Musical - Ein Teil meines Lebens

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Dori
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Re: Musical - Ein Teil meines Lebens

Beitragvon Dori » 11.12.2014, 11:27:47

Ja, das klingt nach schönen Ferien - ohne Freund.
Hätte nicht gedacht, dass es so schnell mit den beiden bergab geht, aber Leons Verhalten ist auch echt komisch.

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Gaefa
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Re: Musical - Ein Teil meines Lebens

Beitragvon Gaefa » 12.12.2014, 10:42:32

Jetzt geht es in ungewöhnlich großen Sprüngen vorwärts! Viel Spaß beim Lesen.

Obwohl die Workshops eine tolle Erfahrung waren und mir sehr viel gebracht haben für meinen weiteren Werdegang, erinnere ich mich nicht gerne an diese und die folgenden Wochen.
Ich verbrachte tatsächlich die gesamten Ferien in Essen bei Svenja und Adrian, wobei ich den ganzen Tag an der Uni war und abends dann zum Theater fuhr, um mir die Jekyll & Hyde Shows anzugucken.
Schon nach der ersten Woche war ich völlig fertig, körperlich war es doch sehr anstrengend. Allerdings bescheinigte mir Joe ein angeborenes Schauspieltalent, wie er es nannte. Dennoch fand ich es besonders schwierig mich in die vielen Facetten reinzudenken, aber er unterstützte mich, wo er nur konnte.
Die zweite Woche verlangte mir jedoch noch viel mehr ab. Tanztraining und das nahe zu den ganzen Tag – dafür reichte meine Kondition kaum und schon am Mittwoch war ich während der Abendshow im Aufentaltsraum des Theaters eingeschlafen.
Die Ballettstücke konnte ich einigermaßen gut verfolgen, auch wenn das schon anstrengend war, aber vor allem bei den Modern-Dance Teilen kam ich hart an meine Grenzen.
Dennoch spürte ich in diesen beiden Wochen mehr denn je, dass dies genau das ist, was ich machen will.
Als ich nach diesen zwei anstrengenden und trotzdem wunderbaren Wochen meine Koffer wieder packen und nach Hause in die künstlerfreie Zone zurück musste, wurde mir ganz schwer ums Herz.
Viele Gespräche mit Svenja und keine Nachricht von Leon während dieser Zeit, hatten mich darin bestärkt, dass ich zunächst an mein eigenes Leben denken musste. Die Workshops waren auch ein wichtiger Teil dabei gewesen und die neuen Leute, die alle auch Musicaldarsteller werden wollten, die ich in den zwei Wochen kennen gelernt hatte, gaben mir neue Hoffnung und Mut diesen Weg für mich einzuschlagen.
Ich wurde mir in diesen Wochen darüber bewusst, dass ich gerne meine Ausbildung in Essen machen wollte. Auch wenn mich vieles an der Stadt und dem Theater an Leon erinnerte, war das meiste doch absolut positiv. Als ich Joe auf dieses Vorhaben am letzten Tag ansprach, versicherte er mir, dass das sicherlich zu machen sei, darüber bräuchte ich mir keine großen Sorgen zu machen bei meinem Talent. Jetzt solle ich mich aber erst einmal aufs Abi konzentrieren.
Bevor dies allerdings möglich war, musste ich noch etwas klären. So wie es war, konnte die Situation nicht bleiben, ich musste und wollte das auch, einen Schlussstrich ziehen.

Ich weiß nicht mehr genau, wie ich mich dazu überwunden habe, aber in der ersten Woche nach den Herbstferien rief ich Leon an. Er war überrascht und ich weiß heute nicht mehr genau, ob etwas wie Freude über meinen Anruf in seinen Worten klang. Auf jeden Fall stimmte er einem Treffen am folgenden Samstag zwischen den Shows in Berlin zu.
Für die Nachmittagsshow kaufte ich mir, wie ein ganz normaler Besucher eine Karte und bewunderte ein letztes Mal – ja, dessen war ich mir bewusst – Leon in der Rolle des Kronprinzen Rudolph. Bei seinem Tod liefen mir die Tränen über die Wangen, alles war so endgültig.
Unsere Unterhaltung danach war die schwerste, die ich bis dahin in meinem Leben zu führen hatte. Mich an die einzelnen Worte zu erinnern, ist zu schmerzhaft. Ich war diejenige, die es aussprach, doch bekam ich keine Widerrede von meinem – ab diesem Zeitpunkt – Ex-Freund. Ein richtiges Klärungsgespräch war es nicht, dazu hatten wir beide zu sehr resigniert, das Schweigen fing ja schon in den Wochen zuvor an. Ich weiß auch nicht mehr, was Leon dazu gesagt hat, auf jeden Fall steig ich traurig, aber irgendwo in meinem Herzen auch ein wenig erleichtert in den Zug nach Hause.

Die nächsten Wochen verliefen wie in Trance. Ich ging zur Schule, erledigte meine Hausaufgaben, besuchte den Gesangsunterricht und die Ballettstunden. Die Musicalstunde war nun jeden Freitag und jedes Mal, als ich die neuen Ballettschuhe herausnahm, wurde ich melancholisch. Ich hatte oftmals darüber nachgedacht, sie nicht anzuziehen, dann jedoch erachtete ich sie als eine Art Abschiedsgeschenk und fühlte mich auf meinem eigenen Weg in die Musicalwelt bestärkt, auch wenn ich dies vielleicht eher hineininterpretieren wollte, als wirklich konnte.

An einem regnerischen Abend im November räumte ich gerade mein Zimmer auf, als ich in meinem Schrank auf einen verstaubten Koffer stieß – meine alte Geige! Wie lange hatte ich diese nicht mehr in den Händen gehabt.
Bedächtig packte ich das gute Stück aus und fuhr über die Saiten. Ich hatte bestimmt drei Jahre nicht darauf gespielt, weil sie mir irgendwann spießig vorgekommen war. Darüber konnte ich jetzt nur lächeln.
Ich nahm sie hoch und setzte sie auf die Schulter, irgendwie bekam ich Lust, etwas zu spielen. Sacht ließ ich den Bogen über die Saiten gleiten und erschrak. Sie war so verstimmt, dass ein fürchterliches Quietschen zu hören war. Also kramte ich nach meinem Stimmgerät, behob den Schaden soweit wie möglich und setzte an, mein früheres Lieblingslied zu spielen. Ich konnte es sogar noch auswendig.
Seit diesem Tag spielte ich wieder regelmäßig auf meiner Geige, vor allem ruhige und traurige Lieder, oft auch Mozart. Dass ich damit meinen Trennungsschmerz auf ganz sonderbare Weise bewältigte, war mir nur unterschwellig bewusst.

