Musical - Ein Teil meines Lebens

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Dori
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Re: Musical - Ein Teil meines Lebens

Beitragvon Dori » 22.03.2013, 11:36:45

Ich freue mich, dass es einen neuen Teil gibt. Ich finde die Story sehr toll und bin neugierig, wie es weitergeht. :)

Nora zweifelt gerade sehr an der Beziehung, ich hoffe, sie macht nicht alles kaputt. Klar, die Situation ist komisch und schwierig, aber sie sollte da etwas mehr vertrauen. Beziehungen in dieser Branche sind nun mal nicht einfach.... Vielleicht auch ganz gut, dass sie endlich mal mit einem anderen Wolfgang spielen muss.

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Gaefa
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Re: Musical - Ein Teil meines Lebens

Beitragvon Gaefa » 07.04.2013, 15:37:17

Danke für eure Kommentare! Schön, dass trotz der langen Unterbrechungen noch jemand liest :)
@Kitti: So weit ich weiß, wurde sie als Walk-in Cover unter Vertrag genommen ;)


„Gesundheit.“, hörte ich eine Stimme hinter mir sagen, als ich in der Zeit zwischen den beiden Vorstellungen an diesem Samstag allein in der Kantine saß. Scheinbar hatte ich mich doch ein wenig erkältet. „Danke.“, gab ich zurück, während ich mich umdrehte. Erst jetzt erkannte ich, wer zu mir gesprochen hatte. Es war Adrian.
„Darf ich mich zu dir setzen?“, fragte mich der Däne. Ich nickte überrascht und bot ihm den Stuhl mir gegenüber an. Eine kurze Stille trat ein. Ich hatte mich noch nie wirklich mit Adrian unterhalten und auch sonst war er immer recht still, ich hörte ihn meistens nur auf der Bühne reden.
„Du spielst mittlerweile echt gut.“, begann er. Scheinbar fiel ihm ebenfalls nichts Besseres ein. „Danke. Aber das ist sicherlich nicht der Grund, warum du dich zu mir gesetzt hast, oder?“, sprach ich meine Gedanken direkt aus. „Nein.“, gab er zu. „Es geht um Svenja.“
Ich schluckte. Von ihr wollte ich momentan eigentlich am wenigsten wissen. Doch ich konnte es ihm gegenüber nicht zugeben, der Däne sah einfach zu fertig aus. Ihn hatte der Streit scheinbar sehr mitgenommen.
„Wir haben uns am Donnerstag ziemlich gestritten. Und, naja, du bist doch ihre Freundin, vielleicht redest du mit ihr, dachte ich.“, erklärte er. „Ich weiß von dem Streit.“, gab ich zurück. „Du hast sie gesehen?“, wollte er wissen. „Ja, schon.“, gab ich gedehnt zur Antwort. „Aber mehr weiß ich nicht.“
Sollte ich ihm von dem Vorfall berichten? Aber wenn nun doch gar nichts war? Bevor ich weiter darüber nachdenken konnte, fuhr er fort:
„Ich mache mir Sorgen um sie. Ihre Sachen hat sie geholt und war einfach weg. Ich habe gehofft wir könnten alles klären, aber sie ist nicht zurück gekommen.“ Er machte eine Pause, in der er einen Schluck Kaffee nahm. „Es ist unser erste richtige Streit. Ich habe Angst Svenja zu verlieren. Wenn sie schon ein Show absagt… Weißt du wo sie gefahren ist?“, fragte er mich in seinem gebrochenen Deutsch.
„Sie wollte zu ihrer Schwester.“, beantwortete ich ihm diese Frage. „Ich… Ich glaube sie braucht einfach ein wenig Abstand und Ruhe.“ Wie gut ich sie verstehen konnte, nichts anderes wünschte ich mir zurzeit selbst. Ich seufzte.
„Du siehst aber auch nicht gut aus.“, stellte Adrian fest. Ich hätte nicht gedacht, dass er so aufmerksam war. „Naja, ich glaub ich hab mich ein wenig erkältet.“, gab ich zu.
„Hier ist es doch eigentlich gar nicht kalt.“, lachte er. „In Dänemark es ist viel kälter in Winter.“ Ich musste auch grinsen: „Du hast recht.“ – „Aber das ist doch nicht alles, oder? Du musst heute mit andere Mozart spielen, ist auch nicht leicht zu dir, oder?“, erkundigte er sich. „Nein.“, antwortete ich. „Es war schon ziemlich seltsam. Ich hatte die ganze Zeit das Gefühl, dass ich allen nur etwas vormache.“ – „Ja, das ist Schauspiel. Manchmal es fuhlt sich komisch an.“, pflichtete er mir bei.
Es war ein seltsames Gefühl mit Adrian darüber zu sprechen, aber noch seltsamer fand ich, dass er mich verstand. Plötzlich kam er mir gar nicht mehr kühl vor. Diese Seite von ihm kannte ich zuvor nicht, doch das Eis schien gebrochen.
„Heute Abend spielt Leon wieder?“, wollte er von mir wissen. Ich nickte leicht. „Froh bist du aber nicht, denke ich.“, hakte er nach. „Ach es ist alles nicht so leicht.“, versuchte ich auszuweichen. Der Däne schaute mich verwirrt an: „Stimmt etwas nicht bei euch?“ Ich schwieg, aber er schien meine Antwort richtig zu deuten.
„Warum das? Ihr seid eine so tolle Paar. Aber sicher ist es nicht leicht nur am Wochenende sich zu sehen. Das erfordert viele Vertrauen.“, analysierte er die Situation treffend. „Aber wenn du nicht bist hier, redet Leon fast nur über dich. Er kann kaum aufhören von dich zu reden. Ihr passt gut zusammen.“
Ich war sprachlos. Solche Worte aus Adrians Mund zu hören, war neu für mich. Er, der sonst nie mit mir gesprochen hatte, erzählte mir, unabhängig von dem, was geschehen war, dass Leon die ganze Zeit an mich dachte. Sollte ich doch zu wenig Vertrauen gehabt haben?
„Danke, dass du das sagst.“, entgegnete ich. „Es ist das Wahrheit. Außerdem reicht es, wenn Svenja und ich Streit haben.“, beendete er seine Ausführungen. Ich nickte.
„Worum ging es in eurem Streit eigentlich?“, wollte ich plötzlich wissen. „Ach, das ist nicht leicht. Zuerst es ging um das Tanzworkshop, das ich bald mache. Ich will nicht, dass sie mitmacht und dann ihr Fuß wieder verletzt.“, antwortete Adrian.
„Aber das ist doch kein Grund sich derart zu streiten.“, äußerte ich meine Gedanken. „Naja, das war nicht alles.“, druckste er herum. Gespannt schaute ich ihn an, jetzt machte er es aber spannend. Nachdem er einmal tief durchgeatmet und scheinbar die richtigen Worte gesucht hatte, genau so wie seine Freundin am Vortag, fuhr er fort:
„Wir haben schon öfter diskutiert, ob wir ein Kind haben wollen.“ Oh, das war neu für mich. Svenja hatte nie etwas von einem Kinderwunsch erwähnt. „Aber Svenja will es nicht. Sie meint, dass sie dann ihr Karriere aufgeben muss, was sie nicht will. Außerdem hat sie Angst. Ihre Mutter ist bei die Geburt von ihre kleine Bruder gestorben.“, fuhr der Däne in einem ruhigen beinahe traurigen Ton fort.
„Oh, das wusste ich nicht.“, gestand ich ein. „Aber heute sind doch viel bessere medizinische Möglichkeiten gegeben.“ – „Ich weiß. Aber sie will es nicht wahr haben. Sie wirft mir vor, ich will sie umbringen.“, entgegnete Adrian mir mit gesenktem Blick. „Dabei liebe ich sie doch so sehr, dass ich mir wünsche meine ganze Leben mit ihr zu sein und für mich es wäre das schönste mit ihr ein Kind zu haben. Sie wäre ein solch tolle Mutter.“
Ich bemerkte wie er sich Tränen aus den Augen wischte. Mir verschlug es die Sprache. Der mir sonst so kalt vorkommende Däne hatte ein weiches Herz, das ich nie erkannt hatte. Ich hatte mich immer gefragt, was Svenja an ihm fand, aber nun ahnte ich es. Die Liebe der beiden war stark, doch diese Hürde würde ihre Beziehung auf eine harte Probe stellen.
„Lass ihr Zeit.“, riet ich Adrian. „Sie muss das vor allem mit sich selbst ausmachen, vielleicht tut ihr die Zeit bei ihrer Schwester gut.“
Während ich das sagte, klingelte mein Handy, ich hatte eine neue Nachricht bekommen. Sie war von Svenja, über die ich gerade ungeahntes erfahren hatte. Nun war ich mir nicht mehr sicher, ob sie nicht wirklich nur jemanden zum Reden gebraucht hatte.
Ich öffnete ihre Nachricht und las: „Es tut mir leid, dass du so was von mir denken musst, aber ich würde dir das niemals antun. Bitte glaub mir, du bist doch meine Freundin. Svenja.“
In diesem Moment konnte ich nicht anders als ihr zu glauben.
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Re: Musical - Ein Teil meines Lebens

