Tanz der Vampire

[davetheking]

Nur um das klarzustellen:

Ich finde TdV zumindest im 2. Akt recht unterhaltsam. Und noch schöner, dass die Menschen in Russland, sich nicht alles verbieten lassen!


Zur "Boykott"-Sache: wir können sicher durch unser Konsumverhalten nicht die ganze Welt retten. Aber ich passe schon auf, was und wo ich kaufe: faire Produkte gibt es viele, faire Reiseziele usw. Das Totschlag-Argument, da kann man eh nix machen heißt: Nach mir die Sintflut. Und die Frage: "Was hat Politik mit uns zu tun?" stellt ja Sally Bowles in Cabaret bereits - die erschreckenden Folgen sehen wir dann ja noch in Ansätzen im Musical selbst.

Wer bei TdV genau hinhört: Wir trinken Blut, wir haben null Moral, was aus dieser Welt wird, ist uns scheißegal... Dann hat Herr M. Kunze bereits schon recht!

[duketgg]

Zur "Boykott"-Sache: wir können sicher durch unser Konsumverhalten nicht die ganze Welt retten. Aber ich passe schon auf, was und wo ich kaufe: faire Produkte gibt es viele, faire Reiseziele usw. Das Totschlag-Argument, da kann man eh nix machen heißt: Nach mir die Sintflut.

Nee, das nennt man Realismus.
Wir sind inzwischen 6 Milliarden auf diesen Planeten. Was soll das Verhalten von einigen Millionen Menschen groß ändern? Selbst wenn die Hälfte der Menschheit in diesselbe Richtung gehen würde, würde das nichts bringen.
Sich für das "Richtige" (und da hat schon mal jeder von uns eine andere Vorstellung davon, was "richtig" ist) zu entscheiden und dementsprechend zu handeln ist löblich und beruhigt das Gewissen, mehr aber auch nicht.

Und die Frage: "Was hat Politik mit uns zu tun?" stellt ja Sally Bowles in Cabaret bereits - die erschreckenden Folgen sehen wir dann ja noch in Ansätzen im Musical selbst.

Widerstand gegen Hitler gab's in Wirklichkeit vom Anfang an.
Hat das was gebracht?
Die Welt war schon immer von einigen wenigen regiert, weil der Mensch am Ende doch nur ein Tier ist - und jede Tiergruppe (Rudel, Schwarm, was auch immer) folgt einfach von Natur aus Alphatiere.
Demokratie gibt es in der Natur nicht - nur Oligarchie.
Oder, wenn man es so nennen will, "the survival of the fittest".
Und jeder hat da so seine Methoden, sich für das Überleben "fit" zu machen.
Es gelingt halt nicht jedem (aus vielen unterschiedlichen Gründen).

[Ophelia]

Oh mann, hätte das geahnt, als ich meinen Kommentar schrieb

@duketgg: Das nicht, aber in Russland leiden genug Menschenrechte. In Ungarn aktuell leider auch, sonst kann ich die ungarische Produktion auch sehr empfehlen.

Wir alle heizen mit russischem Gas und tragen Klamotten, die in Fabriken genäht werden, wo Kinder bis zu 16 Stunden am Tag arbeiten. Wer dreht als erster die Heizung zu und/oder läuft nackig auf der Straße?

Das ist für mich wieder was anderes, nur leider schwer zu erklären... Die oben aufgezählten Dinge sind Sachen, die überlebenswichtig sind. Ich weiß, Kinderarbeit ist schrecklich, und ich hoffe, diese so wenig wie möglich zu tragen.
Unterhaltung hingegen ist nicht überlebenswichtig. Weshalb sollte ich in Russland eine Show ansehen, wenn sie auch in Frankreich läuft? "Protest" (mir fällt grad kein besseres Wort ein) beginnt im Kleinen, z.B. Verzicht auf irgendwas. Ich würde sehr gern nach Russland und die Vampire sehen, aber 1. bin ich mit der Situation dort gerade absolut nicht einverstanden (nein, ich bin nicht der Richter dieser Welt), und 2. wäre mir die Reise dorthin momentan etwas zu aufwendig... Aber ich möchte das auf keinen Fall mit Boykott gleichsetzen!!

Nee, bleiben wir lieber bei den Vampiren...

Ja, bitte!

[duketgg]

Ich war gestern zu der Premiere von Chitty Chitty Bang Bang in München, obwohl ich mit der Politik der CSU nicht einverstanden bin und obwohl ich wußte, dass der Autor des Buches zum Musical ein britischer Spion war.
Wenn ich jetzt zugebe, dass es mir nur teilweise gefallen hat, gibt es für mich noch Hoffnung oder wird man versuchen, meine Seele zu retten, indem man mir einen Pflock zwischen die 6. und die 7. Rippe jagt?

[Ophelia]

Ach ja, wie ich das liebe, wenn Menschen eigentlich wissen, was man meint, und trotzdem noch einen draufsetzen und weiterprovozieren
*diesen Thread für eine Weile ignorier*

[Ceytlin]

Wenn jemand für sich entscheidet eine Veranstaltung aus individueller ethischer Motivation heraus nicht zu besuchen, ist es doch okay, muss doch jeder für sich wissen. Ich werde vermutlich nie ein Musical in Hagen besuchen, selbst wenns da was Tolles gäbe, außer ich muss da sowieso wegen einer Prüfung hin, weil die Stadt so hässlich ist, das ist eine weitaus blödere Motivation

Zu den Vampiren: Als sie in Stuttgart waren, war ich da auch, aber mehr oder minder mittellos *schnief* Ich hoffe es kommt mal wieder her und ich kann es noch sehen.

