Was war das?

Eure musicalischen Stories oder Fanfictions könnt ihr hier posten.

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Danny

Re: Was war das?

Beitragvon Danny » 27.09.2008, 22:10:56

Hallo, bin heute das erste mal auf die Story gestoßen und finde sie auch wirklich unglaublich gut geschrieben.
Es ist selten, dass mich ein Buch so emotional berührt, aber diese Geschichte geht echt unter die Haut, man kann jede Sekunde alles so nachfühlen. Großes Kompliment, Sisi!!

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Re: Was war das?

Beitragvon Elphaba » 28.09.2008, 04:03:20

Hach *seufz* da ist man mal einen Tag nicht im Forum und schon packt Sisi wieder das Drama aus! :o

Meine Güte, ich weiß gar nicht mehr, was ich noch schreiben soll! Meine Vorgängerinnen haben eigentlich schon alles geschrieben!
Ergreifend. Traurig. Aufrüttlend. Fesselnd. Verdammt gut geschrieben!
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Re: Was war das?

Beitragvon Danny » 29.09.2008, 23:29:41

..hmm.. wann gehts denn weiter? *wartwartwart*
ach ja... Wie kamst du auf die story, Sisi? Schaaaade, dass sie nicht echt ist. Naja aber träumen darf man... Ich frag mich was die Damen dazu sagen würden, wenn sie ihre GEschichte lesen :) Freu mich auf den nächsten Teil!

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Re: Was war das?

Beitragvon Sisi Silberträne » 29.09.2008, 23:44:45

Wenn ihr mich so lieb bittet, another part of the story ;)

Danny> Tjaa, gute Frage... das Pairing ist irgendwie meine Abrechnung mit den ewigen nervenden Diskussionen wer die bessere ist, ich kanns nimma hören/lesen. Ich seh die viel lieber als gute Freundinnen, denn als Todfeindinnen, und na ja, mein Hirn hats weiter gesponnen. Im Übrigen mag ich gar nicht so genau wissen was die Damen dazu sagen täten, habe vor noch ein wenig länger zu leben ;)

Ist im Übrigen net meine einzige Story zu dem Pairing, gibt noch nen paar Ficlets...



Als sie ein paar Stunden später aus dem Theater kam, saß ich immer noch neben der Wiege auf dem Boden, an das Stofftier klammernd. All meine Tränen waren aufgebraucht, nur Leere blieb. Ich war wie in einer seltsamen Trance gefangen, reagierte erst, als sie vor mir in die Knie ging und mich in die Arme schloss.
„Ich wünschte ich könnte dir den Schmerz irgendwie nehmen“, flüsterte sie dicht an meinem Ohr.
Dieser Satz veranlasste mich dazu, sie fest an mich zu drücken, ich wollte ihren warmen Körper spüren. Sie sah mich überrascht an, wehrte sich jedoch nicht gegen den verlangenden Kuss, in den ich sie verwickelte. Die Laken, in die wir kurz darauf fielen, waren wie weiche Wolken einer anderen Welt. Der Schmerz konnte mich hier nicht finden, nicht wenn ich mit ihr zusammen war.

Mit dem Sonnenlicht kehrte auch die Wahrheit zurück. Erneut sah ich die Wiege neben dem Bett, doch dieses Mal hatte ich nur einen einzigen Gedanken, ich wollte raus aus dem Zimmer und meiner Wohnung. Während sie ein schnelles Frühstück zubereitete, ging ich eine Runde um den Häuserblock. Obwohl der Frühling nun begonnen hatte, war es empfindlich kühl, ich fror, weil ich mir keine Jacke übergezogen hatte. Doch was spielte das schon für eine Rolle? Nichts war mehr wichtig.

Sie wartete schon, als ich die Wohnung wieder betrat. Es roch gut nach Kaffee, aber schon der Gedanke an Frühstück drehte mir den Magen um.
„Ah, da bist du ja endlich.“ Ihre Miene hellte sich auf. „Geht es dir jetzt ein bisschen besser?“
Ein leises Seufzen kam über meine Lippen, ich schüttelte kaum merklich den Kopf. „Ich muss hier weg. Ganz weg, meine ich…“
Ihre Brauen zogen sich überrascht und besorgt zusammen. „Aus Wien? Aber wohin willst du denn?“
Ich zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung. Vielleicht gehe ich erst einmal für eine Weile nach Holland zu meinen Eltern.“ Vorsichtig schloss ich sie in die Arme. „Ich liebe dich so! Bitte sei mir nicht böse…“
Fast glaubte ich ihr Herz brechen zu hören. Ich wollte sie und unsere Liebe nicht aufgeben, fühlte mich furchtbar schuldig, weil ich sie einfach so zurück ließ, doch wenn ich blieb, würden mich die Erinnerungen erdrücken, ich würde zugrunde gehen.

