And if you should ever leave me I will crumble

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armandine
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Re: And if you should ever leave me I will crumble

Beitragvon armandine » 14.03.2017, 11:23:53

wie gemein! Erst lässt du uns wochenlang warten und dann so ein super spannender Cliffhanger ;-). Dann hoffe ich nur, dass es diesmal etwas schneller geht für meine Neugierde!

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nichtsistschwer
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Re: And if you should ever leave me I will crumble

Beitragvon nichtsistschwer » 20.03.2017, 20:51:55

Hihi - ich weiss ich bin gemein ;)
Aber ich will mal nicht so sein und euch nicht so lange warten lassen! Ich freue mich sehr über eure Rückmeldungen und mich würde ausserdem interessieren, wer hier eigentlich alles noch so mitliest :D

15.Kapitel
«Süsse, da bist du ja! Ich habe dich schon überall gesucht!», Mark wurde von Alixa unterbrochen, die die Balkontüre weit aufgerissen und somit die gerade fast schon vertraute Stimmung zwischen ihm und der Schweizerin ein für alle Mal kaputt gemacht hatte.
«Ja, ich bin hier!», kam es etwas überrumpelt von der Blondine, die einen kurzen Blick in Richtung des Musicaldarstellers warf, ehe sie sich schliesslich wieder ihrer Freundin zuwandte.
«Wir holen jetzt Anouks Kuchen!», erklärte die Brünette mit einem breiten Lächeln, während sie ihre Kollegen mit hochgezogener Augenbraue musterte.
«Alles klar bei euch?».

Die Hamburgerin wusste sehr wohl, dass Romy und Mark nicht unbedingt das, was man einen guten Start nennen würde, miteinander gehabt hatten. Aus diesem Grund war sie sich auch nicht so sicher, ob es wirklich eine gute Idee war, dass die beiden hier so gemeinsam draussen waren.
So ganz alleine.
Nicht, dass die beiden sich noch an die Gurgel gingen und die Voraussetzung für ein normales Miteinander endgültig vergeigten.

«Sicher!», kam die prompte Antwort der Schweizerin, die sich an einem leichten Lächeln versuchte.
«Na dann komm mit!», Alixa machte eine ungeduldige Handbewegung und war mit diesen Worten auch schon wieder nach drinnen verschwunden, womit die beiden Musicaldarsteller erneut alleine gelassen wurden.

Für einen kurzen Augenblick blieb Romy einfach wortlos stehen, ehe sie noch einmal in Marks Richtung blickte.
Wenn sie es nicht besser gewusst hätte, dann hätte sie gesagt, dass er die Mauern, die vorhin fast ein bisschen zu bröckeln gedroht hatten, wieder aufgebaut hatte.
Und zwar höher, als sie vorhin noch gewesen waren.

«Kommst du auch mit rein?», wollte sie vorsichtig mit einem Ansatz eines leichten Lächeln, von ihm wissen, während ihr Herz fest gegen ihre Brust schlug.
«Ja, ich komme gleich nach!», antwortete er ihr schnell und sah ihr nach, wie sie schon bei der Balkontüre stand, als sie sich noch einmal zu ihm umdrehte.

Es wollte ihm nicht so ganz gelingen ihren Gesichtsausdruck richtig zu deuten, doch er hätte schon fast gesagt, dass in ihren Augen so etwas wie Enttäuschung mitschwang, worauf sich sein Herz schmerzend zusammenkrampfte. Schnell drehte er sich deshalb von ihr weg und hörte nur eine Sekunde später, wie die Balkontüre ins Schloss fiel.

Zischend stiess der blonde Mann die Luft aus.
Im Moment war er einfach nur wahnsinnig wütend auf sich selbst.
Wieso in aller Welt war er gerade nicht im Stande gewesen Romy zu sagen, was er ihr doch eigentlich schon vor Wochen hätte sagen sollen?
Zum einen, dass es ihm Leid tat, dass er sie einfach so im Regen, mit Kaffee überschüttet, hatte stehen lassen, was definitiv nicht die feine Art gewesen war und zum anderen, was noch viel wichtiger als die Entschuldigung war, dass ihn ihrer Begegnung total aus dem Konzept gebracht hatte.

Dass ihm ihre blauen Augen einfach nicht mehr aus dem Kopf gehen wollten und er sich ständig fragte, was ihr wohl wiederfahren sein musste, dass in zwei Augen so unglaublich viel Schmerz liegen konnte.
Und auch, ob es nicht irgendetwas gab, was er hätte tun können um ihr ein kleines bisschen von all diesen Sorgen zu nehmen.
Auch wenn sie beide sich doch eigentlich gar nicht richtig kannten.

Doch er hatte überhaupt keine Ahnung, wie er ihr das gerade hätte erklären sollen.
Ohne, dass sie schreiend vor ihm weggelaufen wäre und ihn für einen total verrückten Spinner gehalten hätte.
Denn wie hätte er etwas, dass er doch selbst nicht einmal verstand, einer fast unbekannten Frau erklären sollen?
Wie hätte er es in Worte fassen sollen, dass dieser kleine Moment zwischen ihnen beiden einfach alles für ihn geändert hatte,.
Weil da irgendetwas zwischen ihnen beiden passiert war, dass er nicht in Worte fassen konnte.

Dass er mit einem Mal angefangen hatte, über Dinge nachzudenken, die ihn früher nie beschäftigt hatten.
Dass er seine Entscheidungen in Frage stellte und einfach nicht mehr sicher war, was richtig und was falsch war.
Dass er sich fragte, was er eigentlich von seinem Leben wollte, obwohl er das doch scheinbar immer ganz genau gewusst hatte.

Seit er denken konnte hatte er einen Plan für sein Leben gehabt, doch jetzt, vom einen auf den anderen Moment, war nichts mehr beim Alten.
Und das alles, war nur durch diese Begegnung im Regen ausgelöst worden.
Durch den Blick in diese wunderschönen blauen Augen.

Je länger er auch jetzt wieder darüber nachdachte, desto verrückter erschien ihm die ganze Sache und er hatte das Gefühl, dass er mit einem Mal überhaupt nichts mehr wusste.
Nichts ausser, dass ihm diese Augen einfach nicht mehr aus dem Kopf gehen wollten, egal wie sehr er es auch schon versucht hatte.

Doch weder die Verdrängung noch die Konfrontation hatte etwas daran ändern können.
In den letzten paar Wochen hatte er alles getan um Romy aus dem Weg zu gehen und er wusste, dass er sie mit seinem Verhalten verletzte, nur zu deutlich hatte er dies immer wieder an ihren Reaktionen gesehen.
Doch trotzdem hatte er einfach nicht anders gekonnt.
Konnte immer noch nicht anders.

Weil er Angst hatte.
Angst, dass er gerade dabei war, wieder anzufangen irgendetwas zu fühlen.
Fühlen.
Etwas was er doch schon so lange aufgehört hatte.
Natürlich, er war in einer jahrelangen Beziehung, doch richtig zu fühlen, dass hatte er schon vor Ewigkeiten aufgehört.

Wenn es doch nur irgendjemanden gegeben hätte, dem er sich hätte anvertrauen können.
Doch die einzige Person, mit der er darüber hätte reden können war nicht mehr hier.
Seit sechs Monaten schon.
Sechs Monate, die sich wie verfluchte sechs Jahre anfühlten.

Während Mark immer noch draussen stand und seinen Gedanken nachhing, war Romy mit all den anderen Gästen drinnen, wo Anouks Geburtstagstorte unter grosser Begeisterung angeschnitten wurde.
Die Niederländerin kam aus dem Staunen gar nicht mehr heraus und all die Arbeit, die die drei Musicaldarstellerinnen gehabt hatten, wurde damit mehr als belohnt.

So sehr die Schweizerin sich allerdings auch anstrengte, ganz bei der Sache war sie einfach nicht.
Immer und immer wieder kreisten ihre Gedanken um das Gespräch mit Mark und um das was da eben draussen auf dem Balkon zwischen ihnen gewesen war.

Für ein paar Momente hatten sie beide sich schon fast normal unterhalten können, etwas was sie in den letzten Wochen nie geschafft hatten, doch dann waren sie von Alixa unterbrochen worden.
Und das noch bevor Mark ihr hatte sagen können, was er eigentlich gewollt hätte.

Besonders nachdem Mark nicht mehr zu ihnen nach drinnen gekommen war, sondern scheinbar ohne richtige Verabschiedung nach Hause gefahren war, beschäftigte sie der Gedanke, wie ihr Gespräch wohl ohne die Störung verlaufen wäre noch mehr.

Auch über die nächsten Tage, die relativ ereignislos vergingen, hatte Romy immer noch daran zu knabbern, dass sie nicht wusste, was Mark ihr hatte sagen wollen. Doch ihr war auch klar, dass sie nur eine richtige Antwort darauf erhalten würde, wenn sie ihn darauf ansprechen würde.
Jedoch fehlte ihr für diesen Schritt momentan einfach der Mut.

Zwischen ihr und Mark blieb alles beim Alten.
Sie beide gingen sich genauso, wie auch schon vor ihrem kurzen Gespräch, mehrheitlich aus dem Weg und ihr Kontakt wurde auf ein Minimum beschränkt.

Es war bereits Ende Juni, als die vier Musicaldarstellerinnen total übermüdet, gemeinsam nach einer Abendshow nach Hause kamen. Sie alle hatten diese Woche acht Shows gespielt, was definitiv an ihren Kräften zehrte.
Besonders Anouk war den ganzen Abend über schon unheimlich müde und hatte jetzt das Gefühl, halb verhungern zu müssen.

Auf direktem Weg ging sie deshalb in die Küche, wo sie den Kühlschrank öffnete und dessen Inhalt aufmerksam unter die Lupe nahm. Es war nicht unbedingt immer ein Vorteil in einer WG zu leben, da man oftmals einfach überhaupt keinen Überblick mehr über seine Vorräte hatte und mit Schrecken musste sie jetzt feststellen, dass sie überhaupt keinen Frischkäse mehr hatten.

Im Moment ernährte sie sich fast ausschliesslich davon, was sehr zur Erheiterung ihrer Freundinnen diente.
Zielstrebig griff sie nach dem Einmachglas mit den Essiggurken, welches sie innerhalb von ein paar Sekunden fast komplett leer gegessen hatte. Doch so richtig satt fühlte sie sich immer noch nicht und sie spürte ein dringendes Bedürfnis nach etwas Süssem, weshalb sie kurzerhand das Nutellaglas aus ihrem Schrank holte und ihre Gurke darin tunkte.

«Ist alles klar bei dir Anouk?», Marle warf einen kurzen Blick in die Küche, wo ihre Kollegin am Tisch sass und ass.
«Sicher!», die Blondine tunkte erneut eine Essiggurke in das Nutella, worauf Marle fast schon etwas angewidert ihr Gesicht verzog.
«Und diese Kombination schmeckt auch wirklich?», hackte sie noch einmal nach, immer noch nicht so ganz sicher, was sie davon halten sollte.
«Ja schon», die Niederländerin nickte heftig, hielt dann aber in ihrer Bewegung inne und starrte auf die Salzgurke in ihrer Hand.
Schon alleine deren Anblick reichte aus, dass ihr mit einem Mal furchtbar schlecht wurde, und sie fast schon fluchtartig ins Badezimmer hastete, wo sie sich heftig übergab.

Als Anouk vorsichtig wieder aufstand merkte sie, dass ihre Beine immer noch furchtbar wackelig waren und sie musste sich kurzerhand am Waschbecken aufstützen.
Die Blondine blickte in ihr müdes Spiegelbild und musterte sich aufmerksam.
Unter ihren blauen Augen hatte sie tiefe Ringe, sie war blass und ihre Wangenknochen wirkten heute Abend ganz besonders ausgeprägt.

