Ich hab geträumt vor langer Zeit...

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Marie Antoinette
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Beitragvon Marie Antoinette » 11.12.2007, 19:48:09

Schön, ein neuer Teil! *freu*

Gefällt mir wieder sehr gut - kann mich eigentlich Sisi nur anschließen. Gute Idee, dass sie ausgerechnet zuerst Wicked gesehen hat..

Und dass die Katze "Alfred" heißt, da musste ich gleich an einen anderen Alfred denken (genauso ging es mir auch mit dem Namen Rebecca)... Schnell weiter! :)

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ChristineDaae
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Beitragvon ChristineDaae » 12.12.2007, 15:36:06

Dankeschön, ihr beiden *knuffel* Hier wieder ein neues Kapitel – ich bin grade so kreativ... :wink: Viel Spaß! :) (Oder zumindest interessantes Lesen :wink: )



4. Kapitel

Rebecca erzählt weiter.
»Ich habe gelernt, diese Stücke zu lieben. Und ich habe gelernt, dass meine Stimme schön ist. Mir haben auf der Straße immer Männer hinterher gesehen, aber dass auch Frauen stehen blieben und mich ansahen, nur weil ich vor mich hin summte, war mir neu.
Ich fand schon bald heraus, dass das eine gute Geldquelle war: Ich stellte mich an eine Straßenecke und sang die Lieder, die ich in den Theatern gehört hatte oder die ich von früher kannte.
Hauptsächlich beschränkte ich mich aber auf die Theaterlieder, weil ich außer den Schlafliedern meiner Mutter nur Trinklieder aus den Gossen kannte und das nicht so gut ankam.«
Ich muss ein Lächeln unterdrücken. Ich kann mir unmöglich vorstellen, wie diese schöne junge Frau an einer Straßenecke steht und Trinklieder singt.
»Ich verdiente so eine Menge Geld – viele waren bereit, zu zahlen, um meine Stimme zu hören. Schon bald hatte ich so etwas wie ein Stammpublikum, und, was noch wichtiger war: ich hatte genug Geld, um mir eine kleine Dachwohnung zu mieten. Ich hatte keinen Strom und kein warmes Wasser dort, aber es war ein Dach über dem Kopf – mehr, als ich jahrelang besessen hatte, obwohl es etwas undicht war.
Ich hatte nicht ausreichende Mittel, um mir alles zu kaufen, was ich wollte, aber es reichte, um nicht mehr hungern zu müssen. Alles schien perfekt.«
Rebecca bricht abrupt ab. Ich fühle förmlich, wie sie sich an diesen Teil der Erinnerung klammert und verzweifelt versucht, ihn festzuhalten, bevor er ihr wieder entgleitet.
Schließlich gibt sie mit einem Seufzen auf und fährt mit leiser Stimme fort.
»Aber es blieb nicht so – natürlich nicht, sonst wäre ich jetzt nicht hier. Eines Tages sang ich wieder an meiner gewohnten Stelle. Ich hatte schon ein paar Pfund verdient und war zufrieden; das würde reichen, um einige Tage davon zu leben, und die Monatsmiete hatte ich schon fast zusammen.
Aber plötzlich sah ich ihn. Ich blickte auf und da stand er einfach und sah mich an... Ganz ruhig, kalt und abwartend, wie ein Raubtier, das geduldig auf die Beute wartet.