Beitragvon Kitti » 07.04.2013, 17:37:37

@ Gaefa Ach so, daran erinnere ich mich dann nicht mehr. ;) Ich bin gespannt, ob sie mal mit Svenja über das redet, was sie in diesem Teil erfahren hat.
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Re: Musical - Ein Teil meines Lebens

Beitragvon bogi-2000 » 09.04.2013, 08:01:46

Hallo.
Bin gestern erst auf deine Geschichte gestosen und habe sie sofort komplett gelesen. Wirklich schön. Freue mich schon auf die Fortsetzung. Werde sie auch weiter verfolgen.
Danke schon mal.

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armandine
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Re: Musical - Ein Teil meines Lebens

Beitragvon armandine » 09.04.2013, 16:14:18

Schön, dass es jetzt wieder in eine positivere Richtung geht. Dieser Teil gefällt mir richtig gut.

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Dori
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Re: Musical - Ein Teil meines Lebens

Beitragvon Dori » 10.04.2013, 15:11:06

Dem schließe ich mich an. Die kleine Wandlung von Adrian gefällt mir!

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Gaefa
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Re: Musical - Ein Teil meines Lebens

Beitragvon Gaefa » 21.04.2013, 20:40:07

Ganz vielen lieben Dank für eure Kommentare :) Freut mich, dass doch noch ein paar mitlesen. Deshalb gehts auch schon weiter!
Dieser Teil ist für Mistel, viel Spaß!


Es war das erste Mal, dass ich froh war nach einem Wochenende wieder zu Hause zu sein.
Tonias Angebot die Abendshow am Sonntag zu spielen, nahm ich dankend an. Zwischen Leon und mir herrschte noch immer Schweigen, ich wusste einfach nicht was ich denken oder fühlen sollte, es war alles auf den Kopf gestellt.
So nahm ich am Sonntagabend den letzten Zug nach Hause und war erleichtert die nächsten Tage Abstand zu gewinnen. Natürlich blieb mein frühes Ankommen nicht unbemerkt, so dass meine Eltern nicht wenig überrascht waren, als ich zur Tür hereinkam. Ihnen wollte ich natürlich als letztes von irgendwas erzählen, aber sie fragten auch sonst nie, warum also dieses Mal?
Ich speiste sie mit der Erklärung ab, dass ich mich erkältet hatte und einfach am nächsten Morgen bei dem Wetter nicht hetzen wollte. Ich weiß nicht, ob sie mir diese Erklärung wirklich abgekauft hatten, aber sie ließen mich in Ruhe und das war das einzige, was mich an diesem Abend interessierte. Außerdem hatte ich mich wirklich ziemlich erkältet. Schon die Nachmittagsshow hatte dafür gesorgt, dass ich heiser geklungen hatte.
Auch am nächsten Morgen war dies nicht besser und ich kam verschnupft, mit brummendem Kopf sowie Ohrenschmerzen in der Schule an.
„Nora, wann wollen wir uns denn nun wegen des Referats treffen?“, wollte Sandra abermals von mir wissen. „Hast du schon was rausgesucht?“ Die konnte Fragen stellen, als hätte ich an dem Wochenende nichts anderes als das Englischreferat im Kopf gehabt, dachte ich mir innerlich aufgebracht.
„Wie wärs mit Mittwoch?“, schlug Caro vor. „Warum nicht.“, lautete Sandras Antwort. „Da kann ich nicht.“, gab ich leise von mir. „Oh du kannst immer nicht. Ist dir das Referat denn so egal?“, unterstellte mir Caro nun aufgebracht. „Nein, aber ich hab mittwochs Gesangsunterricht und da kann ich nun mal nicht.“, erklärte ich, woraufhin ich einen Hustenanfall bekam.
Ob ich wirklich zum Gesangsunterricht konnte, war mir nicht so ganz klar bei der schlechten Verfassung meiner Stimme. Wie dem auch sei, letztendlich einigten wir uns auf Donnerstag.
In den folgenden Tagen ging es mir nicht besser, weder körperlich noch seelisch. An mir nagte nach wie vor das letzte Wochenende. Sollte ich den beiden glauben? Das war wohl die häufigste Frage, die ich mir während der ganzen Zeit immer wieder stellte.
Am Mittwoch bestand ich trotzdem darauf zum Gesangsunterricht zu gehen, egal wie es mir ging, ich dachte dadurch auf andere Gedanken zu kommen. Wie sehr ich mich jedoch irrte, sollte ich schon am Anfang der Stunde feststellen.
„Na, dir scheint es nicht gerade sehr gut zu gehen Nora.“, stellte meine Gesangslehrerin treffend fest. Ich nickte. „Naja, wir wollen trotzdem mal was neues anfangen.“, erklärte sie. „Ich hatte dir ja schon erzählt, dass ich dir mal ein Poplied mitbringen werde. Wir wollen dich ja nicht ganz auf die Musicals versteifen.“ Sie lächelte mir kurz zu, was ich ziemlich gezwungen erwiderte. „Auf jeden Fall ist es ein sehr schöner Song, der auch Schauspielkünste erfordert, da man sich doch in die Situation erst mal hineinfinden muss. Du wirst ihn nicht kennen, aber genau das ist es auch, was ich wollte. Du kannst ja nicht immer nur Songs singen, die dir bekannt sind.“, sprudelte es nur so aus ihr heraus.
„Wie heißt er denn?“, wollte ich dann doch wissen. „All my fault.“, gab sie zurück. Davon hatte ich wirklich noch nie etwas gehört. „Ich spiel ihn dir einfach erstmal vor und dann analysieren wir das ganze ein wenig, bevor es dann ans Singen geht.“, strukturierte sie den Ablauf und stellte den CD Player an.
Die Gitarrenbegleitung begann und ich merkte sofort, dass es ein ruhigeres, nachdenklicheres Lied war. Dann kam der Text, gefühlvoll und sacht gesungen von einer tiefen Frauenstimme, die im Refrain in die höheren Töne aufstieg. Gebannt lauschte ich dem Song und verfiel beinahe in Trance, da mich meine Gedanken wieder einholten.
„So.“, riss mich meine Lehrerin aus eben diesen. „Wie gesagt du musst dich etwas einfinden. Es ist nicht leicht sich in die Situation einzufinden davon zu singen den Freund betrogen und somit die Beziehung ruiniert zu haben. Vor allem nicht, wenn man glücklich verliebt ist.“
Das letzte setzte sie mit einem Zwinkern zu mir hinzu. Ich nickte leicht. Sie konnte sich nicht im geringsten vorstellen wie leicht es mir fallen würde mich in eine solche Situation zu versetzen, da ich noch immer nicht wusste, ob mir eine eben solche in irgendeiner Art widerfahren war. Hatte mein Freund mich betrogen? War es also sein „fault“ oder war es doch an mir, weil ich ihm misstraut hatte?
Wieder wurde ich zum Zweck der Analyse aus meinen Gedanken gerissen. Nachdem wir das Lied ein wenig auseinander genommen hatten, wozu natürlich auch der viel zu passende Text gehörte, sollte ich es singen.
„Wir beginnen ruhig mit dem Refrain.“, wies mich meine Gesangslehrerin an. Mit ihrer Klavierbegleitung begann ich zu singen:
„And it's all my fault no reason to turn weak but I ruined it all. It dawned on me much too late just one careless sunset was my mistake and it’s all my, all my fault.“ Hatte auch ich alles ruiniert? War es meine Schuld, dass wir nicht mehr miteinander reden konnten?
Ein paar Mal sang ich nur diese Zeilen und meine Gesangslehrerin war so fasziniert wie ich das Gefühl herüberbrachte, dass wir zu den Strophen übergingen, die mich nicht minder betroffen machten.
„And we're trying not to notice that everything's changed the worst is yet to come and I'm the one to blame.“, sang ich nun, während sich in mir alles zusammenzog. Ja, dieses Wochenende hatte alles verändert, mein Leben, meine Beziehung, mein Denken… Doch konnte mir das ganze zur Last gelegt werden?
Bevor ich weiter darüber nachdenken konnte, wollte meine Lehrerin wenigstens noch einmal die Bridge versuchen, ehe sie die Stunde beenden und meine Stimme schonen wollte.
„I wish it would blow over and I could lay here by your side and I wish, I could undo it and we could feel that it's all right. But it's too late now, it's just too…“ Bei den letzten Worten versagte mir die Stimme. Ich wünschte mir von ganzem Herzen, dass alles einfach wieder in Ordnung kommt und dieses Erlebnis ungeschehen gemacht wird. Aber das ging ja nicht. Doch war es auch für uns schon zu spät? Wirklich zu spät? Das konnte ich nicht aussprechen.
„Wir machen Schluss für heute.“, lautete nun die Anweisung meiner Lehrerin. „Ich glaub das war ein bisschen viel für dich mit deiner angeschlagenen Stimme. Aber hier.“ Sie überreichte mir eine CD. „Hör dir das Lied zu Hause an, damit wir nächste Woche weiter machen können.“
Mit diesen Worten verabschiedete sie mich und überließ mich nun ganz mir selbst und meinen Gedanken.
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Re: Musical - Ein Teil meines Lebens

