Goldener Käfig

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ChristineDaae
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Beitragvon ChristineDaae » 18.05.2007, 14:53:56

Dankeschön, tropicana! :)

Also, neues Kapitel, diesmal auch wieder mit Tod...


8. Kapitel

Nach den Hochzeitsfeierlichkeiten betrat ich todmüde die Zimmer, die Franz und ich bewohnen sollten. Er ging hinter mir her, schloss behutsam die Tür und sah mich im Zimmer mitfühlend an.
»Du bist wohl wirklich sehr müde«, bemerkte er leise.
Ich nickte.
»Geh doch ins Badezimmer und lass dir ein Bad zubereiten, das erfrischt dich sicher.«
Ich runzelte leicht verwirrt die Stirn. Erfrischen, jetzt noch? Alles was ich wollte, war eine Weile zu schlafen.
Trotzdem drehte ich mich gehorsam um und ging ins Badezimmer, wo ich einige kichernde Zimmermädchen vorfand. Sie hatten sich offensichtlich ums Schlüsselloch gedrängt und wichen erschrocken zurück.
»Ich... ich hätte gerne ein heißes Bad«, bat ich zögernd.
Ich fand es irgendwie merkwürdig, Befehle zu erteilen, aber die kichernden und miteinander flüsternden Mädchen verneigten sich und begannen sofort, Wasser zu erhitzen und in die große Wanne zu füllen.

Als ich fast eine Viertelstunde im heißen Wasser gelegen hatte, erhob ich mich aus dem abgekühlten Wasser, trocknete mich ab und zog das lange weiße Nachthemd an, das die Zimmermädchen mir bereitgelegt hatten, bevor sie auf meine Bitte hin das Zimmer verlassen hatten.
Franz hatte recht gehabt, ich fühlte mich wirklich frischer, aber dennoch wollte ich nur noch schlafen.
Mit leisem Gähnen trat ich in unser Schlafzimmer. Franz lag schon im Bett, die Decke bis ans Kinn gezogen, und betrachtete mich mit halb geschlossenen Augen.
»Kommst du?«, fragte er leise.
Ich nickte und trat zum Bett. Mit einem weiteren Gähnen zog die Decke zurück, legte mich hin und schloss die Augen.
Nach einigen Sekunden spürte ich Franz´ Hand auf meiner Schulter. Ich erwiderte mit der Hand seinen Druck und drehte mich zu ihm um. Zu meiner Überraschung trug er keinen Schlafanzug. Ich richtete mich auf.
»Was machst du denn, willst du dich erkälten? Es ist doch viel zu kalt... Warte, ich hol dir was...«
Ich stand eifrig auf, bemüht, meine „Pflichten als Ehefrau“, wie meine Mutter gesagt hatte, gut zu erfüllen, und suchte einen Schlafanzug, den ich Franz in die Hand drückte, ohne auf seinen Protest zu achten.
»Ähm... Sisi, ich glaube, du...«
Ich ließ ihn nicht aussprechen.
»Zieh dir jetzt was über, du erkältest dich sonst, und das kannst du als Kaiser sicher nicht gebrauchen«, sagte ich bestimmt, drehte mich auf die andere Seite, zog die Decke bis über die Schultern und schloss behaglich die Augen.
Ich sah weder Franzls verdutzen Gesichtausdruck noch das mühsam unterdrückte Grinsen des Todes, der am Fußende stand und mich beobachtete.
Dass er dort war, merkte ich erst, als Franz eingeschlafen war und ich mich auf den Rücken drehte. Überrascht setzte ich mich auf.
»Du!?«
Er lächelte anerkennend.
»Herzlichen Glückwunsch, Elisabeth. Du hast dich ja recht geschickt um deine... Pflichten herumgedrückt.«
»Was?« Ich sah ihn empört an. »Ich weiß nicht was du meinst. Ich habe sogar dafür gesorgt, dass Franz sich nicht erkältet.«
Ich blickte auf Franz, der friedlich neben mir schlief.
Der Tod lächelte und beobachtete mich, ein bisschen forschend und mit diesem Ausdruck, den er immer trug, wenn er mich ansah.
»Bist du eigentlich wirklich so unwissend oder tust du nur so?«, fragte er unvermittelt.
Ich runzelte die Stirn und sah ihn fragend an.
»Was heißt hier unwissend? Ich hab die letzten 8 Monate pausenlos Englisch, Französisch und Ungarisch gelernt. Und Mathematik auch.«
Er seufzte und verdrehte die Augen.
In der nächsten halben Stunde erklärte er mir einigermaßen geduldig, was meine Familie mir vorenthalten hatte.
Als er geendet hatte, trat ein kurzes Schweigen ein. Ich sah ihn einigermaßen erschrocken an.
»Das... Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder?«
Nun konnte er sich ein heimliches Lächeln doch nicht verkneifen.
»Doch, Elisabeth, es ist mir todernst. Du kannst dir sicher denken, dass der Tod keine Scherze macht.«
Ich schwieg, nicht auf seinen Wortwitz eingehend, und hing meinen Gedanken nach. Insgeheim war ich dankbar, dass er mich in Ruhe ließ und nichts fragte.
Plötzlich kam mir ein Gedanke und ich zog unwillkürlich die Bettdecke höher über die Brust.
»Was hast du eigentlich gemeint, als du gesagt hast, du... würdest mir zeigen, was er meint?«
Er lächelte wieder.
»Sag bloß, du hast mir nicht zugehört, was ich dir grade erklärt habe...«
Zuletzt geändert von ChristineDaae am 20.05.2007, 18:18:35, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitragvon Kitti » 18.05.2007, 15:49:30

