Rebecca

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ChristineDaae
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Rebecca

Beitragvon ChristineDaae » 02.11.2007, 16:47:28

Diese Idee kam mir in Wien bei Rebecca.

Inhalt: Die Lebensgeschichte von Rebecca de Winter, auch vor ihrer Zeit als Frau von Maxim de Winter.

Genre: Drama

Disclaimer: das Musical Rebecca ist von Sylvester Levay und Michael Kunze; das Buch Rebecca ist von Daphne du Maurier. Die Aufführungsrechte des Musicals liegen soweit ich weiß bei den VBW.

Author's Note: Hier mal der Anfang. Wenn euch die Geschichte interessiert und ihr mehr lesen wollt, würde ich mich über einen Kommentar freuen :)
~~~~~~~~~~



1. Kapitel

Ich wurde am 13. April 1887 in London geboren. Meine Eltern gehörten zum alten englischen Adel und es war schon immer klar, dass ich eines Tages den Sohn von Maximilian de Winter heiraten sollte, weil der das große alte Gut Manderley erben sollte. Ich erinnere mich gut an die Pläne meiner Mutter, weil sie mir von frühester Kindheit an einschärfte, immer daran zu denken und zugleich niemandem von ihren Absichten zu erzählen – nicht einmal meinem Vater. Der hätte mich lieber als Kammerzofe am königlichen Hof gesehen, aber meine Mutter zog geschickt die Fäden und machte mich schon früh mit der Familie de Winter bekannt.
»Pass auf, Rebecca«, sagte sie mir oft, »Manderley ist ein altes, klobiges Gebäude, aber es steckt Geld darin. Viel Geld. Wenn du dafür sorgst, dass es renoviert wird, kannst du mit Führungen und Postkarten noch viel mehr Geld einnehmen.«
Nach dem tieferen Sinn fragte ich nicht. Es war für mich schon immer ganz natürlich gewesen, dass Geld vieles im Leben erleichterte. Und so bemühte ich mich, dem Streben meiner Mutter nachzukommen und das Herz des jungen Maxim de Winter zu erobern.
Wir waren etwa im selben Alter; er war nur ein Jahr älter als ich und ich schätzte ihn als leichte Beute ein.
Schon als ich zwölf Jahre alt war, sahen mir alle Männer auf der Straße nach und ich lächelte in mich hinein, wenn ich es bemerkte.
»Nicht wahr, Danny«, wandte ich mich an meine Zofe, die zugleich meine beste Freundin war, »sie sind alle verrückt nach mir. Ich werde einmal sehr schön werden, ja?« Elizabeth Danvers, die ich, seit ich denken konnte, nur Danny nannte, lächelte und nickte.
»Ja, Miss Rebecca, Sie werden mit Sicherheit eine sehr schöne Frau werden.«
Ich lächelte zufrieden und erwiderte ihr Nicken. Ja, das wusste ich. Schon immer bemühte ich mich um eine schlichte Eleganz, aber nie war es mir gelungen, sie zu erreichen. Ich hatte immer Haltung und Stil, was immer ich tat, doch schlicht erschien ich nie. Ich wusste ganz genau, dass ich eine strahlende Schönheit war, die Blicke der Männer sprachen eine mehr als deutliche Sprache.
Ich war immer wieder überrascht, wie leicht es war, alle zu beeindrucken. Ich erinnere mich gut an einen Sommertag im Juni nach meinem 16. Geburtstag, als einer meiner Verehrer, ein gewisser Ashley Miller, versuchte, ein schwieriges Pferd zu reiten, um mich zu beeindrucken. Das Ergebnis war leicht vorauszusehen; Ashley war kein guter Reiter und der Hengst war wild und ungezähmt.
Schon nach wenigen Sekunden lag Ashley im Staub. Ich schenkte ihm einen Blick, in dem eine Mischung aus Mitleid und Spott lag – diesen Blick hatte ich schon lange geübt – und ging selbst auf das Pferd zu.
»Nicht, Miss!« Der arme Ashley stellte sich mir in den Weg und wollte mich aufhalten. Ich riss ihm einfach seine Reitpeitsche aus der Hand und ging an ihm vorbei. Bei Gott, ich wusste genau, was ich tat!
Furchtlos stieg ich in den Sattel und gab dem Hengst die Sporen. Er reagierte genau, wie ich es erwartet hatte – er begann zu steigen und zu buckeln in der Hoffnung, mich genauso leicht loszuwerden wie seinen letzten Reiter.