Die Zeit verging und ich verbrachte die Weihnachtstage mit meinen Eltern bei meiner ältesten Schwester, die im kommenden Jahr nun auch Mutter werden sollte, sie erwartete ihren ersten Sohn.
Silvester wurde gruselig bei Mr. Hyde verbracht. Die Show war klasse und ich konnte für einige Zeit vergessen, dass es bald stark aufs Abi zugehen sollte. An diesem Abend geschah jedoch noch etwas Bedeutendes:

„Frohes neues Jahr, Nora!“, verkündete Bob, als er mich kurz nach Mitternacht auf der Party traf.
„Wie laufen die Vorbereitungen fürs Abi? Ich habe von Joe erfahren, dass du danach auf die Folkwang gehen möchtest.“ - „Das Abi rückt näher und das Lampenfieber steigt, aber das ist ja auch normal. Ich freue mich einfach darauf, wenn es vorbei ist. Und ja, dann möchte ich gerne eine Ausbildung an der Folkwang anfangen, irgendwie habe ich diese Stadt ins Herz geschlossen.“, antwortete ich dem musikalischen Leiter, zu dem ich mittlerweile fast ein freundschaftliches Verhältnis aufgebaut hatte.
„Hast du denn einen Plan, was du direkt nach dem Abi machen willst? Verreisen, ins Ausland oder so etwas?“, erkundigte er sich.
Ich war etwas irritiert, doch ich antwortete ihm wahrheitsgetreu: „Nein, ich hab nichts besonderes vor.“ - „Na dann hab ich hier was für dich.“, grinste er und überreichte mir einen Brief.
Nachdem ich mein Sektglas abgestellt hatte, machte ich langsam den Brief auf. Es war eine Einladung zu den Castwechselauditions für Jekyll & Hyde.
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Re: Musical - Ein Teil meines Lebens

Beitragvon Ophelia » 13.12.2014, 12:25:11

Mann, was für ein vollgepackter, traurig-schöner Teil! Ich find's gut, dass alle Geschehnisse vor, während und nach der Trennung nur angerissen werden, das unterstreicht nochmal, dass die Trennung kein leichter Schritt war. Aber gut, dass Nora sich dazu entschlossen hat- vielleicht sehen die beiden in Zukunft noch mal auf der Bühne wieder? Das fände ich sehr spannend! Schön auch, dass Nora bemerkt, dass ihr Traumjob superanstrengend ist und trotzdem daran festhält.
Und die Einladung zur Audition - echt super für sie! (Ob es realistisch ist, steht auf einem anderen Blatt, ist aber neiner Meinung auch egal ;)) ich bin gespannt, ob sie tatsächlich zur Audition geht und wie sie diese erlebt und überhaupt find ich deine Geschichte total klasse! :) freu mich schon auf nächsten Freitag!
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Re: Musical - Ein Teil meines Lebens

Beitragvon armandine » 15.12.2014, 17:55:26

Ich hatte ja schon immer das Gefühl, da kommt was mit Jekyll :-)

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Re: Musical - Ein Teil meines Lebens

Beitragvon Gaefa » 19.12.2014, 10:26:19

Danke euch beiden. Hier kommt der nächste Teil - der letzte für dieses Jahr. (Nächste Woche ist Weihnachtspause ;) ) Aber im neuen Jahr gehts hoffentlich wieder so regelmäßig voran! Danke, dass ihr die Geschichte noch lest.

„Aber... wow“, mir fehlten die Worte. „Danke.“ - „Ich würde mich sehr freuen, dich bei den Auditions zu sehen, Nora.“, gab Bob mir zu denken, bevor er sich verabschiedete.
Noch immer auf den Brief starrend und total überrascht ging ich wie in Trance zu Adrian und Svenja herüber. „Bob hat mir, er hat mir grade eine Einladung zu den Castwechselauditions von Jekyll & Hyde gegeben.“, stammelte ich nur. Svenja grinste mich breit an und auch auf Adrians Gesicht zeichnete sich ein vergnügter Ausdruck ab.
„Ihr – ihr wusstet davon?“, fragte ich noch immer völlig verwirrt. Svenja begann zu lachen, während Adrian das Wort an mich richtete: „Sagen wir, Bob hat mal etwas erwähnt zu tun so.“
Ich war noch überraschter und musste mich erst einmal hinsetzen. „Wow!“, wiederholte ich nur.
„Warum bist du darüber so geschockt, Nora?“, wollte Svenja nun wissen. „Du bist eine tolle Darstellerin und wenn mich nicht alles täuscht, haben Joe und Bob sich ein paar Mal über dich unterhalten, außerdem ist diese Einladung das Mindeste, nach dem, was du bei der letzten Produktion für uns getan hast!“
Noch immer starrte ich ungläubig vom Brief zu Svenja und wieder zurück. „Aber ich hab doch noch gar keine Ausbildung. Es gibt so viele tolle Darstellerinnen, die viel mehr Erfahrung haben als ich. Warum sollte ich dann eine Rolle bekommen?“, fragte ich skeptisch. „Na, weil du ein Naturtalent bist. Das mit der Ausbildung klappt nebenbei sicherlich auch noch, aber es ist die größte Chance, die du bekommen kannst. Und hey, wer hätte es außer dir geschafft einfach mal so als Constanze einzuspringen? Das zeigt wirklich großes Potential.“, argumentierte Svenja.
„Du meinst also, dass ich das schaffen könnte? Also die Audition?“, stellte ich die alles entscheidende Frage. „Ich denke wohl. Zumindest ein Versuch ist es wert, ich meine.“, nahm Adrian seiner Freundin das Antworten ab.
„Auf Nora und ihre erste große Audition!“, ließ Svenja verlauten und hob das Glas.
Ich brauchte noch ein paar Stunden, um wirklich zu realisieren, dass ich meine erste Einladung bekommen hatte, um für eine Musicalrolle vorzusingen. Eigentlich musste man sich immer bewerben, doch da kam plötzlich eine Bewerbung einfach so zu mir. Ich entschied mich diese Einladung anzunehmen und wenigstens den Versuch zu wagen, was genau hatte ich zu verlieren? Viel mehr als eine große Blamage konnte es wohl kaum werden.

In den nächsten Tagen begann ich mich darüber zu freuen. Meine Gesangslehrerin war von dieser tollen Neuigkeit wie aus dem Häuschen und wollte jegliche Mappen nach den richtigen Songs durchforsten, um mich bestmöglich auf das Vorsingen vorzubereiten. Sie setzte sogar eine extra Stunde in der Woche an.
Meine Eltern freuten sich auch, doch sahen sie die Sache etwas realistischer. Auch ich selbst merkte, dass ich noch viel Übung brauchte und das neben dem Abi absolut nicht leicht war.
Die Audition sollte in der ersten Märzwoche stattfinden und nur ein paar Wochen später standen meine schriftlichen Abiturprüfungen an. Sollte ich wirklich eine Rolle bekommen, dann würden die Proben noch beginnen, bevor meine mündlichen Prüfungen waren. Dieser Punkt wäre der kritischste von allen.
„Du musst dir darüber bewusst werden, dass du das Abi nur einmal machst, Nora. Auditions wird es wohl noch mehrere geben in deinem Leben. Außerdem solltest du erst einmal eine Ausbildung machen, dann hast du auch viel bessere Chancen.“, versuchte meine Mutter mir zuzureden. Ich seufzte.
Wie gerne würde ich nach Essen und dort mit Svenja, Adrian und all den anderen auf der Bühne stehen. Wenn ich eine Rolle im Ensemble bekommen würde, könnte ich doch nebenbei sicherlich noch ein paar Kurse an der Folkwang belegen, das würde Bob sicherlich mit Joe absprechen können.
Ich malte mir aus, wie toll es sein würde, ein richtiger Teil des großen Ensembles zu werden, nicht nur dazu zustoßen wie bei Mozart, sondern von Anfang an dazu zu gehören.
Svenja hatte erzählt, dass die Erstbesetzung der Lucy zum Castwechsel gehen würde. In meinen Gedanken stand fest, dass Svenja diese Position dann einnehmen würde, sie spielte die Hauptattraktion der Roten Ratte total überzeugend.
Dann wäre auch ein Cover von Lucy frei und was hatte Rolf damals bei Mozart doch gesagt? Nein, Schluss mit der Träumerei, ermahnte ich mich selbst. Nicht nach den Sternen greifen, dann ist die Enttäuschung zu groß, wenn man fällt.

