Danke, ihr zwei!
@Christine: Dir noch ein Dankeschön wegen was anderem, du weißt schon.
Und nachdem ich gerade eben eine PN bekommen hab auf die ich schon gewartet hab, wird es auch noch eine Wochen
end- und nicht Wochena
nfangfortsetzung.
Da sag ich jetzt mal gar nicht so viel dazu...
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15: Zeiten der Veränderung, Teil 2: Das Geständnis
„Ihr wolltet mich sprechen, Eure Eminenz?“ bemerkte Milady gleich darauf, nachdem sie sich von ihrem ersten Schreck erholt hatte. Sie befand sich nämlich im Schlafzimmer des Kardinals. Aber was hatte sie schon anderes erwartet? Nach so einem Attentat konnte er ja wohl schlecht wieder im Arbeitszimmer sitzen, in Akten vertieft oder nachdenklich ins Kaminfeuer starrend… Irgendwie hätte sie sich das auch schon denken können.
„Das wollte ich tatsächlich. Kommt doch näher.“ erwiderte Richelieu.
Im Gegensatz zum Rest des Kardinalspalastes war dieses Zimmer eigentlich wenig prunkvoll eingerichtet, soweit es Milady im flackernden Licht der Kerze, die auf einer Kommode brannte, erkennen konnte. Der Teppichboden und die Vorhänge waren in einem einfachen Grün gehalten, die Vorhänge an dem Himmelbett, in dem der Kardinal lag, waren rot (was auch sonst bei einem… Kardinal? dachte Milady bei dem Anblick), die Decke war rotweiß und die Kissen weiß. Es sah nicht mehr so aus wie in dem Zimmer der Eminenz in der Kathedrale vor zehn Jahren…
Da war es auch schon wieder, ein fürchterlicher Gedanke an die Vergangenheit…
Milady wurde es eiskalt. Das durfte sich nicht wiederholen… alles nur das nicht… aber warum war sie denn sonst hier? Warum hatte Rochefort ihr gar keine Zeit mehr gelassen, sich wieder zurechtzumachen? Warum hatte der Kardinal es so eilig gehabt, sie zu sehen?
Seine Reaktion auf ihr Wiedersehen mit Athos fiel ihr wieder ein.
Das merkwürdige Verhalten, dass er auf einmal gemeint hatte, sie sollte noch nicht glücklich werden und sie sollte doch auf der Stelle wieder zurückfahren… Ein möglicher Grund für das ganze kam ihr urplötzlich in den Sinn.
Eifersucht.
So unmöglich das auch im ersten Moment schien… es konnte eine Erklärung für alles sein… Er war eifersüchtig auf ihr Glück. Und nicht nur in diesem Moment. Auch schon vor zehn Jahren… alles schien auf einmal so logisch. Deshalb die „Bedigung“ für die Heiratsgenehmigung, die er danach erst nicht erteilt hatte. Deshalb hatte er Madeleine immer „Anne“ genannt. Deshalb hatte er sich erst nach ihrer Hochzeit bemüht, den Verbannungsbeschluss zu bekommen. Und deshalb war er auch höchstpersönlich bei ihr und Athos aufgetaucht… weil er vielleicht gedacht hatte, er könnte ihr junge Eheglück zerstören. Und wenn Athos in der Nacht vorher nicht die Lilie schon entdeckt hätte, wäre ihm das auch gelungen… Das konnte es tatsächlich sein. Eifersucht war die Antwort auf alles.
Aber andererseits… warum sollte er eifersüchtig auf Athos sein?
Was für ein absurder Gedanke, schalt sich Milady.
Im gleichen Moment ergriff der Kardinal ihre Hand und sie wäre fast zusammengefahren.
„Was ist los, Milady de Winter?“ fragte er.
„Nichts, Eminenz… ich habe nur nachgedacht“, beeilte sie sich zu sagen.
„Fürchtet Ihr Euch etwa?“ vermutete Richelieu.
Milady antwortete nicht, sondern sah erst einmal zu Boden. Sie ermahnte sich wieder, ruhig zu bleiben. Es würde sich nichts wiederholen... sie würde sich zu wehren wissen… sie war jetzt nicht mehr das dumme Mädchen von fünfzehn und sechzehn Jahren…
„Das braucht Ihr wirklich nicht. Ich wollte Euch wirklich nur sehen, um mit Euch zu reden. Ich wollte Euch etwas fragen.“
„Was denn?“ fragte Milady.
