Soo..ist nun ne Weile her, aber hier mal weider eine Weiterführung
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8.
Doch als es nur noch eine Stunde bis zu meiner Hochzeit hin war, überkam mich doch ein seltsames Gefühl. Auf einmal fragte ich mich, ob ich hier auch das richtige tat, ob alles nicht zu überstürzt war? Was, wenn ich mich nur mit Oscar ablenken will? Ach, quatsch, dachte ich mir und steckte mein Haar zu einer schönen Frisur.
„Sisi, bist du nun fertig im Bad?“ drang die aufgeregte Stimme meiner Mutter zu mir.
„Ja, Sekunde,“ rief ich, legte den Kamm beiseite, schnappte mir meine Wäsche und rannte in mein Zimmer, um mir mein Hochzeitskleid und den Schmuck anzuziehen.
Ich war total aufgeregt, so sehr, dass ich den Schmuck ein paar Mal fallen lies, bis ich ihn endlich im meinem Hals gelegt bekam.
Die Kette, die ich zur Hochzeit trug war ganz neu, ich trug sie das erste Mal. Oscar hatte sie mir gestern noch schicken lassen, als Zeichen, dass er nun bei mir ist.
Die ist aber schwer, dachte ich mir, aber freute mich, weil sie so gut zu meinem Kleid passte.
Schwungvoll rannte ich aus meinem Zimmer und wäre mal wieder beinahe mit unserer Gouvernante zusammengestoßen, die mir wieder einen missachtenden Blick schenkte.
Ich streckte ihr die Zunge raus, sobald sie mich nicht mehr sehen konnte.
„Sisi, mein Kind, du siehst toll aus, da könnte man glatt neidisch werden,“ begrüßte mich mein Vater, als ich zu ihm in die Kutsche stieg.
Ich lachte.
„Danke, Papa.“
Auf der Fahrt hielt uns noch ein Bettler auf und so kam es, dass ich beinahe zu meiner eigenen Hochzeit zu spät gekommen wäre.
Als ich mit Oscar vor dem Traualtar stand, war mir ganz schwindlig, ich wusste nicht, ob vor Aufregung oder vor Glück.
„Wenn das Euer Wille ist, so antwortet mit Ja,“ verkündete unser Pfarrer.
„Ja,“ antwortete ich sofort und erschrak, als der Raum meine Antwort wieder hallte.
Panisch sah ich mich um und auf einmal hörte ich jemand lachen.
Ich brauchte mich gar nicht erst umsehen, ich wusste wer es war.
Ich habe gewonnen, klang es in meinem Kopf, aber trotzdem beschlich mich wieder ein ungutes Gefühl.
Nach der Trauung fand noch ein Tanzfest zu unserer Ehren statt und als ich den Raum betrat, erblickte ich als erstes Franz-Joseph. Während der Trauung hatte ich ihn ganz vergessen und gar nicht dran gedacht, dass er vielleicht auch da war und nun stand er vor mir, lächelte mir zu und beglückwünschte mich zu meiner Hochzeit.
In meinem Hals bildete sich ein Kloß, vergessen war meine Selbstbeherrschung und in dem Moment bereute ich es, Oscar geheiratet zu haben.
„Danke,“ krächzte ich und versuchte gelassen zu bleiben.
„Es freut mich wirklich, dass du doch noch dein Glück gefunden hast,“ stellte Franz-Joseph fest.
Ich nickte, mir fiel nichts ein, was ich darauf sagen sollte.
In meinem Kopf schrie es: Du wärst mein besseres Glück, aber ich schwieg.
Nun quälte mich auch noch ein furchtbar schlechtes Gewissen, wie konnte ich das bloß Oscar antun, während unserer Hochzeit solche Gedanken zu haben? Wie konnte ich einen Menschen, der schon so viel für mich getan hatte, so verletzen?
Ich lies Franz-Joseph einfach stehen, mich störte es auch nicht, dass er mir irritiert nachsah.
Dieses Verhalten war nicht angemessen, aber ich fühlte mich so hilflos. Wieso konnte er mich nicht einfach in Ruhe lassen? Ich wollte doch nur mit Oscar glücklich werden.
