And if you should ever leave me I will crumble

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Gaefa
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Re: And if you should ever leave me I will crumble

Beitragvon Gaefa » 03.08.2016, 11:09:42

Ein sehr schöner Teil!
Er klärt vieles auf und ist toll und lebendig geschrieben. Bitte bald weiter!
~*Niemand nimmt mir meine Träume und schließt meine Sehnsucht ein, wo es Liebe gab und Freiheit wird mein Herz für immer sein*~

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nichtsistschwer
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Re: And if you should ever leave me I will crumble

Beitragvon nichtsistschwer » 11.08.2016, 20:19:54

Vielen, vielen Dank für deine netten Worte! Ich habe mich wirklich sehr darüber gefreut :) Jetzt geht es hier auch schon direkt mit dem 8. Kapitel weiter. Ich bin sehr gespannt, wie es euch gefällt und freue mich über all eure Rückmeldungen! :)

8.Kapitel
Die Zeit in München verging für Romy fast wie im Flug, und manchmal konnte sie es selbst gar nicht so recht fassen, dass sie nun bereits seit knapp zwei Wochen in der bayrischen Landeshauptstadt lebte. Täglich trainierte sie fleissig mit ihren Kollegen um fit für ihre erste Show zu werden und kam Abend für Abend total erledigt nach Hause, wo sie jeden einzelnen Muskel spürte, auch solche von deren Existenz sie nicht einmal geahnt hatte.

Ihr neues Zuhause wurde ihr mit jedem Tag etwas vertrauter und die Schweizerin spürte deutlich, wie somit auch all ihre Sorgen, die sie schon seit Ewigkeiten mit sich herumschleppte, ein bisschen leichter und unbedeutender wurden. Die gemeinsame Zeit mit ihren Mitbewohnerinnen und auch mit dem Rest der Cast war wie Balsam für ihre verletzte Seele, und sie genoss jede unbeschwerte Sekunde in vollen Zügen. Einzig mit Mark war sie bis jetzt immer noch nicht wirklich auf einen gemeinsamen Nenner gekommen. Obwohl sie sich seit ihrer Arbeit im Theater fast täglich über den Weg liefen, hatten sie ausser einem flüchtigen «hallo» oder «bis bald», noch nicht viel mehr Worte miteinander gewechselt.

Man konnte Romy wirklich nicht nachsagen, dass sie eine besonders nachtragende Person war, doch trotzdem war sie noch nicht ganz darüber hinweggekommen, dass Mark sie damals einfach über den Haufen gerannt und schliesslich ohne eine Entschuldigung stehen gelassen hatte. So eine kleine Entschuldigung wäre doch auch wirklich nicht zuviel verlangt gewesen, oder etwa doch?

Die Premiere der Schweizerin war auf den 18. April festgelegt worden und dieser Tag kam mit einem Mal viel schneller als gedacht. Die letzten zwei Tage waren zwar noch einmal richtig stressig gewesen, doch ihre Vorfreude hatte dies trotzdem nicht trüben können. Mittlerweile kannte sie ihre Ensembleposition fast schon im Schlaf, die Kostüme und die Perücken sassen perfekt, und die junge Musicaldarstellerin fühlte sich mehr als bereit, um endlich wieder auf der Bühne zu stehen.

An Samstagen spielte «Elisabeth» jeweils doppelt, einmal am Nachmittag und dann noch ein zweites Mal am Abend. Die heutige Matinee hatte noch Lena gespielt, ehe sie sich schliesslich erst einmal von der Musicalbühne verabschiedet hatte, um sich voll und ganz auf ihre Schwangerschaft und die bevorstehende Geburt zu konzentrieren. Die Abendshow war zu Romys Premiere erklärt worden, die von nun an in die Rolle von Elisabeths Friseuse «Fanny Feifalik», schlüpfte.

Im Moment sass die Schweizerin, die bereits in ihrem Todesengelkostüm steckte, gemeinsam mit einigen anderen Darstellern in der Maske und liess sich ihre langen Haare schneckeln. Immer wieder reichte sie ihrer Maskenbildnerin Luisa eine der kleinen schwarzen Haarspangen, die diese sorgfältig in ihre Haare einarbeitete. Schon immer hatte Romy die Zeit in der Maske sehr gemocht. Es war ein ganz besonderes Gefühl, sich mehr und mehr in eine fremde Rolle zu verwandeln und sein eigenes «Ich» für die nächsten paar Stunden einfach hinter sich zu lassen. Mit jeder Haarspange wuchs ihre Vorfreude auf die heutige Show noch ein bisschen mehr, und schon bald spürte sie ein vertrautes Kribbeln in der Bauchgegend.

Die Tatsache, Willemijn heute Abend im Publikum zu wissen, setzte dem ganzen noch ein Krönchen auf. Schon heute Morgen war diese aus London gekommen und hatte sich im Wohnzimmer der WG eingerichtet, wo sie die nächsten paar Nächte verbringen würde. Leider hatte es ihr Vater dieses Mal aufgrund seiner Arbeit nicht geschafft dabei zu sein, doch er hatte ihr fest versprochen, das sobald als möglich nachzuholen.

Die erste Überraschung hatte Romy bereits am Nachmittag erlebt, als sie ins Theater gekommen war. Ihre Kolleginnen, mit denen sie sich die Garderobe teilte, hatten den gesamten Raum extra für sie dekoriert und mit Lippenstift eine liebe Botschaft an ihren Spiegel geschrieben. «Unterschrieben» hatten sie das Ganze mit Kussabdrücken, und die Schweizerin hatte erst einmal raten dürfen, welcher denn von wem stammte, was sich als gar nicht so einfach herausgestellt hatte.
Ihr Schminktisch war mit vielen kleinen Aufmerksamkeiten wie Blumen, Karten und Schokolade überhäuft gewesen, die ihr Glück für die heutige Premiere bringen sollten. Von Willemijn hatte sie ein altes Foto geschenkt bekommen, auf welchem sie als Vierzehnjährige im Kostüm der Niederländerin hinter der Bühne bei den Thunerseespielen zu sehen war, was eine wirklich schöne Erinnerung an ihre gemeinsame Zeit in der Schweiz war.

«Na, ist unser Todesengelchen schon aufgeregt?», Kurosch, der neben ihr in der Maske sass, riss Romy aus ihren Gedanken.
«Ein kleines bisschen vielleicht», meinte sie mit einem Lächeln, während sie ihn musterte. Bereits in kürzester Zeit hatte sie ihn fest ins Herz geschlossen. Seine gute Laune war wahnsinnig ansteckend und das wohl Wichtigste für sie war, dass sie merkte, wie unglaublich glücklich er ihre beste Freundin machte.
«Es wird schon alles rund gehen», Kurosch warf ihr ein zuversichtliches Lächeln zu und die Blondine konnte gar nicht anders, als dieses zu erwidern.
«Bestimmt! Schliesslich habe ich ja euch alle stets an meiner Seite», fügte Romy mit einem breiten Lächeln hinzu.

Sie konnte sich wirklich glücklich schätzen, in eine solch tolle Cast gekommen zu sein, die ihr mit Rat und Tat zur Seite stand. Ein kleiner Wehmutstropfen war allerdings trotzdem dabei, denn ausgerechnet Marle würde heute Abend gar nicht selbst auf der Bühne stehen. Jedoch würde ihre beste Freundin sie, genau gleich wie auch Willemijn, aus dem Publikum aus unterstützen. Die Schweizerin hatte den Gedanken noch nicht einmal ganz zu Ende gedacht, als eine Person in die Maske gehuscht kam.

«Was machst du denn hier? Ich dachte du spielst heute nicht?», Romy blickte Marle, die schon ihre Elisabethperücke für die erste Szene trug, völlig überrumpelt an.
«Roberta und ich haben die Shows getauscht. Ich kann es mir doch nicht entgehen lassen, dass du mir meine Haare kämmst», die Niederländerin strahlte ihre beste Freundin an.
«Echt jetzt? Oh Marle, das ist das allerbeste Premierengeschenk, das du mir machen konntest», schon war sie von ihrem Stuhl aufgesprungen und hatte die Brünette in eine enge Umarmung gezogen.
«Ich wusste doch, dass dich das freuen wird Süsse! Und ich wollte die Chance auf keinen Fall verpassen, bei deiner Premiere auch auf der Bühne zu stehen», grinste sie.

«In zehn Minuten beginnt die Show. Noch zehn Minuten bis zur Show», die Lautsprecherstimme hallte durch den Backstagebereich des Theaters und riss die beiden Frauen auseinander. Mit einem Mal wurde Romy doch noch etwas aufgeregt, und schnell wurde sie mit ein paar letzten Handgriffen bereit für die Show gemacht.
Nur noch zehn Minuten.
Dann würde sie gemeinsam mit ihren Kollegen, die alte Welt zum Leben erwecken und mit dem Tod tanzen.

Kurz bevor die Show begann, versammelte sich die gesamte Cast vor der Blackbox. Alle wussten, dass heute ein besonderer Tag war. So hatten sie heute Nachmittag ihre Kollegin Lena verabschiedet und hiessen nun gleichzeitig ihre neue Kollegin Romy willkommen.

«Hört ihr bitte mal alle her?», Sophie erhob ihre Stimme, worauf sämtliche Nebengespräche langsam erstarben. «Dankeschön», sie grinste ihre Kollegen an.
«Wie wir ja alle wissen, hat unsere liebe Romy heute ihre Premiere hier bei uns». Ein Pfeifen und lautes Klatschen erklang, worauf die Blondine ihre Kollegen etwas verlegen anlächelte.
«Unser Todesengel soll sich bitte einmal hier in die Mitte stellen!», wies Alixa die Schweizerin an, die tat wie ihr geheissen wurde, worauf der Rest der Cast einen Kreis um sie bildete.

«Das hier, nennen wir liebevoll unseren Energiekreis», meinte die Dunkelhaarige lächelnd.
«Genau! Und wir wünschen dir jetzt ganz viel Spass bei deiner Premiere und wir freuen uns sehr, dich in unserer Elisabethfamilie zu haben», beendete Marle das Ganze, während der Rest in lauten Applaus ausbrach. Die Blondine blickte in die glücklichen Gesichter ihrer Kollegen und war einfach nur unglaublich dankbar, so liebevoll aufgenommen zu werden.

Romy liess ihre Augen durch die Menge wandern.
Sie erblickte Anouk, die ihr fröhlich zuzwinkerte.
Thomas der ihr zulächelte.
Und dann traf ihr Blick den von Larissa, die sie anstrahlte.
Ein weiteres Mal blickte sie in die Gesichter ihrer Kollegen. Doch egal, wie sehr sie auch danach suchte und es sich wünschte, ihr Blick traf nicht auf das Paar grüne Augen, auf das sie so sehr gehofft hatte zu treffen.

Mark war nicht da.
Und das obwohl, sie sich ganz sicher war, dass er heute Abend auch spielte. Irgendwie hatte sie fast schon ein bisschen damit gerechnet, dass er nicht dabei sein würde, wenn sie willkommen geheissen wurde, schliesslich ging er ihr ja auch sonst immer aus dem Weg. Dennoch hatte sie bis zur letzten Sekunde darauf gehofft, dass er sich doch noch umentscheiden würde.

Schnell versuchte sie die negativen Gedanken abzuschütteln, diese hatten heute wirklich nichts zu suchen, und so wandte sie sich schliesslich an ihre Kollegen.
«Ich danke euch von ganzem Herzen für eure Unterstützung und ich freue mich sehr, dass wir uns ab heute Abend die Bühne teilen werden».
Obwohl das heute Abend nicht Romys erste Premiere war, so war das erste Mal in einem neuen Stück doch immer etwas ganz besonderes. Nicht umsonst hiess es schliesslich, dass der erste Eindruck nun eben einmal zählte. Um ihre Nervosität nicht die Oberhand gewinnen zu lassen, atmete sie ein paar Mal tief in den Bauch, ein einfacher Trick, den ihr Willemijn schon zu Beginn ihrer Karriere auf den Weg gegeben hatte, und der auch wirklich jedes Mal seine Wirkung zeigte.

Noch ein letztes Mal atmete Romy tief durch, ehe sie sich gemeinsam mit ihren Kollegen auf die Drehbühne legte, wo sie auch schon Kuroschs Stimme als Lucheni hörten, die durch das Theater dröhnte.
«Geniess es», flüsterte ihr Anouk, die neben ihr lag, noch zu, ehe auch schon die Musik einsetzte und sie nach vorne auf die Bühne gefahren wurden.

In der heutigen Vorstellung spielten alle Darsteller mit besonders viel Elan und Freude, allen voran Marle, die eine wundervolle Kaiserin gab, um Romy eine würdige Premiere zu bieten. Anfangs spürte die Schweizerin zwar noch etwas von der Nervosität, doch schnell konnte sie diese vollständig ablegen und sich einfach fallen lassen. Die Begeisterung des Publikums war deutlich zu spüren, und gab allen Darstellern noch eine Extraportion Energie.

Für die Blondine gab es wohl kaum eine Show, die sie so sehr liebte, wie «Elisabeth». Dass sie dabei als Teil des Ensembles, in zahlreiche Rollen schlüpfen durfte, war einer der Gründe dafür. Blitzschnell wurde so aus einem Todesengel eine Verwandte von Elisabeth, eine Zofe, eine Prostituierte, die für Frau Wolf arbeitete, oder eben auch Elisabeths Friseuse.

Der Schlussapplaus war an diesem Abend einfach nur überwältigend, und spätestes in dem Moment, war Romy einfach nur noch glücklich.
Glücklich, dass alles so gut geklappt hatte.
Und glücklich, dass sie von heute an, fast jeden Tag auf der Bühne stehen durfte.

Der Vorhang fiel und schon kurze Zeit, nachdem die Blondine gemeinsam mit ihren Kolleginnen wieder in ihrer Garderobe war, kam auch schon eine strahlende Willemijn hereingeschneit.
«Du warst grossartig mein Schatz! Ihr alle wart grossartig», sie drückte ihr einen Kuss auf die Wange und musterte sie lange und intensiv.

Die Wangen der Schweizerin waren leicht gerötet, die blauen Augen strahlten und die Niederländerin hatte das Gefühl, dass ihr Mädchen das erste Mal, nach so vielen dunklen Wochen, endlich wieder etwas befreit war.

Nach der furchtbaren Trennung von Tristan hatte sie sich viele Sorgen um Romy gemacht.
Sehr viele Sorgen sogar.
Oftmals hatte sie nachts wachgelegen und beim besten Willen nicht gewusst, was sie hätte tun können um ihr etwas von dieser bedrückenden Last zu nehmen. Umso glücklicher war sie deshalb, die Blondine nun in München zu wissen, wo es ihr scheinbar etwas besser zugehen schien. Sie wusste aus eigener Erfahrung, dass eine andere Umgebung für einen Neuanfang immer von Vorteil war und München hatte zahlreiche positive Aspekte. So hatte Romy hier stets ihre beste Freundin an ihrer Seite, ein Musical, welches sie beide für immer verbinden würde, und jede Menge Zeit, die schlimmen Wochen zu verarbeiten.

Willemijn schluckte hart, während sie in die blauen Augen blickte und sich ein Kloss in ihrem Hals bildete.
«Weisst du eigentlich, dass ich einfach nur unheimlich stolz auf dich bin?», wollte sie von Romy wissen, die als Antwort einfach ihre Arme um sie schlang.