Ich hatte mich entschieden auf jeden Fall zu dem Vorsingen zu gehen und mein bestes zu geben, in der Hoffnung auch nur eine kleine Chance zu haben.
Die Wochen vergingen, die Gesangsstunden verlangten mir viel ab und ich musste jeden Tag meine Stimmübungen machen. Doch meine Gesangslehrerin machte ihre Arbeit besser denn je und ich fühlte mich bei ihr in den besten Händen.
Die Abivorbereitungen liefen nebenbei auch auf Hochtouren und ich traf mich mit Klassenkameraden zum Lernen und las jegliche Lektüren – manchmal sogar singend – nochmal.
Meine Mutter hatte das Gefühl, dass ich mehr singen als lernen würde. „Aber Mama, ich lerne doch singen, also kannst du mir nicht sagen, dass ich nicht lerne.“, gab ich darauf zurück.

Viel zu schnell stand der Tag der Tage bevor. Ich war so aufgeregt wie noch nie zuvor.
Meine Gesangslehrerin und auch Svenja, die immer wieder nach meinen Vorbereitungen fragte, waren zufrieden. Sie war es dann auch, die mich zum Casting geleitete.
Ich musste unweigerlich an mein erstes Vorsingen für Jesus Christ Superstar denken. Es war schon so lange her und Leon... Ja, ihn hatte ich damals zum ersten Mal getroffen, das würde mir heute sicherlich nicht passieren, ging es mir durch den Kopf.
Meine Gedanken schweiften in die Vergangenheit und mir wurde schwer ums Herz. Was würde er dazu sagen, dass ich bei Jekyll & Hyde vorsang? Wie erging es ihm in Berlin? Dachte er noch an mich?
„Nora, alles in Ordnung? Du bist ganz blass!“ Svenjas Worte klangen besorgt.
„Ja,“, gab ich gedehnt zur Antwort. „Ja, alles in Ordnung, soweit das zumindest vor dem Vorsingen geht. Ich hab ganz schön Angst.“ - „Ach, du wirst die alle an die Wand singen.“, machte mir Svenja Mut. „Und Bob kennt dich doch schon gut, er sitzt ja auch in der Jury.“ - „Das macht es nur noch schlimmer. Wenn mich niemand kennen würde, wäre es nicht so schlimm, wenn ich mich gleich komplett blamiere.“, gab ich zu bedenken.
„Ach quatsch. Ich kenne dich viel zu gut, du machst das. Ich steh gleich hinter der Wand und denke ganz doll an dich. Bei deiner ersten Show als Constanze hat das auch geklappt.“, sprudelte es aus Svenja heraus.
Ich nickte. Wieder einmal merkte ich, wie toll es war, Svenja als Freundin zu haben. Was wäre, wenn wir fast täglich zusammen auf der Bühne stehen würden? Der Gedanke machte mir Mut, ich atmete tief durch und nach einer letzten Umarmung betrat ich den Raum, in dem die Jury schon auf mich wartete.
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Re: Musical - Ein Teil meines Lebens

Beitragvon Ophelia » 19.12.2014, 13:43:24

Was für eine aufregende Wendung in Noras Leben! Bin gespannt, wie die Audition abläuft und was dabei rauskommt!
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Re: Musical - Ein Teil meines Lebens

Beitragvon armandine » 19.12.2014, 21:15:16

Cool! Ich freue mich schon auf die nächste Folge!

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Re: Musical - Ein Teil meines Lebens

Beitragvon Gaefa » 02.01.2015, 13:13:45

Es geht mit großen Schritten weiter. Viel Spaß beim nächsten Teil!

„Ich weiß es nicht“, beantwortete ich schon zum wiederholten Male Svenjas Frage, wie das Casting gelaufen sei.
„Das Lied lief gut, keine Patzer oder so, aber ich kann absolut nicht einschätzen, wie es bei der Jury ankam.“ - „Aber du hast gesagt, dass Bob dir zugelächelt hat oder?“, wollte Svenja wissen.
„Ja, schon.“, gab ich gedehnt zur Antwort. „Er hat auch schon gelächelt als ich reingekommen bin.“ Svenja schüttelte den Kopf. „Das wird trotzdem ein gutes Zeichen sein, Nora. Ach ich bin so aufgeregt. Wie toll das wird, wenn wir zusammen auf der Bühne stehen!“ - „Nunmal nicht so voreilig. Noch hab ich keine Rückmeldung, die Audition ist auch erst ein paar Stunden her. Noch haben sie gar nicht alle Bewerber gehört.“, gab ich zu bedenken und war in Gedanken noch ganz bei meinem Vorsingen. Alles hatte geklappt wie es sollte, das war schon fast zu gut, um wahr zu sein.
„Jetzt muss ich mich erst einmal auf meine Abiprüfungen vorbereiten.“, murmelte ich vor mich hin. Das war einfacher gesagt als getan, schließlich war ich fast genauso gespannt wie Svenja, ob ich genommen würde. Ich machte mir allerdings nicht allzu viele Hoffnungen. Trotzdem erwischte ich mich in den nächsten Tagen des Öfteren dabei, wie ich mir ausmalte, wie schön es wäre, wieder in Essen zu sein und dort auf der Bühne zu stehen.
Irgendwie gelang es mir dennoch mich auf die schriftlichen Prüfungen zu konzentrieren. Es waren zwei stressige Wochen, in denen das Abitur geschrieben wurde. Nicht zu vergleichen mit den körperlichen Anforderungen, die ich in Essen bei den Workshops letzten Herbst auf mich genommen hatte. Geistig und vor allem für die Nerven war es eine große Zerreißprobe.
Nicht, dass ich allein nicht genug aufgeregt gewesen wäre, aber von überall her kamen noch Sprüche und Aufmunterungen, dass das mit dem Abi schon klappen werde. Ehrlich gesagt, war ich zwar aufgeregt, aber mich interessierte viel mehr, was ich nach der Schule tun würde.
Natürlich hatte ich mir schon einen Notfallplan zurechtgelegt, falls ich nicht genommen wurde. Joe veranstaltete wieder interessante Workshops und die Bewerbung bei der Folkwang Universität war auch eingereicht.
„Was willst du jetzt eigentlich nach der Schule machen? Jetzt wo es fast geschafft ist, sollten wir uns ja noch einmal Gedanken darüber machen.“, richtete Lara das Wort an mich.
Wir saßen auf dem Schulhof und genossen die ersten Sonnenstrahlen. Gerade hatten wir unsere letzte Abiklausur geschrieben.
„Ich habe mich an der Folkwang Universität der Künste in Essen beworben.“, antwortete ich ohne auf die Jekyll und Hyde Audition einzugehen. Das sollte keiner wissen, wenn es nicht klappte, musste ich das wenigstens nicht so vielen Leuten erklären.
„Und was studierst du dann da?“, fragte nun Katja. „Musical.“, gab ich zur Antwort. „Einfach Musical? Das kann man da studieren?“, erkundigte sich Lara.
Ich nickte. „Ja, das gibt es als Bachelorstudiengang. Es werden pro Jahr sechs Studierende aufgenommen, es ist also ein recht kleiner Studiengang.“ - „Nur sechs? Und du glaubst, dass du das schaffst? Gab es schon eine Aufnahmeprüfung?“, fragte Katja und guckte mich mit großen Augen an.
Ich zuckte die Achseln. „Ich weiß es nicht, aber versuchen werde ich es auf jeden Fall. Immerhin kenne ich einen der verantwortlichen Dozenten der Uni. Er hat mir gute Chancen bescheinigt. Der Eignungstest war noch nicht. Das Studium beginnt immer zum Sommersemester, das heißt, dass ich damit erst im nächsten April beginnen kann. Also hab ich noch genug Zeit nach dem Abi, mich darauf vorzubereiten. Deshalb werde ich in der Zeit noch ein paar Workshops machen.“, führte ich aus.
Tatsächlich kam mir diese Verzögerung etwas ungelegen, ich wollte doch so früh wie möglich auf die große Bühne! Aber mit der vierjährigen Ausbildung der Folkwang hatte ich danach deutlich bessere Chancen. Andererseits war ich auch schon nicht mehr die Jüngste in dem Bereich.
Ich seufzte. „Mal sehen, was das nächste Jahr so bringt.“ Die anderen beiden nickten mir zu.

