Und noch einmal Milady :)

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Beitragvon ChristineDaae » 06.02.2008, 21:46:23

Diesen Teil finde ich super :D
Das einzige ist; du solltest aufpassen: am Anfang sind die Gedanken gar nicht kursiv gesetzt – was du vielleicht noch machen solltest – und dann hast du das "dachte sie bei sich" auch kursiv gemacht.
Schnell weiter! :D
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Beitragvon Sisi Silberträne » 06.02.2008, 22:08:55

Wieder ein interessanter Teil :) Da tut der Kardinal zeitweise so nett... aber Milady ist eine Frau und daher zweifelsfrei cleverer und gerissener *ggg* Bin sehr gespannt auf die Fortsetzung.

Und um deine Frage zu beantworten: Vergangenheit einstweilen!
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Beitragvon MiladydeWinter » 07.02.2008, 15:54:51

Mal wieder ein sehr schöner Teil.
Bin schon mal gespannt wer derjenige ist mit dem Milady zusammen gerannt ist.
Aber dem Kardinal kann man echt nicht trauen, ich sags doch immer wieder ;)
Bitte schnell weiter..


(Ach ja.. Gegenwart ist besser ;) )

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Beitragvon ChristineDaae » 07.02.2008, 15:55:25

Ich finde im Moment beides gleich gut ;)
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Beitragvon Marie Antoinette » 25.02.2008, 21:18:24

Danke, ihr drei! :D

Und nach einer ziemlich langen Weile gehts auch mal wieder mit nem kleinen Teil weiter...

@Sisi: Inzwischen hab ich auch die Idee mit der Schleimspur umgesetzt, das kommt dann auch irgendwann mal... :wink: :lol:

Aber rat doch mal, was ich aus der Idee gemacht hab... :wink:

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„Anne… du bist es?“ Es handelte sich nämlich um niemand geringeren als Athos.
- „Du bist es?!“ Milady fiel keine bessere Reaktion ein als dieselbe Frage zu stellen.
Ich muss die Gelegenheit nutzen… er muss mir zuhören… ich will nicht mehr in den Kardinalspalast zurückgehen… und wohin soll ich denn sonst?! Er muss mir verzeihen…
„Mein… Ein und Alles… wie ich froh bin, dich zu sehen. Es scheint dir wirklich wieder gut zu gehen… und die Wahrheit über das Attentat hat sich zum Glück herausgestellt… Aber ich kann immer noch nicht verstehen, warum du nicht in dieser Nacht mit mir zusammen weggehen wolltest…“ Sie hielt kurz inne. „Hast du vielleicht gerade etwas Zeit? Ich muss mit dir reden. Es ist sehr wichtig.“
Athos traute immer noch seinen Augen nicht. Es waren drei Wochen bis Weihnachten – und da stand auf einmal wieder sein Engel aus Kristall vor ihm…
Kann ich sie vielleicht jetzt endlich anhören? fragte er sich. Immerhin ist doch die Weihnachtszeit die Zeit der Vergebung…
Im selben Moment fiel ihm etwas auf, das seine Laune wieder etwas verdüsterte.
„Wo warst du denn die letzte Zeit?“ fragte er deshalb anstelle allem anderen, das ihm eben noch durch den Kopf gegangen war. „Ich habe dich seit jener Nacht kurz vor dem Geburtstag des Kardinals nicht mehr gesehen…“
„Ich war…“
Milady überlegte. Sie konnte ihm wohl schwer die Wahrheit sagen, dass sie in England für Seine Eminenz den Kardinal spioniert hatte. Im selben Augenblick bog jedoch jemand anderes um die Ecke… jemand in einem schwarzroten Mantel und mit einer Augenklappe. Rochefort.
„Ach, da seid Ihr, Milady de Winter!“ rief er aus und klang sehr erleichtert. Offensichtlich war er auf der Suche nach ihr gewesen.
„Was gibt’s denn, Rochefort?“ erwiderte sie entnervt. Musste der denn ausgerechnet jetzt auftauchen, wo sie sich sicher gewesen war, endlich von ihm und Seiner Eminenz wegzukommen…. Wie Recht doch der Kardinal im Sommer gehabt hatte, als er gemeint hatte, Rochefort müsste einem immer alles verderben…
„Seine Eminenz hat mich beauftragt, Euch zu suchen und in den Kardinalspalast zu begleiten.“
„Da geh ich aber sicherlich nicht mehr hin!“ erwiderte Milady fassungslos. „Was meint der denn, wer er ist?! Schert Euch gefälligst weg! Habt Ihr nichts Besseres zu tun, als mir zu folgen?“ – „Ich befolge nur Befehle“, erwiderte Rochefort ganz ruhig. „Außerdem soll ich Euch noch etwas ausrichten…“
„Ich will nichts davon hören!“ rief Milady ungehalten.
- „Was ist denn auf einmal los mit Euch?“ Rochefort verstand die Welt nicht mehr. „Gibt es nicht auch einen Befehl, den Euch der Kardinal gegeben hat? Mir hat er gesagt, ich soll…“
„Scht!“ Milady legte warnend den Zeigefinger auf die Lippen. Rochefort schien es gar nicht bemerkt zu haben, dass Athos daneben stand. „Haltet gefälligst die Klappe!“ fügte sie hinzu. Athos verkniff sich ein Grinsen. Vielleicht hatte er ja doch nicht Recht mit seiner Vermutung. Es war alles so verwirrend.
„Na gut, in dem Fall…“ Rochefort sah um die Ecke. „Männer?“
Zwei Schwarzrotuniformierte kamen angelaufen. Es waren dieselben, die ihn auch schon nach Calais begleitet hatten.
„Was gibt’s, Hauptmann?“ Sie wurden im Gegensatz zu Rochefort sofort auf Athos aufmerksam. „Macht der etwa schon wieder Ärger?“ – „Nein, dieses Mal ist ausnahmsweise einmal Milady de Winter das Problem… nehmt sie mit und sorgt dafür, dass sie den Kardinalspalast nicht verlässt.“ - „Jawohl.“ Der erste Uniformierte trat vor und packte Miladys Arm. Sie war zu verwundert, um sich zu wehren.
„Eine Sekunde mal, Hauptmann!“ wollte Athos dazwischen gehen, Rochefort sah ihn jedoch finster an. „Das ist eine Sache zwischen ihr und Seiner Eminenz, Athos“, erklärte er dem Musketier mit einem warnenden Unterton in der Stimme, „und Ihr haltet Euch da am besten raus. Sonst könnte das sehr unangenehme Folgen für Euch haben.“

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Beitragvon Sisi Silberträne » 25.02.2008, 21:26:31

Dubidubidu... *Hammer zück* *Rochefort eins übern Schädel zieh* :twisted: *flöt*

Endlich wieder eine Fortsetzung!! Grad an so einer fiesen Stelle aufhören, schnell weiter!
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Beitragvon ChristineDaae » 26.02.2008, 14:45:36

Ich finde den neuen Teil super so :) *Daumen hoch*

Schick mir bald wieder einen neuen ;)
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Beitragvon Marie Antoinette » 27.02.2008, 20:08:11

Danke, ihr zwei! :)

@Christine: Ich bin dran.... bekommst vielleicht bald mal wieder was... :wink:

Weiter mit nem kurzen Vergangenheitsteil...

