@ Christine: Ich glaub ihr habt lange genug gewartet
Hier ist der nächste Teil!
Seine unglaublich schönen, tiefbraunen Augen leuchteten und auch er schaute mir direkt in die Augen.
Es war als bliebe die Zeit für diesen einen Augenblick stehen. Ehe ich begriff, was eigentlich geschah, spürte ich seine Lippen auf den meinen. Es war mein erster richtiger Kuss gewesen und in mir wurde alles aufgewühlt.
Leon stand nun ganz nah vor mir und hatte seine Arme um mich geschlungen. Er strahlte mich an und ich, ich strahlte zurück.
Plötzlich begann er ganz leise, beinahe flüsternd und sacht zu singen: „Jeder irrt durch das Dunkel der Welt. Keiner kann die Wahrheit sehn. Was muss enden und was hält? Wer lügt wann und wer liebt wen?“
Wie es das Lied verlangte führte ich es fort: „Ich will nicht sehen was zwischen uns steht, weil ich so nicht leben will.“ – „Ich will nicht sehn was zwischen uns steht, weil ich so nicht lieben will. Ich trag einen Traum in mir: Ein neues Leben…“ sang er wieder. „…nur mit dir.“, endeten wir zusammen und wieder schauten wir uns in dieser magischen Weise an, woraufhin abermals ein noch zärtlicherer Kuss folgte.
Ich lehnte meinen Kopf an seine Schulter und wir standen dicht umschlungen im Dunkeln der Welt. Wie lange genau wir dort standen, weiß ich nicht, es kam mir vor wie eine Ewigkeit, wie eine herrliche Ewigkeit, die nie hätte vergehen müssen. Das erste Mal redeten wir nicht, wir brauchten nicht zu reden, wir wussten, was der andere fühlte und was wir selbst fühlten: die Liebe.
Leon durchbrach das Schweigen, indem er fragte: „Ist dir kalt?“ Ohne, dass ich es wollte, musste ich laut loslachen. Er schaute mich etwas verwirrt an. „Soll ich jetzt antworten: Du hättest wenigstens ein oder zwei Decken behalten können?“, erkundigte ich mich scherzhaft.
Jetzt lachte auch er. Beabsichtigt hatte er es nicht mit genau dem Satz, den auch Radames nach dem Lied zu Aida sagte, das Schweigen zu durchbrechen, das war mir nun klar und es war ihm erst eben bewusst geworden, was er gesagt hatte. „Nein, eigentlich nicht.“, lachte er und gab mir einen Kuss.
„Ich würde zwar gerne noch stundenlang mit dir hier stehen bleiben, aber ich befürchte wir müssen weiter, sonst kommen wir heute nicht mehr an.“, wandte er gerechtfertigter Weise ein. Ich schaute auf meine Uhr, es war kurz vor 12. „Na heute schaffen wir es auch nicht mehr, wenn wir einen Dauerlauf einlegen“, kommentierte ich seine Erklärung scherzhaft.
Es half nicht, wir mussten ja weiter gehen. Hand in Hand setzten wir nun den Weg fort. Es dauerte noch eine Weile bis wir abermals vor der Haustür des Hauses meiner Eltern angekommen waren.
„Möchtest du noch mit reinkommen, um dich etwas aufzuwärmen?“, erkundigte ich mich. Aber abermals verneinte er. Mit einem Kopfschütteln erklärte er, dass er ja auch noch einen Heimweg anzutreten hatte.
Ich war etwas traurig und er schien es zu merken. „Hey“, begann er, während er mit seiner Hand durch meine langen blonden Haare fuhr, „wir sehen uns morgen, okay? Jetzt ist langsam die Zeit da, wo normale Menschen schlafen“, fügte er mit einem Augenzwinkern hinzu.
Er hatte Recht und ich musste grinsen. Seine ganze Art machte mich einfach glücklich. „Morgen hab ich keine Zeit“, musste ich ihm leider mitteilen. „Oder besser heute, wenn man mal auf die Uhr schaut. Naja, jedenfalls muss ich mit meiner Gruppe noch etwas für die Deutschpräsentation nächste Woche vorbereiten.“ Diesmal schaute er traurig drein. „Dann sehen wir uns am Samstag zur Nachmittagsshow“, schloss er. Ich nickte.
Er gab mir einen Abschiedskuss und mit den Worten „Gute Nacht, mein Schatz. Ich liebe dich.“, verabschiedete er sich an diesem Abend von mir.
Als ich die Haustür aufschloss, hatte ich noch immer nicht begriffen, was in dieser Nacht geschehen war. Ziemlich durcheinander, aber mindestens genauso glücklich, setzte ich mich erst einmal aufs Sofa.
War das hier die Wirklichkeit? Ja, ich hatte es nicht geträumt. Ich machte mir noch einen schönen warmen Tee, der mich nach dieser doch etwas kalten Wanderung durch die Nacht aufwärmte. Wie kalt es draußen wirklich gewesen war, hatte ich erst jetzt festgestellt. Mit der Wärme kam auch die Gewissheit, dass alles echt war und genauso wie ich es erlebt hatte auch geschehen war.
Seine Worte klangen mir noch in den Ohren „Ich liebe dich.“ Das hatte vorher noch niemand so zu mir gesagt. Aber das Schönste daran war, dass ich wusste, dass er es auch ernst meinte.
Abermals stieg ich mit tausend Gedanken ins Bett. Aber ich konnte einfach nicht einschlafen, kein Wunder nach all dem, was gerade eben erst geschehen war. Ich setzte mich auf und schlang die Arme um meine Knie. So dasitzend dachte ich darüber nach wie alles wohl weiter gehen würde und was sich nun für mich ändern würde.
Ich summte leise die Melodie von „Durch das Dunkel der Welt“ vor mich hin. Es hatte so gut zu dieser Situation gepasst und war es nicht auch genau so Aida und Radames ergangen? Ja, es war genau die Szene, wo die beiden ihrer Liebe endlich nachgaben.
Nachdem ich lange über alles nachgedacht hatte, verfiel ich in einen tiefen Schlaf, voller schönen Träume.
Ich konnte zu dieser Zeit allerdings noch gar nicht ahnen, was sich ab diesem Zeitpunkt alles in meinem Leben ändern würde.
~*Niemand nimmt mir meine Träume und schließt meine Sehnsucht ein, wo es Liebe gab und Freiheit wird mein Herz für immer sein*~