Wieder mal sehr schön geworden und süüüß, wie Sisi denkt, dass Franzl sich erkälten wird! :wink: Der Tod ist echt klasse beschrieben, sehr geheimnisvoll und am Ende wird es gerade sehr spannend! Bitte schnell weiter! :D
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Beitragvon ChristineDaae » 18.05.2007, 15:55:33

Dankeschön! :D

Ich werd bvald mal weiterschreiben, aber erst mal muss ich das Castuing rumbringen.. *zitter*
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Beitragvon Kitti » 18.05.2007, 15:57:16

Viel Erfolg! *daumendrück*
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Beitragvon ChristineDaae » 18.05.2007, 15:58:01

Dankeschön :D
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Beitragvon Marie Antoinette » 19.05.2007, 15:30:22

Wie schön, hier gibts auch eine Fortsetzung!

Der Teil gefällt mir wieder sehr gut. Schnell weiter! :D

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Beitragvon tropicana » 20.05.2007, 00:37:43

Also ich finde den Teil auch super. Die kleine Sisi ist einfach süß :)

»Doch, Elisabeth, mein voller Ernst. Du kannst dir sicher denken, dass der Tod keine Scherze macht.«

Da würde mir ein todernst einfallen :lol:

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Beitragvon ChristineDaae » 20.05.2007, 18:17:34

:lol: :lol:
Das ist gut... Ich änders gleich noch.
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Beitragvon ChristineDaae » 23.05.2007, 19:26:27

Sooo... mal wieder Zeit für einen neuen Teil. :)

