Eine ereignisreiche Zugfahrt

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Heldin
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Eine ereignisreiche Zugfahrt

Beitragvon Heldin » 25.12.2009, 18:52:32

So, ich habe auch mal wieder etwas geschrieben. Ein Weihnachts One Shot! Naja, er ist doch etwas seltsam geworden, aber ich poste ihn einfach mal. :mrgreen:

Lucy gehört natürlich nur sich selbst, ansonsten sind alle Geschehnisse ect. frei erfunden!


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Eine ereignissreiche Zugfahrt


Langsam öffnete ich meine Augen. Es war ein Morgen wie jeder andere. Ich blinzelte noch verschlafen vor mich hin und mein Blick fiel aus dem Fenster. Nun wusste ich auch, wieso
Es mir in meinem Schlafzimmer heller vorkam als sonst. Draußen war der gesamte Vorgarten und die Straßen, Autos und Wohngebäude dahinter, mit einer dicken Schneedecke überzogen.
Ich zog meine Decke weg, schlüpfte in meiner warmen Hausschuhe, krabbelte aus dem Bett und stellte mich ans Fenster. Ich öffnete dies und atmete einmal tief die klare, eisige Luft ein. Es fühlte sich herrlich an und in meinem Herzen machte sich Wärme breit. Es war das erste Jahr seit einer Ewigkeit, in dem man wieder weiße Weihnacht erlebte! Aber so langsam wurde mir doch etwas kalt, so schön der Schnee auch war, er war ein Zeichen dafür, dass es draußen weit unter Null Grad waren. Ich stellte mich kurz unter die heiße Dusche und kochte mir danach erst einmal einen Kaffee. Während die Kaffeemaschine noch am arbeiten war, holte ich eine Scheibe Toast aus der Verpackung und steckte sie in den Toaster. Ich freute mich schon auf morgen. Gleich morgen Vormittag würde ich mit dem Zug gen Heimat losfahren und würde Abends mit meiner Familie Heilig Abend feiern. Innerlich jubelte ich auf. Ich liebte meinen Beruf, doch leider ließ er es nicht all zu oft zu, dass ich meine Familie sah, außer sie kamen mich besuchen. Ich hörte, wie der Toast sprang, holte ihn raus, wobei ich mir natürlich wieder einmal die Finger verbrannte und schmiss ihn eilig auf einen kleinen Teller, den ich mir bereit gestellt hatte. Während er noch etwas abkühlte, entnahm ich die inzwischen gefüllte Kaffeetasse aus der Maschine, gab etwas Milch dazu und rührte die schwarze Flüssigkeit, sie sich nun etwas beige färbte, um. Der Dampf des heißen Getränkes stieg mir in die Nase und ich schloß für eine Sekunde genießerisch die Augen. Danach bestrich ich meinen Toast mit etwas Butter und Erdbeermarmelade und setzte mich mit beidem vor den Fernseher. So verbrachte ich die meiste Zeit des Tages, nur ab und zu stand ich auf, um mir etwas zu trinken oder zu essen zu holen, bis ich dann schließlich zur Arbeit los musste. Meine letzte Wickedshow vor Weihnachten. Ich schnappte mir meine Jacke und Tasche und stapfte los Richtung Theater. Innerlich atmete ich erleichtert aus, als ich sah, dass nur zwei einzelne Personen an der StageDoor standen. Diese stürmten auch gleich auf mich zu.
„Lucy, dürfen wir ein Autogramm haben?“ fragten sie und streckten mir ein Programmheft des Musicals Wicked entgegen.
„Aber natürlich,“ antwortete ich betont fröhlich, schenkte ihnen ein breites Lächeln und setzte meinen Namen auf das Buch mit dem silbernen Stift, den sie mir dazu gegeben hatten.
„Danke,“ sagte die eine freudig.
„Bitteschön,“ erwiderte ich und wollte meinen Weg in das deutlich wärmere Gebäude fortsetzten. Doch die andere hielt mich noch einmal auf, sie wollten noch ein Foto mit mir machen. Auch diesmal stimmte ich zu und lächelte zweimal freundlich in die Kamera, während die jeweils andere, die gerade nicht den Fotoapparat in der Hand hatte, sich neben mich stellte und ebenfalls in die Kamera strahlte.
„Vielen Dank!“ bedankten sich die beiden gleichzeitig.
Ich verabschiedete mich von ihnen, wünschte ihnen noch viel Spaß in der Show und ging dann endlich in das Gebäude. Gleich als ich die Türe öffnete, begrüßte mich die warme Luft von innen. Gut gelaunt begab ich mich in die Maske und ließ mich schminken, danach zog ich mir mein erstes Glindakleid an und wartete hinter der Bühne auf meinen Einsatz. Meine Kollegen aus dem Ensemble begannen zu singen. Ich stieg auf die Bubble und schon kam mir ein Mitarbeiter entgegen, der mich sicherte. Ich lächelte ihm dankend zu und schon setzte sich die Bubble, mit mir drin, in Bewegung. Sie stieg in die Luft und schwebte auf die Bühne.
“Schön mich zu sehen, nicht?“ begonn ich meinen Text. Während ich mit der Bubble in der Luft einmal über die Bühne flog, schaute ich einmal kurz durch die ersten beiden Zuschauerreihen, gleich in Reihe eins entdeckte ich auch die beiden Mädchen von der StageDoor zuvor.
Die Show war toll. Wieder einmal verlief sie richtig emotional. Bei Heißgeliebt war ich wieder sehr aufgedreht und hatte zusammen mit Willemijn meinen Spaß auf der Bühne und später dann bei Wie ich bin wurde die Stimmung wieder einmal so ergreifend, dass ich ein paar Tränen nicht unterdrücken konnte, die mir langsam die Wangen hinunter rollten. Willemijn lächelte und wischte sie mir in der Bewegung mit ihrer linken Hand ab. Als das Lied beendet war, nahmen wir uns fest in die Arme.
Als ich danach wieder oben in der Bubble stand und meine letzte Zeile sang fand ich es fast ein wenig schade, dass die Show schon wieder vorbei war. Schließlich hatte ich auch nicht mehr all zu viele Shows vor mir. Der Vorhang schloss sich und schnell rannten alle von der Bühne, bevor er wieder hochging und das Ensemble als erstes zum Schlußapplaus hinaus ging. Der Schlußapplaus war auch wieder toll, es war richtig schön. Ich schaute kurz zu den . beiden Mädchen in der ersten Reihe. Sie schienen es zu bemerken, denn ein Leuchten machte sich in ihren Augen breit. Es war doch immer wieder schön anzusehen, wie leicht man als Musicaldarstellern anderen Leuten eine Freude machen konnte.

