Was war das?

Eure musicalischen Stories oder Fanfictions könnt ihr hier posten.

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Re: Was war das?

Beitragvon Elphaba » 26.08.2008, 01:50:26

Wow! Ich hab wieder alles ganz deutlich vor mir gesehen! Irre! Du schreibst wirklich super! :)
Die Begegnung mit dem kleinen Jungen hat mir auch besonders gut gefallen!

Jetzt dürfen wir ja wieder gespannt sein, was sie zu dem Geständnis von Ich sagt! *hibbel*

Du olle Cliffhanger-Queen! :P
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Re: Was war das?

Beitragvon Marie Antoinette » 27.08.2008, 19:19:56

Ich meld mich auch mal wieder... hab nur grad im Büro so viel Stress dass ich abends gar nicht mehr so viele Beiträge lese oder schreibe ^^ aber die Geschichte hab ich schon gelesen. :)

Drei schöne neue Teile ... bei dem Madeira-Teil kriegt man grad Urlaubsstimmung, will auch wieder dahin. ^^

Und neugierig wie es weitergeht bin ich auch schon wieder... wie das wohl ausgeht? Hab da so eine Vermutung , dass die Geschichte irgendwann mal eine sehr dramatische oder tragische Wende nehmen könnte...

Schnell weiter! :)

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Re: Was war das?

Beitragvon Sisi Silberträne » 28.08.2008, 21:12:12

Danke, danke ihr Treuen, freut mich, dass euch die FF gefällt =)
Ich bin mittlerweile fast fertig damit, also werden die Updates schön regelmäßig bleiben.



Sie sah mich an, als hätte ich soeben den Weltuntergang verkündet, mir blieb meine nächste Aussage förmlich im Hals stecken. Die Stille zwischen uns war fast noch unerträglicher, als jedes böse Wort, das sie mir an den Kopf werfen konnte.
„Wiederhol das“, sagte sie nach einigen Augenblicken mit erhobenen Brauen.
Ich seufzte lautlos und versuchte meiner Stimme einen festeren Klang zu verleihen. „Du hast schon richtig gehört. Ich bin schwanger.“ Weil sie ohnehin keine Ruhe geben würde, beichtete ich ihr die verhängnisvolle Nacht nach der Derniere vor zwei Monaten.
Sie kniff die Augen zusammen, als ich mein Geständnis beendete. „Ich muss dir wohl nicht sagen, wie unverantwortlich und dumm das war. Du hättest dir auch wer weiß was von dem Kerl holen können.“
„Das weiß ich…“, murmelte ich niedergeschlagen. „Was soll ich denn jetzt tun? Ich bin alles, nur keine Mutter… Wie soll ich ganz allein für ein Kind sorgen?“
„Das hättest dir vorher überlegen sollen.“ Ihre Stimme offenbarte einen bitteren Klang, aber nach ein paar Sekunden löste sich ihr versteinerter Blick in ein leichtes Lächeln, das mich vermutlich aufmuntern sollte. „Du bist doch nicht allein.“

Die Freude an diesem schönen Tag im Freien war mir jäh vergangen, ich wollte nur noch nach Hause. Obwohl weder ihre Augen, noch ihr Tonfall etwas Abschätziges zum Ausdruck brachten, war ich vollkommen sicher, dass sie mich für ein Flittchen ohne den geringsten Verstand halten musste.
Ich hatte sie barsch abgewiesen, nun hockte ich alleine in meiner Wohnung auf dem Sofa und malte mir aus, was in den nächsten Monaten auf mich zukommen würde. Solange man mir die Schwangerschaft noch nicht ansah, konnte ich auf der Bühne stehen. Niemand sollte davon erfahren, nicht einmal mein bester Freund, und schon gar nicht meine Fans. Es gab keinen Mann in meinem Leben, alle würden sie sich die Mäuler über die Entstehung dieses Kindes zerreißen.
Aber wie lange konnte ich es geheim halten, wenn es erst geboren war? Irgendwann würde jemand davon erfahren. Vielleicht war es letztlich das Beste, wenn es niemals zur Welt kam? In meinem Leben war im Grunde kein Platz für ein Kind, nicht zum jetzigen Zeitpunkt. Je länger ich darüber nachdachte, desto vernünftiger erschien es mir dieses Baby nicht zu bekommen, das ich ohnehin nie gewollt hatte.