Der Kardinal antwortete nicht auf Anhieb. Erst nach einer Weile stellte er ihr die Frage, die ihn beschäftigte.
„Warum habt Ihr es eigentlich zugelassen, dass ich weiterlebe? Ihr hättet doch einfach weitergehen können… Ich hatte es wirklich nicht erwartet, dass Ihr die Wachen und den Arzt alarmiert… nach allem was Ihr wegen mir ertragen musstet, habe ich gedacht, vielleicht freut ihr Euch, mich krepieren zu sehen…“
Milady sah ihn entsetzt an.
„Ich bin entsetzt, Eure Eminenz! Wie kommt Ihr nur dazu, so etwas zu denken?“ rief sie. „Natürlich habe ich für einen kurzen Augenblick daran gedacht, aber dann ist mir etwas anderes eingefallen. Ich habe Euch allerdings nicht aus Sympathie geholfen… sondern um meinetwegen.“
„Wie meint Ihr das?“ wollte Richelieu wissen. Im Moment wusste er wirklich nicht, wovon Milady sprach.
„Na, immerhin wissen nur wir beide, was vor etwas mehr als 10 Jahren in der Kathedrale von Paris passiert ist … und in der Zeit danach… Und deshalb wäre es ja nicht besonders schlau von mir, Euch sterben zu lassen. Wer könnte denn auch sonst meine Ehre wiederherstellen? Niemand, natürlich. Und ich will ja nicht ewig als zu Unrecht Verurteilte, Gebrandmarkte und Verbannte leben…“
„Natürlich. Egoistisch wie immer, nicht wahr, Milady?“
Jetzt war es Milady, die nicht auf Anhieb antwortete. Ihr fiel etwas ein.
„Genauso wie Ihr selbst, Eminenz. Euch geht es auch nur darum, dass Ihr die Macht bekommt…“ bemerkte sie in einem angriffslustigen Tonfall. „Jetzt etwas anderes. Ich gebe es zu. Ich war heute nachmittag noch im Louvre nach unserer Meinungsverschiedenheit. Hätte ich jedoch noch etwas herausgefunden das Euch weiterhilft, hätte ich es von einer Bedingung abhängig gemacht, Euch davon zu erzählen.“
„So hübsch und inzwischen auch so hinterhältig…“ bemerkte der Kardinal.
- „Ich mache es nur ähnlich wie Ihr, denn ich habe gesehen, das führt oft zum Erfolg, denn was habt Ihr schon alles erreicht trotz der Sünden der Vergangenheit…“ Milady lächelte ihn unschuldig an. „Aber nachdem ich Euch das Leben gerettet habe, schuldet Ihr mir eigentlich einen Gefallen… und dieser ist genau die Bedingung, die ich gestellt hätte…“
Richelieu sah sie fragend an.
„Was verlangt Ihr für die Rettung meines Lebens? Was soll ich tun?“
Milady schöpfte Hoffnung. Vielleicht würde sie es schaffen, ihn zu überreden.
„Ihr sollt mir bei unserem nächsten Besuch im Louvre eine Gelegenheit verschaffen, mich unter vier Augen in aller Ruhe einmal mit Athos zu unterhalten. Das ist auch schon alles…“
„Das ist nicht Euer Ernst“, bemerkte der Kardinal. „Schlimm genug, dass Ihr ihn zufällig wiedergesehen habt. Wer sagt denn, dass er seine Meinung geändet hat.. nachher wird er noch jemandem erzählen, wer Ihr wirklich seid, die anderen beiden Musketiere die Euch gesehen haben werden ihm bestimmt Fragen stellen… und dann ist es vorbei mit Eurer Tarnung, …
Madame de Rochefort.“
„Aber er wird mich nicht verraten…“ war sich Milady sicher. „Er wird sich doch daran erinnern, dass ich damals auf 20 Jahre verbannt wurde und sich ganz bestimmt vor den anderen irgend etwas einfallen lassen…“
Sie würde sich nicht geschlagen geben. Eine Unterredung mit Athos war doch wirklich nicht viel verlangt, und das wollte sie unbedingt erreichen. Egal was sie tun musste.