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- - Zehn Jahre früher- -



Ich werfe einen Blick auf mein Tagebuch.
Mein letzter Eintrag war an dem Tag geschrieben worden, als ich in London angekommen war. Das ist schon fünf Jahre her… Wie zuversichtlich war ich gewesen. Ach ja, ich hatte gedacht, es würde alles gut werden… wie naiv das doch von mir war. Ein Beginn von etwas? Natürlich, nur von was? Neuen schwierigen Zeiten. Ja das war es, nicht mehr und nicht weniger. Beatrice war so nett zu mir gewesen, hatte mich im Haus herumgeführt und mir mein Zimmer gezeigt – noch eine Spur schöner und größer als das zuhause – aber als der Rest der Familie aufgetaucht war, zerfielen meine Hoffnungen schlagartig.
Die beiden Töchter sahen mich als Rivalin, die Mutter als Verbrecherin – niemand fragte, weswegen ich verbannt worden war, rechneten aber mit dem Schlimmsten – und der Vater… na ja… Der ging erst auf seine Schwiegermutter – genau das war Beatrice nämlich – los. Noch heute höre ich ihn schimpfen.
„Du glaubst doch nicht wirklich, dass wir die Verbannte wie eine Tochter behandeln?! Wir wissen nicht, was ihr vorgeworfen wurde… aber das muss schon sehr schwerwiegend gewesen sein… Nein, wir behalten sie eine Weile hier bis sie englisch kann, aber sie muss uns natürlich im Haushalt helfen….“
Und so weiter.
Ein besseres Dienstmädchen bin ich geworden, das hatte er gemeint. Ich durfte zwar am Privatunterricht der Töchter teilnehmen und bekam selbst Englischstunden von einem etwas zerstreuten Professor und das schöne Zimmer durfte ich auch behalten, aber sonst musste ich jede freie Minute arbeiten. Die Töchter ließen zudem noch keine Gelegenheit aus, mich zu piesacken. Bald fand ich auch heraus, warum – wegen mir hatte die eine ihr Zimmer verlassen und mit ihrer Schwester in ein gemeinsames ziehen müssen… dabei war das Haus doch groß genug… Und ihre Mutter hatte wohl vergessen, dass sie in England auch einmal in derselben Situation gewesen war wie ich – sie behandelte mich so sehr von oben herab, als hätte sie immer zu haute volée von London gehört und wäre schon immer dort am Königshof ein- und ausgegangen.
Was den Vater angeht… ich behalte dies besser für mich. Ich war immer froh, wenn er nicht zuhause war… es gab nur zwei Männer in meinem Leben, die nicht so waren wie er. Mein Großvater natürlich und … Athos.
An ihn musste ich entgegen meines Ziels, meine Vergangenheit zu vergessen, sehr oft denken. Meinen Ehering hatte man mir zwar weggenommen, aber die Erinnerungen an ihn waren natürlich noch da und würden sich auch niemals verdrängen lassen. Ich würde vielleicht hier in England nie glücklich werden… aber immer wieder schlichen sich Bilder unserer gemeinsamen Zeit in meine Gedanken.
Oft stand ich nachts, wenn ich wieder von Alpträumen aufgeweckt wurde, am Fenster, sah in die Sterne und dachte, was er wohl gerade macht? Möglicherweise sieht er denselben Stern wie ich… und für mich war er auch immer ein Stern der Hoffnung… Ob er noch an mich dachte oder mich aus seinem Herzen getilgt hatte? Eigentlich war das nicht möglich…
Eines Tages traf jedoch ein offizieller Beschluss aus Frankreich ein, als ich gerade Englischstunde hatte. Ich wurde herausgeholt und musste den Beschluss lesen, der eine so schreckliche Nachricht enthielt, dass ich erst einmal einen gewaltigen Schock bekam.
Meine Eheschließung war aufgrund der fehlenden Genehmigung des Kardinals nachträglich aufgehoben worden und mir wurde der Name de la Fère und der Titel den ich erhalten hatte, endgültig und offiziell aberkannt.
Und wer hatte diesen Beschluss zu verantworten? Ich brauchte gar nicht auf das Siegel und die Unterschriften auf der letzten Seite zu schauen – mir reichte dieses grässliche „Auf Veranlassung Seiner Eminenz des Kardinals Richelieu“ etwa an der gleichen Stelle wie damals auf dem Verbannungsbeschluss…
Jedenfalls – abgesehen von Beatrice war die Familie Murdoch … oder La Rochelle… genau das, was Beatrice über den Kardinal gedacht hatte: Auf der ganzen Linie „scheinheilig“. Ich wollte unbedingt herausfinden, weshalb die La Rochelles verbannt wurden, aber ich kam nicht weiter. Die verschwiegen ihre Vergangenheit genauso, wie ich nach Ansicht der Kardinalswachen tun sollte und auch die ganze Zeit tat.
Heute ist der Tag meines einundzwanzigsten Geburtstags. Ich bin volljährig. Mit einer Feier habe ich zwar nicht gerechnet, aber es ist tatsächlich passiert. Beatrice hatte eine kleine Feier für mich organisiert und weil das Familienoberhaupt nicht da ist, war es doch ein ganz schöner Tag. Beatrice hat mir sehr viele Geschenke gemacht – zum Glück erst gegen Ende der Feier, denn natürlich hat das den anderen nicht gefallen.
Ich werde jetzt jedenfalls dieses Haus verlassen und meinen alten Vorsatz von der Unabhängigkeit in die Tat umsetzen. Mit dem Geld von Beatrice und dem Rest von dem, was ich aus Frankreich mitgenommen habe, werde ich schon eine Weile durchkommen.
Ich werde erstmal in eine Pension ziehen und dann anfangen, mein erstes Ziel das ich hatte als ich in England angekommen war, umzusetzen.
Wenn ich schon keine französische Gräfin mehr bin, musste ich doch eine englische Milady werden. Aus eigenen Stücken. Ich würde mich jetzt endgültig nicht mehr auf jemanden verlassen… Es ist schon alles gepackt. Gleich werde ich für immer von diesem Ort verschwinden.

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Beitragvon ChristineDaae » 28.02.2008, 16:42:19

Schöner neuer Teil, Kompliment :)
Schnell weiter! :D
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Beitragvon Sisi Silberträne » 28.02.2008, 17:03:39

Juhu, ein neuer Teil *freu*
Bin gespannt was ihr nun weiter passiert in England, jetzt wird es interessant.
Warum im Übrigen nahm die Familie sie auf, wenn die doch wussten, dass sie ein schlimmes Verbrechen begangen haben muss?

Aber wenn der schon fünf Jahre nach ihrer Verbannung anfängt, ist das doch eigentlich nimmer zehn Jahre früher, oder? ;)
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Beitragvon MiladydeWinter » 04.03.2008, 13:25:59

Beide Teile sind wirklich wieder sehr schön geworden.

Rochefort muss ja wirklich immer zu den ungünstigsten Zeitpunkten stören. :roll:
Ich hoff die beiden können sich aber irgendwann doch noch aussprechen..

Der Vergangeneheits Teil ist auch super geschrieben.

Bitte schnell weiter ;)

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Beitragvon Marie Antoinette » 23.03.2008, 15:39:17

Danke, ihr drei! :)

@Sisi: Stimmt, zehn Jahre früher sind es nicht mehr... werd in Zukunft drauf achten..