Während der nächsten paar Tage vermied ich das Gespräch mit ihr, ich ging nicht ans Telefon und ignorierte sämtliche Bitten auf dem Anrufbeantworter, mich doch bei ihr zu melden. Ich wollte mit meinem Elend allein sein, und doch sehnte ich mich nach ihrer Gegenwart, nach der Geborgenheit, wenn sie mich zärtlich festhielt.
Mit ihrer Hartnäckigkeit hatte ich allerdings nicht gerechnet. Am frühen Abend, als ich wieder damit beschäftigt war, mich selbst zu bemitleiden, stand sie plötzlich vor meiner Tür. Anrufe zu ignorieren war einfach, aber sie draußen stehen lassen, das konnte ich nicht. Wortlos tat ich einen Schritt beiseite, ließ sie die Wohnung betreten.

„Kannst du mir vielleicht verraten was das soll?“ fragte sie ohne Umschweife. „Ich habe die ganze Zeit versucht dich zu erreichen.“
Gleichgültig zuckte ich die Schultern. „Ich musste nachdenken.“ Mein Blick wich dem ihren aus. „Ich werde dieses Kind nicht bekommen, es ist besser so.“
Sie riss die Augen auf, verzog aber sonst nicht nennenswert die Miene, während sie mich ins Wohnzimmer schob und auf die Couch drückte. „Langsam glaube ich, dir ist wirklich der Verstand abhanden gekommen… wieso in aller Welt willst du dein Baby abtreiben?
Auf diese Frage hatte ich keine besonders vernünftige Antwort, vermutlich gab es eine solche auch gar nicht. Die Wahrheit war, dass ich überhaupt nichts für dieses Wesen empfand, das da in mir heran wuchs. Es war ein Eindringling, ein Parasit, der sich unerlaubt in meinen Körper geschlichen hatte. Eine Strafe, die für den Moment der Unachtsamkeit, den ich mir geleistet hatte, eindeutig zu hoch war.
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Re: Was war das?

Beitragvon Kitti » 28.08.2008, 21:29:17

Juhu, es geht schon weiter. Ich muss wieder einmal sagen: Du hast wirklich einen unglaublich guten und fesselnden Schreibstil. Ich mag auch sehr, wie du die Gefühle der Ich-Erzählerin beschreibst. Gerade die Sache mit dem Selbstmitleid ist irgendwie sehr authentisch in dieser schwierigen Situation. Ich bin sehr gespannt, wofür sie sich letzendlich entscheiden wird, also mach bitte bald weiter!
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Re: Was war das?

Beitragvon Elphaba » 29.08.2008, 04:11:29

Da kann ich mich wiedermal nur voll und ganz meiner Kollegin anschließen! Großartig! :)

Besunders die inneren Vorgänge bei der Erzählerin sind mir bei diesem Teil wieder positiv aufgefallen! Man kann wirklich "in sie hinein sehen".
Spannend wird es dadurch, dass man ja im Voraus nie weiß, wie es in "Ihr" aussieht und wie sie reagieren wird.
Ich finde es sehr gut und erleichternd, dass Sie das Baby annehmen zu wollen scheint und zu ihrer Freundin steht! :)

Wie immer: Bin gespannt auf die Fortsetzung. :D
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Re: Was war das?

Beitragvon Marie Antoinette » 29.08.2008, 18:23:03

Und ich schließ mich Elphaba und Kitti an... wieder eine super Fortsetzung, alles andere ist eigentlich schon gesagt :)

Bin auch neugierig, wie sie sich letztendlich entscheiden wird.

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Re: Was war das?

Beitragvon Sisi Silberträne » 03.09.2008, 21:43:51

I'm back und Update gibts. Viel Spaß wie immer!


Weil ich jedwedes weitere Gespräch über dieses Thema abblockte, indem ich auf ihre Aussagen nicht einging, resignierte sie nach ein paar erfolglosen Versuchen. Sie war hartnäckig gewesen, das musste ich ihr lassen.
„Dann eben nicht“, schloss sie. „Es ist ja auch deine Entscheidung. Versprich mir bitte nur, dass du dir das gut überlegst.“
„Die letzten Tage habe ich schon viel darüber nachgedacht, und das ist der Schluss, zu dem ich gekommen bin.“ Mein ungehaltener Tonfall tat mir bereits eine Sekunde später leid, sie meinte es ja nur gut.
Sie sah mich prüfend an, wie ich in T-Shirt und Trainingshose vor ihr stand. „Weißt du was? Du ziehst dich jetzt schnell um, und dann gehen wir nett essen. Das wird dich ein bisschen auf andere Gedanken bringen.“
Ich hatte eigentlich gar keinen Hunger, doch sie gab nicht nach, bis ich schließlich eine Jeans und eine passende Bluse aus dem Schrank nahm.