Sie fasste einen Entschluss. Wenn sie es so nicht schaffte, musste sie es anders versuchen… das mißfiel ihr zwar, aber vielleicht war das die einzige Möglichkeit, ihn davon zu überzeugen, ihr auch einmal einen Gefallen zu tun. Vorhin hatte sie sogar befürchtet, dass sie nur deswegen hier war…
„Vertraut keinem, Milady de Winter“, sagte Richelieu.
„Ich vertraue ihm auch überhaupt nicht, solange ich nicht mit ihm gesprochen habe, keine Sorge“, beeilte sich Milady zu antworten. Sie setzte sich neben ihn auf die Bettkante und begann nachdenklich, mit ihren langen Haarsträhnen zu spielen.
„Vielleicht hat er mir auch vorhin im Louvre nur etwas vorgespielt… immerhin hat er mich ja bei Bekanntgabe des Verbannungsbeschlusses auch einfach verstoßen… Eigentlich kann ich nur Euch vertrauen, …
Eminenz.“
Eigentlich hatte sie etwas anderes sagen wollen, ließ es aber erst einmal sein.
„Aber gibt es nicht trotzdem irgend eine Möglichkeit, mit ihm zu reden? Ich werde ihm dann einfach sagen, dass er mir nicht im Weg stehen soll und dass ich nur auf Eurer Seite bin. Sonst nichts. Ich erkläre ihm nichts über die Vergangenheit… Wenn er mich fragt werde ich einfach antworten, dass der Tag noch nicht gekommen ist dass er es erfährt…“
Der Kardinal sah sie zweifelnd an.
„Ich weiß, das ist schwer zu glauben, aber ich kann das bestimmt.“ beteuerte Milady. „Falls es im Louvre nicht gerade etwas wichtiges zu besprechen gibt, könntet Ihr ja dabei sein. So muss er aufpassen was er sagt und ich werde mich auch daran halten…“
„Es scheint Euch wirklich wichtig zu sein, ihn wiederzusehen…“ erkannte Richelieu vollkommen richtig. Dann bemerkte er etwas anderes: „Ihr redet heute aber wieder einmal sehr viel, Milady…“
„Das mag sein“, erwiderte sie.
„… dabei ist mir nur darum gegangen, dass Ihr mir die Frage beantwortet, warum Ihr mir das Leben gerettet habt und das ist eigentlich schon zu Ende besprochen.“ fuhr der Kardinal fort. „Was hält Euch denn noch hier? Rochefort kam sicherlich ungelegen, Ihr wolltet doch bestimmt Eure Ruhe…“
„Eigentlich schon, aber ich werde bestimmt keine Ruhe finden… weil ich dann bestimmt wieder über die Vergangenheit nachdenken muss… und das stimmt mich wieder so traurig, wie dieses Regenwetter… Aber… wenn Ihr wünscht, dass ich gehe… dann gehe ich eben… Eure Eminenz…“ Sie stand langsam auf und bemerkte: „Ich bin wirklich froh, dass Ihr überlebt habt. Und nicht nur meinetwegen, das habe ich vorhin nur so gesagt… irgendwie ist heute zuviel passiert…“
Richelieu verstand in diesem Moment die Welt nicht mehr. Was war denn auf einmal mit Milady los? Auf einmal schien sie wieder so durcheinander zu sein wie an dem Tag auf dem Friedhof oder auf dem Dach des Kardinalspalastes… das schien nicht vorgetäuscht zu sein wie an dem anderen Tag, als sie das Schlafmittel in den Wein gemischt hatte.
„Ihr tut aber nichts unüberlegtes, wenn Ihr alleine seid, oder?“ fragte der Kardinal und es hörte sich danach an, als wäre er jetzt besorgt um sie. Zu Miladys großer Verwunderung fuhr er jetzt fort: „Sonst bleibt doch noch etwas hier und wir unterhalten uns noch etwas weiter. Ihr fragt Euch bestimmt immer noch, warum das passiert ist, was geschah, nachdem Ihr mir vor zehn Jahren von Eurer Verlobung erzählt habt…“
„Ich kann es mir denken“, erwiderte sie und setzte sich wieder hin.
Warum muss er jetzt damit anfangen?! Daran habe ich doch vorhin auch erst denken müssen...
„Das könnt Ihr nicht.“ widersprache Richelieu. „Aber ich werde es Euch sagen. Ich war eifersüchtig auf den Vicomte de la Fère, oder auch Athos, Musketier des Königs.“
„Eifersüchtig…“ wiederholte Milady.
