Und noch einmal Milady :)

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Beitragvon Sisi Silberträne » 21.05.2007, 21:37:30

Elektra hat geschrieben:Dem werde ich morgen die Meinung sagen, dass er glaubt, er traut seinen Ohren nicht, faßte Milady einen Entschluss.

*Anne kräftig anfeuer* GIBS IHM!!!
Weg mit dem Dreck, um Maya im Musical Catharine zu zitieren ;)
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Beitragvon ChristineDaae » 22.05.2007, 15:29:36

Ich hab die beiden letzten Teil noch gar nicht gesehen... Wie konnte mir das nur passieren?!? Naja, jetzt hab ich ja nachgelesen. :)
Wirklich toll geschrieben, beide Teile. Du hast schon recht, die Vergangenheit ist im Moment spannender, aber der Gegenwartsteil ist auch super!
Arme Milady... :(

Bitte schnell weiter... :D
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Beitragvon MiladydeWinter » 22.05.2007, 15:30:41

genau Milady soll ihn mal so richtig zur Schnecke machen :)
wieder ein schöner Teil..

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Beitragvon Kitti » 22.05.2007, 19:25:12

Sehr gut geschrieben, wie immer! :D
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Beitragvon Marie Antoinette » 22.05.2007, 19:58:09

Danke euch! *freu* *alle mal *knuffel*

Die Gegenwart wird auch irgendwann mal interessant... :D

Jetzt erstmal wieder zurück in die Vergangenheit.