Warum die Familie sie aufgenommen hat? Sagen wir einfach mal - die wurde dazu gezwungen... immerhin haben die selbst auch so ihre Schatten in der Vergangenheit, weswegen sie selbst verbannnt wurden und damit das nicht irgendwann doch wieder ans Tageslicht kommt, schulden sie dem Kardinal auch ab und zu mal einen Gefallen... :wink:

So, das hat jetzt eine Weile gedauert, aber rechtzeitig zu Ostern gibts mal wieder ne neue Fortsetzung... :D

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- - Gegenwart - -



Am Nachmittag des selben Tages saß Milady in der Bibliothek des Kardinalspalastes auf dem Boden vor einem Kaminfeuer, spielte gegen sich selbst Schach und dachte über mehrere Dinge gleichzeitig nach. In erster Linie das erneute Wiedersehen mit Athos. Es hatte irgendwie so ausgesehen, als ob er sein altes Mißtrauen endlich vergessen hatte und sich wirklich mit ihr unterhalten wollte, wenn da nicht Rochefort aufgetaucht wäre… Er hatte sogar Anstalten gemacht, ihr helfen zu wollen, es dann aber wahrscheinlich nur deswegen nicht getan, um nicht wieder Schwierigkeiten mit den Schwarzroten zu bekommen.
Genau aus dem Grund war sie auch selbst mitgegangen… oder hatte sich genauer gesagt regelrecht abführen lassen. Natürlich hatte sie zurückkehren müssen, und genauso selbstverständlich war es auch, dass sie sich wieder geschlagen geben und Rochefort helfen musste… Noch hatte sie nämlich nicht das erreicht, was sie wollte…
Milady sah auf das Schachbrett. Wie ging das Lied weiter, das sie seit ihrer Rückkehr immer wieder vor sich hingesungen hatte:
Gelitten hab ich lang genug, die Dame ist am Zug…“
Sie setzte die weiße Spielfigur ein Feld nach vorne. Nein, aufgeben würde sie nicht, sondern weiter ihrem einzigen Ziel folgen.
„All meine Kraft will ich dafür verwenden, wieder bei ihm zu sein, und ich werde nie wieder mein Leben verschwenden, denn dieses Mal… muss der Kardinal mich von allem befrei’n!“
Warum hatte der sich eigentlich so merkwürdig benommen und warum war er denn so schlecht gelaunt gewesen? Inzwischen glaubte Milady die Antwort zu kennen. Das hing natürlich mit den schlechten Nachrichten zusammen… und natürlich konnte er sich nicht wirklich über ihre Rückkehr freuen… denn im Louvre hatten die Wände manchmal Augen und Ohren und schnell konnte jemand etwas erfahren, den das alles gar nichts anging.
Nein, war sie sich auf einmal sicher, er hatte sich nicht drei Monate lang verstellt. Nur ein paar Minuten lang…
„Und die toten Liebeslieder feiern ihre Wiederkehr und verstummen niemals wieder, nein nie mehr, nie mehr, … nie mehr.... ich bin zurück! Für alle Zeit, für alle Zeit… zurück!“
Warum gingen ihr denn nur dauernd diese Lieder durch den Kopf? Das war nicht das einzige, sie musste auch immer wieder an „Jenseits der Nacht“ und vor allem „Wo ist der Sommer“ denken.. dabei war doch bald Weihnachten, da war es doch eigentlich angebracht, Weihnachtslieder vor sich hinzusingen…
Sie sah wieder auf das Schachbrett und ihr fiel auf, dass sie etwas falsch gemacht hatte. Eigentlich hatte sie weiß gewinnen lassen wollen, aber es sah nach dem Gegenteil aus. Sie nahm einen schwarzen Läufer.
Etwas hatte sie abgelenkt… richtig, es waren Schritte gewesen, die nähergekommen waren. Sie schaute aber nicht auf. Eigentlich konnte es nur eine Person sein, die sie inzwischen wohl beobachtete…
„Schach“, bemerkte sie laut zu sich selbst. Warum musste denn ausgerechnet schwarz gewinnen, so wie es gerade aussah? Sie hätte doch besser auf ihre Figur aufpassen sollen. Schwarz wie der Teil der Uniformen der Leibgardisten des Kardinals… nein, da gab es noch eine Ausweg. Sie wollte gerade eine weiße Figur einsetzen, als ein Schatten auf sie fiel.
„Nicht gerade der weisteste Entschluss, Milady“, bemerkte jemand. „Es gibt auch noch eine andere Möglichkeit, das Spiel zu gewinnen…“
Milady sah auf.
Hatte sie doch richtig vermutet, wer sie da vorhin unbewusst abgelenkt hatte.
„Nur das Spiel hier oder meint Ihr das auch im übertragenen Sinne?“ fragte sie.
- „So, jetzt können wir uns endlich in aller Ruhe unterhalten“, sagte Richelieu zufrieden. Ihre Frage überging er einfach. „Das ging heute morgen im Louvre nicht… das wäre einfach zu gefährlich geworden, wenn.... Dabei hat es mich wirklich gefreut, Euch wiederzusehen… Lilie meines Herzens.“ - „Habe ich es mir doch gedacht, dass Ihr mein Erscheinen zu schätzen wüsstet“, erwiderte Milady. „Aber ich habe jetzt keine Zeit, mich zu unterhalten. Ich sitz’ hier schon den ganzen Nachmittag … außerdem bin ich heute früh aufgestanden, um zur Mittagszeit hier in Paris zu sein… Jetzt sollte ich mich mal etwas ausruhen. Ich gehe in den Westflügel zurück...“
Sie stand auf und wollte ihn einfach stehenlassen, aber der Kardinal packte ihren Arm und hielt sie zurück.
„Ihr bleibt gefälligst hier!“ befahl er.
Das war eindeutig wieder ein Befehl… wo war die Wiedersehensfreude?
Wieder einmal von einer Sekunde auf die andere ein Stimmungswechsel, fiel Milady auf.
„Was macht Euch denn da so sicher?“ konnte sie es nicht lassen, ihn herauszufordern.
Richelieu sah auf das Schachbrett hinunter und trat die weiße Dame mit dem Fuß um.
„Die Frau ist dem Mann untertan“, bemerkte er dann verächtlich, „und ihm in keinster Weise ebenbürtig.“
Milady wurde leichenblass. Auf einmal waren die Erinnerungen an die Vergangenheit wieder gegenwärtig. Schon ein paar Mal hatte der Kardinal das zu ihr gesagt… und mit jedem Mal war irgendeine dunkle Erinnerung verknüpft… der Abend nach der ersten Begegnung… der Tag als sie nach der Heiratsgenehmigung gefragt hatte… das Wiedersehen nach zehn Jahren… und auch nach dem Attentat… und das war die einzige nicht dunkle Erinnerung.
„In unserem Fall nicht“, wagte sie es zu widersprechen. Ihr war nämlich eine scheinbar passende Antwort eingefallen und war deswegen gar nicht mehr aufgeregt.
„Was denn?“
Der Kardinal sah sie verwundert an.
„Ich bin es sehr wohl… Euch ebenbürtig, meine ich… denn wie habt Ihr selbst gesagt? Ich sei intelligent und anders als alle anderen… ich, die Lilie Eures Herzens…“
„Das stimmt natürlich“, gab ihr Richelieu zu ihrer großen Verwunderung Recht, ließ sie los und ging zurück an den Kamin, wo er stehenblieb. „Es tut mir wirklich Leid…“
Milady wollte jetzt endlich wissen, was los war. Ganz offensichtlich stimmte etwas nicht, das hatte auch die ehemalige Kardinalswache angedeutet und dieses ständige Hin und Her zwischen gut und schlecht gelaunt war doch schon ewig nicht mehr vorgekommen…
„Was ist denn nur passiert?“ fragte sie und musste sich gar nicht anstrengen, besorgt zu klingen. Sie war es nämlich tatsächlich. „Irgend etwas bedrückt Euch doch… es ist bald Weihnachten, ich bin wieder zurück und eigentlich sollten wir alle fröhlich sein… statt dessen solche Stimmungsschwankungen, wie sie ewig nicht mehr vorgekommen sind… Das kann doch nicht nur an den schlechten Nachrichten aus England liegen…“
Im gleichen Moment ärgerte sie sich wieder kurz über sich selbst. War das nicht eher unklug gewesen zu sagen? So eine Bemerkung erinnerte ihn doch bestimmt gleich wieder an den ganzen Ärger.
Der Kardinal sah nachdenklich ins Feuer und antwortete ihr nicht.
„Na gut, ich muss es ja nicht unbedingt wissen, wenn Ihr nicht darüber sprechen wollt…“ erwiderte Milady scheinbar verständnisvoll und entschied sich, ihre Strategie zu ändern. Da half wahrscheinlich nur eines… Sie ging wieder auf ihn zu, blieb schräg hinter ihm stehen, strich ihm sanft über die Wange und fragte leise: „Gibt es denn nicht irgend etwas, das ich für Euch tun kann, damit Ihr Eure Sorgen vergesst?“
„Vielleicht…“
Richelieu schien ihr immer noch nicht wirklich zuzuhören, sondern schien mit seinen Sorgen beschäftigt zu sein.
„Ich meine eigentlich nicht, dass ich Euch weiterhelfen muss mit unserem gemeinsamen Plan…“ Milady klang leicht beleidigt. „Ich versteh’ Euch nicht…“ Sie schüttelte den Kopf.
„Dann muss ich Euch eben doch erklären, was heute morgen vorgefallen ist.“ gab der Kardinal nach. „Vor dem Louvre hat eine Audienz stattgefunden…“