Genau das hatte sie vorhin schon vermutet. Sie hatte Recht gehabt. So wie es aussah, kannte sie den Kardinal inzwischen besser, als sie gedacht hatte…
„Das stimmt. Das war der Grund. Ich war tatsächlich eifersüchtig. So unglaublich es auch scheinen mag… ich hatte mich bei unserer ersten Begegnung in Euch verliebt…
Anne.“
Milady sah auf einmal drein als wäre ihr ein Schlag versetzt worden.
„Das ist doch wohl nicht wahr! Was wisst Ihr schon von Liebe, Eure Eminenz!?“ Sie sagte jetzt wieder die vollständige Anredeformel, um Distanz zu schaffen. Dann stand sie schnell auf und fuhr fort: „Sagt doch so etwas nicht… Ihr kennt die Liebe nicht. Ihr habt Liebe mit Macht und Besitz verwechselt, aber sie ist das Gegenteil… Am besten, ich gehe jetzt. Keine Sorge, ich werde mir nichts antun.“
Weil meine ganze Traurigkeit jetzt irgend einem anderen Gefühl gewichen ist… Ich bin einfach nur noch entsetzt…
Sie ging ein paar Schritte in Richtung Tür.
„Natürlich weiß ich, was Liebe ist“, verteidigte sich Richelieu. „Ich bin nicht aus Stein… Ich hatte damals Isabelle Lacroix geliebt und war damals schon eifersüchtig auf ihren Verlobten… und als Ihr mir gesagt hattet, Ihr wolltet eine Heiratsgenehmigung beantragen, hat es mich ebenfalls schwer getroffen… Dieses Mal ging das Gefühl jedoch nicht vorbei. Selbst als Eure Verbannung durchgesetzt war und Ihr in Calais das Schiff betreten habt, das euch nach England in Euer neues Leben bringt, nicht. Tage wurden zu Wochen, diese zu Monaten und zu Jahren, ich habe Euch nicht vergessen. Es hat sich bis zum heutigen Tag nichts geändert.“
Er hielt inne.
„Was meint Ihr, warum ich Euch nicht sofort hatte verhaften lassen, als Ihr in der Kathedrale aufgetaucht seid, zehn Jahre zu früh? Warum war der Gnadenbeschluss schon entworfen, bevor ihr vorzeitig nach Paris zurückgekehrt seid? Warum habe ich Euch den Vorschlag gemacht, hier zu bleiben? Warum habe ich Euch die Akte über das Schicksal Eurer Familie gegeben? Und warum bin ich Euch auf den Friedhof und auf das Dach gefolgt?“
Milady antwortete nicht. Sie war wieder stehengeblieben.
Die Frage hatte sie ihm auch so oft gestellt… Warum, Eure Eminenz? Und der Kardinal hatte ihr Antworten gegeben, die sie anfangs nie geglaubt hatte. Ihr seid mir wichtig. Ich mache mir Sorgen…
„Ich war zwar überrascht, aber wirklich froh, Euch wiederzusehen. Ich hatte nie beabsichtigt, Euch noch mehr Schwierigkeiten zu machen. Ich habe alles nur deswegen getan, damit Ihr merkt, dass ich nicht Euer Feind bin.“
Er stand auf und ging auf sie zu.
„Geh nicht“, sagte er, und es klang zu ihrer Verwunderung nicht wie ein Befehl. „Bleib hier.“
Milady entging der Wechsel der Anrede nicht. So verwirrend das jetzt alles war, vielleicht konnte sie jetzt doch auch ihr Ziel erreichen. Hatte sie vorhin noch befürchtet, es würde sich wiederholen, war das vielleicht eine Möglichkeit…
„Alles was Ihr wollt, Eure Eminenz“, sagte sie. „Und dieses Mal meine ich es ernst.“
Richelieu nahm sie erneut in den Arm und strich mit eine Hand über ihre rechte Schulter.
„Irgendwann wird die Lilie ihre Bedeutung verlieren.“
„Deswegen bin ich ja zurückgekehrt…“ bemerkte Milady.
- „Aber dann werde ich Euch sicherlich auch wieder verlieren“, fuhr der Kardinal fort.
„Das würdet Ihr überleben… es gibt so viele andere Frauen außer mir… aber jetzt bleibe ich jedenfalls erst einmal hier. Und wie gesagt, es soll alles passieren, was Ihr wollt…
Alles...“