Beitragvon Gaefa » 04.05.2013, 09:31:20

„Was meinst du dazu, Nora?“
Ich blickte auf. Caro und Sandra starrten mich fragend an. Sie waren in Gedanken ganz und gar bei der Präsentation. Meine Gedanken allerdings drehten sich um das Lied, das ich am Vortag kennen gelernt hatte und das mich nicht mehr losließ.
„Jetzt konzentrier dich doch bitte mal.“, wies mich Caro unwirsch an, sie konnte mein Verhalten nicht mal ansatzweise nachvollziehen. „Ich versuchs.“, flüsterte ich als Antwort, da ich seit dem Morgen keinen Ton mehr herausbekam. In der folgenden halben Stunde zwang ich mich tatsächlich dazu auf das Thema einzugehen, auch wenn mein Beitrag meist aus Nicken oder Kopfschütteln bestand. „Na das ist doch schon mal was.“, beendete Sandra unser Treffen. „Machen wir das am…“
Sie wurde von einem plötzlich ertönenden Lied unterbrochen. „Was ist das denn?“, wollte Caro wissen. Ich deutete auf mein Handy, das gerade klingelte und dabei „All my fault“ abspielte. „Ja“, krächzte ich. „Okay, gut. Bis dann.“ – „Wer hat uns denn nun schon wieder gestört?“, erfragte Sandra genervt, da zu Beginn auch Caros Handy geklingelt hatte. Von den SMS, die zwischendurch bei mir ankamen, hatte sie nichts bemerkt.
„Meine Mutter.“, erläuterte ich. „Sie wollte mir Bescheid sagen, dass mein Ballettunterricht heute Abend ausfällt.“ Das kam mir gerade gelegen, so erkältet wie ich war, hätte ich eh nichts hinbekommen. „Gestern singen, heute tanzen. Was machst du noch alles?“, gab Caro von sich.
Das wollten die beiden eh nicht wissen und wenn ich es ihnen gesagt hätte, geglaubt hätten sie mir eh nicht. Deshalb schwieg ich und bedeutete den beiden fortzufahren. „Also, dann bearbeiten wir alle unser Thema am Wochenende und ziehen die wichtigsten Sachen auf Folie.“, beendete sie ihren Satz. Ich nickte.
Zum Glück war dieses Treffen nun zu Ende und ich konnte unverhofft früher als geplant nach Hause gehen. Auf dem Weg begann ich die ganzen Nachrichten, die ich von Leon und Svenja in den letzten Tagen bekommen hatte, zu löschen. Beantwortet hatte ich keine.
„Du siehst nicht wirklich fit aus, Nora.“, begrüßte mich meine Mutter besorgt. Ich schüttelte den Kopf. Mir ging es wirklich nicht gut. „Aber morgen fährst du ja schon wieder nach Essen. Spielen kannst du aber nicht, du bekommst ja nichtmals ein Wort heraus.“, fuhr sie fort. In mir zog sich alles zusammen. Morgen war schon wieder Freitag, ich hatte versucht dies zu verdrängen. „Ich werd nicht fahren.“, flüsterte ich. Meine Mutter schaute mich verwundert an, doch bevor sie fragen konnte, fügte ich hinzu: „Es ist wohl besser, wenn ich mich das Wochenende ausruhe, außerdem muss ich noch einiges für die Schule machen.“ Sie schaute mich einen Moment an. „Sehr vernünftig.“, war ihr abschließender, aber doch etwas kritischer Kommentar dazu.
Dies tat ich dann auch, indem ich direkt beim Theater anrief. Ich wollte nicht wissen wie Leon darauf reagieren würde, wenn er ausm Theater erfährt, dass ich nicht kommen würde. Seine Reaktion äußerte sich dann auch prompt in einer besorgten SMS am Freitagabend, die ich ebenfalls unbeantwortet ließ. Ich brauchte Zeit mir darüber klar zu werden, wie es weiter gehen sollte.
Auf der einen Seite versuchte ich mich abzulenken, indem ich mich auf meine Schulaufgaben konzentrierte, dann hingegen verfiel ich wieder in die tiefsten Grübeleien, wenn ich für den Gesangsunterricht „All my fault“ hörte. Dieses Lied wühlte mich jedes Mal wieder auf und vor allem die letzte Zeile ließ mich nicht los.
„It is all my fault that you can’t love me anymore.“, sprach ich diese leise vor mich hin, während mir Tränen in die Augen stiegen.

Das Wochenende verging und die nächste Woche brach an. Ich ertappte mich dabei an Leon zu denken. Ich vermisste ihn, aber gleichzeitig wollte ich ihn nicht sehen, da ich mittlerweile von meiner Schuld an dieser Situation überzeugt war, dennoch war ich nicht stark genug daran etwas zu ändern.
Ich las seine SMS immer und immer wieder, begann mit einer Antwort, brach aber spätestens nach dem ersten Satz ab und verwarf den Entwurf. Ich fand keine Worte, die meine Gefühle ausdrückten.