Anouk, die die ganze Szene mit einem Lächeln beobachtete, warf Marle einen Blick zu, der sowas wie «oh mein Gott, wie süss die beiden sind» bedeuten sollte, zu, den Marle mit einem breiten Lächeln erwiderte.

«Mam, jetzt hör schon auf! Sonst fang ich noch an zu weinen», meinte die Blondine, während sie ihren Kopf an den der Niederländerin lehnte.
«Ich mach mich jetzt ganz schnell fertig, und dann können wir auch schon los, ja?», sie löste sich aus der Umarmung und strahlte sie an.
«Alles klar! Ich warte draussen auf euch», und schon hatte Willemijn die Frauengarderobe wieder verlassen.

Schnell schrieb sie ihrem Ehemann eine kurze Nachricht, um ihm von Romys Premiere zu berichten und auch, dass es ihrem Mädchen scheinbar wieder besser zu gehen schien. Bart hatte zwar nicht die gleich enge Beziehung zu Romy, wie sie sie hatte, ihr Wohl lag ihm deshalb aber nicht weniger am Herzen. Gerade als sie ihr iPhone zurück in ihre Tasche steckte, blickte sie in ein altbekanntes Gesicht.
«Mark!», sofort hatte Willemijn ihren Kollegen erkannt und ein Strahlen breitete sich über ihrem Gesicht aus.
«Wille! Du hier? Das letzte Mal ist echt schon wieder viel zu lange her!», der Blonde hatte die Niederländerin im ersten Moment fast gar nicht erkannt, da er überhaupt nicht mit ihr gerechnet hatte. Schnell zog er sie in eine feste Umarmung. Schon immer hatte er sich wahnsinnig gut mit ihr verstanden und ihre gemeinsame Zeit bei «Wicked» gehörte zu den wohl besten seines Lebens.

«Wem sagst du das? Gut siehst du aus! Wie geht es dir so?», langsam löste sie sich von ihm, um ihn etwas genauer betrachten zu können. In den letzten paar Jahren hatte er sich kaum verändert und er hatte immer noch dasselbe strahlende Lachen von damals.
«Richtig gut. Und wie ist es bei dir? Du kommst ja echt ganz schön herum. Wie ist London so?», wollte er neugierig wissen.
«Fantastisch! London ist echt ein Traum. Aber wir haben bestimmt noch Gelegenheit uns einmal etwas ausführlicher zu unterhalten, ich bin noch bis Dienstag hier», meinte die Brünette mit einem Lächeln.
«Ja, das wäre echt schön!», meinte der Musicaldarsteller, als ihr Gespräch durch eine dritte Person unterbrochen wurde.

«Mam, wir können», Romy, die ihre langen Haare schnell zu einem Pferdeschwanz gebunden hatte, und bereits ihre Lederjacke trug, unterbrach die beiden Musicaldarsteller. Erst jetzt wurde ihr bewusst, dass der Mann neben der Brünette, niemand geringeres als Mark war. Sie warf ihm einen flüchtigen Blick zu, ehe sie sich schnell wieder Willemijn zuwandte.

«Wunderbar! Wir sehen uns bestimmt noch einmal bevor ich wieder gehe, oder Mark?», noch einmal umarmte sie ihn, während Romy die ganze Szene etwas unsicher betrachtete.
«Ganz bestimmt! Du bist ja sicher noch mal im Theater, oder?» wollte er nun von ihr wissen.
«Natürlich. Und Mark? Was ich dir schon die ganze Zeit über noch sagen wollte…», ein Grinsen umspielte die Lippen der Niederländerin, während sie den Blonden ansah.
«Komm ja nicht auf die Idee meiner Romy den Kopf zu verdrehen. Ich weiss schliesslich, wie gut du sowas kannst!».

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Re: And if you should ever leave me I will crumble

Beitragvon Gaefa » 13.08.2016, 13:51:10

Ein toller Teil mit einem gemeinen Schlusswort. Das trifft den Kern der Sache ziemlich genau und die beiden werden sich bestimmt ihre Gedanken darüber machen, was Willemijn bereits weiß - ich bin gespannt, was du daraus machst. Bitte bald weiter!
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Re: And if you should ever leave me I will crumble

Beitragvon nichtsistschwer » 15.08.2016, 12:15:03

Vielen lieben Dank für deine Zeilen :) Ich will dich auch gar nicht lange warten lassen mit dem neuen Teil :D
Viel Spass und ich bin sehr gespannt wie du es findest :D

9.Kapitel
Für ein paar Sekunden lang, glaubte Romy schon, sich verhört haben zu müssen.
Jedoch gab ihr die unangenehme Stille, die seit Willemijns Worten in der Luft lag, auf eine fast schon erdrückende Weise, zu verstehen, dass das Ganze gerade wirklich passiert war. Sie spürte, wie ihr fast augenblicklich das Blut in die Wangen schoss, und wenn sie gekonnt hätte, dann wäre sie auf der Stelle im Erdboden versunken.

Bei jedem anderen Kollegen hätte ihr eine solche Bemerkung überhaupt nichts ausgemacht. Ganz im Gegenteil – sie hätte einfach darüber gelacht, so wie sie immer über die Witze der Niederländerin lachen konnte. Doch bei Mark sah die ganze Sache etwas anders aus. Obwohl ihr durchaus bewusst war, dass die Äusserung nicht ernst gemeint gewesen war, machte diese Tatsache die gesamte Situation nicht wirklich angenehmer.

Vorsichtig blickte sie zu Mark, der sie mit einem, fast schon geschockten, Gesichtsausdruck ansah, worauf sie ihren Blick schnell wieder von ihm abwandte. Angestrengt dachte sie über eine schlagfertige Antwort nach, doch die richtigen Worte wollten ihr partout nicht einfallen, was definitiv an der Gegenwart des Musicaldarstellers lag. Sobald sie in seiner Nähe war, hatte sie einfach das Gefühl, etwas neben sich zu stehen.

«Das hat Mark ganz bestimmt nicht vor», Romy hatte als Erste ihre Sprache wiedergefunden und blickte zu Willemijn, die sie mit einem amüsierten Gesichtsausdruck betrachtete.
«Garantiert nicht!», fügte Mark noch mit Nachdruck hinzu, als auch schon ein schallendes Lachen durch den gesamten Gang des Theaters erklang. Dieses war so laut, dass sich sowohl Romy, als auch Mark, fast zeitgleich, wieder der Niederländerin zuwandten, von der das Geräusch kam.

«Leute, das war ein Witz! Ihr solltet mal eure Gesichter sehen!», die Brünette hatte Mühe sich wieder etwas zu beruhigen. So herrlich die Reaktionen der beiden auch gewesen waren, so nachdenklich stimmten diese sie jedoch auch. Irgendetwas war an der ganzen Sache faul.

«Wir sollten jetzt wirklich gehen!», schnell hackte sich Romy bei Willemijn unter und zog diese fast schonruckartig, in der Hoffnung eine noch peinlichere Situation verhindern zu können, von Mark weg.
«Bis morgen», sie warf ihm einen letzten flüchtigen Blick zu, ehe sie sich auch schon wieder von ihm wegdrehte und die Niederländerin hinter sich her, Richtung Ausgang, zog.

«Kann es sein, dass ich dir gerade peinlich war mein Schatz?», wollte Willemijn von Romy wissen, als sie beide etwas ausser Hörweite des Musicaldarstellers waren.
«Nein, warst du nicht…», versuchte diese schnell das Gespräch zu beenden, obwohl sie nicht gerade abstreiten konnte, dass ihr deren Verhalten doch etwas unangenehm gewesen war.
«Es sollte nur ein Witz sein», die Niederländerin bemerkte, dass sich auf der Stirn der Schweizerin eine kleine Falte gebildet hatte und bei ihr schlich sich schon fast ein schlechtes Gewissen ein.
«Es ist in Ordnung Mam. Echt! Lass uns jetzt bitte einfach nach Hause gehen, ja?», sie schenkte ihr ein aufrichtiges Lächeln und hoffte, dass damit das Thema ein für alle Mal abgehackt war.

Während die zwei zusammen Richtung Stage Door gingen, hing jede der beiden, ihren eigenen Gedanken nach.
Die Niederländerin war ein solches Verhalten von ihrer Tochter wirklich nicht gewohnt. Nur zu gut wusste sie, dass diese normalerweise mit irgendeiner Bemerkung gekontert hätte. Aber auch Marks Reaktion war meilenweit von der entfernt gewesen, mit welcher sie gerechnet hatte. Irgendetwas musste zwischen ihnen beiden vorgefallen sein und sie hoffte, dass sie während ihres Besuches in München noch Gelegenheit haben würde, Romy etwas auf den Zahn zu fühlen.

Die Schweizerin hatte eigentlich geglaubt, dass sie aus dem Alter, in dem Kinder ihre Eltern peinlich fanden, schon längst raus war, doch irgendwie hatte sie sich vorhin doch etwas in diese Zeit zurückversetzt gefühlt. Sie mochte gar nicht darüber nachdenken, was Mark nun von ihr halten würde und hoffte einfach nur darauf, dass er das Vorgefallene möglichst schnell wieder vergessen würde.

Nach einem kurzen Besuch an der Stage Door, wo Romy lieb von den Fans aufgenommen wurde und sogar schon ein paar Autogramme schreiben durfte, ging es zurück in die WG, wo die fünf Frauen den Abend gemütlich bei einer Portion Eis ausklingen liessen.

«Ist es jetzt peinlich zu sagen, dass ich gerade einen absoluten Fangirl-Moment habe?», wollte Anouk wissen, während sie alle gemeinsam im Wohnzimmer sassen.
«Da haben andere schon ganz ähnlich reagiert», meinte Romy mit einem breiten Lächeln und blickte zu Willemijn. Mittlerweile hatte sie sich daran gewöhnt, dass ihre Mutter in der Öffentlichkeit öfters erkannt und angesprochen wurde. Seit ihrer Zeit bei «Wicked» in Deutschland gehörte sie definitiv zu den grossen Namen in der deutschen Musicalszene.

«Ihr redet jetzt aber nicht über mich oder?», meinte die Niederländerin, während sie sich einen weiteren Löffel Schokoladeneis in den Mund schob.
«Oh doch! Ich meine, in meinen kühnsten Träumen hätte ich mir nicht ausgemalt, dass ich einmal zusammen mit dir im Wohnzimmer sitzen und Eis essen würde», meinte Anouk, die immer noch völlig aus dem Häuschen war.
«Hey, ich bin doch auch nur ein Mensch! Ich tu meinen Job, so wie ihr ihn übrigens auch tut, ich atme von derselben Luft wie ihr und ich gehe auch ganz normal aufs Klo», ein Glucksen verliess ihre Kehle, als sie über ihre Vergleiche nachdachte.

«Mam ist echt so der ziemlich normalste Mensch überhaupt», kam es von Romy. Man konnte wirklich viel über die Brünette sagen, aber ganz bestimmt nicht, dass sie irgendwelche Starallüren hatte. Obwohl sie bereits am Broadway und auch am Westend gespielt hatte, was als Ritterschlag für jeden Musicaldarsteller galt, war sie auf dem Boden geblieben. Und so konnte Romy gar nicht anders, als in ihr stets nur die liebende Mutter, anstatt der berühmten Musicaldarstellerin zu sehen.

Der Rest des Abends verlief entspannt, mit einigen spontanen Gesangseinlagen und jeder Menge amüsanter Geschichten. Bei fünf Musicaldarstellerinnen kam da schon einiges zusammen, von gerissenen Kostümen, verpassten Einsätzen bis hin zu verfehlten Ketten.

Die Schweizerin lag bereits seit einigen Minuten im Bett, doch irgendwie liess der Schlaf noch auf sich warten. Immer wieder tauchte Marks entsetztes Gesicht vor ihrem inneren Auge auf, und sie fragte sich, wie sie ihm wohl irgendwann wieder ganz normal gegenüber treten konnte. Schnell schlüpfte sie aus ihrem Bett und schlürfte in die Küche um sich noch ein Glas Wasser zu holen. Sie war bereits wieder auf dem Weg zurück in ihr Schlafzimmer, als sie den Lichtstrahl, der durch den Türspalt des Wohnzimmers fiel, entdeckte.

Kurzerhand öffnete sie also die Türe und setzte sich schliesslich neben die Niederländerin, die genau wie sie noch wach war, auf die Couch.
«Na mein Schatz, kannst du auch nicht einschlafen?», wollte diese sofort von ihr wissen und strich ihr eine blonde Strähne hinters Ohr.
«Nein, ich glaube ich bin einfach noch viel zu aufgekratzt von der heutigen Show», meinte Romy, während sie ihre Beine an ihren Körper zog.
«Das kenn ich nur zu gut. Das ganze Adrenalin lässt einem nach der Bühne einfach nicht so schnell zur Ruh kommen. Schön habt ihr es euch hier übrigens gemacht», Willemijn liess ihren Blick durchs Wohnzimmer schweifen. Der Raum war modern und gemütlich eingerichtet, so dass man sich auf Anhieb wohl fühlte.

«Ja, ich mag unsere Wohnung auch richtig gerne! Hier ist es einfach viel schöner und auch gemütlicher als in irgendeinem Hotelzimmer. Ausserdem bin ich ziemlich froh, nicht immer allein sein zu müssen…», fügte sie etwas nachdenklicher an.

«Darüber bin ich genauso froh wie du! Der Gedanke, dass du ganz alleine bist, mag ich gar nicht zu Ende denken… Und dir geht es hier auch wirklich gut?», vergewisserte sie sich noch einmal.
«Natürlich geht es mir hier gut! Richtig gut sogar!». Romy wusste zwar, dass diese Aussage nicht ganz der Wahrheit entsprach, jedoch hoffte sie, dass sie Willemijn damit und auch mit ihren Schauspielkünsten irgendwie überzeugen konnte.

«Du musst nicht immer so stark sein Liebes! Ich weiss doch, wie sehr du mit der ganzen Situation zu kämpfen hast. Aber es wird besser werden. Jeden Tag ein kleines bisschen», sie zog Romy in eine feste Umarmung.
«Dir kann ich auch echt nichts vormachen, hm?», sie blickte in ein Paar blaue Augen, die sie liebevoll ansahen.
«Nein, das kannst du nicht! Ich kenn dich einfach zu gut!».

«Es ist schön dass du hier bist!», die Blondine legte ihren Kopf auf Willemijns Schulter. Es tat wirklich gut, diese wieder in ihrer Nähe zu haben. Denn egal wie gross ihre Problem auch gerade waren, so schienen sie sobald die Niederländerin in ihrer Nähe war, doch ein kleines bisschen unbedeutender. «Das finde ich auch», Willemijn malte kleine Kreise auf ihren Rücken und sie merkte wie sich Romy mehr und mehr in ihren Armen entspannte.