- - Ein paar Stunden vorher – aus der Sicht des Kardinals - -



„… die Lage ist äußerst prekär, und deshalb beabsichtige ich, Truppen nach La Rochelle zu entsenden“, bemerkte ich an den König gewandt. „Was?! IHR entsendet Truppen?“ Ludwig klang überrascht.
„Majestät haben nach einer Lösung des Problems verlangt, und diese bin ich dabei, herbeizuführen…“ erwiderte ich unbeirrt. „Außerdem macht mir eines gewaltige Sorgen – größter Kriegstreiber auf der Insel ist ausgerechnet der Herzog von Buckingham… mit dem Eure Gemahlin doch einmal… sehr vertraut gewesen ist…“
„Das war eine Jugendaffäre, lange bevor sie meine Frau wurde. Außerdem nimmt sie keinen Anteil an der Politik. Unsere Ehe mag aus politischem Kalkül heraus geschlossen worden sein, aber Anna und ich haben uns über all die Jahre durchaus zu schätzen gelernt…“, winkte der König ab.
Ich dachte einen kurzen Moment nach. Sollte ich das sagen, was mir gerade durch den Kopf ging oder besser nicht? Ich hielt es für angebracht, es auszusprechen. Seine Majestät wusste ja nicht, wie es wirklich aussah…
„Nun gut, als ein Mann der Zölibat gelobt hat, fehlt es mir vielleicht an Einblick, aber ist es nicht möglich, dass eine solche Liebe nie gänzlich stirbt? Und könnt Ihr mit Sicherheit sagen, dass sie deshalb am Ende nicht doch… mit dem Feind … konspiriert? Ich würde zu gerne wissen, für wen ihr Herz wirklich schlägt. Für Spanien, ihr Zuhause, oder für Frankreich, ihre Heimat…“
Wir traten ins Freie. Auf dem Vorplatz hatten sich bereits die Musketiere versammelt und sagten ihr übliches „Einer für alle und alle für einen“. Meine Leibwache stand ebenfalls dabei. Die Königin stand bereits da, ich verneigte mich respektvoll vor ihr und blieb dann ein paar Schritte hinter ihr und ein paar Schritte neben Constance Bonacieux stehen, die ebenfalls anwesend war. Der König begann mit seiner Ansprache.
„Männer, es herrschen unheilvolle Zeiten, von außen droht uns Krieg. Für uns gilt es nun die Reihen fest zu schließen und zur Rettung all dessen zu eilen, was uns in unserem Frankreich heilig ist.“
„Aus dem Weg!“
Auf einmal kam Rochefort angelaufen und schubste ein paar Musketiere zur Seite. Er sah leicht lädiert aus.
„Aus dem Weg sag ich… aus dem Weg…“ Er hatte sich nach vorne durchgekämpft und verneigte sich. „Eure Eminenz…“Er klang atemlos, als wäre er den ganzen Weg zum Louvre gerannt.
„Rochefort!“ Ich trat neben den König. „Was ist denn geschehen?“
- „Wieder ein Duell… die Musketiere…“
Das hatte ich schon vermutet. Das konnte doch nicht wahr sein. Nicht schon wieder. Da hatte ich doch diese Duelle verbieten lassen, und diese unmöglichen Musketiere, die es nicht einsehen wollten, dass sie und meine Leibwache eine Einheit waren machten einfach immer weiter…
„Ihr!“ Mir war es vollkommen gleichgültig, dass eigentlich der König eine Ansprache hielt. Ich musste dieser versammelten Mannschaft gerade auch mal etwas sagen, wenn sie alle so schön beieinander waren… „Ihr, die Getreuen des Königs, sollt nicht Zwietracht suchen mit unserer Kardinalsgarde, sondern gemeinsam mit ihr für das einzig hehre Ziel auf Erden kämpfen, den Ruhm unseres großen Vaterlandes zu mehren.“ Ich sah auf die Musketiere. „Wer hat das zu verantworten?“
Derjenige sollte sich doch melden, sonst würde ich einfach mal wieder jemanden festnehmen. Die steckten doch alle unter einer Decke – aber irgendein Verräter würde sich bestimmt finden, wenn man die richtigen Maßnahmen ergriff.
Im gleichen Moment trat aus der Menge der Zuschauer ein junger Bursche und deutete zur Verwunderung aller auf Rochefort. „Er hat angefangen!“ Sofort stürmten zwei meiner Leibwachen vor und packten ihn. König Ludwig bedeutete ihnen jedoch, den Burschen loszulassen. „Bitte vergebt mir meine Freimütigkeit“, erwiderte dieser und verbeugte sich vor dem König, bevor er wieder in Rocheforts Richtung sah, „aber er hat wirklich angefangen.“
„Vorlauter Bengel!“
Ich rechnete nicht damit, dass der König ihn bestrafen würde, also musste ich das wohl selbst übernehmen. Was maßte sich dieser dahergelaufene junge Mann nur an, so etwas über Rochefort zu behaupten. „Wie heißt du?“ wollte ich wissen.
„D’Artagnan“, erwiderte er.
D’Artagnan… wiederholte ich in Gedanken. Dieser Name schon wieder….
Ein erstauntes Raunen ging durch die Reihen der Musketiere. Vermutlich erinnerten sie sich auch an diesen Namen.
„D’Artagnan… ach so“, bemerkte ich. „Dann ist es wohl Brauch deiner Sippe, diesen armen Mann hier zu verunstalten.“
Rochefort machte ein bedrücktes Gesicht. Auch ihm war wohl eingefallen, wer wohl der Vater dieses Burschen war und was er ihm vor so vielen Jahren angetan hatte…
„Ich trage diesen Namen mit Stolz und daher muss ich darauf pochen, dass ihr ihn mit gebührendem Respekt aussprecht!“
Der würde es wohl nie lernen… genauso unmöglich wie sein Vater.
Sofort kamen wieder zwei meiner Wachen angelaufen und packten D’Artagnan.
„Was Respekt angeht, hat es dein Vater wohl versäumt, dir welchen beizubringen!“
Ich wollte gerade Befehl geben, ihn abzuführen…“