Meine Hände zitterten, aber ich zwang mich, das Lied zu Ende zu singen und mich mit einem gespielten Lächeln zu verbeugen. Wieder fielen einige kleine Münzen vor mir auf den Boden. Ich hob sie auf, bedankte mich, und ging.
Normalerweise sang ich länger, aber ich hatte, was ich brauchte, und ich hielt es nicht länger in seiner Nähe aus.
Wie erwartet folgte er mir, aber ich hatte einen Vorteil: Ich kannte die Gegend besser als er. Ich lief zunächst von meiner Wohnung weg und schaffte es schließlich, ihn abzuhängen und in die entgegengesetzte Richtung wegzulaufen. Ich lief und lief, bis ich nicht mehr konnte und mich erschöpft gegen eine Hausmauer lehnte.
Ich ging schließlich zu meiner Wohnung, trat ein – und schrie vor Schreck auf, als meine Tür sich nicht schließen ließ..
„Glaubst du wirklich, du hättest mich abgehängt?“, lachte er, nahm den Fuß aus der Tür und trat ein.
Ich war zu starr vor Schreck, um mich zu bewegen. In meiner Erinnerung kamen all die Gedanken und Gefühle zurück, die ich in dieser Nacht gehabt hatte, und endlich schaffte ich es, zumindest einen Schritt zurückzugehen.
„Du denkst doch nicht wirklich, du kannst mir davonlaufen?“, fragte er und kam bedrohlich näher. Ich antwortete nicht, aus Angst, er würde merken, wie panisch ich war.
„Becky, du entkommst mir sowieso nicht, Schätzchen“, murmelte er – es wäre fast verführerisch gewesen, wäre er nicht so ein Säufer gewesen. Aus seinem Mund klang es einfach lächerlich. Aber trotzdem dachte ich, er hätte Recht – er hatte mich am anderen Ende der Stadt gefunden, so weit weg von ihm, wie ich nur hatte fliehen können.
Es war nicht weit genug gewesen. Er würde mich überall finden, und ich konnte ihm nicht entkommen, wo ich auch hinging.
Das war das zweite Mal in meinem Leben, dass ich an Selbstmord dachte. Ich hatte keine Chance, ohne ihn zu leben – er holte mich immer wieder ein, und mit ihm die Erinnerung. Nichts hatte mehr Sinn.«
Rebecca schweigt. Ich spanne mich an. Ohne dass sie es ausgesprochen hat, weiß ich, wen sie mit „er“ meint.
Ich ahne, dass jetzt eine weitere dunkle Seite von ihr aufgedeckt wird. Einiges weiß ich ja schon: ihre Mutter hat als Prostituierte gearbeitet, sie hat gestohlen und sich heimlich in Theater geschlichen. Alles ändert nichts daran, dass ich sie verstehe.
So, wie sie erzählt, scheint es unmöglich, nicht genauso gehandelt zu haben. Ich weiß genau, warum sie das alles getan hat, und ich verzeihe ihr nicht – weil es nichts zu verzeihen gibt. Es ist alles gut.
Aber jetzt kommt mehr, ich fühle es an der Art, wie sie sich auf die Unterlippe beißt und zu Boden sieht und schweigt. Es vergeht noch etwas Zeit, bis sie wieder spricht. Ihre Stimme ist leise, monoton. Sie scheint mich nicht wahrzunehmen.
»Ich spürte damals, dass ich von ihm abhängig war. Solange er in meiner Nähe war – und das würde immer sein, wenn es nach ihm ging – konnte ich nicht leben. Ich hatte das Gefühl, nicht frei atmen zu können, keinen Schritt gehen zu können ohne den Schatten der Erinnerung über mir.«
