Danke für eure Kommentare! Schön, dass trotz der langen Unterbrechungen noch jemand liest
@Kitti: So weit ich weiß, wurde sie als Walk-in Cover unter Vertrag genommen „Gesundheit.“, hörte ich eine Stimme hinter mir sagen, als ich in der Zeit zwischen den beiden Vorstellungen an diesem Samstag allein in der Kantine saß. Scheinbar hatte ich mich doch ein wenig erkältet. „Danke.“, gab ich zurück, während ich mich umdrehte. Erst jetzt erkannte ich, wer zu mir gesprochen hatte. Es war Adrian.
„Darf ich mich zu dir setzen?“, fragte mich der Däne. Ich nickte überrascht und bot ihm den Stuhl mir gegenüber an. Eine kurze Stille trat ein. Ich hatte mich noch nie wirklich mit Adrian unterhalten und auch sonst war er immer recht still, ich hörte ihn meistens nur auf der Bühne reden.
„Du spielst mittlerweile echt gut.“, begann er. Scheinbar fiel ihm ebenfalls nichts Besseres ein. „Danke. Aber das ist sicherlich nicht der Grund, warum du dich zu mir gesetzt hast, oder?“, sprach ich meine Gedanken direkt aus. „Nein.“, gab er zu. „Es geht um Svenja.“
Ich schluckte. Von ihr wollte ich momentan eigentlich am wenigsten wissen. Doch ich konnte es ihm gegenüber nicht zugeben, der Däne sah einfach zu fertig aus. Ihn hatte der Streit scheinbar sehr mitgenommen.
„Wir haben uns am Donnerstag ziemlich gestritten. Und, naja, du bist doch ihre Freundin, vielleicht redest du mit ihr, dachte ich.“, erklärte er. „Ich weiß von dem Streit.“, gab ich zurück. „Du hast sie gesehen?“, wollte er wissen. „Ja, schon.“, gab ich gedehnt zur Antwort. „Aber mehr weiß ich nicht.“
Sollte ich ihm von dem Vorfall berichten? Aber wenn nun doch gar nichts war? Bevor ich weiter darüber nachdenken konnte, fuhr er fort:
„Ich mache mir Sorgen um sie. Ihre Sachen hat sie geholt und war einfach weg. Ich habe gehofft wir könnten alles klären, aber sie ist nicht zurück gekommen.“ Er machte eine Pause, in der er einen Schluck Kaffee nahm. „Es ist unser erste richtige Streit. Ich habe Angst Svenja zu verlieren. Wenn sie schon ein Show absagt… Weißt du wo sie gefahren ist?“, fragte er mich in seinem gebrochenen Deutsch.
„Sie wollte zu ihrer Schwester.“, beantwortete ich ihm diese Frage. „Ich… Ich glaube sie braucht einfach ein wenig Abstand und Ruhe.“ Wie gut ich sie verstehen konnte, nichts anderes wünschte ich mir zurzeit selbst. Ich seufzte.
„Du siehst aber auch nicht gut aus.“, stellte Adrian fest. Ich hätte nicht gedacht, dass er so aufmerksam war. „Naja, ich glaub ich hab mich ein wenig erkältet.“, gab ich zu.
„Hier ist es doch eigentlich gar nicht kalt.“, lachte er. „In Dänemark es ist viel kälter in Winter.“ Ich musste auch grinsen: „Du hast recht.“ – „Aber das ist doch nicht alles, oder? Du musst heute mit andere Mozart spielen, ist auch nicht leicht zu dir, oder?“, erkundigte er sich. „Nein.“, antwortete ich. „Es war schon ziemlich seltsam. Ich hatte die ganze Zeit das Gefühl, dass ich allen nur etwas vormache.“ – „Ja, das ist Schauspiel. Manchmal es fuhlt sich komisch an.“, pflichtete er mir bei.
Es war ein seltsames Gefühl mit Adrian darüber zu sprechen, aber noch seltsamer fand ich, dass er mich verstand. Plötzlich kam er mir gar nicht mehr kühl vor. Diese Seite von ihm kannte ich zuvor nicht, doch das Eis schien gebrochen.