«Weisst du? Manchmal tut es einfach so weh! So unglaublich weh! Du hast das Gefühl, dass es dir die Luft zum Atmen nimmt und du es keinen Moment länger mehr aushältst. Doch irgendwie hältst du es dann doch aus», obwohl Romy versuchte den harten Kloss herunterzuschlucken, rollte ihr eine Träne über die Wange, die sie jedoch sofort wieder wegwischte.
«Ich weiss Liebling. Ich weiss», die Niederländerin verstärkte ihre Umarmung noch ein bisschen, während auch sie hart schluckte. Ihr war klar gewesen, dass Romy noch für ziemlich lange Zeit mit den Ereignissen zu kämpfen haben würde, jedoch war sie auch froh, dass sie ihre Sorgen zugeben konnte. Immerhin war dies schon ein kleiner Fortschritt gegenüber den letzten paar Monaten.
«Aber bitte vergiss nie, dass ich immer für dich da bin!».

Den Sonntag, verbrachten die fünf Musicaldarstellerinnen zum grössten Teil im Theater. Wie auch bereits gestern, stand wieder eine Doppelshow auf dem Programm und so blieb gar nicht mehr viel Zeit für andere Aktivitäten.
Willemijn hatte ihre Tochter unbedingt begleiten wollen und die Wiedersehensfreude mit Roberta war riesengross gewesen. Die beiden Frauen hatten schon ein paar Mal miteinander gearbeitet und verstanden sich auch so richtig gut miteinander, jedoch war es nun auch schon wieder ein paar Jahre her, seit sie sich das letzte Mal gesehen hatten.

Um ein bisschen in Erinnerungen zu schwelgen, waren Romy, Roberta und Willemijn schliesslich nach der Show noch etwas trinken gewesen. Sie hatten jede Menge Gesprächsstoff, wie auch schon in Thun, und doch war die gemeinsame Zeit jetzt etwas ganz anderes. Schliesslich waren sie nun alle Kolleginnen, obwohl sich das für die Schweizerin manchmal immer noch etwas unreal anfühlte.
Roberta und Willemijn gehörten zu ihren grössten Vorbildern überhaupt, und zwar in jeglicher Hinsicht. Schon während ihres Studiums hatten sie sie sehr geprägt und sie hatte jede Menge von ihnen beiden gelernt.

Den Weg von dem kleinen italienischen Restaurant zurück in die WG legten Willemijn und Romy zu Fuss zurück. Nachdem sie fast den ganzen Tag drinnen verbracht hatten, tat es richtig gut, wieder etwas an der frischen Luft zu sein. Sie gingen nebeneinander her, unterhielten sich über dies und das, als die Niederländerin plötzlich wieder ein alten Thema anschnitt.
«Was ist da eigentlich zwischen dir und Mark?», erwartungsvoll blickte sie zu Romy.
«Nichts ist zwischen uns!», kam es rasch von der Blondine.

Ein bisschen zu rasch, denn Willemijn musterte sie aufmerksam. Obwohl es draussen schon dunkel und die Strasse nur spärlich beleuchtet war, konnte sie deren nachdenklichen Gesichtsausdruck erkennen.
«Wir hatten noch nicht sonderlich viel miteinander zu tun… Aber… Er ist irgendwie einfach komisch», meinte Romy nachdenklich. Immer schon hatte sie mit Willemijn über so ziemlich alles sprechen können. Das war es wahrscheinlich auch gewesen, was sie beide von Anfang an verbunden hatte.

«Komisch, also?», die Niederländerin zog ihre Augenbraue ein Stückchen hoch.
«Ja, richtig komisch sogar! Er geht mir scheinbar ganz bewusst aus dem Weg und ich habe irgendwie das Gefühl, dass er mich nicht so richtig leiden kann…». Romy verzichtete darauf Willemijn von ihrem Zusammenstoss im Regen zu erzählen. Geschweige denn von dem Blick in seine Augen und diesem Gefühl, dass durch diese ausgelöst geworden war.

«Und ich hätte schwören können, dass ihr euch auf Anhieb bestens miteinander versteht», kam es von der Niederländerin.
«Wie bist du denn wieder darauf gekommen?», Romy blickte sie überrascht an.
«Naja, ich finde ihr beide seid euch in vielem sehr ähnlich!», ein Lächeln umspielte ihre Lippen.
«Mark und ich sind uns ähnlich? Da musst du einen anderen Mann kennen als ich es tue», sie kickte gegen einen Kieselstein, der vor ihr auf dem Boden lag.
«Nein, ganz im Ernst! Ihr habt echt viele Gemeinsamkeiten».

Eine ganze Weile liefen die beiden Darstellerinnen schweigend nebeneinander her und Romy dachte über das Gesagte nach. Beim besten Willen konnte sie sich nicht vorstellen, dass Mark und sie irgendwelche Gemeinsamkeiten haben könnten.

«Zum Beispiel?», die Neugierde der Blondine war doch grösser, als sie es eigentlich wollte.
«Ihr beide geht wahnsinnig offen auf andere Menschen zu. Ihr seid humorvoll und begeisterungsfähig. Und die wohl grösste Gemeinsamkeit ist, dass ihr dieselbe Leidenschaft für die Musik und die Bühne teilt. Weisst du, ich dachte wirklich, ihr beide freundet euch schnell an».
«Da hast du falsch gedacht!»
Da am Wochenende gearbeitet wurde, war der Montag ein freier Tag, den die vier Bewohnerinnen der WG ganz verschieden verbrachten.
So ging Romy gemeinsam mit Willemijn frühstücken und zeigte ihr schliesslich gleich noch etwas von München.
Anouk und Marle waren zusammen eine grosse Runde laufen gewesen und genossen nun die Frühlingssonne auf dem Balkon.

Die vierte im Bunde, Alixa, war zur gleichen Zeit auf dem Weg zu ihrer Gesangsstunde. Auch als ausgebildete Musicaldarstellerin war eine solche immer eine gute Möglichkeit um an seiner Gesangstechnik zu feilen, mehr Dynamik in seine Stimme hereinzubringen oder an der richtigen Atemtechnik zu arbeiten. Diese Zeit war der Brünette einfach heilig und sie versäumte wirklich ungerne eine dieser wertvollen Stunden. Es war eine Art abzuschalten und gleichzeitig tankte man auch jede Menge Energie. Ihre Gesangslehrerin Jana kannte sie bereits seit ihrer Ausbildung und umso mehr hatte sie sich gefreut, mit «Elisabeth» wieder zurück in München zu sein.

Die Hamburgerin drückte die Klingel und ein Lächeln bereitete sich auf ihrem Gesicht aus. Als die Türe jedoch geöffnet wurde und eine schwarzhaarige Frau zum Vorschein kam erstarb dieses jäh.

Das war nicht Jana.

Doch trotzdem erkannte Alixa sie sofort.
Ihr war es als ob eine dunkle Erinnerung wieder wach werden würde und ausser einem leisen «Hannah», brachte sie nichts heraus, während sie die Grössere immer noch anstarrte.

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Re: And if you should ever leave me I will crumble

Beitragvon armandine » 15.08.2016, 20:37:44

Wieder so ein gemeiner Cliffhanger! ts ts ts ;-)
Mir gefällt die Geschichte übrigens immer noch sehr gut, ich war nur zwei Wochen im Urlaub, daher keine Kommentare... lese jetzt aber wieder regelmäßig mit!

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Re: And if you should ever leave me I will crumble

Beitragvon Gaefa » 17.08.2016, 19:54:16

Ein schöner Teil. Mir gefällt dein Schreibstil - man kann sich immer wieder sehr gut in die Personen reinversetzen. Ich hätte fast gedacht, dass Romy von dem Zusammenstoß berichtet, aber da hab ich mich wohl getäuscht. Die letzten drei Absätze waren etwas verwirrend. Manchmal ist der Erzählperspektivenwechsel etwas abprupt, so dass ich zweimal lesen musste, um zu verstehen, dass man jetzt Alixa folgt. Ich bin sehr gespannt, was es damit auf sich hat. Du lässt mal wieder gespannte Leser zurück und ich hoffe, wir müssen wieder nicht allzu lange warten.
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Re: And if you should ever leave me I will crumble

Beitragvon nichtsistschwer » 06.09.2016, 23:36:26

Vielen Dank euch beiden für eure Rückmeldungen :)
Auch ich bin nun wieder aus meinem Urlaub zurück und will euch natürlich nicht länger auf die Folter spannen :P Viel Spass mit dem nächsten Teil und ich bin auf eure Meinungen gespannt!

10.Kapitel
Es fühlte sich unwirklich an.
Ein bisschen so, wie ein Traum - jedoch kein besonders schöner.

Unendlich viele Erinnerungen wurden mit einem Mal wieder in Alixa wach. Erinnerungen und damit verbundene Gefühle, die sie jahrelang ganz tief in ihrem Inneren eingeschlossen hatte, kochten in diesem Moment in ihr hoch und sie hatte Mühe, sich noch irgendwie auf ihren Beinen zu halten.

«Alixa. Komm doch rein», die Gedanken der Hamburgerin wurden durch eine Stimme unterbrochen. Diese klang so erschreckend fremd und vertraut zugleich, dass sich eine Gänsehaut auf ihrem gesamten Körper ausbreitete. Etwas zögerlich setzte sie sich schliesslich in Bewegung. Nicht weil sie es unbedingt gewollt hätte, sondern weil sie einfach absolut keine Ahnung hatte, was sie sonst hätte tun sollen.

Wo war Jana? Und was hatte das Ganze hier eigentlich zu bedeuten?

Die Musicaldarstellerin hatte gar keine Zeit, länger über diese zwei Fragen nachzudenken, ehe sie auch schon wieder durch Hannahs Stimme unterbrochen wurde.
«Für dich muss das alles hier sicher etwas unerwartet kommen. Und bestimmt hast du auch überhaupt nicht mit mir, sondern mit Jana gerechnet, oder?», ein leichtes, fast schon etwas scheues, Lächeln zierte die Lippen der schwarzhaarigen Frau.
«Das kann wohl so sagen...», mit einer Portion Schwere kamen Alixa die Worte über die Lippen, während ihre Gedanken immer noch Achterbahn fuhren.

Zum ersten Mal seit ihrem Zusammentreffen hatte sie ein paar Sekunden Zeit um die Frau, die vor ihr stand, etwas genauer betrachten zu können.
Sie sah gut aus, was aber auch nicht weiter verwunderlich war, denn Hannah war eine der Frauen, die immer gut aussahen. Ganz egal, ob topfit oder nach einer schlaflosen Nacht.
Trotz der vergangenen Jahre, war ihr Gesicht ihr immer noch so vertraut, obwohl es sich auch etwas verändert hatte. Die Gesichtszüge hatten etwas mehr an Härte angenommen und die letzte Jugendlichkeit war somit verschwunden. Die stahlblauen Augen jedoch, waren immer noch dieselben.

«Der Grund warum ich, an Stelle von Jana jetzt hier bin, ist eigentlich ein ganz einfacher. Nämlich, dass ich endlich eine Gelegenheit habe um mit dir zu reden!».
«Mit mir reden? Du willst mit mir reden? Hast du auch schon daran gedacht, dass ich vielleicht überhaupt nicht mit dir reden will?», Alixas Stimme klang schriller, als sie es ursprünglich beabsichtigt hatte und sie merkte wie ihr Herz hart gegen ihre Brust schlug.
«Bitte Alixa. Hör mir wenigstens kurz zu. Ich wusste doch, dass du dich unter normalen Umständen überhaupt nicht auf ein Treffen mit mir eingelassen hättest! Und so habe ich das Ganze hier mit Jana abgesprochen», Hannah senkte ihren Blick und schluckte hart.

«Da hast du ausnahmsweise richtig gedacht. Ich wüsste echt nicht, was wir beide uns noch zu sagen hätten. Und wenn du nichts dagegen hast, dann würde ich jetzt gerne wieder gehen», die Emotionen in der Brünette waren am Überkochen und sie hatte den Raum schon fast wieder verlassen, als eine Berührung an ihrem Arm sie zurückschrecken liess.
«Ich bin erst seit ein paar Tagen wieder in Deutschland. Und als ich dann erfahren habe, dass du momentan in München arbeitest, habe ich mich sofort auf den Weg hierher gemacht. Zu dir! Damit wir endlich die Chance haben uns auszusprechen», ein Paar stahlblaue Augen sahen Alixa flehend an.

«Diese Chance hast du um vier Jahre verpasst!», schnell entriss sie Hannah ihren Arm und funkelte sie aus wütenden Augen an.
«Von dir konnte man ja keine andere Aktion erwarten. Aber dass Jana sich auf so etwas einlässt! Das ist echt das Letzte! Was glaubt ihre eigentlich wer ihr seid? Ihr könnt doch nicht einfach so etwas hinter meinem Rücken entscheiden. Jetzt fehlt nur noch, dass du mir gleich eröffnest, dass du doch gerne wieder meine Gesangsstunden übernehmen möchtest».

Die Musicaldarstellerin spürte einen kleinen Stich in ihrem Herz. Wenn es etwas gab, was sie überhaupt nicht abkonnte, dann war es hintergangen zu werden. Und dass noch von Menschen, denen sie vertraute.

«Alixa, bitte», Hannah startete einen erneuten Versuch die Kleinere irgendwie zu beschwichtigen, doch eher das Gegenteil war dadurch der Fall.
«Lass es Hannah! Lass es einfach!», nach einem letzten verachtenden Blick auf die Grössere, die sie verletzt anstarrte, rannte Alixa schliesslich einfach aus dem Raum.

Raus aus der Wohnung.
Raus aus dem Haus.
Einfach nur raus aus dieser gesamten Situation.

Endlich draussen an der frischen Luft angekommen, war die Brünette so ausser Atem, als ob sie gerade einen Marathon gerannt wäre und sie musste sich erst einmal mit dem Rücken gegen die Hauswand lehnen.
Wie konnte es bloss möglich sein, dass Hannah ausgerechnet jetzt wieder in Deutschland auftauchte?
Und noch dazu in München.

Genau jetzt wo sie sich doch endlich mit der gesamten Situation abgefunden hatte, gelernt hatte mit all dem Schmerz und der Enttäuschung zu leben und nicht mehr an irgendwelchen Erinnerungen festzuhalten, musste Hannah einfach wieder alles auf den Kopf stellen.

Doch noch mehr als die Frage nach dem Grund für Hannahs Auftauchen, beschäftigte es Alixa, wie es möglich war, dass Hannah es selbst nach so langer Zeit noch schaffte, sie immer noch dermassen aus dem Konzept zu bringen.
Tief durchatmend schloss die junge Frau für einen kurzen Moment ihre Augen und versuchte ihren Atem wieder etwas zu normalisieren, als sie von einer Welle an Erinnerungen eingeholt wurde.

«Was ist mit dir Alixa? Bist du festgewachsen oder was?», Hannah war bereits bis zum Ufer des Sees gelaufen und drehte sich mit einem strahlenden Lächeln nach ihrer Freundin um.
Diese stand immer noch etwas unsicher bei ihren Badetüchern, nicht genau wissend wo sie am besten hinschauen und vor allem wie sie jetzt handeln sollte.

Auch wenn sich die Brünette wirklich anstrengte, schaffte sie es beim besten Willen nicht, ihren Blick wieder von Hannah abzuwenden, die wie Gott sie geschaffen hatte, mit den Füssen schon im Wasser dastand. Ihre schwarzen Haare fielen ihr, in leichten Wellen fast bis zum Po und die letzten Sonnenstrahlen, die durch die Bäume schienen und die ganze Umwelt in goldenes Licht tauchten, taten ihr übriges.