Wieder macht Rebecca eine lange Pause und als sie wieder spricht, tut sie es noch leiser als zuvor. Sie ist sicher müde; es schlägt schon drei Uhr morgens. Sie hat sich in meinen Sessel zurückgelehnt und endgültig entspannt. Jetzt bin ich derjenige, der angespannter ist als notwendig.
»Mein Fenster in der Wohnung war kaputt, ein Grund mehr, warum ich sie so billig bekommen habe. Im Fensterrahmen waren nur noch einige scharfe Glassplitter, alles, was von der Scheibe übrig geblieben war. Warum sie kaputt war, weiß ich nicht. Es war schon so, als ich eingezogen bin. Jetzt waren mir die Splitter nützlich.«
Ihre Stimme klingt so kalt, dass ich unwillkürlich einen Schritt zurückweiche.
»In meine Angst, ja, Panik, mischte sich ein anderes Gefühl – eine unendliche Wut. Dieser Mann hatte alles zerstört, was ich je hatte. Meine Dankbarkeit wegen seiner Hilfe in meiner Kinderzeit war längst vergessen.
Ich hasste ihn nur noch, hasste ihn unendlich für alles, was er mir angetan hatte.
Ohne zu überlegen, wich ich zum Fenster zurück. Er ahnte nichts und lachte.
„Du kannst mir nicht entkommen“, wiederholte er und machte einen Schritt auf mich zu. Einen Schritt zu viel.
Ich brach mit aller Kraft einen der Glassplitter aus der Fensterscheibe und rammte sie ihm in die Brust. Den Schmerz in meiner zerschnittenen Handfläche spürte ich nicht.
Ich sah, wie er langsam vor mir zu Boden fiel. Das Lächeln um seine Lippen blieb starr, obwohl seine Augen sich überrascht weiteten – die Mischung verlieh seinem Gesicht einen seltsamen, irren Ausdruck, der mir Angst machte. Ich wich zurück und er stürzte endgültig zu Boden.«
Wieder eine Pause. Meine Hände halten die Stuhlkante umklammert und ich starre sie an.
»Ich habe ihn umgebracht«, schließt sie leise ab und zu meiner Überraschung sehe ich eine Träne in ihrem Augenwinkel – gerade noch. Sekunden später fallen ihr die Augen zu; sie ist todmüde.
Ich weiß nicht, was ich sagen soll, und so schweige ich. Schon bald schläft sie. Ich sollte sie eigentlich fortbringen; sie wecken und aus meiner Wohnung bringen, bevor sie mich auch noch umbringt.
Aber etwas hält mich davon ab. Sie ist keine eiskalte Mörderin. Sie hat diesen Mann getötet, der ihr Leben zerstört hat. Ich verstehe voll und ganz, warum er sterben musste. Hätte sie mir nicht von seinem Tod erzählt, sondern, wo er heute lebt, wäre ich gegangen und hätte das selbst erledigt.
Und trotzdem, trotz allem, was er getan hat, hat sie seinen Tod bereut. Ich habe es gesehen, an dem Ausdruck in ihren Augen.
Ich stehe auf, hole eine Wolldecke und lege sie über sie. Ich stehe noch einen Moment da, unschlüssig, ob ich sie in mein Bett tragen und selbst auf dem Sessel schlafen sollte, aber ich entscheide mich dagegen. Ich will nicht, dass sie das falsch versteht.
Ich gehe hinüber in mein Schlafzimmer und lege mich auch hin, lasse aber die Tür offen. Wenn sie irgendetwas braucht, findet sie mich sicher.
Zuletzt geändert von ChristineDaae am 12.12.2007, 17:59:18, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitragvon Sisi Silberträne » 12.12.2007, 16:26:16

