Was war das?

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Re: Was war das?

Beitragvon Heldin » 22.07.2008, 01:20:23

ICh hatte mir überlegt, ob das die beiden sind, aber die sehn da so anders aus :lol:

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Re: Was war das?

Beitragvon Elphaba » 22.07.2008, 02:14:42

Oh, wieder ein sehr schöner neuer Teil! :)

Na, hoffentlich verrennt sich "ich" da nicht in irgendwas Aussichtsloses, wenn "sie" jetzt auch noch bei ihr wohnt! :(
Bin auf jeden fall schon sehr gespannt, wie es jetzt weitergeht!
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Re: Was war das?

Beitragvon Sabi » 22.07.2008, 10:39:27

wieder ein sehr gelungener Teil :)

Bin mal gespannt wie sich die Sache noch weiter entwickelt :)
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Re: Was war das?

Beitragvon Kitti » 22.07.2008, 19:28:23

Ui, wie schön, dass es so schnell weitergeht. Auf dieser Straße war ich auch schon shoppen, gerne mehr Beschreibungen rund um Wien, das weckt Erinnerungen. ;) Ansonsten natürlich ein sehr schöner Teil, bin gespannt, was du aus der Wohngemeinschaft der Beiden machst.
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Re: Was war das?

Beitragvon Sisi Silberträne » 25.07.2008, 00:13:01

Will euch ja nicht zu lang auf die Folter spannen, also weiter gehts ;)


Am folgenden Montag, nach dem Schleppen einiger Umzugskartons, saßen wir dann gemütlich bei mir auf der Couch. Wir waren dabei eine Einkaufsliste zusammen zu stellen, um den freien Abend dazu zu nutzen, etwas Feines zu kochen. Gemeinsam machte das viel mehr Spaß, als wenn man alleine war. Unsere Wahl fiel auf Asiatisch, das mochten wir beide sehr. Ich sah ihr verstohlen dabei zu, wie sie mit geschmeidigen Bewegungen die Seiten meines Wok-Kochbuchs umblätterte und mit dem Finger die Zutatenliste entlang glitt.
„Wie wäre es damit? Bratnudeln mit Frühlingszwiebeln und Ingwer“, fragte sie. „Und als Vorspeise Frühlingsrollen.“
Das klang verlockend, fand ich. Nachdem ich notiert hatte, was sie vorlas, brachen wir auf. Wir erstanden im Asialaden auch Calpico, japanisches Joghurt-Soda.

Später tobten wir uns in der Küche aus, während im Hintergrund eine Abba-CD lief, die ausgelassenen Lieder waren jetzt genau richtig. In der Pfanne wurde schon das Öl für die Frühlingsrollen warm, die wir noch fertig formten. Die erste warf ich viel zu ungeschickt in den Wok, sodass ein großer Öltropfen auf meine Hand spritzte.
Sie kicherte, als ich diese das Gesicht verziehend unter kaltes Wasser hielt. „War da jemand etwa zu stürmisch?“
„Das ist nicht lustig“, brummte ich verdrießlich und spritzte ihr eine Ladung des kühlen Nass ins Gesicht. Bestimmt hätte ich eine entsprechende Retourkutsche bekommen, wäre das Essen nicht erst einmal wichtiger gewesen.

„Uff“, kommentierte sie, als sie mit den letzten Bissen kämpfte. Auch meine Schüssel war beinahe leer. Sie hob ihre Stäbchen mit ein paar von den langen Nudeln in die Höhe, hielt sie mir unter die Nase. „Willst du noch? Ich kann beim besten Willen nicht mehr. Und deine Portion war kleiner.“
Obwohl ich eigentlich auch schon satt war, nahm ich ihr den diesen kleinen Rest ab, und insgeheim genoss ich es, mich von ihr mit den Nudeln füttern zu lassen. Schließlich stellte sie ihre Schüssel zur Seite, um stattdessen nach der Fernbedienung zu greifen. Ein warmer Schauer erfasste mich, als sie zufällig mit ihrer Hand meinen Arm berührte.
„Oh schau, den kennen wir doch!“ Überrascht wies sie auf die Sendung, die sie gerade eingeschalten hatte. Es wurde von einem Society-Event berichtet und mein bester Freund war im Bild. „Er ist ein guter Küsser“, fügte sie grinsend hinzu.
Eine Welle heißer Eifersucht kochte für einen Augenblick in mir auf, ehe ich begriff, worauf sie sich bezog. Ich lachte leise. „Klar, er hat von der besten gelernt.“
Sie legte ihre hübsche Stirn für einen Moment in Falten. Und da war wieder dieses umwerfende Lächeln, das mich fast um den Verstand brachte! Ich konnte nicht mehr an mich halten, beugte mich vor und drückte rasch meine Lippen auf die ihren.