Ich verlier mich in Verzweiflung.
Ich fühle meine Tränen brennen
und ich wünsche mir nichts lieber,
als den Kopf in deinen Händen.


Ein paar Tage später saß ich in einem Zug, der mich fort aus Wien brachte. Aber ich würde nicht zu meinen Eltern fahren. Jetzt musste ich erst einmal mit mir selbst ins Reine kommen, und wenn es bedeutete einen dicken Schlussstrich unter alles zu ziehen, was bisher mein Leben gewesen war. Auch die Bühne, im Augenblick hatte ich nicht vor jemals wieder aufzutreten und den Leuten etwas zu zeigen, das mit mir nichts zu tun hatte. Eine Marionette, nicht mehr.
Enttäuscht von der Welt zog ich mich in ein kleines Kloster zurück. Niemand fragte mich nach meiner Vergangenheit, schon gar nicht die Pferde, mit denen ich die meiste Zeit verbrachte. In ihren dunklen Augen lag ein tiefes Verständnis des Schmerzes, den ich in mir trug. Sie setzten keine Erwartungen, stellten keine Fragen, sie waren einfach nur da.

Langsam begann ich den Verlust meiner Tochter zu verkraften und einzusehen, dass ich nicht die Schuld daran trug. Es war geschehen, vielleicht weil Gott es so gewollt hatte. Monate waren inzwischen vergangen, ohne dass ich etwas von ihr gehört hatte, und ich sah immer noch ihre traurigen Augen vor mir, als ich ging. Ich wünschte mir nichts mehr als sie wieder zu sehen, sie in die Arme zu schließen, doch ich hatte auch Angst davor. Was würde sie sagen? Würde sie noch etwas für mich empfinden, oder hatte sich Enttäuschung zu Feindschaft gewandelt?

Der Start zurück auf die Bühne verdrängte meine Gedanken an sie für eine Weile. Meine Fans hatten mich nicht vergessen, sie standen immer noch treu hinter mir. Natürlich kannten sie die Wahrheit nicht, sie dachten, ich hätte mich nach einem Burnout zurück gezogen, um neue Kraft zu schöpfen. In gewisser Weise stimmte das auch, nach dem Tod meines Kindes hatte ich mich ausgebrannt gefühlt, fertig mit der Welt. Aber jetzt, wo ich sang und spielte wie früher, fing ich endlich an wieder zu leben!
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Re: Was war das?

Beitragvon Elphaba » 30.09.2008, 01:07:53

Oh so eine schöne lange Fortsetzung! Vielen Dank dafür Sisi! :)

Ich hoffe nur, dass sich die beiden doch wieder finden und es noch ein Happy-End gibt!

Auf jeden Fall finde ich es gut, dass Ich sich erstmal etwas zurückgezogen hat. Ich glaube, das war der richtige Weg, wieder zurück ins Leben zu kommen. :)
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Re: Was war das?

Beitragvon Kitti » 30.09.2008, 19:10:11

Du schaffst es immer wieder, deine Leser zu überraschen. Ich hätte gedacht, dass sie versuchen würden, ihre Traurigkeit gemeinsam zu überstehen. Ich hoffe auch, dass sie einen Weg finden, wieder zusammen zu sein und bin sehr gespannt, was du dir noch alles einfallen lassen wirst. :)
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Re: Was war das?

Beitragvon Gaefa » 02.10.2008, 11:19:29

Mir gefällt wie du beschreibst, dass sie Abstand braucht und auch, dass sie dazu ins Kloster geht.
Dann geht mir das ganze allerdings irgendwie ein bisschen schnell. Ich hätte mir gewünscht mehr von dieser Zeit zu erfahren, wie es ihr ergangen ist und wie sie es verkraften konnte. Außerdem stellt sich mir die Frage, wie sie davon mitbekommen hat, dass ihre Fans noch an die glauben und was nun der genaue Auslöser war, dass sie sich doch wieder für die Bühne entschieden hat, wobei sie doch noch im Anfang des Kapitels überzeugt ist, nicht mehr auf die Bühne zurückzukehren. Geht mir persönlich alles ein wenig schnell. Eine ausführlichere, detailiertere Beschreibung der Zeit und der Gründe fehlt mir persönlich an dieser Stelle leider...
Trotzdem ein interessanter Teil.
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Re: Was war das?

