Was war das?

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Was war das?

Beitragvon Sisi Silberträne » 15.07.2008, 01:24:23

Inhalt: Eine untrennbare Verbindung, ein geheimer Traum... Diese Geschichte ist ein Versuch, bei dem ich selber noch nicht genau weiß, wohin er führen wird.

Genre: Romantik, Silent

Rating: P12 (vorerst), Slash-Warnung

A/N: gut, hier ist also die Geschichte zu dem Titelbild! Die Figuren werden übrigens namenlos bleiben. Ich würd mich sehr über Leser und Kommentare freuen =)

~~~~~~~~~~

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Was war das?

von Sisi


Ohne dich sein
ganz ohne dich

und langsam
zu vergessen beginnen
wie es mit dir war
ganz mit dir

und dann halb
halb mit und halb ohne

und ganz zuletzt
ganz ohne

(Erich Fried)



Mit dem kitzelnden Gefühl gespannter Erwartung betrat ich das Theater. Der Wind fuhr erneut durch meine widerspenstigen dunklen Locken, ehe ich die Tür hinter mir schloss. Es würde für die große Jubiläumsgala die erste Probe vor Ort sein und ich freute mich auf altbekannte Gesichter, die ich teilweise vor Jahren zum letzten Mal gesehen hatte. Besonders auf eins, doch ich war nicht sicher wie die Begegnung mit ihr nach all der Zeit ausfallen würde. Früher waren wir einander sehr nah gewesen, aber jetzt war davon nur noch eine schöne Erinnerung geblieben, kaum mehr als ein Traum. Ihr nun wieder an dem Ort zu begegnen, wo einst alles begonnen hatte, war unbeschreiblich, ich wollte jeden Moment davon nicht nur durchleben, sondern mit all meinen Sinnen erleben.
Drinnen traf ich auf die ersten paar Kollegen, darunter mein bester Freund, der mich sofort herzlich begrüßte. Dann sah ich sie. Eine schlanke hochgewachsene Gestalt mit dunkelbraunem kinnlangem Haar, das ein schmales Gesicht umrahmte. Noch hatte sie mich nicht entdeckt, ihre Augen waren halb geschlossen, offenbarten nur einen Schimmer ihrer jadegrünen Farbe. Ein rosiger Ton überzog ihre Wangen und ein paar freche Haarsträhnen hingen ihr in die Stirn. Die Jahre hatten sie nicht nur reifer gemacht, sondern auch schöner. Mit einem Mal öffnete sie die Augen, unsere Blicke trafen sich. Ihr Mund formte sich zu jenem erfrischenden Lächeln, das ich an ihr vom ersten Moment an geliebt hatte.

„Es ist schön dich zu sehen“, sagte ich leise und begrüßte sie mit einem Kuss auf die Wange. „Du siehst gut aus, die Ehe scheint dir zu bekommen.“
Sie nickte leicht. „Im Normalfall kann ich mich nicht beklagen. Und du? Wie ist es dir über die Jahre ergangen?“
Als diese unglaublich grünen Augen mich erfassten, mich festhielten mit der reinen Intensität ihres Blickes, hatte ich das Gefühl in ihnen zu ertrinken wie im kristallklaren Wasser eines Waldsees. Jetzt wo ich sie sah, strahlend schön wie das pure Leben, wurde mir stärker denn je bewusst, was die Zeit aus mir selbst gemacht hatte. Obwohl ich nur zwei Jahre älter war, hätten die Unterschiede zwischen uns nicht größer sein können. Die vielen Tage der Einsamkeit nagten an mir wie ein wildes Tier an seiner Beute. Ich war blass und mager, versuchte beides mit entsprechender Schminke und Kleidung zu kaschieren, was nicht immer gelingen wollte. Meine tiefblauen Augen blickten mir stets glanzlos aus dem Spiegel entgegen, nur selten konnte etwas das Leuchten von früher in ihnen erwecken.

„Weilst du noch unter uns?“
Ihre Stimme holte mich in die Gegenwart zurück. Sie legte mir die Hand auf den Arm, um auf sich aufmerksam zu machen. Diese nebensächliche Geste entfachte sofort ein Feuer in mir.