Ich war nicht sicher, welche Art von Reaktion ich eigentlich erwartete, doch gewiss war es etwas anderes, als ihr wie vom Donner gerührter Gesichtsausdruck. Warme Röte durchzog meine Wangen, ich senkte den Blick, während ich darauf wartete, dass sie etwas sagte. Irgendetwas, und wenn sie mich auch nur als verrückt bezeichnete, es würde zumindest die peinliche Stille unterbrechen.
Da spürte ich ihre Hand an meinem Kinn, sie brachte mich sanft, aber bestimmt dazu den Kopf zu heben, sodass ich sie ansehen musste. Im nächsten Augenblick spürte ich ihren Mund den meinen mit einem erneuten Kuss verschließen, lange und intensiv. Unsere Zungen begegneten sich in einem sinnlichen Tanz. Ihre Lippen waren weich wie die Blüten einer Rose und sie schmeckten süßer als Honig. Als wir uns voneinander lösten, fühlte ich mich berauscht, trunken von ihr.
„So, er hat also von der besten gelernt…“ Sie lächelte wissend.
Bevor ich meine Sprache wieder finden konnte, war sie auf den Beinen, sammelte das Geschirr ein und brachte es in die Küche. Ungläubig sah ich ihr hinterher. Hatte sie sich am Ende nur einen Spaß erlaubt?

In dieser Nacht lag ich lange wach im Bett, meine Gedanken glitten immer wieder zu ihr, die im Wohnzimmer auf dem Sofa schlief. Als gute Gastgeberin hatte ich ihr natürlich das Bett angeboten, doch sie hatte darauf bestanden, dass ihr die Couch genügte. Ich fragte mich, ob sie überhaupt den Hauch einer Ahnung hatte, was dieser Kuss in mir ausgelöst hatte. Für mich war das kein Spiel, ich konnte nicht mehr verleugnen was ich empfand, damit würde ich nur mich selbst belügen. Wenn ich diese Gefühle, die in mir waren, doch nur ansatzweise verstünde.
Liebe war schon seltsam. Es gab nichts Schöneres auf der Welt als frisch verliebt zu sein, diese Erfahrung hatte ich schon gemacht – mit Männern. Doch noch nie zuvor hatte ich so etwas für eine Frau empfunden. Mein Verstand, die leise Stimme in meinem Kopf pochte darauf, dass es nicht richtig war, aber mein verräterisches Herz, das dumme Ding, fand es nicht falsch. Zahlte es sich denn aus Hoffnung in etwas zu setzen, das nur in einer bitteren Enttäuschung enden konnte?
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Re: Was war das?

Beitragvon Elphaba » 25.07.2008, 01:43:40

Uiuiui! Ich hatte eben beim Lesen totales Herzklopfen! :o

Vielen Dank für die schnelle Fortsetzung! :)
Super geschrieben, wiedereinmal! Meine Güte, was da wohl noch draus wird... Ich bin schon echt gespannt!
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Re: Was war das?

Beitragvon Kitti » 25.07.2008, 12:18:20

Ui, du machst es ja mal wieder sehr spannend. Toller neuer Teil! :D Ach ja, irgendwie erinnern mich die Beschreibungen des Kochens ein bisschen an dich. Du kochst auch gern asiatisches Essen und hörst ebenfalls gern Abba. ;)
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Re: Was war das?

Beitragvon Marie Antoinette » 27.07.2008, 12:57:52

Sisi Silberträne hat geschrieben:[ Hoffentlich fangt ihr net an meine Ideen blöd zu finden :ops: :hexefies:
.


Also ich find deine Ideen nicht blöd...

Wieder zwei sehr schöne Teile, ich bin sehr gespannt wie es weitergeht! :)

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Re: Was war das?