Während sie sich immer noch betrachtete schoss ihr mit einem Mal, wie ein Blitz, ein ganz schrecklicher Verdacht durch den Kopf. Fast schon wie in Trance griff sie nach ihrem Telefon, welches sie in ihrer Hosentasche hatte und checkte ihre Regelapp.

Sie hatte das Gefühl, dass ihre Beine erneut unter ihr nachgeben müssten, als sich ihr Verdacht bestätigte.
Sie war längst überfällig, doch irgendwie hatte sie dies in der letzten Zeit einfach immer auf den Stress oder die Nebenwirkungen ihrer Geburtstagsparty geschoben.
Doch jetzt, wo sie sich richtig mit dem Gedanken auseinander setzte, fiel es ihr wie Schuppen vor den Augen.

In der letzten Zeit war sie richtig dünnhäutig und besonders empfindlich auf sämtliche Gerüche gewesen. Besonders der Geruch von frisch gebrühtem Kaffee liess sie schaudern. Zudem hatte sich ihre Haut arg verschlechtert und sie hatte das Gefühl gehabt, dass ihr gesamter Körper einfach nur richtig verspannt war.

«Amsterdam», schoss es der Niederländerin durch den Kopf.
Sofort tauchten vor ihrem inneren Auge Bilder auf, die sie Nacht für Nacht in ihren Träumen verfolgten und sie am liebsten einfach nur vergessen hätte.
Wie hatte sie bloss so naiv sein können?

Aber es konnte doch nicht wirklich sein, dass…
Sie zwang sich den Gedanken noch nicht einmal zu Ende zu denken, putzte sich ihre Zähne und begab sich schliesslich ins Wohnzimmer, wo sie sich matt auf der Couch niederliess.
Ohne dass sie es irgendwie hätte steuern können, rollten ihr bald auch schon dicke Tränen die Wangen herunter.

Romy, die ein Schluchzen gehört hatte, kam langsam ins Wohnzimmer und setzte sich neben ihre Freundin. Ohne etwas zu sagen legte sie einfach sanft ihren Arm um die weinende Frau.
«Ich… Ich… bin überfällig», platzte es aus der Musicaldarstellerin heraus, worauf Romy sie mit grossen Augen ansah.

«Hey, das hat doch noch überhaupt nichts zu bedeuten. Vielleicht liegt es einfach nur am Stress oder…», vorsichtig strich die Schweizerin ihr eine Träne aus dem Gesicht und versuchte sie irgendwie zu beruhigen.
«Aber…», die Niederländerin schluchzte laut auf und legte ihren Kopf an die Schulter der Musicaldarstellerin, worauf Romy sie instinktiv in eine enge Umarmung zog.

«Was ist los?», Alixa, die die Stimmen der beiden Frauen gehört hatte, kam ebenfalls ins Wohnzimmer und setzte sich auf die andere Seite der weinenden Frau.
Da diese momentan allerdings nicht in der Lage war ihr selbst zu antworten, da sie durch heftige Weinkräfte geschüttelt wurde, kam Romy ihr zuvor.

«Anouks Regel ist überfällig», kam es leise von der Schweizerin, während sie einen Blick auf die weinende Frau in ihrem Arm warf.
«Ach Süsse!», vorsichtig griff Alixa nach der Hand der Niederländerin und bettete diese auf ihren Schoss.
«In der letzten Zeit hatten wir doch immer acht Shows pro Woche und da kann der weibliche Organismus schon einmal ein bisschen durcheinander kommen», kam es bestärkend von ihr.
«Richtig! Und ungewöhnliche Essenskombinationen mag ich auch gerne», meinte Marle, die am Türrahmen lehnte und die ganze Szene aufmerksam betrachtet hatte, mit einem leichten Grinsen.

«Es ist aber nicht der Stress. Es…», Anouk schluchzte erneut auf.
«Hey!», versuchte Romy es erneut und zog die Blonde noch fester an sich. Sie spürte, wie deren Körper heftig durch das Schluchzen erschüttert wurde und in ihrem Magen bildete sich ein seltsamer Knoten. Schnell wanderte der Blick der Schweizerin zu Marle, die tief ausatmete.

«Ich…», Anouk richtete sich ein Stückchen auf und sah in die Gesichter ihrer Freundinnen.
Gerade war sie einfach nur unheimlich froh, dass sie nicht alleine sein musste, sondern ihre wundervollen Freundinnen an ihrer Seite hatte, die immer genau die richtigen Worte zu finden schienen.

«Vielleicht wäre es am einfachsten, wenn du einen Test machen würdest», meinte Alixa leise, während sie sah, wie Anouk darauf ihre Augen weit aufriss.
«Nein das kann ich nicht!» war die sofortige Antwort der Musicaldarstellerin, die schnell ihre Beine anzog und gegen ihren Körper drückte.

«Wenn du willst, geh ich mal eben kurz zur Apotheke», kam es mit einem leichten Lächeln von Marle.
«Wie jetzt?», kam es total erstaunt von Anouk.
«Die Apotheke um die Ecke hat die ganze Nacht geöffnet und so hättest du schon heute Abend Gewissheit», meinte sie.

«Einverstanden?», versicherte sich die Dunkelhaarige noch einmal bei ihrer Freundin, die nach ein paar Sekunden, in denen sie einfach nur regungslos dagesessen hatte, leicht ergeben nickte.

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Re: And if you should ever leave me I will crumble

Beitragvon skeks » 21.03.2017, 09:36:45

Ich lese begeistert mit! :D und hoffe du schreibst schnell weiter! :)

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armandine
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Re: And if you should ever leave me I will crumble

Beitragvon armandine » 21.03.2017, 13:31:36

ah, das ist ja mal etwas Unerwartetes! Spannend!

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nichtsistschwer
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Re: And if you should ever leave me I will crumble

Beitragvon nichtsistschwer » 27.03.2017, 15:28:08

Vielen lieben Dank für eure Rückmeldungen :)
Das hat mich wirklich wieder sehr gefreut und auch, dass ich hier noch einmal einen neuen Leser begrüssen darf, an dieser Stelle: Herzlich Willkommen an dich :D
Wollen wir doch Mal sehen, wie es bei unseren Mädels weitergeht...
Ich bin schon gespannt auf eure Rückmeldungen :D

16.Kapitel
Eine gute halbe Stunde später, war Marle endlich von ihrem nächtlichen Ausflug zurück in der WG. Zur Sicherheit hatte sie gleich mehrere Schwangerschaftstests mitgenommen, doch für eine hundertprozentige Sicherheit, dass hatte ihr der Apotheker noch einmal ganz ausführlich erklärt, würde ihre Freundin wohl nicht um einen Besuch bei ihrer Frauenärztin herumkommen.

Anouk, die schon alleine beim Anblick der Tüte in Tränen ausgebrochen war, hatte dann schliesslich nach langem Zuspruch ihrer Freundinnen trotzdem alle vier Tests auf einmal gemacht, und tigerte nun nervös im Wohnzimmer auf und ab, während sie alle auf das Ergebnis warteten. Ihr war sehr wohl bewusst, dass sie ihre Freundinnen mit ihrem Verhalten schier in den Wahnsinn treiben musste, doch wenigstens blieben durch die permanenten, monotonen Bewegungen ihre Gedanken für den Bruchteil von Sekunden im Hintergrund.

Die anderen drei Frauen sassen angespannt nebeneinander auf der Couch, nicht so richtig wissend wie sie sich am besten verhalten sollten und waren mindestens genauso nervös wie die Niederländerin.
Permanent starrte Alixa auf die vier Teststreifen, die vor ihr auf dem Couchtisch lagen und die Anouk in weiser Vorsehung umgedreht hatte, damit sie das Ergebnis nicht gleich auf Anhieb, sondern erst dann, wenn sie sich wirklich dazu in der Lage fühlte, sehen musste.
Marle knetete nervös ihre Finger und hatte wahrscheinlich noch nie so ausführlich den rosa Anstrich ihrer Nägel betrachtet wie gerade jetzt, während Romy angefangen hatte mit dem Bezug eines Sofakissens zu spielen, um sich etwas abzulenken.
Doch so unterschiedlich diese vier Versuche auch waren - keiner wollte so wirklich gelingen und so dachten sie alle doch immer nur an das eine.
An dieses Lebewesen, dass da vielleicht gerade in einer von ihnen heranwuchs.

«Mir ist so schlecht!», stiess die blonde Niederländerin zischend aus, als sie sich kurz auf die Couch setzte, nur um im nächsten Moment auch schon wieder aufzustehen.
«Ich glaube ich war noch nie in meinem ganzen Leben so aufgeregt», fügte sie noch hinzu, während sie sich zwang in die Gesichter ihrer Freundinnen zu blicken.

Keine Audition, keine Premiere oder auch sonst kein Erlebnis in ihrem Leben kam an die Aufregung an, die sie im jetzigen Moment verspürte.
Noch nie hatte es etwas gegeben, was ihr Leben so sehr hätte verändern können, wie es diese Gewissheit eben tun konnte.
Und so wagte es die blonde Niederländerin auch nicht, ausführlich über all das, was da auf sie zukommen zu drohte, nachzudenken.

«Ich kann das nicht alleine machen, hört ihr?», kam es leise von Anouk, als sie sich vorsichtig vor der Couch auf den Boden niederliess und ihre Augen für einen kurzen Moment schloss.
«Das musst du auch nicht!», antwortete Romy ihr sofort und schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln.
«Romy hat Recht!», kam es von Marle, die von der Couch aufstand, um sich neben ihre Freundin auf den Fussboden zu setzen.
«Wir sind vier Frauen und wir haben vier Schwangerschaftstests», meinte sie sachlich, worauf ihre Kolleginnen sofort zustimmend nickten.

«Gut so machen wir es», kam es etwas atemlos von Anouk, die ihre Hände so stark zu Fäusten zusammengepresst hatte, dass die Fingerknöchel schon weiss hervortraten. Schnell griff Marle, nach einer ihrer Hände und umschloss diese fest mit ihren.
«Ich kann nicht», Anouks Augen begannen verdächtig zu glitzern, worauf Marle die junge Frau schnell an sich heranzog.

«Ich kann anfangen», mutig griff Alixa nach einem der Schwangerschaftstests, drehte ihn um und sah dann zu der Blondine, die am Fussboden kauerte.
«Der hier ist positiv!», kam es leise von ihr, nicht genau wissend, mit was für einer Reaktion sie nun zu rechnen hatte.

«Das kann doch nicht sein!», wie von einer Tarantel gestochen befreite sich die blonde Niederländerin aus der Umarmung, sprang auf und riss der Hamburgerin das Stäbchen aus der Hand.
Die zwei Striche, die darauf zu sehen waren, brannten sich in ihr Gehirn ein und sie hatte das Gefühl, sich gleich wieder übergeben zu müssen.

«Das kann nicht sein», flüsterte sie noch einmal, während sie sich erneut setzen musste, weil sie fühlte, dass sie sich keine Sekunde länger mehr auf ihren Beinen halten konnte.
«Anouk, wir haben doch noch gar nicht alles Tests durch und vielleicht», die Schweizerin blickte zu der Niederländerin, die wieder angefangen hatte zu weinen.
«Vielleicht war das ja wirklich nur ein Fehler», fügte sie mit brüchiger Stimme hinzu, um ihre Freundin irgendwie zu beruhigen und drehte schliesslich den zweiten Teststreifen um.
Positiv.

«Verdammte Scheisse!», die unendliche Verzweiflung in Anouk hatte sich mit einem Mal in Wut verwandelt, während sie sich die letzten zwei Teststreifen vornahm.
Doch egal, wie sehr sie es sich auch wünschte, das Resultat wurde kein anderes.

«Ich will kein Baby!», schrie Anouk laut, womit sie sehr wahrscheinlich ihre ganze Nachbarschaft aufgeweckt hatte, was ihr im Moment jedoch so etwas von egal war.
«Ich will einfach keines! Versteht ihr?», erneut bahnten sich dicke Tränen ihren Weg über die Wangen und die Niederländerin schluchzte laut auf.