Aber da hatte das Tier die Rechnung ohne mich gemacht. Gnadenlos und felsenfest entschlossen, nicht nachzugeben, krallte ich die Hände in den Sattel und ließ ihn wieder die Sporen spüren. Der Hengst schüttelte wild den Kopf und galoppierte los. Den ganzen Reitplatz raste er entlang und buckelte immer wieder. Ich fühlte, wie ich langsam den Halt verlor. Nein, das durfte nicht sein! Wenn ich jetzt fiel, war ich nicht besser als dieser Ashley.
Verbissen zog ich mich wieder gerade in den Sattel, hob eine Hand und zog dem Hengst die Reitpeitsche über. Ich merkte, dass ihm das wehtat, und fühlte eine seltsame Art von Rausch. Ich rammte dem Tier meine Hacken mit den Sporen in die Flanken und drosch weiter mit der Peitsche auf ihn ein; je schneller er lief, umso heftiger.
Ich war so wütend auf dieses Tier, das es wagte, meine Autorität in Frage zu stellen, dass ich beinahe unmenschliche Kräfte entwickelte und es schaffte, im Sattel zu bleiben.
Wenig später blieb der Hengst schnaubend stehen, seine Flanken hoben und senkten sich in kurzen Abständen. Auch ich keuchte, als ich mich aus dem Sattel schwang, aber ich verspürte eine seltsame Art von Erregung und Sieg, als das Pferd mir bedingungslos zum Stall folgte.
Danny erwartete mich wortlos. Ich spürte Ashleys bewundernden Blick im Nacken und warf die Zügel lässig einem Stallburschen zu. Erschöpft, aber triumphierend lehnte ich mich an die Stallwand und sah dem Burschen zu, wie er das Pferd versorgte.
»Das wird ihm eine Lehre sein, nicht wahr, Danny?«, fragte ich, immer noch atemlos und benommen von dieser wilden Freude.
Danny sah mich an und neigte zustimmend den Kopf, aber sie sagte nichts.
Freue dich, wenn es regnet – wenn du dich nicht freust, regnet es auch.
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Beitragvon ChristineDaae » 02.11.2007, 16:50:32

Ich sehe grade, ich hab diese FF versdtehentlich mehrfach gepostet... Aber irgendwie kann ich die anderen zwei nicht mehr löschen. :?
Könnte das vielleicht jemand von dem Admins machen, bitte? :)
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Beitragvon jellimmy » 02.11.2007, 21:01:46

gute idee, eine geschichte über rebecca zu schreiben. :D
das machst du auch sehr gut, mir tut nur das arme pferd leid. :(
bitte schnell einen neuen teil. :wink:

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Beitragvon June » 02.11.2007, 21:06:11

toll, der erste Teil gefällt mir.
Hast einen schönen Schreibstil.

aber das Pferd...ohh..
Doch immer, wenn ich nach dem Leben greif,
spür ich, wie es zerbricht.
Ich will die Welt verstehen und alles wissen,
und kenn mich selber nicht.

Doch die wahre Macht, die uns regiert,
ist die schändliche, unendliche, verzehrende,
zerstörende und ewig unstillbare Gier.

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Beitragvon ChristineDaae » 02.11.2007, 21:52:07

Danke, ihr zwei :)
Ich werd bald einen neuen Teil schreiben... Ja, das arme Pferd tut mir auch irgendwie Leid, aber im Buch wurde diese Geschichte erwähnt und ich dachte, ich kann sie ja mal weiter ausschmücken :wink:
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Beitragvon Marie Antoinette » 03.11.2007, 13:29:32

Wirklich eine schöne neue FF, Christine! :D

Die Idee, mal eine Geschichte über Rebecca zu schreiben find ich toll. Mach schnell weiter! *anfeuer*

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Beitragvon Sisi Silberträne » 03.11.2007, 19:50:44

Das arme Pferd :(

Aber die Idee aus Rebeccas Sicht zu schreiben, gefällt mir. Schön, dass auch mal eine Rebecca-Geschichte im Forum ist.

Schreib bald weiter!!

P.S.: Ashley find ich als Männernamen immer noch sehr eigenartig...