Aufgrund meiner Erkältung musste ich sowohl den Gesangsunterricht als auch die Ballettstunden der folgenden Woche absagen, was mich noch mehr der Welt der Künstler entriss. Das schmerzte sehr.
Viel zu schnell kam das Ende der Woche heran, ich verbarrikadierte mich hinter meinen Schulaufgaben und spielte mit dem Gedanken, da ich noch immer kaum Stimme hatte, auch für das kommende Wochenende abzusagen. Doch der Donnerstag verstrich und es wurde Freitag. Als ich von der Schule nach Hause kam, hatte ich noch immer keine Entscheidung getroffen, irgendwas hielt mich davon ab.
„Nora, du bist ja noch da.“, bemerkte meine Mutter als sie kurz nach mir das Haus betrat. Ich nickte betreten. „Ist irgendwas? Hast du…“, weiter kam sie nicht, da es plötzlich an der Tür klingelte. Zum Glück, sonst hätte sie ihre Frage noch vollenden können, dachte ich mir. Ich wollte mich gerade auf den Weg in mein Zimmer machen, da drang die überraschte Stimme meiner Mutter an mein Ohr:
„Leon. Hallo. Nora hat gar nicht erzählt, dass du sie abholen willst. Deshalb ist sie also noch nicht gefahren. Komm ruhig rein.“
Ich wollte nicht glauben, was ich da gehört hatte. Als ich mich herumdrehte, musste ich allerdings einsehen, dass ich mich keineswegs getäuscht hatte. Da stand Leon in unserem Flur und sah mich aus seinen tiefbraunen Augen heraus an.
„Hallo Nora.“, begann er ganz vorsichtig. Ich nickte ihm zu. „Ihr wollt sicherlich allein sein, habt euch ja lange nicht mehr gesehen.“, bemerkte meine Mutter und verschwand in der Küche. Für einen Moment trat Ruhe ein.
„Darf ich…“, begann Leon und deutete nur nach oben. Abermals nickte ich. Kurze Zeit später standen wir in meinem Zimmer. „Wie geht es dir? Du hast nie auf meine SMS geantwortet. Hast du sie nicht bekommen?“, wollte er wissen. „Doch.“, flüsterte ich. „Aber… ich wusste nicht was ich antworten sollte, nach… nach allem was war.“ Ich schaute gen Boden.
„Glaubst du immer noch…“, wollte Leon wissen. „Nein. Das heißt, ich weiß nicht, was ich glauben soll. Aber nein, ich glaube nicht, dass…“, lautete meine zerstückelte Antwort. Erleichterung machte sich auf seinem Gesicht breit. „Aber…“, ich verstummte. „Aber?“, fragte Leon. „Aber kannst du mir verzeihen, dass ich dir misstraut habe?“, sprach ich meine schlimmste Befürchtung aus. Bei dieser Frage waren mir die Tränen in die Augen gestiegen und ich schaute ihn erwartungsvoll an.
„Es ist doch nicht deine Schuld. Ich bin daran schuld, dass es überhaupt dazu kommen musste, dass du dein Vertrauen in Frage stellen musstest.“, gab er zur Antwort. „Ich liebe dich. Daran hat sich nichts geändert, nicht im Geringsten. Ich habe viel mehr gemerkt, wie viel du mir bedeutest und dass ich nie wieder so lange ohne dich sein will. Du hast mir so gefehlt.“
Bei diesen Worten liefen mir die Tränen über die Wangen und ich begann zu schluchzen. Wie hatte ich so dumm sein können seine Liebe, unsere Liebe in Frage zu stellen? Auch mir war es in den letzten Wochen schlecht ergangen, ich wurde abermals von meinen Gefühlen überwältigt.
Leon kam ein paar Schritte auf mich zu und nahm mich behutsam in den Arm. Ich schmiegte mich an ihn und spürte die Wärme und Geborgenheit, die ich so vermisst hatte.
Ich fühlte, dass er es ernst meinte und konnte zum ersten Mal seit zwei Wochen das Geschehene vergessen.
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Re: Musical - Ein Teil meines Lebens

Beitragvon armandine » 04.05.2013, 16:02:05

Hoffentlich kommt Nora jetzt endlich in die Puschen und entscheidet sich. Ein bisschen mehr Vertrauen und vielleicht auch Courage wäre angesagt, im Moment finde ich ihr Verhalten doch etwas kindisch. Das ist keine Kritik an deiner Erzählung, du bringst ihrer Gefühle sehr gut rüber. Ich habe nur persönlich immer ein Problem mit Leuten, die auf der einen Seite kein Vertrauen haben und sich dann auf der anderen nicht trauen, ihr Problem bei der betroffenen Person auch zuzugeben.

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Re: Musical - Ein Teil meines Lebens

Beitragvon Dori » 06.05.2013, 13:36:28

Ich sehe das ähnlich wie armandine. Aber Nora ist ja auch noch jung, vielleicht hilft ihr Leon sich zu entwickeln.

Ansonsten ist der Teil kitschig, aber ich mag das sehr! :)

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Re: Musical - Ein Teil meines Lebens

Beitragvon Gaefa » 20.05.2013, 19:39:34

„Schön, dass du wieder da bist, Nora. War echt seltsam das letzte Wochenende ohne dich.“, begrüßte mich Sarah, als sie mich im Theater erblickte. „Na, was hab ich dir gesagt?“, flüsterte mir Leon grinsend ins Ohr. „Alle haben dich vermisst, nicht nur ich.“ Ich nickte.
Hand in Hand machten wir uns auf den Weg zur Leons Garderobe. Wir hatten während der Fahrt nochmals über die vergangenen Wochen gesprochen und letztendlich alle Zweifel und Missverständnisse beseitigt. Dennoch hatte ich vieles daraus gelernt, ich war nun nicht mehr so naiv und kindlich, wie ich es vielleicht zuvor gewesen war. Ich fühlte, dass ich wieder ein Stück erwachsener geworden war.
Als wir in den Gang der Garderoben einbogen, standen uns plötzlich Svenja und Adrian gegenüber. „Hallo Nora. Schön, dass du wieder bist da.“, lautete die ungewohnte Begrüßung von Adrian, der ziemlich glücklich aussah. „Ich muss jetzt mich umziehen.“ Dies hatte er an Svenja gewandt hinzugefügt, ihr einen Kuss gegeben und war zu seiner Garderobe gegangen. „Ich bin auch schon mal drin.“, ließ Leon verlauten, wobei er fest meine Hand drückte.
Ich schaute ihm kurz nach, dann sagte ich leise: „Ihr habt euch wieder vertragen.“ – „Ja.“, gab Svenja gedehnt zur Antwort. „Ihr scheinbar auch.“ Ich nickte. „Heißt das…?“, begann sie. „Es tut mir leid.“, fiel ich ihr ins Wort. „Ich… ich hab mich ziemlich blöd verhalten, aber…“ Diesmal war ich es, die ich nicht weiter kam. „Du brauchst dich nicht zu rechtfertigen, Nora. Lass uns das alles einfach abhaken, ja?“, meinte Svenja. Abermals nickte ich, woraufhin sie mich stürmisch umarmte.
„Ich bin so froh, dass du wieder da bist und dass alles geklärt ist.“, platzte es aus Svenja heraus. „Und ich erst.“, antwortete ich. „Aber du musst jetzt auch los, sonst wartet Meßmer noch vergeblicher als sonst auf den Weg zu Mozarts Grab.“, löste ich die Situation auf. „Du hast recht.“, grinste sie und verschwand ebenfalls hinter einer Tür.