[Sisi Silberträne]

Bitte wieder zurück zum Thema...

[Ceytlin]

Zu den Vampiren: Als sie in Stuttgart waren, war ich da auch, aber mehr oder minder mittellos *schnief* Ich hoffe es kommt mal wieder her und ich kann es noch sehen.

Hab doch schon übergeleitet Unser damaliger Azubi war da und hat total geschwärmt, aber naja, die hatte auch Eltern die locker das Geld für so ne Musicalkarte hatten. Naja ich hab noch schätzungsweise 43 Jahre Zeit, um mir die Vampire mal anzusehen, also irgendwann werden sie schon mal wieder hier her kommen, oder ich fahre wo hin, so sie gespielt werden, eilt ja nicht. Aber ist auch auf der Liste der Musicals, die mir mein liebster bester Freund empfohlen hat, der lag bisher noch nie daneben was meinen Geschmack angeht. Musik kenne ich und mag ich auch

[duketgg]

Ach ja, wie ich das liebe, wenn Menschen eigentlich wissen, was man meint, und trotzdem noch einen draufsetzen und weiterprovozieren
*diesen Thread für eine Weile ignorier*

Wie Herbert sagen würde:"Pfüh!"

Zu den Vampiren: Als sie in Stuttgart waren, war ich da auch, aber mehr oder minder mittellos *schnief*

Hast nichts verpasst. Da war die Backstageführung das Beste an der Sache.

[davetheking]

Immerhin liebe ich den "Überschuss an Utopie", den ich mir noch behalten habe.

Viele Theaterstücke, vermitteln diesen "Überschuss an Utopie", wie Graf von Krolock in der "unstillbaren Gier".

Gäbe es nur Fatalismus oder Utilitarismus, dann gäbe es weder Musik noch Theater noch Musiktheater. Vgl. "Mut zum Träumen", Linie 1

[serena]

Na vielleicht können sie ja die goldene Maske einschmelzen und dann vom Erlös was zu Essen kaufen...

Ja, aber dann natürlich für die Dorfbevölkerung, damit die Vampire beim nächsten Mitternachtsball nicht wieder abgemagerte Bauern serviert bekommen.

[duketgg]

Viele Theaterstücke, vermitteln diesen "Überschuss an Utopie", wie Graf von Krolock in der "unstillbaren Gier".

Graf von Krolock - ein Utopist?

Gäbe es nur Fatalismus oder Utilitarismus, dann gäbe es weder Musik noch Theater noch Musiktheater.

Musiker, Komponisten & Co. haben auch seit eh und je für Geld gearbeitet.
Ist irgendwie verständlich: Sie wollten von ihrer Arbeit ja auch leben.

Na vielleicht können sie ja die goldene Maske einschmelzen und dann vom Erlös was zu Essen kaufen...

Ja, aber dann natürlich für die Dorfbevölkerung, damit die Vampire beim nächsten Mitternachtsball nicht wieder abgemagerte Bauern serviert bekommen.

Das eigentliche Problem ist, dass es heutzutage immer schwieriger wird, Bauern aufzutreiben.
Von Jungfrauen ganz zu schweigen.

[davetheking]

Um das abzukürzen: Ich darf auch träumen. Theater macht Träume. Krolock war ein Utopist, der ist als Vampir natürlich frustriert, aber seine Analyse ist eine, die Utopien fordert! Viele Glauben Götter, an verschiedenster Art die "Unstillbare Gier" ist natürlich eine Kritik am Ist-Zustand. Es gab vor Jahren mal einen wunderbaren Artikel zur Psychoanalyse in TdV in der "musicals". Es ist gähnend langweilig alles in den Materialismus herunterzubrechen. Daher gibt es ja die "Unstillbare Gier".

TdV ist vom Text her sehr intellektuell und sehr viel Kritische Theorie... Daher mag ich neben "dem Schwamm" das Stück zu Teilen soooooo sehr gern. Im Film ist es noch subtiler, wenn alle glauben, dass am Ende alles gut wird, aber das Böse eben doch genau in die Welt kommt. Kunze drückt dies mit dem Schlusssong sehr effektiv, teils moralinsauer, aus.

Die Vampire laden zum Tanz...

[Ceytlin]

Nu will ich es noch mehr sehen... Sag mal dave, weißt du noch welche Ausgabe das war? Dann könnte ich schauen ob ich die noch nachbestellen mag, das würde mich nämlich interessieren, schon allein da ich Philosophie als Nebenfach habe. Und auch wenn der Artikel eher auf die Psychoanalyse eingeht gibt es da sicher spannende Ansätze, würde mich wirklich interessieren.

[davetheking]

Das ist so lange her, ich finde es aber heraus... Wenn ich es finde PN ich scanne es dir ein.

[Sisi Silberträne]

Viele Glauben Götter, an verschiedenster Art

Viele glauben an Götter verschiedenster Art, oder?

[duketgg]

Ich darf auch träumen.

Wir alle dürfen träumen. Trotzdem müssen wir alle auch irgendwann mal aus dem Bett und in bzw. mit der Realität leben.

Theater macht Träume.

Ja nachdem, was man sich anschaut.

Das ist so lange her, ich finde es aber heraus... Wenn ich es finde PN ich scanne es dir ein.

Wenn du es findest, poste es hier rein.
Es wäre schon interessant, jene Analyse zu lesen.

[Ceytlin]

Danke, dave

[serena]

Das ist so lange her, ich finde es aber heraus... Wenn ich es finde PN ich scanne es dir ein.

Hi, das war übrigens in der Ausgabe 99, Februar/März 2003, Seiten 12 bis 18.

[Ceytlin]

Danke serena