- - Gegenwart - -




„Und?“ wollte Milady, die dem Bericht neugierig zugehört hatte, wissen, als der Kardinal nicht weitersprach. „Was ist dann passiert?“ – „Der König ist dazwischengegangen. Mischt sich einfach in eine Angelegenheit an, die ihn gar nichts angeht… Schaut mich beinahe vorwurfsvoll an und sagt Eure Eminenz, ihr dürft Euch zurückziehen. Dabei war das eine Sache zwischen mir und diesem D’Artagnan…“
Richelieu war wieder aufgestanden, während er ihr von der Audienz erzählt hatte und sah sie immer noch kaum an.
„Ach, verurteilt ihn doch nicht gleich nur weil er diesen Namen trägt und Rochefort nicht leiden kann, Eminenz“, erwiderte Milady und lächelte vielsagend, „vielleicht wird er ja noch ein gutes Mitglied Eurer Leibwache, wenn wir es endlich geschafft haben mit unserem Plan.“ Sie tat so, als müsste sie einen Moment nachdenken. „Außerdem habe ich ihn schon einmal getroffen, er ist kurz in der Herberge gewesen in der ich mich mit Rochefort getroffen habe… das ist eigentlich ein ganz schön hübscher junger Bursche, dieser D’Artagnan… wie alt wird er sein? Anfang Zwanzig? Und ich bin ja auch noch nicht wirklich alt…“
„In der Tat nicht“, erwiderte der Kardinal mit einem merkwürdigen Unterton.
„Höre ich da etwa mal wieder einen Anfall von Eifersucht?“ überlegte Milady lächelnd. „Aber nicht doch… das hab ich nur so gesagt… Ihr müsst doch nicht eifersüchtig sein…Für mich gibt es im Moment nur einen, den ich will…“
„Meint Ihr damit Euer Ein und Alles?“ wollte Richelieu wissen.
Milady vermutete, dass Rochefort ihm vielleicht schon in aller Ausführlichkeit erzählt hatte, dass er sie zusammen mit Athos angetroffen hatte, als er im Louvre auf der Suche nach ihr gewesen war. War das möglicherweise auch ein Grund für sein Verhalten? Wut über den Verlauf der Audienz und eine wieder aufkeimende Eifersucht?
„Aber nein…ich habe die Hoffnung auf eine Versöhnung mit ihm aufgegeben…“ bemühte sie sich deshalb schnell zu antworten. „Lieber setze ich meine Hoffnung darauf, eines Tages mit Euch gemeinsam über Frankreich zu regieren, Eminenz…“
„Was für ein hohes Ziel…“ erwiderte der Kardinal ironisch, „wie absonderlich das erscheint, wenn man Eure Vergangenheit bedenkt… eine Verurteilte und Verbannte mit einem Brandmal als Frankreichs Königin“ - „Das kann ich nur zurückgeben… ein Kardinal mit solch einer verwerflichen Vergangenheit als Frankreichs Herrscher? Der zu allem Überfluss auch noch eine Geliebte hat?“
Er sah sie finster an.
„Erst einmal muss es überhaupt so weit kommen. Und wenn jetzt auch noch plötzlich so ein unmöglicher Bursche auftaucht, der meint, sich genauso wie sein unmöglicher Vater damals in alles einmischen zu müssen, dürfte das vielleicht schwierig werden.“
„Wie habt Ihr immer gesagt?“ überlegte Milady. „Zusammen werden wir das schon schaffen… es gibt nichts, was uns aufhalten kann…“ Sie wollte nichts mehr von den ganzen Zweifeln wissen. Das passte einfach nicht zu Richelieu. „Und bitte versucht doch jetzt endlich, Eure Sorgen zu vergessen. Schließlich bin ich nun schon einmal hier…“
Eine Zeitlang sagte keiner der beiden mehr etwas, sondern sahen beide jeder in seine eigenen Gedanken versunken ins Feuer. Auf einmal jedoch zog er sie an sich und umarmte sie unerwartet stürmisch.
„Stimmt“, gab er ihr Recht. „Das ist das wichtigste… dass du bei mir bist, Lilie meines Herzens…“ Mit diesen Worten strich er ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht und küsste sie schließlich erst sanft, dann immer leidenschaftlicher.
Am liebsten hätte er sie gar nicht mehr losgelassen. Sie hatte Recht – warum sollte er sich Sorgen machen? Im Moment zählte doch nur, dass sie zurückgekommen war… über alles andere nachzudenken, dafür war jetzt keine Zeit.
Zuletzt geändert von Marie Antoinette am 06.04.2008, 21:33:25, insgesamt 1-mal geändert.

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Beitragvon ChristineDaae » 23.03.2008, 17:18:38

Super! :D Eine sehr schöne Fortsetzung – ich hoffe, ich bekomme auch bald mal wieder Post ;)
Freue dich, wenn es regnet – wenn du dich nicht freust, regnet es auch.
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Beitragvon MiladydeWinter » 06.04.2008, 13:16:09

So besser spät als nie :oops:

Bin jetzt auch endlich mal dazu gekommen die Fortsetzung zu lesen und ich muss sagen sie hat mir auch wieder gut gefallen.
Mir ist blos aufgefallen das du eine relativ lange Stelle zweimal gepostet hast ;)

Freu mich aber auch schon auf die Fortsetzung.

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Beitragvon Marie Antoinette » 06.04.2008, 21:36:10

Danke ihr zwei! :)

@Milady: Stimmt, besser spät als nie... und vielleicht mach ich nächstes Mal einfach kürzere Teile, dann ists auch schneller gelesen ... :wink:

Das mit der zweifachen Stelle mir gar nicht aufgefallen... :oops: hab es eben aber nochmal durchgelesen und ich glaube ich habs gefunden...

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Beitragvon Sisi Silberträne » 06.04.2008, 23:30:34

So, endlich auch mal gelesen, hatte den Teil übersehen *schäm*

Bah, sie sollte dem Hiafler kräftig in die Weichteile treten... aber na ja, das wäre für ihre eigene Gesundheit wohl alles andere als förderlich. Mir gefällt im Übrigen sehr gut, wie du die Entwicklung ihres Charakters aufzeigst.

