Genau jelli
Ich war kreativ, hier kommt Teil 4. Enjoy!
Und wenn ich mal ein Wort verwende, das ihr nicht versteht, einfach fragen ^^
4. Ein weiches Bett, ein ruhiges Heim erfrischen Geist und Glieder
Weil das Einziehen doch ein wenig stressig gewesen war, beschloss man diesen Abend früher ins Bett zu gehen. Nun ja, zumindest nicht allzu spät. Favell schaffte es die Fernbedienung zu erobern und beobachtete auf dem Schirm wie gebannt ein sterbenslangweiliges Golfturnier irgendwo in England.
„Kannst du bitte endlich umschalten, auf einem anderen Sender läuft bestimmt eine Krimiserie“, brummte der Tod verdrießlich mit einem unterdrückten Gähnen.
Favell wandte den Blick nicht vom Fernseher ab. „Sei doch still, es ist gerade interessant. Und diese dummen Krimiserien verdrehen einem bloß das Hirn.“
Ein Klatschen war zu hören. Der blonde Mann hatte sich mit der flachen Hand auf die Stirn geschlagen. „Bei dir gibt es da sowieso nicht mehr viel zu verdrehen, und wenn ich mir noch einen Abschlag ansehen muss, sterbe ich vor Langeweile.“ Nun ja, als Tod konnte er natürlich nicht sterben, aber das brauchte keiner zu wissen.
„Dann mach doch was anderes. Geh stricken, oder was du so kannst. Allzu viel wird’s nicht sein, bei so einem Bubi.“
„Bah, du…“
Wahrscheinlich hätte es Tote gegeben, hätte Milady nicht geräuschvoll ihr Sektglas abgestellt. „Wollt ihr wenigstens einmal die Klappe halten? Ich geh jetzt ins Bett, gute Nacht.“
Sehr theatralisch rauschte sie nach oben davon, man hörte irgendwo im Haus eine Tür knallen. Ein durchdringender Aufschrei folgte, und die drei im Wohnzimmer schworen, dass die Wände wackelten.
„Ich sehe besser mal nach…“, meinte Elphaba stirnrunzeld. „Lasst bitte den Fernseher ganz, Jungs. Ich werde ihn nicht heil zaubern.“
Zaubern? Der Tod und Favell tauschten irritierte Blicke. Bestimmt mussten sie sich verhört haben. Aber da sie sonst gar nichts mehr ansehen konnten, kamen sie überein, die Streitigkeiten nicht am unschuldigen Fernsehgerät auszulassen, sondern lieber aneinander. Offenbar gingen sie von der Annahme aus, die beiden Frauen würden nachher ihre Mitleid erregenden blauen Augen versorgen.
Oben im Mädchenzimmer stand Milady mit erschrockener Miene stocksteif da und zeigte, als Elphaba herein kam, auf etwas auf dem Fensterbrett. Dort stand ein kleines Terrarium mit einer faul vor sich hin dösenden Tarantel.
„Mit dem Ding da schlaf ich auf keinen Fall in einem Raum“, keuchte die Französin und verschränkte nachdrücklich die Arme.
„Ach komm, Madame Morrible ist hinter Glas, die tut dir nichts.“ Elphaba rollte mit den Augen.
„Sie sieht mich böse an, das reicht“, brummte Milady. „So große Spinnen sind einfach abartig, warum hältst du dir so ein Viech?“
Die Hexe lachte leise. „Erstens schaut die jeden böse an. Und zweitens hat meine Schwester sie mir geschenkt.“
Ihr Gegenüber hob verwundert die Augenbraue. „Äh… kann deine Schwester dich irgendwie nicht besonders gut leiden?“
„Nessa liebt mich heiß und innig.“
„Die Spinne verschwindet trotzdem.“
„Nein!“
„Doch!“
„Niemals!“
„Dochmals!“
„Wenn du meine Spinne raus wirfst, wirfst du auch mich raus.“ Elphaba stellte sich immer noch tapfer auf die Seite des kleinen Krabblers.
Milady zeigte gnadenlos auf die Tür. „Bitte, dann geh doch. Favell teilt sicher gern sein Bett mit dir.“
Daraufhin schüttelte sich die grünhäutige Frau. „In hundert Jahren nicht, vergiss es. Aber du kannst ja zu Tom ziehen.“
Die Französin tippte sich an die Stirn. Anschließend seufzte sie. „Na meinetwegen, aber wehe dieses Vieh streckt auch nur einen Fuß aus dem Terrarium.“ Und wie der Blitz verschwand sie im Bad, ehe jemand anderer auf die Idee kommen konnte, es zu besetzen.
„Könntest du dich bitte beeilen, andere wollen da auch noch rein.“ Die quengelnde Stimme gehörte dem Tod, der eine Stunde nach der hitzigen Diskussion über die von allem nichts ahnende Tarantel, vor der Badezimmertür auf und ab hüpfte. Er musste dringend auf die Toilette. Sehr dringend. Säuerlich klopfte er mit den Fäusten gegen das Holz. Was in aller Welt trieben Frauen vor dem Spiegel, dass sie immer Ewigkeiten brauchten?
„Ich bin doch gleich fertig“, kam es dumpf von drinnen. Milady hatte ungefähr so viel Mitleid mit dem armen Kerl wie Favell Taktgefühl. Keins. Als sie endlich geruhte heraus zu kommen, war sein Gesicht irgendwie gelb. „Schön hinsetzen, gell.“ Sie grinste ihn unschuldig an und tänzelte Richtung Mädchenzimmer.
„Bin wieder dahaaaa!“ rief sie lautstark, sodass Elphaba fast ihr Buch fallen ließ. Sie begann sich zu fragen, ob Glinda wohl Verwandte in Frankreich hatte. „Das ist nicht zu überhören, eine Horde Trampeltiere ist leiser als du.“
Milady zog es vor das zu überhören. Stattdessen schlüpfte sie in ein kurzes pinkfarbenes Seidennachthemd, und kroch unten ins Stockbett. Sie hatte galant Elphaba die obere Etage überlassen, weil sie Höhenangst hatte. Sie würde sich jedoch davor hüten, das zuzugeben.
Die grünhäutige Hexe blieb ihrer Lieblingsfarbe treu und trug einen schwarzen Pyjama, der aus einer langen Hose und einem Trägerleibchen bestand. Darauf war in Glitterschrift „SEXY“ zu lesen. Glinda hatte sie dazu überredet, das Teil zu kaufen, wenn sie schon keine pinkfarbenen Sachen anziehen wollte.
Zum Glück ahnten beide nicht, dass sich draußen vor der Tür Favell und der Tod einen weiteren Kampf lieferten – dieses Mal darum, wer durchs Schlüsselloch spähen durfte. Zum Glück für die Jungs, wohlgemerkt.
„Geh weg da, jetzt bin ich mal dran.“ Der schöne Blonde versuchte seinen Geschlechtsgenossen zur Seite zu schieben.
Favell jaulte plötzlich auf. „Geh runter von meinem Zeh, du Wappler!“
Im nächsten Moment hielt ihm der Tod den Mund zu und schubste ihn eilig in das nebenan liegende Burschenzimmer. Gerade noch rechtzeitig, denn nur Sekunden später lugte Milady auf den Gang hinaus, um nach dem Rechten zu sehen.
„Also ich möchte nicht wissen, was die da drüben treiben“, kommentierte sie, als sie die Tür wieder schloss. In ihren Vorstellungen trugen die Jungs Lederklamotten und bearbeiteten sich gegenseitig mit Peitschen. Nein, sie wollte es wirklich nicht wissen!