„Ja… Ich dachte gerade an früher“, antwortete ich rasch, versuchte das jäh aufbegehrende Verlangen danach zu unterdrücken, diese unglaublich zärtlichen liebevollen Hände wieder auf meiner Haut zu spüren.
Sie nahm mich bei der Hand und zog mich mit sich, aus der Hörweite der anderen Darsteller. „Du hast mir gefehlt. Unsere langen Gespräche am Telefon…“ Als sie mit einem beinahe verträumten Blick inne hielt, zog ich die Stirn kraus. Sie lächelte.

Ich dachte jäh an den Moment unserer ersten Begegnung. Gesehen hatten wir einander freilich schon davor, schließlich spielten wir am gleichen Theater. Mir war das Glück hold gewesen, ich hatte eine der größeren Rollen bekommen, während sie dem Ensemble angehörte und auch meine Zweitbesetzung war. Beide waren wir jung und aufstrebend, bereit nach den Sternen zu greifen. Einmal kam ich in den Probenraum, als sie sich gerade für die Vorstellung aufwärmte. Sie sang die Ballade meiner Rolle. Natürlich hatte ich das Lied schon oft von anderen Sängern gehört, auch in verschiedenen Sprachen, doch nie zuvor von ihr. Obwohl wir uns fast jeden Abend sahen, hatten wir bisher nie viel Kontakt gehabt, wir waren keine Freundinnen. Vielleicht war die Konkurrenz zwischen uns einfach zu groß. Ihre warme Stimme berührte mich, als sie mit voller Hingabe das Lied sang.

Mijn droom zo anders dan de hel
Waarin ik ben gedoemd te leven
Waarin geen enkele hoop
Meer gloort
Het leven heeft
Mijn droom vermoord


Schweigend lauschte ich ihren Worten, bis der letzte Ton verklungen war. Sie hatte mich die ganze Zeit über nicht bemerkt in ihrer Konzentration, aber jetzt trafen sich unsere Blicke für einen Moment. Es schien ihr unangenehm zu sein, dass ich ihr zugehört hatte. Die Worte lagen mir auf der Zunge, doch sie rauschte an mir vorbei, ehe ich sie aussprechen konnte.
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Re: Was war das?

Beitragvon Heldin » 15.07.2008, 01:28:05

Ja, du kennst meine Meinung zu der Geschichte ja schon :^^:
Schön^^

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Re: Was war das?

Beitragvon Coco » 15.07.2008, 01:30:29

Hm... wie kommts, dass ich da ganz bestimmte Personen im Kopf hab :mrgreen: Helf mi mal auf die Sprünge :mrgreen:

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Re: Was war das?

Beitragvon Elphaba » 15.07.2008, 01:35:14

Na sowas, kaum bittet man darum, schon hat sie auch schon gepostet! Perfekt! :D

Na, das klingt ja wirklich schonmal sehr vielversprechend dein Anfang! :)
Geschichten, von denen man selbst nicht genau weiß, wohin sie führen, sind sowieso meist die besten! :D

Sehr schön romantisch geschrieben mit den vielen blumigen Adjektiven am Anfang!

Schön auch, dass du den Teil mit einem Gedicht eingeleitet hast.

Ich bin schon gespannt darauf, wie es weitergeht! :)
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Re: Was war das?

Beitragvon Marie Antoinette » 15.07.2008, 07:06:05

Da ist ja die Geschichte auch schon.. hätte wohl besser erst mal h ier reingeguckt... :lol:

Meine Meinung kennst du ja auch schon... wieder eine sehr schöne Geschichte. Und ja, mir kommen die Personen auch ziemlich bekannt vor :wink:

Bin mal gespannt wo die Geschichte noch hinführt... schnell weiter!

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Re: Was war das?

Beitragvon Sisi Silberträne » 17.07.2008, 00:25:44

Danke für die Kommis!

Tja, warum nur, Coco? :mrgreen:

Hier kommt gleich noch ein Teil...