Wortlos sank ich kurz darauf in den Beifahrersitz ihres kleinen Autos, das schon einige Jahre auf dem Buckel hatte. Im Grunde war es ein Schrotthaufen auf vier Rädern, ich wunderte mich, wie sie es damit in auch noch voll beladenem Zustand von Holland nach Wien geschafft hatte.
„Wohin willst du eigentlich?“ fragte ich nach einer Weile, als sie den Wagen über die Höhenstraße durch Grinzing lenkte. Sie hatte doch hoffentlich nicht vor, hier bei einem der Heurigen zu essen, dafür gab es weit empfehlenswertere Gegenden.
Sie grinste nur wissend. „Wart’s ab!“
Zum Glück fuhr sie weiter bis die Heurigen, sowie die eleganten Wohnhäuser zurück fielen. Vor uns lagen nur noch Gras und Bäume, ins Gold des letzten Tageslichts getaucht. Ich war heillos verwirrt, was wollte sie hier? Offenbar hatte sie diesen Ausflug geplant, denn sie holte eine Wolldecke und eine Kühltasche aus dem Kofferraum, nachdem sie das Auto am Wiesenrand geparkt hatte.

Interessiert folgte ich ihr über einen Weg, der bis zum Waldrand führte. Mein Blick fiel auf eine Gruppe unterschiedlicher Bäume, die in einem großen Kreis in einer Senke mitten auf der Wiese angebracht waren. Das war der Lebensbaumkreis am Himmel. Schon der Name dieses Ortes offenbarte eine gewisse magische Poesie.
Bei den ersten Bäumen, wo noch genug Licht hinfiel, hielt sie an. Weiter im Wald war es bereits ziemlich dunkel, sodass die Umgebung nur noch ein paar Meter weit gut zu erkennen war. Ich half ihr dabei die Decke auszubreiten, damit wir uns setzen konnten. Erst jetzt sah ich in die Richtung zurück, aus der wir gekommen waren. Uns bot sich ein Ausblick über einen Teil von Wien.

„Es ist wunderschön hier…“ sagte ich sichtlich beeindruckt.
Während wir dabei zusahen, wie das Tageslicht langsam immer mehr schwand, aßen wir die Sandwiches, die sie mitgebracht hatte. Im Moment schmeckten diese besser als alles, was ein Restaurant anbieten konnte.
Als wir satt waren, legte sie die Arme um meine Taille, zog mich dichter an sich heran. Sie saß ein wenig hinter mir, ich spürte ihren Mund dicht an meinem Ohr zärtliche Worte flüstern. Eine ihrer Hände glitt langsam über meinen flachen Bauch. Mein Blick fiel erneut auf die Stadt, die im Dämmerlicht unendlich weit entfernt schien, fast wie in einer anderen Welt.
Zuletzt geändert von Sisi Silberträne am 04.09.2008, 12:40:06, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Was war das?

Beitragvon Elphaba » 04.09.2008, 00:41:02

Oh wie schön! Wieder ein neuer Teil! Vielen lieben Dank Sisi! :)

Hach, wie ist das romantisch! Na das bringt Ich ja vielleicht doch noch dazu, sich nochmal umzuentscheiden...
Sag mal, gibt es den Ort, den du da beschreibst, vielleicht wirklich? Das stell ich mir ja wirklich traumhaft vor! :)
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Re: Was war das?

Beitragvon Kitti » 04.09.2008, 19:13:16

Wow, das ist wirklich wieder ein wunderschöner Teil, da kann ich meiner lieben Kollegin nur zustimmen. Von den Heurigen hätte ich mich an ihrer Stelle auch ferngehalten, das hat mich in Wien auch nicht interessiert. :D
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Re: Was war das?

Beitragvon Sisi Silberträne » 05.09.2008, 20:14:27

Elphaba> ja, den Ort gibt es wirklich. Ist total schön da, auf eine gewisse Weise tatsächlich magisch. Seit ich dort bei dem Lebensbaumkreis war, weiß ich, dass mein Lebensbaum die Eibe ist. Der Baum des Todes oO

Kitti> och, man muss nur einen Heurigen in der richtigen Gegend aussuchen, zum Beispiel in Stammersdorf ^^ Grinzig ist einfach zu touristisch, da wird man nur mit unschöner Musik zugedudelt. Als Wiener geht man dort nicht hin ;)



Für eine Zeit, die länger erschien als sie wirklich war, saßen wir einfach nur da, eng aneinander gekuschelt den Augenblick genießend. Die Welt um uns herum hatte aufgehört zu existieren, es gab nur noch uns beide. Und doch vermochte ich die Gedanken an die Zukunft nicht ganz verdrängen. Was würde in einem Jahr sein? In fünf? Würde sie mich dann immer noch lieben? Oder würde der Zauber dieses Sommers mit den ersten fallenden Blättern vergehen, wenn der Herbst begann?