-----------------------------------------------------------------

- - 10 Jahre vorher, Fortsetzung-

Der Tag darauf - -



Als er sie endlich allein gelassen hatte, war an Schlaf natürlich nicht mehr zu denken gewesen. Obwohl Anne am allerliebsten einfach nur eingeschlafen wäre und nach Sonnenaufgang festgestellt hatte, dass sie alles nur geträumt hatte, gelang es ihr nicht.
Sie war nur froh, dass sich wenigstens am Morgen alles nicht noch einmal wiederholte, schlug aber das Frühstück aus, damit sie nicht auch noch mit Richelieu frühstücken musste als wäre nichts geschehen. Dazu wäre sie wahrscheinlich auch gar nicht in der Lage gewesen, sie war froh um jeden Augenblick, die sie zwar noch in der Wohnung des Kardinals war, aber der sich nicht blicken ließ.
Julien de Chagny glaubte, seinen Augen nicht zu trauen, als er am späteren Vormittag in der Kathedrale auftauchte, um seine Verlobte abzuholen.
„Was ist denn mit dir passiert? Du siehst schrecklich aus!“
- „Es ist…“ Anne wollte sagen, dass auch etwas Schreckliches mit ihr passiert war, aber im gleichen Moment sah sie der Kardinal warnend an. Das wagst du nicht. Und er war es auch, der an ihrer Stelle den Satz zu Ende führte:
„… alles in bester Ordnung, Vicomte. Eure Verlobte konnte nur nicht einschlafen, weil sie Euch so vermisst hat.“
So kann man es natürlich auch sehen, dachte Anne gehässig. Was für eine Heuchelei.
„Hast es ja alles überstanden, Anne. Ich bin ja wieder da. Und bald schon werde ich dich überhaupt nicht mehr alleine lassen.“ versicherte Julien.
Alles überstanden?! Wenn du wüsstest, WAS ich überstanden habe.
„Also, dann ist es Zeit aufzubrechen. Und noch einmal vielen Dank, dass meine Verlobte gestern hier bleiben durfte und dass Sie sich um sie gekümmert haben, Eminenz.“
„Ihr braucht euch nicht zu bedanken, Vicomte. Es war…“
Anne wurde es vor lauter Schreck eiskalt.
Wenn der Kardinal jetzt sagt, er wäre ihm eine große Freude gewesen, muss ich mich glaube ich auf der Stelle übergeben… Ich muss schnell was unternehmen.
„Ich gehe schon mal voraus.“ fiel sie ihm ins Wort, bevor er den Satz vollenden konnte. „Ich muss unbedingt mal an die frische Luft, vielleicht geht’s mir dann wieder besser. Auf Wiedersehen.“
- „Davon bin ich überzeugt, dass wir uns wiedersehen werden.“
erwiderte Richelieu. „Spätestens am Tag Eurer Hochzeit, nicht wahr, Mademoiselle?“
„Oh nein, ich hoffe doch inständig, dass Gott mich davor bewahren wird, Euch wiederzusehen, Eminenz. Weder in diesem Leben, noch im Himmel oder… in der Hölle. Denn es ist gar nicht mal so sicher, dass jeder Kardinal in den Himmel kommt.“
„Anne de Breuil!“
rief Julien geschockt.
„Was soll das denn?! Hast du den Verstand verloren?! Ich sag es ja immer, du bist ein Kind ohne jeden Anstand und Manieren…“ Er holte aus und versetzte Anne eine heftige Ohrfeige. „Verzeiht, Eminenz. Ich muss mich tausendmal bei Euch entschuldigen…“
Der Kardinal antwortete nicht.
„Jetzt hast du ihn beleidigt. Also wirklich! Erst sagst du gestern, mit ihm stimmt was nicht und jetzt so etwas. Ich dachte, ihr hättet Frieden geschlossen und das ist endlich vorbei, dass du ihn so verabscheust.“
„Vorbei?!“ rief Anne fassungslos. Sie war im Moment so wütend und voller Verachtung, dass es ihr ganz egal war, was sie sagte. „Im Gegenteil! Nach den vergangenen Stunden habe ich noch viel mehr Gründe, ihn zu verabscheuen!“ – „Was soll das denn heißen?! Was hat er dir denn getan?!“
Julien verstand die Welt nicht mehr.
„Er hat…“
Anne wollte es gerade sagen, Julien ließ sie aber nicht zu Wort kommen. „Gar nichts hat er getan. Du suchst nur eine Ausrede, um dein unmögliches Benehmen zu entschuldigen. Gibt es nicht ein Gebot, das besagt, man soll nicht lügen?“
Es gibt noch andere Gebote, frag doch Richelieu einmal nach dem zehnten… schoss es Anne durch den Kopf. Ihr sollt nicht begehren Eures Nächsten Weib…
Im gleichen Moment fasste sie einen Entschluss. Vielleicht war es besser, wenn sie gar nichts mehr sagte. Alles hatte sich verändert. Sie fühlte sich noch viel unwichtiger als sonst. Was hatte sie schon zu sagen? Gegen Männer konnte man nicht gewinnen. Außerdem glaubte man ihr eh nicht, egal was passierte.
Und wenn sie noch einmal darüber nachdachte… war da überhaupt etwas passiert? fragte sich Anne auf einmal.
Julien verhielt sich wie immer, er schien gar nichts zu bemerken. Akzeptierte ohne langes Nachfragen, dass sie nur so schlecht aussah, weil sie wenig Schlaf gefunden hatte (ohne den Grund zu wissen) ... und warum stellte er ihr auch sonst keine Fragen?
„Das gibt es.“
gab Anne zu.
„Also dann hör auf mit dem Theater. Wir gehen jetzt, und es ist doch ganz klar, dass kein anderer als Seine Eminenz die Trauungszeremonie durchführen wird. Und zuvor wirst du dann auf jeden Fall noch bei ihm beichten.“
Bei diesen Aussichten erschrak Anne zwar erneut gewaltig, aber sie verzichtete darauf, irgendetwas zu sagen, wie sie es gerade beschlossen hatte. Reden war sinnlos. Ihr würde eh niemand glauben.
Vergiss das alles am besten, sagte sie zu sich selbst. Nichts mehr reden, nichts mehr denken, mich nicht mehr erinnern… es ist alles in Ordnung, es ist ein ganz normaler Tag…
Julien verabschiedete sich noch einmal unter zahlreichen Entschuldigungsworten bei Richelieu, dann bedeutete er Anne, ihm zu folgen und ging zielstrebigen Schrittes voraus, als hätte auf einmal er es eilig, von dem Ort wegzukommen. Anne wollte ihm folgen, aber im gleichen Moment packte der Kardinal sie am Arm und hielt sie auf. Er sah sie vernichtend an und sagte fünf Worte:
„Das wirst du noch bereuen!“

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Beitragvon Kitti » 22.05.2007, 20:09:27

Oh und schon ein neuer Teil! =) Wie immer spannend! Nur weiter so! :)
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Beitragvon Sisi Silberträne » 23.05.2007, 00:00:03

Ohhhh dieser.... !!!! :evil: :evil: *ihn mit dem Holzprügel quer durch Paris jag*

