Hoffentlich gefällt sie euch.
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1.
Der Wachposten in der grüngoldenen Uniform vor dem Eingang des Palastes musterte die junge Frau mit den langen dunklen Haaren von oben bis unten misstrauisch und blickte lange auf die Einladungskarte.
„Ja, in Ordnung“, murmelte er dann kaum hörbar und trat zur Seite. „Sie können passieren. Der Ballsaal ist gleich am Ende des ersten Korridors links, Sie können ihn gar nicht verfehlen.“
„Zu freundlich“, erwiderte die junge Frau. Sie hatte es sichtlich eilig in den Palast zu kommen, denn lange konnte sie ihre Tarnung nicht aufrechterhalten. Selbst für jemanden wie sie war es schwierig gewesen, den Verwandlungszauber zu lernen. Und gefährlich war es ohnehin, denn sie durfte sich nicht erwischen lassen. Außerdem – wer konnte sicher sein, dass die eigentlich eingeladene nicht selbst auch noch in den Palast kommen würde?
Schnell folgte sie dem Weg, den der Wachposten ihr beschrieben hatte.
Im Ballsaal befanden sich viele Menschen, aber die beiden, weswegen sie zurückgekommen war, erblickte sie sofort. Eine Frau in ihrem Alter, mit goldblonden Locken, einem etwas hochmütigen Gesichtsausdruck und einem blauen Ballkleid und… direkt an deren Seite… ihn.
Er hatte sich kaum verändert, war nur wie sie und die Blonde ein paar Jahre älter geworden und trug die grün-goldene Uniform der Palastwachen, der Leibgarde des Herrschers über die Stadt und das gesamte Reich.
Als sie ihn sah, begann sich ihr Herzschlag zu beschleunigen.
Er schien sie jedoch im Gegenteil gar nicht zu bemerken, er wirkte glücklich mit seiner Verlobten zusammen.
Aber er ist nicht glücklich, wusste die Dunkelhaarige. Er ist schon immer unglücklich gewesen. Ich habe das erkannt.
„Du willst zu ihm“, hörte sie eine Stimme in ihrer Erinnerung sagen, „aber es ist zu spät!“Nein, es war nicht zu spät. Dies war lediglich die Verlobungsfeier – und alles ließ sich noch ändern. Aber erst musste sie noch etwas erledigen. Die junge Frau blickte noch einmal sehnsuchtsvoll in die Richtung des jungen, dunkelhaarigen schlanken Mannes und wandte sich ab.
Sie murmelte eine weitere Zauberformel und ging dann unbemerkt von den Wachen genau den Weg zurück, den sie gekommen war und schlug in der Eingangshalle eine andere Richtung ein.
Ihr Weg führte sie zunächst in den großen Audienzsaal, in dem vor ein paar Jahren ihr Leidensweg begonnen hatte. Direkt hinter dem Thron befand sich eine Geheimtür und ein langer Gang mit einer Treppe, die in die Kellerräume des Palastes führte, wo die Gefangenen des Herrschers ein trauriges Dasein fristeten. Dies war der direkteste Weg dorthin.
Um die Gefangenen zu befreien war sie zurückgekehrt, nicht nur, um ihre große Liebe wieder zu finden. Denn dass sie gefangen waren, war zum Teil auch ihr eigenes Verschulden gewesen. Sie hatte so vieles falsch gemacht obwohl sie eigentlich nur gutes hatte tun wollen.
Jede ihrer guten Taten hatte aber bislang irgendeine schlechte Folge gehabt.
Der Unsichtbarkeitszauber verlor seine Wirkung, der Verwandlungszauber blieb jedoch zu ihrer großen Verwunderung immer noch teilweise aufrechterhalten. Sie trug zwar jetzt auch für Außenstehende wieder ihr übliches langes schwarzes Kleid und den Umhang um sowie einen schwarzen Hut und ihre schwarzen Haare offen – aber wenigstens blieb etwas wichtiges so wie es eigentlich Normalität war. Noch erkannte man sie nicht unbedingt als diejenige die sie war:
Elphaba, die böse Hexe des Westens.
Wo war nur der Schlüssel für die Gefängniszellen?
Ich darf mich nicht zu lange hier aufhalten, ich muss mich beeilen…
Sie war so in die Suche vertieft, dass sie nicht bemerkte, dass jemand ihr gefolgt war.