„Ich war schon richtig auf Mozart-Entzug.“, erklärte ich Leon scherzhaft nach der Show, als wir in seine Wohnung fuhren. „Oh, ich glaube meine Freundin ist musicalsüchtig, was mach ich bloß dagegen?“, fragte er sich scherzhaft selbst. „Vielleicht mit mehr Stoff versorgen.“, bot ich ihm eine Antwortmöglichkeit, woraufhin wir beide lachen mussten. „Ich hab glaub noch irgendwo alte Texte herumliegen, die kannst du dir gern mal genauer anschauen.“, antwortete Leon grinsend. Es tat gut wieder mit ihm scherzen zu können.
„Was ist denn das für ein Lied?“, fragte Leon mich als wir zur Tür hineingingen. Er schaute sich um und suchte nach der Ursache. „Das ist mein neuer Klingelton.“, gab ich ihm zur Antwort und kramte nach meinem Handy, um schnell ran zu gehen.
„Hört sich schon etwas melancholisch an.“, gab er seine Eindrücke zu „All my fault“ wider. „Ja?“, meldete ich mich und bedeutete Leon zu schweigen. Ich wartete einen Augenblick und legte dann wieder auf. „Seltsam da war keiner dran.“, kommentierte ich. „Wer würde uns um diese Zeit auch noch stören.“, bemerkte Leon. „Du hast recht. Die Nummer war auch unterdrückt.“, pflichtete ich ihm bei.
„Aber sag mal, was war das denn nun für ein Lied?“, wollte er wissen. „Ach das ist das neue Lied, das ich im Gesangsunterricht singe.“, antwortete ich wahrheitsgetreu. „Ein ziemlich trauriges Lied.“, vermutete er richtig. „Ja. ‚All my fault’ handelt davon, dass eine Frau ihren Freund betrogen hat und er ihr nicht verzeihen kann, weshalb die komplette Beziehung zerstört ist.“, fasste ich den Inhalt zusammen. „Oh.“, gab er gedämpft zur Antwort. „Und das musste deine Gesangslehrerin dir gerade jetzt geben?“, fragte er betroffen, da er ahnte, dass mir dieses Lied in den letzten Wochen noch mehr zu tun gegeben hatte. Ich nickte:
„Aber die Situation, in der wir waren, ist ja anders ausgegangen. Und weißt du auch warum?“ Er schaute mich an und schüttelte den Kopf. „Because I love you.“, beendete ich den Satz und gab ihm einen Kuss.
Leon zauberte uns noch ein leckeres Abendbrot, was allerdings zeitlich eher als Mitternachtsimbiss eingeordnet werden konnte. Bei Kerzenschein und Mondlicht war es richtig romantisch und ich genoss es nach dem Essen in seinem Arm zu liegen.
„Ich liebe dich.“, flüsterte ich in die Stille herein. „Und ich will mich nie wieder mit dir streiten.“ – „Ich auch nicht.“, stimmte er mir zu. „Aber aus Streit lernt man auch.“ Dieser Zusatz ließ mich aufschauen. „Ja? Was hast du aus diesem gelernt?“, wollte ich von ihm wissen. „Dass ich dich niemals verlieren will.“, entgegnete er prompt. „Und du?“ Ich schwieg einen kurzen Moment.
„Ich hab gelernt… dass man bereut wenn man zu viel Vertraun hat.“, antwortete ich in Gedanken versunken. Ich spürte wie Leon mich erstaunt ansah und fuhr fort: „Aber du bist nicht wie andre sind, denn du hast Augen, die mir in die Seele sehn. Es war keiner je so gut zu mir.“ Ich merkte wie er sich entspannte und begriff, dass ich mal wieder Constanze sprechen ließ. „Dich kennen heißt dich lieben, du bist mir so nah.“, zitierte ich halb singend weiter und gab ihm einen leidenschaftlichen Kuss.
„Doch jeder irrt durch das Dunkel der Welt, blind vor Ehrgeiz, stumm vor Schmerz, hofft auf ein Licht, das die Nacht erhellt, folgt der Pflicht, verrät das Herz.“, begann er zu singen und wechselte damit das Lied. Er fuhr fort und jedes Wort klang als hätte er es gerade so empfunden: „Es richtig zu erklären, gelingt mir sicher nicht. Doch du wirst mich verstehen. Schau mir einfach ins Gesicht.“
Ich hatte Gänsehaut und in mir drehte sich alles, dieses Mal allerdings im positiven Sinn. Für die letzte Strophe stimmte ich mit ein und wir beendeten gemeinsam das Lied: „Ich trag einen Traum in mir: Ein neues Leben nur mit dir.“ Es folgte ein leidenschaftlicher Kuss, wobei Leon mich in seine Arme hob und woraufhin wir ins nebenliegende Zimmer verschwanden.

Am Nachmittag des nächsten Tages kamen wir noch besser gelaunt ins Theater.
„Na, alles klar bei euch?“, begrüßte uns Tonia, die ich seit dem Wochenende, das ich am liebsten aus meiner Erinnerung gestrichen hätte, nicht mehr gesehen hatte. „Ja, uns gehts gut, danke.“, antwortete ich ihr fröhlich, wobei ich über mein ganzes Gesicht strahlte. Auch wenn es draußen schon den ganzen Tag in strömen regnete, strahlte ich so hell wie der Sonnenschein und auch Leons Augen funkelten schon den ganzen Morgen über.
„Das sieht man euch an. Ihr macht ja den Lampen hier drinnen Konkurrenz.“, scherzte Tonia. „Man könnte glatt meinen ihr wärt gerade frisch verliebt.“ Mit dieser Anmerkung ließ sie uns allein zurück.
Ein wenig hatte sie vielleicht recht damit, denn dieses Wochenende, das ich sicherlich nie vergessen werde, hatte unsere Beziehung ein ganzes Stück verändert.
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Re: Musical - Ein Teil meines Lebens

Beitragvon armandine » 20.05.2013, 19:58:26

Also dieser Teil gefällt mir richtig gut! Schön, dass du das so aufgelöst hast.

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Re: Musical - Ein Teil meines Lebens

Beitragvon Dori » 22.05.2013, 14:39:49

Sehr schön! :)

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Re: Musical - Ein Teil meines Lebens

Beitragvon Gaefa » 01.06.2013, 15:34:32

Schön, dass ihr beiden wenigstens noch mitlest. Andere scheinen ja nicht mehr so viel Interesse an der Geschichte zu haben... Es geht trotzdem weiter, viel Spaß!