Beitragvon Sisi Silberträne » 03.10.2008, 01:11:16

Gaefa> danke für den ausführlichen Kommi =) Im Nachhinein stimme ich dir da vollkommen zu, es geht mir auch zu schnell, nur leider bin ich bisher noch nicht auf die passenden Ideen gekommen, um das mehr auszuarbeiten...

Weiter gehts =)



Schöne Momente genoss ich nun viel bewusster, weil ich gelernt hatte, wie zerbrechlich Glück war, und wie kostbar. Ich spielte meine Rollen in Holland, Deutschland und auch Österreich, blieb nie lange genug am selben Ort, um mein Herz zu binden, gleich eines einsamen Blattes, mit dem der Wind sein Spiel trieb. Die einzige Konstante in meinem Leben war meine Familie, meine Eltern und meine Brüder waren erleichtert, dass ich wieder auf die große Bühne des Lebens zurück gekehrt war. Keiner von ihnen wusste von den Ereignissen vor meiner Zeit im Kloster, genauso wenig wie mein bester Freund. Er vermochte sich den schadenfrohen Ausdruck darüber, dass ich nicht mehr mit ihr zusammen war, nicht ganz zu verkneifen, hatte er es doch von Anfang an als haltlose Spinnerei abgetan. Ich war ihm nicht einmal böse, denn sie und ich kannten die Wahrheit. Unsere Liebe war nie eine Lüge gewesen, und tief in meinem Inneren liebte ich sie immer noch.

Ungefähr ein halbes Jahr später im Sommer übernahm sie die Hauptrolle in einem ganz neuen Musical. Ich wollte sie unbedingt wieder sehen, wollte sie um Verzeihung bitten, und so schob ich einen Wochenendausflug nach Aachen in meinen Terminplan. Sie war einfach unglaublich, sie lebte diese Rolle. Nach der Vorstellung wartete ich vor dem Bühneneingang auf sie, ganz so wie ich es damals in Wien getan hatte. Doch hier waren nur wenige andere Leute, deshalb entdeckte sie mich auch gleich.
„Hallo“, begann ich zögerlich. „Du warst phantastisch…“
Ihr Gesicht zeigte immer noch kaum eine Regung, aber zumindest drehte sie sich nicht um und ging. „Danke. Und was führt dich hierher? Reine Neugier auf die Show?“
Ich schüttelte leicht den Kopf. „Ich wollte dich sehen.“ Langsam gingen wir ein paar Schritte, bogen in eine kleine Gasse abseits des Theaters ein. „Es tut mir so leid, ich wollte nicht, dass es auf diese Weise endet… Vielleicht kannst du mir ja irgendwann vergeben. Aber wenn du mich jetzt hasst, könnte ich das gut verstehen, so wie ich mich dir gegenüber benommen habe…“
Erst jetzt hellte sich ihre Miene auf, sie griff nach meiner Hand. „Du Dummerl, ich hasse dich doch nicht. Du hast mir so gefehlt, nachdem du plötzlich weg warst, ich hätte das doch mit dir zusammen durchgestanden. Warum musstest du unbedingt allein damit fertig werden?“
„Weil… weil ich dir meinen Schmerz nicht aufbürden wollte.“ Mein Blick suchte ihren, die Farbe ihrer Augen faszinierte mich stärker denn je. „Meinst du wir können trotz allem noch Freunde sein?“
„Darüber wäre ich sogar sehr glücklich.“ Sie lächelte.

Am liebsten hätte ich sie in die Arme genommen und geküsst, so wie früher. Doch die Zeit, die seit meinem Aufbruch aus Wien vergangen war, ließ sich nicht einfach ausradieren wie Wörter, die man mit Bleistift auf ein Blatt Papier geschrieben hatte. Für sie war das Leben schneller weiter gegangen als für mich, und sie hatte inzwischen jemanden kennen gelernt. Was hatte ich auch erwartet? Dass sie mir um den Hals fiel und es wieder so sein würde, als wäre nie etwas zwischen uns geraten? Ich hatte ihre Liebe zurück gewiesen, und nun war es zu spät.