Langsam schlenderte ich von der Bahnhaltestelle nach Hause. Die Osterferien standen vor der Tür, danach waren noch ein paar Wochen Unterricht, bevor die mündlichen Prüfungen stattfinden sollten.
Svenja lag mir jeden Tag in den Ohren, dass ich schon viel zu lange auf eine Antwort warten würde, es sei nicht normal, dass so kurz vor den Proben – sie sollten in vier Wochen beginnen, genau am Montag nach meinem letzten Schultag – noch keine Antworten verschickt seien.
Als ich das Haus betrat, sah ich die Post durch und mir stockte der Atem. Endlich! Post vom Theater. Mit zitternden Fingern legte ich meinen Schlüssel auf die Kommode neben der Tür.
Tief durchatmen, ermahnte ich mich selbst. Es ist nur ein kleiner Umschlag, darin wird sich sicherlich nur eine Absage befinden. Damit wollte ich mich auf die sicherlich bevorstehende Enttäuschung vorbereiten.
Ich setzte mich an den Küchentisch und öffnete den Brief. Hätte ich nicht gesessen, hätte mich dessen Inhalt umgehauen.

„Also, es ist wirklich unverschämt, dass sie euch so lange warten lassen, Nora.“, ereiferte sich Svenja abermals, als sie mich noch vor der Abendshow anrief und nachdem sie sich nach der letzten Abiklausur erkundigt hatte.
„Da kann man ja keine Wohnung mehr suchen bis zu den Proben. Das ist doch...“ - „Das muss ich aber.“, unterbrach ich sie. „Was? Was sagst du da Nora?“. Svenja war sichtlich verwirrt. „Ich komm nach Essen!“, ließ ich die Bombe endlich platzen.
Ein markerschütternder Schrei drang durch das Telefon. „Warum sagst du das erst jetzt? Was spielst du? Seit wann weißt du das? Was genau stand in dem Brief?“, wollte Svenja nun alles ganz genau wissen.
„Du hast mich ja bisher nicht zu Wort kommen lassen.“, grinste ich. Svenja hatte ganz nach ihrer Art drauf losgeredet, ohne mir die Chance zu geben, von dem Brief zu erzählen.
„Ich habe den Brief heute Mittag gelesen. Ich war so sprachlos, dass ich genommen wurde, es ist so unfassbar.“, begann ich.
„Aber das habe ich dir doch gesagt! Du bist großartig und das wissen sie. Sie wären schön blöd, wenn sie dich einfach laufen ließen! Oh ich freue mich. Ich werde gleich nach Wohnungen suchen. Aber ich sage dir, bis zu den Proben bekommst du nichts. Dann musst du erst einmal bei uns unterkommen. Achso, was spielst du doch gleich?“ Svenja redete ohne Punkt und Komma. Atempausen brauchte sie offensichtlich auch nicht.
Ich grinste. Dann fragte ich sie jedoch ernst: „Erst musst du mir erklären, warum du nicht die Erstbesetzung der Lucy bekommen hast.“
Eine kurze Pause trat ein. „Was hat das jetzt damit zu tun? Und woher weißt du das überhaupt?“, stotterte Svenja hörbar verwirrt.
„Na, weil sie mir angeboten wurde.“, beantwortete ich ihre Frage wahrheitsgemäß.
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Re: Musical - Ein Teil meines Lebens

Beitragvon armandine » 06.01.2015, 11:50:46

Oi, da geht es ja mit Riesenschritten weiter! Versteh mich nicht falsch, aber ist das wirklich realistisch? Ein Alternate hätte ich ja verstanden, aber gleich Lucy für eine Anfängerin? Aber spannend ist es natürlich, und ich hoffe doch sehr, dass Sonja ihr das nicht verübelt!

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Re: Musical - Ein Teil meines Lebens

Beitragvon Ophelia » 06.01.2015, 12:28:51

@armandine Ich denke, das zeigt einfach Noras riesengroßes Talent. Und Geschichten müssen sowieso ein bisschen unrealistisch sein, sonst wären's ja keine Geschichten ;)
Ich bin sehr gespannt, wie es mit Nora weitergeht - wird sie trotz ihres Erfolges die Ausbildung machen oder wird sie so ein "Star", der aufgrund des großen Talents immer irgendwo genommen wird? Und wie bekommt ihr das Engagement? Freue mich schon auf die Fortsetzung und die Reaktionen ihrer Umgebung!
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Re: Musical - Ein Teil meines Lebens

Beitragvon Gaefa » 09.01.2015, 11:43:09

@armandine: Es ist vermutlich genauso realistisch wie die Tatsache, dass sie vorher bei Mozart einfach so mitgespielt hat ;) Aber die Entscheidung und damit zusammenhängende Fragen werden im weiteren Verlauf noch geklärt werden. Und ich glaube um Svenja musst du dir keine Sorgen machen - das zeigt dieser Teil ;)
@Ophelia: Ja, die Fragen sind alle ziemlich wichtig und werden in den nächsten Teilen noch eine Rolle spielen.
Viel Spaß mit der Fortsetzung!