Nachdem der Vorhang zum letzten Mal gefallen war, ging ich wieder in meine Umkleide, um mich umzuziehen. Ich streifte mein Kleid und die Perücke ab und schlüpfte in meine Jeans und meinen warmen Pulli. Dann kämmte ich mir meine Haare und versteckte sie unter meiner pinken Mütze.
An der StageDoor war es zum Glück wieder nicht all zu voll und so war ich ziemlich bald Zuhause. Draußen schneite es immer heftiger, der Schnee tat schon fast in den Augen weh, weil er von einem eisigen Wind begleitet wurde.
„Na das kann ja morgen lustig werden,“ dachte ich und schloß die Haustüre hinter mir.
Ich stellte mich noch einmal kurz unter die Dusche und legte mich dann auch bald schlafen, schließlich wollte ich am nächsten Tag fit sein.

Als ich am nächsten Morgen erwachte, erschrack ich. Draußen war so viel Neuschnee gefallen, dass das Licht, welches das nasse Weiß ausstrahlte, mich schon fast blendete. Ich stand auf und schaute zum Fenster herraus. Es war wirklich alles zugeschneit. Ich machte mir etwas Sorgen, hatte Angst, dass mein Zug nicht fuhr, versuchte aber positiv zu denken. Bis nachher ist bestimmt das meiste schon wieder geschmolzen, sagte ich mir und ging in die Küche, um mir Frühstück zu richten und mich mit diesem wieder vor den Fernseher zu setzten. Nachdem ich aufgegessen hatte, packte ich meinen Koffer und machte mich so langsam auf den Weg zum Bahnhof. Ich war froh, dass ich etwas früher los gefahren war, denn ich brauchte auch etwas länger als sonst, da die Bahnen unregelmäßig fuhren. Mit einem mulmigen Gefühl betrat ich den Bahnhof und Erleichterung machte sich breit, als ich meinen Zug schon bereitgestellt an dem Gleis stehen sah. Also würde er doch fahren. Ich stieg ein und setzte mich auf meinen Platz, nachdem ich meinen Koffer in die Ablage über mir gehievt hatte. Kurze Zeit später fuhr der Zug auch schon los. Ich kramte meinen iPod aus meiner Tasche, steckte mir die Kopfhörer in die Ohren und schaute gedankenverlorenen aus dem Fenster, während ich meine Lieblingsmusik hörte. In mir machte sich immer mehr Vorfreude auf heute Abend breit. Ich merkte, wie meine Glieder schwer wurden und irgendwann vernahm ich die Musik nur noch im Hintergrund. Die weiße Landschaft draußen verschwamm zu einem einzigen Strom aus weißer und grüner Farbe.