Zumindest blieben wir Freunde, wofür ich sehr dankbar war. Auf diese Weise musste ich nicht völlig auf sie verzichten, es machte mich schon glücklich ab und zu etwas von ihr zu hören. Wir schrieben uns Briefe, oder Ansichtskarten aus den Städten, in denen wir gerade spielten, und manchmal telefonierten wir.
Nach etwa einem Jahr fand ich eines Tages einen Brief von ihr in meinem Postkasten vor, in dem eine hübsche aufklappbare Karte steckte. Mir rutschte das Herz in die Hose, als ich begriff, was ich da in der Hand hielt. Es war die Einladung zu ihrer Hochzeit! Darin schrieb sie mein Kommen würde ihr viel bedeuten, weil sie mich als eine ihrer besten Freundinnen sehr schätzte. Es tat mir in der Seele weh sie erneut zu enttäuschen, doch ich konnte einfach nicht hingehen und dabei zusehen, wie sie jemand anderem ihre Liebe schwor.
Ich legte meine Termine so, dass ich an diesem Tag keine Zeit hatte. Das hielt mich auch davon ab zu viel nachzudenken, bis ich abends schlafen ging. Allein, während sie vermutlich in den Armen ihres Mannes lag. Obwohl ich sie jetzt für immer verloren hatte, gönnte ich ihr das Glück von ganzem Herzen.
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Re: Was war das?

Beitragvon Elphaba » 03.10.2008, 01:39:31

Ach *seufz* das ist jetzt aber wirklich schade! :(

Aber andererseits, wäre es sonst ja auch ein bisschen viel "heile Welt" gewesen und das passt ja nicht zu einer Drama Queen. :wink:
Na, wenigstens sind sie Freundinnen geblieben und dass Ich nicht zu der Hochzeit gehen will, kann ich gut verstehen.

Wie immer phantastisch geschrieben! Bin mal gespannt, ob es doch noch eine neue Wendung in der Geschichte geben wird. :)
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Re: Was war das?

Beitragvon Gaefa » 03.10.2008, 10:53:18

Ein schöner Teil, in den die Zeitsprünge gut hineinpassen.

Dass sie heiraten wird, war ja schon seit dem Prolog klar, aber ich bin sehr gespannt, wie es weiter gehen wird und wie du die Geschichte weiter laufen lässt.
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Re: Was war das?

Beitragvon Kitti » 03.10.2008, 15:32:14

Oh schön, dass wir so schnell eine Fortsetzung bekommen haben. In diesem Teil gefällt mir besonders deine bildhafte Sprache, wie an der Stelle mit dem Bleistift und dem Papier oder das einsame Blatt im Wind. :)
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Re: Was war das?

Beitragvon Danny » 03.10.2008, 15:34:05

oh wie schade, dass sie heiratet.. aber war ja auch klar. Wie das Leben halt so spielt.. :roll:
Du schreibst so toll, mit diesen anschaulichen Bildern immer... hast du das gelernt?? Das ist echt faszinierend. Ich hab schon lange keine sooo tolle Geschichte mehr gelesen!

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Re: Was war das?

Beitragvon Sisi Silberträne » 06.10.2008, 22:48:09

Danny> ähh... ich hatte fast die ganze Zeit im Gymnasium eine ganz tolle Deutschlehrerin, hab bei keinem anderen so viel aus dem Unterricht mitgenommen wie bei ihr. Aber richtig gelernt, nein, ich hab es mir über die Jahre wohl einfach erarbeitet...

Elphaba> Wendung... i sog nix ;)

Enjoy the Fortsetzung! *gg*



Erneut stürzte ich mich in die Arbeit, und ich begann auch wieder mit Männern auszugehen. Zu großer Einsamkeit war ich noch nie bereit, so stark konnte und wollte ich nicht sein. Vielleicht gab es dort draußen irgendwo jemanden, mit dem ich für den Rest meiner Tage glücklich zu werden vermochte. Ich hoffte es so.
Die Liste meiner Erfolge wuchs stetig, und tatsächlich fand ich auch wieder Liebe. Es waren ein paar schöne Jahre, doch letztlich mussten wir uns eingestehen, dass wir nicht füreinander geschaffen waren. Es fehlte der Gleichklang, dieses stumme Verstehen nur durch einen Blick, das zwischen ihr und mir von Anfang an bestanden hatte. Nachdem der Sinnesrausch der ersten Verliebtheit nachließ, kam diese Wahrheit zum Vorschein. Die Erkenntnis, dass ich diesem Mann, der es so gut mit mir meinte, nicht länger etwas vorgaukeln durfte, das gar nicht in mir war, jedenfalls nicht genug. Nicht so wie er es verdiente.