«Alles gut Anouk!», schnell zog Marle ihre Freundin in eine enge Umarmung, gegen die sich diese anfangs noch zu wehren versuchte, schliesslich aber doch erschöpft nachgab.
«Du musst das alles ja auch nicht sofort entscheiden!», die Niederländerin strich der Blondine beruhigend über den Rücken.

In dieser Nacht schlief keine der vier Musicaldarstellerinnen gut und der nächste Morgen kam viel zu früh. Da Anouk die gesamte Situation nun aber schon etwas klarer sah, hatte sie ihren gesamten Mut zusammengenommen, indem sie einen Termin bei ihrer Frauenärztin vereinbart hatte, welchen sie dann nächste Woche wahrnehmen würde. Bis dahin musste sie sich einfach noch gedulden, was einfacher gesagt als getan war.

Die nächsten paar Tage vergingen ohne grosse Ereignisse. Trotzdem konnte man es nicht leugnen, dass eine komische Stimmung in der Luft lag und sich auch der Umgang zwischen den vier Frauen verändert hatte. Während sie sonst immer noch sehr gerne nach der Show zusammengesessen hatten um den Tag Revue passieren zu lassen, verschwanden sie nun immer relativ schnell in ihren Schlafzimmern nur um sicher zu gehen, dass sie auch auf gar keinen Fall auf die Schwangerschaft zu sprechen kamen.

Es war ein Mittwoch, an dem Romy den Entschluss fasste, dass sie dieses unbeendete Gespräch mit Mark nicht mehr länger auf sich sitzen lassen konnte, immer und immer wieder hatte sie daran denken müssen und so blickte sie nun vorsichtig in seine Garderobe, deren Türe einen Spalt breit geöffnet war.
«Mark?», Romys Stimme klang deutlich höher als sie es normalerweise tat, was definitiv ein Zeichen ihrer Aufregung war. Aus irgendeinem Grund trat sie nicht ein, irgendwie hatte sie dabei einfach kein gutes Gefühl.
«Was denn?», kam es schon fast genervt von dem Musicaldarsteller, der sich zu ihr umdrehte und sie müde ansah.
Dieser kleine Moment reichte schon aus, dass sie am liebsten einfach wieder auf dem Absatz kehrt gemacht hätte.
Wieso tat sie sich das eigentlich überhaupt noch länger an?
Wieso setzte sie sich freiwillig Marks Stimmungsschwankungen aus, die schlimmer waren als bei jeder Frau?

Marks schroffe Antwort brachte die Schweizerin völlig aus dem Konzept und die sorgfältig zurechtgelegten Sätze, hatte sie mit einem Mal wieder vergessen.
«Also, ich…», sie holte tief Luft und spürte, wie ihr das Blut in die Wangen schoss.

«Wir gehen gleich noch was trinken und… Vielleicht magst du ja auch mitkommen?», unsicher blickte die Blondine zu Mark und war sich eigentlich ziemlich sicher, dass er niemals darauf anspringen würde, doch trotzdem wollte sie nicht einfach so aufgeben.
Sie konnte es nicht.
Nicht so.
Nicht nachdem sie beide gemeinsam auf dem Balkon gestanden hatten.

Romy hatte überhaupt keine Ahnung, wieso sie es so unbedingt wollte, dass sie beide sich verstanden.
So wie sie sich doch auch mit dem Rest der Cast und des gesamten Teams verstand.

«Nein. Ich glaube nicht», kam es auch schon von Mark und Romy spürte einen kleinen Stich in ihrem Herzen.
«Alles klar. Vielleicht ein anderes Mal», sie warf ihm ein leichtes Lächeln zu, ehe sie schliesslich auch schon wieder verschwunden war.

Hart biss sie sich auf ihre Unterlippe, worauf sie fast sofort einen metallischen Geschmack in ihrem Mund schmeckte und sich mit ihrem Rücken gegen die Wand vor der Damentoilette lehnte. Sie atmete ein paar Mal tief durch, um ihr Herz, welches unheimlich schnell schlug, etwas zu beruhigen.

Auf der einen Seite, war sie eigentlich ganz froh, dass Mark nicht mitkommen würde.
So konnte sie sich wenigstens etwas entspannen und hatte nicht permanent das Gefühl irgendetwas falsch zu machen und sich vor ihm zu blamieren, was sie ja irgendwie immer tat, wenn er dabei war.
Doch auf der anderen Seite konnte sie ihre Enttäuschung nicht leugnen.
Sie wollte Mark endlich kennenlernen.
Richtig kennenlernen.
Doch das würde sie nicht schaffen, wenn Mark kein Interesse daran hatte und immer sofort abblockte, sobald sie sich auch nur in seine Nähe wagte.

Zur gleichen Zeit biss Mark seine Zähne fest zusammen.
Er hatte sich gerade wieder wie der letzte Vollidiot verhalten, indem er Romy einfach so abgewimmelt hatte, was ja eigentlich auch überhaupt nicht seine Art war.
Doch er hatte sich selbst geschworen sich von der Blondine fernzuhalten und so konnte er jetzt nicht einfach anfangen mit ihr Zeit zu verbringen, obwohl er dies, wenn er ehrlich zu sich selbst war, zu gerne einfach getan hätte.
Doch es ging nicht.

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Re: And if you should ever leave me I will crumble

Beitragvon skeks » 28.03.2017, 20:32:53

Hallo hallo :D
freu mich ja schonmal, dass du nicht so lange hast warten lassen auf den neuen Teil!
Es wird ja immer spannender!
Bin gespannt wie Anouk mit der Schwangerschaft umgeht und was das mit Mark und Romy wird :think:

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Re: And if you should ever leave me I will crumble

Beitragvon armandine » 29.03.2017, 09:46:40

Ich finde, Mark und Romy müssen mal aufhören, sich wie die Kleinkinder zu benehmen und miteinander reden ;-)! Anouk tut mir leid, da muss man mal sehen, wie sie sich entscheidet - und du schuldest uns noch eine Background-Story!

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Re: And if you should ever leave me I will crumble

Beitragvon Gaefa » 02.04.2017, 18:09:07

Oh so viele neue Teile. Ich lese auch noch mit, hatte nur in letzter Zeit nicht reingeguckt.
Spannende Entwicklungen gibt es hier. Das mit den sauren Gurken und Nutella bedient ja echt ein Klischee, das man so glaube ich nicht häufig antrifft... Ich bin gespannt, wie sie weiter damit umgeht. Der Moment des Tests ist ja schon sehr aufregend und aufwühlend, aber vielleicht stimmt sie der erste Ultraschall ja um.
Mark kann sich echt mal entscheiden, was er will. Ich bin gespannt, ob es doch noch ein klärendes Gespräch mit Romy gibt.
Bitte bald weiter.
~*Niemand nimmt mir meine Träume und schließt meine Sehnsucht ein, wo es Liebe gab und Freiheit wird mein Herz für immer sein*~

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Re: And if you should ever leave me I will crumble

Beitragvon nichtsistschwer » 13.04.2017, 17:38:48

Meine Lieben, erst einmal wieder vielen Dank für all eure Rückmeldungen! Ihr könnt euch ja gar nicht vorstellen was für eine Motivation das immer ist :D Leider frisst die Uni im Moment echt den grössten Teil meiner Zeit und so musstet ihr dieses Mal leider wieder etwas länger warten, als ich es mir eigentlich gewünscht habe...
Aber passend zum Osterwochenende folgt ein neuer Teil und wer weiss, vielleicht bald auch noch ein weiterer (ich geb mir Mühe :))
Jetzt wünsche ich euch ganz viel Spass mit unseren vier Mädels :D
und @Gaefa: So schön bist du wieder da!


17.Kapitel
Die Tage nach den positiven Schwangerschaftstests und vor dem Termin bei ihrer Frauenärztin, waren für Anouk die reinste Hölle. Auf der einen Seite zogen sich die Stunden zäh wie Kaugummi und auf der anderen Seite schienen sie nur so an ihr vorbei zu rauschen. So genau konnte es die Niederländerin nicht definieren.

So sehr sie sich auch angestrengt hatte, sie war nicht fähig gewesen, in den letzten Tagen an irgendetwas anderes zu denken, als eben an dieses Baby, welches da scheinbar in ihr heranwuchs. Mehrmals hatte sie sich dabei ertappt, wie sie vor dem Spiegel gestanden und ihren Bauch von allen Seiten betrachtet hatte, welcher jedoch immer noch so flach wie eh und je war.

Bis zum jetzigen Zeitpunkt hatte sich die Niederländerin in ihrem Leben noch nie wirklich ernsthaft mit dem Gedanken ein Baby zu bekommen auseinandergesetzt.
Natürlich, sie wünschte sich Kinder.
Das wusste sie, seit sie als kleines Mädchen mit Puppen gespielt hatte und sie konnte sich auch überhaupt nichts Schöneres vorstellen, als irgendwann einmal Mutter zu werden und so ein kleines Wesen auf seinem Weg begleiten zu dürfen.
Ihm ihre bedingungslose Liebe zu schenken und dafür zu sorgen, dass ihm an nichts fehlte.

Irgendwann einmal.
Aber nicht jetzt.
Nicht unter diesen Umständen.

Alixa war gerade in der Küche um eine Kleinigkeit zum Mittagessen vorzubereiten, als Anouk endlich von ihrer Frauenärztin nach Hause kam. Die Hamburgerin war wahrscheinlich mindestens genauso aufgeregt wie die Niederländerin selbst, und so war es ihr, genau wie auch ihren beiden anderen Mitbewohnerinnen, schwer gefallen, sich in der letzten Stunde irgendwie abzulenken.
Während Marle die gesamte WG auseinandergenommen und akribisch geputzt hatte, hatte sich Romy mit dem liegen gebliebenen Papierkram beschäftigt, doch so wirklich bei der Sache war niemand von ihnen gewesen.

Schon alleine an der Art, wie gerade die Haustüre ins Schloss gefallen war, wusste die Brünette ganz genau, dass auch der Termin bei der Ärztin nichts mehr am Ergebnis verändert hatte.
Ohne ein einziges Wort zu verlieren betrat die Blondine die Küche, öffnete den Kühlschrank und griff nach der Flasche mit Orangensaft, von welcher sie gierig ein paar Schlucke trank.

Sie bemerkte die neugierigen Blicke ihrer Mitbewohnerin, die sie fast zu durchdringen schienen, sehr wohl, doch nachdem innerhalb der letzten Stunde ihre Welt gleich mehrmals zusammengebrochen war, schaffte sie es einfach nicht mit irgendjemandem darüber zu sprechen.
«Jetzt hör auf mich so anzuschauen Alixa!», kam es von der jungen Musicaldarstellerin, ehe sie schnell die Flasche leer trank.
«Tut mir leid», kam es etwas kleinlaut von der Brünette, die sich schnell wieder ihrer Avocado widmete, die sie mit einer Gabel kleinmatschte.

Sie hatte deutlich Mühe sich zurückzuhalten, viel zu viele Fragen brannten ihr unter den Nägeln.
Doch sie wusste auch, dass sie ihre Freundin im Moment nicht noch zusätzlich überfordern durfte. Viel zu viel Last hatte diese im Moment sowieso schon auf ihren Schultern zu tragen.

«Um deine Frage zu beantworten, ja ich bin schwanger. Aber ich werde dieses Baby nicht bekommen und diese Entscheidung werde ich garantiert nicht mit dir, oder mit sonst irgendjemandem diskutieren», die Stimme der Niederländerin war deutlich lauter als es ihre Mitbewohnerin vermutet hatte und wahrscheinlich hatte so neben Romy und Marle auch noch halb München davon mitbekommen.

