So, jetzt kommt der neue Teil... Keine Ahnung, ob man da viel Spaß wünschen kann, aber da ihr auf das Folgende ja alle schon so lange gewartet habt, denke ich mal schon.
13. Kapitel
Ich stand mit dem Rücken zu Franz, den Kopf hoch erhoben und die Fäuste geballt. Krampfhaft mühte ich mich, mir nicht anmerken zu lassen, wie ich das verabscheute, was folgen würde.
Und wenn ich mich einfach abwende?, überlegte ich.
Er kann mich doch nicht zwingen...
Ich hörte, wie er von hinten auf mich zuging.
»Sisi...« Er sagte nichts weiter. Das musste er auch nicht. Ich wusste, dass er nicht länger warten konnte. Und dass ich nicht länger warten
durfte.
»Ja?« Ich bemühte mich, meine Stimme ruhig bleiben zu lassen.
Sei ganz ruhig, ermahnte ich mich,
er kann dich nicht zwingen... Es wird nichts passieren...
Doch noch während ich das dachte, wusste ich, dass ich mich nur selbst belog. Dass ich diesmal nicht entkommen konnte. Das wusste ich spätestens, als ich spürte, wie er mich sanft aufs Bett drückte. Einen Moment spielte ich mit dem Gedanken, mich zu wehren und wegzulaufen, aber irgendetwas hielt mich zurück. Sagte mir, dass er das nicht verdient hatte. Mein ganzer Körper verkrampfte sich, als er mein Nachthemd hochschob. Er wollte mir nicht wehtun, doch die Angst vor diesem Unbekannten schnürte meine Kehle so fest zu, dass ich glaubte, ersticken zu müssen. Ich schloss die Augen, wollte nicht sehen, was passierte, und trotzdem wusste ich es.
Alles in mir sträubte sich, und doch ließ ich ihn gewähren. Was hätte ich auch tun sollen?
Ich versuchte, an irgendetwas anderes zu denken. An mein Zuhause, Possenhofen. Das würde immer mein Zuhause bleiben, auch wenn ich mein restliches eben in der Hofburg verbrachte. Ob ich wohl meine Eltern bald besuchen konnte?
Doch sobald ich an meine Eltern dachte, fiel mir meine Mutter wieder ein, und was sie gesagt hatte:
Du hast also keine Ahnung, was sonst zur Ehe gehört? Nun, jetzt wusste ich es...
»Sisi...« Franzls leise gemurmelte Worte rissen mich zurück in die Wirklichkeit. Mich widerte an, was hier passierte, ich wollte das nicht. Er schob sanft, aber bestimmt meine Beine auseinander.
Warum wehrte ich mich nicht, verdammt? Im nächsten Moment fühlte ich einen scharfen Schmerz, der mich völlig überrumpelte. Erschrocken keuchte ich auf und verzog vor Schmerz das Gesicht, doch Franz schien es nicht einmal zu bemerken. Er murmelte nur immer wieder meinen Namen und hielt mich fest an sich gedrückt.
Später kauerte ich mit dumpfen Schmerzen im Unterleib an meinem Ende des Bettes. Franz schlief. Schon seit Stunden rannen mir Tränen über die Wangen, die nicht versiegen wollten. Ich weinte einfach lautlos vor mich hin.
Schließlich hielt ich es nicht mehr aus, mit ihm in einem Bett zu liegen. Ich konnte schlicht und ergreifend nicht mehr. Leise stand ich auf und sah im Mondlicht, dass mein weißes Nachthemd voller Blut war.
Wie war das denn passiert? Ich hätte nicht gedacht, dass ich blutete. Er hatte mir wehgetan, sicher, aber es war ein Schmerz in meinem Inneren, nicht so einer wie von einer offenen Wunde. Ich ging ins Badezimmer, riss mir das Nachthemd vom Leib und zog ein anderes an. Plötzlich, als ich noch damit beschäftigt war, die beiden Knöpfe am Hals zu schließen, hielt ich inne. Ein Kribbeln auf meinem Rücken sagte mir, dass ich beobachtet wurde. Langsam drehte ich mich um.
Er stand hinter mir, an den Türrahmen gelehnt, und beobachtete mich. Sein Blick war voller Mitleid. Eine Sekunde zögerte ich, dann lief ich auf ihn zu und schlang die Arme fest um seinen Hals. Er hielt mich fest und ich klammerte mich an ihn.
Irgendwie strahlte er etwas Beruhigendes aus.
»Nimm mich mit«, flüsterte ich. Eine Sekunde später stutzte ich. Hatte ich das wirklich gesagt? Doch, es war eindeutig meine Stimme gewesen.
Aber er schüttelte den Kopf.
»Das geht nicht. Ich habe dir vorhin gesagt, dass deine Zeit noch nicht gekommen ist. Das trifft immer noch zu – leider.«
Das „Leider“ schien ernst gemeint zu sein.
»Aber ich –« Er legte mir sanft einen Finger auf den Mund und hinderte mich am Weitersprechen.
»Glaub mir, Elisabeth, wäre es irgendwie möglich, würde ich nichts lieber tun, als dich mitzunehmen. Aber es geht wirklich nicht.«
Ich sah ihn nur an. In seinen dunklen Augen schimmerte eindeutig tiefes Bedauern. Sacht strich er mit der Hand über meine Wange und wischte die Tränen weg. Ich schloss die Augen und eine neue Träne rollte seiner Hand nach. Der Verzweiflung nahe, legte ich den Kopf an seine Schulter und hielt ihn einfach nur fest. Ich weiß nicht, wie lange wir so standen, ohne etwas zu sagen.
Irgendwann sah ich zu ihm auf. Als er meinen Blick erwiderte, rastete irgendetwas in mir ein. Als hätte ich es immer gewusst.
Er muss mich jetzt mitnehmen.
Ohne Vorwarnung drückte ich einfach meine Lippen auf seinen Mund. Er schien völlig überrascht, erwiderte meinen Kuss dann aber einen Moment. Ein unbekanntes Gefühl stieg in mir auf, ich wollte mehr davon – und plötzlich schob er mich fort, drehte sich um und war verschwunden.
Eine Sekunde starrte ich sprach- und atemlos auf die Stelle, wo er gestanden hatte, dann ließ ich mich ganz langsam auf den Boden nieder und begann wieder zu weinen.