Hätte ich es nicht besser gewusst, hätte ich diesen Brief für einen Aprilscherz gehalten, aber es war noch März. Dann eben ein verfrühter Aprilscherz!
Die Nachricht hatte mich umgehauen. Mir wurde die Erstbesetzung einer der weiblichen Hauptrollen angeboten. Die Erstbesetzung – mir, die ich noch keine Ausbildung und kaum Spielerfahrung hatte.
Und eine so tolle und erfahrene Darstellerin wie Svenja sollte weiterhin auf der Reservebank sitzen? Ich verstand die Welt nicht mehr.
Der Brief besagte, dass ich für das Vertragliche nach Essen kommen sollte.
Eben dorthin fuhr ich am nächsten Morgen auch. Ich hatte Svenja am Vorabend gesagt, dass ich kommen würde, aber noch hatte ich mich nicht entschlossen, diese Rolle auch anzunehmen.
„Denk daran Kind, dass du zuerst eine Ausbildung machen solltest. Schließlich kann man nicht immer solch ein Glück haben. Wenn du später nichts vorweisen kannst, wird es sehr schwer werden für dich.“, hatte meine Mutter mir zu denken gegeben.
Natürlich waren meine Eltern auch irgendwie stolz darauf, dass ihre Tochter direkt solch ein Angebot bekam, aber sie hatten auch Angst. Angst, ob ich es schaffen würde und vor allem, dass ich leichtfertigerweise keine Ausbildung machen würde.
Mein Vater hatte sich mit einem Studium an der Folkwang Uni mittlerweile angefreundet, aber dass ich ohne dies einfach in den Job hineinrutschen würde, war für meine Eltern unvorstellbar.

Ich las mir den Brief während der Zugfahrt immer und immer wieder durch. Stimmte es wirklich, was dort stand? Die Erstbesetzung der Lucy...
Sollte und wollte ich diese Rolle annehmen? Und warum hatten sie Svenja dies nicht angeboten? Oder hatten sie das und sie hat abgelehnt? Aber warum sollte sie das tun?
Meine Gedanken fuhren Karussell und ich hoffte, dass ein Gespräch mit Svenja wenigstens einige Fragen beantworten würde.
Außerdem hatte ich nun Ferien und wenn ich wirklich nach Essen gehen sollte nach dem Abi, bzw. zu den Proben, dann musste ich wirklich eine Wohnung suchen. Meinen Eltern ging das alles zu schnell, aber was sollte man machen.
Adrian und Svenja holten mich vom Bahnhof ab. Der Däne war gewohnt schweigsam, doch auch seine Freundin sprudelte nicht in ihrer gewohnten fröhlichen Art drauf los. Schon am Vorabend wollte sie nicht mehr über die Besetzungsentscheidungen reden, sie hatte mich auf den nächsten Tag vertröstet – das war sonst gar nicht Svenjas Art.
In ihrer gemütlichen Wohnung angekommen, setzten wir uns an den Küchentisch, während Adrian sich wieder verabschiedete, er hätte noch ein paar Erledigungen zu machen.
„Warum bekommst du nicht die Erstbesetzung der Lucy, Svenja?“, wollte ich von ihr wissen und kam ohne Umschweife auf dieses scheinbar heikle Thema.
Sie atmete tief durch. „Weil ich abgelehnt habe.“, antwortete sie bemüht ruhig. „Du hast was? Warum das denn?“, lautete meine nächste Frage.
„Weil... weil... weil ich momentan keine Erstbesetzung haben möchte.“, wich sie gekonnt aus. „Es ist einfach etwas anderes im Ensemble zu spielen oder täglich als Hauptrolle auf der Bühne zu stehen.“ - „Das weiß ich auch“, gab ich zurück. „Aber du liebst es doch, Lucy zu spielen und mir gefällst du viel besser als irgendeine andere in dieser Rolle.“
Svenja seufzte. „Ich wusste, dass du dich mit der Begründung nicht abfinden würdest.“ Ihre Stimme klang seltsam ernst und auch ein wenig traurig. „Wenn man am Theater sagt, dass man momentan keine Hauptrolle in Erstbesetzung haben will, dann wird es akzeptiert. Mir wurde das Angebot schon vor den Castings gemacht und ich habe abgelehnt, was für alle in Ordnung war. Selbst Bob hat nicht weiter nachgehakt. Aber ich wusste, wenn ich dir davon erzählte, lässt du dich nicht so leicht abspeisen.“ - „Da hast du recht. Irgendwas ist doch, das merke ich.“, gab ich langsam zur Antwort.
„Ja, nein. Also... Es ist schwer zu erklären.“, stammelte Svenja. Ich schaute sie eindringlich an. Es steckte deutlich mehr dahinter, das sah ich meiner Freundin an. Wir kannten uns mittlerweile so gut, dass die Eine merkte, wenn bei der anderen der Schuh drückte.
„Ist etwas nicht in Ordnung? Ist etwas passiert? Ist bei euch alles okay?“, sprudelten die Fragen aus mir raus.
„Bei uns ist alles in bester Ordnung. Vielleicht ein bisschen zu gut.“, gab Svenja zu bedenken. „Das verstehe ich nicht. Wie...?“, weiter kam ich nicht.
„Also gut. Du weißt ja das meiste eh schon. Du musst nur versprechen, es nicht weiterzuerzählen.“, verlangte sie nun von mir. Ich nickte: „Klar, das weißt du doch.“
Noch einmal holte sie tief Luft und setzte an: „Du weißt ja, was mit meiner Mutter bei der Geburt von meinem Bruder passiert ist.“ Ich nickte. „Und du weißt auch, dass ich damit lange zu kämpfen hatte. Naja, ach es ist kompliziert. Adrian wünscht sich so sehr ein Kind. Und... naja. Also ich denke, dass wir es vielleicht versuchen sollten. Immerhin hat meine Mutter auch drei Kinder ohne Komplikationen zur Welt gebracht.“
Nun war es also raus. Mir stockte fast der Atem. „Heißt das, du bist...?“, begann ich. „Nein“, fiel Svenja mir ins Wort. „Nein, ich bin nicht schwanger. Aber ich weiß nicht, ob sich das nicht im Laufe des nächsten Jahres ändern könnte. Deshalb hab ich die Erstbesetzung abgelehnt, Nora. Der Vertrag läuft über ein Jahr und wenn wir wirklich ein Kind bekommen sollten, dann wäre es besser, wenn ich nur im Ensemble spiele. Da ist es nicht so schlimm, wenn jemand ausfällt.“, erklärte sie mir.
Ich musterte Svenja eindringlich. Ganz wohl war ihr bei dem Gedanken, ein Kind zu bekommen, scheinbar noch nicht, aber das war die beste Erklärung, diese Rolle nicht anzunehmen.
„Ich freue mich für euch, Svenja. Du wirst eine tolle Mutter werden und es wird sicherlich alles gut gehen. Sag mir aber ja Bescheid, wenn es soweit ist, hörst du?“, munterte ich sie auf. Ein Grinsen machte sich in ihrem Gesicht breit. „Danke. Du bist eine tolle Freundin, Nora.“, bedankte sie sich bei mir und umarmte mich.
Ihre Fröhlichkeit war wieder zurückgekehrt.