Nach einem letzten Blick auf Alixa verliess Anouk auch schon, fast fluchtartig, die Küche und sperrte sich in ihrem Zimmer ein, wo sie den gesamten Nachmittag bis zur Abendshow verbrachten.
So ganz abgekapselt von der Aussenwelt und alleine gelassen mit all diesen quälenden Gedanken, wollte die Niederländerin einfach keine Ruhe finden.

Immer und immer wieder betrachtete sie das Ultraschallfoto, welches sie heute von ihrer Frauenärztin bekommen hatte und auf welchem eigentlich nicht viel mehr als ein weisser Fleck zu erkennen war.
Trotzdem hatte es etwas ganz Faszinierendes an sich, was es der Blondine fast unmöglich machte sich davon loszureissen.
Und auch dieses Gefühl, welches sich seit dem ersten Betrachten in ihrem Bauch und in ihrem Herzen eingenistet hatte, wollte sich, ganz egal, wie sehr sie sich auch anstrengte, nicht verdrängen lassen.

Sie konnte nicht in Worte fassen, wie furchtbar sie sich in ihrer Haut fühlte, doch sie hatte ihre Entscheidung längst gefällt.
Ganz egal, wie sehr sie sich auch wünschte, dass die Situation eine andere gewesen wäre, es änderte nichts daran.
Es änderte nichts daran, dass sie dieses Baby nicht bekommen konnte.
Zu vieles gab es, was dagegen sprach.

Nach der Abendshow sassen die vier Musicaldarstellerinnen, das erste Mal seit ein paar Tagen, gemeinsam bei einer Runde bestelltem Essen vom Asiaten im Wohnzimmer zusammen. Es herrschte eine merkwürdig gedrückte Stimmung, die eigentlich so überhaupt nicht zu ihnen allen passte, doch irgendwie wusste einfach keine der vier Frauen, wie sie am besten mit dieser für sie alle, neuen Situation umgehen sollten.

Die Entscheidung das Baby nicht bekommen zu wollen, beschäftigte alle und so konnte sich Alixa nach ein paar belanglosen Gesprächen einfach nicht mehr länger zurückhalten.
«Meinst du denn nicht, dass Christian sich über das Baby freuen würde?», wollte sie leise von der Blondine wissen, die ab ihrer Frage leicht zusammengezuckt war und sofort ihre Gabel hatte sinken lassen.

Mit Christian war die Niederländerin schon eine ganze Weile lang zusammen. Obwohl die beiden sich nicht allzu oft sahen und Anouk auch nur selten über ihn sprach, so schienen die beiden doch irgendwie glücklich miteinander.

«Er weiss nichts davon», antwortete die Niederländerin nach einer ganzen Weile der Stille.
«Wie jetzt?», hackte die Brünette, die von der Antwort ihrer Freundin total überrascht war, schnell nach.
«Er weiss eben nichts», Anouk schob ihren Teller mit Reisnudeln und gebratenem Gemüse abrupt von sich weg, verschränkte ihre Arme vor der Brust und ihr Gesichtsausdruck verhärtete sich mehr als deutlich.

«Meinst du denn nicht, dass Chris ein Recht darauf hat, davon zu erfahren?», versuchte dieses Mal Marle sanft ihr Glück. An der Reaktion ihrer Freundin hatte sie sehr wohl gemerkt, dass sie ganz behutsam vorgehen musste, damit sich diese ihnen gegenüber nicht noch mehr verschloss, als sie es im Moment ohnehin schon tat.

«Nein das hat er eben nicht!», Anouks Stimme war so laut, dass sich Romy, die neben der Blondine auf der Couch sass, merklich versteifte und ebenfalls aufhörte zu essen.
«Anouk, immerhin wird Chris Vater. Ich weiss schon, dass das dein Körper ist, in dem dieses Baby heranwächst. Aber du kannst doch nicht einfach alleine über so etwas Wichtiges wie das Leben eures Babys entscheiden», Marle hatte den Schmerz in den Augen der Niederländerin gesehen und musste hart schlucken. So sehr sie es auch versuchte Verständnis für deren Situation aufzubringen, so wollte sie es einfach nicht akzeptieren.
Sie konnte es nicht akzeptieren, dass Anouk ihr Kind nicht bekommen wollte und es noch nicht einmal für nötig gehalten hatte mit ihrem Freund über diese Entscheidung zu sprechen.

«Da hat Marle schon recht», pflichtete Romy ihrer besten Freundin bei und blickte zu Anouk die tief durchatmete.
«Verdammt! Das Baby ist aber nicht von Chris! Okay?», mit diesen Worten sprang die Musicaldarstellerin auf und riss das Glas mit Wasser, welches bis vor einer Sekunde noch vor ihr auf dem Couchtisch gestanden hatte, um.
Sie blickte auf die Pfütze aus der durchsichtigen Flüssigkeit, die sich auf dem hellbraunen Laminat gebildet hatte und hätte am liebsten einfach nur noch geschrien.
Doch nicht einmal dazu war sie gerade im Stand.

«Anouk?», die Stimme, welche die Angesprochene gerade aus ihren Gedanken gerissen hatte, liess sie leicht zusammenzucken.
Noch immer fühlte es sich so unwirklich an, nach all dieser Zeit wieder zurück an ihrer alten Ballettschule zu sein und die Stimme, die sie gerade gehört hatte, jagte ihr einen kalten Schauer nach dem anderen den Rücken herunter.
Sie wusste ganz genau, dass sie diese immer und überall auf der Welt wiedererkannt hätte.
Ganz egal, wie lange es nun auch schon her war, seit sie diese das letzte Mal gehört hatte.

Und es war schon so lange her.
Eine ganze Ewigkeit und viel zu lange, wenn es nur nach ihrem Herzen gegangen wäre.
Doch es hatte definitiv seine Gründe.

Fast schon in Zeitlupe drehte sich die Blondine zu der Stimme um und blickte in zwei stechend blaue Augen, die zu einem grossen, schlanken Mann gehörten.
Obwohl sie ganz genau gewusst hatte, zu wem diese Stimme gehörte, so war es jetzt doch noch etwas anderes in dieses Gesicht zu blicken.
Fast augenblicklich beschleunigte sich der Herzschlag der Blondine von null auf hundert, ihre Hände begannen zu zittern und ihre Gedanken wirbelten wild durcheinander, während sie immer noch nicht richtig wusste, was sie am besten sagen sollte.

In den letzten paar Jahren hatte er sich nicht wirklich verändert.
Natürlich, sie waren beide nicht jünger geworden, doch in seinen Augen konnte die Niederländerin immer noch den 18-Jährigen erkennen, dessen grösste Leidenschaft dem Tanzen gegolten hatte und in den sie sich sofort unsterblich verliebt hatte.

Niemals hatte Anouk damit gerechnet, dass sie beide sich wiedersehen würden.
Nicht nach all der Zeit.
Nicht hier auf dem Klassentreffen ihrer alten Ballettschule.
Denn wenn sie davon gewusst hätte, dann wäre sie bestimmt nicht hergefahren.

Doch je länger sie jetzt gerade darüber nachdachte, desto klarer wurde ihr, dass es sich eigentlich nicht um einen allzu grossen Zufall handelte, da sie beide sich doch genau hier vor knapp zehn Jahren kennengelernt hatten.
Dornröschen und ihr Prinz.

«Bastian!», ein leichtes Lächeln zauberte sich wie automatisch auf die Lippen der Niederländerin, während sie etwas zögerlich einen kleinen Schritt auf ihn zumachte.
«Du bist es wirklich!», schnell wurde sie von dem dunkelblonden Mann in eine enge Umarmung gezogen, in der sie ein paar Sekunden verharrten, ehe sie sich schliesslich fast schon vorsichtig ein Stückchen von ihm löste, um ihn besser ansehen zu können.

«Es ist so lange her», meinte Bastian, während er die junge Frau vor sich, aufmerksam musterte.
«Ja, das ist es», Anouk, der Bastians intensiver Blick schon fast etwas unangenehm wurde, biss sich leicht auf die Lippe und versuchte diese merkwürdige Nervosität zu vertreiben.

«Wie geht es dir?», der schlanke Mann hatte seinen Blick immer noch nicht von der Blondine nehmen können, die mit ihren leicht geröteten Wangen noch schöner als gewöhnlich aussah.
«Wo arbeitest du gerade, bist du noch lange hier in Amsterdam und…», der Niederländer hielt kurz inne und lächelte sie an.
«Tut mir leid! Ich wollte nicht zu neugierig sein», kam es nun fast schon entschuldigend von dem dunkelblonden Mann, worauf Anouk schnell das Wort ergriff.
«Kein Problem! Es ist ja auch schon wirklich unheimlich lange her», die Andeutung eines leichten Lächeln zierte die Lippen der Niederländerin.

Anouk konnte nicht genau sagen, wie lange es her war, seit sie beide sich das letzte Mal gesehen hatten, irgendwann hatte sie aus Selbstschutz aufgehört die Tage ohne ihn zu zählen.
Viel zu sehr hatte es geschmerzt.
Und auch jetzt fühlte sie den Schmerz des Abschieds immer noch als stechendes Gefühl in ihrem Herzen.

«Viel zu lange», kam es leise von Bastian, während er Anouk immer noch ansah.
«Finde ich auch!», kam es schnell von ihr, während ihr Herz fest gegen ihre Brust schlug und sie merkte, wie ihr Beine immer nachgiebiger wurden.

Relativ schnell war für die beiden klar gewesen, dass sie an irgendeinen ruhigen Platz umziehen wollten, damit sie die Möglichkeit hatten sich richtig miteinander zu unterhalten.
Ohne das all die anderen Leute, auch noch dabei waren.

So hatten sie sich einfach aus dem Staub gemacht, das Abendessen mit all ihren ehemaligen Kollegen und Dozenten ausfallen lassen und waren in einem kleinen Restaurant gelandet, dessen Altersdurchschnitt sie mit ihrer Anwesenheit um mindestens dreissig Jahre herunter gezogen hatten.
Obwohl die Pizza ganz fürchterlich geschmeckt hatte war die Zeit einfach nur so verflogen und es hatte sich ein bisschen so wie vor ein paar Jahren angefühlt.

Nach einer ganzen Ewigkeit hatte sie der Wirt dann fast schon gewaltsam herausgeworfen, damit er endlich zuschliessen konnte und Bastian und Anouk hatten sich noch für einen kleinen Spaziergang entschieden.

Die Luft draussen war angenehm kühl gewesen und der Gesprächsstoff war ihnen definitiv noch nicht ausgegangen.
So war es schon immer zwischen ihnen gewesen und Anouk spürte diese seltsame Vertrautheit, von der ihr beinahe schwer ums Herz wurde.

Sie dachte gar nicht länger darüber nach, als sie kurzerhand ihre Pumps auszog und barfuss neben dem grossen Mann herging.
«Hohe Schuhe mochtest du noch nie», meinte Bastian mit einem breiten Grinsen, als er die Blondine aus einem Augenwinkel betrachtete.
Seit er Anouk kannte, war sie schon immer die Frau gewesen, die immer und zu jeder Zeit einfache Sneakers einem Paar Pumps vorgezogen hätten. Dies war nur eine ihrer zahlreichen Eigenschaften, die sein Herz damals im Sturm erobert hatten.

«Einige Dinge ändern sich eben nie», die Niederländerin zwinkerte ihm zu.
«Oder trinkst du deinen Kaffee jetzt mit Milch?», wollte sie noch von ihm wissen.
«Nein das tue ich nicht!», kam es sofort mit einem breiten Lächeln von diesem.
«Es hätte mich auch sehr erstaunt, wenn es jetzt anders gewesen wäre. Wie hast du doch immer gesagt?», die Niederländerin sah wieder in diese blauen Augen und spürte das seltsame Kribbeln in ihrem Bauch.
«Milchkaffee ist ein Frauending!», kam es wie aus einem Mund von ihnen beiden und sie konnten gar nicht anders als anfangen zu lachen.