Die Wochen vergingen und alles normalisierte sich wieder.
Ich hatte allerdings immer mehr mit der Schule zu tun. Neben den vielen Klausuren musste ich in den Osterferien noch meine Jahresarbeit fertig stellen. Zum Glück war diese inhaltlich nicht sonderlich kompliziert für mich, da ich die musikalische Umsetzung einer Biografie im Bereich des Musicals am Beispiel Mozart! behandelt habe. Dafür saß ich natürlich direkt an der Quelle und konnte mir nützliche Tipps holen.
Das Schreiben dauerte allerdings noch eine ganze Weile. Gut ausgefallen ist sie für mich trotzdem: „Wirklich eine tolle Arbeit, Nora.“, waren die Worte von Herrn Bröll, als er mir die Arbeit wieder gab. „Ich muss zugeben, dass ich selbst noch einiges lernen konnte. Deshalb konnte ich da auch ohne wenn und aber die 14 Punkte geben.“ Ich strahlte. 14 Punkte waren eine glatte 1 und das in meinem LK, was gab es Schöneres?
„Achso. Denkt bitte daran, dass wir am Freitag nach Essen fahren, ich glaube es haben noch nicht alle bezahlt.“, fuhr Herr Bröll fort. „Essen?“, fragte ich ganz verdutzt. „Ja, wir wollen uns doch passend zu deiner Jahresarbeit das Mozart-Musical anschauen.“, erklärte er mir wie selbstverständlich. „Davon wusste ich ja noch gar nichts.“, gab ich überrascht von mir. „Aber das hab ich euch schon vor einigen Wochen mitgeteilt.“, antwortete Herr Bröll, woraufhin alle nickten. Ratlos schaute ich mich um.
„Ich glaub das ist meine Schuld.“, ließ Lara verlauten. „Du warst da mit dem Englisch LK weg, Nora. Und ich… ich hab vergessen dir davon zu erzählen.“ Sie schämte sich sichtlich. „Aber jetzt weißt du es ja, ich denke dann geht das auch noch okay, oder?“, wollte mein Musiklehrer wissen. Ich nickte.
Am späten Nachmittag konnte ich endlich Leon von dieser Neuigkeit berichten. Er war genauso verwundert wie ich, nahm das Ganze aber leichter. Er musste ja auch nicht so tun als ob er ein ganz normaler Besucher wäre.
Niemand aus meiner Schule wusste von meinem Cover und eigentlich hatte ich auch nicht vorgehabt, es zu erzählen. Aber das ließ sich wohl kaum vermeiden, wenn jemand ein Programmheft… Oh nein, daran durfte ich gar nicht denken.

Am Freitag stieg ich dann mit allen anderen aus meinem Kurs in den Bus, der uns nach Essen brachte.
Ich wusste nicht, was genau auf mich zukommen würde, wie sie es rausbekommen und reagieren würden. Ich malte mir alle möglichen Szenarien aus, das was wirklich geschehen würde, war allerdings nicht darunter.
„Oh man ich freu mich schon. Wird bestimmt total interessant.“, sagte Lara aufgeregt zu mir, als wir auf dem Parkplatz des Theaters angekommen waren. „Du kennst dich doch ein wenig mit dem Stück aus, Nora. Worauf freust du dich am meisten?“, wollte nun auch Katja wissen. „Ähm, das ist ne gute Frage, ich…“ …wurde unterbrochen.
Herr Bröll richtete noch einmal sein Wort an uns alle: „Also bis zum Showbeginn sind es noch ein paar Stunden. Diese Zeit habt ihr frei zur Verfügung, aber bitte seid pünktlich um halb 8 im Theater.“ Schon streuten alle auseinander und die Frage war vergessen. Ich ging schnellen Schrittes in Richtung Colo davon.
„He Nora, magst du nicht mitkommen und was essen. Dann kannst du uns noch ein wenig über die Geschichte erzählen.“, bot Katja an. „Nein danke, ich wollte noch kurz zur Stage Door. Geht ihr ruhig essen, wir sehen uns später.“, verabschiedete ich mich und war froh endlich alle loszuwerden.
Als ich um die Hausecke bog und auf die Stage Door zuging, standen schon einige Fans herum und musterten mich kritisch. Dass sie mich erkannten, war anzunehmen. Aber keiner von ihnen sprach mich an, sie standen nur zusammen und begannen zu tuscheln, sobald ich ein paar Schritte entfernt war. Das war ich mittlerweile gewöhnt, wenn man mit dem Hauptdarsteller zusammen ist, standen das Gerede und neue Gerüchte an der Tagesordnung. Manchmal nervte es mich, heute jedoch wollte ich nur so schnell wie möglich ins Theater.
Ich lief durch die mir vertrauten Gänge bis zum Aufenthaltsraum, in dem ich Leon treffen wollte. Dort angekommen, fand ich allerdings niemanden, weshalb ich weiter lief. „Ah Nora.“, hörte ich plötzlich jemanden hinter mir rufen. Ich drehte mich um und erblickte Sarah.
„Hast du…“, begann ich meine Frage. „Wir warten schon auf dich, komm mit.“, unterbrach sie mich und zerrte mich am Arm hinter her. Was war denn nun kaputt? Sarahs Tonfall ließ auf eine mittelschwere Katastrophe schließen. Das unterstützte auch der Weg, den wir liefen. Denn zum zweiten Mal wurde ich in Bobs Büro gebracht, wo auch Leon schon stand.
„Nora, gut, dass du da bist.“, begann Bob, bevor ich auch nur irgendwen begrüßen konnte. „Wir wissen, dass du dir die Show eigentlich mit deinem Musikkurs anschauen willst, aber…“ Was aber? Und warum eigentlich? „Du musst spielen.“, beendete Leon den Satz.
„Was? Warum das denn?“, wollte ich wissen. „Tonia ist schon die ganze Woche krank, Adrian seit gestern. Ja und jetzt hat es auch Svenja erwischt. Natalie darf immer noch nicht spielen, weil sie doch Probleme mit ihrer Stimme hat.“, erklärte Sarah und schloss somit alle möglichen Besetzungen der Constanze aus. Ich war ziemlich perplex.
„Also muss ich mal wieder die Show retten?“, fragte ich trocken. Noch immer war ich leicht geschockt, aber ich fragte mich mal wieder, was sie ohne mich machen würden, was mir ein Grinsen entlockte.
„So ist es.“, bemerkte Bob. „Würdest du das tun?“ Er schaute mich an. „Nun ja. Wenn das irgendwer meinem Musiklehrer erklärt. Er hat keine Ahnung, was ich hier an den Wochenenden anstelle. Die anderen aus meinem Kurs werden auch Augen machen.“, fügte ich hinzu. „Ja, sicher. Darüber mach dir mal keine Gedanken. Ich werde mit deinem Lehrer sprechen, wenn du ihn mir zeigst.“, versicherte Bob mir.
Kurz vor der verabredeten Zeit machte ich mich also in Begleitung von Bob auf den Weg zum Foyer. Zum Glück trafen wir dort schon auf meinen überpünktlichen Lehrer.
„Herr Bröll, ich müsste mal kurz mit Ihnen sprechen.“, begann ich zögernd. „Ja, Nora, was möchtest du?“, fragte er ahnungslos. „Naja es ist so, es gibt ein kleines Besetzungsproblem.“, fuhr ich fort, bevor mir Bob die Worte aus dem Mund nahm: „Und dafür brauchen wir Nora.“
Herr Bröll schaute Bob verwirrt an: „Ich verstehe nicht ganz, was hat Nora…?“ – „Ganz einfach. Nora ist unsere einzige Constanze, die heute spielen kann.“, erklärte Bob.
Herr Bröll schaute mich an, als hätte er gerade erfahren, dass es Geister wirklich gibt.
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Re: Musical - Ein Teil meines Lebens

Beitragvon bogi-2000 » 02.06.2013, 22:07:03

Danke für den neuen Teil.
Ich lese auch regelmäßig die Geschichte mit und freue mich über jedes neuen Kapitel.
Bin gespannt, wie es weiter geht :-).
Gruß!

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Re: Musical - Ein Teil meines Lebens

Beitragvon armandine » 03.06.2013, 00:38:52

Grins. Klasse, der letzte Satz!

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Re: Musical - Ein Teil meines Lebens

Beitragvon Gaefa » 14.06.2013, 15:07:40

Das ist nun der 50. Teil von Noras Geschichte. Viel Spaß!