Wirst du mich immer lieben,
lässt du mich nie allein?
Wirst du mich immer lieben,
bis zum süßen bitt’ren Ende?
Ich habe übertrieben,
als ich vorgab stark zu sein.
Nichts ist davon geblieben,
jetzt bin ich ganz klein.


Ich wandte mich zu ihr um, fing ihren Blick ein. Während ich erneut in ihren grünen Augen zu versinken drohte, entsann ich mich eines Gedichtes, das ich vor gar nicht allzu langer Zeit gelesen hatte.
„In ihrem Lichte ist es, daß ich wohne, Doch wenn sie mir je schwindet, muss ich sterben“, sprach ich die letzten beiden Zeilen laut aus. Ich konnte den Ausdruck der Überraschung in ihren Augen sehen.
„Sag so etwas nicht“, flüsterte sie kaum hörbar. Sie hatte die Worte erkannt. „Das, was dich zu Fall bringt, muss erst noch erfunden werden, du bist so stark. Und dafür liebe ich dich.“
Sie küsste mich zärtlich, zog mich ganz dicht an sich heran. Wie von selbst begannen meine Hände über ihren Körper zu gleiten, über die weiche Haut ihres unter dem dünnen Sommerkleid bloßen Schenkels.

Während der nächsten Wochen versuchte sie immer wieder auf subtile Art und Weise vor Augen zu führen, wie viel Freude ein Baby machen konnte, um auf diese Weise meine Zweifel zu zerstreuen. Ich brachte es einfach nicht über mich, das winzige Wesen in mir abzutreiben, und dann war plötzlich der dritte Monat vorbei. Die Zeit hatte mir die Entscheidung letztlich abgenommen, nun war es nicht mehr zu ändern. Im März des nächsten Jahres würde mein Kind zur Welt kommen. Bis dahin würde ich schon lernen es zu lieben, das hatte es verdient, es konnte schließlich nichts für die wenig erfreulichen Umstände seiner Zeugung.

Sie war immer noch die einzige, die von meiner Schwangerschaft wusste. Mein bester Freund war zum Glück im Moment mit seinen eigenen Angelegenheiten beschäftigt genug, sodass wir wenig Kontakt hatten. Am Telefon war es leicht vor ihm etwas zu verheimlichen, aber nicht, wenn wir voreinander standen. Ebenso verhielt es sich bei meiner Familie. Ich hatte nicht die leiseste Ahnung, wie ich meinen Eltern die Wahrheit beibringen sollte. Sie hielten sich an ein konservatives Bild der Familie, ein uneheliches Kind ohne Vater, ganz zu schweigen das Zusammenleben mit einer Frau wollte dort nicht hinein passen.
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Re: Was war das?

Beitragvon Kitti » 05.09.2008, 20:19:09

Juhu, es geht schon weiter. Schön, dass sie sich gegen die Abtreibung entschieden hat, aber noch schöner ist es, wie du den Songtext und das Gedicht eingebaut hast. Leider fällt mir gerade nicht ein, woher ich es kennen könnte. Kannst du mir da auf die Sprünge helfen? Ach ja, danke für den Insider-Tipp. :wink:
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Re: Was war das?

Beitragvon Elphaba » 06.09.2008, 01:50:33

Oi, so eine schnelle Fortsetzung! :shock:

Super, danke Sisi! :)

Ich muss gestehen, ich kenne die Gedichtzeilen nicht, aber ich finde sie wunderschön! :) Sie passen sehr gut da rein! Ich bin ja mal neugierig, wie Freunde und Familie reagieren werden, denn ewig wird sie das Baby ja nicht verheimlichen können! Aber ich bin natürlich auch froh, dass es nun doch nicht zu einer Abtreibung gekommen ist!

Aber jetzt bin ich doch nochmal neugierig geworden: Was genau ist denn eigentlich so ein Lebensbaum-Kreis? Und wie funktioniert das mit dem eigenen Lebensbaum finden? :oops:
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Re: Was war das?

Beitragvon Nörri » 06.09.2008, 06:27:05

wow, ich bin erst heute auf diesen Bereich gestoßen (leider) und ich muß sagen, phantastisch.
Traumhaft schön zulesen, ich bin während des Lesens richtig mit der Geschichte verschmolzen, mal himmelhoch jauchzend, dann wieder zu Tode betrübt. mach weiter so
vielen Dank
Gruß Nörri

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Re: Was war das?

Beitragvon Marie Antoinette » 06.09.2008, 12:58:28

Mir gefallen die zwei neuen Teile wieder sehr gut... das Lied und das Gedicht passen wirklich gut ... aber ich weiß auch nicht, was für ein Gedicht das ist...

freu mich schon auf den nächsten Teil! :)

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Re: Was war das?

Beitragvon Sisi Silberträne » 07.09.2008, 22:47:03

Ach ja, das Gedicht. Ich suchs mal komplett raus...