«Ich habe in den letzten Jahren oft an dich gedacht, Anouk!», meinte der Balletttänzer nun ehrlich und diese hatte überhaupt keine Ahnung, was sie am besten darauf erwidern sollte.

Sollte sie ihm sagen, dass sie auch oft an ihn gedacht hatte?
Dass wahrscheinlich kein einziger Tag verging, an dem sie nicht mindestens einmal an ihn dachte und sich ihn an ihrer Seite wünschte?
Dass immer wenn irgendetwas in ihrem Leben passierte, sie einen Rat oder einfach nur eine Schulter zum Anlehnen brauchte, unheimliche Sehnsucht nach ihm hatte?
Dass es für sie die reinste Hölle war ohne ihn leben zu müssen und sie gefühlte tausend Male kurz davor gewesen war, ihn einfach anzurufen, dann in der letzten Sekunde aber doch immer wieder die Flinte ins Korn geworfen hatte?

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skeks
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Re: And if you should ever leave me I will crumble

Beitragvon skeks » 14.04.2017, 10:15:10

Ein verfrühtes Ostergeschenk :D
Wieder ein ganz toller Teil! Und sehr spannend jetzt mal ein bisschen mehr die Hintergründe warum sich Anouk so gegen die Schwangerschaft wehrt.
Bin gespannt wies weiter geht und vll ja noch ein richtiges Ostergeschenk? :D

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Gaefa
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Re: And if you should ever leave me I will crumble

Beitragvon Gaefa » 14.04.2017, 13:21:37

Ein schöner Teil. Ich bin gespannt wie es weitergeht. Hoffe, der nächste Teil kommt bald.
~*Niemand nimmt mir meine Träume und schließt meine Sehnsucht ein, wo es Liebe gab und Freiheit wird mein Herz für immer sein*~

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Re: And if you should ever leave me I will crumble

Beitragvon nichtsistschwer » 16.04.2017, 23:52:25

Vielen lieben Dank für eure Rückmeldungen, die mich wie immer sehr gefreut haben :)
Ich bin sehr froh, dass es noch geklappt hat mit einem neuen Teil, eine kleine Überraschung vom Osterhasen sozusagen ;)
Gute Nacht und ich freue mich sehr von euch zu lesen :D

18.Kapitel
Im letzten Moment entschied sich Anouk dagegen.
Sie wollte ihm das alles nicht sagen.
Und sie konnte ihm das alles auch überhaupt nicht sagen.

Nur zu deutlich spürte sie, wie sich ihr Herzschlag noch mehr beschleunigte und sie fragte sich, wie es denn möglich war, dass sie sich mit einem Mal wieder wie verliebte 17 Jahre fühlte.
Wie konnte es möglich sein, dass plötzlich all diese Gefühle einfach wieder da waren?
Vom einen auf den anderen Moment.
So als ob diese niemals richtig verschwunden gewesen wären.

«Weil sie es niemals waren», ermahnte sie eine strenge Stimme in ihrem Inneren und ihr Gesichtsausdruck verhärtete sich noch mehr.
«Es war deine Entscheidung damals», kam es mit zitternder Stimme von der Niederländerin, die spürte, wie diese unglaubliche Enttäuschung in ihr, wieder die Überhand zu gewinnen drohte.
Auch wenn das alles jetzt schon ein paar Jahre zurücklag, so konnte sie sich immer noch zu gut in diese Zeit hereinversetzen.
Viel besser, als es ihr lieb gewesen wäre.

Sie sah sich wieder vor sich, wie es ihr damals den Boden unter den Füssen weggerissen hatte, als Bastian sie aus heiterem Himmel verlassen hatte.
Weil ihm das Tanzen und seine Karriere wichtiger gewesen war, als ihre gemeinsame Zukunft.
Ihre gemeinsame Zukunft, die sie beide sich doch so wundervoll ausgemalt hatten.
Für immer sie und er.
Ganz egal was für Prüfungen ihnen das Leben bereitgehalten hätte, Hand in Hand hätten sie diese gemeistert, dessen war sich Anouk immer sehr sicher gewesen.

Und obwohl sie beide zu dieser Zeit noch so jung gewesen waren, so hatte sie doch, in all den Jahren danach, keine Beziehung mehr so intensiv erlebt, wie eben diese.
Rückblickend konnte sie sagen, dass sie wahrscheinlich alles für diesen Mann getan hätte und auch, dass sie sein Verlust fast um den Verstand gebracht hatte.

Sie hatte das Gefühl gehabt, dass ihr ihr eigenes Leben entgleiten war, sie hatte weder schlafen noch essen können und hätte zudem fast ihr Studium abgebrochen.
Weil sie einfach nicht mehr hatte Tanzen können.
Sie hatte keine Kraft mehr dazu gehabt, weil jeder verfluchte Ton der Musik und jede einzelne Bewegung sie so sehr an Bastian erinnert hatte, dass es sie innerlich fast zerrissen hätte.

Sie konnte nicht mehr genau sagen, wie sie es dann geschafft hatte.
Doch irgendwie und irgendwann hatte sie gelernt ohne Bastian zu leben.
Sie hatte gelernt nicht diesen Schmerz ihr Leben bestimmen zu lassen und wieder nach vorne zu blicken.

Immer wieder war ihr gesagt worden, dass die Zeit alle Wunden heilen würde, doch Anouk wusste es besser.
Für einige Wunden gab es keine Heilung und sie würden für immer tief sitzen.
Viel tiefer sogar, als sie fest geglaubt hatte, das wurde ihr in diesem Moment schmerzlich bewusst.

«Ja, das weiss ich», riss sie der Balletttänzer mit leiser Stimme aus ihren Gedanken.
Immer noch gingen sie beide nebeneinander her, allerdings war die Niederländerin sehr darauf bedacht, deutlich mehr Abstand zu dem jungen Mann zu halten, als noch vor ein paar Minuten.

«Du hast mir so weh getan Bastian!», eigentlich hatte sich die Musicaldarstellerin geschworen, ihm das alles niemals zu sagen, doch die Worte hatten ihren Mund verlassen, ehe sie überhaupt richtig über deren Bedeutung hatte nachdenken können.
Der Alkohol kombiniert mit Bastians Nähe war einfach keine gute Mischung für sie.

«Es tut mir so Leid Anouk!», nur mit Mühe brachte der Dunkelblonde die Worte über seine Lippen.
«Damals war ich jung, naiv und hatte einfach keine Ahnung, was wirklich wichtig im Leben ist», Bastian blickte zu der Blondine, die seinen Blicken ganz gekonnt auswich.
Er wusste, dass er sie damals mit seiner Handlung zutiefst verletzt hatte und im jetzigen Punkt seines Lebens angekommen, konnte er mit Überzeugung sagen, dass seine Entscheidung damals, der wohl grösste Fehler in seinem Leben gewesen war.

Manchmal konnte er es selbst gar nicht so recht glauben, wie sich seine Karriere in den letzten paar Jahren entwickelt hatte. Doch er war einer der wohl gefragtesten Balletttänzer überhaupt geworden und hatte mit noch nicht einmal dreissig Jahren, schon auf so gut wie jeder grossen Bühne dieser Welt getanzt.
Doch auch vor den Schattenseiten des Erfolgs war er nicht verschont geblieben.

Die Konkurrenz da draussen war hart, verdammt hart sogar und dieser Beruf verlangte einfach alles von einem ab.
Wenn er an all die einsamen Nächte in irgendeinem Hotel an irgendeinem Ort dieser Welt zurückdachte, dann waren all seine Gedanken doch stets bei Anouk gewesen.
Seiner grossen und auch einzigen Liebe.

Er wusste, dass er das Geschehene nicht einfach wieder rückgängig machen konnte und dass es für einige Dinge auch überhaupt keine Entschuldigung gab.
Doch er wusste auch, dass er alles dafür getan hätte um es wieder gut zu machen.
So gut dies eben möglich war.

«Und jetzt weisst du es, oder wie?», die Niederländerin blieb stehen, hob ihren Blick und sah in ein paar tiefblaue Augen.
Sie konnte nicht mit Sicherheit sagen, ob das flaue Gefühl in ihrem Magen durch den Alkohol oder nicht doch durch Bastians Anwesenheit kam, und ehe sie auch nur irgendeinen klaren Gedanken hätte fassen können, spürte sie auch schon warme Lippen auf ihren und ihr Verstand schaltete sich ein für alle Mal aus.


Anouk schloss angestrengt ihre Augen.
Immer und immer wieder schossen ihr Bilder ihrer gemeinsamen Nacht durch den Kopf, die sie, auch wenn sie alles daran gesetzt hatte, einfach nicht mehr vergessen konnte.

Wie Szenen aus irgendeinem Film spulte sich die Situation in Bastians Hotelzimmer immer und immer wieder vor ihrem inneren Auge ab.
Teilweise waren es nicht viel mehr als irgendwelche Bruchstücke, ein Geräusch oder eine Empfindung, die sich in ihrem Gehirn zu einem Gesamtbild zusammengefügt hatten.
Doch an der Wahrheit änderten die einzelnen Fetzen nichts.

Sie änderten nichts daran, dass sie ihren Freund betrogen hatte.
Und sie änderten auch nichts daran, dass sie noch nicht einmal sagen konnte, dass es ihr Leid tat, weil es sich einfach viel zu gut angefühlt hatte.
Weil sie sich für ein paar Stunden wieder lebendig gefühlt und gespürt hatte, wie sehr sie sich in all den Jahren nach Bastians Nähe gesehnt hatte.
Und es auch jetzt immer noch tat.
Doch sie wusste auch, dass sie all diese Gefühle, als vergebene Frau, überhaupt nicht hätte fühlen dürfen.

«Wie es ist nicht von Chris?», mit grossen Augen sah die Hamburgerin zu ihrer Freundin, die sie mit ihren Worten aus ihrem Gefühlschaos gerissen hatte.
Vorsichtig setze sich die Niederländerin wieder neben Romy auf die Couch, die kurzerhand ihre Arme um die blonde Frau schlang.
«Das Baby ist eben nicht von Chris», kam es leise ihr, als sie ihr Gesicht in ihren Händen vergrub.
«Und deshalb kann ich es auch unmöglich bekommen. Versteht ihr mich jetzt endlich?», mit verweinten Augen blickte sie in die Gesichter ihrer Freundinnen.

«Wenn nicht Chris, wer ist denn dann…», Alixa zog ihre Stimme kraus und sprach die Frage aus, die sie alle am meisten interessierte, sich aber doch niemand getraut hatte, zu stellen.
«Niemand wichtiges. Nur wahrscheinlich die Liebe meines Lebens», kam es gepresst von Anouk, während sie es nicht mehr schaffte ihre Tränen noch länger zurückzuhalten.

Als die drei Musicaldarstellerinnen ihre Freundin nur mit grossen Augen ansahen, ohne irgendetwas darauf zu erwidern, begann die Niederländerin schliesslich zu erzählen.
Sie erzählte ihnen von Bastian und sich.
Sie erzählte ihnen, wie sie beide sich während ihres Studiums kennengelernt hatten und wie Anouk vom ersten Tag an, vom drei Jahre älteren Bastian, fasziniert gewesen war.

Bastian war zwei Jahrgänge über ihr und der wahrscheinlich hübscheste Jungen an der ganzen Ballettakademie gewesen, für den wohl jedes weibliche Wesen geschwärmt hatte. Von den schüchternen Erstsemestern, über seine Klassenkameradinnen bis hin zu den Dozentinnen.
Und auch wenn Bastian wahrscheinlich jede Frau hätte haben können, so war es ihr immer ein bisschen so vorgekommen, als ob er sich überhaupt nicht für irgendjemanden interessieren würde.
Das war es wahrscheinlich auch gewesen, was sie damals so sehr an ihm fasziniert hatte.
Dieses Geheimnisvolle.