Beitragvon Sisi Silberträne » 29.07.2008, 00:34:55

Elphab> uh, das fasse ich jetzt mal als großes Kompliment auf :D

Kitti> hehe, aber Abba hab ich noch nie beim Kochen gehört, letztens dafür Queen ;)

Elektra> Na da bin ich aber froh ;)



Am nächsten Morgen war ich wie gerädert Missmutig drehte ich mich auf die andere Seite, als mich Sonnenstrahlen im Gesicht kitzelten und mich weckten. Normalerweise mochte ich es, auf diese Art zu erwachen, doch ich hatte wenig geschlafen und Träume gehabt, von denen ich froh war, mich nur an die Tatsache zu erinnern, dass sie seltsam gewesen waren.
Das Klappern von Geschirr ließ mich schließlich doch die Augen öffnen. Bloßfüßig tappte ich in die Küche, der Quelle der Geräusche entgegen. Sie hatte Frühstück gemacht und werkte nun an der Kaffeemaschine, von der keinerlei die Sinne weckender Duft ausging.
„Guten Morgen“, sagte ich laut, was sie von dem Gerät ablenkte. „Hast du auf dem Sofa denn halbwegs gut geschlafen?“
Sie nickte bekräftigend. „Ja, sehr. Gibt es bei dem Ding eigentlich einen Trick?“ Sie wies auf die Maschine.
Mit einem Grinsen zog ich einen losen Stecker hinter dem Gerät hervor und zog den CD-Player ab, um beides zu tauschen. Ihr Blick war Gold wert, aber sie konnte natürlich nicht wissen, dass die Steckdosen in meiner Küche ein wenig knapp waren.

Kurz darauf war der Kaffee dann fertig und wir saßen beim Frühstück. Für einen Tisch bot die Küche keinen Platz, sie war sehr klein, aber dafür war das Wohnzimmer groß genug, um zusätzlich zur gemütlichen Sofa-Ecke auch einen Essbereich mit Tisch und Stühlen zu beherbergen. Wir aßen Croissants und danach Obst, das war ein wenig ungewohnt, weil ich nur selten einmal frühstückte, normalerweise führte ich mir nach dem Aufstehen nur eine Tasse Kaffee zu Gemüte.
Ich sprach nicht viel, weil ich meinen Gedanken nachhing. Was hatte sie mit dem Kuss bezweckt? Fand sie das einfach nur amüsant? Gerne hätte ich darauf eine Antwort gehabt, doch ich zögerte die Frage zu stellen.

„Bist du satt?“
Abrupt sah ich auf, nickte leicht. „Ja, das war mehr als ich sonst morgens esse.“ Scheu suchte ich ihren Blick. „Was sollte das denn gestern?“
Erstaunt hob sie die Augenbraue, dann lachte sie. „Das sollte ich dich fragen. Du hast mich zuerst geküsst, wenn ich dich daran erinnern darf.“
Ich lief rot an, konzentrierte mich darauf sie weiterhin anzusehen. Die Worte waren in mir, doch sie wollten nicht über meine Lippen kommen.
„Moment mal…“ Sie legte ungläubig den Kopf schief. „War das am Ende gar kein Scherz von dir? Aber was war es dann?“
Verlegen senkte ich den Blick, ich konnte ihren bohrenden Augen nicht mehr länger standhalten. „Das weiß ich doch selber nicht“, murmelte ich schließlich. „Bitte vergiss es einfach…“
Dabei beließ ich es, ich konnte ihr nicht sagen, was ich empfand. Unsere Freundschaft war mir viel zu wichtig, um sie von dieser Spinnerei durcheinander bringen und am Ende vielleicht daran sogar zerbrechen zu lassen.

Die übrigen Tage, die sie bei mir blieb, versuchte ich meine Gefühle tief in den hintersten Winkel meines Selbst zu verbannen. Es gelang nicht besonders gut, sodass sie mich erneut darauf ansprach, doch ich wich ihr aus. Obwohl ich ihre Nähe sehr genossen hatte, war ich schließlich froh, als sie in ihre neue Wohnung ziehen konnte, und wir uns nicht mehr jeden Tag sahen. Ich dachte oft an sie. Manchmal geriet ich sogar abends während der Vorstellung für Augenblicke außer Konzentration, wenn ich mir vorstellte, wie sie zur gleichen Zeit in ihrem glänzenden Sternenkleid über die Bühne schritt, eine Vision purer Schönheit.
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Re: Was war das?