Sonntagskind

Ich bin ein Sonntagskind, ein Kind der Sonne;
Die goldnen Strahlen wand sie mir zum Throne,
Mit ihrem Glanze flocht sie meine Krone,
In ihrem Lichte ist es, daß ich wohne,
Doch wenn sie mir je schwindet, muss ich sterben.

Na, fällt nun der Groschen? ;)
Wenn nicht, es ist eins von Elisabeths Gedichten.

Elphaba> der Lebensbaumkreis am Himmel ist einfach ein Kreis aus unterschiedlichen Bäumen, wo man auf den Tafeln nachsehen muss, in den Zeitraum welchen Baumes das eigene Geburtsdatum fällt. Das ist dann der Lebensbaum. Die Bedeutung steht auch auf jeder Tafel, Charaktereigenschaften und so. Ist recht interessant.

Nörri> uiii, eine neue Leserin *freuz* :D



Auch der schönste Sommer wehrte nicht für immer, dieses Jahr begann der Herbst feucht und stürmisch. Im September kehrte sie als Kaiserin zurück auf die Bühne des Theaters an der Wien, während ich in Holland und Deutschland meine letzten Auftritte absolvierte. Langsam begann man mir die Schwangerschaft anzusehen, aber mit der richtigen Kleidung ließ es sich noch gut kaschieren.
Wenn ich unterwegs war, fehlte sie mir sehr. Damit ich wenigstens etwas von ihr hatte, schrieb sie auf die Rückseite eines gemeinsames Foto, das früh morgens auf unserer Schilfinsel entstanden war, und auf dem wir einander zärtlich festhielten, ein paar schöne Worte, und ich tat das Gleiche für sie. Spätabends vor dem Einschlafen im fremden Hotelbett drehte ich das Foto zwischen den Fingern, las immer wieder die Zeilen in ihrer feinen schrägen Handschrift.
Du hast mir gezeigt wie tief Liebe unter die Haut gehen kann. Dein Blick lässt mich nicht los, du hast den Himmel in deinen Augen. Meinen Himmel. Du berührst mein Herz wie noch niemand zuvor.

Ende Oktober stand eines Abends plötzlich mein bester Freund vor meiner Tür. Er hatte seinen Besuch nicht angekündigt und traf mich nur alleine zu Hause an, weil sie auf der Bühne stand. Wir wohnten zwar nicht zusammen, aber meist war entweder sie bei mir, oder ich bei ihr.
„Was verschafft mir diese Überraschung?“ erkundigte ich mich bei ihm, als ich ihn perplex herein gelassen hatte.
Er musterte mich gründlich vom Scheitel bis zu den Zehen, als wollte er auf diese Weise herausfinden, ob etwas an mir anders war. Sein Blick streifte meinen Bauch, hielt einige Sekunden inne. „Ich wollte dich sehen, Kleine.“
Mit dieser Bezeichnung konnte er mich meistens auf die Palme bringen, obwohl ich ein halbes Jahr älter war, pflegte er mich wie seine kleine Schwester zu behandeln. „Vielleicht gewöhnst du dir irgendwann ja an, deinen Besuch anzukündigen“, antwortete ich schnippisch.
„Nur wenn du aufhörst mir auszuweichen. Was ist denn los mit dir? Du meldest dich in letzter Zeit überhaupt nicht mehr, und wenn ich anrufe, wimmelst du mich ab. Und warum hast du so viele Auftritte abgesagt?“
„Du machst wie immer aus einer Mücke einen Elefanten. Ich brauche eine Pause, das ist alles.“ Ich setzte ein schiefes Lächeln auf, das ihn nicht zu täuschen vermochte. Jetzt wo er hier war, konnte ich ihn schlecht mit einer fadenscheinigen Ausrede bitten sofort wieder zu gehen. Ich hoffte nur, dass der lange weite Pullover mein Bäuchlein gut genug vor ihm verdecken würde.

