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Der Tod war wieder einmal in der Stadt.
Nun, letztlich sollte er heute zumindest eintreffen, um in wenigen Wochen endgültig in die Gefilde des Theaters an der Wien zurückzukehren. Bis dahin würde der Weg für ihn, seine Kumpanen und lebenden Gegenspieler ein steiniger Balanceakt werden, das wussten alle Beteiligten, denn die intensive Probenzeit für ein musicalischen Werk – ebenso für jedes andere – war bisweilen anstrengend, nervenaufreibend, aber auch unglaublich produktiv und erfolgreich; die Belohnung erfolgte zum einem, wenn es denn soweit war, durch die Begeisterung des Publikums und der Presse, zum anderen durch die schwarzen Zahlen, die fortan auf das Konto eines jeden Darstellers überwiesen wurden.
Frau Eder-Hofer, Vermieterin in Wien, ging noch einmal mit sicheren, langen Schritten durch das große Haus, arrangierte hier und dort ein Blumengesteck oder schob eine Tischdecke an Ort und Stelle auf den richtigen Fleck. Sie ließ ihren Blick einen Moment schweifen: Es war ein rustikaler, schöner Bau, der regelrecht zum Wohnen einlud.
Dann zog sie seufzend vorsichtig einen weißen Umschlag aus der Aktentasche und platzierte diesen auf dem Esstisch, direkt neben den neun Schlüsseln. Die Hausübergabe hatte bereits vor einigen Tagen stattgefunden, jedoch nicht mit den Bewohnern, sondern mehr oder weniger mit deren Chefs.
Obgleich sie auf erstere, die in weniger als einer Stunde eintreffen müssten, sehr gespannt war, konnte sie nicht bleiben. Andere Termine drängten sie zum Gehen.
Als sie schließlich die Haustür hinter sich schloss, sodass man sie mit der leichten Anwendung von Druck wieder öffnen konnte, war ihr eindeutig etwas unwohl zumute.
Doch das war nicht mehr ihr Problem. Das Haus oblag nun nicht mehr ihrer Verantwortung, sondern der der Vereinigten Bühnen Wiens, die es gemietet hatten.
Und der der zukünftigen Bewohner.