Schnell weiiiiiiida, wo es doch grad so spannend ist *anfeuer*

Kleine Anmerkung... "eh" ist auch so ein umgangsprachlicher Ausdruck, der in einen solchen Text eher weniger passt. Besser wären "ohnehin" oder "sowieso".
Zuletzt geändert von Sisi Silberträne am 23.05.2007, 14:04:34, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitragvon ChristineDaae » 23.05.2007, 13:50:50

Sisi Silberträne hat geschrieben:Ohhhh dieser.... !!!! :evil: :evil: *ihn mit dem Holzprügel quer durch Paris jag*


Ich helf dir, Sisi! :twisted: :twisted:
Dieser ***** von einem Kardinal, der kann wirklich was erleben! :evil:

Arme Milady... :cry:

Bitte mach schnell weiter! :D
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MiladydeWinter

Beitragvon MiladydeWinter » 23.05.2007, 16:25:16

dieser Kardinal ist echt sooo ein Fiesling.. :evil:
wieder sehr toll geschrieben und sehr spannend..
bitte schnell weiter :)

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Beitragvon Marie Antoinette » 26.05.2007, 14:28:43

Danke euch - und schon gehts wieder weiter! :D

-----------------------------------------------------------------

06 Gegenwart:



Am Tag darauf machten sich Milady und Nadine auf den Weg zurück nach Paris. Zu Miladys Verwunderung fuhren sie jedoch nicht in Richtung Kathedrale, sondern in Richtung des Louvre.
„Was wollen wir denn hier?!“ wunderte sich Milady. „Hat Euch Euer Onkel etwa geschrieben, dass er euch innerhalb des Königspalastes treffen möchte? Dann glaube ich allerdings nicht, dass ich Euch begleiten kann. Mir wird wohl der Zutritt verwehrt werden, weil man mich nicht kennt.“
„Das geht schon.“ erwiderte Nadine unbeirrt. Heute war sie wieder etwas fröhlicher als am Tag vorher, als sie beide während des Spaziergangs über dunkle Schatten der Vergangenheit gesprochen hatten. „Wir fahren ja nicht zum Louvre, sondern zum Palais de Cardinal. Mein Onkel hat sich nämlich als er Erster Minister geworden ist, ein Haus direkt in der Nähe des Louvre gekauft und mit allem möglichen teuerem Zeug einrichten lassen, dass es fast so prunkvoll ist wie im königlichen Schloss. Schon der Name, den er dem Haus gegeben hat, ist eine regelrechte Anmaßung...“ Sie wiederholte die Bezeichnung in einem deutlich verächtlicheren Tonfall:
„Palais de Cardinal.“
- „Schrecklich, da gebe ich Euch recht.“ bemerkte Milady. „Er hat nicht nur eine gespaltene Persönlichkeit, sondern ist auch noch größenwahnsinnig geworden.“
Die Kutsche fuhr eine Auffahrt hinauf und hielt direkt vor der Treppe zum Haupteingang.
Schon beeindruckend, wie das Gebäude aussieht, dachte Milady und blieb für einen kurzen Moment stehen, dann fiel ihr wieder der Grund ein, warum sie eigentlich hier war. Bloß nichts irgendwie interessant finden, was mit dem Kardinal zu tun hatte.
„Halt, wohin?“
Einer der Wachen versperrte ihr und Nadine den Weg.
„Ihr seid wohl neu hier?“
fragte Nadine mit einem spöttischen Tonfall in der Stimme und fragte gleich hinterher:
„Ihr wisst wohl nicht wer ich bin?“
- „Um ehrlich zu sein, nein, Mademoiselle.“ erwiderte der Wachposten ungerührt. Er war noch sehr jung und war gerade erst von der Leibwache der Majestät zu der des Kardinals versetzt worden.
Jetzt ging auf einmal eine richtige Veränderung in Nadine vor. Ihr Gesichtsausdruck wechselte von freundlich und möglicherweise etwas ängstlich vor dem Aufeinandertreffen mit ihrem Onkel zu überheblich und sie fuhr den Wachposten an – nein, anfahren traf es nach Miladys Meinung nicht – sie zischte vielmehr wie eine Schlange:
„Ich bin Nadine Antoinette Jacqueline Chauvistré Duplessis de Richelieu. Die Nichte Seiner Eminenz. Und Ihr werdet mich und meine Begleitung auf der Stelle vorbeilassen.“
– „Entschuldigt, Mademoiselle. Tausendmal Entschuldigung.“
Der Wachposten lief fast so rot an wie seine Uniform und trat verlegen zur Seite, wobei er fast über die Treppenstufen stolperte.
„Bitte sehr, Mademoiselle.“