Je später es wurde, desto häufiger versuchte ich unauffällig auf meine Armbanduhr zu schielen. Nach Vorstellungsende und wenn sie sich von den Fans gelöst hatte, würde sie zu mir kommen.
„So sehr ich mich über deinen Besuch freue, es ist heute nicht so günstig“, begann ich vorsichtig. „Ich bin mit jemandem zusammen…“
„Und er wollte heute noch vorbei kommen?“ vollendete er den Satz. „Du hattest also Gelegenheit ihm deine Gefühle mitzuteilen? Das ist schön. Ich bin neugierig auf den Mann, der dein Herz erobert hat.“
Beides beantwortete ich mit einem Nicken. „Das glaube ich dir aufs Wort, aber er wäre sicher nicht erbaut einen anderen Mann auf meinem Sofa vorzufinden.“ Ich schmunzelte.
Er machte eine wegwerfende Handbewegung. „Du hast ihm doch bestimmt von mir erzählt, dann weiß er auch, dass du für mich wie meine kleine Schwester bist, und große Brüder sind immer besorgt.“
Ich lachte leise, weil ich selber drei von der Sorte hatte. „Es wäre trotzdem besser ihn vorzuwarnen.“
Meine Versuche ihn abzuwimmeln waren allesamt sinnlos, und da er sich kein Hotel genommen hatte, nachdem auf meinem Sofa bisher immer noch Platz für ihn gewesen war, konnte ich ihn zu so später Stunde nicht hinaus werfen. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass die Vorstellung seit etwa zehn Minuten zu Ende war.
Zuletzt geändert von Sisi Silberträne am 27.10.2009, 21:23:04, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Was war das?

Beitragvon Elphaba » 08.09.2008, 01:00:39

Hu es wird mal wieder spannend! Sehr gut! :D

Genau wie dein neuer Teil Sisi! Wieder wie gewohnt toll geschrieben! Man lebt da so richtig mit!

Ach ja, und danke für die Erklärung zum Lebensbaum! Da würde ich ja auch gern mal wissen, welcher mein Baum ist! :)
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Re: Was war das?

Beitragvon Sisi Silberträne » 12.09.2008, 01:23:00

Hm vielleicht steht das im Internet, ich muss mal schauen, dann poste ich den Link...

10.000 Wörter hiermit geknackt 8)



Mit einem merkwürdigen flatternden Gefühl in der Magengegend flüchtete ich in die Küche, um dort ein wenig aufzuräumen, und obwohl nicht viel zu tun war, ließ ich mir dabei möglichst viel Zeit. Als ich wieder ins Wohnzimmer zurück kehrte, konnte ich mir ein leises Lachen nicht verkneifen. Er war auf dem Sofa eingeschlafen. Wie süß und friedlich er aussah!
Da hörte ich ein Geräusch an der Tür, das ich als Klappern von Schlüsseln und das Klicken des Schlosses identifizierte. Schnell ging ich in den Flur, um sie in Empfang zu nehmen, ehe sie unvorbereitet über die schlafende Gestalt auf der Couch stolperte. Während sie dann im Bad verschwand, suchte ich eine Decke für meinen müden Krieger, die ich vorsichtig, um ihn nicht zu wecken, über ihn breitete.
Bald darauf kam sie zu mir ins Bett gekrochen und wir tauschten uns noch ein wenig über den Tag aus. Sie fragte mich, weshalb ich meinem besten Freund bisher nie etwas von meinen Gefühlen für sie erzählt hatte, aber die Wahrheit war, dass ich es selbst nicht wusste. Vielleicht, weil ich befürchtete er würde es nicht verstehen. Er erwartete einen hübschen Mann, der es geschafft hatte mir den Kopf zu verdrehen, und nicht diese zierliche Frau, die jetzt in meinen Armen lag.

„Guten Morgen, Kleine!“ gellte eine Stimme jäh in die Stille meines leichten Schlafes. Ich war nicht sicher, ob ich den Satz tatsächlich gehört hatte, doch dann ließ mich ein lautes Scheppern beinahe aus dem Bett fallen. Mitten im Zimmer stand mein bester Freund mit schockiertem Blick abwechselnd von uns auf das Tablett auf dem Boden starrend.
Sie war ebenfalls durch den Lärm wach geworden, und da saßen wir nun aufrecht im Bett wie zwei begossene Pudel. Da ich nur ein dünnes Nachthemd trug, zog ich blitzschnell die Decke ein wenig höher.
„Dir auch einen guten Morgen“, murmelte ich verlegen. Dass er es unbedingt auf diese Weise heraus finden musste. Aber möglicherweise war es im Endeffekt das Beste, jetzt brauchte ich ihm nicht mehr zu verheimlichen, wem meine Liebe galt.
Seine Augenbraue wanderte in die Höhe, als könne er nicht glauben was er sah. Ehe jemand das Wort ergreifen konnte, stieg sie aus dem Bett, um notdürftig die Sauerei auf dem Boden zu beheben und dann mit dem Tablett in die Küche zu gehen. Sie wollte uns Zeit geben, uns zu unterhalten.

