Durch das Dunkel der Welt
Verfasst: 27.12.2007, 16:31:30
Inhalt: Lily hat alles erreicht, wovon viele träumen, doch sie hat niemanden, mit dem sie es teilen kann... Zum Glück ist da wenigstens noch ihr bester Freund Konstantin.
Genre: Drama (kommt noch)
Disclaimer: Elisabeth gehört den VBW und den Herren Kunze und Levay, Geschichte und Charaktere sind meine!
Author's Note: ja ja, bei mir spielen sie immer Elisabeth... da kann ich wenigstens vertraute Gefilde beschreiben, siehe Naschmarkt ^^ Also enjoy!
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Durch das Dunkel der Welt
von Sisi
Die Garderobentür öffnete sich, und auf den im Moment leeren Gang trat eine schlanke Frau Anfang ihrer Vierziger in Jeans, Sweater und brauner Lederjacke. Sie hatte melancholische graublaue Augen und braunes gelocktes Haar, das markante, aber dennoch schöne Gesichtszüge umrahmte. Obwohl außer ihr keine Menschenseele zu sehen war, herrschte keineswegs Stille. Von überall her drangen Lärm und Stimmen. Die Vorstellung war seit einer kappen Dreiviertelstunde zu Ende, der Saal hatte sich geleert, doch hinter der Bühne ging es immer noch rege zu, obwohl die meisten Mitglieder des Orchesters und jene Darsteller, die nicht so lange brauchten, um aus ihrem Kostüm zu schlüpfen, schon längst weg waren.
Zwei Hände legten sich plötzlich von hinten auf Lilys Augen und eine tiefe verstellte Stimme erklang.
„Na du, wer bin ich wohl?“
„Ich weiß nicht“, antwortete sie. „Vielleicht der Sensenmann?“
„Fast, aber ich hab doch gar keine Sense.“ Ihr Kollege Konstantin, der den Tod spielte, grinste sie an. Galant bot er ihr den Arm an, um sie zur Bühnentür zu geleiten, wo schon die schnatternden Fans warteten.
Als die beiden Hauptdarsteller des Musicals Elisabeth waren Lily und Konstantin sofort umringt. Sie gaben Autogramme, ließen sich mit verschiedenen Leuten fotografieren und versuchten mit jedem ein paar nette Worte zu wechseln. Nachdem sie eine CD signiert und der Eigentümerin zurück gegeben hatte, warf sie einen verstohlenen Blick auf ihren Kollegen, der gerade für ein Foto posierte. Er war im selben Alter wie sie, wirkte durch seine weichen Züge jedoch jünger. Sein blondes Haar strahlte im Blitzlicht beinahe, und im nächsten Moment suchten seine eisblauen schönen Augen die ihren. Sie kannte ihn schon beinahe ihr halbes Leben lang. Vor fünfzehn Jahren hatten sie sich beide auf dieser Bühne ihren Namen gemacht, und nun standen sie wieder hier. Älter, reifer und reicher an Erfahrungen, doch im Herzen noch dieselben.
Weiter vorne, abseits bei einem parkenden Auto sah sie einen Mann stehen, der auf etwas wartete. Oder auf jemanden. Sie wusste auf wen. Es war Felix, Konstantins Lebensgefährte. Ein Anwalt. Oh, wie sie ihren besten Freund um das Glück beneidete nicht allein zu sein. Wenn sie nach den Vorstellungen heimkam, war es dunkel in ihrer Wohnung. Keiner wartete auf sie.
Sie spürte eine Berührung auf ihrer Hand und sah auf. Konstantin lächelte sie an, er hatte es geschafft sich zu ihr zu kämpfen. Bevor er etwas sagen konnte, war erneut ein vielleicht dreizehnjähriges Mädchen vor ihm aufgetaucht, um ihn um ein Autogramm zu bitten. Dann wandte er sich Lily zu.
„So, ich muss jetzt los. Felix hat ja heute Geburtstag und wir wollen noch etwas trinken gehen. Bis morgen in alter Frische.“ Er gab ihr einen Kuss auf die Wange.
„Viel Spaß, wünsch ihm bitte von mir alles Gute, ja?“ Sie sah ihm kurz nach, bis er ins Auto gestiegen war. Für eine Weile widmete sie sich anschließend noch den Fans, zum Großteil junge Mädchen.