9. Kapitel – „Ich gehör nur mir“

Ich stand in meinen Gemächern und sah gedankenverloren aus dem Fenster. Draußen waren Diener und Gärtner beschäftigt, die Rosen zurechtzuschneiden. Ich konnte sie nicht verstehen, ich fand wild und frei wachsende Rosen viel schöner. Ich erinnerte mich mit leisem Heimweh an die wunderschönen Hügel und Rosengärten vor Possenhofen, und an Ludwigs Roseninsel. Die Rosen dort waren viel schöner gewesen, ungezähmt und eigenwillig, von ganz eigener Schönheit...
Erschrocken zuckte ich zusammen, als hinter mir die Tür mit einem Knall ins Schloss fiel.
»Tante Sophie! Ich hab dich gar nicht gesehen...«
»Ich würde es vorziehen, wenn du mich Siezen würdest.«
Ihre Stimme war kalt wie Eis, und mir schauderte. Trotzdem blickte ich sie verwirrt an.
»Warum das denn? Du bist doch meine Tante –«
»Das tut nichts zur Sache«, unterbrach Sophie mich, »das gehört sich so, und wir wollen uns doch nach dem Zeremoniell richten.«
Wollten wir das?
Nun, sie wollte es vielleicht, ich sicher nicht. Aber um des lieben Hausfriedens – oder besser – Palastfriedens Willen schluckte ich meine Bemerkung herunter und äußerte nur ein gehorsames »Natürlich, Tante Sophie, wenn Sie das wünschen...«
Meine Tante schien jetzt etwas freundlicher gestimmt zu sein, aber irgendetwas lag immer noch in der Luft, ich spürte es. Die kalte Dusche kam prompt, wenn auch in leiser Stimme.
»Was fällt dir eigentlich ein?«
»Wie bitte?«
»Was fällt dir ein, dass du deine Pflichten als Ehefrau und Kaiserin gleich in der ersten Nacht vernachlässigst?«
Ich schrak zusammen. Wie wollte sie das wissen? Rücksichtslos fuhr meine Tante fort.
»Du darfst dich nicht von Franz abwenden, wann immer es dir passt. Es ist deine kaiserliche Pflicht, ihm eine gute und gehorsame Ehefrau zu sein und Thronfolger zu gebären. Ich hätte das wirklich nicht von dir gedacht, Elisabeth. Natürlich, du warst immer schon ein Wildfang, aber ich dachte mir, ich würde dich schon zähmen!« Sie lachte grimmig. »Und das werde ich auch. Du wirst dich nach dem Zeremoniell richten, wie ich es wünsche, du wirst lernen, bescheidener zu sein und deine Wünsche hinter die des Kaisers und vor allem hinter die Wünsche und Fragen Österreichs zurückzustellen. Wenn du immer freundlich, repräsentativ und verständnisvoll dem Volk gegenüber bist, machst du dich sicher schnell beliebt. Vor allem mit so einem Engelsgesicht wie deinem – obwohl...« Sie hielt einen Moment inne. »Zeig mir mal deine Zähne her!« »Die Zähne?« Ich verstand nicht. »Ja. Ist das so schwer?«
Widerwillig zeigte ich ihr meine Zähne.
»Die sind viel zu gelb, das darf nicht sein!«
Ich fuhr zurück. Jetzt reichte es mir.
»Bin ich denn ein Pferd?«
»Oh nein! Aber ein Vorbild.«
»Sie kritisieren an mir nur herum!«, hielt ich ihr aufgebracht vor. »Alles, was ich will, ist verboten.«
»Daran wirst du dich gewöhnen müssen, so geht es nun einmal zu bei Hofe.«
Ich suchte gerade nach Worten, um etwas zu erwidern, als sich die Tür öffnete und Franzl eintrat. Dankbar für sein Erscheinen lief ich zu ihm.
»Franz, bitte, hilf mir. Sieh doch, wie deine Mutter mich quält...«
»Quält?« Franz blickte verwirrt zwischen seiner Mutter und mir hin und her.
»Sie sperrt mich ein...«
Sophie unterbrach mich.
»Überlass sie nur mir, mein Sohn, ich erzieh sie schon...«
Ich hielt es nicht aus. Sie redete über mich hinweg, als wäre ich gar nicht da!
»Hilf mir, Franz, lass mich nicht allein!«
Eine Sekunde herrschte Schweigen im Zimmer. Es schien mir wie eine Ewigkeit. Ich sah tief in Franzls braune Augen und versuchte darin zu lesen, doch ich erkannte nicht, was er dachte. Er holte tief Luft.
»Sisi... Versuch doch, zu verstehen. Mama meint es och nur gut mit dir...« Er legte beruhigend die Hände auf meine Schultern, doch ich stieß ihn aufgebracht weg. Ich konnte nicht fassen, was ich hörte.
»Also – lässt du mich im Stich?«