Alixa war nicht ganz klar, was das für Gefühle waren, die in diesem Moment gerade in ihr brodelten. Schliesslich war Hannah doch einfach eine Freundin.
Aber gleichzeitig war sie doch so unendlich viel mehr.

Noch nie in ihrem Leben, hatte es eine Person und erst recht keine Frau geschafft, sie so in ihren Bann zu ziehen, wie Hannah es konnte.
Sie beide hatten sich mehr und mehr kennengelernt und immer wenn Alixa das Gefühl gehabt hatte, dass sie sämtliche Facetten der Amerikanerin in-und auswendig kannte, entdeckte sie wieder eine neue Seite an ihr, die sie noch viel interessanter und attraktiver machten.

«Alixa?», die Brünette wurde aus ihren Gedanken gerissen, als Hannahs Stimme langsam zu ihr durchdrang. Sie schüttelte leicht ihren Kopf und versuchte sich wieder aufs Hier und Jetzt zu konzentrieren, was ihr alles andere als leicht fiel und nur ganz langsam setzte sich ihr Körper wieder in Bewegung.

Es gab jetzt genau zwei Möglichkeiten.
Entweder würde sie jetzt einfach zu ihrer Freundin ins Wasser gehen oder aber sie würde die Flucht ergreifen.
Hier stehen zu bleiben war definitiv keine Option.

Hannah hatte sich in der Zwischenzeit bis zur Hüfte in den See gewagt und drehte sich erneut zu Alixa um.
«Das Wasser ist absolut herrlich! Komm endlich rein!», und schon liess sie sich ganz in das kühle Nass sinken und stiess einen verzückten Laut aus, während sie kräftig vor sich hin strampelte.

Für einen kurzen Moment schloss Alixa ihre Augen und atmete tief in ihren Bauch.
Was sprach schon dagegen, dass sie mit ihrer Freundin schwimmen gehen würde?
Richtig. Absolut gar nichts.
Oder doch?
Würde wieder diese komische Stimmung zwischen ihnen entstehen, wie sie schon ein paar Mal entstanden war?

Alixa zwang ihre Zweifel zurück und streifte sich schliesslich ihre Unterwäsche ab. Eine Sekunde hatte sie in Erwägung gezogen, diese anzubehalten, aber da Hannah es auch nicht getan hatte, wollte sie es auch nicht tun. Schnell lief nun auch sie die letzten paar Meter bis zum Seeufer.

Vorsichtig streckte sie ihren Fuss hinein. Das Wasser hatte eine wirklich angenehme Temperatur, etwas kühl, was aber nach so einem heissen Sommertag genau das Richtige war. Ausserdem hoffte Alixa, dass die Abkühlung auch ihre Gedanken wieder etwas bändigen würde.

Hannah spritzte ihre Freundin nass, worauf diese ein erschrockenes Quicken von sich gab.
«Du bist doch nicht etwa wasserscheu?» grinste Hannah nun die Kleinere an.
«Definitiv nicht!», konterte diese und bald entstand zwischen den beiden eine wilde Wasserschlacht.

Nach an paar Minuten wurde es den beiden Frauen allerdings doch etwas zu frisch und so gingen sie schliesslich zurück zu ihren Badetüchern, wo sie sich wieder ihre Klamotten anzogen.
Die Sonne war mittlerweile fast ganz untergegangen und mit einem Mal fröstelte Alixa.

«Du siehst ja total durchgefroren aus», Hannah, machte ein paar Schritte auf die Brünette zu und stand nun direkt vor ihr. So nahe, dass Alixa ihren Atem schon fast an ihrem Gesicht fühlen konnte, was ein erwartungsvolles Kribbeln in ihrem Bauch verursachte.

Ehe sich die Musicaldarstellerin versah, hatte sich Hannah auch schon zu ihr vorgebeugt und ihr einen sanften Kuss auf die Lippen gehaucht.
Dieser war so federleicht gewesen, dass die Hamburgerin gar nicht mit voller Überzeugung sagen konnte, ob sie sich die Berührung nicht nur eingebildet hatte.

«Das wollte ich schon immer mal tun», wie durch Watte drangen die Worte zu Alixa durch.
In ihren Ohren rauschte das Blut, während sie versuchte irgendwie ihre Gedanken zu sortieren. Hatte sie sich das Ganze also doch nicht nur eingebildet und auch Hannah empfand mehr für sie als blosse Freundschaft?

«Was ist denn mit dir los? Hat es dir auf einmal die Sprache verschlagen, oder was?», anstatt etwas auf die Frage zu erwidern, legte Alixa kurzerhand einfach wieder ihre Lippen auf die von Hannah. Doch anders als ihr erster Kuss, wurde dieser schnell etwas leidenschaftlicher. Wie von alleine hatten sich ihre Hände um Hannahs Hüften gelegt, um sie noch etwas näher bei sich zu haben.

Die beiden Frauen mussten sich schliesslich voneinander lösen, um wieder etwas zu Atem zu kommen.
Alixas Herz klopfte ihr bis zum Hals, ihre Wangen glühten und sie hatte das Gefühl, dass ihre Beine aus Wackelpudding bestehen würden.
«Und ich dachte schon, dass es dir gar nicht gefallen hat!», grinste Hannah Alixa an, die ihr Grinsen, wenn auch etwas schüchtern, erwiderte.
«Da brauchst du dir überhaupt keine Gedanken zu machen. Mir hat es sogar so gut gefallen, dass ich das gerne wiederholen möchte!», immer noch war ihr Lächeln eher zaghaft, doch beim Blick in Hannahs Augen wurde dieses sofort breiter. Für ein paar Sekunden war sie sich nicht ganz sicher gewesen, ob das wirklich die richtige Antwort gewesen war, doch als Hannah eine Hand an ihre Wange legte, verschwanden sämtliche Zweifel auf einmal.


Von diesem Tag an, waren sie und Hannah noch unzertrennlicher, als ohnehin schon, gewesen. Noch nie in ihrem Leben hatte sich Alixa so gut gefühlt, wie in den Stunden, die sie gemeinsam mit der Amerikanerin verbracht hatte. Sie beide hatten überhaupt nicht mehr genug voneinander bekommen können und ehe sie sich versahen, hatten sie sich hoffnungslos ineinander verliebt. Jedoch hatte ihr gemeinsames Glück von Anfang an unter keinem guten Stern gestanden und so war es schliesslich gekommen, wie es hatte kommen müssen.

Auch wenn ihre gemeinsame Zeit als Paar nur begrenzt und nicht ewig gewesen war, so war sie deshalb nicht weniger intensiv und prägend für die Hamburgerin gewesen. Nie in ihrem Leben hatte sie sich einem Mensch so hingegeben, wie sie es bei Hannah getan hatte. Alixas Unterlippe zitterte ihr wurde klar, dass sie, auch wenn sie es seit Jahren einredete, immer noch nicht damit leben konnte.
Nicht so, wie es zwischen ihnen beiden auseinander gegangen war.
Nicht mit all den schmerzenden Fragen, auf die sie bis heute keine Antwort bekommen hatte.

«Alixa!», Hannah war ihr nach draussen gefolgt und stand nun erneut vor ihr.
Obwohl Alixa wusste, dass wahrscheinlich ihr gesamtes Make-Up richtig verschmiert sein musste, zwang sie sich die Amerikanerin anzusehen. In deren stahlblauen Augen konnte sie den Schmerz erkennen, den sie genauso fühlte.
«Es tut mir Leid! Ich weiss, dass ich dich mit diesem Treffen nicht so hätte vor den Kopf stossen sollen. Aber ich wusste echt nicht, wie ich es sonst hinbekommen hätte, dass wir kurz miteinander reden können. Obwohl, dieser Versuch gerade ja auch ziemlich fehlgeschlagen ist…», versuchte Hannah es erneut.
«Was willst du hier?», kam es knapp von Alixa, während sie Hannah fragend ansah.
«Wie schon gesagt, ich will einfach mit dir reden. Bitte», die Stimme der Schwarzhaarigen war nicht viel mehr als ein Flüstern.
«Ich kann nicht. Ich kann es einfach nicht!», Tränen stiegen der Musicaldarstellerin in die Augen, während sie das zweite Mal innerhalb weniger Minuten vor Hannah weglief.

Auch als Alixa fast zwei Stunden später wieder in die WG kam, in der Hoffnung irgendwie ihre Gedanken zu sortieren, war sie noch eine ganze Weile völlig planlos durch München geirrt, hatte sie sich noch nicht wirklich beruhigen können. Umso erleichterter war sie deshalb, dass sie den Abend gemeinsam mit ihren Mitbewohnerinnen und Willemijn, anstatt alleine, verbringen konnte. Die Abwechslung eines gemeinsamen Essens kam ihr mehr als gelegen und so konnte sie wenigstens für ein paar Sekunden an etwas anderes als Hannah denken.

Als sie jedoch wieder alleine in ihrem Zimmer war, sah die ganze Situation etwas anders aus. Sämtliche ihrer Gedanken kreisten immer und immer wieder um ein und dieselbe Person.
Hannah.

Die Brünette griff in die Schublade ihres Nachtisches und zog ganz unten, unter einem Buch, ein schon ziemlich verknittertes, Foto heraus. Sie hatte keine Ahnung, wie oft sie dieses schon in ihren Händen gehalten haben musste.
Gefühlte tausend Mal.
Doch egal, wie sehr sie es auch versucht hatte, sie hatte es immer noch nicht geschafft, sich davon zu trennen.

Langsam liess sie ihre Augen darüber gleiten und blickte in die strahlenden Gesichter von zwei Frauen, die sich fest umschlungen im Arm hielten. Ein stechender Schmerz durchfuhr ihren Körper, als sie an den Moment zurückdachte.
Den Moment, in dem alles einfach nur perfekt gewesen war und sie es nicht für möglich gehalten hätten, dass alles was zwischen ihnen war, mit einem Mal wie ein Kartenhaus über ihnen einstürzen würde.

Eine heisse Träne tropfte auf das Foto und so legte es Alixa kurzerhand wieder weg. Sie ertrug dessen Anblick einfach keine Sekunde länger mehr. Sie biss sich hart auf ihre Unterlippe, doch der damit ausgelöste Schmerz war nicht stark genug, um den in ihrem Herzen zu überdecken.

Man sagte zwar, dass Zeit alle Wunden heilen konnte, und das mochte auch für vieles stimmen, jedoch nicht für alles. Mehr als schmerzlich wurde Alixa in diesem Moment bewusst, dass sie immer noch nicht darüber hinweg war.
Und sie vermutlich auch niemals darüber hinweg sein würde.

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Re: And if you should ever leave me I will crumble

Beitragvon Gaefa » 07.09.2016, 17:31:13

Spannend, dass du deine Protagonistin wechselst. Das macht die Geschichte noch vielschichtiger, aber auch komplizierter. Schließlich möchte man wissen, wie es bei allen weitergeht. Ich hab Romy in diesem Teil tatsächlich vermisst, obwohl die Geschichte um Alixa ebenfalls spannend ist. Ich bin sehr gespannt wie es - hoffentlich schon bald - weitergeht.
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Re: And if you should ever leave me I will crumble

Beitragvon armandine » 08.09.2016, 10:24:14

Ich musste mich auch erstmal neu auf Alixa einstellen. Aber spannend scheint es in deren Leben ja auch zuzugehen.
Kleine technische Anmerkung: Bei dem Satz "«Das kann wohl so sagen...», mit einer Portion Schwere kamen Alixa die Worte über die Lippen, während ihre Gedanken immer noch Achterbahn fuhren. " fehlt am Anfang wohl das Wort "man", und bei dem Satz "«Der Grund warum ich, an Stelle von Jana jetzt hier bin, ist eigentlich ein ganz einfacher. Nämlich, dass ich endlich eine Gelegenheit habe um mit dir zu reden!» kurz danach ist dir die Zeichensetzung so durchgegangen, dass ich ihn tatsächlich zweimal lesen musste. Aber so emotional, wie der Teil geraten ist, ist das dann auch wieder verzeihlich und nebensächlich. Danke erstmal und lass uns nicht zu lange warten!

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Re: And if you should ever leave me I will crumble

Beitragvon nichtsistschwer » 19.10.2016, 17:26:39

Endlich, endlich, endlich schaffe ich es euch das neue Kapitel zum Lesen zu geben! Ich habe euch und auch die Geschichte nicht vergessen, ganz im Gegenteil, ich war ziemlich fleissig, aber das werdet ihr zu einem späteren Zeitpunkt sehen ;)
Erst einmal vielen Dank für eure Rückmeldungen! Das freut mich wirklich jedes Mal sehr!
Zu der neuen Protagonistin - ich dachte es ist einfach nur fair, wenn Romys Freundinnen, also Marle, Anouk und Alixa auch ihre "eigene" Geschichte bekommen. Nichts desto trotz wird Romy natürlich im Vordergrund stehen :D
So, jetzt wünsche ich euch aber viel Spass mit dem neuen Kapitel und bin schon sehr gespannt auf eure Rückmeldungen!

11.Kapitel
Nach einer mehr oder weniger schlaflosen Nacht, stand für Alixa fest, dass es unmöglich so weitergehen konnte. Immer und immer wieder war Hannahs Gesicht vor ihrem inneren Auge aufgetaucht, hatte sie schmerzhaft an die Vergangenheit erinnert und ihr einfach keine Ruhe lassen wollen. Mit jeder Sekunde, die sie jedoch länger über die gesamte Situation nachgedacht hatte, war sie unsicherer geworden und hatte schliesslich sogar angefangen, sich für ihr Verhalten zu schämen.

Dafür zu schämen, dass sie es zugelassen hatte, von der Amerikanerin so aus dem Konzept gebracht zu werden und auch, dass sie einfach so davongelaufen war, wie es normalerweise nur irgendwelche Feiglinge oder kleine Kinder taten.

Das war sie jedoch nicht.
Sie war weder ein Kind noch ein Feigling.
Sie war eine erwachsene Frau, die nicht länger vor ihren eigenen Gefühlen davonlaufen würde.
Diesen Triumpf, dass Hannah es auch nach all den Jahren immer noch schaffte, ihr Leben so sehr zu beeinflussen, würde sie ihr nicht gönnen.
Sie würde sich professionell verhalten, so wie es sich nun eben einmal gehörte.

Und wenn Hannah ihre Gesangsstunden unbedingt übernehmen wollte, dann sollte sie dies einfach tun.
Es machte ihr nichts mehr aus und sie würde es schaffen irgendwie damit klarkommen.
Das jedenfalls versuchte sich die Musicaldarstellerin nun bereits seit Stunden, mehr oder weniger überzeugend, einzureden.

Mit dem nächsten Tag kam nicht nur ein neuer Arbeitstag auf die vier Musicaldarstellerinnen zu, sondern auch Willemijns Abschied rückte von Minute zu Minute näher. Für die Niederländerin war es bereits wieder an der Zeit, zurück nach London zu fliegen. Einmal mehr, waren die gemeinsamen Tage für Mutter und Tochter viel zu schnell vorbei gegangen.

Der Abschied untereinander fiel sehr herzlich aus. Schliesslich hatten sich die fünf Frauen auch wunderbar miteinander verstanden und eine wirklich schöne Zeit verbracht.