Alles, nur nicht einsam.
Alles, nur kein leeres Haus.
Um mich müssen Menschen sein.
Alles wär ich lieber als allein.


Den Kontakt zu ihr hielt ich, auch wenn wir uns nur selten Briefe schrieben, oder miteinander telefonierten. So erfuhr ich auch von ihrer Schwangerschaft. Ich konnte ihr überglückliches Gesicht direkt vor mir sehen, als ich die Zeilen las. Dieses strahlende Lächeln, das ich auch jetzt noch so liebte. Sie würde ihrem Mann ein Kind schenken, würde bald eine richtige kleine Familie haben. Alles was mir für immer verwehrt blieb. Ganz konnte ich die Eifersucht nicht unterdrücken, so sehr ich mich darum bemühte. Ich musste mich damit abfinden, dass ich selbst niemals eine Familie haben würde, weil mein Körper nicht mehr in der Lage war ein Kind zu empfangen.

Ein gutes halbes Jahr später hielt ich erneut einen Brief von ihr in den Händen. Wieder war ein Sommer zu Ende gegangen, die kurze Zeit, die ich mit ihr glücklich sein durfte, lang schon so weit zurück, dass es fast nur noch wie ein schöner Traum erschien. Aus dem zusammen gefalteten Papier fiel mir ein Foto entgegen, das ein winziges schwarzhaariges Baby zeigte. Sie hatte einen Sohn bekommen. Dieses kleine so zerbrechlich wirkende Geschöpf war unglaublich schön, wie glücklich sie mein musste.
Ohne dass ich es zu verhindern vermochte, verschleierte salzige Feuchtigkeit meinen Blick. Ich wollte mich für sie freuen, doch die Erinnerung an meine verstorbene Tochter kehrte zurück. Jetzt hätte sie gerade ihre ersten Wochen in der Schule hinter sich. Ob sie mir wohl ähnlich gewesen wäre? Heiße Tränen tropften auf das rosige Babygesichtchen auf dem Foto.

Ich nahm mir kaum Zeit für das Leben abseits der Bühne, es gab schließlich niemanden, um den ich mich kümmern musste. Auch mich selbst begann ich zu vernachlässigen. Essen war für mich seit je her etwas Gemeinschaftliches gewesen, und ich neigte dazu es einfach zu vergessen, wenn ich allein war. Mitunter aß ich Tage lang nichts Warmes. Ohne es selbst zu merken, wurde ich immer dünner.
Was mir privat fehlte, kompensierte ich mit Karriere, ich spielte am West End und schaffte danach sogar den Sprung zum Broadway. Ich hatte alles erreicht, wovon wahrscheinlich jeder Musicalsänger träumte, und doch hatten so viele meiner Kollegen mehr als ich. Sie hatten Familie, Ehepartner und Kinder.
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Re: Was war das?

Beitragvon Elphaba » 07.10.2008, 00:54:13

Oh yes, I enjoyed the Fortsetzung! :D

...Although it was very very traurig! :(

Ich würde es der Ich so sehr gönnen, dass sie auch wieder glücklich in ihrem Leben werden kann!
Wie immer hast du das alles sehr gut beschrieben. Diese tiefe Traurigkeit ist durchweg spürbar! :cry:

Ich hoffe, es geht bald und etwas positiver weiter! :)
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Re: Was war das?

Beitragvon Kitti » 07.10.2008, 19:27:07

Genau, das war wieder ein Teil, den man sehr gern gelesen hat, obwohl deine Figur einem schon sehr leid tun kann. Das mit dem Essen hört sich gar nicht gut an, nicht, dass das noch schlimmere Folgen hat!
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Re: Was war das?

Beitragvon Sisi Silberträne » 11.10.2008, 03:05:41

Und weiter gehts ;)
Wir nähern uns so langsam dem Ende...