Bevor ich noch nachdachte, drehte ich mich auf dem Absatz herum und lief aus dem Zimmer, lief fort aus der Hofburg, die lange Einfahrt hinab in den Schlossgarten, zwischen Bäumen hindurch. Mit meinen Schuhen konnte ich nicht gut laufen, also blieb ich außer Atem stehen, zog sie aus und lief barfuß weiter. Ich achtete kaum noch auf den Weg. Ich konnte mich nicht erinnern, wann ich zu weinen begonnen hatte, aber mein Gesicht war nass vor Tränen und ich nahm die Umgebung nur verschwommen wahr.
Zweige peitschten mir ins Gesicht, doch ich lief weiter, immer weiter, bis sich plötzlich mein Fuß in einer Wurzel verhakte und ich fiel. Irgendetwas schlug hart gegen meinen Kopf und ich fiel tief ins Nichts.
Als ich, unendlich verwirrt und hysterisch, die Augen aufschlug, war er bei mir.
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Beitragvon Kitti » 24.05.2007, 14:22:12

Und wieder ein toller Teil, Christine! :D Besonders schön find ich Sisis Gedanken am Anfang, als sie in den Garten herausschaut, aber auch die Idee, sie weit weg laufen zu lassen. Das Ende macht es doch mal wieder sehr spannend. Ich hoffe doch, dass der Tod im nächsten Teil mit Sisi sprechen wird! Nur weiter so! :D
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Beitragvon tropicana » 25.05.2007, 15:10:45

Ich kann mich Kitti nur anschließen, toller Teil und ich freu mich schon auf den nächsten :)
Zuletzt geändert von tropicana am 26.05.2007, 00:11:26, insgesamt 1-mal geändert.

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Beitragvon ChristineDaae » 25.05.2007, 15:12:02

Dankeschön, ihr zwei! :D

Ich denke, der nächste Teil kommt in ein paar Tagen; in den Ferien hab ich ja viel Zeit zum Schreiben. :wink:
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Beitragvon Kitti » 25.05.2007, 20:46:43

Aber Kitti immer noch mit I... :roll: :wink:
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Beitragvon Sisi Silberträne » 25.05.2007, 21:39:07

Oh spannend spannend! Ich finds gut, wie du den Text von "Eine Kaiserin miss glänzen" eingearbeitet hast. Und das mit dem Schlafanzug war wirklich total süüüüüüß.

Schnell weiter!!!
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Beitragvon tropicana » 26.05.2007, 00:13:10

Entschuldigung Kitti, ich war wohl in Gedanken ;)

Ich freu mich schon wenns weiter geht :)

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Beitragvon Kitti » 26.05.2007, 13:01:31

Nicht schlimm... ;) Machen fast alle falsch. Kannst ja als Entschuldigung auch meine FF "Wo ist der Sommer" lesen... *g*

Wann geht's denn weiter, Christine? :D
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Beitragvon ChristineDaae » 26.05.2007, 19:17:01

@Kitti: Wie gesagt, in ein paar Tagen spätestens... Vielleicht hab ich heute noch Zeit :)
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Beitragvon ChristineDaae » 27.05.2007, 18:20:19

So, pünktlich zu Pfingsten der neue Teil... Als Geburtstagsgeschenk für eine sehr gute Freundin, mit ein paar Ideen von ihr...
@Anja: Happy Birthday! :)

Und an alle anderen viel Spaß...