Recht geschieht ihm... obwohl ich dabei bleibe, dass der Tod niemals eine Lösung ist.
Im Übrigen hätte ich eine winzige Wohnung in irgendeiner unschönen Gegend etwas realistischer gefunden. Gerade Penthouses sind doch besonders teuer und gefragt. Auch mit einem kaputten Fenster ;) Jemand, der sich ein Penthouse leisten kann, für den ist das kein Hindernis.

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Beitragvon ChristineDaae » 12.12.2007, 17:57:58

Danke :) Hm, eigentlich war es so gedacht, dass sie in einer sehr kleinen Dachwohnung lebt... Hab ich da was falsch geschrieben? *rätsel* Werds nochmal durchschauen, danke für den Tipp :)
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Beitragvon armandine » 12.12.2007, 20:12:21

Rein rechtlich wäre das sicher als Notwehr zu bewerten, schließlich wollte er sie ja gerade wieder vergewaltigen. Insofern hat sie sich nicht wirklich strafbar gemacht.

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Beitragvon ChristineDaae » 13.12.2007, 20:25:07

Danke an euch beide und hier kommt schon die Fortsetzung :)



5. Kapitel (Rebeccas Sicht)

Ich gehe durch die Straßen des Londoner West End. Etwas ist anders als früher. Ich weiß, dass die Zeiten sich geändert haben. Andere Musicals werden auf den riesigen Plakaten angepriesen, die Menschen tragen andere Mode und die Gebäude sind moderner als damals.
Ich weiß nicht, wie viele Jahre ich nicht mehr hier war, aber es ist lange her.
Als ich Jake getötet hatte, habe ich diesem geliebten Viertel endgültig den Rücken gewandt. Ich hatte Angst, ich würde verhaftet und eingesperrt werden, weil ich ihn umgebracht habe.
Ich bereue nicht, was ich getan habe. Bei jedem anderen Menschen hätte ich es vielleicht getan – bei ihm nicht. Jake war kein Mensch; er war ein lebendes Monster. Alles, was er mir angetan hat, ist nicht halb so schlimm wie das, was ich ihm getan habe. Er hat mich innerlich getötet.
Das, was er bezüglich meiner Gefühle für Reue hält, ist Entsetzen. Was bin ich für ein Mensch? Ich habe gerade gesagt, Jake wäre ein lebendes Monster – Aber bin ich denn besser? Ich habe ihn umgebracht und ich bereue es nicht einmal.
Hätte ich noch einmal die Wahl, mich von ihm zum zweiten Mal vergewaltigen zu lassen oder ihn zu töten, würde ich mich nicht anders entscheiden.

Ich betrete meine alte Wohnung. Hier hat sich nichts verändert. Spinnweben hängen in den obersten Balken und die Decke ist an einigen Stellen feucht, wo das Regenwasser eindringt. Hinter dem kleinen Tisch schimmelt es – die faulige Stelle ist in all den Jahren nicht größer geworden, merkwürdig. Ich schließe die Tür hinter mir – aber sie schließt nicht.
Jake nimmt seinen Fuß aus der Tür und geht auf mich zu. Ich keuche entsetzt auf.
»Das kann nicht sein. Du bist tot! Ich habe dich sterben sehen, ich habe... dich...« Meine Stimme erstirbt vor Panik.
Jake lacht. »Du kannst mir nicht entkommen...«
Er geht Schritt für Schritt auf mich zu. Ich weiche zurück, bis ich an das Fenster stoße. Es ist immer noch zerbrochen. Ich greife nach dem langen Glassplitter, der aus dem Rahmen ragt. Ich greife fest zu und ziehe mit aller Kraft, aber er lässt sich nicht bewegen. Jake kommt grinsend näher.
Es kümmert mich nicht länger, ob er meine Absichten durchschaut. Die Panik überwältigt mich. Schreiend zerre ich an dem Glassplitter. Meine Handflächen sind schon ganz zerschnitten, Blut fließt in Strömen über meine Arme und durchnässt meinen Pullover, aber ich spüre keinen Schmerz. Wie damals.
Jake ist jetzt bei mir und stößt mich mit einer Kraft vom Fenster weg, die mich durch den halben Raum stolpern lässt. Neben mir ist die Tür. Ich laufe darauf zu, aber ich bin zu langsam, viel zu langsam. Er hat es geschafft, den Splitter aus dem Fenster zu brechen, und baut sich grinsend zwischen mir und der Tür auf.
Mit einem heiseren Schluchzen weiche ich zurück.
»Bitte«, flüstere ich, »bitte nicht...«
Aber er schüttelt nur den Kopf.
»Du entkommst mir nicht, Schätzchen...«