„Aber nun zu dir. Nimmst du die Rolle an?“, fragte sie mich nun.
„Ich weiß es nicht. Es ist eine unglaubliche Herausforderung. Und eigentlich wollte ich das Studium an der Folkwang machen.“, gab ich zu bedenken. „Das Studium beginnt doch immer erst zum Sommersemester oder? Du hättest ein halbes Jahr nichts zu tun, das wäre verschenkte Zeit. Und wenn die Profis vom Theater meinen, dass du es kannst, dann schaffst du das auch. Ich bin ja schließlich auch noch da.“, argumentierte sie.
Ich überlegte kurz: „Ja, aber wie du sagtest sind die Verträge für ein Jahr und nicht ein halbes Jahr.“ - „Ach, mach du dir darüber mal keine Gedanken. Vielleicht kannst du ja auch irgendwie quereinsteigen bei der Folkwang, immerhin hält Joe sehr viel von dir. Aber so eine Chance wie jetzt bekommst du vielleicht nie wieder. Überlege mal, was das für Erfahrungen sind, auf die du später aufbauen kannst und wie gut sich das in deinem Lebenslauf macht.“, urteilte Svenja.
„Und überlege mal, wie hart es ist und wie viel ich dafür üben muss.“, ergänzte ich. „Hat dich das bei Mozart gestört?“, wollte Svenja mit einem verschmitzten Lächeln wissen.
„Du hast recht.“, gab ich nach. „Es ist wirklich eine großartige Chance und vielleicht lässt sich da was machen mit der Folkwang. Ist es eigentlich üblich, dass man für den Vertrag ins Theater kommen soll?“
Svenja überlegte kurz: „Eigentlich nicht. Das könnte allerdings bedeuten, dass sie noch etwas mit dir absprechen wollen.“
Ich nickte. „Dann werde ich nachher mal hören, was sie mir zu sagen haben, wenn ich den Vertrag für meine erste First Cast Rolle zu sehen bekomme.“, grinste ich.
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Re: Musical - Ein Teil meines Lebens

Beitragvon armandine » 09.01.2015, 15:43:33

na das ist doch schön! Dann wünsche ich Svenja alles Gute und Nora, dass alles klappt!

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Re: Musical - Ein Teil meines Lebens

Beitragvon Gaefa » 25.01.2015, 16:22:15

Hier kommt Teil 80.
Die nächsten Teile werden leider nicht mehr ganz so regelmäßig kommen, aber ich bemühe mich trotzdem darum, dass es weitergeht.
Viel Spaß und wie immer würde ich mich über Kommentare freuen.


„Hallo Bob.“, grüßte ich den musikalischen Leiter, als ich am Nachmittag zur besprochenen Zeit in sein Büro kam.
„Hallo Nora, wie geht es dir? Hast du die Abiklausuren gut überstanden?“, wollte er wissen. Ich nickte. „Ja, das ist jetzt zum Glück alles hinter mir.“, gab ich zur Antwort.
„Du fragst dich sicherlich, warum ich dich herbestellt habe.“, kam Bob direkt auf den Punkt. Ich nickte abermals. „Oh ja, der Brief hat mich ganz schön umgehauen, ich weiß gar nicht, was ich sagen soll.“, gestand ich.
Ein Grinsen breitete sich auf seinem unrasierten Gesicht ab. „Du bist ein besonderes Talent, Nora, wir freuen uns, dich in unserem Ensemble zu haben.“ - „Aber ich habe doch noch gar nicht zugesagt, ich...“, begann ich. „Ich weiß.“, unterbrach er mich. „Du hast noch keine Ausbildung und bist dir unsicher, ob du dieser Aufgabe schon gewachsen bist.“ Es war fast unheimlich, wie er meine Gedanken lesen konnte. „Deshalb habe ich dich hierher bestellt. Ich habe einen Vorschlag für dich, damit du...“
Weiter kam er nicht, da es in diesem Moment laut an der Tür klopfte. Noch bevor Bob etwas gesagt hatte, öffnete sie sich und schwang in den Raum hinein. Auf der Türschwelle stand Joe.
„Hallo Nora, wie schön dich zu sehen.“, begrüßte er mich wie eine alte Bekannte. „Äh, hallo Joe, was machst du denn hier?“, brachte ich hervor, nachdem ich mich aus seiner Umarmung gelöst hatte. Dieses plötzliche Auftauchen des Folkwangdozenten und die überschwängliche Begrüßung brachten mich aus dem Gleichgewicht.
„Entschuldige Bob, dass ich zu spät bin, aber diese Ampelphasen verstehe einer, immer ist rot, wenn ich an der nächsten ankomme.“, erklärte er und schüttelte dabei nur den Kopf.
„Du kommst gerade richtig, ich wollte eben erzählen, was wir uns ausgedacht hatten.“, bemerkte der musikalische Leiter. Joe nickte, ließ sich auf einen der Stühle nieder und bedeutete Bob fortzufahren.
„Also, Nora, wie ich bereits versuchte dir mitzuteilen, haben wir, also vor allem Joe und ich, uns etwas ausgedacht. Joe hat mir von deiner Bewerbung an der Folkwang Universität berichtet und als ich ihm gestand, dass wir dich als Erstbesetzung der Lucy haben wollen, kamen wir auf die Idee, dies zu verbinden.“, eröffnete er mir.
Ich starrte ihn an und verstand nur Bahnhof. Wie sollte das denn bitte gut zu verbinden sein?
„Du kannst aufgrund deiner vielen Vorerfahrungen bei uns an der Uni direkt ins zweite Semester eingestuft werden, Nora.“, übernahm nun Joe das Wort. Verwirrt blickte ich von einem zum anderen. Beide grinsten und schienen die Fröhlichkeit in Person. Aber war das eine gute Nachricht?
„Heißt das, ich sollte ein Jahr Lucy spielen und dann an der Folkwang im zweiten Semester beginnen?“, sprach ich aus, was mir durch den Kopf ging.
Joe musste lachen. „Aber nein. Das heißt, dass du direkt jetzt im zweiten Semester beginnen kannst. Ich muss zugeben, dass es ein glücklicher Zufall ist. Eine Studentin aus dem ersten Jahrgang hat leider die Schule verlassen, aber eben dies macht einen Platz für dich frei. Ist das nicht toll?“ - „Äh ja, schon. Aber wie passt das mit dem Angebot hier zusammen.“ Ich zeigte auf den Antwortbrief vom Theater.
„Nun das ist so.“, begann nun wieder Bob. „Wir bieten dir die Erstbesetzung der Lucy an, aber nur mit vier oder manchmal auch fünf Pflichtvorstellungen in der Woche, damit du nebenbei die Kurse an der Universität besuchen kannst. Es gäbe dann eine alternierende Besetzung für Lucy, die die restlichen drei Shows regulär spielt.“
Langsam erschloss sich mir der Plan der beiden und ich nickte langsam. „Und das ist zu schaffen meint ihr?“, fragte ich doch etwas skeptisch nach.
„Nun ja. Es wird hart. Aber es sollte machbar sein, nicht zuletzt, da sowohl das Theater als auch die Universität in das Vorhaben eingewilligt haben.“, gab Bob zu bedenken. „Das heißt natürlich nicht, dass auf dich immer besondere Rücksicht genommen wird, aber durch deine praktischen Erfahrungen wird dir der eine oder andere Kurs auch leichter fallen. Du musst dir über die einmalige Chance bewusst sein, aber auch darüber, dass es bedeutet, keine Freizeit mehr zu haben.“, fügte Joe jetzt ernst hinzu.
„Ja, die Woche über an der Uni und das Wochenende im Theater.“, fasste ich zusammen. Beide nickten.
„Überleg es dir, Nora. Am Montag erwarten wir deine Antwort, damit wir das mit der alternierenden Besetzung klären können.“, sagte Bob. „Ja, und das mit dem Stipendium.“, fügte Joe hinzu. „Welches Stipendium?“, fragte ich ihn verwundert.
„Oh, hatte ich das noch nicht erwähnt? Ich Schussel, das muss mir bei meiner Verspätung ganz entgangen sein. Du bekommst ein Teilstipendium für die Universität. Das heißt, dass du dort keine Gebühren zahlen musst. Hier sind die Unterlagen, da steht alles genau drin, sowohl für das Stipendium...“ Er zerrte an einer Mappe in seiner Tasche und überreichte mir einen Stapel Papier. „Als auch für die Einschreibung ins zweite Semester. Das beginnt übrigens im Oktober, was heißt, dass du genug Eingewöhnungszeit in deine Rolle hast.“, fügte er hinzu und gab mir einen zweiten Haufen Blätter.
„Da kann ich auch mithalten.“, ließ Bob verlauten und holte einen gut gefüllten Briefumschlag hervor. „Hier ist unser Vertragsvorschlag für dich. Wenn du damit einverstanden bist, kannst du ihn am besten am Montag direkt unterschrieben mitbringen.“