10. Kapitel

Er stand einfach da und sah mich ruhig an. Sein Gesicht zeigte keinerlei Regung, als wäre er zu Stein erstarrt, aber durchaus nicht unfreundlich. Er stand einfach nur da und wartete. Auf mich. Ich stand langsam auf, strich mir eine Haarsträhne aus der Stirn und ging langsam auf ihn zu. Er beobachtete mich. Es schien fast, als wolle er etwas sagen, er schwieg dann aber doch.
Ich ging weiter, bis ich direkt vor ihm stand. Ich weiß nicht, wie lange wir so standen, der Moment schien zeitlos.
Ich blickte tief in seine Augen; versuchte einmal mehr, ihren Ausdruck zu deuten, aber erfolglos.
Irgendwann schluchzte ich auf und fiel ihm einfach weinend in die Arme. Er sagte immer noch nichts, hielt mich einfach fest und strich mit der Hand tröstend über meinen Rücken. Ich klammerte mich an ihn, als wäre er meine einzige Rettung, und weinte hemmungslos. Es war genau das eingetreten, das ich im Unterbewusstsein gefürchtet hatte, aber nicht sehen wollte: Ich hätte dort in der Augustinerkirche niemals Ja sagen dürfen. Dieses simple Wort hatte mich für mein ganzes Leben zur Gefangenen gemacht, daran zweifelte ich jetzt nicht mehr.
Ich war dankbar, dass er nicht sprach, ich wollte jetzt nichts sagen. Ich fühlte einfach nur seine beruhigende Nähe, seine starken Arme, die mich hielten und langsam wurde ich ruhiger. Lang standen wir so, bis er plötzlich den Kopf wandte und lauschte. Auch ich hörte jetzt Zweige knacken, jemand kam auf uns zu.
Ich fühlte einen kalten Luftzug und als ich mich wieder zu ihm umdrehte, war er verschwunden.

»Sisi, da bist du ja!« Franz umarmte mich von hinten. »Ich habe mir solche Sorgen gemacht...«
Ich machte mich ungeduldig von ihm los und marschierte zurück zur Hofburg, ohne zu antworten.
Ich sprach den ganzen Tag nicht mehr mit ihm, auch mit Sophie nicht. Ich konnte es nicht ertragen, wie sie mich zu erziehen suchten. Sophies Worte hallten in mir nach. »Ich werde dich schon zähmen!«
Nun, wenn sie das versuchen wollte, bitte. Ich würde nicht mitspielen.
Am Abend, als ich ins Schlafzimmer trat, lag Franz schon im Bett. Ich hatte damit gerechnet. Demonstrativ hatte ich mir von den Zimmermädchen ein langes weißes Nachthemd mit Halskrause geben lassen, das nur abweisend wirken konnte. Als ich ins Bett stieg, setzte Franz zu sprechen an, aber ich bedachte ihn mit einem so eisig kalten Blick, dass er schwieg.
Ich drehte mich mit dem Rücken zu ihm, rutsche so weit wie möglich von ihm weg und schloss die Augen. Das war ja wohl eindeutig!
»Sisi, bitte sprich doch wieder mit mir.«
Ich hätte ihm jetzt gerne etwas an den Kopf geworfen, doch ich schwieg. In mir schrie es, Du hast mich verraten, deine Mutter ist dir wichtiger als ich. Du hast mich im Stich gelassen, du liebst mich nicht. Nicht genug. Lass mich in Ruhe und tritt mir nie wieder unter die Augen!
Aber ich wusste, dass ihn mein Schweigen viel härter traf, also biss ich mir auf die Lippen und schwieg hartnäckig.
»Bitte, Sisi... Du weißt, ich kann ohne dich nicht leben. Ich brauche dich. Sei doch nicht mehr böse...«
Auf eine Antwort konnte er lange warten, sagte ich mir. Wenn er mich so dringend brauchte, hätte er sich das eher überlegen sollen, bevor er mich an seine Mutter verraten hat.
»Sisi, es tut mir so Leid.«
Aus seiner Stimme klang ehrliche Reue. Womöglich tat es ihm wirklich Leid. Auf einmal verspürte ich so etwas wie Mitleid. Sein Leben lang war er es gewöhnt gewesen, af seine Mutter zu hören. Er musste sich vielleicht erst umstellen... Nein! Ich würde meinem Entschluss treu bleiben und nicht antworten.
»Sisi, bitte... Es tut mir wirklich Leid... Sei doch nicht mehr böse!«
Ich sagte nichts.
Ein paar Mal versuchte er noch, mich anzusprechen, aber irgendwann seufzte er und schien aufzugeben.