Der Startschuss ihrer Liebe war die jährliche Ballettaufführung der gesamten Akademie gewesen, wo Bastian die männliche Hauptrolle des Prinzen gespielt hatte. Noch immer sah sie ihn in seinem Kostüm, in dem er so unheimlich gut ausgesehen hatte, vor sich, und sie wusste noch immer wie sehr sie sich damals gewünscht hatte an seiner Seite das Dornröschen zu tanzen.

Irgendwie war es dann wohl das Schicksal gewesen, dass einen grösseren Plan mit ihnen beiden vorgehabt hatte, denn als die weibliche Hauptbesetzung krankheitsbedingt ausgefallen war, hatte sie kurzerhand die Rolle übernehmen dürfen.
Ihre erste Hauptrolle, vor der sie so aufgeregt gewesen war, doch irgendwie hatte das zwischen ihnen beiden einfach perfekt harmoniert.
Und das nicht nur auf der Bühne.

Bastian war nicht nur Anouks erster Freund, sondern gleichzeitig auch ihre grosse Liebe gewesen. Und nicht umsonst wurde gesagt, dass die erste grosse Liebe etwas ganz besonderes war, was man wohl niemals wieder vergessen würde.
Sie beide waren unzertrennlich geworden, ihre Liebe war wild und leidenschaftlich gewesen und als ihr Bastian dann zu ihrem dritten Jahrestag einen Heiratsantrag gemacht hatte, hatte sie diesen überglücklich angenommen.
Sie hatte fest geglaubt, dass nichts und niemand sie beide trennen könnte, doch es war schliesslich alles ganz anderes gekommen.

Bastian hatte sein Studium abgeschlossen und war als erfolgreicher Balletttänzer überall auf der Welt unterwegs gewesen, während sie immer noch in Amsterdam studiert hatte.
Anfangs hatte es zwischen ihnen auch noch richtig gut geklappt, doch mehr und mehr hatte die Niederländerin gemerkt, wie sie beide daran gewesen waren, sich mehr und mehr auseinanderzuleben.
Irgendwann einmal war dann schliesslich der Punkt gekommen, an dem Anouk ihren Verlobten schliesslich vor die Wahl gestellt hatte.
Das Tanzen oder sie.

Ihre ganze Welt war zusammengebrochen, als Bastian sich gegen ihre gemeinsame Zukunft entschieden hatte und vom einen auf den anderen Tag einfach aus ihrem Leben verschwunden gewesen war.
Sie hatte sich damals fest vorgenommen der Liebe keine Chance mehr zu geben, doch nach ein paar Jahren war plötzlich ein Mann in ihr Leben getreten, der diesen Vorsatz ins Wanken gebracht hatte.

Es hatte eine ziemlich lange Weile gedauert, bis sich Anouk und Christian schliesslich näher gekommen waren und es war auch überhaupt nicht so gewesen wie damals bei Bastian.
Sie hatte es nicht geschafft ihr Herz bedingungslos an diesen Mann zu verschenken, da der grösste Teil ihres Herzens immer noch einem anderen Mann gehörte.

Anouk erzählte ihren Freundinnen auch vom Wiedersehen in Amsterdam, wie plötzlich all diese Gefühle wieder an die Oberfläche ihres Bewusstseins getreten waren und sie beide schliesslich irgendwie miteinander im Bett gelandet waren.
Und jetzt war sie schwanger.
Schwanger mit dem Baby eines Mannes, für den es eigentlich überhaupt keinen Platz mehr in ihrem Leben gab.

«Ich nehme an, dass Bastian auch nichts von all dem weiss?», meinte Marle mit grossen Augen, während sie versuchte den Kloss, der sich in ihrem Hals gebildet hatte, herunterzuschlucken.
«Nein. Natürlich nicht! Und er wird auch niemals etwas davon erfahren», kam es schnell von der Blondine.
«Verstehe», antwortete die dunkelhaarige Niederländerin verständnisvoll. Nach allem was ihre Freundin ihnen gerade erzählt hatte, fiel es ihr nun deutlich leichter ihre Reaktion auf die ungeplante Schwangerschaft zu verstehen.

«Es ist einfach nur so unfair! All die Jahre bin ich durch die Hölle gegangen ohne ihn. Und dann steht er plötzlich wie aus dem Nichts wieder vor mir, all die alten Gefühle sind einfach wieder da und ich steige sogar mit ihm ins Bett», die Niederländerin schluchzte laut auf, während dicke Tränen ihre Wangen herunterkullerten.
«Ich verstehe dich sehr gut», Alixa setzte sich auf die rechte Seite der weinenden Niederländerin und sah sie mitfühlend an.
«Ich schaff das alles einfach nicht mehr länger. Ich will endlich, dass diese verdammten Gefühle aufhören», mit rot verweinten Augen blickte Anouk zu der Hamburgerin, die sie in eine enge Umarmung zog.
«Ich weiss mein Herz. Ich weiss».

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Re: And if you should ever leave me I will crumble

Beitragvon skeks » 18.04.2017, 08:16:27

Yaaay der Osterhase war da :lol: :D
Wieder ein schöner emotionaler Teil! Man kann richtig mitfühlen :(
Bin gespannt wies bei ihr mit dem Baby weiter geht und bei den anderen Mädels natürlich auch

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Re: And if you should ever leave me I will crumble

Beitragvon armandine » 22.04.2017, 12:41:27

Ach du lieber Gott, das ist ja wirklich kompliziert. Aber meiner Meinung nach sollte sie doch mal sprechen mit dem Kindsvater...

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Re: And if you should ever leave me I will crumble

Beitragvon Gaefa » 15.05.2017, 17:31:35

Ein toller und emotionaler Teil. Ich hoffe, es geht bald weiter!
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Re: And if you should ever leave me I will crumble

Beitragvon nichtsistschwer » 19.05.2017, 18:56:37

Meine Lieben!
Was habe ich mich wieder über eure netten Rückmeldungen gefreut :) Das ist wirklich wie Balsam für die Seele! :D
Leider lässt die Uni momentan so gut wie keine Zeit für's Schreiben übrig, doch nur noch einen Monat, dann sind die letzten Prüfungen durch und hier geht es hoffentlich wieder regelmässiger weiter :D An den Ideen liegt es also definitiv nicht ;)
Ich bin sehr gespannt was ihr zu der Veränderung bezüglich Romy und Mark sagt :D
Und jetzt wünsche ich euch viel Spass mit dem nächsten Teil und hoffentlich bis ganz bald! :)

19.Kapitel
Mit jedem vergehenden Tag rückte für Anouk der nächste Termin bei ihrer Frauenärztin ein Stückchen näher.
Ein Beratungsgespräch, wie es von den Ärzten verharmlost genannt wurde, doch alle vier Musicaldarstellerinnen wussten ganz genau, was das bedeuten würde.
Einen Schwangerschaftsabbruch.

Ganz egal, wie und was Anouks drei Freundinnen auch alles versucht hatte, und man konnte ihnen ganz bestimmt nicht vorhalten, dass sie nicht ihr Bestes getan hätten, so liess sich die Niederländerin in dieser Angelegenheit einfach von niemandem reinreden und blieb felsenfest bei ihrer Entscheidung.

Doch nicht nur diese Situation zehrte gerade unglaublich an Romys Kräften, es gab da noch etwas anderes, was der Blondine einfach keine Ruhe lassen wollte.
Mark.

Zwischen ihnen beiden war noch immer keine Besserung in Sicht, und das obwohl sich die Schweizerin wirklich die grösste Mühe gab, damit zwischen ihnen beiden auch nur ein halbwegs normaler Umgang möglich war.
Doch ganz egal was sie auch tat, irgendwie schien es doch immer das Falsche zu sein.

Anfangs war sie darüber vor allen Dingen enttäuscht und traurig gewesen, immer und immer wieder hatte sie sich gefragt, was sie denn nur falsch machen würde, doch mittlerweile waren diese Gefühle einem anderen, stärkeren Gefühl gewichen.
Wut.

Einer unfassbaren Wut auf Mark, dass er sich ihr gegenüber wie der grösste Vollidiot verheilt und ihr so jeden Tag aufs Neue deutlich zu spüren gab, was er von ihr hielt.
Besonders die Situation in der Cafeteria vor drei Tagen, hatte bei der Blondine das Fass endgültig zum Überlaufen gebracht.

Mark hatte an besagtem Tag gemeinsam mit einigen ihrer Kollegen an einem der grossen Tische gesessen und sich unterhalten.
Es war das erste Mal gewesen, dass Romy den Musicaldarsteller so viel hatte sprechen hören und sie wusste noch ganz genau, wie sie sich eigentlich mit einem ganz guten Gefühl gemeinsam mit Marle zu den Anderen gesetzt hatte.

Zwar war der einzig freie Platz neben Mark gewesen, doch sogar das hatte sie in Kauf genommen.
Schliesslich war das ja auch keine wirklich grosse Sache.
Eigentlich.

Zu Beginn hatten sie alle sich wunderbar miteinander unterhalten, sie hatte sogar den ein oder anderen Satz mit Mark gewechselt, was wirklich schon ein kleiner Triumph für die Schweizerin war.
Doch dann hatte ihr Knie unabsichtlich das von Mark gestreift und der Musicaldarsteller war durch diese Berührung fast wie von einer Tarantel gestochen aufgesprungen, hatte sie mit riesigen Augen angestarrt und war dann ohne ein Wort einfach verschwunden.

Noch immer spürte sie die unangenehm fragenden Blicke ihrer Kollegen auf sich und so hatte sie mit hochrotem Kopf schliesslich ebenfalls die Cafeteria verlassen.
Sie wollte überhaupt gar nicht wissen, was ihre Kollegen in diesem Moment von ihr gedacht haben mussten, doch irgendwie schaffte sie es einfach nicht so recht diese Szene wieder zu vergessen.
Was hatte sie bloss verbrochen, dass er sie so sehr hasste?

Normalerweise trudelten die Darsteller gut eineinhalb bis zwei Stunden vor Vorstellungsbeginn im Theater ein. Heute allerdings war Romy schon richtig früh dran.
Nachdem sie ein paar Besorgungen in der Stadt gemacht hatte, sie hatte unbedingt noch einen neuen Bikini für die warmen Sommermonate gebraucht, hatte es sich für die Schweizerin einfach nicht mehr gelohnt zurück nach Hause zu fahren und so hatte sie kurzerhand beschlossen, die restliche Zeit, irgendwie im Theater totzuschlagen, wo sich normalerweise auch immer irgendjemand zum Quatschen fand.

Laut der Unterschriftenliste am Eingang, war Mark genau wie sie auch schon im Theater, was eigentlich ziemlich aussergewöhnlich für den Frankfurter war, denn sonst kam dieser meist als einer der Letzten.
Fast ein bisschen so, als ob er unter allen Umständen hätte verhindern wollen, mehr Zeit als nötig mit seinen Kollegen zu verbringen.
Und vor allem mit ihr.

So war es von Anfang an gewesen.
Doch es passte so überhaupt gar nicht zu den Schilderungen ihrer Kollegen.
Zu Beginn der Tour, in Shanghai und auch in Essen, schien Mark ein völlig anderer Mensch gewesen zu sein.
Er war aufgeschlossen gewesen, immer mit einem lockeren Spruch auf den Lippen und zu einem kleinen Scherz aufgelegt, doch diese Seite des Musicaldarstellers war der Schweizerin völlig fremd.
Seit sie mit in der Cast war hatte sich das alles geändert.

Die Blondine war gerade dabei sich im Fitnessraum etwas abzulenken, doch immer und immer wieder tauchte Marks Unterschrift vor ihrem inneren Auge auf und bald schon war es für die Schweizerin unmöglich an irgendetwas anderes zu denken.