Eine Weile lang durchkreuzte ich den Saal, begrüßte mal den einen, redete mal mit dem anderen und bekam tausende von Hochzeitsglückwünschen.
Irgendwann spürte ich dann zwei Arme, die mich umklammerten und mich zum Tanze zogen.
Ich sah Oscar tief in die Augen und wir küssten uns.
Seitlich hatte ich Franz-Joseph im Blick, er schaute uns an.
Ja, schau du nur, schau dir an, wie glücklich ich mit Oscar bin, waren meine Gedanken in diesem Moment und trotzig schlang ich meine Arme um Oscar und zog ihn noch näher an mich heran.
Als wir tanzten vergaß ich einen Moment die Welt um mich herum, vergaß die Hochzeitsgäste, vergaß Franz-Joseph und hätte ich nicht Oscars Hände auf meinem Rücken gespürt, ich hätte ich auch vergessen.
Ich fühlte mich so frei, als würde ich fliegen.
Doch auf einmal stoppte die Musik und es erklang ein langsamer, etwas betrüblicher Ton.
Irritiert löste ich mich von Oscar und schaute zu dem anderen Ende des Raumes, wo ein mir als bekannter Mann mit längeren blonden Haaren stand und mich höhnisch lächelnd beobachtete.
„Was willst du denn hier?“ herrschte ihn ihn an und erinnerte ihn, dass ich so eben geheiratet habe, dass ich also sehr wohl ohne ihn konnte.
Er lachte nur und meinte: „Warte es ab, Elisabeth, der letzte Tanz, ja, der letzte Tanz, der gehört alleine mir.“
Ich schnaubte verächtlich, wie konnte der Tod nun bloß noch so zuversichtlich sein?
Doch er sagte nichts mehr weiter, er war einfach weg, als hätte ich ihn mir nur eingebildet.
Seufzend klammerte ich mich an Oscars Schultern fest, es wurde mir gerade alles etwas zu viel.
Erst meine komischen Gedanken über Franz-Joseph und nun auch noch der Tod, der mich wieder verhöhnte, obwohl doch alles so gut lief gerade.
„Ich möchte gerne gehen,“ flüsterte ich Oscar ins Ohr und wie verließen das Tanzfest.
Zuhause angekommen schminkte ich mich ab, badete noch mal, weil ich während des Tanzens so viel geschwitzt hatte und legte mich neben Oscar in sein Bett, es war so vorgesehen, dass ich heute bei ihm übernachtete, bald würde ich sowieso bei ihm einziehen.
Er zog mich in seine Arme und blickte mir mit einem warmen Lächeln tief in die Augen.
„Ich liebe dich, Elisabeth,“ sagte er.
„Ich liebe dich auch,“ erwiderte ich und er presste seine Lippen auf meine.
So lagen wir ewig da.
Er begann, mich zu streicheln und auf einmal wurde mir ziemlich heiß, mein Atem ging auch etwas unregelmäßiger als zuvor.
Er fing an, mir mit seinen Händen unter mein Kleid zu fahren, um es mir auszuziehen und auf einmal bekam ich Panik.
Ich wusste nicht wieso, aber ich hielt seine Hände fest, dabei sehnte sich mein Körper in diesem Moment so sehr nach etwas Liebe und Zärtlichkeit.
„Was ist denn los?“ wollte er wissen und schaute mich besorgt an.
„Habe ich etwas falsch gemacht, tut dir etwas weh?“
Ich schüttelte den Kopf.
Ich setzte mich hin und zog meine Beine an den Körper.
„Sisi, nun rede doch mit mir, was ist los?“ flehte der Mann an meiner Seite mich an.
Doch anstatt zu antworten, lies ich nur den Kopf auf meine Knie fallen und weinte.
Was hätte ich denn sagen sollten? Ich will dich, ich will doch so sehr, aber ich kann nicht?
Irgendwann merkte ich, wie er sich neben mir resigniert hinlegte und Ruhe gab.
Ich legte mich auch neben ihn und irgendwann schlief ich auch ein, nachdem mein Körper endlich aufgehört hatte zu zittern.