»Gratuliere, du hast dich ja schon wieder um deine Pflichten gedrückt«, ertönte eine leise Stimme hinter mir. Ich schwieg weiter. Er konnte es lange versuchen!
Auf einmal fiel mir ein, dass Franz das niemals so sagen würde, dazu war er viel zu – was? Zu verklemmt vielleicht? Vermutlich war das das richtige Wort.
Ich drehte mich um. Natürlich.
Irgendwie hatte ich es erwartet, ihn dort am Bett stehen zu sehen. Sein Anblick nahm mir den Atem. So unwirklich schön sah er aus. In dem schwarzen, langen Mantel mit dem silbernen Licht des Vollmondes im Rücken wirkte er geheimnisvoll und irgendwie... verführerisch? Nein. Nein, ich war verheiratet, daran durfte ich nicht einmal denken. Außerdem – er war der Tod. Er würde es niemals tun. Das war unmöglich. Aber trotzdem, eine Zeile aus einem alten englischen Gedicht fiel mir ein:

I know it´s wrong, but I´m too much in love to care.

War ich denn verliebt – in ihn? Ich wusste es nicht. Plötzlich erinnerte ich mich, dass er, wenn er wollte, sicher erraten konnte, worüber ich gerade nachdachte, und ich verwarf die Gedanken rasch.
Er sah mich leicht amüsiert an. Mir war klar, er wusste, was ich gedacht hatte. Nicht rot werden, ermahnte ich mich selbst, aber im gleichen Moment fühlte ich schon, wie eine Hitzewelle über mein Gesicht flutete. Sicher war ich jetzt knallrot, ich sah es an seinem sich vertiefenden Lächeln. Ich senkte den Blick und biss mir verlegen auf die Lippen.
Ein paar Minuten verbrachten wir schweigend; ich wusste nicht, was ich sagen sollte und er schien sich darüber köstlich zu amüsieren. Endlich entschloss er sich, mich zu erlösen.
»Nur nicht so verlegen Elisabeth... Angriffslustig gefällst du mir viel besser.«
Was hieß das denn jetzt bitte?
Zornig warf ich den Kopf in den Nacken und sah ihn an.
»Ob ich dir gefalle oder nicht, ist doch auch egal. Erst mal lebe ich noch eine Weile, und daran wirst du nichts ändern. Ich komme nicht mit dir... Und was gibt es da zu lachen?«, schloss ich an, als er lächelte.
»Das war mein voller Ernst, du kannst mich schließlich nicht zwingen – oder?«, fügte ich etwas unsicher hinzu. Jetzt musste er wirklich lachen. »Kaum sage ich, angriffslustig gefällt sie mir besser, wird sie schon wütend....«, grinste er.
Dann wurde er mühsam wieder ernst.
»Nein, Elisabeth. Ich kann dich nicht zwingen. Und selbst wenn ich könnte – wozu? Ich finde dich zwar mit zornig blitzenden Augen sehr schön« – wieder dieser Blick – was bedeutete das? Ich musste es wissen... »...aber ich möchte diesen Zorn wirklich nicht die ganze Ewigkeit hindurch sehen. Und –«, sein Blick ruhte kurz auf Franz, bevor er wieder mich ansah, »im Schweigen bist du ja auch recht hartnäckig, wenn du nur willst.«
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Beitragvon Marie Antoinette » 27.05.2007, 19:03:00

Oh, wieder ein neuer Teil! :D

Gefällt mir wieder richtig gut, am Anfang fand ich es sogar ziemlich traurig... Und am Ende wird es spannend - wie gemein, grad da aufzuhören! :D

Wann gehts weiter? Bin schon gespannt auf den nächsten Teil.

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Beitragvon Kitti » 27.05.2007, 19:36:21

WOW, die Beschreibung des Todes ist dir richtig gut gelungen! :D :D Ansonsten wieder ein ganz toller Teil, nur weiter so!! :) :) Freue mich schon auf die Fortsetzung...
Quiero vivir, quiero gritar, quiero sentir el universo sobre mi... Quiero correr en libertad, quiero encontrar mi sitio...

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