Danke euch beiden für die Kommis! Da ich diese Woche zwei Teile geschrieben hab, gibts schon jetzt eine Fortsetzung, die deine Frage wohl beantworten sollte, Kitti Viel Spaß!„Na damit kannst du dich sehen lassen, Nora.“, waren die Worte meines Tutors, als er mir mein Zwischenzeugnis der 12. Klasse übergab.
Damit hatte er durchaus Recht und ich war dieses Mal sehr froh darüber, denn ich konnte meinen Eltern nun schwarz auf weiß zeigen, dass die Schule nicht unter den Wochenenden in Essen und meiner Nebentätigkeit als Constanze gelitten hat. Zugegeben, es war nicht so gut wie das Letzte, aber es wird ja von Jahr zu Jahr schwerer. Außerdem hatte ich außer den 7 Punkten in Bio, da die Frau mich ja so gar nicht leiden konnte, den 8 Punkten in Politik, wovon ich keinerlei Ahnung oder Interesse hatte und den 9 Punkten in Mathe, mit denen ich eigentlich total zufrieden war, den Rest zweistellig.
Über die 13 Punkte im Englisch LK freute ich mich besonders. Denn diese Sprache würde mich noch mein restliches Leben begleiten. Wie wichtig sie wirklich werden würde, konnte ich damals allerdings nicht wissen.
„Nora.“, es war Sandra aus meinem Englischkurs. „Ja, was ist?“, wollte ich von ihr wissen. „Wir müssen in Englisch doch diese Gruppenarbeit präsentieren.“, begann sie. „Die fangen wir allerdings erst am Montag an.“, erinnerte ich sie.
Was nervte sie mich jetzt damit? Ich hatte doch für heute eine kleine Überraschung für Leon geplant. Ihm hatte ich nichts davon erzählt, dass ich heute schon nach der 3. Stunde Schluss haben würde, aber meine Tasche stand zu Hause abreise bereit, ich wollte so schnell wie möglich nach Essen und damit meinen Freund überraschen. Doch wenn sie mich noch länger aufhielt, würde ich meine Bahn verpassen.
„Ja, aber man kann ja nie früh genug anfangen.“, meinte Sandra. „Ich wollte dieses Wochenende schon mal was heraussuchen und fänds toll, wenn wir uns dazu treffen könnten. Mit Caro hab ich auch schon gesprochen, von ihr aus geht das klar.“ – „Aber von mir aus nicht.“, gab ich leicht genervt zurück. „Warum das denn nicht?“, wollte sie nun wissen. „Weil ich das ganze Wochenende nicht zu Hause bin.“, gab ich zur Antwort.
Stimmte das wirklich? Essen war für mich beinahe wie ein zweites zu Hause geworden. „Kannst du nicht wirklich mal ein paar Stunden dafür aufbringen?“, bohrte sie weiter.
„Das schon.“, gab ich zu und bevor sie erneut ansetzen konnte, fügte ich hinzu: „Falls ihr nach Essen fahren wollt, damit wir uns treffen können, nur zu, ich bin zumindest dort.“ Damit beendete ich die Unterhaltung und machte mich schleunigst auf den Weg zur Bahn.
Mit einem kleinen Marathon hatte ich die Bahn tatsächlich noch pünktlich erreicht und saß nun voller Vorfreude im Zug. Plötzlich klingelte mein Handy. „Hallo, hier ist Nora.“, meldete ich mich und war ganz erstaunt mit jemandem vom Theater zu sprechen.
„Ja, ich bin gerade auf dem Weg nach Essen.“, sagte ich in den Lautsprecher. „Oh, warum das denn? Verstehe. Ja klar. Gut, bis heute Abend.“
Ich verstand die Welt nicht mehr. Svenja hatte sich das gesamte Wochenende kurzfristig frei genommen, weshalb ich ihre Shows übernehmen sollte. Es gab also ein straffes Programm für dieses Wochenende, bei fünf Shows, die ich zu spielen hatte. Doch irgendwie freute ich mich darauf, auch wenn ich zu gern gewusst hätte, warum Svenja Urlaub genommen hatte.