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Beitragvon ChristineDaae » 04.11.2007, 10:46:07

Danke, ihr zwei :)

@Sisi: Auf "shley" bin ich gekommen, weil ich im Deutschunterricht "Vom Winde verweht" lesen muss... Ich finde, der Name passt einfach zu so einem Schönling :wink:
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Beitragvon ChristineDaae » 04.11.2007, 16:02:15

So, schon wieder ein neuer Teil :)

2. Kapitel

Einige Wochen später kam die Familie de Winter zu Besuch. Meine Mutter schärfte mir ein, freundlich und charmant zu sein.
»Das ist sehr wichtig, Rebecca«, sagte sie. »Es hängt alles davon ab, dass du in einigen Jahren den jungen Maximilian de Winter heiratest. Wenn dir das nicht gelingt, musst du den Plänen deines Vaters folgen und Zimmermädchen im Königshof werden.«
Meine Mutter betonte die Pläne meines Vaters, als wäre das der Untergang für mich und ich zweifelte nicht, dass sie das auch dachte. Sie beugte sich zu mir, so dicht, dass ihre Lippen fast mein Ohr berührten und ihr Atem an meinen Haaren kitzelte.
»Maxim de Winter ist nicht gut genug für dich«, flüsterte sie. »Niemand ist das. Du bist zu perfekt für sie alle, vergiss das niemals. Aber dieser de Winter ist für dich die einzige Chance, einem noch unwürdigeren Schicksal zu entgehen. Er ist eine leichte Beute für dich. Setz deinen Charme ein, Rebecca!«
Man sollte meinen, in so einer Situation würde sie mich mit einem Kosenamen ansprechen, um mich zu überreden, aber mich überraschte nicht, dass sie es nicht tat. Sie hatte mich noch nie anders als „Rebecca“ genannt, nicht einmal „Becky“, ganz zu schweigen von „Schätzchen“ oder gar „Liebling“.
Ich holte tief Luft und hielt dann mit eingezogenem Bauch den Atem an, während Danny mein Korsett zuschnürte. Nicht, dass es nötig gewesen wäre. Meine Figur war auch ohne Korsett perfekt; auch, dass ich den Bauch einzog, war eigentlich nicht nötig. Aber ohne Korsett zu erscheinen wäre unschicklich gewesen. Über das Korsett zog ich ein weißes, knielanges Sommerkleid und setzte einen Sommerhut mit einer großen, dunkelroten Schleife auf. Ein Blick in den Spiegel sagte mir, dass ich wieder einmal unwiderstehlich aussah. Zufrieden trug ich nur noch etwas Puder auf, der die Blässe meines schmalen Gesichts betonte, und dazu ein wenig Lippenstift – gerade so viel, wie ich mir als unverheiratetes junges Mädchen leisten durfte, ohne zu provozierend zu wirken.
»Gut«, murmelte ich, »gehen wir, Danny.«
Danny sah mich bewundernd an.
»Sie sind wunderschön, Miss Rebecca«, hauchte sie und nahm meine Hand. Arm in Arm gingen wir die große Freitreppe unseres Anwesens herunter, wo meine Mutter Dannys Platz einnahm und mich zur Terrasse geleitete, wo wir die de Winters begrüßten.
Ich setzte mich wie zufällig an den Tisch neben Maxim de Winter und begrüßte mit einem charmanten Lächeln ihn und seine Eltern.
»Guten Tag, Maxim. Wie geht es Ihnen?«
»Gut, danke der Nachfrage.«
Maxim musterte mich aufmerksam und ich lächelte scheinbar schüchtern, bevor ich den Kopf senkte.
»Und wie geht es Ihnen, Rebecca?«, lenkte Maxims Vater ab und sah seinen Sohn strafend an, der mich so aus der Fassung brachte.
Ich biss mir auf die Lippen, um nicht lachen zu müssen, bevor ich antworten konnte.
»Danke, mir geht es auch sehr gut. Wie laufen die Geschäfte, Mr de Winter? Der Obsthandel läuft gut in London, davon profitieren Sie mit Ihren vielen Obstbäumen in Manderley doch sicher?«
Mr de Winter schien überrascht, dass ich über solche Dinge Bescheid wusste, antwortete aber völlig ernsthaft.
