So, fast 2 Monate vorbei, aber da hab ich doch inzwischen was...
Zwar keine Fortsetzung, aber noch ein paar Teile ganz vom Anfang, genauer gesagt meine Version von "Wie du", "Schön euch alle zu sehen" und Bad Ischl...
Es geht also weiter, zwar nicht lang, aber immerhin.
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Eins: Ich möchte mal so sein wie du…
In der großen Eingangshalle des Schlosses Possenhofen am Starnberger See stand Herzog Max in Bayern und traf seine letzten Vorbereitungen für seine Reise. An diesem Abend, an dem seine Frau Ludovika eine große Gesellschaft geben wollte, hielt er es für besser, nach München zu fahren.
Er wusste, weshalb die ganze Verwandtschaft beinahe in Alarmbereitschaft versetzt worden war und ihn interessierte das eigentlich überhaupt nicht.
„Papa!“
rief plötzlich eine Stimme und jemand kam die Treppen hinuntergelaufen – seine Tochter Elisabeth, Sisi genannt.
Max sah sie mit gespieltem Ernst an.
„Müsstest du dich nicht langsam fertigmachen, meine kleine Sisi?“
- „Ja, stimmt“, murmelte Sisi und verzog das Gesicht. „Aber ich will nicht. Das wird heute abend wieder grauenhaft, wenn das ganze Haus voll Gäste ist. Ich wünschte, ich könnte mich irgendwie davor drücken…“
„Vor was denn?“
Max wusste zwar, was sie meinte, stellte sich aber unwissend.
„Na, vor dem allen hier. Diese dummen Fragen der Verwandtschaft, die unbequemen Abendkleider, dieses oberflächliche Gerede… Aber das kann ich vergessen. Die lassen das nicht zu.“ Sisi seufzte. „Warum kann ich denn eigentlich nicht mit dir gehen, Papa?“
„Weil das eben nicht geht“, erwiderte Herzog Max und prüfte den Sitz seiner Krawatte.
- „Schade, wo mir doch alles was du machst, auch so viel Spaß macht… Träumen, Gedichte schreiben, reiten wie der Wind… ich wäre gerne mal so wie du.“ bemerkte Sisi und fügte nach einem kurzen Moment Nachdenken hinzu: „Nicht so wie Nene und Mama. Ich fühl’ mich bei den beiden immer so ausgeschlossen. Du verstehst mich aber.““
Sisi hatte dieses Mal einen besonderen Grund, warum sie nicht mit den Verwandten aufeinander treffen wollte. Ihre Mutter hatte nämlich die ganze Verwandtschaft nur nach Possenhofen einbestellt, um eine große Neuigkeit zu verkünden. Und aufgrund dieser Neuigkeit würde Helene wieder einmal im Mittelpunkt stehen..
„Du bist auch eher nach mir geraten, nicht so wie deine Schwester.“ erwiderte Max.
- „Ich würde heute viel lieber rausgehen und herumrennen, statt drinnen zu sein. Auf der Wiese draußen mit den Brüdern spielen, oder in den Wald gehen.“
- „Dann mach das doch. Ich steh’ dem nicht im Weg. Ich misch mich da nicht ein.“
Sisi tat beleidigt.
„Papa, das weiß ich – aber meine Gouvernante lässt mich ja nicht raus. Sie hält mir immer nur Vorträge darüber was sich gehört für eine Prinzessin und was nicht. Kann ich nicht mit dir mitgehen?“
„Das hast du mich schon mal gefragt“, erwiderte Max mit einem Kopfschütteln. „Und es hat sich nichts dran geändert. Es geht nicht. Aber vielleicht bin ich morgen schon wieder da.“ Er warf einen Blick auf die Uhr. „Jetzt wird es aber höchste Zeit. Ich muss los.“
Max nahm seine Tochter flüchtig in den Arm.
„Adieu, Sisi. Und sei schön brav.“
Er packte den Koffer, in dem er die Zither aufbewahrte, setzte den Hut auf und machte sich auf den Weg zum Ausgang.
- „Ich wünschte ich wäre mal so wie du“, rief Sisi, wusste aber nicht, ob er das noch gehört hatte. Sie überlegte, ob sie nicht nach draußen gehen sollte und etwas auf dem Zaun balancieren sollte, wie sie es in letzter Zeit oft tat.
Eine laute Stimme hielt sie aber davon ab.
„Prinzessin Elisabeth! Wo sind Sie?! Prinzessin Elisabeth!“
Es war ihre französische Gouvernante.
„Hier bin ich, Madame“, erwiderte Sisi. Wäre sie doch nur schnell ihrem Papa hinterhergelaufen, jetzt gab es aber kein Zurück mehr.
„Sie müssen sich noch für das Abendessen umziehen, Prinzessin.“
- „Ich hasse es, Prinzessin zu sein!“ erwiderte Elisabeth sichtlich verärgert. „Immer sagt man mir, was sich gehört und alles was Spaß macht, ist verboten... Ich hasse es, mich ständig umzuziehen… Wissen Sie, was ich machen würde, wenn ich keine Prinzessin wäre, Madame?“
Die Gouvernante verdrehte die Augen.
Sie wusste, was ihr Schützling jetzt sagen würde.
„Dann wär ich bestimmt Kunstreiterin oder Artistin im Zirkus. Ich würde auf dem Seil tanzen, das könnte ich ganz bestimmt gut. Soll ich Ihnen mal zeigen, wie ich draußen auf dem Zaun entlang balanciere?“
Vielleicht hat sie dort eine elegantere Haltung als auf einer normalen Straße, dachte die Gouvernante gehässig, sagte aber natürlich nichts.
„S’il vous plait, Prinzessin Elisabeth!“ rief sie stattdessen und packte Sisis Arm, dass sie ihr nicht davonrannte. „Venez maintenant!“