Schweißnass fahre ich hoch. Wo bin ich? Was ist passiert? Wo ist Jake hin? Er war gerade noch da...
Ich brauche eine Minute, um zu begreifen, dass es ein Traum war. Erleichtert sinke ich zurück. Ich bin in Michaels Wohnung auf dem Sessel, er hat wohl eine Decke über mich gelegt, als ich eingeschlafen bin, und jetzt bin ich mit seinem Kater allein im Wohnzimmer. Die Standuhr zeigt sechs Uhr morgens an. Er schläft sicher auch.
Ich betrachte meine Handflächen. Im Traum waren sie blutüberströmt, aber jetzt kann ich mit meinen Fingern die dünnen Narben in der Innenseite meiner rechten Hand nachfahren.
Ich seufze. Der Traum hätte mich nicht so erschrecken dürfen – Inzwischen müsste ich wissen, dass es ein Traum ist. Seit es passiert ist, habe ich diesen oder einen ähnlichen Traum fast jede Nacht gehabt. Oft habe ich mich nicht getraut, einzuschlafen, aus Angst vor dem Traum.
Aber hier, als Michael neben mir saß und ich ihm alles erzählt habe, hatte ich keine Angst, zu schlafen. Es ist merkwürdig – die Situation ist ungewohnt. Seit langer Zeit war ich nicht mehr in der Wohnung eines Mannes und unglaublicherweise ist das Gefühl der Panik, das ich so oft unterdrücken musste, gar nicht erst aufgekommen.
Ich fühle mich ein bisschen wie bei der Beichte. Ich habe nur entfernt davon gehört, dass Christen ab und zu beichten, aber ich mache das nicht. Ich glaube an keinen Gott. Gäbe es Gott, hätte er nicht zugelassen, dass mir das angetan wird – das alles.
Ein Geräusch im Nebenzimmer schreckt mich aus meinen Gedanken – Sprungfedern knarzen und er gähnt. Ich muss lächeln. Ich höre Schritte, die in Richtung Tür kommen. Ohne dass ich es mir erklären kann, schließe ich die Augen und tue, als würde ich noch schlafen. Das ist dumm und kindisch, aber trotzdem muss ich das Lachen unterdrücken – aber nur für einige Sekunden. Noch bevor er den Raum betritt, bin ich wieder eingeschlafen.
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Beitragvon Marie Antoinette » 13.12.2007, 20:30:18

Bist ja wieder fleißig gewesen... wieder zwei neue Teile, da kommt man ja mit dem Lesen kaum nach... :)

Das mit der Notwehr seh ich genauso.

Und der neueste Teil gefällt mir besonders gut - mal ein Teil aus Rebeccas Sicht, da könnst du eigentlich so weitermachen... *anfeuer*

Bin schon gespannt wie es weitergeht! Mir gefallen einfach alle deine Geschichten... :)

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Beitragvon ChristineDaae » 13.12.2007, 20:33:22

Danke :) Ja, vielleicht schreib ich mal wieder was aus ihrer Sicht, mal schauen. Aber der nächste Teil (der kommt entweder heute Abend oder morgen) ist noch mal von Michael. :wink:
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Beitragvon Marie Antoinette » 13.12.2007, 20:40:35

heute oder morgen? Da freu ich mich schon... :)

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Beitragvon ChristineDaae » 13.12.2007, 20:44:11

Eher morgen... :wink:
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Beitragvon Sisi Silberträne » 13.12.2007, 20:44:54

Scho wieder ein neuer Teil, wow! :D

Gefällt mir gut, dass es aus ihrer Sicht ist. So ein schlimmer Traum, die Arme :(

Das "tue ich so als ob" würde ich anders umschreiben, es klingt so recht umgangssprachlich.

Super wie immer, und bald weiter! :D

Ach ja, mir war als hättest du geschtrieben, dass die Wohnung im Dachgeschoß eines Wolkenkratzers liegt... war ich zu doof um lesen, oder hast du das geändert? *kopfkratz*
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Beitragvon Marie Antoinette » 13.12.2007, 20:44:56

Find ich auch besser... da hab ich mehr Zeit... :wink:

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jellimmy

Beitragvon jellimmy » 14.12.2007, 10:30:51

schöne neue teile, ich musste sie alle nachlesen, weil du so fleißig und schnell schreibst. :wink:

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Beitragvon ChristineDaae » 14.12.2007, 14:51:42

Danke, ihr drei :)

@Sisi: Doch, stimmt schon... Habe ich aber geändert.
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Beitragvon ChristineDaae » 14.12.2007, 16:20:35