Etwas war in diesem Augenblick mit mir geschehen. Etwas, das ich nicht verstehen konnte. Sie ging mir nicht mehr aus dem Kopf, ihre Stimme, ihre Augen, ihr Lächeln. Ich nahm mir vor, den Versuch zu starten mit ihr ein Gespräch zu beginnen, sie ein wenig besser kennen zu lernen, und dabei blieb es auch. Immer wieder kamen die absurdesten Dinge dazwischen, bis plötzlich der Abend der Derniere angebrochen war. Danach trennten sich unsere Wege. Fürs Erste.

Dann kam Wien, meine große Chance und das Traumziel einer jeden jungen Sängerin. Als ich mich in diesem strahlend weißen Kleid das erste Mal im Spiegel sah, erschien es mir so unwirklich. Konnte diese Frau mit den funkelnden Sternen im Haar tatsächlich ich sein? Alles war so neu, so aufregend, es gab tausend Dinge zu tun, und darüber hörte ich auf über sie nachzudenken. Mein Bühnenpartner, den ich ebenfalls bereits aus der Zeit von Les Misérables in meiner Heimat Holland kannte, wurde während der nächsten zwei Jahre mein bester Freund.
Die Rolle der österreichischen Kaiserin legte meinen Namen in die Münder der Wienerinnen und Wiener, am Anfang nur in Form von bissigen Kritiken, aber dann ging es bergauf. Wir griffen nicht nur nach den Sternen, wir fingen sie ein. Doch wer hoch steigt, der kann auch tief fallen, das begann ich nach über einem Jahr in der Produktion nach und nach zu begreifen.
„Du siehst müde aus“, bemerkte mein bester Freund an einem Abend. Er hatte recht, ich fühlte mich auch so. Nicht unbedingt körperlich, es war viel mehr eine innerliche geistige Erschöpfung. Die Rolle mit ihrer facettenreichen Tragik zehrte an meinen Kräften, ich brauchte Abstand, es wurde Zeit einen neuen Weg zu gehen.

Bald stand es dann fest, nach zwei Jahren würde ich die Produktion verlassen, die mich ganz nach oben gebracht hatte. Doch es hielt mich in Wien, ich wollte dieser Stadt mit ihrem ganz eigenen Flair noch nicht den Rücken zuwenden. Vielleicht war es Schicksal. Der Name, der in der Besetzungsliste nun an meiner Statt stehen würde, sollte meine Welt durcheinander bringen. Es war ihr Name. Ich kaufte mir eine Karte für ihre Premiere im September.
Es war ein eigenartiges Gefühl im Publikum zu sitzen und sie auf der Bühne zusammen mit meinem besten Freund zu sehen. Die beiden harmonierten gut, es machte mich glücklich, dass gerade sie meine Nachfolgerin geworden war. Ironischerweise berührte mich das eine Lied am meisten, das tatsächlich für mich dazu geschrieben worden war.

Wirklich frei macht wahrscheinlich nur der Wahnsinn,
doch zum Wahnsinn fehlt mir der Mut.
So spiel ich die Starke und tu was ich tu,
als wär dieses Leben mehr als Täuschung, Irrtum, Betrug.
Als wär nichts, nichts, gar nichts genug.


Nach der Vorstellung ging ich wie die jungen Mädchen zur Bühnentür. Ich hielt mich im Hintergrund, beobachtete amüsiert die Szenerie. Noch vor Kurzem war ich selbst mittendrin gewesen, Autogramme gebend, lachend, schwatzend. Zusammen mit meinem besten Freund. Als er heraus kam, grinste ich leicht. Er wurde sofort begeistert umschwärmt. Dann trat sie in die Gasse, aber im Gegensatz zu mir, waren es nur wenige, die sich gleich um sie scharten. Zufällig hörte ich zwei an mir vorbei gehende Mädchen miteinander reden.
„Es ist so schade, dass sie nicht mehr spielt, sie ist einfach die Beste“, kommentierte die eine.
Die andere nickte zustimmend. „Ausgerechnet die mussten sie statt ihr nehmen… Zum Glück ist zumindest er noch da.“

Ein Lächeln umspielte meine Lippen, kurzerhand trat ich auf sie zu, die gerade jemandem ein Autogramm auf das Programmheft schrieb. Sie sah auf, unsere Blicke begegneten sich, und sie lächelte gleichfalls.