«Pass gut auf mein Mädchen auf, ja?», Willemijn umarmte Marle fest.
«Das werde ich machen, versprochen», versicherte diese ihr sofort. Sie wusste nur zu gut, wie viele Gedanken sich Willemijn machte, sobald sie einmal nicht in der Nähe ihres Schützlings war. Und London war nun mal nicht gerade um die Ecke.
«Und falls irgendetwas sein sollen, dann ruf mich bitte sofort an! Wir wissen ja beide, dass Romy am liebsten alles mit sich selbst ausmachen würde», der Gesichtsausdruck der Musicaldarstellerin wurde etwas ernster.
«Ja, so ist sie nun einmal», kam es von Marle mit einem tiefen Seufzen.

«Ja, so ist mein Mädchen», stimmte ihr Willemijn nachdenklich zu.
«Aber Wille. Ich glaube echt, dass München Romy ziemlich guttut», fügte Marle mit einem Lächeln hinzu. Sie hatte sehr wohl gemerkt, wie ihre beste Freundin in den letzten Tagen mehr und mehr aufgetaut war. Natürlich hatte sie die Situation noch nicht vollständig verarbeitet, und Marle wusste auch nicht ob sie das überhaupt jemals tun würde, aber sie war auf dem richtigen Weg dorthin.

«Diesen Eindruck hat sie mir auch gemacht. Aber wie gesagt, du weisst, dass du mich immer anrufen kannst!», meinte Willemijn noch einmal. Ihre Gedanken kreisten einmal mehr um das nächtliche Gespräch mit der jungen Frau. Schnell zwang sie sich jedoch, nicht mehr länger darüber nachzudenken, sondern sich an dem Gedanken festzuhalten, dass ihr Mädchen eine starke junge Frau war, die in München die besten Voraussetzungen hatte, um sich endlich wieder etwas zu fangen.
«Ich weiss Willemijn! Bitte mach dir nicht so viele Sorgen», versuchte Marle die Ältere etwas zu beruhigen.
«Das ist einfacher gesagt, als getan!».

«Kann ich gut verstehen! Aber ich werde gut auf Romy aufpassen. Wir werden auf sie aufpassen. Versprochen!», sie drückte sanft die Hand der Niederländerin.
«Ich bin dir unendlich dankbar dafür», noch einmal zog sie Marle in eine Umarmung, ehe sie die WG schliesslich hinter sich liess. Etwas in ihr sagte ihr, dass sie Romy hier mit einem guten Gefühl zurücklassen konnte, doch trotzdem wollte ihr das Loslassen heute ganz besonders schwer fallen.

Die Schweizerin wartete bereits unten vor dem Haus mit dem Taxi auf ihre Mutter.
Sie mochte keine Abschiede.
So überhaupt gar nicht.
Das war auch der Grund gewesen, weshalb sie bereits einen Koffer nach unten gebracht und es vorgezogen hatte an der frischen Luft zu warten.

Sie war so sehr in ihre Gedanken versunken, dass sie anfangs gar nicht bemerkte, dass Willemijn schon längst nach unten gekommen war, und sie nun mit einem Lächeln betrachtete.
«Na, wovon träumst du denn gerade?», wollte diese neugierig wissen und Romy drehte sich erstaunt zu ihr um.

«Von nichts!», kam es wie aus der Pistole geschossen und sie wechselte schnell das Thema.
«Hast du auch alles?».
«Mhm, ich denke schon», kam es von der Niederländerin, während sie die junge Frau vor ihr immer noch musterte. Gerade in den letzten paar Tagen war ihr einmal mehr bewusst geworden, wie schnell die Zeit doch verging und dass Romy nicht mehr länger das 16-jährige Mädchen war, dass sie damals kennen und lieben gelernt hatte. Ein Gedanke, der auch mit ein bisschen Wehmut verbunden war, denn schliesslich wurde auch sie nicht gerade jünger.

«Mam? Was schaust du denn schon wieder so?», wurde sie nun aus ihren Erinnerungen gerissen.
«Ich schau meine Tochter halt gerne an», sie zwinkerte ihr zu, was die Jüngere sofort zum Lachen brachte.

«Mach’s gut mein Liebling», Willemijn schlang ihre Arme fest um die Blondine. Am liebsten hätte sie ihr Mädchen gar nicht mehr losgelassen, doch der Zeit des Abschieds war gekommen.
«Du auch Mam. Auf diese ständigen Abschiede könnte ich echt verzichten, weisst du?», erwiderte sie, während sie sich noch ein bisschen enger an die Niederländerin schmiegte.
Vieles wäre einfacher gewesen, wenn sie beide einem geregelten Beruf nachgegangen wären, doch sie beide hatten sich nun mal eben für ihre grosse Leidenschaft entschieden.
Und das war auch gut so.

«Dagegen hätte ich auch absolut nichts einzuwenden. Aber schon bald haben wir ja die Möglichkeit uns wieder häufiger zu sehen», meinte Willemijn mit einem leichten Lächeln, worauf Romy sie erwartungsvoll anblickte.
«Wie jetzt?».

«Eigentlich wollte ich es ja noch ein kleines bisschen für mich behalten. So als Überraschung. Aber irgendwie schaffe ich es halt echt nicht, irgendetwas von dir geheim zu halten», grinste sie.
«Was vorenthalten?», kam es aufgeregt von Romy.
«Ich komme wieder zurück nach Deutschland. Ab Ende August stehe ich als «Kala» in Stuttgart auf der Bühne», Willemijns Lippen zierten ein breites Lächeln als sie sah, wie Romy sie mit grossen Augen ansah.
«Echt jetzt? Oh mein Gott, das ist grossartig», die Schweizerin schlang ihre Arme erneut um die Ältere und drückte ihr einen Kuss auf die Wange.
«Ich bin ja so stolz auf dich und freue mich wahnsinnig!».

Ein neues Engagement war in ihrem Beruf immer etwas ganz besonderes. Und wenn es dann noch Willemijn war, die wieder irgendeine Traumrolle an Land gezogen hatte, dann konnte Romy gar nicht anders, als einfach nur stolz zu sein.
Und dies nicht nur in Hinsicht ihres Berufes.

«Ich freue mich auch riesig auf die neue Herausforderung. Vor allen Dingen, sind Stuttgart und München auch gar nicht mal so weit auseinander», meinte sie mit einem Zwinkern.
Und so machte die Aussicht auf ein baldiges Wiedersehen, den Abschied der beiden Frauen dieses Mal sogar ein kleines bisschen leichter.

In den nächsten paar Wochen pendelte sich Romys Leben in München mehr und mehr ein. Es entwickelte sich eine gewisse Routine, die ihr gut tat. Der geregelte Tagesablauf gab ihr etwas Sicherheit und sie genoss es in vollen Zügen endlich wieder bis zu acht Mal in der Woche auf der Bühne stehen zu können. Die gemeinsame Zeit mit ihren Kollegen im Theater war einfach nur wunderbar und sie konnte langsam aber sicher von sich behaupten, dass sie mittlerweile völlig in München angekommen war.

Einzig mit Mark hatte sich die Situation noch kein Stückchen entspannt.
Immer noch ging er ihr aus dem Weg.
Noch mehr, seit ihrer peinlichen Begegnung mit Willemijn.
Und Romy war sich ziemlich sicher, dass sich daran nichts so schnell ändern würde.
Jedenfalls nicht, wenn nicht irgendein Wunder geschehen würde.

Und so verging der Mai.
Die Tage wurden länger, München wurde mit Sonnenstrahlen verwöhnt und diese wirkten sich auch auf Romys Gemütszustand aus.
Nach so vielen dunklen Wochen kam ihre Seele endlich wieder etwas zur Ruhe und sie hatte Zeit sich etwas zu erholen und neue Kraft zu tanken.
Endlich schaffte sie es wieder einige Stunden am Stück zu schlafen und wurde das Gefühl los, permanent in Gefahr zu sein.

Doch auch für ihre Mitbewohnerinnen hielt dieser Monat einiges bereit.
Marle genoss die Zeit mit ihrer besten Freundin in vollen Zügen und stellte erleichtert fest, dass es dieser von Tag zu Tag etwas besser ging und es war ein bisschen so wie in alten Zeiten.
In alten Zeiten, in denen es keine dunklen Wolken gegeben, sondern jeden Tag die Sonne geschienen hatte.

Alixa hatte sich an ihren Vorsatz gehalten und traf sich nun regelmässig mit Hannah.
Eines musste sie der Amerikanerin schliesslich lassen: Sie war einfach eine der Besten in ihrer Branche und die Hamburgerin konnte jede Menge von ihr lernen.
Sie hatte ihr allerdings klar zu verstehen gegeben, dass ihre Beziehung auf rein professioneller Ebene stattfinden würde und sie blockte weiterhin sämtliche Versuche eines Gesprächs vehement ab.
Alixa konnte nicht genau sagen, wieso sie sich so mit Hannahs Gegenwart quälte.
Doch wahrscheinlich wollte sie sich einfach selbst beweisen, dass sie darüber hinweg war.
Dass ihr Gefühlsausbruch bei ihrem ersten Treffen nichts zu bedeuten hatte.

Und auch für die Vierte im Bunde – für Anouk hielt das Leben einiges bereit. An einem Klassentreffen ihrer ehemaligen Ballettakademie kam es für sie zu einem Wiedersehen der ganz besonderen Art.
Einem Wiedersehen, welches für sie – sowie auch für ihre Freundinnen, noch schwerwiegende Folgen haben würde.
So schwerwiegend, dass sie ihr erst einmal den Boden unter den Füssen wegreissen und alles in Frage stellen würden.
Doch davon ahnte die blonde Niederländerin zum jetzigen Zeitpunkt noch überhaupt gar nichts.

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Re: And if you should ever leave me I will crumble

Beitragvon Gaefa » 19.10.2016, 19:09:44

Juhu es geht endlich weiter! Hatte in den letzten Tagen schon drüber nachgedacht, hier mal nachzufragen, ob es noch ne Fortsetzung gibt - ich freu mich!
Ein netter Teil, der viele Infos recht gut zusammenfasst und die Zeit ein wenig vorantreibt (mit sowas tu ich mich selbst immer sooo schwer! Deshalb finde ich es umso bewundernswerter, dass andere das hinkriegen ;) ). Im letzten Absatz holst du dann den allwissenden Erzähler raus und endest mit einem Cliffhanger - gemein! Ich bin jetzt schon sehr gespannt auf das Wiedersehen "der ganz besonderen Art" und hoffe, dass du uns darauf nicht so lange warten lässt ;)
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Re: And if you should ever leave me I will crumble

Beitragvon armandine » 19.10.2016, 22:21:17

jaja, die Cliffhanger ;-)...

schöner Teil, der Lust auf eine Fortsetzung macht. Hoffentlich nicht wieder nach so einer langen Wartezeit *liebguck*?

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Re: And if you should ever leave me I will crumble

Beitragvon armandine » 18.11.2016, 14:31:03

Kommt bald mal wieder ein neuer Teil? Würde mich fruen!

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Re: And if you should ever leave me I will crumble

Beitragvon nichtsistschwer » 21.11.2016, 19:22:01

Vielen lieben Dank für eure Rückmeldungen! Ich habe mich wie immer sehr darüber gefreut :)
Es tut mir richtig leid, dass ihr auch dieses Mal wieder so lange auf ein neues Kapitel warten musstet, aber leider lässt die Uni mir momentan fast keine Zeit mehr zum Schreiben übrig. Und so kann ich euch leider auch nicht versprechen, dass es hier regelmässig weitergeht. Was ich euch aber versprechen kann, ist, dass es weitergehen wird! Ich habe noch viel mit Romy vor und hoffe natürlich, dass ihr sie da fleissig begleitet :D
Zu den Cliffhänger, die sind doch immer gut, oder? ;) Ich will ja auch sicher gehen, dass ihr dran bleibt :P

So, jetzt wünsche ich aber ganz viel Spass mit dem neuen Kapitel und freue mich auf eure Rückmeldungen!

12.Kapitel
Glücklich plaudernd mit geröteten Wangen und immer noch in Kostüm und mit Perücke, betrat Romy gemeinsam mit ihren beiden Kolleginnen, Janne und Anouk, die Garderobe.
Heute hatte die Nachmittagsshow ganz besonders viel Spass gemacht und die Schweizerin war immer noch voller Energie von dem begeisterten Publikum. Das Gefühl durch dieses so unterstützt und förmlich durch das Stück getragen zu werden, war einfach einmalig und gehörte definitiv zu einem der Vorzüge ihres Berufes.

«Das war heute wieder richtig toll, hm?», meinte Janne lächelnd, während sie auch schon begann sich aus ihrem Kostüm zu schälen.
«Stimmt! Irgendwie war die Atmosphäre heute ganz besonders», erwiderte Anouk mit einem glücklichen Lächeln und liess sich aufs Sofa plumpsen.
«Ich habe mir ja eigentlich von Anfang an gedacht, dass es hier mit euch Spass machen würde, aber so!», Romy grinste, als sie sich neben die Niederländerin setzte.

Die letzten paar Wochen waren nur so an ihr vorbeigerauscht und es war ein ganz wunderbares Gefühl, die Zuschauer immer wieder aufs Neue fesseln zu können. Es gab wohl kaum ein schöneres Gefühl, als die Menschen im Publikum, wenn auch nur für ein paar Stunden, in eine andere Welt eintauchen lassen zu können. Ein Blick in die strahlenden Gesichter beim Schlussapplaus entschädigte so auch für jegliche Strapazen, die ihr Beruf so mit sich brachte.

«Du machst dich echt gut bei uns Blondie», kam es mit einem breiten Grinsen von Alixa, die sich schon fast fertig umgezogen hatte. Damit spielte die Hamburgerin nicht nur auf den Part auf der Bühne an, sondern auch auf alles andere.
Natürlich, Romy war eine wahnsinnig talentierte Kollegin, die für ihren Beruf brannte, genauso wie sie es auch tat, doch auch ausserhalb ihres Berufes war die Blondine ein wahres Goldstück. Vom ersten Tag an hatte sie diese fest ins Herz geschlossen und innerhalb kürzester Zeit waren so aus Kolleginnen Freundinnen geworden. Alixas Meinung nach gab es kaum jemanden, der so gut zuhören konnte, wie sie es tat und manchmal konnte sie sich fast gar nicht mehr vorstellen, wie es gewesen war, als sie beide sich noch nicht gekannt hatten.

«Ihr macht es mir ja auch wirklich leicht», gab Romy fast schon etwas verlegen von sich. Wie schon während ihrer gesamten Studienzeit und auch bei späteren Engagements, fiel es der Schweizerin immer noch nicht leicht Komplimente anzunehmen. Oftmals hatte sie einfach das Gefühl, dass ihre Leistungen in diesem harten Business nicht genügten.Eine solch erfolgreiche Mutter als Vorbild zu haben machte das Ganze auch nicht unbedingt einfacher für sie.

Romy wurde aus ihren Gedanken gerissen, als die Türe zu ihrer Garderobe aufging und Juliane ihren Kopf hineinsteckte.
«Mädels, auch Lust auf ein Eis?», wollte diese mit einem breiten Lächeln von ihren Kolleginnen wissen.
«Natürlich! Für ein Erdbeereis würde ich jetzt gerade töten!», grinste Janne, die sich in der Zwischenzeit schon komplett umgezogen hatte.
«Klingt nach einem Plan!», meinte Anouk, während sie sich mit einem lauten Seufzen vom Sofa aufrappelte.