So, schon wieder ein neuer Teil... Ich weiß, es geht schnell, aber ich wollte meine Ideen aufschreiben, bevor ich sie vergesse. Der heute ist etwas kürzer und etwas fröhlicher :) Viel Spaß! :D



6. Kapitel (Michaels Sicht)

»Frühstück.«
Ich beuge mich leicht über Rebecca und berühre vorsichtig ihre Schulter. Sie schreckt sofort hoch und sieht mich verwirrt an.
»Was?«
»Möchten Sie Frühstück? Speck? Spiegelei? Rührei? Toast? Müsli? Kaffe oder Tee? Vielleicht etwas Jogurt? Ich wusste nicht, was Sie essen wollen, also habe ich mal von allem etwas gemacht.«
Sie lacht. »Sie sind unmöglich. Wer soll denn das alles essen?«
»Ich frühstücke fast nichts. Also Sie.«
Sie schüttelt den Kopf.
»So viel kann doch kein Mensch essen!«
»Sagen Sie, was Sie wollen! Sonst müssen Sie alles essen.«
Sie lächelt.
»Gut, dann möchte ich bitte ein bisschen Kaffee mit Milch, einen braunen Toast, ein Stückchen Speck und ein Spiegelei.«
Ich nehme einen Teller, lege zwei Toasts darauf, drei Spiegeleier und mehrere Stücke Speck. Dann fülle ich noch meine größte Tasse mit Kaffee und Milch und stelle alles vor ihr hin.
Sie macht große Augen.
»Das soll ich essen?!?«
Ich lächle. »Warum nicht? Erzählen Sie mir nicht, Sie wären satt oder würden sich Sorgen um Ihre Figur machen.«
Sie grinst und nimmt einen Schluck von dem Kaffee.
»Sehr gut«, lobt sie meinen Kaffee und sieht mir zu, wie ich mir auch einen Kaffee und etwa Rührei nehme.
Ich zucke die Achseln und wehre ihr Lob bescheiden ab. »Von irgendwas muss man ja leben.«
Sie zieht ungläubig die Augenbrauen hoch.
»Sie verkaufen beruflich Kaffee?«
Ich lache. »Himmel, nein. Ich habe einen fürchterlich langweiligen Bürojob. Den ganzen Tag auf Computern tippen, Tabellen auswerten, rechnen und Zusammenfassungen für den Boss schreiben.«
»Genau die Art Job, die mich nach spätestens einer Woche umbringen würde.«
»Das kann ich mir gut vorstellen. Warum kommen Sie nicht mal mit?«
»Um mich umzubringen?«
»Ich dachte, das ist es, was Sie wollen?«
Schweigen.
Ich sehe sie verwirrt und etwas hoffnungsvoll an.
»Oder etwa nicht?«
»Ich... Ich weiß nicht. Ja. Nein. Eigentlich nicht.«
»Das ist fantastisch!«
Ohne nachzudenken, umarme ich sie stürmisch.
Sie verkrampft sich.
»Oh, entschuldige. Ich habe vergessen...«
»Sie haben vor allem vergessen, mich zu siezen.«
Ich sehe sie erschrocken an.
Sie lacht plötzlich.
»Ach, vergiss es.«
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Beitragvon Marie Antoinette » 14.12.2007, 18:08:53

Juchu, erste!

Mir gefällt der neue Teil wieder sehr gut, endlich mal ein etwas fröhlicher Teil... :D

Sonst fällt mir nichts ein außer dem üblichen: Mach schnell weiter!

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Beitragvon Sisi Silberträne » 14.12.2007, 19:53:57

Ah wie süß, das Ende :D

Ich hoffe ganz stark da kommt jetzt noch mehr Romantisches *ggg*

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Beitragvon Carrie2401 » 14.12.2007, 23:37:48

Ich kann mich den anderen nur anschließen, wirklich toll geschrieben und ich würde am liebsten sofort weiterlesen. Bin schon auf das nächste Kapitel gespannt.

