunden, in denen sie einfach nur regungslos dagesessen hatte, leicht ergeben nickte.