«Super, wir warten dann draussen auf euch!», mit diesen Worten war ihre Kollegin auch schon wieder verschwunden.
«Was ist mit dir, Romy?», wollte Alixa von der Blondine wissen, die sich mittlerweile ganz auf dem Sofa ausgestreckt hatte.
«Seid mir nicht böse, aber ich glaube ich muss mal für ein paar Minuten die Augen zumachen. Sonst übersteh ich die Show heute Abend nicht mehr», meinte sie etwas nachdenklich.
Schon seit Beginn des zweiten Aktes hatte sie leichte Kopfschmerzen und fühlte sich auch etwas schlapp, was wahrscheinlich einfach daran lag, dass sie es sich nicht mehr gewohnt war täglich auf der Bühne zu stehen.

«Dann ruh dich etwas aus Süsse», die blonde Niederländerin beugte sich ein Stückchen zu Romy herunter um ihr ein Küsschen auf die Wange hauchen zu können.
«Bis später Romy», Janne schnappte sich ihre Handtasche und hatte den Raum auch schon verlassen, während Anouk ihr, mit einem letzten Blick auf ihre Kollegin, folgte.

«Und bei dir ist echt alles in Ordnung Romy? Irgendwie siehst du ziemlich blass aus», Alixa musterte ihre Freundin besorgt.
«Bestimmt! Ich sollte mich jetzt einfach etwas ausruhen, und dann bin ich heute Abend bestimmt wieder fit!», Romy versuchte die Hamburgerin mit einem Lächeln zu überzeugen und kuschelte sich etwas bequemer auf das Sofa.
«Dann bis später!», gerade als Alixa die Garderobe verlassen wollte, hielt sie eine Stimme zurück.
«Bitte sag Marle, dass sie sich keine Gedanken machen braucht, ja?».

Trotz ihrer Kopfschmerzen zauberte sich beim Gedanken an Marle ein breites Lächeln auf das Gesicht der Blondine. Sie wusste, dass sich ihre beste Freundin viel zu oft ganz unbegründet Gedanken machte. Wobei unbegründet, vielleicht nicht unbedingt zu ihrem Zustand in den letzten paar Monaten gepasst hatte.

«Ich sag’s ihr», Alixa grinste. Die Hamburgerin wusste nur zu gut, dass bei der Niederländerin der Spass aufhörte, sobald es um ihre beste Freundin ging. Die beiden Frauen hatten eine unheimlich innige Freundschaft.
Eine Freundschaft, die sich jeder nur wünschen konnte.

Nachdem auch Aixa die Garderobe verlassen hatte und sie nun ganz alleine war, schloss Romy ihre Augen.
Der dumpfe Schmerz in ihrem Kopf war wieder stärker geworden und sie hoffte, dass eine kalte Dusche helfen würde die Lebensgeister in ihr wieder zu wecken.

Die kalte Dusche hatte ihre Wirkung nicht verfehlt und innerhalb kürzester Zeit fühlte sich Romy bereits wieder etwas besser. Mit Schrecken stellte sie fest, dass sie ihre Wechselklamotten in der Garderobe hatte liegen lassen. Zurück in die verschwitzen Sachen wollte sie aber auch nicht und so entschied sie sich schliesslich einfach für ihr Handtuch.

Da gerade Pause zwischen den beiden Shows war, herrschte sowieso so gut wie kein Betrieb im Theater und sie würde wahrscheinlich sogar unbemerkt zurück in ihre Garderobe kommen.
Zurück zu ihren Klamotten.

Sie war schon fast bei ihrer Garderobe angekommen, als ihr plötzlich eine Person entgegenkam.
«Mark» fuhr es Romy durch den Kopf.
Ausgerechnet Mark.

Jede andere Person wäre ihr in dieser Situation lieber gewesen, als der blonde Toddarsteller.
Für einen kurzen Moment überlegte Romy, ob sie einfach wieder umkehren sollte, doch diese Option erschien ihr doch einfach nur kindisch.

Obwohl sie sich wahnsinnig unwohl fühlte, zwang sie sich einfach weiterzugehen und sich nichts anmerken zu lassen.
Mark, ging an ihr vorbei, so als ober er sie gar nicht bemerkt hätte, doch Romy hatte seinen Blick gesehen.
Seinen Blick, der sie abschätzig von oben bis unten gemustert hatte, und sie sofort hatte erröten lassen.

Hastig eilte sie in ihre Garderobe und schlug die Türe, etwas härter als beabsichtigt zu. Langsam liess sie sich mit dem Rücken gegen die Türe in die Hocke gleiten und schlug ihre Hände vor das heisse Gesicht.

Auch wenn dieser Moment nur so kurz gewesen war, so war er nicht weniger unangenehm gewesen.
Wie konnte es möglich sein, dass sie sich immer wieder aufs Neue vor Mark in die unangenehmsten Situationen zu bringen?

Sie atmete ein paar Mal tief durch und zwang sich, nicht zu sehr in die ganze Situation herein zu steigern, als sie ein Klopfen an der Garderobe hörte.

Mit einem Mal stand ihr ganzer Körper unter Strom und sie stand hastig auf. Noch immer trug sie nichts ausser dem weissen Handtuch um ihren Körper.
Was, wenn die Person an der Türe Mark war?
Wie sollte sie dann reagieren und was würde er wohl von ihr wollen?

Die Gedankengänge der Musicaldarstellerin wurden unterbrochen, als sich die Türe öffnete und eine Person eintrat.

Marle
Die Erleichterung war gross, als sie in das vertraute Gesicht blickte.
«Na? Geht’s dir besser?», wollte diese sofort von ihrer besten Freundin wissen, die sie total überrascht ansah.
«Irgendwie habe ich das Gefühl, dass du nicht unbedingt mich erwartet hast. Mit wem hast du denn gerechnet?», wollte sie mit einem breiten Grinsen wissen.
«Mit niemandem…», kam es ausweichend von Romy, die sich unter den prüfenden Blicken ihrer Freundin kommend unwohler fühlte.
«Ich hab dir ein Eis mitgebracht. Pistazie, so wie immer», erst jetzt entdeckte die Blondine die Waffel in der Hand ihrer Freundin, die sie ihr entgegenstreckte.

«Danke!», mit einem leichten Lächeln ergriff sie diese und beschäftigte sich etwas lustlos damit, während all ihre Gedanken immer noch bei Mark waren.

Was um alles in der Welt war nur sein Problem mit ihr?

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Re: And if you should ever leave me I will crumble

Beitragvon Gaefa » 22.11.2016, 16:29:54

Juhu, endlich ein neuer Teil! Ich kenn das Problem mit der fehlenden Zeit zum Schreiben. Erst wars die Uni, dann die Ausbildung, jetzt die Arbeit ;) Aber ich freu mich, dass es bei deiner Geschichte trotzdem weitergeht!
Dass Mark wieder auftauchen muss, war mir irgendwie klar. Ich bin gespannt, ob du das Mysterium irgendwann mal auflöst ;) Manchmal irritiert es etwas, wenn du mitten im Teil die Perspektive wechselst, z.B. erst Romys Gefühle aus ihrer Sicht beschreibst und im nächsten Absatz das ganze aus Alixas (einmal hast du bei ihrem Namen auch ein L vergessen) Perspektive schreibst. Mir fiel es dann etwas schwer, direkt zu begreifen, um wen es gerade geht bei den Gefühlen. Ich finde das Abwechseln pro Teil völlig in Ordnung und auch spannend, innerhalb des Teils ist es für mich etwas verwirrend. Dennoch, ein toller Teil und ich bin gespannt, wie es weitergeht!
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Re: And if you should ever leave me I will crumble

Beitragvon armandine » 24.11.2016, 16:31:35

Wie schön, ein neuer Teil! Ich habe mit den Persprektiven keine Schwierigkeiten, von mir aus kannst du das so lassen. Allerdings machst du uns so neugierig, dass ich finde, wir brauchen bald mal etwas Vorgeschichte für Mark und Romy. :-)

P.S.: "Wie konnte es möglich sein, dass sie sich immer wieder aufs Neue vor Mark in die unangenehmsten Situationen zu bringen? " - Da ist dir wohl irgendwo in der Mitte die Grammatik durchgegangen ;-).

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Re: And if you should ever leave me I will crumble

Beitragvon nichtsistschwer » 18.01.2017, 22:50:10

Vielen lieben Dank für eure Rückmeldungen! :) Ihr beide wisst gar nicht wie glücklich ihr mich jedes Mal auf's Neue macht und es ist definitiv eine riesige Motivation, die wenige freie Zeit, die mir im Moment gerade bleibt, mit Schreiben zu verbringen ;)
Das mit Mark musste einfach so kommen - anders wäre es ja fast schon langweilig gewesen :P
Jetzt wünsche ich euch natürlich ganz viel Spass mit dem neuen Teil und ich bin sehr gespannt auf eure Meinungen!
Der Vorsatz für's neue Jahr ist übrigens mehr Zeit mit Schreiben zu verbringen ;) Ich bin gespannt, wie lange dass ich das durchziehen kann :P

13.Kapitel
Es gab so Momente im Leben, an die konnte man sich einfach für immer erinnern.
Ganz egal, wie lange sie auch schon zurücklagen, all die damit verbundenen Erinnerungen und Gefühle, waren auch nach all der Zeit immer noch so nah.
So greifbar.
Und so real.

Jedes noch so kleine Detail sah man ganz deutlich vor seinem inneren Auge und oftmals reichte bloss ein Gedanke, ein Blick oder ein Geruch als Auslöser, um sich in ebendieser Situation wiederzufinden. Dabei konnte es sich um kleine, für aussenstehende Menschen wohl eher unbedeutende Augenblicke handeln, oder aber auch um die ganz grossen bedeutenden Momente im Leben eines Menschen.

Mit einem Mal wurde der Körper erneut von alten Gefühlen durchflutet, was je nach Erinnerung wunderschön und bereichernd, oder eben auch die reinste Tortur sein konnte.

Diesen einen Moment gab es auch in Alixas Leben.
Diesen einen Moment, der egal, wie viel Zeit auch noch vergehen würde, immer eine ganz besondere Bedeutung für sie haben würde.
Diesen einen Moment, bei dem sie sich nicht so richtig entscheiden konnte, ob es nicht doch einfach für sie gewesen wäre, wenn sie sich einfach nicht mehr darin erinnern können würde.
Wenn dieser eine Moment, einfach aus ihrem Gedächtnis ausradiert geworden wäre.

Dieser eine Moment, in dem Hannah und sie sich das erste Mal über den Weg gelaufen waren und sich ihr Leben auf einen Schlag verändert hatte.
Obwohl «über den Weg gelaufen», wohl nicht unbedingt die richtige Wortwahl für ihr erstes Zusammentreffen war.

Auch heute, über fünf Jahre später, waren die Erinnerungen daran, immer noch so vertraut. Die Brünette konnte sich noch ganz genau daran erinnern, wie es sich angefühlt hatte, als sie das erste Mal in diese stahlblauen Augen gesehen hatte. Oder auch wie sich der Klang von Hannahs Stimme in ihren Ohren angehört hatte.
Manchmal brauchte sie bloss ihre Augen zu schliessen und schon fand sie sich selbst wieder in diesem Fahrstuhl, in dem ihre erste Begegnung stattgefunden hatte.

Doch seit dieser ersten Begegnung lagen mittlerweile einige Jahre.
Jahre, die die Hamburgerin verändert hatten.
All die schlaflosen Nächte, die unzähligen Tränen, die quälenden Gedanken und schrecklichen Vorwürfe waren eben nicht spurlos an ihr vorüber gegangen.

Seit dem Tag, an dem Hannah mit einem Mal einfach so aus dem Leben der Musicaldarstellerin verschwunden war, vermied die Brünette Fahrstühle wo sie nur konnte.
Einerseits, weil sie dann sofort wieder von schmerzhaften Erinnerungen überrollt geworden wäre und anderseits auch aus Angst.
Aus Angst, dass dieser kleine Moment, den sie miteinander gehabt hatten, durch irgendwelche neuen Eindrücke einfach zerstört werden würde.

Ausser Fahrstühlen, gab es noch eine ganze Ansammlung an Dingen, die Alixa seit Hannahs Verschwinden lieber vermied. Aber so war es wohl nach jeder Trennung.
Nur das die Trennung von Hannah definitiv nicht freiwillig gewesen war.
Nicht für sie.

Die Hamburgerin konnte nicht genau sagen, wie oft sie gedanklich schon ihre erste Begegnung nachgespielt hatte.
Gefühlte tausend Mal bestimmt.

«Halt! Warte auf mich!», eine Stimme riss Alixa aus ihren Gedanken und ehe sie die Person, von der die Worte gekommen sein mussten, richtig sehen konnte, drückte sie auch schon auf den Knopf, der die Fahrstuhltüre wieder öffnete.
Mit einem leisen Summen öffnete sich die Türe und schon trat eine grosse schlanke Frau mit schwarzen Haaren ein.

Sie stellte sich neben sie und musterte die Hamburgerin mit einem Lächeln.
«Das war eben knapp», das Lächeln auf den Lippen der Unbekannten wurde noch etwas breiter und Alixa konnte gar nicht anders, als dieses zu erwidern.
Es war einfach zu ansteckend.
«Ja, das war es wirklich! Wo musst du denn hin?», wollte die Hamburgerin mit einem Lächeln von ihr wissen.
«8 Etage», die unbekannte Frau schaute auf den bereits gedrückten Knopf, «genau wie du!», sie hob ihren Blick wieder und zwei stahlblaue Augen blickte in Alixas Richtung. Die Unbekannte hatte einen leichten Akzent, den sie allerdings auf die Schnelle nicht richtig zuordnen konnte.

Die Brünette musste hart schlucken, denn irgendwie wurde sie gerade richtig nervös.
Wieso konnte sie selbst nicht genau sagen, denn eigentlich war ihr die Gegenwart der Unbekannten nicht unangenehm.
Ganz im Gegenteil.

Wo sie wohl hin musste?
Sie war sich ziemlich sicher, dass sie die Frau noch nie zuvor gesehen hatte und sie hatte ein wirklich gutes Gedächtnis was Gesichter anging. Soweit die Hamburgerin wusste, war in derselben Etage nichts weiter als eine Physiotherapiepraxis und eben Janas kleines Studio, in dem sie ihre Gesangsstunden anbot.
Es blieb nicht viel Zeit, in der sie die Unbekannte, genauer hätte mustern können oder noch weiter ihren Gedankengängen hätte nachhängen können, oder noch länger ihren Gedanken hätte die ein bauchfreies Oberteil und eine enge Jeans trug, denn da hielt der Fahrstuhl auch schon mit einem Ruck an und die beiden Frauen stiegen langsam aus.
Als sie in die Richtung derselben Tür gingen, hielt die Unbekannte inne.

«Jetzt sag bloss du bist Alixa?», die Angesprochene sah die fremde Frau erstaunt an.
Woher kannte sie ihren Namen?
«Doch, bin ich», meinte diese überrascht, während ihr Herz schnell gegen ihre Brust schlug.

