Dankeschön!
So, jetzt kommt wieder ein neuer Teil – bei dem ich lieber wieder interessantes Lesen wünsche als Viel Spaß...
14. Kapitel
Die Wochen vergingen in eintönigem Hofleben.
Er war nicht wieder gekommen und ich begann langsam ernsthaft zu fürchten, ich hätte ihn durch meinen unbedachten Kuss für immer vertrieben. Vielleicht war es auch nicht wegen dem Kuss, sondern weil ich schwanger war. Ja, ich erwartete ein Kind. Obwohl ich erst im zweiten Monat meiner Schwangerschaft war, nahmen meine Tante und Franz dies zum Anlass, mich in meinem goldenen Käfig einzusperren und mich nie wieder herauszulassen. Ich durfte nicht einmal mehr ausreiten, was zwar durch die übliche Begleitung der Hofdamen gestört, aber doch ein Stückchen Freiheit gewesen war. Ich sah das nicht ein. Meine Mutter hatte acht Kinder aufgezogen, war während jeder Schwangerschaft ihrer üblichen Arbeit nachgegangen und keines hatte Schaden genommen.
Eines Tages hatte ich wirklich genug davon, eingesperrt zu sein. Ich ging einfach heimlich und leise aus meinem Zimmer und betrat den Stall.
»Grüß dich, Beppo«, grüßte ich leise den Stallburschen. Der fuhr zusammen und drehte sich erschrocken nach mir um. Als er mich erblickte, verneigte er sich bis zum Boden.
»Grüß Sie Gott, Eure Majestät«, murmelte er. Ich sah mich schnell um, um sicher zu gehen, dass Franz nicht in der Nähe war. Um Sophie musste ich mir hier keine Sorgen machen; sie betrat den Stall fast nie.
»Hör zu, Beppo«, fuhr ich fort, »bitte sattle mir doch den Schwarzen für heute, ja?«
Beppo sah mich erschrocken an.
»Es geht mich ja nichts an, Majestät«, begann er zögernd, »aber seit Sie in anderen Umständen sind, reiten Sie doch eigentlich nicht mehr... Oder?«
»Ach, Quatsch!« Ich machte eine wegwerfende Handbewegung. »Es wird schon nichts passieren. Und jetzt sattle mir den Schwarzen, das ist ein Befehl. Und wenn der Kaiser nach mir fragt, sagst du, du hast mich nicht gesehen – das ist auch ein Befehl.«
Beppo schien misstrauisch, wagte es aber nicht, einem deutlichen Befehl seiner Kaiserin zu widersprechen.
»Wie Sie befehlen, kaiserliche Hoheit...«
Eine Viertelstunde später ritt ich auf einem hochbeinigen schwarzen Hengst in den Schlosspark.
Ich wusste nicht, dass Beppo mir nachsah. Eine tiefe Sorgenfalte grub sich in seine Stirn, während die Bäume mich verschluckten.
Lang hatte ich mich nicht mehr so frei gefühlt. Mit einem freudigen Ausruf sprang ich auf dem Rappen über einige hintereinander liegende Baumstämme und das Pferd unter mir schnaubte zufrieden und schlug mit dem Kopf; offensichtlich fühlte es sich auch wohl bei dieser wilden Jagd vor dem Nichts davon.
Ich gab noch einmal kräftigen Schenkeldruck und mein Pferd riss den Kopf hoch und stob über eine Wiese. Ich lachte übermütig, stellte mich in die Steigbügel und trieb den Hengst noch weiter an. Das Ende der Lichtung war noch weit entfernt. Wir wurden immer schneller, der Gegenwind trieb mir Tränen in die Augen und ich strahlte übers ganze Gesicht. So müsste es immer sein!, dachte ich. So frei müsste ich immer sein, ganz allein...
Das Ende der Wiese nahte und mit leisem Bedauern setzte ich mich wieder tief in den Sattel und nahm die Zügel auf. Ich spürte den Unwillen des Hengstes, doch er parierte gehorsam zum Schritt durch.
Plötzlich blieb er mit einem Ruck stehen, spannte die Muskeln an und witterte zu einigen Büschen.
»Was ist denn los, Junge?«
Ich sah auch in die Richtung, konnte aber nichts erkennen. Als der Hengst urplötzlich ein schrilles Wiehern ausstieß, flogen mehrere Raben aus dem Gebüsch auf. Mein Pferd erschrak fürchterlich und stieg hoch auf die Hinterbeine. Ich reagierte sofort, ließ mich nach vorne fallen und warf beide Arme um den Pferdehals.
»Ganz ruhig, Kleiner«, rief ich mit beruhigender Stimme, aber er achtete nicht darauf. Die schwarzen Vögel umkreisten uns immer noch; der Hengst schüttelte den Kopf, ließ sich auf die Beine fallen und stieg wieder, bevor er auf einmal ohne Vorwarnung losraste. Ich konnte es nicht verhindern, erschrocken aufzuschreien. Im nächsten Moment biss ich mir erschrocken auf die Lippen. Das würde mein Pferd auch nicht beruhigen! Er machte einige Bocksprünge; merkwürdigerweise folgten die Raben uns und umkreisten das Pferd mit heiseren Schreien. Die Zügel waren mir aus der Hand gerutscht und ich hatte einen Steigbügel verloren, sodass ich keine Möglichkeit hatte, mich wieder aufrecht in den Sattel zu setzen, ohne abgeworfen zu werden. Ich klammerte mich einfach verzweifelt fest, während der Hengst mit scheinbar unendlicher Ausdauer durch den Wald stürmte. Irgendwann fühlte ich die Kraft aus meinen Arme weichen.
Nein!, dachte ich und krallte meine Hände fester in die Mähne. Ich durfte nicht herunterfallen, nicht jetzt! Ich hatte jegliche Orientierung verloren und wusste nicht mehr, wo ich war.
Wieder machte mein Pferd einen Bocksprung. Einen scheinbar endlosen Augenblick lang schwebte ich frei in der Luft, bevor ich hart zu Boden fiel.
Der Aufprall nahm mir den Atem. Mühsam um Luft ringend sah ich, wie mein Hengst über einen Baumstamm setzte und zwischen den Bäumen verschwand. Ich versuchte mich aufzusetzen, aber um mich drehte sich alles. Kleine schwarze Punkte begannen vor meinen Augen zu tanzen. Ich ließ mich zurückfallen, unfähig, aufzustehen. Ich fühlte, dass jemand zu mir trat und mich in den Arm nahm. Ich schloss die Augen. Ohne hinzusehen wusste ich, wer es war. Er hob mich auf und trug mich fort.
Und dann war da nichts mehr.