Er stand immer noch unverändert auf derselben Stelle im Raum, als sie an ihm vorbei hinaus marschiert war. „Das ist also dein Traummann… Wie lange geht das schon mit euch? Und warum hast du mir nie die Wahrheit gesagt?“
„Ich weiß es nicht, verdammt…“, antwortete ich leise. „Es ist vollkommen verrückt, ich verstehe doch selbst nicht, warum ich so empfinde, aber ich liebe sie… mehr als ich jemals zuvor jemanden geliebt habe.“
„Du musst dich vor mir nicht rechtfertigen… Wenn du nichts sagen willst, lass es. Ich dachte nur ich wäre dein bester Freund und du würdest mir vertrauen.“ Er bückte sich nach einem Scherben, den sie zuvor übersehen hatte. „Vielleicht hast du recht, ich sollte meine Besuche in Zukunft ankündigen, damit sie nicht ungelegen sind. Ich gehe jetzt wohl besser, ich will euch nicht länger stören. Wir hören uns.“

Erst ein paar Minuten, nachdem ich draußen die Tür gehört hatte, erwachte ich aus meiner Starre. Er war beleidigt, weil ich ihm die Wahrheit über diese Beziehung verschwiegen hatte. Oder vielleicht hielt er auch die Vorstellung für absonderlich, dass wir beide einander liebten. Wie würde er dann erst reagieren, wenn er auch noch von meiner Schwangerschaft erfuhr? Und irgendwann würde es erfahren, ich konnte ihm wie meiner Familie ein Kind nicht verheimlichen, und ich wollte es auch nicht.
Niedergeschlagen tappte ich schließlich zu ihr in die Küche. Hungrig war ich nicht, ich sehnte mich nach einer liebevollen Umarmung und einem zärtlichen Kuss. Mit ihr zusammen war alles leicht, als würde ich schweben.
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Re: Was war das?

Beitragvon Elphaba » 12.09.2008, 03:13:37

Hmm. Schade. Ich kann ja einerseits verstehen, dass er ein wenig beleidigt ist, dass sie ihm nicht von Anfang an erzählt hat, wer ihre große Liebe ist, aber dennoch finde ich, dass erauch ein bisschen lockerer hätte reagieren können. Gerade weil er ja wohl auch "andersrum" ist, hätte ich gedacht, dass er eher anfängt zu lachen und die Situation eher ulkig findet...

Aber das ist jetzt keine Kritik an deiner Geschichte! Die Fortsetzung ist wie immer super geschrieben! Ich bin nur irgendwie schon so in der Geschichte "gefangen", dass ich mir, wie eine involvierte Person ausmale, wie der andere reagieren wird und bin dann (ebenfalls, als wäre ich Teil der Geschichte) überrascht/erstaunt/ traurig/enttäuscht etc... über das, was dann letztlich wirklich passiert. :oops:

Sorry, das war jetzt vielleicht etwas unverständlich, aber ich wollte damit nur ausdrücken, dass du wirklich so mitreißend und lebendig schreibst, dass so etwas eben passiert bei mir. :wink: :oops:
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Re: Was war das?

Beitragvon Kitti » 12.09.2008, 13:37:59

Oh ja, du verstehst es wirklich, mitreißend zu schreiben. Da kann ich meiner lieben Kollegin nur zustimmen. Ich bin sehr gespannt, wie es weitergeht und wie er reagieren wird, wenn er von der Schwangerschaft erfährt.
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Sisi Silberträne
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Re: Was war das?

Beitragvon Sisi Silberträne » 15.09.2008, 01:34:47

Danke für die Kommis... vielleicht wird seine Reaktion nun etwas klarer. Wenn nicht, Männer und Logik ist sowieso ein Oxymoron ;)


Während der nächsten Tage überlegte ich ein paar Mal meinen besten Freund anzurufen, doch was sollte ich nach seinem Abgang schon sagen? Ich hätte gerne den Grund für seine eigenartige Reaktion erfahren. Dass er sich für mich Sturm freute, hatte ich gewiss nicht erwartet. Schließlich rang ich mich dazu durch das Telefon zu nehmen und seine Nummer zu wählen.
„Was willst du?“ meldete er sich knapp, als er mich erkannte. „Ich habe nicht viel Zeit, mach schnell.“
„Mich bei dir entschuldigen. Ich hätte es dir sagen sollen, es tut mir leid.“ Die Pause behagte mir nicht, ich hörte ihn nur scharf ausatmen.
„Ja, das hättest du wirklich. Ich wollte nicht so abweisend reagieren, ich war wohl einfach enttäuscht, weil ich angenommen habe, du würdest mir vertrauen. Du bist meine beste Freundin…“
Ich seufzte leise. „Sag mir, war es wirklich nur das und es hat nichts damit zu tun, dass sie und ich…?“
Am anderen Ende erklang ein Lachen von ihm. „Als ich mit dem Frühstück in dein Schlafzimmer kam, dachte ich, ich traue meinen Augen nicht. Du kannst zusammen sein mit wem du willst, ich hoffe nur du verrennst dich da nicht in etwas.“
„Das tue ich nicht. Ich liebe sie…“ Meine Finger klammerten sich unbewusst fester an den Apparat.
„Wenn du meinst. Du musst selbst wissen was du tust.“ Er hielt für einen Moment inne. „So, ich muss auflegen. Machs gut, Kleine.“