Der Musicaldarsteller war der wohl komplizierteste Mensch, den sie jemals kennengelernt hatte und sie wurde beim besten Willen nicht schlau aus ihm.
Über mehrere Tage hatte sie eine Aussprache mit dem Frankfurter herausgeschoben, doch mittlerweile hielt sie es einfach nicht mehr aus.
Sie brauchte eine Antwort auf all ihre Fragen, doch diese würde sie nur bekommen, wenn Mark endlich auf ihr Klopfen gegen seine Garderobentüre reagieren würde.

«Mark bist du da?», die Stimme der Blondine hallte durch den Gang des Theaters und noch einmal klopfte sie an dessen Tür.
Nach einer gefühlten Ewigkeit, in der Romy vergeblich auf ein Zeichen des Musicaldarstellers gewartet hatte und sich fast schon dazu entschlossen hatte, einfach wieder zu gehen, wurde seine Türe langsam geöffnet und der blonde Mann trat heraus.

«Können wir kurz miteinander reden?», ohne Romys Frage richtig zu beantworten, öffnete Mark die Türe schliesslich noch etwas weiter und bedeutete der Schweizerin einzutreten, was diese dann auch etwas zögerlich tat.

In der Zeit, in der Mark die Türe hinter ihnen beiden verschloss, hatte sie die Gelegenheit, sich für den Bruchteil von ein paar Sekunden, in seiner Garderobe umzusehen.
Mittlerweile gehörte die Blondine schon ein paar Monate zu der Elisabeth-Cast und war auch schon in allen anderen Garderoben gewesen, ausgenommen der des Tod-Darstellers.

Sie war aufgeräumt und ziemlich identisch mit allen anderen.
Doch das wohl auffälligste war, dass Mark nur die nötigsten Gegenstände in seiner Garderobe stehen hatte und abgesehen von einem einzigen kleinen Foto, auf dem er gemeinsam mit einer dunkelhaarigen Frau zu sehen war, gab es überhaupt keine persönlichen Gegenstände.
Keine Fotos oder Postkarten.
Einfach nichts.

Die Schweizerin hatte keine Zeit, sich das Foto noch genauer anzusehen, obwohl sie das wirklich gerne getan hätte, denn da hörte sie auch schon die Türe hinter Mark und sich ins Schloss fallen. Etwas unsicher drehte sich die Musicaldarstellerin zu dem Blonden um, und blickte ihn nicht ganz sicher, wie sie am besten anfangen sollte, an.

«Du wolltest mit mir reden?», kam es kühl von Mark, während er die Blondine anblickte.
Diese biss sich leicht auf die Unterlippe und spürte, wie sie mit einem Mal wieder richtig nervös wurde.
Marks Nähe hatte irgendwie einfach eine komische Wirkung auf sie.

«Ich…», Romy brach ab.
Immer noch ruhte Marks Blick auf ihr und am liebsten hätte sie sich jetzt einfach in Luft aufgelöst oder ihm so richtig ihre Meinung gegeigt.
Doch ihr Mut schien sie in diesem Moment einfach im Stich lassen zu wollen.
«Ich wollte eigentlich nur von dir wissen, ob du irgendein Problem mit mir hast?», schnell verliessen die Worte den Mund der Blondine und sie war selbst etwas erstaunt von sich selbst.

«Wie kommst du darauf?», Marks Stimme war hart, er wich ihrem Blick aus und ging an ihr vorbei Richtung Schminktisch, wo er sich mit beiden Armen abstützte und der Schweizerin so seinen Rücken zuwandte.

Romy atmete tief durch.
Sie merkte, zu gut, wie das Gespräch zwischen ihnen beiden in eine komplett falsche Richtung zu verlaufen schien und sie brauchte ein paar Sekunden um sich wieder etwas zu sammeln.

«Ich…», sie suchte hilflos nach Worten, die ihr im Moment einfach nicht in den Sinn kommen wollten.
«Du gehst mir die ganze Zeit aus dem Weg und ich habe einfach das Gefühl, dass ich ständig irgendetwas falsch mache, sobald ich in deiner Nähe bin und...», nervös knabberte sie an einem ihrer Fingernägel, was eine wirklich furchtbare Angewohnheit von ihr war.

«Hast du schon mal daran gedacht, dass sich nicht immer alles nur um dich dreht?», mit einer flinken Bewegung fegte Mark sämtliche Dinge, die bis gerade eben noch auf seinem Schminktisch gestanden hatten, zu Boden.
Haarspray, Abschminktücher, Zahnpasta und Pfefferminzbonbons landeten mit den restlichen Gegenständen auf dem Fussboden und Romy wich erschrocken durch Marks Handlung, instinktiv ein Stückchen zurück.

«Ich war nicht für sie da. Verstehst du? Im Moment, als sie mich am meisten gebraucht hätte, war ich einfach nicht für sie da», Marks Stimme brach, während er sich zu Romy umdrehte und sie verzweifelt ansah.

Verständnislos und mitfühlend betrachtete sie den blonden Mann vor ihr, und wusste beim besten Willen nicht, was sie gerade denken und vor allen Dingen wie sie gerade handeln sollte.

Nie und nimmer hätte sie mit einer solchen Reaktion von Mark gerechnet.
Ausgerechnet von Mark, der doch sonst immer so kontrolliert, ruhig und in sich gekehrt wirkte.

Fast wie in Zeitlupe machte Romy einen kleinen Schritt auf ihn zu, als sie sich zwang ihre Gedanken ein für alle Mal auszuschalten.
Schnell überwand sie auch noch die letzte Entfernung zwischen ihnen beiden und legte schliesslich kurzerhand ihre Arme um den blonden Mann.

Im ersten Moment war die Schweizerin der festen Überzeugung, dass Mark sie bestimmt sofort von sich wegstossen würde, doch sie täuschte sich.
Zu Beginn stand Mark zwar einfach nur stocksteif da und rührte sich nicht vom Fleck, doch dann kam Leben in den Mann und er schlang seine Arme um die Blondine.

Wie ein Ertrinkender klammerte er sich an ihr fest und schnürte ihr dadurch fast die Luft ab.
«Ich bin ja da», flüsterte Romy, in der Hoffnung, dass Mark seinen Griff um sie etwas lockern würde, doch das tat er nicht.
Im Nachhinein konnte sie nicht genau sagen, wie lange sie beide in dieser Umarmung verharrt hatten.
Es hätten ein paar Sekunden sein können, oder aber auch ein paar Minuten, ehe sich Mark schliesslich langsam und vorsichtig von ihr löste, sie verlegen ansah und darauf achtete schnell wieder den nötigen Abstand zwischen sie beide zu bringen.

«Es tut mir Leid. Ich wollte nicht…», hilflos hob der Musicaldarsteller seine Arme.
«Momentan ist alles etwas viel für mich», fügte er noch leise an, worauf sich in Romys Magen ein seltsamer Knoten bildete.
«Vielleicht magst du mir ja erzählen was dir auf dem Herzen liegt?», als Marks Blick sie traf bereute sie es auch schon wieder ihn danach gefragt zu haben.
«Du musst nicht! Ich meine ich wollte nicht...», zum wiederholten Mal an diesem Abend suchte die Blondine nach den passenden Worten.

«Ich sollte jetzt besser wieder gehen», kam es von der Musicaldarstellerin, die nichts mehr wollte, als schnellstmöglich wieder aus Marks Garderobe zu verschwinden.
Immer noch stand Mark einfach nur so da, fast so als ob er zur Salzsäule erstarrt wäre.
Er sagte nichts, sondern sah sie einfach nur an, doch sein Blick war wieder starr und sie schaffte es nicht diesen einzufangen.

Fast schon hatte sie die Garderobentüre hinter sich wieder geschlossen, als plötzlich doch noch Marks Stimme erklang.

«Danke.»
Ein kleines Lächeln huschte über Romys Lippen als sie sich noch einmal zu ihm umdrehte und dann schliesslich wirklich die Türe hinter sich zuzog.

Seit der Begegnung mit Mark waren fast schon zwei Stunden vergangen.
Die Show hatte begonnen und Romy steckte in ihrem Todesengelkostüm und doch war sie nicht wirklich bei der Sache.
All ihre Gedanken waren bei Mark.
Was bedrückte ihn wohl so sehr?

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Re: And if you should ever leave me I will crumble

Beitragvon armandine » 20.05.2017, 12:02:11

Das ist ja mal ein schöner Teil! Ich freue mich, dass Mark offenbar endlich etwas Vertrauen fasst und hoffe, dass sie bald herausbekommt, was ihn bedrückt. Da scheint es ja auch so Einiges Trauriges zu geben. Vielleicht können sie sich ja gegenseitig etwas helfen.
Und vergiss nicht, die Babygeschichte im Auge zu halten!

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Re: And if you should ever leave me I will crumble

Beitragvon Gaefa » 20.05.2017, 13:07:05

Ein schöner Teil. Ich hoffe, dass es bald weiter geht, es bleibt sehr spannend.
~*Niemand nimmt mir meine Träume und schließt meine Sehnsucht ein, wo es Liebe gab und Freiheit wird mein Herz für immer sein*~

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Re: And if you should ever leave me I will crumble

Beitragvon skeks » 23.05.2017, 08:01:36

Wieder ein sehr schöner Teil und ich bin wirklich gespannt was bei Mark los ist und wie es weiter geht auch mit der Schwangerschaft! :)

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Re: And if you should ever leave me I will crumble

Beitragvon nichtsistschwer » 03.07.2017, 23:54:31

Meine Lieben
Vielen lieben Dank für eure Rückmeldungen und es tut mir wirklich leid, dass es schon wieder so unglaublich lange her ist, seit hier ein neues Kapitel hochgeladen wurde. Manchmal kann die Uni echt fies sein ;)
Endlich, endlich geht es hier aber wieder weiter und ich freue mich natürlich, wenn ihr immer noch da seid und mir eure Meinungen dalasst.
Viel Spass mit dem neuen Kapitel und bis bald! (Es wird nicht nochmal so lange dauern, versprochen :D)

20.Kapitel
Dass Romys Geduld in Punkto Mark noch für eine ziemlich lange Dauer auf die Probe gestellt werden sollte, davon ahnte die Blondine zum jetzigen Zeitpunkt noch überhaupt nichts.

Seit dem Vorfall in der Garderobe des Hauptdarstellers waren schon wieder ein paar Tage verstrichen.
Tage, an denen Mark zwar nicht ausdrücklich ihre Nähe gesucht, sie aber auch nicht noch mehr als nötig gemieden hatte, was die Schweizerin als kein allzu schlechtes Zeichen deutete.

Sie war gerade dabei ihr Zimmer vom alltäglichen Chaos zu befreien, heute Morgen war wieder einmal fast ihr kompletter Kleiderschrank auf dem Bett gelandet, als sie durch ein Klingeln aufgeschreckt wurde.
Blitzschnell huschte sie Richtung Eingang und öffnete die Haustüre, worauf sie in ein Paar eisblaue Augen blickte, die zu einer schwarzhaarigen Frau gehörten.
Auch wenn sie diese erst auf Fotos gesehen hatte, so wusste sie ab dem ersten Moment, dass es sich nur um Hannah handeln konnte.

«Hallo», ein etwas scheues Lächeln zierte die Lippen der Amerikanerin.
«Ich wollte eigentlich nur schnell zu Alixa. Ist sie denn Zuhause?», wollte die Grössere nun von ihr wissen.
«Hey. Ja, sie ist da. Am besten kommst du einfach schnell mit rein», der unerwartete Besuch hatte Romy etwas überrumpelt und so war sie sich im ersten Augenblick auch nicht wirklich sicher, ob es wirklich eine kluge Idee war, Hannah hereinzubitten.
Schliesslich schwänzte ihre Freundin momentan die Gesangsstunden und das Thema «Hannah» war in der WG genauso Tabu wie das Wort «Schwangerschaft».