„Du warst großartig“, sagte ich zu ihr. „Einfach großartig.“
Jetzt regte sich nicht nur in ihrem, sondern auch in den Gesichtern der anderen das Erkennen. Einige Mädchen musterten mich voller Erstaunen und den beiden von vorhin, die sich eben umgewandt hatten, schienen ihre Äußerungen über meine Nachfolgerin nun unangenehm zu sein.
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Re: Was war das?

Beitragvon Heldin » 17.07.2008, 01:12:04

Es ist doch immer wieder schön diese geschichte zu lesen, wenn auch doppelt =)

Schnell den nächsten Teil ;)

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Re: Was war das?

Beitragvon Elphaba » 17.07.2008, 01:34:30

Wie der erste Teil ist auch dieser wieder einfach super geschrieben! So wie du schreibst, das macht Lust auf mehr! :D

Also ich oute mich jetzt mal als total Unwissend, denn ich weiß im Moment nicht, über wen genau du da schreibst :oops: (ich wusste auch nicht dass das Lied für eine bestimmte Darstellerin dazugeschrieben wurde :o ). Basiert die Story den wirklich auf realen Personen?
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Re: Was war das?

Beitragvon Coco » 17.07.2008, 01:51:01

Schöner Teil :D
Bin auf jeden Fall gespannt wie es weitergeht :mrgreen: Hab dir ja schon ein paar Sachen im Messi gesagt ^^
Hm... und wer ist wohl der männliche Hauptdarsteller *grübel* :mrgreen: :mrgreen:

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Re: Was war das?

Beitragvon Elphaba » 17.07.2008, 01:57:19

Ich fühl mich im Moment ganz doof. :(
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Re: Was war das?

Beitragvon Heldin » 17.07.2008, 02:07:41

Wieso denn? Sisis Figuren sind ja Namenlos, also es könnte theroretisch jeder sein :wink:


Aber eine starke Erinnerung an zwei Personen, deren Initialien M und P sind @ Elphaba :lol:

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Re: Was war das?

Beitragvon Elphaba » 17.07.2008, 06:26:54

Hmm. Und für wen wurde das Lied geschrieben? Für M? Wenn ich nicht irre, war P doch eh die erste... :oops: :roll:
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Re: Was war das?

Beitragvon Sisi Silberträne » 17.07.2008, 21:29:03

In der Musicals steht, dass das Musical bereits fertig ausgearbeitet war, als es besetzt wurde, nur eben Nngn wurde dann noch für eine gewisse Holländerin dazu geschrieben, die nicht in meinem Ava zu sehen ist ;) Ich weiß gar nicht, ob es wirklich von Anfang an dabei war, auf der allerersten CD ist es jedenfalls nicht mit drauf.

Einen Teil gibts noch, bevor ich übers Wochenende in Berlin bin, enjoy!



Sie wünschte den rundherum verbliebenen Leuten eine gute Nacht, dann setzten wir uns in Bewegung, traten schließlich auf die Wienzeile hinaus. Vor uns in der Dunkelheit lagen die schattenhaften Umrisse der Marktgebäude, ich dachte für einen Moment daran wie herrlich es hier war, wenn alles geöffnet hatte und die Sonne auf das vielfältige Angebot der Händler fiel. Da gab es eine reichhaltige farbenfrohe Auswahl an Obst und Gemüse, sowie mediterrane Köstlichkeiten und Gewürze aus dem fernen Osten, deren Duft süß und schwer die Luft erfüllte. Kreuzkümmel, Koriander, Zwiebelsamen, Ingwer, Chili und noch so viel mehr.

„Es freut mich, dass du zu meiner Premiere gekommen bist“, sagte sie schließlich. Ihre Stimme ließ das Bild des pulsierenden Lebens auf dem Markt vor meinem inneren Auge verschwimmen.
„Ich war sicher du würdest es mit Bravour meistern, und ich wollte dir viel Glück dafür wünschen.“ Jäh bemerkte ich die Unsicherheit in ihrem Gesicht, der ich einen fragenden Blick entgegen brachte.