Er hielt es für eine Phase, etwas, das vorbei gehen würde. Aber das war es nicht, es war viel mehr. Seine Zweifel machten mich so wütend. Ich stempelte seine Beziehung mit seinem Lebensgefährten doch auch nicht als eine Laune der Hormone ab. Weshalb konnte er einen Mann lieben, aber ich keine Frau?
Sollte er denken was er wollte, es war mir gleichgültig. Er hatte keine Ahnung! Mein Herz gehörte ihr, ich hatte noch nie so viel für einen Menschen empfunden, und ich würde zu ihr stehen. Immer, ganz egal was geschah.
Nach diesem Telefongespräch ließ ich den Kontakt bewusst ein wenig schleifen. Eigentlich hatte ich ihm erzählen wollen, dass ich ein Kind erwartete, doch im Moment war ich nicht sicher, ob das eine besonders gute Idee war. Ich hatte keine Lust auf eine Standpauke von ihm, das würden meine Eltern und meine Brüder gewiss noch gründlich erledigen.

Die Weihnachtszeit rückte näher, normalerweise konnte ich es kaum abwarten während der Feiertage meine Familie um mich zu haben, doch heuer war es anders. Ich wurde immer sicherer, dass ich nicht nach Hause wollte, aber genauso wenig behagte mir der Gedanke allein zu sein, wenn sie nach Holland fuhr, um die Festtage mit den ihren zu verbringen. Ich hätte sie so gerne bei mir gehabt.

Jetzt Mitte Dezember konnte ich meine Schwangerschaft nicht mehr verstecken. Ich war im sechsten Monat und fühlte mich immer schwerfälliger. Das Baby in mir zu spüren, wenn es sich bewegte, war unglaublich, es entschädigte für alle Mühen. Die entsetzliche morgendliche Übelkeit hatte glücklicherweise nur die ersten paar Monate über angedauert, sodass ich nur noch mit Fressanfällen in mitunter widerlichen Kombinationen zu kämpfen hatte. Meine bevorzugte Variante waren Rollmöpse und gleich darauf Gummibärchen.

An einem Abend, als sie spielfrei hatte, saßen wir bei ihr daheim und sahen uns Gruselfilme an, wobei wir immer näher zusammen rückten. Zumindest hatten wir uns noch auf einen Streifen über Werwölfe geeinigt, Stephen King versprach eine nicht allzu schwachsinnige Unterhaltung. Dennoch war ich schlussendlich froh, als der Abspann über den Fernsehschirm flimmerte. Romantische Komödien waren mir doch lieber.
Es war schon spät und während sie ins Bad ging, brachte ich das benutzte Geschirr in die Küche. Nachdem ich abgewaschen hatte, beschloss ich mir rasch die Zähne zu putzen, bevor sie sich für die nächste halbe Stunde in die Wanne legte. Sie stand vor dem Spiegel, war dabei sich das Haar aufzustecken. Ich trat hinter sie, legte die Arme um ihre Taille und den Kopf auf ihre Schulter.
„Ich liebe dich“, flüsterte ich ihr ins Ohr.
Ihr Spiegelbild lächelte mir entgegen. Sie wandte den Kopf zur Seite, um mich zu küssen. Nach einigen Augenblicken nahm sie mich bei der Hand und zog mich mit sich zu der inzwischen vollgelaufenen Wanne. Ich beobachtete ihre geschmeidigen Bewegungen, mit denen sie sich ihrer Kleidung entledigte und sich ins warme Wasser gleiten ließ. Ich konnte mich einfach nicht satt sehen an ihr. Sie bedachte mich mit einem abwartenden Blick, der mich dazu veranlasste es ihr gleich zu tun, sodass ich schließlich vor ihr saß und ihre Hände auf meinem Bauch ruhten.
Als das Baby plötzlich einen festen Tritt austeilte, gab ich einen Überraschungslaut von mir. Dem einen folgten noch weitere, und ich lächelte. „Fühlt sich an, als würde das Kleine da drin Cha Cha Cha tanzen.“
„Es kommt eben ganz nach seiner Mutter“, erwiderte sie. „Es wird perfekt und wunderschön, so wie du.“ Ihre Lippen hauchten einen Kuss in meinen Nacken und ihre Fingerspitzen zeichneten behutsam die Linie meiner Wirbelsäule nach. Sie brachte mich mit ihren zärtlichen Berührungen jedes Mal fast um den Verstand.
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