- „Danke. Folgt mir, Milady de Winter.“ forderte Nadine Milady auf. Die kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Erst der „Kardinalspalast“, und jetzt auf einmal eine Nadine, die wie ausgewechselt war. Während sie die Treppenstufen zum Eingang hinaufliefen, fragte sie ihre neue Bekannte:
„Ihr heißt eigentlich mit Nachnamen Chauvistré Duplessis de Richelieu?!“
- „Nein, das hab ich mir nur gerade ausgedacht.“ erwiderte Nadine leise, dass es außer Milady niemand mitbekam. Schon gar nicht der Wachposten. Aber der hatte inzwischen andere Sorgen – einer der anderen Wachposten, wahrscheinlich sein Vorgesetzter, hatte die Szene mitbekommen und sagte ihm ordentlich seine Meinung.
Nadine fuhr fort:
„Ich hasse diesen Teil meiner Familie zwar, aber wenigstens kann man sich mit dem Namen etwas Respekt gegenüber unwichtigen Wachposten verschaffen. In Wirklichkeit bin ich heilfroh, dass ich nur Chauvistré heiße.“
Milady musste grinsen.
Nadine hatte außer ihrer schrecklichen Vergangenheit noch etwas mit ihr gemeinsam – sie konnte auch Selbstbewusstsein an den Tag legen, wenn es sein musste. In dem Fall gegenüber der Wachen, am Tag vorher in Gegenwart des Wirts in der Herberge.
Zusammen gingen sie an weiteren Wachposten vorbei. Die beiden Wachen direkt vor dem Eingang erkannten Nadine sogar ohne dass sie etwas sagen musste. Sie verbeugten sich sogar kurz und grüßten freundlich.
„Aha, Mademoiselle Chauvistré, da seid Ihr ja. Es ist schon eine ganze Weile her.“
- „Ja, in der Tat.“
Wenn Nadine gerade an den unschönen letzten Besuch zurückdachte, ließ sie es sich nicht anmerken. Die beiden Wachen öffneten die Eingangstüren und ließen sie eintreten. „Zu freundlich von Euch.“ bedankte sich Nadine und betrat den Palast.
Milady ging ebenfalls hinter ihr her, aber der Posten, der zu Nadine `Es ist schon eine Weile her` bemerkt hatte, packte sie am Arm. „Wo meint Ihr, dass Ihr so schnell hingeht, Madame?“
– „Mademoiselle Chauvistré hat mich gebeten, sie zu begleiten.“ erwiderte Milady und sah sich kurz in der Eingangshalle um. Wie übertrieben das ganze doch war. Sie hätte sich genauso im Louvre befinden können.
„Habt Ihr denn eine Einladung Seiner Eminenz bekommen?“
Der Wachposten sah sie an wie ein lästiges Insekt, das er am liebsten zerquetscht hätte.
- „Nein, aber die brauch ich nicht. Der Kardinal weiß, wer ich bin. Er wird meine Anwesenheit sicherlich tolerieren, wenn Ihr meldet, dass ich hier bin. Und lasst mich gefälligst los, wer gibt Euch denn das Recht, mich anzufassen?!“
Da war sie schon, die Auseinandersetzung mit den Wachen, die ihr in der Kathedrale noch erspart geblieben war.
„Ihr könnt hier nicht so einfach reinmarschieren! Ich werfe Euch gleich eigenhändig hier heraus, wenn Ihr Euch nicht selbst entfernt!“ - „Ich habe gesagt, Ihr sollt mich loslassen!“ wiederholte Milady etwas bestimmter als vorhin. Langsam wurde sie wütend.
„Nun nehmt doch Vernunft an, Madame. Hier gelten strenge Regeln. Und an diese muss ich mich leider auch halten. Ich kann Euch ohne ausdrückliche Einladung Seiner Eminenz nicht weitergehen lassen.“
„Dann meldet doch einfach Eurer Eminenz, dass ich da bin. Er wird dann schon nachträglich meine Anwesenheit hier genehmigen. Ich warte solange hier.“ sagte Milady
„Das geht auch nicht, Madame.“
stellte der Wachposten sich stur.
„Ach nein?!“ fragte Milady spöttisch. „Warum nennt Ihr mich eigentlich die ganze Zeit Madame?! Ihr wisst wohl nicht wer ich bin.“
Sie hielt kurz inne, da ihr auffiel, dass sie die gleiche Strategie benutzte wie vorhin Nadine bei dem jungen Wachen an der Treppe. Sollte sie vielleicht sogar etwas ganz ähnliches sagen?
Ich bin Milady de Winter Anne de Breuil Duplessis de Richelieu.
Nein, das war zuviel. Den Scherz würden die Wachen ganz bestimmt nicht verstehen. Außerdem – warum sollte sie sich denn bei ihrer Vergangenheit ausgerechnet diesen Nachnamen geben?!
Ihre Vergangenheit… die schrecklichen Ereignisse von vor zehn Jahren… wieder schweiften ihre Gedanken dorthin ab…