Während die Amerikanerin langsam eintrat und sich nervös eine Strähne ihres schwarzen Haares hinters Ohr strich, hatte Romy die Gelegenheit den unerwarteten Besuch für ein paar Sekunden zu betrachten, als sich ein leichtes Lächeln auf ihre Lippen zauberte.
Hannah war wirklich eine bildschöne Frau.
Noch sehr viel schöner, als das es auf dem Foto herübergekommen war und so konnte sie nur zu gut verstehen, dass Alixa dieser Frau mit Haut und Haar verfallen war.

Als die Schweizerin merkte, dass der Amerikanerin ihre Blicke langsam aber sicher etwas unangenehm wurden, ergriff sie schnell das Wort.
«Ich bin übrigens Romy. Alixas Mitbewohnerin und Kollegin», die Musicaldarstellerin streckte ihre Hand aus und Hannah ergriff diese mit einem Lächeln.
«Ich bin Hannah, aber das hast du dir bestimmt schon gedacht», kam es mit einem Grinsen von der gegenüberstehenden Frau.

«Ja, irgendwie schon. Alixa müsste eigentlich im Wohnzimmer sein», sie deutete nach hinten in die Wohnung und führte Hannah schliesslich in den grossen Raum, wo die gesuchte Person auf der Couch sass und in einer Modezeitschrift blätterte.
Ihre Stirn lag in tiefen Falten und Romy spürte nur zu gut, dass ihre Mitbewohnerin alles andere als erfreut über den Besuch zu sein schien.

Schon ab der ersten Sekunde hatte die Hamburgerin Hannahs Stimme erkannt und wenn es irgendwie möglich gewesen wäre, dann wäre sie so schnell wie möglich aus dem Raum geflüchtet.
Doch diese Option war ziemlich schnell weggefallen, da es nur einen einzigen Weg aus dem Wohnzimmer gab und der unweigerlich an Hannah vorbeigeführt hätte.

«Du hast Besuch!», meinte die Blondine mit einem Lächeln, während sie Hannah schnell ein Stückchen in den Raum schob, worauf sie von ihrer Freundin mit einem furchtbar bösen Blick gestraft wurde.
«Hey Alixa», kam es nun leise von der Amerikanerin, die so überhaupt keine Ahnung hatte, wie sie am besten anfangen sollte und deren Mut sich Stückchen für Stückchen wieder zu verabschieden schien.

Die Hamburgerin nickte ihr nur kurz zu, ehe sie schnell wieder auf ihre Zeitschrift starrte und versuchte sich irgendwie darauf zu konzentrieren.
Die Buchstaben verschwammen allerdings vor ihren Augen und der Versuch die Anwesenheit von Hannah irgendwie auszublenden scheiterte gnadenlos.

«Ähm, ich bin dann mal kurz weg. In der Stadt. Einkaufen und so», Romy, der die angespannte Stimmung der beiden Frauen mehr als nur angenehm war verliess schnell den Raum.
Sie wollte, dass die beiden Zeit hatten in Ruhe miteinander zu sprechen und sich nicht noch irgendwie von ihrer Anwesenheit gestört fühlten.

Als Alixa die Haustüre hinter ihrer Mitbewohnerin ins Schloss fallen hörte, blickte sie erneut kurz vor ihrer Lektüre auf.
«Was willst du hier?».

«Es ist höchste Zeit, dass wir endlich miteinander reden», Hannah stellte ihre Handtasche auf den Boden und blickte zu der Brünette, die ihren Blicken gekonnt auswich.
«Wir haben schon miteinander geredet», kam es schnell von der Hamburgerin, die so überhaupt keine Lust auf eine Konfrontation mit der Amerikanerin hatte.

«Da magst du ja Recht haben. Aber seit ich wieder in Deutschland bin haben wir nie über das wirklich Wichtige gesprochen. Nämlich über uns beide», kam es nun fast schon etwas vorwurfsvoll von Hannah.
«Du willst also über uns reden?», die Hamburgerin hob noch einmal ihren Blick und versuchte dem von Hannah stand zu halten.
«Ja, das will ich!.

«Ich kann mir nicht vorstellen, dass du das wirklich willst! Und du solltest jetzt wirklich wieder gehen», schnell stand die Musicaldarstellerin auf und verschränkte ihre Arme, in typischer Abwehrposition vor ihrer Brust.
«Ich gehe nicht, bevor wir beide nicht richtig miteinander gesprochen haben», Hannahs Stimme war etwas lauter, als dass sie es beabsichtigt hatte und sie spürte, wie sich die Stimmung zwischen Alixa und ihr gewaltig aufheizte und es wahrscheinlich nicht mehr allzu lange dauern würde, ehe es zwischen ihnen beiden richtig knallte.

Schon immer war das zwischen ihnen beiden so gewesen.
Sie hatten streiten können wie keine Anderen.
Mit allem was dazu gehörte.
Knallende Türen oder durch die Gegend fliegende Gegenstände waren keine Seltenheit gewesen, doch ganz egal wie heftig ihre Streits auch gewesen waren, es hatte nie lange gedauert, bis sie beide sich wieder versöhnt hatten.

«Es gibt nichts mehr über uns zu reden, da es ein uns nicht mehr gibt und es eigentlich auch gar nie richtig gegeben hast. Als du deine Entscheidung getroffen hast, da hast du keine Sekunde lang an mich gedacht. Du hast all das einfach für dich alleine entschieden, ohne mich dabei miteinzubeziehen!», Alixas Stimme dröhnte durch die WG und liess die Schwarzhaarige instinktiv ein Stückchen zurückzucken.

«Ich habe sehr wohl an dich gedacht Alixa!», eigentlich hatte Hannah sich vorgenommen, dass sie sich während ihres Gespräches zurückhielt, doch angesichts der ungerechten Vorwürfe, wollte ihr das einfach nicht mehr länger gelingen.
«Versuchst du mir gerade ernsthaft zu erklären, dass du an mich gedacht hast, als du einfach so abgehauen bist? Verdammt Hannah! Du warst einfach weg! Von der einen auf die andere Sekunde warst du einfach weg!», die Musicaldarstellerin sah zu Hannah, die hart schluckte.

«Ich…», weiter kam die Amerikanerin gar nicht, als sie auch schon wieder unterbrochen wurde.
«Ich habe vier Jahre, vier verfluchte Jahre, darauf gewartet, dass du zurückkommst. Jeden Tag habe ich mir ausgemalt, wie unser Wiedersehen wohl ausfallen wird, dass es irgendeine logische Erklärung für all das geben wird, bis ich endlich kapiert habe, dass wir beide uns nie mehr wiedersehen werden. Weil du das so für dich entscheiden hast», ohne es zu wollen stiegen Tränen in Alixas Augen, die sie sich mit einer raschen Handbewegung versuchte wegzuwischen.

Die Worte, die sich über all die Jahre bei ihr aufgestaut hatten, hatten endlich ihren Weg nach draussen gefunden.
Und für ein paar Sekunden fühlte sich das einfach nur befreiend an.

«Du kannst dir ja nicht mal ansatzweise vorstellen, wie unglaublich schwer es mir gefallen ist, dich einfach so zu verlassen. Unser gemeinsames Leben einfach aufzugeben und hinter mir zu lassen. Es hat mich zerrissen. Jeden Tag aufs Neue», Hannah schluckte hart, während sie sich zwang Alixa anzusehen.

Diese hatte ihre Tränen weggewischt und ihren Unterkiefer angespannt.
«Ach, dich hat es also zerrissen?», spöttisch spukte die Hamburgerin die Worte aus.
«Hast du vergessen, dass es alleine deine Entscheidung war?».

«Das glaubst du also wirklich?», die Amerikanerin wand sich zutiefst verletzt von der Hamburgerin ab.
Wie war es möglich, dass die Liebe ihres Lebens auch nur eine Sekunde lang glaubte, dass sie das Ganze damals wirklich freiwillig getan hatte?
Wie konnte sie so wenig Vertrauen in sie und in ihre Beziehung gehabt haben?
Eigentlich, hätte die Schwarzhaarige die Wohnung am liebsten einfach verlassen, doch Alixas Finger schlossen sich hart um ihr Handgelenk und nahmen ihr so die Möglichkeit der Flucht.

«Natürlich war es deine Entscheidung. Denn meine war es auf keinen Fall!», so schnell wie die Musicaldarstellerin die Grössere gepackt hatte, so schnell liess sie diese jetzt auch wieder los und tigerte nervös im Wohnzimmer auf und ab.
«Ich dachte eigentlich, dass du mich so gut kennen würdest, dass du mir so etwas niemals zutrauen könntest», Hannahs Stimme war nicht viel mehr als ein Flüstern.
Zu mehr hatte sie einfach nicht mehr die Kraft.
«Hannah! Du warst einfach weg! Was würdest denn du an meiner Stelle denken?».
«Ich hätte dir vertraut Alixa. Das habe ich immer».

«Wie bitte hätte ich dir denn weiter vertrauen sollen? Du warst weg, ohne ein Wort, einen Brief oder sonst ein Zeichen. Und das obwohl du ganz genau gewusst hast, dass ich damals mit dir nach New York gekommen wäre», sie blickte in die eisblauen Augen der Amerikanerin und fühlte wieder diesen seltsamen Schmerz in ihrer Brustgegend.

«Ich wäre doch überall mit dir hingegangen! Einfach überall!», hilflos hob die Hamburgerin ihre Arme, als sie merkte, dass ihr erneut die Tränen in die Augen zu steigen drohten, die sie aber bestimmt wieder herunterschluckte.
«Du wolltest mich einfach nicht dabei haben».

«Alixa! Das stimmt nicht, dass ich dich nicht dabei haben wollte. Bitte, das musst du mir wirklich glauben! Du kannst dir ja überhaupt nicht vorstellen, wie unheimlich gerne ich dich an meiner Seite gehabt hätte!», vorsichtig machte die Amerikanerin einen Schritt auf die Brünette zu, die sich sofort wieder von ihr wegdrehte.

«Natürlich wolltest du mich nicht dabei haben. Du hast mich einfach nicht richtig geliebt und noch nicht einmal den Mut gehabt, mir das ins Gesicht zu sagen!».
«Ich hab dich so wahnsinnig geliebt Alixa! Und gerade weil ich dich so sehr geliebt habe, habe ich diese Entscheidung getroffen. Für uns beide», Hannahs Stimme brach. «Wenn du mich wirklich geliebt hättest, dann hättest du mich nicht einfach im Stich gelassen!», die Stimme der Musicaldarstellerin war erneut wahnsinnig laut.

«Du hast ja überhaupt keine Ahnung!», schnell griff Hannah nach ihrer Handtasche und war auch schon aus dem Wohnzimmer verschwunden und hastete Richtung Haustüre.
«Dann erklär es mir endlich», nur mit Mühe konnte Alixa mit der Grösseren Schritt halten.
«Ich kann nicht… Ich…», hilflos suchte die Schwarzhaarige nach Worten, während sie spürte, wie sich in ihrem Kopf alles zu drehen begann.

«Das ist wieder einmal sowas von typisch für dich!», ein hysterisches Lachen verliess den Mund der Brünette.
«Bitte Alixa! Bitte, lass es jetzt einfach. Du hattest Recht, es hat keinen Sinn, dass wir beide noch miteinander reden», kam es jetzt schon fast abwehrend von der Amerikanerin.
«Nein! Ich lasse es jetzt nicht! Du wolltest mit mir reden und das tust du jetzt auch. Was glaubst du eigentlich wer du bist, dass du einfach so auftauchen kannst und mich dann auf einem Haufen Andeutungen sitzen lässt?», in Alixas Stimme schwang jede Menge Bitterkeit mit, die Hannah nicht kalt liess.

«Verdammt Alixa! Du wusstest noch nie, wann man eine Sache einfach besser ruhen lassen sollte. Aber wenn du schon so verzweifelt nach Antworten suchst, dann solltest du am besten in deiner Familie anfangen!».


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