So, hab doch noch einen letzten neuen Teilo vorm Urlaub geschafft
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Viel Spaß!
17. Kapitel
Die Wochen und Monate vergingen in eintönigem Hofleben. Ich stand auf meinem kleinen Balkon und sah dem Wechsel der Jahreszeiten zu. Langsam verfärbten sich die Blätter draußen und segelten an mir vorbei zu Boden, wo sie über dem Kies eine bunte Decke bildeten, bevor Gärtner alles harkten und die farbenprächtigen Blätter fortbrachten. Bald standen die Bäume kahl in der Landschaft und es wurde kälter. Nun durfte ich nicht mehr draußen stehen, sondern musste hinter der geschlossenen Balkontür bleiben. Es dauerte nicht lange, bis Schnee in den Fensterrahmen liegen blieb. Immer dichter wurde das Schneegestöber, je näher der Heiligabend rückte, der zugleich mein Geburtstag war.
Am Heiligabend, als ich wieder hinaus sah und meinen Gedanken nachhing, kniff ich plötzlich angespannt die Augen zusammen. Irgendetwas hatte sich da draußen bewegt. Und es war keine Wachablösung unter im Hof. Nein, etwas hatte sich auf meinem Balkon bewegt. Rasch sah ich mich um, um sicherzugehen, dass sonst niemand im Zimmer war. Dann öffnete ich leise die Balkontür und trat hinaus, wobei ich die Tür hinter mir fast ganz zuzog. So würde niemand bemerken, dass ich draußen war.
Ich sah mich um, konnte aber draußen nichts erkennen. Hatten mir meine Augen etwa einen Streich gespielt? Angestrengt blinzelte ich durch das dichte Schneetreiben. Schneeflocken verfingen sich in meinem Haar und meinem langen, weinroten Seidenkleid, auf dem sie schnell schmolzen. Ich begann schon nach Sekunden, erbärmlich zu frieren, aber meine Neugierde war stärker als die Vernunft, die mir sagte, ich müsse wieder hineingehen und mich umziehen. Ich lief einige Schritte weiter, wobei auch noch Schnee in meine Schuhe kam, und sah mich wieder um. Nichts. Ich seufzte, enttäuscht über die Täuschung, und drehte mich um, um wieder hineinzugehen.
»Guten Abend, Elisabeth.«
Ich schrie erschrocken auf, presste im nächsten Moment die Hände auf den Mund und sah mich erschrocken um. Hoffentlich hatte mich niemand gehört!
»Was machst du denn hier?«, fragte ich ihn und merkte erst einen Moment später, dass das wohl ziemlich unhöflich klang. Aber er schien sich nicht daran zu stören.
»Ich besuche dich«, antwortete er mit einem Lächeln. »Ich hoffe, du hast nichts dagegen...«
»Aber nein!«, rief ich erleichtert. »Ich bin so froh, dass du da bist. Ich dachte, ich werde da drinnen noch verrückt...«
Er trat einen Schritt auf mich zu, sodass wir uns fast berührten, und legte in einer sanften Geste eine Hand auf meine Lippen.
»Still«, flüsterte er, »oder sie werden dich hören...«
Ich schloss die Augen und atmete tief die frische, winterliche Nachtluft ein. Ich genoss einfach nur seine Nähe.
Eine Weile lang standen wir so, bevor er das Schweigen brach.
»Dir ist sicher kalt«, sagte er und berührte leicht meine Wange. Er nickte wie zur Bestätigung seiner Annahme. »Eiskalt«, stellte er fest und zog mich in die Arme.
Mich durchflutete ein wunderbares Gefühl der Wärme und hätte mein Verstand es zugelassen, ich hätte wetten können, dass meine Schuhe und mein Kleid trockneten und wieder warm wurden, als hätte ich sie vors Feuer gehängt. Wohlig kuschelte ich mich in seine Arme und seufzte leise. Könnten wir nur für immer so stehen bleiben...
Abrupt zog er sich von mir zurück und wie ein Faustschlag traf mich wieder die Kälte.
»Nein«, sagte er, schwer atmend, als wäre er gerannt. »Deine Zeit ist noch nicht gekommen. Bleib hier.« Damit drehte er sich um und ich stand wieder allein im Schneegestöber.
Langsam drehte ich mich um und ging ins Zimmer zurück, wo ich mich schnell umzog und meine Haare und Schuhe trocknete.
Keine Sekunde zu früh. Kaum hatte ich meine getrockneten Schuhe wieder angezogen, holte Franz mich ab, damit wir uns zum weihnachtlichen Festessen und der Bescherung in einer genau vorgeschrieben Zeremonie begeben konnten.