- 10 Jahre vorher, Fortsetzung-


Eigentlich hatte sie damit gerechnet, dass noch irgendetwas schlimmes passieren würde, aber zu ihrer Verwunderung ließ der Kardinal es damit seine Bewandtnis haben und sie gehen.
„Was hat denn Seine Eminenz noch gewollt?“
hatte Julien ungeduldig von ihr wissen wollen, als Anne ihn endlich eingeholt hatte.
Sie schüttelte allerdings nur den Kopf anstelle zu antworten.
„Nichts? Wahrscheinlich hat er dich noch mal zur Rede gestellt nach dieser Bemerkung. Geschieht dir ganz recht. Was hast du dir nur dabei gedacht?“ Anne schüttelte erneut den Kopf.
„Hast du etwa entschlossen, gar nichts mehr zu sagen? Ein weiser Entschluss. So sagst du schon nichts mehr, was du nachher bereust.“
Schon passiert. Was ich am allermeisten bereue ist, dass ich gestern Nachmittag zu dir gesagt habe, ich fahre mit in die Kathedrale, dachte Anne bei sich.
Es war zwar schwierig, nicht mehr zu reden, aber irgendwie gelang es ihr trotzdem. Auf der Fahrt nach Hause sah sie aus dem Fenster der Kutsche und beobachtete teilnahmslos die Umgebung.
Sie war froh, endlich von diesem Ort wegzukommen und war fest entschlossen, nie mehr dorthin zurückzukehren. Irgendwie musste sich doch die Hochzeit verhindern lassen. Und wenn sie einfach weglief oder sich etwas antat.
Beide Möglichkeiten waren nicht die besten, aber die einzigen, die ihr noch blieben.
Zuhause angekommen wurde sie zwar von ihrer Familie mit Fragen bestürmt, aber Julien ergriff für sie das Wort:
„Die arme Anne hat vor lauter Heimweh kaum schlafen können diese Nacht, wir sollten sie deshalb jetzt etwas in Ruhe lassen.“
So einfach war das gewesen. Verständnisvoll reagierten ihre beiden Schwestern, der Bruder, die Mutter und der Vater darauf und ließen sie den ganzen Tag allein in ihrem Zimmer, weil sie annahmen, dass Anne sich ausruhen wollte.
Als sich Anne jedoch weigerte, selbst zum Abendessen ihr Zimmer zu verlassen, verstand Madame de Breuil die Welt nicht mehr. Sie wollte in Annes Zimmer gehen um mit ihrer Tochter zu reden, aber die Tür war abgeschlossen und drinnen war es totenstill.
„Anne? Was ist denn los? Irgendetwas bedrückt dich doch, oder?“
Auf der anderen Seite der Tür saß Anne am Fenster und sah nach draußen. Natürlich bedrückte sie etwas. Eine tonnenschwere Last lag auf ihr. Aber sie konnte mit niemandem darüber reden, nicht mit ihrer Mutter, nicht mit ihren Schwestern… sie musste damit selbst irgendwie fertig werden.
Es ist deine Schuld, hörte sie die Stimme des Kardinals in ihrem Kopf. Nur deine Schuld.
„Anne?! Nun antworte doch! Was ist mit dir? Ich mache mir ernsthaft Sorgen! Bitte mach die Tür auf.“
Sie antwortete nicht. Wie einfach wäre es gewesen, jetzt vor lauter Verzweiflung in Tränen auszubrechen, die Tür aufzuschließen und sich bei ihrer Mutter auszuweinen, aber das ging nicht.
Niemand wird dir das glauben. Egal, wem du es erzählst. Denk immer daran – ich bin der Kardinal und du nur ein unwichtiges Weibsstück…darum wage es nicht, jemanden davon zu erzählen. Du würdest dir nur selbst schaden.
Seltsam dass sie sich so genau an alles erinnerte, was Richelieu gesagt hatte. Was genau passiert war… an die Einzelheiten erinnerte sie sich auf einmal nicht mehr. Nur noch an das, was sie gefühlt hatte, sonst war da nichts. Anne schüttelte verwundert darüber den Kopf. Konnte man so etwas denn einfach vergessen?!