«Was für ein Zufall!», ein breites Lächeln breitete sich auf den Lippen der Schwarzhaarigen aus.
«Ich bin nämlich echt spät dran. Viel zu spät und nicht wirklich vorteilhaft für meinen ersten Tag», meinte die Fremde und grinste Alixa an, der gerade ein Licht aufging.

«Dann musst du Hannah sein. Die Vertretung für Jana», kam es mit einem Lächeln von der Musicaldarstellerin. Da sie heute Morgen so im Stress gewesen war, hatte sie überhaupt nicht mehr daran gedacht, dass ihre Gesangslehrerin momentan für ein paar Wochen im Urlaub war und eine gewisse Hannah neu ihre Gesangsstunden übernehmen würde.
Allerdings hatte sie dabei eher mit einer älteren Frau gerechnet und nicht mit jemandem wie der Schwarzhaarigen. Diese war wahrscheinlich nicht viel älter als sie selbst, und sie hatte etwas an sich, was Alixa von der ersten Sekunde an, fasziniert hatte.

«Genau! Schön dich kennenzulernen!», sie streckte ihre Hand nach ihr aus, die die Hamburgerin mit einem fast schon etwas scheuen Lächeln ergriff.
«Freut mich auch!», meinte Alixa, während sie spürte, wie ihr die Röte in die Wangen stieg.

«Lass uns erstmals reingehen», Hannah suchte in ihrer Tasche nach dem Schlüssel, was sich schwerer gestaltete als gedacht.
«Könntest du kurz halten?», sie streckte Alixa einen schwarzen Ordner hin, damit sie beide Hände frei hatte um besser suchen zu können.

Alleine dieser kurze Moment, in dem sich die Hände der beiden Frauen erneut berührten, reichte für Alixa aus, um ihren ganzen Körper mit einem Mal unter Strom stehen zu lassen. Inständig betete sie dafür, dass Hannah nichts davon mitbekommen hatte, doch so beschäftigt wie diese gerade mit der Suche des Hausschlüssels war, waren ihre Hoffnungen vielleicht nicht ganz vergeblich.

Die erste Gesangsstunde war der Anfang einer ganz besonderen Freundschaft zwischen den beiden Frauen gewesen.
Auf Anhieb war da eine solche Vertrautheit zwischen ihnen beiden gewesen, so als ob sie beide sich schon Jahre kennen würden.
Schnell hatten die beiden Frauen wahnsinnig viel Zeit miteinander verbracht und so hatte eines schliesslich zum anderen geführt.
Sie beide hatten sich ineinander verliebt und waren glücklich miteinander gewesen.
Sehr glücklich sogar, bis zu dem einen Tag, an dem Alixas gesamte Welt einfach zusammengebrochen war.


«Wo bist du denn heute mit deinen Gedanken?», Alixa krampfte sich zusammen, als Hannahs Stimme ganz nah an ihrem Ohr erklang.
«Du bist ja total verkrampft. Lass mal deine Muskeln etwas locker», die Grössere lächelte ihre Schülerin aufmunternd an, während sie sich dicht neben sie stellte.

Heute war wirklich nicht viel mit der Hamburgerin anzufangen. Seit einer geschlagenen Stunde arbeiteten sie beide nun schon an einer Passage einer Ballade, die sich Hannah für Alixa ausgesucht hatte, doch irgendwie wollten sich heute so überhaupt keine Fortschritte sehen lassen. Etwas was sonst überhaupt nicht zu der Musicaldarstellerin passte, doch heute war sie einfach viel zu angespannt, als dass sie sich richtig auf ihre Stimme hätte konzentrieren können.

«Deine ganze Gesangstechnik leidet unter dieser Körperhaltung», wurde sie von Hannah ermahnt, während sie schnell den Blicken der Amerikanerin auswich.
«Tut mir leid… Ich bin nicht so recht bei der Sache…», stammelte die Hamburgerin, während sie nervös ihre Hände knetete. Auch wenn sie beide sich mittlerweile wieder öfter sahen und sie eigentlich das Gefühl hatte, dass sie Hannahs Nähe ziemlich gut verkraftet hatte, so gab es doch auch immer wieder Momente, die sie unheimlich nervös machten.
Fast so nervös, wie vor ein paar Jahren und gerade jetzt wo sie so aus ihren Gedanken gerissen worden war, schaffte sie es nur schwer sich wieder einigermassen auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren.

«Das habe ich gemerkt. Lass uns einfach ein paar Atemübungen zur Auflockerung machen. Schliess mal deine Augen», sie lächelte die Brünette auffordernd an, die ihrer Bitte etwas zögerlich nachkam.
«So. Und jetzt atme mal ganz tief in deinen Bauch».

Die Hamburgerin befolgte die Aufforderung ihrer Gesangslehrerin und versuchte so gut sie es eben schaffte zu konzentrieren. Sie spürte eine Bewegung hinter sich und ehe sie auch noch irgendwie hätte reagieren können, spürte sie auch schon zwei warme Hände an ihrem Bauch, die sich sanft von hinten daraufgelegt hatten.

Mit einem Schlag verspannte sich ihr gesamter Körper, während sie ihre Augen weit aufriss.
«Was machst du da?», wollte die Musicaldarstellerin erschrocken von ihr wissen.
Sie war kaum noch fähig einen klaren Gedanken zu fassen.
Hannahs Hände auf ihrem Körper zu spüren war einfach zu viel für sie und ihr wurde schmerzlich bewusst, dass die Amerikanerin immer noch dieselbe Wirkung auf sie zu haben schien, wie vor ein paar Jahren.

Noch immer lagen Hannahs Hände federleicht auf ihrem Bauch und trotz ihres T-Shirts hatte Alixa das Gefühl diese auf ihrer nackten Haut zu spüren.
Wie lange hatte sie sich nach den Berührungen der Amerikanerin gesehnt?
Eindeutig viel zu lange.
Doch trotzdem fühlten sich diese in diesem Moment einfach nicht mehr richtig an.

«Du musst tiefer in deinen Bauch einatmen! Versuch mal mit aller Kraft meine Hände wegzuatmen», Hannahs Stimme drang wie durch eine Schicht Watte zu ihr hindurch.
«Nur eine Atemübung», wies sie sich selbst immer wieder zurecht, während sie vergeblich versuchte die Berührungen an ihrem Bauch irgendwie auszublenden.
Was auch immer einmal zwischen ihr und Hannah gewesen war.
Es spielte keine Rolle mehr.
Es war vorbei und zwar ein für alle Mal.

Im Nachhinein konnte Alixa nicht mehr genau sagen, was es gewesen war, was sie ruckartig hatte umdrehen lassen und direkt in die Augen der Amerikanerin zu sehen.
Die Musicaldarstellerin schluckte hart, als sie sich in diesen wunderschönen eisblauen Augen zu verlieren drohte und mit einem Mal war wieder alles wie früher.

Ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden was sie eigentlich gerade tat, näherte sich ihr Gesicht auch schon dem von Hannah. Mittlerweile standen sie beide so nahe beieinander, dass sie den warmen Atem der anderen Frau auf ihrem Gesicht fühlen konnte.
Nur noch am Rande registrierte sie, wie diese sie etwas fragend anblickte, doch schon im nächsten Augenblick hatte sie einfach ihre Lippen auf die der Schwarzhaarigen gelegt.

Hart drückte die Hamburgerin ihre Lippen auf die von Hannah. Fast so, als ob sie damit irgendwie den ganzen Schmerz, all die Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit, die sie über all die Jahre mit sich herumgeschleppt hatte, auszulöschen versuchte.

Hannah, die für ein paar Sekunden fast ohne Bewegung dagestanden hatte, schob Alixa schnell ein Stückchen von sich weg, während sie sie lange ansah.
«Ich wollte nicht… Ich…», die Musicaldarstellerin suchte nach Worten, die sie nicht zu finden schien und bevor sie sich hätte umdrehen können, war es dieses Mal Hannah, von der die Initiative ausging.

Ganz vorsichtig und sanft legte sie ihre rechte Hand an Alixas Wange und zog so ihr Gesicht erneut ganz nahe an ihres.
Ehe Alixa richtig verstand was da gerade passierte, fühlte sie auch schon wieder warme Lippen auf ihren. Unglaublich zart lagen diese auf ihren und küssten sie.
Ein ganzer Schwarm von Schmetterlingen flatterte in ihrem Bauch und sie hatte das Gefühl, träumen zu müssen.

Sie spürte wie Hannahs Zunge die Konturen ihrer Lippen nachzogen und sofort presste sich die Kleinere fester an der Körper der Grösseren.
Anders als der Kuss vorhin, war dieser unglaublich zärtlich.
So zärtlich, dass es fast schon wieder schmerzte.

Die Amerikanerin löste sich ein winziges Stückchen von ihr und liess ihre Lippen sanft über die Haut an ihrem Hals wandern. Alixa schloss ihre Augen und legte den Kopf ein bisschen zurück, damit die Grössere besser herankam.

«Ich habe dich so vermisst», hauchte Hannah zwischen zwei Küssen, worauf Alixa sich erneut verspannte.
Die Schmetterlinge hörten mit einem Mal auf zu flattern und sie fühlte sich einfach nur noch leer.
Furchtbar leer.

«Ich kann nicht…», flüsterte sie, während sie sich fast schon grob von Hannah losriss, nach ihrer Tasche griff und auch schon aus der Wohnung verschwunden war.

Nach einer gefühlten Ewigkeit hatte die Hamburgerin endlich die WG erreicht und kaum hatte sie die Wohnung betreten rollten auch schon dicke Tränen ihre Wangen herunter. Es hatte sie unglaublich viel Kraft gekostet nicht einfach mitten auf der Strassen loszuweinen, doch irgendwie hatte sie es dann doch noch einigermassen unbeschadet nach Hause geschafft.

«Bist du das Alixa?», Romy, die bis vor einer Sekunde noch an ihrem Schreibtisch gesessen hatte um einige E-Mails zu beantworten, streckte ihren Kopf aus dem Zimmer.
Als sie ihre aufgelöste Freundin hilflos im Gang stehen sah, ging sie schnell auf sie zu und zog sie in eine enge Umarmung.

«Was ist denn passiert?», wollte sie leise von ihr wissen, doch sie erhielt keine Antwort, sondern der Körper der Brünette wurde nur noch heftiger durch ihr Schluchzen geschüttelt.

Vorsichtig griff die Blondine nach der Hand ihrer Freundin und führte sie langsam ins Wohnzimmer.
«Komm, du musst dich setzen», noch immer hatte Alixa kein Wort gesprochen und Romy hatte schon Angst, dass sie ihr einfach umkippen würde.

Die beiden Frauen sassen eine ziemlich lange Weile einfach nebeneinander, die Blondine hatte nach einem Karton mit Taschentüchern gegriffen, welche sie nach und nach an ihre Freundin weiterreichte.

«Magst du mir nicht erzählen, was eigentlich los ist?»,startete die Schweizerin einen erneuten Versuch ihre Freundin zum Reden zu bewegen.
«Hannah ist passiert», kam die knappe Antwort von Alixa, während sie noch heftiger zu weinen begann.

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Re: And if you should ever leave me I will crumble

Beitragvon Gaefa » 19.01.2017, 12:29:10

Juhu, ein neuer Teil. Ich mag die Rückblenden und es ist auf jeden Fall wieder sehr spannend geschrieben.
Ich bin gespannt wie es weitergeht und hoffe sehr, dass der Vorsatz fürs neue Jahr lange anhält und du uns mit neuen Teilen versorgst :)
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Re: And if you should ever leave me I will crumble

Beitragvon armandine » 20.01.2017, 15:36:17

Ich freue mich auch, endlich wieder etwas Neues! Und dass du regelmäßig schreiben willst, finde ich noch besser! Aber verlier nicht Romy aus den Augen!

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Re: And if you should ever leave me I will crumble

Beitragvon nichtsistschwer » 13.03.2017, 20:55:51

Wie immer einfach nur danke! für eure Worte! :D
Danke, dass ihr immer noch hier seid, auch wenn es dieses Mal wieder etwas länger gedauert hat…
Und keine Angst! Nie, wirklich niemals, könnte ich Romy aus den Augen verlieren, dafür habe ich sie in den letzten Monaten schon viel zu sehr in mein Herz geschlossen! (Oh Gott, wie sich das jetzt anhört – haltet mich bloss nicht für verrückt ;))
Ich bin sehr gespannt auf eure Rückmeldungen und jetzt wünsche ich euch natürlich viel Spass mit dem neuen Teil!

14.Kapitel
Nach unzähligen einfühlsamen Gesprächen mit ihren Freundinnen, in denen Alixa endlich über all ihre Ängste, die schmerzhaften Erinnerungen und auch über den erneuten Kuss mit Hannah hatte sprechen können, einem massiven Konsum an Schokoladeneins und einigen durchgetanzten Nächten, in denen die Hamburgerin ihren Kopf hatte freikriegen können, hatte sie es doch geschafft sich wieder einigermassen zu fangen.

Fast so, als ob nie irgendetwas gewesen wäre, besuchte sie weiterhin die Gesangsstunden, jedoch immer darauf erpicht, ja genug Abstand zu der Amerikanerin zu halten. Inständig hoffte sie darauf, dass Hannah sie nicht auf den Kuss ansprechen würde, und bis jetzt war ihrer Rechnung in dieser Hinsicht auch ganz gut aufgegangen.

Mittlerweile war es bereits Mitte Juni, München wurde mit Sonnenstrahlen nur so verwöhnt und das Thermometer war schon ein paar Mal über zwanzig Grad hochgeklettert. Nicht nur der von allen lang ersehnte Sommer war auf einmal greifbar geworden, sondern auch Anouks Geburtstag war in grossen Schritten näher gerückt. Seit einer ganzen Weile waren die Mitbewohnerinnen der Niederländerin fleissig am Planen einer kleinen Party um deren Meinung, dass Geburtstage etwas total Unnötiges waren, ein für alle Mal zu ändern.

Da sich noch überhaupt keine Gelegenheit ergeben hatte, um den Einzug in ihre WG zu feiern, hatten sie sich kurzerhand dazu entschieden, diese beiden Dinge einfach miteinander zu verbinden. Ohne das Wissen des Geburtstagskindes hatten sie so die gesamte Cast und einen Teil des Teams von Elisabeth zu sich nach Hause eingeladen, um nach der Show in den Geburtstag der Niederländerin herein zu feiern.

Den Grossteil ihrer Freizeit hatten sie in den letzten paar Tagen damit verbracht, die gesamte Wohnung auf Hochglanz zu putzen und noch die letzten paar Kleinigkeiten für die Party zu besorgen. Da zu einem richtigen Geburtstag auch unbedingt eine Torte dazugehörte, hatten sich die drei Frauen ein Rezept im Internet herausgesucht.

Dass Backen nicht unbedingt zu einem ihrer Talente gehörten, hatten sie bei ihrer Auswahl nicht ganz berücksichtigt und so kam es, dass die drei Frauen nach etlichen Nervenzusammenbrüchen, gefühlten zehn Kilos an Fondant und einer Flasche Prosecco, die sie schon vor 10 Uhr am Morgen geleert hatten, endlich einigermassen zufrieden mit ihrem Werk waren.