Nach zehn Minuten konnte sie sich loseisen und ging über den verlassenen Naschmarkt zur U-Bahn Station. Dass es für März ziemlich kühl war, machte ihr nichts aus. Sie fühlte sich sehr müde, die Vorstellungen schlauchten sie mehr als noch vor ein paar Jahren.
Ihre kleine Wohnung kam ihr Abend für Abend, wenn sie nach Hause kam, so leer vor. Auf dem Anrufbeantworter war keine Nachricht. Wie immer, wer sollt sie schließlich auch anrufen? Von Konstantin abgesehen hatte sie keine Freunde, mit denen sie regen Kontakt hielt. Das war der Nachteil am ständigen Unterwegssein, man blieb nie lange genug an einem Ort, um Leute richtig kennen zu lernen. Fürs bettfertig machen brauchte sie nicht sehr lange, und bald darauf kauerte sie sich unter ihrer Decke zusammen. Lange Zeit hatte das Theater ihr Leben so ausgefüllt, dass für anderes wenig Raum geblieben war. Sie hatte Beziehungen gehabt, ja, doch sie waren jedes Mal auseinander gebrochen. Sie dachte an Nick, mit dem sie über vier Jahre lang zusammen gewesen war. Auf Dauer war er nicht damit fertig geworden, sie dauernd mit der Bühne und den Fans teilen zu müssen.
Jetzt war sie schon länger allein. Ihre ganze Familie lebte in Salzburg, sie fand nur selten Zeit ihre Eltern und ihre jüngere Schwester zu besuchen. Kathy war schon verheiratet und hatte eine Tochter von vier und einen Sohn von fast zwei Jahren. Nur sie blieb übrig. Das hatte zumindest den Vorteil, dass sie auf niemanden Rücksicht nehmen musste, wenn sie durch die Musicalgeschichte hetzte. Österreich, Deutschland und zurück. Sie hatte am West End gespielt und am Broadway, aber mittlerweile reichte es auch. Sie hatte genügend erlebt, und ihr Innerstes sehnte sich nach etwas anderem. Danach, jeden Abend nach dem Heimkommen, ein Kinderzimmer auf leisen Sohlen zu betreten, das schlafende Kind zuzudecken und ihm einen sanften Kuss zu geben. Und danach, geborgen in den Armen des Mannes zu ruhen, den sie liebte. Wie ein Schiff im sicheren Hafen, von seiner Zärtlichkeit bewacht, und ohne Wunsch für eine Nacht.
Genre: Drama (kommt noch)
Disclaimer: Elisabeth gehört den VBW und den Herren Kunze und Levay, Geschichte und Charaktere sind meine!
Author's Note: ja ja, bei mir spielen sie immer Elisabeth... da kann ich wenigstens vertraute Gefilde beschreiben, siehe Naschmarkt ^^ Also enjoy!
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Durch das Dunkel der Welt
von Sisi
Die Garderobentür öffnete sich, und auf den im Moment leeren Gang trat eine schlanke Frau Anfang ihrer Vierziger in Jeans, Sweater und brauner Lederjacke. Sie hatte melancholische graublaue Augen und braunes gelocktes Haar, das markante, aber dennoch schöne Gesichtszüge umrahmte. Obwohl außer ihr keine Menschenseele zu sehen war, herrschte keineswegs Stille. Von überall her drangen Lärm und Stimmen. Die Vorstellung war seit einer kappen Dreiviertelstunde zu Ende, der Saal hatte sich geleert, doch hinter der Bühne ging es immer noch rege zu, obwohl die meisten Mitglieder des Orchesters und jene Darsteller, die nicht so lange brauchten, um aus ihrem Kostüm zu schlüpfen, schon längst weg waren.
Zwei Hände legten sich plötzlich von hinten auf Lilys Augen und eine tiefe verstellte Stimme erklang.
„Na du, wer bin ich wohl?“
„Ich weiß nicht“, antwortete sie. „Vielleicht der Sensenmann?“
„Fast, aber ich hab doch gar keine Sense.“ Ihr Kollege Konstantin, der den Tod spielte, grinste sie an. Galant bot er ihr den Arm an, um sie zur Bühnentür zu geleiten, wo schon die schnatternden Fans warteten.
