Weiter gehts! Ich freu mich wie immer über möglichst viele Kommentare Das folgende Wochenende habe ich in keiner sonderlich guten Erinnerung.
Leon holte mich am Freitag Abend vom Bahnhof ab, aber er war alles andere als liebevoll und freundlich. Ich bekam keinen Kuss zur Begrüßung, nur eine kurze Umarmung – er schien mir meine Entscheidung noch immer übel zu nehmen. In seiner Wohnung angekommen, wollte er direkt ins Bett, die Woche sei sehr anstrengend gewesen. Ich seufzte und lag noch gefühlt stundenlang wach neben ihm im Bett und konnte seinen ruhigen Atem hören.
Nach einer recht kurzen Nacht stand ich am nächsten Morgen früh auf und ging in die kleine Küche, in der ich mich nicht sonderlich gut auskannte. Trotzdem schaffte ich es, ein recht ordentliches Frühstück zuzubereiten.
Demnach duftete es schon nach Kaffee, als Leon verschlafen in den Flur trat. „Danke, Nora.“, war sein müder Kommentar zum Frühstück.
„Wie war die Show am Mittwoch?“, wollte ich vorsichtig von ihm wissen. „Gut.“, lautete seine einsilbige Antwort. „Und deine Geburtstagsfeier?“, fragte er kauend zurück. „Es war ganz nett. Ein paar Freundinnen vom Ballett waren da.“, begann ich. „Mh.“, brachte mein Freund hervor. „Achso, bevor ich das vergesse, ich hab auch noch was für dich.“, sagte er und deutete auf ein kleines Päckchen, das hinter mir im Regal lag.
Ich drehte mich um. „Nimm es dir ruhig.“, sagte er beinahe beiläufig. Gesagt getan. Ich packte also vorsichtig das Geschenk aus und zum Vorschein kamen: „Neue Ballettschuhe! Danke.“, rief ich aus und freute mich wirklich. Ich fiel Leon um den Hals und er nahm mich sanft in den Arm. „Ich dachte, die könntest du gebrauchen.“, murmelte er. „Ja, das ist echt ein tolles Geschenk.“ Scheinbar machte er sich doch mehr Gedanken um mich, als es in diesem Moment den Anschein hatte.
Dennoch verlief der restliche Tag recht ruhig, da sich keiner von uns so richtig traute, etwas zu sagen. Die letzten Streitigkeiten hingen noch immer in der Luft.
Am Mittag fuhren wir in die Stadt und schlenderten ein wenig durchs KdW, wobei wir abermals kaum ein Wort wechselten. Immerhin durfte ich mir dann beide Shows an diesem Tag ansehen, in denen Leon als Rudolph auf der Bühne stand.
„Wie sieht es eigentlich mit unserem Urlaub in meinen Herbstferien aus?“, wollte ich am Sonntagvormittag nun doch von Leon wissen. Lang war es nicht mehr hin und ich wollte wissen, woran ich bin.
„Ähm ja.“, stammelte Leon. Ich schaute ihn durchdringend an. „Was, ähm?“, fragte ich nach. „Naja, ich hab noch keinen Spielplan für die Zeit und da die Erstbesetzung vom Tod in der Zeit Urlaub hat, weiß ich noch nicht, wie das aussehen wird. Aber irgendwie kriegen wir das sicherlich hin.“, lautete seine ausweichende Antwort.
„Ah. Wann kannst du das denn in Erfahrung bringen, ich meine, deinen Spielplan?“ - „Das weiß ich nicht. Momentan ist das nicht so einfach. Und wenn Lukas nicht spielt...“ - „Warum hat er eigentlich genau dann frei? Wäre das nicht auch anders gegangen?“, fragte ich vorsichtig nach. „Sein Sohn ist in der ersten Klasse und er will die Ferien mit ihm verbringen. Deshalb geht es nicht anders.“, war Leons Begründung.