«Nie wieder werde ich jemals in meinem Leben irgendetwas backen», kam es seufzend von Romy, als sie sich auf den Küchenstuhl niederliess und sich durch ihre blonden Haare fuhr.
«In meiner Gegenwart darfst du das Wort «backen» nicht einmal mehr erwähnen!», ein breites Grinsen schlich sich au Alixas Lippen, während sie sich neben die Blondine setzte.
«Das war echt anstrengend! Hoffentlich schmeckt das Ganze dann auch», meinte Marle nachdenklich, während sie die Torte skeptisch betrachtete.

Von aussen sah eigentlich alles soweit ganz gut aus, und an Kreativität hatte es ihnen definitiv auch nicht gemangelt, denn so komplettierte jetzt ein rosarotes Einhorn und eine goldene 26 ihr Meisterwerk. Was den Geschmack anging, mussten sie wohl oder übel bis heute Abend warten und sie hofften alle darauf, dass das Ergebnis nicht allzu peinlich für sie drei ausfallen würde.

«Ich stell unser Baby mal kurz in den Keller, nicht dass Anouk die noch sieht», die Brünette griff nach der Tortenplatte und verliess vorsichtig die Küche.
«Stolpere jetzt nur nicht über deine Füsse Marle», rief Romy ihrer besten Freundin noch mit einem breiten Grinsen hinterher, doch das hörte diese schon gar nicht mehr.

Anouk, die immer noch absolut nichts von ihrer Geburtstagparty ahnte, hatte seit ein paar Tagen fast schon permanent schlechte Laune, da sie sehr wohl merkte, dass ihre Freundinnen in den letzten paar Tagen einfach nicht mehr richtig Zeit für sie gehabt hatte, und das obwohl es doch so vieles gab, worüber sie gerne mit ihnen gesprochen hätte.

Das Nachmittagsprogramm hatte sich etwas schwieriger als gedacht gestaltet, da Anouk das Haus am liebsten gar nicht erst verlassen hätte und Alixa sie so kurzerhand in die Stadt mitgeschleppt hatte, damit Romy und Marle freie Bahn gehabt hatten.

Die ganze Zeit im Theater über, hatten die drei Musicaldarstellerinnen drauf gehofft, dass sich niemand doch noch im letzten Moment verplappern und die Überraschung kaputt machen würde, jetzt wo sie doch alle schon so lange durchgehalten hatten. Nach der Show hatte dann Romy die Aufgabe zugeteilt bekommen, ihre Freundin noch für ein paar Minuten abzulenken, so dass der Rest unbemerkt zu ihnen nach Hause gehen konnte. So hatte sie diese unter dem Vorwand, unbedingt noch etwas mit ihr besprechen zu müssen, dass unmöglich bis Morgen warten konnte, geschnappt und sich dann um Kopf und Kragen geredet.

Relativ schnell war der Schweizerin klar geworden, dass es ihr nicht mehr sehr lange gelingen würde ihrer Freundin etwas vorzumachen und so zeigte sie ihr schliesslich kurzerhand das Cocktailkleidchen, dass sie für diese ausgesucht hatte.

«Tata!» mit einem breiten Lächeln hielt die Schweizerin der Niederländerin das glitzernde Kleidungsstück vor die Nase.
«Was soll ich damit?», kam es fast schon etwas ungläubig von Anouk, während sie ihre langen Haare schnell zu einem Pferdeschwanz zusammenband.
«Anziehen, was sonst?», meinte Romy mit einem breiten Grinsen, während ihre Freundin, zwar immer noch etwas zögerlich, das Kleid entgegen nahm.
«Wieso das?», wollte die Musicaldarstellerin wissen, während sie das Kleidchen mit grossen Augen musterte. Es gehörte definitiv zu ihren Lieblingsstücken aus ihrem Kleiderschrank und sie verband zahlreiche Erinnerungen mit diesem, doch im Moment hatte sie noch überhaupt keine Ahnung wieso sie dieses jetzt anziehen sollte.
Wenn sie ehrlich war, dann hätte sie sich jetzt am liebsten einfach nur noch aufs Sofa fallen gelassen und ein paar Folgen ihrer Lieblingsserie geguckt, anstatt noch mit ihrer Freundin um die Häuser zu ziehen.

«Weil das dein Outfit für heute Abend ist! Und jetzt zieh dich endlich um!», kam es wieder von Romy, die sich in der Zwischenzeit selbst umgezogen hatte und gerade noch einmal ihren roten Lippenstift nachzog.

«Wofür dieser ganze Aufwand? Ich meine du siehst ja auch wieder besonders heiss aus!», stellte die Blondine fest, während sie ihre Freundin, die einen schwarzen Jumpsuit mit den dazu passenden Pumps trug, mit einem breiten Grinsen musterte.
«Weil wir beiden jetzt auf eine Party gehen», meinte Romy nur mit einem vielsagenden Lächeln, während sie sich auch schon wieder ihrem Spiegelbild widmete.
«Was für eine Party?», hackte Anouk erneut nach, während sie schliesslich dann doch in ihr Kleidchen schlüpfte.
«Wirst du schon noch sehen! Und jetzt mach dich endlich fertig!».

Schon kurze Zeit später waren die beiden Frauen bereit zum Gehen und das Theater wirkte schon so gut wie ausgestorben, worüber sich Romy innerlich freute, da ihr Plan soweit ganz gut zu funktionieren schien. Für ein paar Minuten würde sie Anouk wohl oder übel noch hinhalten müssen, denn sie wollte auf keinen Fall zu früh aufkreuzen, doch dann würde einem gelungenen Geburtstagsabend nichts mehr im Wege stehen.

Nachdem Romy und Anouk scheinbar durch einen dummen Zufall in die falsche U-Bahn gestiegen waren, und einmal bis zur Endstation und wieder zurück gefahren waren, war die Laune der Niederländerin deutlich gesunken und als sie dann schliesslich doch wieder vor der WG standen, da konnte sie sich nicht mehr länger zurückhalten.

«Mann Romy! Was soll das alles hier eigentlich?», genervt sah sie zu ihrer Freundin, die ganz beschäftigt auf ihrem Handy herumtippte und es noch nicht einmal für nötig hielt sie anzusehen, während sie die Treppen zu ihrer Wohnung hochstiegen.
«Erst führst du mich eine halbe Ewigkeit im Kreis herum, was echt eine Qual mit diesen Schuhen ist, und jetzt sind wir doch einfach wieder zu Hause?», Anouk liess ihren Blick erneut zu Romy schweifen.
«Komm erst mal mit rein», meinte Romy nur beschwichtigend, während sie ihre Freundin auch schon nach drinnen zog.

Entweder schliefen Marle und Alixa bereits, oder sie waren ausgeflogen, jedenfalls lag die Wohnung dunkel vor ihnen, was die Laune der Niederländerin nicht gerade steigerte.
«Bleib einfach kurz hier stehen! Bin gleich wieder bei dir!», mit diesen Worten liess Romy ihre Freundin erstaunt und nicht weniger wütend stehen.

Auf einmal ging das Licht im Flur der WG an, und Anouk sah in allerlei bekannte Gesichter.
Ihre Mitbewohnerinnen.
Ihre Kollegen.
Ihre Freunde.
Sie alle waren hier.

«Oh mein Gott, was ist das denn?», mehr brachte die Blondine nicht über ihre Lippen.
«Überraschung!», kam es mit einem breiten Grinsen von Romy, während sie ihre Freundin in die Arme schloss.
«Ihr seid doch total verrückt!», kam es lachend von Anouk, während sie Romy fest an sich drückte.
«Und jetzt wo du endlich da bist, können wir auch endlich in deinen Geburtstag hereinfeiern!», meinte Alixa, während sie der Niederländerin ein Glas Sekt hinstreckte.

Die Stimmung am heutigen Abend war ausgelassen und die Überraschung war mehr als geglückt. Einmal mehr wurde Romy bewusst, was für eine tolle Gruppe von Freunden und Kollegen sie hatte.

Gerade stand sie etwas abseits der Gruppe, hielt ihr Glas Prosecco fest in der rechten Hand, während sie mit einem leichten Lächeln ihre Blicke durchs Wohnzimmer wandern liess, wo sich der grösste Teil ihrer Gäste aufhielt.

Roberta sass gemeinsam mit Maximilian, Kurosch und Janne auf der Couch und die vier amüsierten sich köstlich über die Fotos die sie gerade aufgenommen hatten und die wahrscheinlich in ein paar Minuten auch schon in sämtlichen sozialen Netzwerken zu finden sein würden.
Einige Personen machten sich über die Pizza her, die sie gerade noch bestellt hatten und auch Lena war heute Abend gekommen und ihr Babybauch wurde von allen Seiten mit grossem Interesse und Faszination bewundert.

Im Nachhinein konnte die Schweizerin nicht mehr genau sagen, was der Auslöser dafür gewesen war, dass sie sich mit einem Mal so unwohl gefühlt hatte.
Doch irgendwie war die Musik in der gesamten Wohnung plötzlich einfach nur furchtbar laut gewesen und auch der gesamte Raum wirkte einfach nur viel zu klein, für all die Menschen, die gerade hier waren.
Die junge Frau spürte, wie ihr nach und nach die Luft auszugehen drohte und so öffnete sie schliesslich kurzerhand die Balkontüre und trat heraus in die kühle Abendluft.

Es war die Jahreszeit, in der es abends nicht mehr so richtig kalt wurde und so war es definitiv eine angenehme Abkühlung gegenüber dem warmen stickigen Wohnzimmer. Ein paar Mal atmete Romy tief durch, doch gerade als sie ihren Kopf etwas zur Seite bewegte zuckte sie heftig zusammen, als sie plötzlich einen Mann am Balkongeländer stehen sah. Die junge Musicaldarstellerin erschrak sich dadurch so heftig, dass sie fast über den Topf mit Basilikum gestolpert wäre, doch im letzten Moment gelang es ihr gerade noch wieder Halt zu finden.

«Sorry, ich wollte dich nicht erschrecken!».
Alleine dieser Satz reichte aus, dass Romy sofort wusste um wen es sich bei diesem Mann handelte.
Selbst ein einzelnes Wort von ihm hätte schon gereicht und er hätte sich dafür noch nicht einmal zu ihr umdrehen müssen.

Momentan wusste die Blondine nicht, was sie an dieser gesamten Situation gerade mehr erschreckt hatte.
Die Tatsache, dass sie da draussen nicht alleine und noch jemand da draussen war oder, dass es sich bei diesem jemand um Mark handelte.

Der Frankfurter war ihr während der Party drinnen überhaupt nicht aufgefallen, was wahrscheinlich daran lag, dass sie sich einfach angewöhnt hatte nicht mehr zu viel über ihn nachzudenken, da sie ja doch nie so richtig schlau aus ihm wurde.
Natürlich hatten sie die gesamte Cast eingeladen, doch Romy hatte fest geglaubt, dass er sie alle einfach mit irgendeiner Ausrede vertrösten würde.
Dass er jetzt wirklich hier draussen, zusammen mit ihr, stand, damit hätte sie definitiv nicht gerechnet.

Romy liess ihren Blick wieder zu Mark schweifen, der am Geländer des Balkons stand und Löcher in die Ferne starrte. Schon wieder hatte er ihr seinen Rücken zugewandt und schien sie überhaupt nicht mehr richtig zu beachten.
Eine typische Reaktion von ihm, wenn es um sie ging.

«Kein Ding!», kam es leise von Romy.
«Irgendwie habe ich nur fest damit gerechnet alleine zu sein», fügte sie noch an, während sie sich zwang ein paar Mal tief durchzuatmen, was in Marks Nähe irgendwie alles andere als einfach war.
Warum auch immer.

«Ich kann auch wieder rein gehen», der blonde Musicaldarsteller war schon drauf und dran, in Richtung Balkontüre zu gehen, als Romy schliesslich schnell die Initiative ergriff.
«Musst du nicht!», kam es schnell von der Schweizerin.
So schnell, dass Mark ihr einen erstaunten Blick zuwarf.

«Also, mich stört es nicht, wenn du hier bist», stotterte Romy, während sie sich ebenfalls ans Geländer stellte, jedoch darauf bedacht, einen genug grossen Abstand zu ihrem Kollegen zu halten.

Ihren Blick in die Ferne schweifen lassend, fragte sich die Blondine, wie es dieser Mann bloss schaffte, sie jedes einzelne Mal, wieder so aus dem Konzept zu bringen.
Sie spürte deutlich, wie ihr das Blut in die Wangen stieg und war heilfroh, dass es draussen bereits dunkel genug war, dass Mark mit grosser Wahrscheinlichkeit überhaupt nichts davon mitbekommen würde.

Romy zwang sich einfach die Ruhe zu bewahren.
In den nächsten paar Sekunden würde Mark sowieso wieder in die Wohnung reingehen und sie hier einfach so stehen lassen.
Besonders lange hatte er es in ihrer Anwesenheit schliesslich noch nie ausgehalten, doch zum zweiten Mal an diesem Abend überraschte er sie.
Denn er blieb einfach neben ihr stehen.

Zwar herrschte eine merkwürdige Stille zwischen ihnen beiden, die Romy nicht so richtig deuten konnte, doch erstaunlicherweise war diese noch nicht einmal so unangenehm, wie sie gedacht hatte.

«Wie gefällt es dir eigentlich in München?», Mark blickte die Blondine an.
Im ersten Moment glaubte diese schon sich verhört zu haben, denn das hier war gefühlt das erste Mal, dass er mehr als ein einzelnes Wort zu ihr sagte, geschweige sie dann auch noch etwas fragte.
«Gut. München ist grossartig!» meinte Romy leise, während sie seinen Blick suchte. Für einen kurzen Moment wurde dieser sogar von ihm erwidert, ehe er auch schon wieder starr vor sich hinblickte.

Erneut herrschte für ein paar Momente Stille, doch ein durchfahrendes Auto riss die Blondine schnell wieder aus ihren Gedanken.

«Und vermisst du die Schweiz?», kam es wieder von dem Musicaldarsteller.
«Hmm…», die Blondine dachte ein paar Sekunden über ihre Antwort nach. Einfach zu beantworten war diese definitiv nicht. Klar, sie vermisste ihre Familie, doch sie hatte noch bessere Gründe ihrer Heimat einfach nur den Rücken zu kehren.
«Ein kleines bisschen vielleicht. Wie ist es denn bei dir? Vermisst du dein Zuhause?», startete die Schweizerin einen mutigen Versuch um mit ihm ins Gespräch zu kommen.
«Naja, es ist nicht immer ganz einfach, ständig unterwegs zu sein. Manche Dinge kommen da halt einfach zu kurz. Aber das weisst du selbst ja gut genug», meinte Mark nachdenklich.
Die Blondine nickte zustimmend.
«Das ist wohl das Los, das wir mit unserem Beruf gezogen haben», antwortete Romy, als sie geräuschvoll ausatmete.

«Du Romy?», Marks Stimme liess sie leicht zusammenzucken.
«Ja?», fast schon etwas überrascht blickte sie wieder zu ihm.
Es war definitiv das erste Mal, dass Mark ihren Namen aussprach.
Irgendwie schien das heute sowieso der Abend der Premieren in allen Hinsichten für sie beide zu sein.
Doch sie musste zugeben, dass sie das Ganze gar nicht einmal so schlecht fand.

«Es ist eigentlich überhaupt nicht meine Art, jemanden umzurennen und dann einfach so abzuhauen. Also, was ich dir eigentlich sagen will ist, dass…»


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