Blitzartig öffnete ich die Augen. Was war das? Ich hörte, wie es einen lauten Knall gab und ruckartig kam der Zug zum stehen. Oh nein!
Ich schaute mich erst einmal verwirrt in dem Großraumabteil um, danach presste ich meine Nase gegen die Scheibe, um draußen etwas erkennen zu können. Doch dann hielt ich inne. Ich löste mich wieder von der Scheibe und blickte mich wieder im Abteil um. Wo waren die Leute hin? Ich war ganz alleine. Ich schaute wieder hinaus und auch dort fand ich weit und breit keine anderen Menschen. In mir machte sich ein ungutes Gefühl breit. Ich stand auf und lief durch die verlassenen Gänge. Seltsamerweise waren auch keine Gepäckstücke außer meinem Koffer mehr vorhanden. War ich verrückt geworden? Ich konnte mir die anderen Passagiere doch unmöglich nur eingebildet haben!
Ich verließ das Abteil, doch auch in den anderen Abteilen war keine Menschenseele. Die Zugtüren standen angelweit offen, es wehte eisige Luft hinein und brachte tanzende Schneeflocken mir. So langsam machte sich Panik in mir breit. Ängstlich stieg ich aus dem Zug aus und lief ein paar Schritte davon. Das Laufen fiel schwer, den es lagen mindestens zehn Zentimeter Schnee unter mir. Ich legte meine Arme um meinen Körper, um der Kälte zu trotzen, doch es war sinnlos. Unkontrolliert begann mein Körper zu zittern, meine Zähne klapperten fast, so fest schlugen sie immer wieder aufeinander. Ich spannte meinen Kiefer an und biss die Zähne fest zusammen. Es war so unglaublich kalt hier! Wie viel grad hatte es denn? Minus Einhundert?
Immer mehr in Panik geratend lief ich weiter, vor mir erstreckte sich ein tiefer Wald. Ich drehte mich noch einmal um und sah, dass der Zug inzwischen in weiter Ferne lag. Durch die weißen Flocken erkannte ich nur noch die Umrisse. War ich wirklich schon so weit gelaufen? Doch der Zug stand immer noch verlassen dort. Aus einem unerklärbaren Grund hatte ich mehr Angst, wieder umzukehren, also lief ich einfach weiter. Ich lief und lief und lief, bis mich eine bleierne Schwere umhüllte. Ich wurde immer müder und mein gang immer müsiger. Und es war so entsetzlich kalt. Wo war ich denn? Hilfesuchend blickte ich mich um, doch um mich herum war nichts als dunkler Wald. Ich hörte, wie mein Atem lauter wurde, er ging nur noch unregelmäßig. Mein Herz zog sich zu und mich umfasste eine Panik und Hilflosigkeit, dass ich im ersten Moment wie gelähmt war. Ich hatte vergessen wie man läuft! Dann sagte mir mein Instinkt, ich müsse weitergehen. Ich rannte los, rannte so schnell mich meine Beine trugen, doch irgendwann konnte ich nicht mehr. Keuchend ließ ich mich auf einen Baumstumpf sinken. Die Angst hatte nachgelassen, dafür machte sich nun eine unendliche Trauer in mir breit. Ich zog die Beine an meinen Körper und weinte. Draußen war es inzwischen stockfinster. Es war Heilig Abend! Ich sollte bei meiner Familie sein! Und wo war ich? Mutterseelenalleine in einem Wald und ich wusste noch nicht einmal wo ich war und ob ich hier jemald wieder heraus finden würde! Stunden vergingen. Ich bewegte mich nicht. Wohin sollte ich auch? Aus Trauer wurde Verzweiflung, daraus wieder Angst und daraus wieder Trauer.
“Was für ein scheiß Tag,“ schrie ich so laut ich konnte in den dunklen Wald hinein. Doch keine Antwort kam. Hier schien es nicht einmal irgendwelche Tiere zu geben.
Ich will hier weg, an mehr konnte ich nicht mehr denken. Ich will hier weg, ich will hier weg! Immer wieder schrie ich diesen Satz vor mich hin, stand auf und rannte wieder los. Dabei schrie ich erneut: „Verdammt noch mal, ich will hier weeeeeeeg!“