„Aber...“, aber ich hab auch nur dann Ferien, beendete ich den Satz in meinen Gedanken. Ich biss mir auf die Lippen. Das sollte ich besser nicht aussprechen. Ich seufzte. „Ah okay.“ Einen erneuten Streit wollte ich nicht provozieren.
„Hast du dir mal überlegt, wo wir hinfahren wollen?“, erkundigte sich Leon. „Nein. Das kommt ja auch so ein bisschen auf die Zeit an, die wir zur Verfügung haben.“, antwortete ich. Wir drehten uns im Kreis und deshalb erstarb auch diese Unterhaltung wieder.
Die Nachmittagsshow war großartig. Leon in der Rolle des Todes zu sehen, war wirklich ein Erlebnis. Er zeigte eine ganz andere Seite von sich, als in den Rollen, die ich bisher von ihm kannte. Zeitweise eine verführerische Seite, die er aber scheinbar im Moment nicht mit mir teilen wollte.
Trotz der vielen Proben merkte ich ihm seine Unsicherheit deutlich an. Er war vor allem stimmlich in einigen Szenen noch nicht ganz sicher, aber sonst war es definitiv eine passende Rolle für ihn. Das sagte ich ihm auch nach der Show, bevor er mich zum Bahnhof brachte.
„Du hast wirklich toll gespielt.“, versicherte ich ihm abermals. „Das freut mich, aber du musst jetzt wohl los. Nächste Woche hast du Ballett, richtig?“, erkundigte er sich. Ich nickte. „Ich melde mich dann, wegen deiner Herbstferien.“, führte er sehr förmlich aus. „Ich freu mich schon drauf.“, verabschiedete ich mich und gab ihm einen Kuss, den er kurz erwiderte.
Ich stieg in den Zug und noch bevor ich zum Abschied winken konnte, war Leon verschwunden.
Seufzend ließ ich mich in den Sitz fallen. Was war an diesem Wochenende alles geschehen? Ich erkannte meinen Freund kaum noch wieder.
Wo war der lebensfrohe, liebevolle Mann hin verschwunden, in den ich mich vor mittlerweile 1 ½ Jahren so Hals über Kopf verliebt hatte? Und wo waren meine Schmetterlinge hingeflogen? In meinem Bauch konnte ich sie nicht mehr spüren.
Ich wusste in diesem Moment nicht, wie es weitergehen sollte. Wo wollten wir in den Herbstferien hin? Wie würde sich dieser Urlaub entwickeln? Zwar hatten wir uns dieses Mal nicht gestritten, aber sich anschweigen machte die Situation fast noch schlimmer. Abermals seufzte ich. Was sollte ich bloß machen? „Erst einmal abwarten, wie es weitergeht und wie der Urlaub wird.“, sagte ich mir.
In der folgenden Woche meldete sich Leon nicht, obwohl ich ihm einige SMS geschrieben hatte. Erst am Wochenende bekam ich einen Anruf von ihm, in dem er mir mitteilte, dass er Dienstag und Mittwoch freibekommen würde. Das hieß: Urlaub für uns beide! Von Montag bis Donnerstag um genau zu sein.
Mein Herz hüpfte. Im Geheimen hatte ich schon gar nicht mehr daran geglaubt, dass es tatsächlich klappen würde.
„Was hältst du von der Nordseeküste? In der Nähe von Rostock soll es ganz schön sein.“, schlug er mir vor. „Das klingt toll.“, antwortete ich. „Dann kümmere ich mich um eine Unterkunft für uns.“, bot Leon an.
Meine Vorfreude stieg nun mit jedem Tag, obwohl ich auch ein wenig Angst hatte, wie es werden würde.
Doch das sollte ich nie herausfinden
~*Niemand nimmt mir meine Träume und schließt meine Sehnsucht ein, wo es Liebe gab und Freiheit wird mein Herz für immer sein*~