
Also, neues Kapitel, diesmal auch wieder mit Tod...
8. Kapitel
Nach den Hochzeitsfeierlichkeiten betrat ich todmüde die Zimmer, die Franz und ich bewohnen sollten. Er ging hinter mir her, schloss behutsam die Tür und sah mich im Zimmer mitfühlend an.
»Du bist wohl wirklich sehr müde«, bemerkte er leise.
Ich nickte.
»Geh doch ins Badezimmer und lass dir ein Bad zubereiten, das erfrischt dich sicher.«
Ich runzelte leicht verwirrt die Stirn. Erfrischen, jetzt noch? Alles was ich wollte, war eine Weile zu schlafen.
Trotzdem drehte ich mich gehorsam um und ging ins Badezimmer, wo ich einige kichernde Zimmermädchen vorfand. Sie hatten sich offensichtlich ums Schlüsselloch gedrängt und wichen erschrocken zurück.
»Ich... ich hätte gerne ein heißes Bad«, bat ich zögernd.
Ich fand es irgendwie merkwürdig, Befehle zu erteilen, aber die kichernden und miteinander flüsternden Mädchen verneigten sich und begannen sofort, Wasser zu erhitzen und in die große Wanne zu füllen.
Als ich fast eine Viertelstunde im heißen Wasser gelegen hatte, erhob ich mich aus dem abgekühlten Wasser, trocknete mich ab und zog das lange weiße Nachthemd an, das die Zimmermädchen mir bereitgelegt hatten, bevor sie auf meine Bitte hin das Zimmer verlassen hatten.
Franz hatte recht gehabt, ich fühlte mich wirklich frischer, aber dennoch wollte ich nur noch schlafen.
Mit leisem Gähnen trat ich in unser Schlafzimmer. Franz lag schon im Bett, die Decke bis ans Kinn gezogen, und betrachtete mich mit halb geschlossenen Augen.
»Kommst du?«, fragte er leise.
Ich nickte und trat zum Bett. Mit einem weiteren Gähnen zog die Decke zurück, legte mich hin und schloss die Augen.
Nach einigen Sekunden spürte ich Franz´ Hand auf meiner Schulter. Ich erwiderte mit der Hand seinen Druck und drehte mich zu ihm um. Zu meiner Überraschung trug er keinen Schlafanzug. Ich richtete mich auf.
»Was machst du denn, willst du dich erkälten? Es ist doch viel zu kalt... Warte, ich hol dir was...«
Ich stand eifrig auf, bemüht, meine „Pflichten als Ehefrau“, wie meine Mutter gesagt hatte, gut zu erfüllen, und suchte einen Schlafanzug, den ich Franz in die Hand drückte, ohne auf seinen Protest zu achten.
»Ähm... Sisi, ich glaube, du...«
Ich ließ ihn nicht aussprechen.
»Zieh dir jetzt was über, du erkältest dich sonst, und das kannst du als Kaiser sicher nicht gebrauchen«, sagte ich bestimmt, drehte mich auf die andere Seite, zog die Decke bis über die Schultern und schloss behaglich die Augen.
Ich sah weder Franzls verdutzen Gesichtausdruck noch das mühsam unterdrückte Grinsen des Todes, der am Fußende stand und mich beobachtete.
Dass er dort war, merkte ich erst, als Franz eingeschlafen war und ich mich auf den Rücken drehte. Überrascht setzte ich mich auf.
»Du!?«
Er lächelte anerkennend.
»Herzlichen Glückwunsch, Elisabeth. Du hast dich ja recht geschickt um deine... Pflichten herumgedrückt.«
»Was?« Ich sah ihn empört an. »Ich weiß nicht was du meinst. Ich habe sogar dafür gesorgt, dass Franz sich nicht erkältet.«
Ich blickte auf Franz, der friedlich neben mir schlief.
Der Tod lächelte und beobachtete mich, ein bisschen forschend und mit diesem Ausdruck, den er immer trug, wenn er mich ansah.
»Bist du eigentlich wirklich so unwissend oder tust du nur so?«, fragte er unvermittelt.
Ich runzelte die Stirn und sah ihn fragend an.
»Was heißt hier unwissend? Ich hab die letzten 8 Monate pausenlos Englisch, Französisch und Ungarisch gelernt. Und Mathematik auch.«
Er seufzte und verdrehte die Augen.
In der nächsten halben Stunde erklärte er mir einigermaßen geduldig, was meine Familie mir vorenthalten hatte.
Als er geendet hatte, trat ein kurzes Schweigen ein. Ich sah ihn einigermaßen erschrocken an.
»Das... Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder?«
Nun konnte er sich ein heimliches Lächeln doch nicht verkneifen.
»Doch, Elisabeth, es ist mir todernst. Du kannst dir sicher denken, dass der Tod keine Scherze macht.«
Ich schwieg, nicht auf seinen Wortwitz eingehend, und hing meinen Gedanken nach. Insgeheim war ich dankbar, dass er mich in Ruhe ließ und nichts fragte.
Plötzlich kam mir ein Gedanke und ich zog unwillkürlich die Bettdecke höher über die Brust.
»Was hast du eigentlich gemeint, als du gesagt hast, du... würdest mir zeigen, was er meint?«
Er lächelte wieder.
»Sag bloß, du hast mir nicht zugehört, was ich dir grade erklärt habe...«