Während der vergangenen Jahre hatten wir uns nur sehr selten gesehen, zumeist bei gemeinsamen Auftritten auf Galas. Jedes einzelne Mal tobte in meinem Inneren der gleiche Kampf, ich wollte sie so gerne in die Arme nehmen und ihr sagen, wie viel sie mir immer noch bedeutete. Aber gerade weil ich sie liebte, konnte ich es nicht. Auf keinen Fall wollte ich ihr Glück gefährden. Es war besser, wenn sie dachte meine Gefühle hätten sich genauso geändert wie ihre. Lieben hieß manchmal loslassen können und vom Geliebten sich trennen.

Auch meine letzte Beziehung war nach einer Weile zerbrochen, im Grunde wusste ich nicht einmal genau weshalb. Dabei war ich anfangs richtig glücklich gewesen. Wir hatten sogar darüber gesprochen ein Kind zu adoptieren. Doch nun war es wieder, wie es fast immer gewesen war. Ich stand allein in der Welt.
Der Einzige, der bemerkte, dass es mir nicht so prächtig ging, wie ich es den Leuten jeden Abend nach der Vorstellung vorspielte, war mein bester Freund. Wir standen wieder einmal gemeinsam in einem Musical auf der Bühne, und ich genoss es ihn um mich zu haben. Auch wenn wir nicht oft einer Meinung waren, schon aus Prinzip nicht, schaffte er es fast immer mir ein Lächeln zu entlocken, selbst wenn er nur fürchterlich alberne Grimassen schnitt.

Eines Abends schlenderten wir nach der Vorstellung noch ein wenig durch die Stadt, bis zu einer kleinen Bar, die so etwas wie unser geheimer Treffpunkt war. Es war Spätsommer und auch zu dieser Nachtzeit noch angenehm warm. Ich spürte seinen Blick mich gründlich taxieren, ihm entging nicht, dass ich vollkommen erschöpft war, wie so oft dieser Tage.
„Hast du heute eigentlich schon zu Abend gegessen?“ fragte er unvermittelt.
Die Frage irritierte mich, wahrheitsgemäß schüttelte ich den Kopf. „Ich hatte vor der Show keine Zeit.“
„Das habe ich mir fast gedacht. Wie ich dich kenne, hattest du bestimmt auch kein Frühstück, hast du wenigstens zwischendurch etwas gegessen?“
„Ein Joghurt mittags“, gab ich zu. „Ich war nicht sehr hungrig.“
Die Antwort stellte ihn nicht zufrieden, er blieb stehen und ergriff mich an den Schultern. „Muss ich dir ans Hirn schreiben, dass du regelmäßig essen sollst??“
Ich seufzte ein wenig ungehalten. „Lass das meine Sorge sein, ich weiß schon selbst was gut ist für mich.“
„Das bezweifle ich momentan. Merkst du nicht, dass du immer magerer wirst? Schau dich doch an, wie du in diesem dünnen Kleid aussiehst. Du bestehst nur noch aus Haut und Knochen!“
Er meinte es ja nur gut, doch ich konnte nicht verhindern, dass Wut in mir aufstieg, weil ich den Eindruck hatte, er würde mich bevormunden, obwohl er nicht die leiseste Ahnung hatte, was in mir vorging. Ich biss mir auf die Lippe, ehe ich ihm etwas an den Kopf warf, das ich hinterher sicher bereute.
„Willst du mir nicht sagen, was dich immer so beschäftigt? Und versuch nicht erst mir etwas vorzumachen, ich bin dein bester Freund.“ Er drückte aufmunternd meine Hand. „Egal was es ist, du kannst mit mir über alles reden.“
Mittlerweile hatten wir unser Ziel von der Bar in einen nicht weit entfernten Park verlegt und nahmen nebeneinander auf einer der hier stehenden Bänke Platz. „Ach, du würdest es ja doch nicht verstehen“, sagte ich schließlich. „Das hast du damals schon nicht.“
Seine blauen Augen musterten mich verwirrt. „Ich habe keine Ahnung wovon du sprichst. Was meinst du, verstehe ich nicht?“
„Dass ich sie immer noch liebe. Ich habe dir ja gesagt, dass es keine Laune ist.“ Ich wandte den Blick ab, starrte auf die Spitzen meiner Schuhe.
„Bei ihr war es das offenbar schon. Du solltest sie endlich vergessen und ganz aus deinem Leben streichen, wenn du es nicht schaffst, ihr normal freundschaftliche Gefühle entgegen zu bringen.“
„Aber ganz ohne sie kann ich nicht leben…“
Er versuchte mir danach klarzumachen, dass ich es um meinetwillen eben lernen musste, doch in meinem Herzen wusste ich, dass ich das nicht konnte. Ich hatte es immer gewusst.