Sie seufzte beinahe unhörbar. „Danke, das ist lieb von dir. Aber was sie wirklich wollen, das kann ich ihnen nicht geben. Das bist immer noch du.“
Das hatte ich zuvor gemerkt, es war nicht von der Hand zu weisen, dass sie recht hatte, doch ich schüttelte nachdrücklich den Kopf, sodass meine Locken in Unordnung gerieten. „Sollen sie doch. Es wird in Zukunft genug Menschen geben, die es sehr zu schätzen wissen, vor Vorstellungsbeginn deinen Namen auf der Liste zu entdecken. Du wirst sie alle begeistern, glaub mir.“
Ein Lächeln erhellte ihre Miene. „Du bist so überzeugend, es ist kein Wunder, dass sie dich so lieben.“ Es war jenes wundervolle Lächeln, das mich bereits fest in seinem Bann hielt, eines geheimen Zaubers gleich.

Dieser Abend wurde noch sehr lang, wir verbrachten ihn uns angeregt miteinander unterhaltend in einer kleinen Bar. Mir erschien es, als wollten wir sofort alles aufholen, was uns damals in Holland entgangen war. Als wir schließlich lachend wieder auf die Gasse hinaus traten, war es fast zwei Uhr morgens. Ich war überrascht über wie viele vollkommen unterschiedliche Dinge man in drei kurzen Stunden eigentlich reden konnte. Wir tauschten unsere Nummern aus und verabredeten uns für nächste Woche in der Stadt, denn es gab noch so viel, das wir uns erzählen wollten.
Mir wurde schwer ums Herz, als sich unsere Wege schließlich trennten. Sie hatte es nicht weit nach Hause, weil dieses in einer der winzigen Künstlerwohnungen der Vereinigten Bühnen bestand, während ich nun mein Auto nehmen und mich zu meinem Heim unweit der Donau begeben würde. Das Wasser hatte ich schon immer sehr geliebt, ich war in Amsterdam mit seinen malerischen Grachten aufgewachsen, doch noch mehr Zeit hatte ich als junges Mädchen wahrscheinlich am Strand von Zandvoort verbracht. Ich genoss es, die Donau in der Nähe zu haben, so konnte ich, wenn es warm war, mit dem Rad auch bis in die Au fahren.
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Re: Was war das?

Beitragvon Elphaba » 18.07.2008, 03:39:35

Sehr schön der neue Teil Sisi! :)

So langsam blicke selbst ich durch... :ops:

Schön, dass du da so ein bisschen Lokalkolorit mit reinbringst!
Ich liebe es auch immer, wenn ich in Romanen, die in Hamburg spielen, meine Heimat wiedererkenne! :)
Gelungen! Ich denk mal die Wiener unter uns wird`s auch freuen! :D
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Re: Was war das?

Beitragvon Sabi » 18.07.2008, 10:41:21

Wow, habe mir die Teile jetzt mal durchgelesen und mir gefallen sie super.
Ich mag die Art wie du in der Geschichte schreibst und das auch alles so gut beschreibst und ausschmückst :)


Mehr bitte und immer weiter so :D
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Re: Was war das?

Beitragvon Marie Antoinette » 18.07.2008, 20:19:37

Wieder zwei sehr schöne Teile, Sisi!

weiter so... :D

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Re: Was war das?

Beitragvon Kitti » 21.07.2008, 09:59:37

Ui, kaum ist man im Urlaub, da postet die Sisi eine neue FF. Ich kann mir denken, auf welche Darstellerinnen du anspielst. Tolle Ideen und wie immer sehr schön geschrieben. Da ich nun schon einmal in Wien gewesen bin, kann ich meiner lieben Kollegin nur zustimmen, was die Beschreibung der Umgebung angeht. ;)

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Re: Was war das?