Beitragvon Elphaba » 29.07.2008, 03:02:41

Ach schön, wieder eine schnelle Fortsetzung! Danke Sisi! :D

(Das vom letzten Mal sollte auch ein Kompliment sein! :wink: )

Hmm. Ich hätt`s der Ich ja gegönnt, dass es kein Scherz war von Ihr, aber dann wäre die Story ja schon fast zu Ende und nicht halb so spannend! :D
Du schreibst wirklich fesselnd! Bin wie immer gespannt, wie`s weitergeht! :)
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Re: Was war das?

Beitragvon Marie Antoinette » 29.07.2008, 16:31:52

Schön, es geht schon weiter... :)

Mir gefällt der Teil sehr gut, wie immer....

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Re: Was war das?

Beitragvon Kitti » 29.07.2008, 18:16:16

Elphaba hat geschrieben:Ach schön, wieder eine schnelle Fortsetzung! Danke Sisi! :D

(Das vom letzten Mal sollte auch ein Kompliment sein! :wink: )

Hmm. Ich hätt`s der Ich ja gegönnt, dass es kein Scherz war von Ihr, aber dann wäre die Story ja schon fast zu Ende und nicht halb so spannend! :D
Du schreibst wirklich fesselnd! Bin wie immer gespannt, wie`s weitergeht! :)


Da kann ich meiner lieben Kollegin nur zustimmen. Du verstehst es wirklich, Geschichten fesselnd und schön zu erzählen. Bitte bald weiter!
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Re: Was war das?

Beitragvon ChristineDaae » 01.08.2008, 17:28:56

Eine schöne Fortsetzung, schreib bald weiter :)
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Re: Was war das?

Beitragvon Sisi Silberträne » 02.08.2008, 00:22:02

Und mit diesem Teil verabschiede ich mich erst mal für eine Woche auf die Alm!

Bis bald und viel Spaß mit dem Teil hier =)



Mein Herz sagte mir vehement etwas anderes, doch ich versuchte sie mir endgültig aus dem Kopf zu schlagen, wir waren nur gute Freundinnen. Punkt. Nach einigen Wochen, als langsam die warme Jahreszeit begann, glaubte ich es geschafft zu haben. Es war jetzt April und während ich noch bis Ende Juni spielen musste, würde sie bereits im Mai in die Sommerpause gehen, weil das Theater an der Wien für die Festwochen benötigt wurde. In letzter Zeit hatten wir uns nicht so oft gesehen, doch nun waren wir zum Eis essen verabredet.
Sie war bestens gelaunt, wir tratschten eine Weile über dieses und jenes, bis sie mir gestand, dass sie sich verliebt hatte. Wie glücklich sie wirkte, als sie mir von ihm erzählte. Zwar versuchte ich mich für sie zu freuen, aber in meinem Inneren traf mich die Neuigkeit hart, ich hatte meine Gefühle längst nicht überwunden.

Ain't no sunshine when she's gone.
It's not warm when she's away.
Ain't no sunshine when she's gone.
And she's always gone too long
anytime she goes away.