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Beitragvon ChristineDaae » 21.12.2007, 19:38:18

Vielen Dank an euch drei und hier kommt die Weihnachtsfortsetzung – etwas verfrüht :wink: Aber vielleicht kommt ja Heiligabend noch eine... :)

7. Kapitel (Rebeccas Sicht)

Ich sitze da und halte mir den Bauch. »Ich kann nicht mehr!«, stöhne ich. Michael sieht mich gnadenlos an.
»Du hast doch noch fast gar nichts gegessen. Komm schon, ein bisschen geht noch!«
»Das hast du vorhin auch schon gesagt. Bitte, Michael, ich habe schon mehr gegessen als sonst in einer ganzen Woche...«
»Ich wusste ja, dass du unterernährt bist, aber entweder du übertreibst, oder es ist noch schlimmer, als ich dachte.«
Ich lächle bitter.
»Glaubst du im Ernst, in meinem Leben wäre irgendetwas nicht schlimm?«
Er wird ernst.
»Nicht wirklich. Wenn alles stimmt, was du mir erzählt hast – und daran zweifle ich nicht – hast du mehr durchgemacht, als ich mir je vorstellen kann.«
Plötzlich lächelt er wieder.
»Aber mehr essen kannst du trotzdem.«
»Nein!«, ich springe auf und laufe ein paar Schritte, ohne ein festes Ziel zu haben. Aber das brauche ich auch nicht, weil er meine Absicht durchschaut hat und mich schon nach wenigen Sekunden wieder eingeholt hat und mir den Weg verstellt.
»Du wirst mich doch nicht hier gefangen halten?«, spiele ich übertrieben die Traumatisierte. Bei jedem anderen hätte mich meine alte Panik wieder eingeholt, aber bei ihm nicht. Ich bin mir nicht sicher, woran das liegt. Aber irgendetwas an ihm ist anders als bei den übrigen Männern, die ich kannte...
»Natürlich nicht«, antwortet er scherzhaft und reißt mich aus meinen Gedanken. »Du darfst jederzeit gehen – sobald du brav deinen Teller leer gegessen hast.«
Ich verziehe mein Gesicht. »Wenn ich dir noch ein bisschen mehr erzählt habe, wirst du nie wieder das Wort „brav“ mit mir in Verbindung bringen.«
Er nimmt meine Schultern und schiebt mich sanft, aber bestimmt zurück zum Sessel.
»Ich bin ganz Ohr.«
Ich lasse mir viel Zeit. Ich bin mir nicht ganz sicher, wie ich ihm diesen Teil meines Lebens beibringe. Und die Tatsache, dass dieser bis vorgestern angehalten hat. So wie ich ihn einschätze, wird er mich entweder sofort aus seiner Wohnung werfen – oder diesen Teil meiner Vergangenheit zu seinem Vorteil nutzen... Da ist es wieder, mein altes Misstrauen. Ich zwinge mich, nicht daran zu denken. Andere Männer waren so. Aber ich bin mir sicher, dass er anders ist. Er muss einfach anders sein.
Ich sehe ihn unsicher an und begegne seinem wartenden, fragenden Blick.
Ich hole tief Luft und – atme wieder aus.
»Das ist schwer zu sagen«, beginne ich vorsichtig. Dann weiß ich wieder nicht weiter.
»Erzähl einfach«, ermutigt er mich und lächelt aufmunternd. Ich lächle etwas zittrig zurück und fange einfach an, zu erzählen. Meine Lage kann nicht mehr schlimmer werden, als sie schon war.
»Ich musste Arbeit finden. Am besten im East End von London. Möglichst weit weg von meiner alten Wohnung, wo – wo es passiert war.«
Ich bin mir sicher, dass er weiß, wovon ich rede.
»Also suchte ich mir Arbeit, aber da ich nie Maschinenschreiben gelernt hatte, meine Umgangsformen nicht die höflichsten waren und ich auch nur langsam lesen konnte, fiel es mir schwer, Arbeit zu finden. Ein Job als Näherin kam auch nicht in Frage – ich hatte noch nie in meinem Leben eine Nadel in der Hand gehabt. Auch ansonsten war ich, um es kurz zu machen, nach der Meinung der Arbeitgeber für alles relativ ungeeignet. Außer –« Ich zögere. Ich weiß immer noch nicht, wie ich es ausdrücken soll.