»Ja, daraus ergibt sich für uns eine gute Lage. Wir machen großen Profit, trotz der Ausgaben für Verpackung und Transport. Außerdem bleiben für uns auch noch mehr als genug Äpfel und Pflaumen übrig.«
»Was Sie nicht sagen! Es muss doch wirklich sehr praktisch sein, so viel Obst selbst anbauen zu können, meinst du nicht, wir sollten das auch einmal versuchen, Mutter?«
Meine Mutter lächelte. »Ja, das wäre sicher gut. Aber es dauert ja sicher mehrere Jahre, bevor man die erste Ernte einfahren kann, oder, Mr de Winter?«
»So schlimm ist das auch wieder nicht. Wenn Sie nicht verkaufen wollen, reichen ja zwei oder drei kleine Bäume. Bei denen können Sie manchmal schon nach drei bis vier Jahren die ersten Äpfel ernten. Bei Pflaumen dauert es ein bisschen länger, aber auch nicht um vieles.«

Die nächste halbe Stunde verbrachte ich damit, Aufmerksamkeit zu heucheln. Als ob mich der Obsthandel in London und Umgebung interessieren würde!
»Aber wie schnell Obstbäume wachsen, kommt doch sicher auch aufs Wetter an, oder nicht? Die Bäume wachsen doch bestimmt schneller, wenn es so sonnig ist wie jetzt?«
Maxim, den das Gespräch offensichtlich auch langweilte, ergriff die Gelegenheit, das Thema zu wechseln.
»Ja, das Wetter ist wirklich sehr schön gewesen in den letzten Wochen. Werden Sie beide auch den Hochsommer in London verbringen? Dort ist es doch viel zu heiß! Wollen Sie nicht lieber wegfahren – nach Manderley zum Beispiel?«
Freue dich, wenn es regnet – wenn du dich nicht freust, regnet es auch.
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Beitragvon jellimmy » 04.11.2007, 16:06:18

juhu ein neuer teil!
ich finde nur, du hättest ihn länger machen können. auch wenn er wieder gut geschrieben ist, geht nicht wirklich etwas weiter. :roll:
also bitte schnell den nächsten teil. :wink:

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Beitragvon Marie Antoinette » 04.11.2007, 18:37:18

Super, wieder ein neuer Teil! :D

Ich finde ihn eigentlich auch etwas zu kurz, mich hätte es schon interessiert, wie es weitergeht...

Mach schnell weiter!

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June
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Beitragvon June » 05.11.2007, 16:23:42

danke für den neuen Teil :D
ganz ehrlich: ich fänd's richtig komisch/unpassend, wenn jmd. zu der Zeit zu einer Rebecca Becky gesagt hätte^^ :?
Doch immer, wenn ich nach dem Leben greif,
spür ich, wie es zerbricht.
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Beitragvon jellimmy » 05.11.2007, 16:42:16

@june: was meinst du mit "zu der zeit"?

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Beitragvon June » 05.11.2007, 17:46:10

jellimmy06 hat geschrieben:@june: was meinst du mit "zu der zeit"?

Anfang des 20 Jahrhundert...die Zeit in der die Geschichte spielt.
Sowas wie Becky empfinde ich persönlich als recht modern.
Doch immer, wenn ich nach dem Leben greif,
spür ich, wie es zerbricht.
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Beitragvon jellimmy » 05.11.2007, 21:02:48

ja, aber kosenamen gab es ja schon immer. besonders bei müttern zu ihren töchtern. :wink:

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Beitragvon ChristineDaae » 17.02.2008, 12:30:52

So, jetzt gehts hier auch mal wieder endlich weiter ;) Das kreative Tief ist vorbei... :) Viel Spaß :)


3. Kapitel

Und so würde ich den Sommer, in dem ich gerade siebzehn Jahre alt geworden war, auf dem wundervollen alten Gut Manderley verbringen.
Danny half mir, meine Sachen zu packen – genauer gesagt, sie war diejenige, die meine Sachen packte, denn ich saß nur daneben, richtete meine Haare und überlegt, wie das von meinen Eltern vielgerühmte Manderley wohl aussehen mochte.
Vor meinem geistigen Auge sah ich ein altes, riesiges Herrenhaus mit einem Kiesparkplatz, in dessen Mitte ein Springbrunnen mit steinernen Figuren stand. Stallungen mit herrlichen Pferden säumten dieses Gebäude meiner Fantasie und in den Gärten blühten die schönsten Rosen.
Die Räume im Inneren waren groß und prunkvoll und an den hohen, schmalen Fenstern standen Orchideen. Ja, Orchideen würde es dort geben. Selbst wenn sie jetzt noch nicht dort waren; spätestens wenn ich Maxim heiratete würde es dort Orchideen geben. Ich liebte diese Blumen, die so viel mit mir gemeinsam hatten. Sie waren wunderschön, und ich wusste, dass ich das auch war.