„Ich wusste gar nicht, dass du hier spielst. Mir war nur Jesus Christ bekannt.“, gab er ziemlich baff von sich. „Wie lange…?“ Ich unterbrach ihn: „Ich spiel seit nem guten halben Jahr.“
Bob fragte nun abermals: „Ist es für Sie in Ordnung, dass Nora allen die Show rettet?“ Er nickte. „Okay, dann bin ich mal weg, die Maske wartet schon.“, fügte ich hinzu und ließ meinen noch immer verwirrten Musiklehrer allein im Foyer zurück.
Fünf Minuten vor Vorstellungsbeginn stand ich am seitlichen Bühnenrand und starrte auf den geschlossenen Vorhang. Dort saß nun mein ganzer Musikkurs. Es gab keinen Zweifel, dass es nicht schon jetzt alle wussten, aber wie hatten sie es wohl aufgenommen? Und viel wichtiger: Würde ich sie überzeugen können?
Schluss mit den Grübeleien, dafür hatte ich nun keine Zeit mehr. Gerade kam die Durchsage, dass die Handys abzuschalten sind, jetzt gab es kein Zurück mehr, auf in den Kampf.

„Also ich muss echt sagen, deine Schulklasse macht richtig Stimmung.“, meinte Sarah in der Pause. Ich nickte. Sie gingen echt alle total gut mit und es machte Spaß das zu spüren. Selten hatte unser Duett zu viele Jubelrufe bekommen, ich war einfach nur glücklich.
„Ist doch besser mit mir auf der Bühne zu stehen, als da mit der Klasse im Publikum zu sitzen, oder?“, neckte mich Leon scherzhaft. „Aber tausendmal.“, grinste ich ihm zu und gab ihm einen Kuss.
Das Vertrauen war wieder vollkommen da und in unserem Zusammenspiel mehr denn je zu spüren. Ich freute mich sehr Constanze spielen zu dürfen und hoffte auf noch viele gemeinsame Shows an der Seite meines Freundes. Wie schnell ich diesen Gedanken allerdings begraben sollte, ahnte ich zu Beginn des zweiten Aktes nicht mal ansatzweise.
Der zweite Akt, das bedeutete auch Constanzes Solo: „Irgendwo wird immer getanzt.“ Schon als ich die Bühne betrat und die ersten Melodietöne erklangen, registrierte ich Pfiffe aus dem Publikum, unweigerlich musste ich grinsen. Der Song hatte mir schon lange nicht mehr so viel Spaß gemacht wie an diesem Tag, ich konnte richtig zeigen, was in mir steckt und allen beweisen, dass ich auf der Bühne zu Hause war.
Der letzte Ton verklang und ein tosender Applaus, wie ich ihn bei diesem Lied noch nie erlebt hatte, brach los. In mir breitete sich ein immenses Glücksgefühl aus. Das ist es, was ich will, dachte ich mir. Ja, ich gehöre auf die Bühne. Das wurde mir an diesem Tag mehr denn je zuvor bewusst.

Nach der Show machte ich mich in Begleitung von Leon auf den Weg nach draußen, um mich wenigstens noch mal bei meinen Mitschülern sehen zu lassen. Als wir kamen, begannen sie eine Laolawelle und ich konnte mir abermals das Lachen nicht verkneifen. „Ihr seid verrückt.“, lachte ich.
„Nora, ich wusste gar nicht wie viel Potenzial…“, begann Herr Bröll, wobei ihm an dieser Stelle von allen Seiten ins Wort gefallen wurde.
„Du warst toll.“ – „Boah, ich hätte nicht gedacht, dass du so gut singen kannst.“ – „Hattest du keine Angst vor diesem riesigen Publikum zu spielen?“ – „Ich glaub ich hätte keinen Ton rausgebracht.“ – „Echt eine klasse Leistung.“ – „Ich glaub wir sollten dich jetzt nur noch Constanze nennen.“, lauteten einige der Zurufe, über die ich mich wirklich sehr freute.
„Danke.“, rief ich. „Es freut mich total, dass ich euch überzeugen konnte.“ Ich strahlte und Leon drückte mich fest an sich.
„Willst du uns den jungen Mann nicht mal vorstellen.“, konnte sich mein Musiklehrer das allgemeine Gehör verschaffen. „Natürlich.“, antwortete ich. „Das ist Mozart. Ähm Leon, er spielt den Mozart.“ Diesen kleinen Scherz musste ich gleich mit einem Pieksen in die Seite bezahlen.
„Sie waren wirklich großartig. Ich könnte mir keinen besseren Wolfgang Amadeus Mozart vorstellen.“, lobte Herr Bröll. „Wolfgang Mozart.“, verbesserte Leon. „Amade bin ich ja nicht.“ Alle mussten lachen.
Nach ein paar weiteren allgemeinen Fragen löste sich unser Kurs in kleinere Grüppchen auf, wobei Leon sich mit Herrn Bröll unterhielt.
„Sag mal, hättest du uns eigentlich irgendwann mal erzählt, was du in deiner Freizeit so machst?“, wollte Lara von mir wissen. „Naja, ich weiß nicht, ob mir irgendwer geglaubt hätte, wenn ich gesagt hätte: Ich spiel die Constanze bei Mozart.“, antwortete ich ihr wahrheitsgetreu. „Stimmt.“, gab sie nach.
„Ist es nicht voll seltsam Mozart küssen zu müssen?“, wollte nun Katja wissen. „Also wenn ich mit Leon spiele, ist das nicht seltsam. Und bis auf eine Show, war das zum Glück noch nicht anders. Aber ich denke auch daran würde man sich wohl oder übel gewöhnen.“, gab ich zur Antwort.
„Was sagt eigentlich dein Freund dazu?“, wandte Lara ein. „Frag ihn doch.“, grinste ich und zeigte auf Leon, der sich gerade seinen Weg zu mir bahnte. „Was ist mit mir?“, wollte er wissen. „Die beiden wollten grade wissen, was mein Freund dazu sagt, wenn ich Mozart küsse.“, gab ich die Frage mit einem kleinen Augenzwinkern wieder. „Ich glaub die Frage muss eher heißen, was meine Freundin dazu sagt, wenn ich unter der Woche ne andere Constanze küsse.“, scherzte er und gab mir einen Kuss.

Kurz darauf hatten wir uns von allen verabschiedet und gingen gut gelaunt zurück ins Theater.
Unser Weg führte uns direkt in die Kantine, wo wir noch eine Kleinigkeit essen wollten. Dass uns auf dem ganzen Weg niemand begegnete, fiel uns gar nicht auf. Als wir die Kantine betraten, waren wir deshalb umso überraschter die gesamte Cast, das Orchester und weitere Mitarbeiter versammelt anzutreffen.
Eine angespannte Atmosphäre war im gesamten Raum zu spüren und es war mucksmäuschenstill. Nicht einer sagte auch nur ein Wort, die meisten starrten betrübt vor sich hin.
„Was ist denn hier los?“, wollte Leon wissen und durchbrach damit die Stille. Einige blickten auf, doch es rührte sich keiner. „Ihr tut ja gerade so, als würde die Welt untergehen.“, bemerkte er.
„Das stimmt in gewisser Weise auch.“, ließ Sarah tonlos verlauten und erhob sich. Sie hielt einen Brief in den Händen und überreichte ihn Leon mit zitternden Händen: „Hier, lies das.“ Langsam entfaltete Leon das Papier und begann zu lesen. Sein Gesicht wurde fahl und er las mit zitternder Stimme die folgenden Zeilen laut vor:
„Deshalb müssen wir Ihnen mitteilen, dass am 31. Juli diesen Jahres im Colosseum Theater Essen der letzte Vorhang für das Musical Mozart! fällt.“
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Re: Musical - Ein Teil meines Lebens

Beitragvon Dori » 16.06.2013, 19:08:42

Wie immer toll geschrieben! :)
So schnell kann die Stimmung kippen...erinnert mich an das "reale" Colosseum vor 3 Jahren... :(

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Re: Musical - Ein Teil meines Lebens

Beitragvon armandine » 17.06.2013, 22:51:52

oh wie schade! da bin ich ja mal gespannt, wie es weitergeht!