Ein wenig später kam ich gut gelaunt in Essen an. Die dicken Wolken, die über der Stadt hingen, ließen leise den Schnee zu Boden fallen, der ihn schon sanft bedeckte. Es war ein herrlicher Wintertag, Schnee Anfang Februar war ja bei Weitem nichts Ungewöhnliches. Ich freute mich über die weiße Pracht und malte mir den Verlauf des restlichen Tages aus.
Vor der Show könnten Leon und ich einen ausgedehnten Spaziergang durch die Winterlandschaft machen, ja, das war genau das, worauf ich jetzt Lust hatte. Danach noch eine schöne heiße Tasse Kakao trinken und dann rauf auf die Bühne, konnte man sich einen schöneren Tag wünschen?
Voll von diesen Vorstellungen stieg ich in den Bus, der mich näher zu Leons Haus führte. Ein paar hundert Meter hatte ich nun noch zu Fuß zurückzulegen, dann stand ich vor der Eingangstür des großen Hauses. Gerade als ich die drei Stufen hinaufstieg, um zu klingeln, öffnete sich die Tür von innen und ein weiterer Bewohner kam heraus, wobei er mir freundlich die Tür offen hielt. Das wurde ja immer besser, jetzt würde ich direkt vor seiner Nase stehen, der würde Augen machen.
Ich freute mich wie ein kleines Kind, als ich die kleine Klingel neben Leons Wohnungstür drückte.
Langsam öffnete sich die Tür und ein ziemlich verschlafener Leon, der noch seinen Schlafanzug anhatte, kam zum Vorschein. „Nora, wie…“, stammelte er noch immer nicht ganz wach.
„Hallo du Schlafmütze.“, begrüßte ich ihn stürmisch und gab ihm einen Kuss. „Na freust du dich denn gar nicht mich zu sehen?“, wollte ich leicht scherzhaft wissen.
„Doch natürlich, aber… ich hatte noch gar nicht mir dir gerechnet.“, gab er zu. „Ja, dann ist meine Überraschung wohl geglückt.“, stellte ich fest, wobei ich wie selbstverständlich eintrat, meine Jacke aufhing und mich auf den Weg ins Wohnzimmer machte. „Du hast, aber lang geschlafen. Bist doch sonst immer ein richtiger Frühaufsteher. Was…“, weiter kam ich mit meinen Fragen nicht.
Ich war mittlerweile im Wohnzimmer angekommen und was oder besser wen ich dort sah, ließ mir die Worte im Hals stecken bleiben.
Da saß Svenja auf dem Sofa, auf dem eine Decke ausgebreitet war. Sie schaute gen Boden und vermied es meinem Blick zu begegnen. Aber das Schlimmste war, dass sie nur mit einem von Leons Hemden bekleidet war.
„Was…?“, begann ich erneut, doch ich konnte meine Gedanken nicht in Worte fassen. Mein Kopf brummte. Was war hier vorgegangen? Leon war wie aus dem Tiefschlaf gerissen, Svenja hockte leicht bekleidet auf seinem Sofa und mied meinen Blick… Ich drehte mich zu Leon um.
Hatten die beiden etwa…? Sollten meine Eltern recht gehabt haben, dass unsere Beziehung von vorn herein zum Scheitern verurteilt war?
„Es ist nicht so, wie es aussieht, Nora.“, begann Leon vorsichtig. Das musste ich mir nicht anhören. Ich wollte hier weg, so schnell wie möglich, einfach weg.
Ich machte Anstalten mich von der Stelle zu rühren, doch meine Füße trugen mich nur ein paar Schritte weiter in Richtung Tür, die mir Leon versperrte.
„Nora, warte.“, begann nun auch Svenja, die ihren Blick gehoben hatte. „Ich will es dir erklären.“
Erklären? Was musste man da erklären? Ich hatte zwei Augen in meinem Kopf und ganz dumm war ich auch nicht, eins und eins konnte ich zusammen zählen.
Doch konnte ich auch glauben was ich da sah? Hatte mich mein Freund tatsächlich betrogen? Mit seiner Bühnenpartnerin? Mit meiner besten Freundin?
Hatten die beiden Menschen, die mir zu dieser Zeit am wichtigsten waren, mich schamlos hintergangen?
~*Niemand nimmt mir meine Träume und schließt meine Sehnsucht ein, wo es Liebe gab und Freiheit wird mein Herz für immer sein*~