Beitragvon Sisi Silberträne » 22.07.2008, 00:54:28

Danke für eure lieben Kommis, die mich zum Weiterposten ermutigen :))) Hoffentlich fangt ihr net an meine Ideen blöd zu finden :ops: :hexefies:
Und ich bin patriotisch, ich beschreibe Wien sehr gern *ggg*



Es blieb nicht bei diesem einen Treffen, wir unternahmen von nun an Vieles zusammen, wenn sich die Zeit dazu fand. Wir gingen auf der Mariahilferstraße einkaufen, oder an unseren freien Abenden ins Kino. Es war unglaublich schön wieder jemanden zu haben, mit dem man wirklich den größten Unsinn anstellen konnte, beinahe so wie mit meiner besten Freundin, die in Holland lebte, und die ich daher nur sehr selten sah. Aber etwas war anders.
Jedes Mal, wenn wir einander zufällig berührten, erfasste mich ein warmer Schauer, und ein einziger Blick aus diesen jadegrünen Augen genügte, um meine Wangen glühen zu lassen. Es waren vollkommen absurde Empfindungen, ich sollte mich selbst dafür auslachen. Doch stattdessen ertappte ich mich dabei mich zu fragen, wie es sich wohl anfühlen mochte, diesen Mund, der so unbeschreiblich lächeln konnte, mit einem sanften Kuss zu verschließen.

Gerne hätte ich ihr gesagt, was in mir vorging, aber sie würde mich ja doch nur auslachen, und das vollkommen zurecht. Ich musste verrückt sein. Im Grunde sollte ich froh sein, dass sie es von sich aus nicht merkte, oder vielleicht auch einfach nicht merken wollte. Nur meinem besten Freund konnte ich nichts vormachen. Es wurde jetzt langsam wärmer und wir genossen die ersten schönen Tage des Jahres im Schanigarten unseres Stammkaffeehauses. Noch mussten wir Jacken tragen, um hier draußen zu sitzen, aber sonnenhungrig wie wir nach dem Winter waren, hielt uns das nicht auf.
„Hörst du mir überhaupt zu?“ beschwerte er sich, als ich eine Weile nicht antwortete, weil ich damit beschäftigt war, geistig abwesend Löcher in die Luft zu starren.
Abrupt richtete ich mich auf meinem Stuhl auf und sah ihn an. „Ja, doch… was hattest du eben gesagt?“
Er lachte leise. „Jetzt bin ich sicher. Du bist verliebt!“
„Nein! Du irrst dich“, widersprach ich sofort. Schon der Gedanke war aberwitzig, und doch vermochte ich die Anziehung nicht zu leugnen, die sie auf mich ausübte.
„Süße, du magst jedem anderen etwas vorspielen können, aber nicht mir, hast du das noch nicht bemerkt?“ Er grinste mich spitzbübisch an. „Wer ist der Glückliche?“
Erneut schüttelte ich den Kopf. „Gib dir keine Mühe, du kennst ihn nicht.“
„Nun gut, aber ich hoffe doch, du stellst ihn mir vor, wenn etwas Ernstes daraus wird.“ Zum Glück gab er nach und ich nickte nur. Im Geiste malte ich mir diese Begegnung aus, woraufhin ich leise lachen musste. Ja, es war wirklich vollkommen absurd.

Nicht lange nach dieser Unterhaltung rief sie mich an, denn sie hatte ein kleines Problem und bat mich um meine Hilfe. Sie wollte aus der winzigen Künstlerwohnung hinaus, hatte auch schon etwas Neues gefunden, doch dort war es nun unerwartet zu einem Wasserschaden gekommen, der erst noch behoben werden musste, ehe sie einziehen konnte. Dummerweise hatte sie die alte Wohnung schon gekündigt und musste diese zum Monatsende geräumt haben. Somit wusste sie für ein paar Tage nicht wohin. Ich überlegte nicht lange und bot ihr an, einfach zu mir zu kommen, bis ihre neue Bleibe bewohnbar war.
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Re: Was war das?

Beitragvon Heldin » 22.07.2008, 01:01:13

tolles neues Kapitel, schnell weiter ;)


Sag mal, wer ist das in deiner Sig?

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Re: Was war das?

Beitragvon Sisi Silberträne » 22.07.2008, 01:19:40

Kennst du Pia nimmer? *lach* aber ok, die Fotos von ihr und Maya sind auch schon ein bissl älter ;)
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