Eine tiefe Traurigkeit legte sich um mich. Wenn ich nicht im Theater bei der Arbeit war, blieb ich meist in meiner Wohnung, ich war antriebslos, vermochte mich über nichts so richtig zu freuen, weder über einen sonnigen Tag, an dem ich mit dem Rad an die Donau fahren konnte, noch über den Gesang der Amseln vor meinem Fenster. Allen schaffte ich es etwas vorzuspielen, nur nicht meinem besten Freund. Er war jetzt nicht mehr in Wien, weswegen wir oft miteinander telefonierten.
„Willst du mir nicht sagen was du hast?“ fragte er eines Abends ohne Umschweife, sodass er mich völlig unvorbereitet traf.
Ich umklammerte das Telefon ein wenig fester und seufzte. „Dir kann ich nichts vormachen, oder? Dann gib mir bitte einen Tipp gegen Liebeskummer.“
„Inwiefern denn? Davon gibt es doch viele Arten… drück dich etwas deutlicher aus.“ Seine Neugier war eindeutig geweckt.
„Es ist… ich wollte ihm die ganze Zeit sagen was ich fühle, aber ich konnte nicht, und nun liebt er eine andere.“ Erst einmal beschloss ich die Tatsache, dass ‚er’ eine Frau war, tunlichst für mich zu behalten.
„Das ist schwierig…“, antwortete er. „Jetzt kannst du nur abwarten. Vielleicht erhältst du noch eine Chance und dann musst du es ihm sagen, wenn sich deine Gefühle bis dahin nicht geändert haben.“
Ich nickte leicht, bis mir auffiel, dass er das ja gar nicht sehen konnte. „Du hast recht, und bin verdammt noch einmal ja selber schuld… Wenn es nur nicht so weh täte s… ihn so glücklich zu sehen.“ Um ein Haar hätte ich mich versprochen, aber zum Glück war ihm scheinbar nichts aufgefallen. Bevor es doch noch geschah, beschloss ich das Gespräch lieber schnell zu beenden, es kam mir sehr gelegen, dass ich gerade Teewasser aufgesetzt hatte.

Im Juni am Abend der Derniere blieb ich nur so lange wie unbedingt nötig bei der Feier, ich war denkbar schlechter Stimmung und ertrug die Gegenwart meiner fröhlichen Kollegen kaum. Doch anstatt gleich nach Hause zu gehen, landete ich in einer Bar bei einem Wodka nach dem anderen. Normalerweise trank ich kaum Alkohol, weswegen er umso schneller seine Wirkung entfaltete. Unversehens fand ich mich mitten in einer Unterhaltung mit einem Mann wieder, der rund fünfzehn Jahre älter als ich sein mochte. Ich bemerkte auch den schmalen Goldring auf seinem Finger, aber ich war nicht mehr genug bei Sinnen, um dessen Bedeutung zu begreifen.
Erst am nächsten Morgen mit brummendem Schädel wurde mir nach und nach klar was geschehen war. Ich hatte mich volltrunken auf einen One-night-stand mit einem verheirateten Mann eingelassen, eine wahrhaftig reife Leistung, die ich am liebsten so schnell wie möglich aus meinem Gedächtnis radieren wollte.
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Re: Was war das?

Beitragvon Kitti » 02.08.2008, 00:40:25

Oh, das ist eine gute Idee und wenn du nach Hause kommst, findest du hoffentlich einen Haufen netter Kommentare vor, weshalb ich gleich mal den Anfang mache. Kann man nur hoffen, dass der One-Night-Stand keine bösen Folgen hat, du macht es jedenfalls sehr spannend, man kann deine Wendungen nie vorher erraten. Ach ja, den Songtext finde ich toll ausgewählt und sehr passend.
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Re: Was war das?

Beitragvon ChristineDaae » 03.08.2008, 10:42:26

Eine interessante Wendung... Ich bin gespannt, wie du weitermachst, hoffentlich hast du auf der Alm viele neue gute Einfälle :) Erhol dich gut und komm bald mit einer Fortsetzung im Gepäck wieder... ;)
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Re: Was war das?

Beitragvon Elphaba » 05.08.2008, 03:44:15

Da kann ich mich nur anschließen! Wieder ein toller neuer Teil! :)
Aber die arme Ich! :( Das ist echt hart, wenn einem jemand, in den man sich verknallt hat, freudestrahlend erzählt, dass er sich verknallt hat... Das kenn ich aus eigener Erfahrung zur Genüge... :roll: :(

Na, ich hoffe, dass die Geschichte doch noch eine positive Wendung für Ich nimmt!
Spannend ist es auf jeden Fall! :)
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Re: Was war das?

Beitragvon Marie Antoinette » 05.08.2008, 16:30:15

Oh, da kann ich mich meinen Vorrednerinnen nur mal wieder anschließen, ein schöner Teil! :)

Bin ja mal gespannt was noch so alles passiert.. hoffe du bringst von der Alm eine Fortsetzung mit

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Re: Was war das?

Beitragvon Sisi Silberträne » 09.08.2008, 18:10:12

Frisch von der Alm gibts einen neuen Teil!