Sie brauchten nur selten Wasser – auch um mich musste man sich nicht kümmern, damit ich so schön blieb wie ich war. Und sie strahlten etwas Geheimnisvolles aus – Danny hatte oft gesagt, dass das auch bei mir der Fall war.
Ich erzählte Danny von meinem Traum von Manderley, wie es aussehen sollte und sie lächelte stumm.
»Ach, Miss Rebecca, ich war dort schon. Glauben Sie mir, es ist ein Haus von besonderem Flair. Aber mit Ihren Träumen hat es herzlich wenig zu tun.«
»Ich verbiete dir, das zu sagen, Danny!«, rief ich heftig. »Manderley wird so sein, wie ich es mir vorstelle – wenn nicht jetzt, dann doch spätestens, wenn ich mit Maxim verheiratet bin. Du wirst schon sehen!«
Danny sah mich mit einem nicht zu deutenden Gesichtsausdruck an und sagte nichts.

Ungeduldig saß ich im Auto und sah gespannt aus dem Fenster. Bei der letzten Pause hatte der Chauffeur gesagt, dass wir in zwei Stunden da sein müssten – und wir waren seit gut eineinhalb Stunden wieder unterwegs. Bald müsste Manderley auftauchen, das hatte auch Danny gesagt, die neben mir saß und meine Zappelei mit einem missbilligenden Blick quittierte.
»Sitzen Sie still, Miss Rebecca«, wies sie mich schließlich an. »Wenn Sie hier auf und ab hüpfen, macht das die Fahrt auch nicht schneller – es wird nur Ihre Frisur kaputtgehen.«
Bei der Aussicht, meine aufwändige Hochsteckfrisur, die mein hübsches Gesicht so gut zur Geltung brachte, könnte ruiniert werden, hielt ich schleunigst still, was mir aber schwer fiel.
Ich begann ungeduldig auf meinen Nägeln herumzukauen aber als Danny anhob, eine Strafpredigt zu halten, versteckte ich meine Hände schnell hinter dem Rücken.
»Miss Rebecca«, seufzte sie mit einem Kopfschütteln. »Das hatten Sie sich doch schon lange abgewöhnt.«
Ich setzte zu einer schuldbewussten Antwort an, aber in meinem Augenwinkel sah ich etwas und deutete aufgeregt aus dem Fenster.
»Da, sieh nur, Danny! Das muss Manderley sein, nicht wahr? Oh, es ist genau so, wie ich es mir vorgestellt habe!«
Beinahe andächtig betrachtete ich das große Gebäude, das sich einige hundert Meter vor mir erhob. Es war sehr alt, das sah man, aber es strahlte eine große Würde aus, beinahe wie eine alte Frau, die das Oberhaupt ihrer Familie war und sich trotz ihres Alters immer aufrecht hielt und eine große Autorität besaß.
Danny zog die Augenbrauen hoch. Sie wollte etwas sagen, überlegte es sich dann aber doch anders und schwieg.
Als wir auf den Parkplatz fuhren und ich das Hauptgebäude von Manderley aus der Nähe sah, war ich etwas enttäuscht. Ja, dieses Haus hatte eine unvergleichliche Ausstrahlung, aber es war grenzenlos vernachlässigt. Wenn ich daran dachte, was man aus diesem Haus machen könnte, packte mich die Wut.
Wie konnte man nur so blind sein, nicht zu sehen, was man aus Manderley machen konnte? Ich war mir sicher, dass die de Winters mehr als genug Geld hatten, um es zu renovieren.

Aus dem großen Haupttor traten mir der alte Mr de Winter und Maxim entgegen. Beide lächelten und Mr de Winter begrüßte mich und Danny mit einem freundlichen Kopfnicken, während Maxim mir höflich die Hand küsste.
Das war der Moment, in dem ich entschied, ihn ab sofort Max zu nennen. Maxim war viel zu locker und passte nicht zu diesem jungen Mann, der im schwarzen Anzug vor mir stand und so hartnäckig die Form wahrte, obwohl ich ihm ansah, was er jetzt am liebsten getan hätte.
Aber diese Gedanken schob ich schnell beiseite – schließlich war ich ein junges Mädchen aus gutem Hause. Zumindest, bis wir verheiratet waren.
Ja, ich würde Max von meinem Leben in London erzählen. Von den Männern, die ich dort hatte und die aufzugeben ich nicht beabsichtigte. Von den ausgelassenen Partys, die ich ohne Wissen meiner Eltern besuchte und von den Menschen, mit denen ich dort befreundet war.