„Heute Abend spielt Leon wieder?“, wollte er von mir wissen. Ich nickte leicht. „Froh bist du aber nicht, denke ich.“, hakte er nach. „Ach es ist alles nicht so leicht.“, versuchte ich auszuweichen. Der Däne schaute mich verwirrt an: „Stimmt etwas nicht bei euch?“ Ich schwieg, aber er schien meine Antwort richtig zu deuten.
„Warum das? Ihr seid eine so tolle Paar. Aber sicher ist es nicht leicht nur am Wochenende sich zu sehen. Das erfordert viele Vertrauen.“, analysierte er die Situation treffend. „Aber wenn du nicht bist hier, redet Leon fast nur über dich. Er kann kaum aufhören von dich zu reden. Ihr passt gut zusammen.“
Ich war sprachlos. Solche Worte aus Adrians Mund zu hören, war neu für mich. Er, der sonst nie mit mir gesprochen hatte, erzählte mir, unabhängig von dem, was geschehen war, dass Leon die ganze Zeit an mich dachte. Sollte ich doch zu wenig Vertrauen gehabt haben?
„Danke, dass du das sagst.“, entgegnete ich. „Es ist das Wahrheit. Außerdem reicht es, wenn Svenja und ich Streit haben.“, beendete er seine Ausführungen. Ich nickte.
„Worum ging es in eurem Streit eigentlich?“, wollte ich plötzlich wissen. „Ach, das ist nicht leicht. Zuerst es ging um das Tanzworkshop, das ich bald mache. Ich will nicht, dass sie mitmacht und dann ihr Fuß wieder verletzt.“, antwortete Adrian.
„Aber das ist doch kein Grund sich derart zu streiten.“, äußerte ich meine Gedanken. „Naja, das war nicht alles.“, druckste er herum. Gespannt schaute ich ihn an, jetzt machte er es aber spannend. Nachdem er einmal tief durchgeatmet und scheinbar die richtigen Worte gesucht hatte, genau so wie seine Freundin am Vortag, fuhr er fort:
„Wir haben schon öfter diskutiert, ob wir ein Kind haben wollen.“ Oh, das war neu für mich. Svenja hatte nie etwas von einem Kinderwunsch erwähnt. „Aber Svenja will es nicht. Sie meint, dass sie dann ihr Karriere aufgeben muss, was sie nicht will. Außerdem hat sie Angst. Ihre Mutter ist bei die Geburt von ihre kleine Bruder gestorben.“, fuhr der Däne in einem ruhigen beinahe traurigen Ton fort.
„Oh, das wusste ich nicht.“, gestand ich ein. „Aber heute sind doch viel bessere medizinische Möglichkeiten gegeben.“ – „Ich weiß. Aber sie will es nicht wahr haben. Sie wirft mir vor, ich will sie umbringen.“, entgegnete Adrian mir mit gesenktem Blick. „Dabei liebe ich sie doch so sehr, dass ich mir wünsche meine ganze Leben mit ihr zu sein und für mich es wäre das schönste mit ihr ein Kind zu haben. Sie wäre ein solch tolle Mutter.“
Ich bemerkte wie er sich Tränen aus den Augen wischte. Mir verschlug es die Sprache. Der mir sonst so kalt vorkommende Däne hatte ein weiches Herz, das ich nie erkannt hatte. Ich hatte mich immer gefragt, was Svenja an ihm fand, aber nun ahnte ich es. Die Liebe der beiden war stark, doch diese Hürde würde ihre Beziehung auf eine harte Probe stellen.
„Lass ihr Zeit.“, riet ich Adrian. „Sie muss das vor allem mit sich selbst ausmachen, vielleicht tut ihr die Zeit bei ihrer Schwester gut.“
Während ich das sagte, klingelte mein Handy, ich hatte eine neue Nachricht bekommen. Sie war von Svenja, über die ich gerade ungeahntes erfahren hatte. Nun war ich mir nicht mehr sicher, ob sie nicht wirklich nur jemanden zum Reden gebraucht hatte.
Ich öffnete ihre Nachricht und las: „Es tut mir leid, dass du so was von mir denken musst, aber ich würde dir das niemals antun. Bitte glaub mir, du bist doch meine Freundin. Svenja.“
In diesem Moment konnte ich nicht anders als ihr zu glauben.
~*Niemand nimmt mir meine Träume und schließt meine Sehnsucht ein, wo es Liebe gab und Freiheit wird mein Herz für immer sein*~