„Und sie haben dir nicht einmal eine Alternative genannt?“, wollte Tonia wissen, als ich die Papierhaufen im Aufenthaltsraum ausgebreitet hatte. Svenja, Adrian, Tonia und noch ein paar andere der Cast saßen um mich herum und staunten.
„Ich hab schon mal nach Wohnungen gesucht, Nora.“, begann Svenja wie selbstverständlich. „Es ist zwar nicht leicht, aber ganz in der Nähe von...“ - „Du tust ja gerade so, als hätte ich schon alles unterschrieben.“, unterbrach ich sie.
„Das ist doch eigentlich nur noch eine Formsache.“, stellte sie fest. „Bei einem solchen Angebot kann man doch niemals ablehnen.“ Die anderen nickten zustimmend.
„Ich weiß nicht, es wird hart werden, sehr hart.“, gab ich zu bedenken. „Hast du denn im nächsten Jahr etwas anderes vor?“, wollte Tonia nun von mir wissen.
„Nein.“, antwortete ich ihr. „Ich wollte mich auf die Aufnahmeprüfung vorbereiten.“ - „Da das ja jetzt entfällt, kannst du dich ganz deiner Rolle und deinem Studium widmen.“, kombinierte Svenja und grinste mich verschlagen an.
„Du hast recht. Aber du erklärst meinen Eltern, dass sie ihre Tochter das nächste Jahr nicht mehr zu Gesicht bekommen, wenn sie nicht eine Show besuchen.“, wandte ich scherzhaft ein. „Okay, das mache ich gerne.“, gab Svenja lachend zur Antwort und alle stimmten mit ein.
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Re: Musical - Ein Teil meines Lebens

Beitragvon armandine » 26.01.2015, 11:31:37

Ach schön! Dann kann sie sich ja mit Svenja abwechseln!

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Re: Musical - Ein Teil meines Lebens

Beitragvon Ophelia » 26.01.2015, 11:58:29

Schöne Entwicklung! Toll, dass Nora so ein Glück hat!
Was ich rette, geht zu Grund
Was ich segne muss verderben
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Re: Musical - Ein Teil meines Lebens

Beitragvon armandine » 13.11.2016, 12:09:53

Schreibst du eigentlich nochmal weiter? Es würde mich schon interessieren, was aus Nora wird. :-)

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Re: Musical - Ein Teil meines Lebens

Beitragvon Gaefa » 13.11.2016, 13:48:05

Oh je, eine sehr schwierige Frage...
Tatsächlich hat sich hier seit Beginn meiner schulischen Ausbildung nichts mehr getan und auch die Tatsache, dass ich die Prüfung im Sommer geschafft habe, hat keine Änderung bewirkt. Mit einer vollen Stelle bleibt aktuell kaum Zeit für Kreativität... Aber es wäre mal wieder eine nette Abwechslung bei Nora und ihrem Leben weiter zu schreiben ;) Ob ich das in nächster Zeit allerdings schaffe, kann ich nicht sagen.
Dennoch ist mir gerade aufgefallen, dass ich noch ein paar Teile "auf Vorrat" habe. Die könnte ich tatsächlich mal nach und nach reinstellen, falls Interesse daran besteht.
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Re: Musical - Ein Teil meines Lebens

Beitragvon armandine » 14.11.2016, 09:01:26

Das würde mich freuen!

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Re: Musical - Ein Teil meines Lebens

Beitragvon Gaefa » 17.11.2016, 21:24:38

Dann gibt es hier nach Ewigkeiten den nächsten Teil. Vielleicht liest ja noch sonst jemand mit. Wie immer freue ich mich über Kommentare und versuche auch noch weitere Teile zu posten.