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Re: Musical - Ein Teil meines Lebens

Beitragvon Gaefa » 28.06.2013, 12:25:41

Diese Hiobsbotschaft hatte alle wie ein Blitz getroffen. Schlagartig wich die fröhliche Stimmung einer sehr betrübten Atmosphäre, die auch die nächsten Wochen anhielt.
Doch nicht nur dem Ende von Mozart nach nicht mal einem ganzen Jahr wurde traurig entgegengeblickt, vielmehr war es die unsichere Zukunft, die alle bedrückte.
„Was denken die sich eigentlich dabei?“, empörte sich Svenja eine Woche nach der Meldung. „Es sind nur noch ein paar Monate bis zur Derniere, wie sollen wir alle in dieser kurzen Zeit ein Anschlussengagement finden? Die meisten Auditions sind doch schon längst vorbei. Das ist echt eine Frechheit.“
Sie war nicht die einzige, die sich über das Folgeengagement Sorgen machte, auch Leon beschäftigte diese Frage. Er suchte alle Auditiontermine für diverse Stadttheaterproduktionen sowie die wenigen großen Ausschreibungen, die zu der Zeit anstanden, heraus und bewarb sich immer und immer wieder.
Natürlich ging diese Situation auch nicht spurlos an mir vorbei. Nicht nur, dass ich nach Mozart! wohl erst nicht mehr auf der Bühne stehen würde, nein, auch unsere Beziehung würde erneut auf den Prüfstand gestellt werden. Wo würde Leon ein neues Engagement bekommen? Würde ich ebenfalls wieder gern gesehen sein? Hätte ich überhaupt die Zeit zu ihm zu fahren, wenn er noch weiter weg musste? Ich würde nach dem Sommer in die letzte Klasse meiner Schullaufbahn kommen und müsste sicherlich einiges dafür tun, Abitur bekommt man ja bekanntlich auch nicht geschenkt.

So saßen wir zwei Wochen später in seiner Wohnung und durchforsteten Antworten, suchten nach weiteren Auditions und wählten die passenden Songs aus.
„Oh man, ich glaube es gibt einfach keine Auditions mehr.“, stöhnte er und wandte seinen Blick vom Computer ab. „Naja, du hast ja auch immerhin schon einige Einladungen.“, gab ich ihm zu bedenken. „Ja.“, antwortete er gedehnt. „Aber das meiste sind nur Stadttheaterproduktionen und die spielen nur recht wenige Shows, weshalb das auf Dauer auch nicht das Beste ist.“ Ich nickte und verstummte erneut.
Die Situation belastete uns sehr, da wirklich alles in den Sternen geschrieben stand. „Hast du eigentlich gar nicht daran gedacht in Essen zu bleiben?“, wollte ich vorsichtig von ihm wissen. Er schaute mich ernst aus seinen sanften brauen Augen an. „Natürlich hab ich das. Nicht nur einmal.“, entgegnete er nicht wirklich überzeugt. „Aber in Jekyll & Hyde gibt es nicht wirklich eine Rolle für mich. Die Titelrolle ist echt ne Nummer zu groß und Utterson…“ Er verstummte für einen Augenblick. „Ach ich weiß nicht. Utterson ist eine seltsame Rolle.“
Ich schaute ihn skeptisch an. „Besser eine seltsame Rolle als gar keine, oder?“, wollte ich von meinem Freund wissen. Er nickte. „Ich werde auch zu den Auditions gehen. Alle, die bei Mozart waren, wurden eingeladen, aber ehrlich gesagt, rechne ich mir da keine allzu guten Chancen aus.“, erwiderte Leon. Ich musste mich wohl oder übel mit dieser mageren Auskunft begnügen.
„Hier schau mal.“, rief ich plötzlich, als ich einen der Briefe las. „Eine Einladung zum Nachcasting zum Castwechsel von Elisabeth. Das hört sich doch gut an oder?“ – „Ja, allerdings. Diesen Brief habe ich schon fünfmal in der Hand herumgedreht.“, gab er mit einem leicht traurigen Unterton zu.
Ich wusste, dass Elisabeth eines seiner Lieblingsstücke war und er gern einmal dort mitspielen würde. Ich verstand also das Problem nicht und schaute ihm fragend entgegen. „Hast du gelesen, wo Elisabeth gespielt wird?“, wollte er nun wissen. Unwissend schüttelte ich den Kopf. Ich war nicht auf dem neuesten Stand. „In Berlin.“, antwortete er knapp. Ich schaute gedankenversunken auf das Kuvert und legte den Brief wieder zurück zu den anderen.
Berlin. Jetzt wo er es sagte, erinnerte ich mich und ich wusste, warum er noch nicht zugesagt hatte. Er wollte nicht nach Berlin. Nicht, weil ihm die Stadt nicht gefiel oder es dort keine schönen Wohnungen gab, nein, er wollte nicht nach Berlin, weil ich dann viel zu weit weg war. Das wusste ich.

Eine weitere Woche später saß ich am Samstagnachmittag mit Tonia in der Kantine des Theaters.
„Wie geht’s dir so mit dem Wissen, dass du bald nicht mehr auf der Bühne stehen wirst?“, wollte sie von mir wissen. „Naja. Ich werd genug mit der Schule zu tun haben, aber seltsam wird es sicherlich werden.“, gab ich zu. Ich nahm einen Schluck Wasser. „Hast du eigentlich schon ein neues Engagement?“, wollte ich von ihr wissen. „Nein. Aber ich hab schon eine Audition hinter mir und die Woche sind ja die Jekyll & Hyde Castings.“, erklärte sie. „Ich hoffe sehr, dass ich weiterhin hier bleiben kann. In Jekyll gibt’s echt tolle Rollen.“ Ich nickte.
„Und Leon? Was ist mit ihm?“, wollte sie nun von mir wissen. „Er ist ja grade bei einer Audition für Hair, sowie Svenja und Sarah auch, aber so wirklich hat er noch nichts. Er versucht eben hier in der Nähe zu bleiben, wobei er sich bei Jekyll wiederum wenig Chancen ausrechnet.“, berichtete ich. Tonia nickte. „Es ist sicherlich nicht einfach für euch beide, vor allem wenn die Zukunft so ungewiss ist.“ Abermals trat ein kurzes Schweigen ein, in dem ich einen Schluck Wasser nahm und gedankenverloren das Glas in meiner Hand drehte. Ich seufzte.
„Was ist denn los?“, wollte Tonia daraufhin wissen. „Naja, ich geb mir die Schuld daran, dass er nicht frei in seiner weiteren Entscheidung sein kann. Außer mir hindert ihn sicherlich nichts nach Wien oder Berlin zu gehen. Aber ich steh ihm dabei im Weg.“, gab ich traurig zu. „Das stimmt.“, pflichtete Tonia mir bei, die selbst ungebunden war und der prinzipiell die ganze Welt offen stand. „In dieser Branche ist es sehr viel leichter, wenn man sich nicht an einen Ort bindet. Aber er muss wissen, was ihm wichtiger ist. Wobei ich denke, dass du ihn auch weiterhin unterstützen würdest, wenn er in Berlin oder Wien ist, oder?“ Ich nickte leicht. „Du stehst ihm ja auch nicht wirklich im Weg. Ein paar hundert Kilometer mehr oder weniger würdet ihr auch noch überwinden.“, schloss sie.
Diese Worte klangen in mir noch nach und als ich am Abend in Leons Wohnung auf ihn wartete, musste ich darüber nachdenken. Ich wollte ihm auf keinen Fall in seiner Karriere behindern, ich wollte nicht daran schuld sein, dass er sich mit kleinen Rollen durchschlagen muss, nur um in meiner Nähe sein zu können. Daher stand meine Entscheidung fest und als er die Tür öffnete lief ich ihm entgegen:
„Du musst die Audition für Elisabeth mitmachen.“
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