Beitragvon Gaefa » 06.09.2011, 15:33:50
"So ein Mist", murmelte der blonde Mann, als er endlich aus dem Zug stieg. Es kam ihm vor wie eine Ewigkeit, die er unterwegs war. Außerdem war er viel zu spät dran und wenn er etwas nicht ausstehen konnte, dann war es Unpünktlichkeit. Doch er selbst konnte ja recht wenig für seine Verspätung. Diese verfluchte Bahn - nie konnte man sich auf sie verlassen. Er hatte extra einen ICE gebucht, um entspannt und pünktlich in Wien anzukommen. Aber genau das war nicht der Fall. Der Zug war nichtmals bis nach München gekommen. Irgendetwas stimmte mit der Zugstrecke nicht oder mit dem Zug, so genau hatte er es nicht verstanden. Auf jeden Fall musste er von da aus dann mit dem Nahverkehr und den Bummelzügen weiterreisen. Aufgrund dieser Verzögerungen war er erst einige Stunden später in Wien angekommen als er eigentlich geplant hatte.
Elias schaute sich verzweifelt auf dem Bahnsteig um. Er kannte sich in Wien nicht aus und war auch zuvor noch nie da gewesen. Der Google-maps Ausdruck musste reichen, um seine neue Bleibe zu finden. Erstmal kämpfte er sich mit seinem Koffer, dem Rucksack sowie seiner Reisetasche, die er sich umgehangen hatte durch die Menschenmengen, die ihm entgegen strömten. Leise seufzte er. Warum konnte er jetzt nicht bei seiner Familie sein und mit seinen beiden kleinen Kindern spielen? Nein, er musste ja auch Geld nach Hause bringen und das Angebot aus Wien konnte er unmöglich abschlagen, allein schon, weil Luigi Lucheni eine Rolle war, von der er schon lange träumte. Den Gedanken seine Familie für diese Zeit mit nach Wien zu nehmen, hatte ich lange nicht losgelassen, aber der Aufwand wäre zu groß gewesen. Er hätte kaum Zeit gehabt und seine Frau hätte sich mit den Kleinen allein in einer fremden Stadt und sogar einem anderen Land zurechtfinden müssen. Nein, da war es besser, wenn sie in ihrem gewohnten Umfeld blieben, da hatte sich schließlich alles eingependelt. Des Weiteren würde sich seine Schwester Sophia seine Frau unterstützen und die Kinder konnten mit seinem 3-Jährigen Neffen spielen. Ja, so war es besser, aber schon jetzt vermisste er alle drei sehr.
Als er die Straßenbahn erreicht hatte, hetzte er in einen der Wagen und schon fuhr sie los. Einen Sitzplatz gab es nicht mehr, so verzog er sich in eine Ecke, in der er wenigstens das Gleichgewicht halten konnte. Er kramte nach seinem Handy und wählte Venias Nummer aus. "Hallo mein Schatz. Ich bin jetzt endlich in Wien angekommen. Nein, an der Wohnung bin ich noch nicht angekommen, aber das dauert wohl nicht mehr lange. Wie gehts den Kleinen? Das freut mich. Ich vermisse euch schon sehr." So ging die Fahrt in der Unterhaltung unter und er hätte beinahe den Ausstieg verpasst. "Oh, ich muss hier aussteigen. Moment, Schatz, ich bin gleich wieder da." Er packte sich seinen Koffer und hievte ihn hinaus und setzte seinen Weg in Richtung Himmelstraße fort. "So, jetzt müsste ich gleich da sein. Die Wohnhäuser sehen ganz schön aus, allerdings sieht es mir ganz nach Familienhäusern aus. Würden mir gefallen, wenn ihr auch hier wärt." Elias berichtete seiner Frau seine Eindrücke. Plötzlich stockte er. Eine Ansammlung von Menschen kam ihm entgegen und er wechselte mühsam die Straßenseite, um nicht durch seinen Koffer den ganzen Gehweg zu blockieren. Als er an ihnen vorbei ging, kam ihm das ein oder andere Gesicht irgendwie bekannt vor, aber er wusste nicht genau warum. "Ich müsste jetzt gleich da sein, ah da ist die Nummer 13. Seltsam, sieht irgendwie auch aus wie ein Einfamilienhaus. Bist du sicher, dass ihr nicht mit eingeplant worden seid?", neckte er Venia noch ein letztes Mal. "Ich melde mich, wenn ich meine Koffer los bin. Knuddel Mia und Lenni von mir. Ich liebe dich.", verabschiedete er sich schweren Herzens.
Mittlerweile stand der voll bepackte Mann vor dem Haus, in dem er die nächste Zeit wohnen sollte, nach Angabe des Theaters zumindest. "Also gut, dann mal hinein.", sagte er sich. Elias atmete noch einmal tief durch und lief dann auf die Haustür zu - es gab nur eine Klingel, die Tür war verschlossen. Er schaute sich noch einmal um, strich sich die Haare aus dem Gesicht und drückte vorsichtig die Klingel.
~*Niemand nimmt mir meine Träume und schließt meine Sehnsucht ein, wo es Liebe gab und Freiheit wird mein Herz für immer sein*~