Nur weiter so!
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Beitragvon Marie Antoinette » 04.05.2008, 13:54:05

Danke, Sisi! *freu* :)

Jetzt sind ja schon wieder ein paar Wochen vergangen, wird wohl mal wieder Zeit für ne Fortsetzung... Voilà.... :)

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- - Fünf Jahre früher- -




Ich hatte meine Sachen gepackt und schlich aus meinem Zimmer, den Flur entlang und die Treppe hinunter, als ich plötzlich jemanden nach mir rufen hörte.
„Anne, warte doch!“
Meinen Namen hatte ich über die ganzen Jahre hinweg behalten, denn es konnte genauso gut ein englischer Name sein. Ich sah mich um – es war Beatrice. Sie sah sehr besorgt aus und hatte sogar Tränen in den Augen.
„Willst du uns denn wirklich verlassen?!“ fragte sie. „Bleib doch zumindest noch heute nacht hier. Es ist gefährlich auf den Straßen… du weißt doch gar nicht, wo du hingehen sollst…“
Ich verstand ihre Besorgnis. Aber mein Entschluss stand fest.
„Es tut mir Leid“, sagte ich. „Ich kann aber nicht mehr hierbleiben. Nicht deinetwegen, Beatrice, du warst immer so nett zu mir und die einzige, die mich verstanden hat… aber die anderen wollten mich doch von Anfang an loswerden. Was war ich als ich hergekommen bin?
Und was bin ich jetzt? Sie haben mir meine ganzen Sachen weggenommen, sogar meinen Ehering… ich habe das alles nur mit dem Gedanken ertragen, dass es nur noch ein paar Jahre dauern wird...“
„Anne…“
Beatrice setzte an, etwas zu sagen.
„Versuch nicht, mich aufzuhalten. Jede Minute hier ist eine Minute zu viel… wenn es nach den anderen gegangen wäre, wäre ich doch schon längst auf der Straße gelandet. Ich habe in Frankreich viel durchgestanden,… da komme ich jetzt bestimmt auch zu Recht.“
„Eines habe ich vergessen, dir heute Nachmittag zu geben.“ bemerkte Beatrice. Sie wusste inzwischen, was mir alles widerfahren war. Ihr hatte ich es nach einer Weile doch erzählt, als der Rest der Familie einmal Urlaub auf dem Kontinent gemacht hatte. Jetzt holte sie etwas aus ihrer Schürzentasche.
„Ein Brief aus Frankreich, der uns mit der ausdrücklichen Anweisung zugestellt wurde, ihn dir erst an deinem 21. Geburstag zu übergeben. Vielleicht wird ja alles gut und deine Verurteilung wird aufgehoben?“
Ich sah auf den Brief in ihrer Hand.
„Wer hat ihn denn zugestellt?“ wollte ich wissen.
„Einer von diesen schwarzrot uniformierten Männern des Kardinals…“ erwiderte Beatrice und dachte kurz nach. „Das müsste so ungefähr vor ein, zwei Wochen gewesen sein…Zum Glück waren die anderen gerade nicht hier und das Dienstmädchen hat sofort mich gerufen. Wer weiß ob du den Brief anderenfalls überhaupt bekommen hättest…“ fügte sie hinzu.
Ich stellte meinen Koffer auf den Boden und nahm den Umschlag, steckte ihn aber nach kurzem Zögern ungelesen in die Tasche meines Mantels. Ich brachte es im Moment nicht fertig, ihn zu lesen. Ich wollte eigentlich gar nicht wissen, was der Kardinal nach fünf Jahren von mir wollte, es waren bestimmt keine guten Nachrichten…
„Aber warum liest du ihn denn nicht?“
Beatrice sah mich verwundert an.
„Weil Seine Eminenz mir dadurch bestimmt meinen Geburtstag verderben will… ich schaue mir den erst an, wenn ich es für richtig halte.“ erwiderte ich und hob meinen Koffer wieder auf. „Und jetzt gehe ich. Aber keine Sorge, ich werde mich bei dir melden, wenn es etwas Neues gibt… Ich werde dich nie vergessen, Beatrice.“
„Anne… pass auf dich auf … und …“
Sie wollte noch etwas sagen, aber ich drehte mich um und ging durch die Eingangshalle. Ohne noch einmal zurückzusehen öffnete ich die Haustür und ließ sie hinter mir ins Schloss fallen.
Draußen war es kalt. Nachmittags hatte es noch geregnet, inzwischen hatte es aber angefangen zu schneien.
Ich ging die Auffahrt hinunter und blieb schließlich auf der Straße unter einer Laterne stehen. Nach kurzem Nachdenken zog ich doch noch einmal den Brief aus Frankreich aus meiner Tasche. Warum rechnete ich mit dem Schlimmsten? Es hatte doch nicht nur schlechte Zeiten zwischen mir und dem Kardinal gegeben… vielleicht hatte Beatrice ja mit ihrer Vermutung auch Recht… vielleicht konnte ich doch zurückkehren – dann würde ich mich jetzt gleich auf den Weg nach Calais machen, dann hielt mich nichts mehr hier in England…
Ich las den Brief nicht zu Ende, sondern ließ ihn schließlich achtlos in den Schnee fallen. Ich wollte nicht mehr daran denken was darin stand. Was für eine Heuchelei… er hatte sich gar nicht geändert…
Ich schaute noch einmal zurück auf das Anwesen der Murdochs oder La Rochelles, und ging dann schnell weiter. So weit war es gar nicht bis zu der Pension, in der ich erstmal unterkommen wollte… das würde ich bestimmt schaffen… Die Straßen waren verlassen und wir lebten immerhin in einer der besten Gegenden Londons…
In Gedanken versunken und den Blick gesenkt ging ich weiter. Auf einmal trat mir jemand in den Weg.
„So spät noch alleine unterwegs? Hat man Euch denn nicht gesagt, dass man sich abends besser nicht mehr allein auf die Straße begeben soll… Mademoiselle?“
Die Anrede wunderte mich und ich sah auf. Ich glaubte nicht richtig zu sehen. Zwei schwarzrot Uniformeirte standen vor mir.
„Was wollt Ihr?“
„Ziemlich respektlos, wie Ihr da eben mit dem Brief Seiner Eminenz des Kardinals umgegangen seid“, bemerkte der erste, „Ihr habt Euch ja überhaupt nicht geändert über die Jahre…“ Er lachte.
„Was wollt Ihr?“ fragte ich ein zweites Mal. Ich war so optimistisch gewesen als ich meine Sachen gepackt hatte, und jetzt hatte ich auf einmal wieder fürchterliche Angst. Wäre ich doch nur bei Beatrice geblieben… wie selbstsüchtig ich gewesen war…
„Wir haben die Familie Murdoch und Euch natürlich über die ganzen Jahre hinweg abwechselnd beobachtet… und jetzt dachten wir doch, wir sollten Euch auch noch recht herzlich zu Eurem Geburtstag gratulieren…“ bemerkte der zweite und lachte ebenfalls.