»Ja?« Seine Frage ist freundlich, ermutigend. Aber ich spüre auch die Neugierde, die sich dahinter verbirgt. Kann ich es ihm verübeln? Ich habe angefangen, zu erzählen, also muss ich es auch zu Ende bringen. Außerdem habe ich irgendwie das Gefühl, er habe ein Recht, es zu erfahren. Also fahre ich fort.
»Du weißt ja, wo ich meine Kindheit und Jugend verbracht habe, und – na ja... Wenn man in einem Bordell lebt, bekommt man einiges mit. Ich war damals sicher nicht die beste auf diesem Gebiet, aber... Nun ja, es reichte, damit mich einer der Bordellbesitzer am östlichen Stadtrand von London einstellte. Ich verdiente nicht schlecht. Ich hatte schon bald einige... Sagen wir, Stammkunden, die immer wieder kamen und jedes Mal etwas besser zahlten. Natürlich ging das meiste Geld an meinen Arbeitgeber, aber ich verdiente genug, um zu leben. Er war kein schlechter Mann. Einer ohne jede Moral, aber gut genug, um uns – also diejenigen, die für ihn arbeiteten – nicht verhungern zu lassen wie manche anderen Bordellbesitzer das taten.
Allerdings ließ er sich das teuer bezahlen.« Ich machte eine Pause und überlegte einen Moment.
»Ich weiß nicht genau, wie oft ich in sein Bett kommen musste, um genug von meinem Geld zu behalten. Aber er schien zufrieden denn ich habe nie hungern müssen, so lang ich bei ihm gearbeitet habe.«
Ich höre abrupt auf zu sprechen. Ich glaube, er weiß, dass dieser Teil meiner Erzählung jetzt zu Ende ist, aber er schweigt auch. Was wird er jetzt tun? Ich habe Angst. Nicht vor ihm, auch nicht vor seiner Reaktion. Wie ich schon vorher bemerkt hatte, er konnte mir nichts antun, was ich nicht schon erlebt hätte.
Aber trotzdem – irgendetwas, auch wenn ich mir nicht sicher bin, was es genau ist, lässt meine Hände zittern. Ich nehme schnell die Kaffeetasse und trinke noch einen Schluck, um es zu verbergen.
Das Schweigen hält an.
»Das war´s«, sage ich leise, falls er doch nicht bemerkt hat, dass ich nicht weitererzählen werde.
»Ich weiß«, antwortet er schlicht und schweigt wieder.
»Bist du böse?«, frage ich und fühle mich seltsam schuldbewusst wie ein dreizehnjähriges Mädchen aus gutem Haus, dass man beim Rauchen erwischt hat.
er schweigt immer noch, aber ich wage nicht, noch einmal zu fragen. Alles, was ich höre, ist das leise, gleichmäßige Ticken der Standuhr. Ich frage mich plötzlich, wie spät es wohl ist, aber ohne zu wissen warum bleibe ich bewegungslos sitzen.
»Nein«, antwortet er schließlich. »Ich glaube, ich habe kein Recht dazu. Du musstest irgendwie Geld verdienen, und das bot sich nun mal an. Ich glaube, ich verstehe das irgendwo – auch wenn ich natürlich nie in einer solchen Lage war.«
Natürlich.
Weil er natürlich nie in einer solchen Lage war... Als wäre ich unnatürlich!
Aber ich verkneife mir einen Kommentar und trinke lieber noch einen Schluck Kaffee.
Ich hoffe, er ist wirklich nicht böse.
Freue dich, wenn es regnet – wenn du dich nicht freust, regnet es auch.
(Karl Valentin)


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Beitragvon Sisi Silberträne » 21.12.2007, 22:44:01

Die Arme :(
Zum Glück hat sie den Michael gefunden, oder er sie...

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