Als die beiden Hauptdarsteller des Musicals Elisabeth waren Lily und Konstantin sofort umringt. Sie gaben Autogramme, ließen sich mit verschiedenen Leuten fotografieren und versuchten mit jedem ein paar nette Worte zu wechseln. Nachdem sie eine CD signiert und der Eigentümerin zurück gegeben hatte, warf sie einen verstohlenen Blick auf ihren Kollegen, der gerade für ein Foto posierte. Er war im selben Alter wie sie, wirkte durch seine weichen Züge jedoch jünger. Sein blondes Haar strahlte im Blitzlicht beinahe, und im nächsten Moment suchten seine eisblauen schönen Augen die ihren. Sie kannte ihn schon beinahe ihr halbes Leben lang. Vor fünfzehn Jahren hatten sie sich beide auf dieser Bühne ihren Namen gemacht, und nun standen sie wieder hier. Älter, reifer und reicher an Erfahrungen, doch im Herzen noch dieselben.
Weiter vorne, abseits bei einem parkenden Auto sah sie einen Mann stehen, der auf etwas wartete. Oder auf jemanden. Sie wusste auf wen. Es war Felix, Konstantins Lebensgefährte. Ein Anwalt. Oh, wie sie ihren besten Freund um das Glück beneidete nicht allein zu sein. Wenn sie nach den Vorstellungen heimkam, war es dunkel in ihrer Wohnung. Keiner wartete auf sie.
Sie spürte eine Berührung auf ihrer Hand und sah auf. Konstantin lächelte sie an, er hatte es geschafft sich zu ihr zu kämpfen. Bevor er etwas sagen konnte, war erneut ein vielleicht dreizehnjähriges Mädchen vor ihm aufgetaucht, um ihn um ein Autogramm zu bitten. Dann wandte er sich Lily zu.
„So, ich muss jetzt los. Felix hat ja heute Geburtstag und wir wollen noch etwas trinken gehen. Bis morgen in alter Frische.“ Er gab ihr einen Kuss auf die Wange.
„Viel Spaß, wünsch ihm bitte von mir alles Gute, ja?“ Sie sah ihm kurz nach, bis er ins Auto gestiegen war. Für eine Weile widmete sie sich anschließend noch den Fans, zum Großteil junge Mädchen.
Nach zehn Minuten konnte sie sich loseisen und ging über den verlassenen Naschmarkt zur U-Bahn Station. Dass es für März ziemlich kühl war, machte ihr nichts aus. Sie fühlte sich sehr müde, die Vorstellungen schlauchten sie mehr als noch vor ein paar Jahren.
Ihre kleine Wohnung kam ihr Abend für Abend, wenn sie nach Hause kam, so leer vor. Auf dem Anrufbeantworter war keine Nachricht. Wie immer, wer sollt sie schließlich auch anrufen? Von Konstantin abgesehen hatte sie keine Freunde, mit denen sie regen Kontakt hielt. Das war der Nachteil am ständigen Unterwegssein, man blieb nie lange genug an einem Ort, um Leute richtig kennen zu lernen. Fürs bettfertig machen brauchte sie nicht sehr lange, und bald darauf kauerte sie sich unter ihrer Decke zusammen. Lange Zeit hatte das Theater ihr Leben so ausgefüllt, dass für anderes wenig Raum geblieben war. Sie hatte Beziehungen gehabt, ja, doch sie waren jedes Mal auseinander gebrochen. Sie dachte an Nick, mit dem sie über vier Jahre lang zusammen gewesen war. Auf Dauer war er nicht damit fertig geworden, sie dauernd mit der Bühne und den Fans teilen zu müssen.
Jetzt war sie schon länger allein. Ihre ganze Familie lebte in Salzburg, sie fand nur selten Zeit ihre Eltern und ihre jüngere Schwester zu besuchen. Kathy war schon verheiratet und hatte eine Tochter von vier und einen Sohn von fast zwei Jahren. Nur sie blieb übrig. Das hatte zumindest den Vorteil, dass sie auf niemanden Rücksicht nehmen musste, wenn sie durch die Musicalgeschichte hetzte. Österreich, Deutschland und zurück. Sie hatte am West End gespielt und am Broadway, aber mittlerweile reichte es auch. Sie hatte genügend erlebt, und ihr Innerstes sehnte sich nach etwas anderem. Danach, jeden Abend nach dem Heimkommen, ein Kinderzimmer auf leisen Sohlen zu betreten, das schlafende Kind zuzudecken und ihm einen sanften Kuss zu geben. Und danach, geborgen in den Armen des Mannes zu ruhen, den sie liebte. Wie ein Schiff im sicheren Hafen, von seiner Zärtlichkeit bewacht, und ohne Wunsch für eine Nacht.