Der Kardinal hat uns all die Jahre durch diese unmöglichen Schwarzroten beschatten lassen?! Ich glaubte nicht richtig zu hören. Aber ich hatte keinen Grund, an den Worten zu zweifeln.
Der erste Schwarzrote packte mich am Arm.
„Also, meine herzlichsten Glückwünsche, … Madame de la Fère… und weil es doch hier auf den Straßen so gefährlich ist, kommt Ihr jetzt am besten mit…“
„Ich gehe mit Euch nirgendwohin!“ erhob ich Einspruch und versuchte, so bestimmt wie nur möglich zu klingen.
„Das denken wir aber schon“, schloss sich der zweite Uniformierte an. Er nahm meinen Koffer und der erste begann mich die Straße entlangzuzerren. Das Haus der Familie Murdoch entfernte sich aus meiner Sichtweite.
Was hatten die Schwarzroten nur vor…
Im gleichen Moment kam eine Kutsche angefahren und hielt nur einige Meter vor uns an.
Ein Mann in einem schweren Pelzmantel stieg aus.
„Was hat denn das zu bedeuten, meine Herren?“ fragte er ganz ruhig.
- „Das ist doch ein Straßenmädchen… erst macht es uns schöne Augen, und jetzt ziert sie sich… die möchte das doch so…“ erwiderte der Schwarzrote, der mich festhielt.
Ich vergaß schlagartig meine Angst und wurde auf einmal wütend. Was maßte sich dieser Mensch an, so etwas zu behaupten… also das war doch das allerletzte…
„Ein Straßenmädchen, so so…“ bemerkte der Mann mit dem Pelzmantel. „Sieht mir aber gar nicht danach aus… zum einen ist das nicht die Gegend, in der man solche Damen antrifft, zum anderen tragen Straßenmädchen selten so viel Gepäck mit sich herum und zum letzten sehen ihre Kleider auch nicht nach so etwas aus.“
„Dann ist sie halt ein etwas besseres Straßenmädchen, vielleicht hat sie einen Geliebten hier irgendwo und der hat sie rausgeschmissen…“ bemerkte der zweite Schwarzrot Uniformierte.
Ich konnte mich nur wundern. Die hatten vielleicht ein Talent, Ausreden zu erfinden… genauso wie der Kardinal…
„Das ist sie mit Sicherheit ebenfalls nicht“, erwiderte der Mann. Er ignorierte die Schwarzroten, sondern sah jetzt mich an. „Nicht wahr, Anne de Breuil? Ihr habt doch bei der Familie Murdoch gelebt…“
„Ja, stimmt, aber jetzt bin ich volljährig und die Familie hatte ohnehin immer gewünscht, dass ich dann gehe, darum habe ich mich um diese Zeit auf den Weg gemacht…“ Ich sah den Mann verwirrt an. Irgendwie kam er mir bekannt vor. „Ihr seid übrigens…?“ fragte ich ihn.
„Das erkläre ich Euch gleich. Hier draußen ist jedenfalls nicht der richtige Ort für Euch, denn auch in besseren Wohngegenden lungern merkwürdige Gestalten herum...“ Mit diesen Worten sah er verächtlich auf die Kardinalswachen. „Kann ich Euch denn irgendwo hin mitnehmen?“
„Nein, ich weiß nicht wohin… ich steh vollkommen alleine da…“ gab ich zu. Wahrscheinlich war der Unbekannte ein Freund der Familie Murdoch und hatte mich im Haus gesehen… und die hatten dann bestimmt behauptet, ich wäre eines der Dienstmädchen, was ja im weitesten Sinn auch zutraf…
„Dann kommt erstmal mit zu mir, dann sehen wir weiter.“ bemerkte er als nächstes. „Ihr braucht keine Angst vor mir zu haben.“ fügte er hinzu und sah mich freundlich an. Und ich wusste auf einmal wieder, wer er war. Er hatte dem Hausherrn sein Leid darüber geklagt, dass seine erste Frau verstorben war… mir fiel nur der Name immer noch nicht ein… aber ich konnte ihm vertrauen.
„Aber… aber…“
Die Kardinalswachen verstanden die Welt nicht mehr und der erste ließ mich jetzt wahrscheinlich nur aus Verwunderung los.
„Ihr hört jetzt gefälligst auf, der Miss Ärger zu machen, sonst bekommt ihr es mit mir zu tun!“ Der Mann sah mich wieder an. „Also, kommt Ihr mit?“ - „Ja“, antwortete ich schnell. „Vielen Dank, dass Ihr mir geholfen habt.“
- „Keine Ursache.“
Wir stiegen zusammen in die Kutsche und im Weiterfahren fragte ich mich immer noch, wie mein Retter hieß… es fiel mir einfach nicht ein.
„Es tut mir Leid“, bemerkte ich schließlich zerknirscht, „ich weiß, Ihr wart oft im Haus der Familie Murdoch zu Gast, aber ich komme beim besten Willen nicht auf Ihren Namen…“
Ich musste rot geworden sein, denn er lächelte mich freundlich an und bemerkte:
„Das ist doch kein Grund, sich zu schämen, Miss Anne. Ich bin Lord Asriel de Winter.“

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Beitragvon ChristineDaae » 04.05.2008, 15:09:29

Eine tolle Fortsetzung :D Das ist also Lord Winter... Ich bin schon gespannt, wie sich das zwischen den beiden entwickelt ;)
Freue dich, wenn es regnet – wenn du dich nicht freust, regnet es auch.
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Beitragvon Sisi Silberträne » 05.05.2008, 23:57:47

Ohhhh, eine Fortsetzung! *freu*
Ein interessanter Teil, und jetzt wirds ja mal wieder sehr interessant. Hoffe der nächste Teil kommt schneller!
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Beitragvon Marie Antoinette » 31.05.2008, 05:45:07

So... jetzt ist doch schon bald wieder ein Monat vorbei ... aber ich glaube, ich hab die Schreibblockade wieder überwunden... (((nachdem ich ja mal gedacht hab ich geb die ganze Geschichte auf...))) :roll: Mal gucken wies weitergeht... ich find immer noch, die Geschichte wird immer schlimmer...

@Sisi und Christine: Danke für die Kommentare :D

Der Teil ist wieder einmal für Christine... muss dir ja nicht sagen, warum... *knuffel*