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Beitragvon Kitti » 26.05.2007, 19:06:23

Der Teil gefällt mir auch wieder sehr gut. Gerade die Szene in der Vergangenheit... :)
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Beitragvon ChristineDaae » 26.05.2007, 19:21:51

Oh, dieser fiese Kardinal... :evil:
Der kann was erleben!!!!!!!!!! *Holzprügel bereithalt*
Super geschrieben, der neue Teil! Bitte mach schnell weiter! :D
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Beitragvon Marie Antoinette » 26.05.2007, 20:59:27

Danke ihr zwei! :D

Am Feiertag gibts den nächsten Teil.

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Beitragvon MiladydeWinter » 27.05.2007, 13:30:28

der Teil ist wieder sehr schön geschrieben..
freu mich schon auf den nächsten

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Beitragvon ChristineDaae » 27.05.2007, 17:54:11

@Elektra: Heißt "Am Feiertag" heute oder morgen? :wink:
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Beitragvon Marie Antoinette » 27.05.2007, 19:03:51

@Christine: Eigentlich heißt es morgen, heute ist ja nur Sonntag... also noch mal ein Tag abwarten... :wink:

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Beitragvon Marie Antoinette » 28.05.2007, 12:08:15

Und da ist auch schon die Fortsetzung - wieder so ein Teil, bei dem es eigentlich unpassend ist, "Viel Spaß" zu wünschen... lest selbst.

Und dieses Mal muss ich mich mal bei Kitti für ihre Hilfe bedanken!
*knuffel*

-----------------------------------------

- - Gegenwart - -



„Nein, ich weiß nicht, wer Ihr seid. Und ich will es auch gar nicht wissen, Madame.“
Der Wachposten blieb stur.
„Also, wenn Ihr mir denn nun bitte wieder nach draußen folgen würdet…“
- „Ich denke gar nicht daran, ich bleibe hier! Ich lasse mir doch von Euch nichts befehlen!“ rief Milady so laut, dass es in der ganzen Eingangshalle widerhallte.
„Was ist denn das hier für ein Geschrei?“
bemerkte im gleichen Moment eine Stimme.
Ohne dass es irgendjemand bemerkt hätte, waren plötzlich Kardinal Richelieu und ein weiterer Mann in schwarzroter Uniform in der Eingangshalle aufgetaucht. Der Mann trug eine Augenklappe über dem rechten Auge, der Kardinal eine seiner prachtvollsten Roben.
Der Wachposten ließ Miladys Arm sofort los und stand stramm wie ein Soldat.
„Eminenz.“
sagte er und salutierte.
„Ihr habt Besuch.“
- „Das habe ich mir schon gedacht.“ erwiderte Richelieu mit einem Lächeln. „Auch wenn es von dem Geschrei her genauso gut ein Attentäter oder sonst ein Eindringling hätte sein können.“ Er entdeckte Nadine und ging auf sie zu.
„Schön, dass Ihr hier seid, ma nièce.“ grüßte er sie. „Es ist schon eine Weile her...“
- „Ja“, antwortete Nadine nur. Sie war etwas blass geworden.
„Und wen haben wir hier?“
Der Kardinal entdeckte Milady. „Wenn das mal nicht Milady de Winter ist. Welch unerwarteter, aber doch erfreulicher Besuch. Was verschafft mir die Ehre?“
Erfreulicher Besuch?!
Milady glaubte, nicht richtig zu hören. Nein, ermahnte sie sich selbst, das meint er nicht so.
„Ich bin nicht wegen Euch hier, bildet Euch bloß nichts ein, Kardinal.“ erwiderte sie eiskalt. „Ich habe gestern Nadine getroffen, sie wohnt in derselben Herberge wie ich. Wir haben uns etwas unterhalten und ich habe entschieden, dass es doch besser ist, wenn ich sie begleite.“
– „Ihr habt das entschieden?“ wunderte sich der Kardinal. „Und weshalb?“