In allen Fenstern, an denen ich vorüber geh,
spiegeln sich zwei leere Augen
in einem wächsernen Gesicht,
das mechanisch nickt und spricht,
und das um sich blickt, verstört und gehetzt.
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Re: Was war das?

Beitragvon Gaefa » 12.10.2008, 13:34:54

Zwei sehr schöne Teile!
"Ich" tut mir echt leid, dass es ihr so schlecht ergeht und dass sie "sie" nicht vergessen kann.
Schade, dass ihr bester Freund kein Verständnis aufbringt und das Liebesgllück immer nur von kurzer Dauer ist.
Oh, es geht schon auf das Ende zu? Das ist schade. Aber ich bin sehr gespannt, wie du den Bogen zum ersten Teil spannen wirst!
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Re: Was war das?

Beitragvon Kitti » 12.10.2008, 20:00:58

Was? Die tolle Geschichte soll bald schon zu Ende sein? Dann musst du uns aber möglichst bald mit etwas Neuem erfreuen. Schön, dass du wieder Songtexte eingeflochten hast. Bitte bald weiter!!
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Re: Was war das?

Beitragvon Elphaba » 19.10.2008, 05:29:42

So, jetzt hab ich den neuen Teil auch endlich gelesen. :)

Viel mehr hab ich zu meinen Vorgängerinnen gar nicht mehr hinzuzufügen! Wiedermal großartig geschrieben und auch so verdammt traurig. Fast ebenso traurig, dass es schon bald zu Ende sein soll. :( Aber wie ich dich kenne, kommt ja bestimmt auch bald wieder was neues du tapferes Schreiberlein! :D
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Re: Was war das?

Beitragvon Sisi Silberträne » 20.10.2008, 01:12:07

Danke euch =) Geht mal wieder weiter!
Der Rückblick endet hier, nur damit ihr euch auskennt ;)

Elphaba> tapferes Schreiberlein LOOOL Na ja, ich trage mich damit "Die Farbe Grün" umzuarbeiten. Falls das noch wen interessiert...



Als ich zusagte, bei der großen Jubiläumsgala in Wien aufzutreten, in dieser geschichtsträchtigen Stadt, die mein Schicksal auf mehrere Arten so nachhaltig beeinflusst hatte, spielte ich erneut mit dem Gedanken ihr die Wahrheit zu sagen. Ich wollte sie auf diese Weise nicht dazu bringen, zu mir zurück zu kommen, oder schlechtes Gewissen in ihr wecken, doch darauf würde es letztendlich nur hinaus laufen. Aus diesem Grund musste ich weiterhin alles schlucken und tief in das dunkle Verließ im hintersten Winkel meines Selbst verbannen, wie immens schwer es mir auch fiel.

„Wo bist du denn schon wieder mit den Gedanken?“
Ich hob abrupt den Kopf. All die Bilder und Erinnerungen verblassten vor meinem Geist, glitten unaufhaltsam davon wie Sand durch meine Finger. Sie stand immer noch bestens gelaunt vor mir, aber von den anderen Darstellern, die um uns herum gewesen waren, fehlte auf einmal jede Spur.
„Wo sind denn alle?“ Irritiert blickte ich mich um.
Sie lachte glockenhell. „Die sind schon zur Bühne gegangen, und das sollten wir jetzt auch tun, bevor sie ohne uns anfangen.“ Unvermittelt zwickte sie mich in die Seite und schubste mich vor sich her.
„Lass das, eine alte Frau ist kein Schnellzug“, beschwerte ich mich sogleich über diese Behandlung, was sie erneut breit grinsen ließ. Auch auf meinem Gesicht erschien ein Lächeln. In ihrer Gegenwart fühlte ich mich federleicht, als könnte ich bis zu den Sternen gehen. Die Welt war in Ordnung.