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- - Gegenwart - -



Milady stand an einem der Fenster und sah nachdenklich hinaus. Es hatte inzwischen wieder angefangen zu schneien und der Schnee legte sich wie eine Decke über Häuser und Straßen.
Und dieses Wetter ließ sie genauso wie trübe Regentage immer wieder an die Vergangenheit denken. An dem Abend, als sie Lord de Winter begegnet war, hatte es genauso geschneit wie jetzt auch…
Jetzt höre ich aber besser wieder auf, an die Vergangenheit zu denken, ermahnte sie sich.
Ihr fiel nämlich etwas anderes ein. Der Kardinal hatte ihr eine Frage gestellt, bevor sie die Bibliothek verlassen hatten: „Ist es dir schon einmal passiert, dass du jemanden so sehr vermisst hast, dass du geglaubt hast, den Verstand zu verlieren? Dass du gedacht hast, es muss schnell etwas passieren, weil man sonst einen großen Fehler macht und einen Schritt zu weit geht?“
Natürlich hatte sie die Frage bejaht. So war es ihr in der ersten Zeit nach ihrer Verbannung oft gegangen, dass sie Athos vermisst hatte und gedacht hatte, sie würde bald etwas Unüberlegtes tun. Das hatte sie aber natürlich nicht zugegeben und es wäre auch nicht die Antwort gewesen, die Richelieu von ihr erwartet hätte. Es war natürlich so gemeint gewesen, ob sie ihn in den letzten drei Monaten auch vermisst hatte… Sie hatte jedenfalls einfach nur „Ja, dieses Gefühl kenne ich“ geantwortet.
Und eines war ihr wieder einmal schmerzhaft klar geworden – er liebte sie tatsächlich über alles… sicherlich würde er sie erst Recht nicht gehen lassen, wenn sie ihr gemeinsames Ziel erreicht hatten. Warum sollte er auch dem Gnadenbeschluss zustimmen, nachdem er sie dadurch verlieren würde…
Ihr fiel noch etwas ein. Die Zeit in England war trotz der räumlichen Distanz zwischen ihr und Richelieu nicht ausschließlich unbeschwert gewesen. Eine Woche lang war es ihr vielmehr sehr schlecht gegangen.
Nein, dachte sie bei sich, nicht daran denken… es war zwar grauenhaft, aber ich habe es überlebt und so ist schon einmal etwas, was mich und den Kardinal vielleicht noch fester verbunden hätte, aus der Welt… Und überhaupt, ermahnte sie sich, wer sagt denn, dass es der Kardinal war? Es könnte genauso gut Rochefort gewesen sein…
Allein der Gedanke daran ließ Milady schaudern. Das war durchaus eine Möglichkeit gewesen, mit der sie nie hätte leben können… deshalb hatte sie das richtige getan.
Im gleichen Augenblick wurde sie von der Stimme des Kardinals aus ihren Gedanken gerissen. Richelieu war ebenfalls aufgestanden und neben sie getreten. Seine Stimme klang besorgt.
„Alles in Ordnung mit Euch, Lilie meines Herzens?“ wollte er wissen.
„Selbstverständlich“, beeilte sie sich zu antworten, „ich habe nur nachgedacht.“
„Und worüber, wenn ich fragen darf? Oder ist die Frage besser gestellt wenn ich frage, über wen Ihr nachgedacht habt?“
Fast hörte es sich so an, als hätte der Kardinal einen Verdacht. Besorgnis war wieder einem gewissen Misstrauen gewichen.
„Über Euch, Eminenz“, erwiderte Milady ohne lange nachzudenken zu seiner großen Verwunderung.
Und das war nichteinmal gelogen.
„Genauer gesagt habe ich über uns beide nachgedacht. Ich dachte mir, wenn wir mit unserem gemeinsamen Ziel am Ende sind, werdet Ihr mir wahrscheinlich trotz allem nicht die Begnadigung ausstellen…“
„Und warum sollte ich dies nicht tun?“ Richelieu verstand nicht, was sie meinte. „Ich hatte es Euch zugesichert, und daran halte ich mich.“
Als ob er seine Worte noch unterstreichen wollte, ergriff er mit der linken Hand Miladys Hand und hielt sie fest, dann erhob der Kardinal seine rechte Hand, als würde er einen Eid ablegen.
„Glaubt mir, Milady“, sagte er ernst, „ich werde Euch den Beschluss ausstellen, der Euch von den ungerechtfertigten Brandmal freispricht.“
Milady ging bei diesen Worten etwas durch den Sinn, was sie ihn unbedingt fragen wollte. Falls Richelieu dann verärgert sein würde, würde sie ihn schon wieder zu besänftigen wissen.
„Auch wenn Ihr befürchten müsstet, mich, die Lilie Eures Herzens, dadurch zu verlieren? Es könnte ja sein, dass ich mit dem Beschluss zu Athos gehe und er mir nach all den Jahren verzeiht… weil er dann endlich weiß, dass ich … das nicht getan habe.“ fügte sie zur Erklärung der Frage hinzu, weil er sie wieder so verwundert ansah wie kurz zuvor.
„Dies bin ich bereit zu riskieren. Ich habe es Euch versprochen“, erwiderte Richelieu ungerührt. „Im Übrigen glaube ich nicht, dass das passiert… ich habe Zweifel, dass Ihr zu ihm zurückkehrt…“
Jetzt war es an Milady, verwundert zu sein. War das etwa eine versteckte Drohung? Dieser letzte Satz hatte sehr merkwürdig geklungen…
„Warum denn das?“
- „Nun, wer weiß, ob Ihr dann überhaupt noch zu ihm zurückgehen wollt… denn er hat Euch in der Vergangenheit ebenfalls verletzt und war bis zum heutigen Tag nicht bereit, Euch anzuhören… Er hat sich nicht verändert. Und wenn die Musketiere dann aufgelöst werden und er sich weigert, in die Kardinalsgarde einzutreten… dann kann er Euch ohnehin keine Zukunft mehr bieten…“
Er hat vielleicht sogar Recht, überlegte Milady. Athos wird sicherlich nicht in die Kardinalsgarde eintreten, egal was passiert…
„Außerdem… könnte es durchaus sein, dass er dann erst Recht nichts mehr von Euch wissen will… denn Ihr wärt an dem Sturz des Königs mit allen Folgen mitbeteiligt… vielleicht sagt er sogar, Ihr seid die Frau die ihn und die anderen alle ins Verderben gestürzt hat dadurch dass Ihr mich unterstützt habt…“
„Das ist… gut möglich“, erwiderte sie nach kurzem Zögern.
„Ihr wisst schon, auf welche Seite Ihr gehört… egal was passiert…“ war sich Richelieu sicher.
„Ja natürlich, Eminenz“, gab sich Milady fürs erste geschlagen. Dann entschied sie sich, am besten das Thema zu wechseln. „Darf ich eine Frage stellen, über die ich auch den ganzen Tag nachdenken musste? Wie habt Ihr es geschafft, dass der König der Aufhebung des Verbannungsbeschlusses zugestimmt hat?“
„Mit der Wahrheit“, erwiderte der Kardinal ohne lange Umschweife.
- „WAS?!“
Milady glaubte sich verhört zu haben. War das etwa das, was die ehemalige Kardinalswache auf der Treppe des Louvre gemeint hatte? Die Andeutung, dass es zwischen Richelieu und Ludwig Auseinandersetzungen gegeben hatte… war sie etwa der Grund? Hatte der Kardinal dem König doch die Wahrheit über alles gesagt wie in ihrem Traum kurz nachdem sie die Aufhebung des Verbannungsbeschlusses bekommen hatte?
„Natürlich nicht mit der ganzen Wahrheit“, begann Richelieu zu erklären. „Aber ich habe dem König gesagt, dass es damals in dem Verfahren um mich selbst ging, dass sich aber herausgestellt hat, dass die Falsche verurteilt wurde und wahre Schuldige Eure Schwester gewesen ist… Was ja auch in gewisser Weise zutrifft… Jedenfalls habe ich ihm Madeleines Akte vorgelegt, und da das Verfahren zufälligerweise genauso wie Euer eigenes abgelaufen ist, konnte ich Seine Majestät schließlich überzeugen. Das andere Verbrechen war ja nie bestraft worden, weil es geringer lag als das erste…“ Bei den letzten Worten hatte er für einen kurzen Moment wieder das verschlagene Grinsen, das Milady so verabscheute.
Warum frage ich überhaupt, dachte sie bei sich. Eine weitere Frage ging ihr durch den Kopf. Wenn der König jetzt Bescheid wusste über die Tatsache, dass sie eigentlich eine Verbannte und zu Unrecht Verurteilte war – wie hatte der Kardinal ihre Anwesenheit am Hofe erklärt? War die Genehmigung, dass sie im Louvre gehen konnte wohin sie wollte, überhaupt noch aufrechterhalten?
Fragen über Fragen… und sie musste versuchen, die Antworten herauszufinden…


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