Er würde das ertragen müssen. Er war so steif und förmlich. Was konnte er schon tun?
Ich bezweifelte, dass er mir je etwas antun würde. Und eine Scheidung kam sicher nicht in Frage – dazu waren die de Winters zu traditionell.
»Ich freue mich, Sie hier begrüßen zu dürfen... Rebecca«, sagte Max lächelnd. »Willkommen auf Manderley.«

Das Abendessen fand in dem alten, großen Speisesaal statt. Alte Teppiche und Läufer hingen an der Wand und gaben dem Raum etwas Familiäres. Ich sah mich aufmerksam um.
Wenn ich Mrs de Winter war, würden diese Teppiche in die Privaträume verschoben werden. Hier sollten einige der Gemälde hängen, die ich in der marmornen Eingangshalle gesehen hatte. Die Halle sollte freie Wände haben – die Marmormusterung war Schmuck genug und verlieh der schlichten Halle eine imposante Ausstrahlung.
Das Essen war sehr gut und ich lobte höflich die Köchin. Das üppige Buffet war genau nach meinem Geschmack; das würde ich auch später beibehalten.

Später am Abend stand ich im Gästezimmer und packte gemeinsam mit Danny meine Koffer aus. Das riesige Himmelbett passte wunderbar in den Raum und ich beschloss spontan, dass dieses Zimmer später meines sein sollte.
Vom Fenster aus konnte man direkt auf das Meer sehen. Ich ging zum Balkon und öffnete weit die Flügeltüren. Salzige, frische Meerluft strömte herein und das Rauschen der See erfüllte den Raum. Ich stellte mich nach Draußen auf den Balkon, atmete tief durch und ließ den Wind mit meinen inzwischen offenen Haaren spielen. Die Aussicht war atemberaubend; beinahe sehnsüchtig sah ich einer Möwe nach, die über die Bucht flog.
Ich wünschte mir, so frei zu sein wie sie. Beinahe unbewusst breitete ich die Arme aus und als mir eine neue Windbö ins Gesicht peitschte, hatte ich tatsächlich das Gefühl, zu fliegen.
Ich lachte übermütig, schloss die Augen und atmete tief durch. Ich wusste, dass ich mich an dieses Gefühl immer erinnern würde.
Plötzlich fühlte ich eine Hand auf der Schulter. Ich drehte mich ärgerlich um und erwartete, Danny zu sehen, die mich nach Drinnen holen wollte, aber da stand Max. Ich sah ihn überrascht an.
Er lächelte. »Das mache ich auch immer. Ein herrliches Gefühl, nicht?«
Ich wollte erwidern, dann müsse er umso besser wissen, dass dieses Gefühl nicht unterbrochen werden sollte, aber ich stimmte ihm nur zu.
»Ja, es ist wirklich unglaublich. Ich wünschte, das könnte ich immer machen. Man fühlt sich so... frei.«
»Allerdings«, murmelte er. »Freier als jemals sonst...«
Ich sah ihn aufmerksam an. In seinen Augen spiegelte sich die untergehende Sonne, aber ich hatte das Gefühl, das war nicht der einzige Glanz.
Einer spontanen Eingebung folgend, küsste ich ihn auf dem Mund. Max stand den Bruchteil einer Sekunde überrascht da, dann erwiderte er den Kuss.
Ein Klopfen an der Tür ließ uns beide herumfahren. Schnell traten wir wieder ins Zimmer; Max schloss die Balkontür und ich rief, »herein!«
Danny trat ein, sah zwischen uns hin und her und schwieg.
»Ich werde dann gehen«, sagte Max bewundernswert leicht. »Eine gute Nacht, Miss Rebecca, schön, dass Sie sich hier wohlfühlen.«
Die Tür schloss sich hinter ihm.

Später lag ich im Bett, fuhr mit einem Finger das Muster der Bettdecke nach und lächelte verträumt. Ich war zum ersten und, wie ich fühlte, zum letzten Mal verliebt.
Nein, nicht etwa in Max. Er war das Mittel zum Zweck.
Verliebt war ich in Manderley.
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Beitragvon Marie Antoinette » 17.02.2008, 14:27:08

Erste! :D

Schön, dass dein kreatives Tief vorbei ist... und dann auch gleich noch so ein langer Teil... Ich finde, er ist wieder sehr schön geworden!

Hoffentlich kommt die nächste Fortsetzung schneller... :wink: *anfeuer*


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