Noch am selben Abend unterschrieb ich alle Unterlagen und es stand fest: Ich würde ab dem 2. Mai mit den Proben für die Attraktion der roten Ratte, Lucy Harris, beginnen und ab Anfang Juni in dieser Rolle sechs mal in der Woche auf der Bühne stehen. Ab Oktober würde ich dann nur noch vier oder fünf Shows spielen und im zweiten Semester an der Folkwang Universität der Künste mein Studium aufnehmen, für das ich ein Stipendium bekam.
Doch zu allererst brauchte ich eine Wohnung und das möglichst bis zum Mai, was ziemlich ausweglos zu sein schien. „Was genau suchst du eigentlich? Möchtest du in eine WG oder lieber eine eigene Wohnung?“, wollte Svenja von mir wissen. Ich hatte spontan beschlossen die erste Woche der Osterferien in Essen zu verbringen, um nach einer Wohnung zu suchen und Svenja hatte sich angeboten, mir dabei zu helfen.
„Mh, ich weiß es nicht so genau. Die Vorstellung einer WG klingt ja einerseits ganz gut, aber ich weiß nicht, ob mein Tagesablauf so zu dem der anderen passt, wenn ich immer spät abends arbeiten muss.“, gab ich zu bedenken. „Aber Hauptsache ist, dass ich überhaupt eine Wohnung finde. Deshalb würde ich sagen, ich schau mir alles an.“
Gesagt, getan. Wir suchten das Internet und die Lokalzeitung nach Angeboten ab, fanden Wohnungen, verwarfen sie wieder. Es schien schier unmöglich innerhalb so kurzer Zeit eine Wohnung zu finden. Letztendlich zogen wir auch solche Angebote in Betracht, die erst ab Juni frei waren.
„Dann musst du eben wirklich für einen Monat mit unserem Gästezimmer vorlieb nehmen.“, stellte Svenja fest. Ohne sie wäre ich verloren gewesen.
Tatsächlich fanden wir einige Immobilien, die passten und ich telefonierte etliche Male, um am Schluss ganze sechs Besichtigungstermine zu haben, drei WGs, zwei Einzimmerwohnungen und sogar eine Zweizimmer-Wohnung. Mit der Gage, die ich bekommen würde und ohne die Gebühren für die Uni konnte ich mir so etwas fast problemlos leisten.
Am Donnerstag und Freitag standen dann die Besichtigungen auf dem Plan. Die WGs gefielen mir zwar, doch schien mein Beruf – ja so konnte man es ja nun nennen – die meisten potentiellen Mitbewohner zu stören. Sie arbeiteten oder gingen zu Uni, wollten lieber mal abends zusammensitzen oder mussten früh aufstehen, was zu meinem nächtlichen Arbeitsrhythmus nicht passen würde. So bekam ich drei direkte Absagen – immerhin kein langes Warten.
Die Zweizimmer-Wohnung gefiel mir nicht, sie war dunkel und in einer recht abgelegenen Gegend, was mir etwas Angst einflößte. Allerdings erklärte es den günstigen Mietpreis.
Die anderen beiden Wohnungen sagten mir zu und ich hoffte inständig, eine zu bekommen. Ich habe gute Chancen, wurde mir bei beiden versichert, da ich durch den Vertrag ein festes Einkommen bescheinigen könnte. Aber nun hieß es doch warten. „Wir melden uns im Laufe der kommenden Woche bei Ihnen. Auf Wiedersehen.“, sagte die Dame von der Wohnungsgesellschaft zu mir.
Am Wochenende schaute ich mir alle vier Shows an und konnte sogar einmal Svenja als Lucy bewundern. Es war etwas ganz anderes, die Show zu sehen mit dem Wissen, dass man in wenigen Wochen selbst dort in einer der Hauptrollen auf der Bühne stehen soll. Natürlich, bei Mozart! hatte ich viel weniger Zeit gehabt, aber auch viel weniger Zeit darüber nachzudenken.
Obwohl ich Angst vor dieser großen Aufgabe hatte, freute ich mich sehr darauf. Endlich durfte ich wieder auf die Bühne in meinem geliebten Theater und ich würde ein Teil des Ensembles sein.

Die Ferien gingen viel zu schnell vorbei. Ich musste jetzt so viel regeln und mir wurde klar, dass ich neben dem Umzug nach Essen und den Proben auch noch die mündliche Abiturprüfung bestehen musste. Deshalb begann ich schon in der zweiten Ferienwoche den Stoff dafür zu wiederholen. Dies tat ich zugegebenermaßen nicht nur für mich, sondern auch für meine Eltern, die dies ein wenig beruhigte.
So aufgeregt und voller Vorfreude ich war, so konnten meine Eltern mir dies stets kaputt machen, wenn mein Vater beinahe jeden Abend wieder damit begann, dass es sehr anstrengend werde und ob ich mir das auch wirklich gut überlegt hätte. In diesen Momenten war ich beinahe froh, dass ich so schnell ausziehen sollte.
Glücklicherweise traf am Mittwoch der folgenden Woche die Zusage für meine favorisierte Wohnung ein. Ich freute mich sehr, da die Wohnung nicht nur hübsch, sondern auch gut gelegen war. Die Folkwang war fußläufig zu erreichen und eine S-Bahnhaltestelle war ebenfalls in der Nähe, was für mich besonders wichtig war. Denn wie sollte ich ohne Führerschein sonst nach Essen kommen? Außerdem war die Wohnung direkt an der Ruhr gelegen. Auch wenn Essen-Werden ein ganzes Stück von Svenja und Adrian entfernt war, so schien mir die Gegend sehr schön zu sein. Einzig die vielbefahrene Straße nebenan könnte etwas störend werden, aber man kann ja nicht alles haben.
Für die kurze Zeit war es schon eine nahezu perfekte Lösung. Leider war die Wohnung aber erst ab Juni bezugsfertig, weshalb ich wirklich auf Svenjas Angebot zurückkommen musste. Sicherlich hätte das Theater auch für eine Übergangslösung gesorgt, aber so wusste ich, wo ich hinkam und freute mich darauf, die erste Zeit in Essen nicht ganz allein zu sein.

Die letzten Wochen in der Schule zogen sich wie Kaugummi und doch gingen sie viel zu schnell vorbei, um alles zu erledigen, was ich noch machen wollte. Es war beinahe eine Qual für die Schule lernen zu müssen statt meine Lieder und schon meinen Text, den ich von Bob bereits bekommen hatte, zu üben.
Doch meine Eltern achteten darauf, dass ich auch ja genug lernte. In der Schule berichtete ich nur wenigen von meinen Plänen nach dem Abitur, schon lange fühlte ich mich in Essen und vor allem bei Svenja viel wohler als in meiner alten Umgebung und der Schule.
Meine Gesangslehrerin und Anja, die Trainerin vom Ballett, freuten sich dagegen tierisch mit mir und wünschten mir alles Gute, bei beiden fiel mir der Abschied schwer.

Kaum hatte ich am letzten Freitag im April mein Zeugnis in der Hand, waren meine Gedanken schon bei den Proben. Den gesamten Tag war mir schlecht vor Aufregung. Nicht, weil ich mein letztes Zeugnis bekam, sondern weil ich schon am Abend nach Essen aufbrechen würde, wo dann am Montag die Proben begannen.
Einige Tage zuvor war mein Probenplan per Post gekommen und ich hatte ihn stundenlang studiert. Es war gut durchdacht, was wichtig war, da immerhin der normale Showbetrieb weitergehen musste. Schließlich stand nur ein Castwechsel an.
„Pass gut auf dich auf, mein Schatz.“, waren die Worte meiner Mutter zum Abschied. „Mama, ich bin doch nicht das erste Mal in Essen.“, wehrte ich mich. „Ach trotzdem. Jetzt verlässt auch meine jüngste Tochter das Haus.“, meinte sie.
„Vergiss nicht, dass du noch dein Abi fertig machen musst.“, ermahnte mich mein Vater. „Wir holen dich in drei Wochen am Donnerstag vom Bahnhof ab.“ - „Ja, Papa. Das haben wir schon fünfmal besprochen. Aber es ist in der vierten Woche, nicht der dritten.“, gab ich ihm zu bedenken. Er nickte mürrisch. Ich sah meinen Eltern an, dass ihnen unwohl dabei war, mich mitten im Abi zu den Proben gehen zu lassen, aber es war meine Entscheidung und ich fieberte den Proben mehr entgegen als dem Abitur.
Nach weiteren fünf Minuten, in denen ich meinen Eltern versprechen musste, brav für die Prüfung zu lernen, saß ich endlich im Zug und war nun endlich auf dem Weg zu den Proben für meine erste Hauptrolle.
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Re: Musical - Ein Teil meines Lebens

Beitragvon armandine » 18.11.2016, 14:30:18

Super, ich freue mich sher, dass es weitergeht! Vielleicht finden sich ja auch noch ein paar andere Fans wieder ein. Ich freue mich schon auf Berichte aus der Probenzeit. Das Abi wird sie schon hinbekommen, da ist ja das Schriftliche wichtiger.


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