Es musste sich dringend etwas ändern, weiterhin Gram und Selbstmitleid hinzugeben machte nichts besser. Ich beschloss durchzustarten, Holland, Deutschland, egal an welchem Ort, nur weg von ihr. Ja, das war ein guter Plan. Sie blieb in Wien, weil sie im Herbst wieder die Elisabeth spielen würde, während ich viel unterwegs war, um an verschiedenen Auditions teilzunehmen. Im Augenblick waren nur Shows auf kleineren Bühnen dabei, die nicht lange liefen, und auch Galas. Über den Sommer würde es jedoch noch ruhig bleiben, bis zum Herbst. Ich spielte mit dem Gedanken eine Woche irgendwo Urlaub zu machen, Madeira reizte mich, oder vielleicht Korfu. Alleine verspürte ich dazu aber wenig Lust, letztlich würde es auf meine Familie und den Strand von Zandvoort hinaus laufen, so dachte ich.

Verträumt blätterte ich, gemütlich in einem Korbsessel auf meinem winzigen Balkon sitzend, eines Abends in einem Reisekatalog über die griechischen Inseln, als es an meiner Tür läutete. Irritiert blickte ich auf, ich erwartete niemanden. Neugierig erhob ich mich, um aufmachen zu gehen. Es gab nur einen, der es liebte mich zu überraschen, und das war mein bester Freund.
Ich irrte mich, denn auf meiner Schwelle stand sie. Besorgt sah ich sie an, irgendetwas musste geschehen sein. Ihr Haar war zerzaust, ihre Augen gerötet, und sie schien sich in aller Eile angekleidet zu haben. Was mich aber am meisten erschreckte, war eine dunkle Blauverfärbung an ihrer linken Wange.
„Komm rein“, sagte ich nur und zog sie durch die Tür, sie wirkte abwesend. „Was ist denn mit dir passiert?“
Anstatt einer Antwort schlang sie jedoch nur die Arme um mich, sie hielt sich regelrecht an mir fest, als wollte sie nie wieder loslassen. Es dauerte ein paar Minuten bis sie sich wieder gefangen hatte, sodass ich sie sanft ins Wohnzimmer zum Sofa schieben und aus der Küche einen improvisierten Eisbeutel holen konnte.
„Wer war das?“ Mein Blick glitt über die verfärbte Hautstelle. „War das dein Freund?“
Sie nickte leicht, ihre Stimme war noch ein wenig zittrig, aber sie sprach wieder völlig klar und normal. „Ich war so dumm… ich dachte wirklich seine Entschuldigung wäre ernst gemeint und er würde es nie wieder tun.“
„Das wird er auch nicht, denn du hast dich von ihm losgerissen, sonst wärst du jetzt nicht hier…“ Ich drückte sie vorsichtig an mich. Äußerlich war ich ruhig, doch innerlich grollte ich vor Zorn auf den Mann, der ihr weh getan hatte. Niemand durfte sie verletzten! Nie wieder!

Über Nacht würde sie bei mir bleiben, weil er in ihrer eigenen Wohnung bestimmt zuerst nach ihr suchte. Ich ging wieder in die Küche, um für sie zur Beruhigung einen Kräutertee zu kochen, dessen aromatischer Duft sich in der Wohnung verbreitete. Da läutete es erneut an der Tür und dieses Mal war auf der anderen Seite ein mir unbekannter Mann. Ich öffnete einen Spalt breit, um mir anzuhören, was er zu sagen hatte. Er stellte sich als Freund meines Nachbarn vor, nannte auch dessen Namen und erklärte mir, dass er ihm etwas bringen sollte, was diesem wohl entfallen schien, denn niemand war zu Hause. Ich willigte ein, ihm das Paket zu übergeben, sobald er wieder kam und schob die Sicherheitskette beiseite. Doch es gab nichts zu Überbringen, im nächsten Augenblick flog die Tür so heftig auf, dass ich zur Seite gestoßen wurde. Als er ihren Namen rief, begriff ich, dass ich auf seine geheuchelte Freundlichkeit prompt herein gefallen war.
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Re: Was war das?

Beitragvon Kitti » 09.08.2008, 19:05:04

Ui, noch eine spannende Wendung. Toll, dass du uns auch aus dem Urlaub eine Fortsetzung mitgebracht hast. Sehr spannend, bitte bald weiter!
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