Auf einmal merkte ich eine warme Hand auf meiner Stirn.
„Geht es ihr nicht gut? Ist etwas passiert?“ drang eine vertraute Stimme nun durch einen dicken Nebel zu meinem Bewusstsein. Vorsichtig öffnete ich die Augen, schloß sie aber im selben Augenblick wieder, weil mich das Licht furchbar blendete. War ich nun im Himmel? War ich gestorben?
„Lucy! Lucy Schatz, kannst du mich hören?“ fragte die ferne Stimme besorgt.
Halt! Das war meine Mutter! Wie konnte ich sie denn hören, wenn ich im Himmel bin? Sie lebte doch noch!
Ich öffnete erneut die Augen und so langsam gewöhnten sie sich an das grelle Zuglicht. Ich hörte, wie ein lautes Stöhnen meinem Mund entwich, mein Kopf fühlte sich glühend an.
„Wo bin ich?“ fragte ich mit heiserer Stimme und sah mich um.
Erleichtert stellte ich fest, dass ich wieder in meinem Zugabteil war und diesmal waren auch wieder alle Menschen um mich herum da.
„Lucy, geht’s dir gut?“ fragte meine Mutter.
„Mir ist so heiß!“ erwiderte ich.
Mir war heiß, schwindelig und ein wenig übel, aber ansonsten war alles ok mit mir. Nur der Schock saß noch tief, auf wenn es wohl nur ein Traum war.
Die Schaffnerin kam, sie war wohl zuvor schon mal da, und erklärte meiner Familie, die alle um mich herum standen, wie ich nun bemerkte, was sie beobachtet hatte. Anscheinend hatte ich während der Fahrt Fieber bekommen und hätte im Schlaf fantasiert, auf jeden Fall hatte ich wohl plötzlich angefangen zu weinen und zu schreien. Oh Gott! Das war mir nun wirklich unangenehm! Bestimmt lief ich in diesem Moment knallrot an!

Als wir im Haus meiner Eltern ankamen, ging es mir schon wieder besser. Das Fieber hatte nachgelassen und auch ansonsten fühlte ich mich wieder recht fit. Ich war froh bei meiner Familie zu sein und ein Blick auf die Uhr verriet mir auch, dass es erst ein Uhr Mittags war. Allmählich kehrte meine gute Laune zurück. Ich wollte meiner Mutter in der Küche mit dem Weihnachtsbraten helfen, doch sie lehnte ab. Sie wollte, dass ich mich noch etwas schonte, nicht, dass ich gleich den nächsten Fieberschub bekam. Vor mich hin meckernd erfüllte ich ihr ihre Bitte und setzte mich zu meinem Vater auf das Sofa, der einen Film anschaute. Ich schaute auch eine Weile zu, bis ich noch einmal einnickte. Diesmal war mein Schlaf aber ruhig und traumlos. Erholt wachte ich auf und fühlte mich zu meiner eigenen und zu der Freunde meiner gesamten Familie wieder vollkommen fit!
So langsam nach einander trudelte auch meine restliche Familie ein und wir machten es uns alle am Küchentisch bequem, auf dem meine Mutter schon die köstlichen Speisen aufgedeckt hatte. Ich füllte meinen Teller mit dem köstlich duftenden Braten und Gemüse und genoss das besinnliche Essen im kreise meiner Lieben. Der Abend wurde noch richtig schön, wir hatten alle viel Spaß, lachten und genossen den Abend und uns selbst!
Frohe Weihnachten allerseits!

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Re: Eine ereignisreiche Zugfahrt

Beitragvon Heldin » 26.12.2009, 18:48:33

Oh! Vielen Danke! Freut mich, dass es dir gefällt! :D

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Re: Eine ereignisreiche Zugfahrt

Beitragvon armandine » 29.12.2009, 00:47:32

Ich fand es auch sehr amüsant!


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