- - 10 Jahre vorher, Fortsetzung-



Die Sonne war längst untergegangen und Anne saß immer noch an ihrem Platz am offenen Fenster. Inzwischen hatten auch ihre Schwestern versucht, sie dazu zu überreden, sich einmal zu zeigen, aber sie hatte einfach nicht reagiert. Im Normalfall hätte ihr Vater nach einer Weile damit gedroht, die Tür aufzubrechen, aber wahrscheinlich war er mal wieder sehr beschäftigt.
Oder Julien hatte ihm irgendeine Geschichte aufgetischt, ihm vermutlich die gleiche Lüge erzählt, die der Kardinal ihm erzählt hatte. Dass sie zuviel Wein getrunken hatte und ihr schlecht geworden war. Und dass sie sich vermutlich deswegen so schämen würde, dass sie sich erstmal in ihrem Zimmer verbarrikadierte.
Das war sogar ganz bestimmt der Fall, denn es war schon merkwürdig, dass sich auf einmal keiner mehr blicken ließ.
Weil es langsam ziemlich kühl wurde, steckte Anne ihre Hände in die Taschen ihrer Schürze – und fühlte etwas. Sie zog den Gegenstand heraus - - - ein schwarzer Ring mit einem roten Kreuz darauf. Anne brauchte nicht darüber nachzudenken, wem der Ring gehörte und wie er da wohl hingekommen war.
Das war Richelieus Ring!
Genauer gesagt:
Die Attrappe, die er ihr in Gegenwart von Julien gezeigt hatte, ohne das Geheimfach.
Das bleibt unser Geheimnis. Um ehrlich zu sein: Ich habe nur einen Vorwand gebraucht, dass Ihr hier bleiben könnt, … Ihr habt einen besseren Mann verdient, Anne de Breuil.
Anne starrte wie hypnotisiert auf den Ring. Die Farbe rot… die rot - goldene Kardinalsrobe…
Auf einmal stürzten die Erinnerungen nur so auf sie ein.
---
- - -


Anne spürte immer noch seinen gierigen Blick, einen Blick, den sie sicher nie in ihrem Leben vergessen würde. Sein schwerer Körper, dem sie nicht entfliehen konnte und diese Hände, so groß und bedrohlich. Ihr zierlicher Körper, der seinem schweren, unangenehm riechenden nicht entfliehen konnte. Sie hatte sich noch nie in ihrem Leben so geschämt. Sie wollte sich wehren, doch seine Hände drückten ihre schwachen Arme hart auf den Boden. Sie wandte ihren Blick ab, um nicht in diese kalten Augen blicken zu müssen. Er packte sie jedoch unter dem Kinn und zwang sie so, ihn anzusehen. Sie biss vor Verzweiflung in seine Finger. "Du kleines Biest. Wenn du jetzt nicht still bist, machst du alles noch schlimmer!", schrie er und schlug sie brutal ins Gesicht. Irgendwann spürte sie nicht mehr, was er ihr antat... Ihre Lippen hatte sie so fest zusammengebissen, dass sie zu bluten begannen und ihre Wange brannte noch immer von seinem Schlag. Sie glaubte, nie wieder einem Mann in die Augen sehen zu können. Diese nackte Gier in seinen Augen würde sie wohl für immer in ihren Alpträumen vor sich sehen und die Alpträume würden sie sicherlich nicht mehr loslassen. Warum gerade sie? Was hatte sie getan, dass sie so gequält wurde?

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Beitragvon Kitti » 28.05.2007, 13:24:47

Wieder ein toller Teil... Dieser fiese Kardinal und die Erinnerungen... :( Habe dir doch gerne geholfen! *knuffel*

Spannend, also bitte bald weiter! :D
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Beitragvon MiladydeWinter » 28.05.2007, 14:08:25

der Teil ist wieder sehr schön.. aber dieser Kardinal ist so fies.. :evil:
bitte schnell weiter :)

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Beitragvon ChristineDaae » 28.05.2007, 16:42:01

Dieser Kardinal... :twisted: :twisted: :twisted:
Ich fang langsam an, mich zu wiederholen, aber es stimmt doch immer wieder: Super geschrieben! Arme Anne... Wann gibts den nächsten Teil? :)
Freue dich, wenn es regnet – wenn du dich nicht freust, regnet es auch.
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