Die drei Vorstellungen der Gala wurden ein voller Erfolg, den wir alle zusammen danach noch ein wenig feierten. Spät abends zerstreute sich die Gruppe immer mehr, bis auch sie nach Hause wollte und ich sie zu ihrem Auto begleitete.
„Irgendwie vermisse ich deine kleine Schrottkiste“, scherzte ich, als wir bei ihrem familienfreundlichen Wagen angelangt waren.
„He, nichts gegen mein altes Baby.“ Sie setzte einen gespielt bösen Blick auf, konnte sich jedoch das Grinsen nicht ganz verkneifen. „Bevor ich es vergesse, ich habe übrigens etwas für dich. Es würde mich so freuen, wenn du es in deinem Terminplan unterbringen kannst.“
Was sie mir reichte, war eine Eintrittskarte zu ihrem Konzert im Jänner, genau einen Abend nach der Derniere des Musicals, das ich momentan in Stuttgart spielte.
„Ich komme sehr gerne, das lasse ich mir nicht entgehen“, sagte ich nach einem Moment des Schweigens. Wir verabschiedeten uns mit einem Kuss auf die Wange, ehe sie ins Auto stieg und auf den nächtlichen Straßen verschwand.

Das Monat in Stuttgart verging wie im Flug, es war sogar fast ein wenig unheimlich, dachte ich bei mir, als ich im Halbschlaf versunken im Zug nach Wien saß. Die Dernierenfeier war eine lange Nacht geworden, sodass ich fast die ganze Fahrt verschlief, und danach zum Glück wieder einigermaßen wach war.
Ich kam spät ins Theater und fand nur noch einen Platz an einem der hinteren Tische, was den Vorteil hatte, dass sie es nicht merken würde, sollte mich die Müdigkeit einholen. Doch bei ihrem Konzert war es ohnehin nicht möglich einfach einzunicken. Ich hing wie gebannt an ihren Lippen, es faszinierte mich, wie souverän, locker und lustig sie war. Ganz die, die ich gut kannte. Und wie süß sie aussah! Ein paar Mal fand mich ihr Blick, brachte meine Wangen zum Glühen. Dann waren die Stunden auch schon vorbei, kaum dass sie richtig angefangen hatten.

Nach dem Konzert hielt ich mich im Hintergrund, wartete bis sie umgezogen heraus kam, um zu dem Grüppchen wartender Fans zu stoßen. Sie wusste, dass ich gekommen war, sie hatte mich ja im Saal schon bemerkt, und jetzt wandte sie sich einmal suchend herum. Sie ging so nett mit den wenigen Leuten um, die noch geblieben waren. Und wie schön sie war, in diesem in erdigen Farben gehaltenen schlichten Kleid. Die pure Lebensfreude leuchtete aus ihren jadegrünen Augen.

Schließlich erhob sie sich von ihrem Platz, ging hinüber zu dem Mann und dem kleinen blondgelockten Jungen, die sich ebenfalls ein wenig abseits aufhielten. Ich hatte ihre Familie noch nie vorher gesehen, jedenfalls nicht bewusst. Der Bub war schon müde, er kuschelte sich an sie, als sie ihn behutsam auf ihre Arme hob. Ihr Mann küsste sie zärtlich.
Ich wandte mich ab, schlüpfte in meine Jacke, um das Theater zu verlassen. Doch als ich in den Innenhof hinaus trat, spürte ich eine Hand auf meiner Schulter. Sie hatte mich gesehen und war mir gefolgt.
„Darf ich fragen, was du da machst? Untersteh dich und verschwinde einfach, ohne ein Wort zu sagen!“ In ihren Augen lag ein herausforderndes Blitzen, und sie grinste mich an. „Was machst du denn für ein Gesicht? War ich so schlecht?“
„Ganz im Gegenteil, du warst einfach unglaublich…“ widersprach ich, stockte.
„Aber?“ Sie zog ihre Stirn kraus.
In diesem Moment war es zu viel. All die Gefühle, die ich über Jahre hinweg in meinem Inneren angestaut hatte, brachen hervor. Doch sie waren bedeutungslos, denn sie gehörte zu ihrer Familie, zu ihrem Mann und ihrem Sohn, für die sie die Welt bedeutete, und nicht mehr zu mir. Hungrig pressten sich meine Lippen auf die ihren, die so süß schmeckten, wie der Tau auf zarten Blütenblättern an einem Frühlingsmorgen. Es war ein Abschiedskuss.
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Wirklich frei macht wahrscheinlich nur der Wahnsinn!


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