Fremde Gefühle
Titel: Fremde Gefühle
Autor: cma
Altersfreigabe: 16
Hauptcharaktere: Henry Jekyll, Edward Hyde
Kurzbeschreibung: Eine Geschichte über Jekyll und Hyde, insbesondere aus Hydes Sicht und somit auch über seine Empfindungen und Gedanken. Ich werde wahrscheinlich über das Musical/Buch/Film hinausschreiben.
Disclaimer: Die Figuren gehören Robert Louis Stevenson, als Vorbild dient auch das Musical von Frank Wildhorn
AN: Ich weiß, dass ich John und Simon verwechselt habe, aber nun ist es einmal getippt ^^°
Prolog
Was wussten Sie schon? Nur weil sie dem Board of Gouverneur des St. Judes Hospital angehören, glauben sie alles zu wissen!
Wäre die Welt denn nicht besser, wenn es all die Grausamkeit, den Zorn, den Wahnsinn und die animalischen Triebe im Menschen nicht geben würde? Es gäbe keine Morde, keine Misshandlungen und keine Vergewaltigungen mehr. Ich könnte die ganze Welt von all ihrem Übel befreien!
Wenn sie mir nur einen Menschen geben würden. Nur einen! Mehr brauchte ich nicht. Was zählt schon ein Mensch im Vergleich zu Millionen und Milliarden von Menschen? All meine bisherigen Versuche sind geglückt, was also sollte schief gehen?
Was ich mit dem Bösen machen würde, wenn ich es vom Guten trennen würde, fragt er! Vernichten natürlich! Das Schlechte vom Menschen muss ausgemerzt werden!
Ich war so in Gedanken versunken, dass ich gar nicht bemerkte, wie mich mein alter Freund Simon ansprach.
“Henry es tut mir leid, doch angesichts der Argumente konnte ich nichts tun! Du solltest dich von deiner Arbeit trennen. Du hast mir die Frau gestohlen, die meine Braut werden sollte. Ich habe sie gehen lassen, doch nur weil ich glaubte, sie bei dir in guten Händen zu wissen. Wach auf, Henry! Denk an deine Verlobte. Denk an Lisa! Was soll ich nur mit dir machen? Du stehst hier niedergeschlagen in den vernebelten Straßen Londons und trauerst einem verlorenen Experiment nach. Komm mein Freund, du brauchst Aufmunterung!”
Mit diesen Worten packte er mich am Arm und führte mich durch die dunklen Straßen Londons. Erst jetzt fühlte ich die feuchte Kälte, die in meine Glieder kroch. Doch schon wenige Augenblicke schien mein Freund sein Ziel erreicht zu haben. Als ich das Schild sah, stockte mir der Atem. Das war nicht sein Ernst, oder? Er hatte mich noch wenige Minuten zuvor Vorhaltungen gemacht, dass ich mich mehr um Lisa kümmern sollte und nun steht er mit mir vor einem der berüchtigsten Bordelle der Stadt, “Die rote Ratte”.
Als wir zusammen das Haus betraten schlug mir die warme, von Zigarrenrauch und Alkoholgeruch geschwängerte Luft entgegen. Doch Simon zog mich unbeirrt weiter zur Theke und bestellte zwei Gin, die nur wenige Sekunden später vor uns standen.
Auch der provisorischen Bühne gaben gerade einige recht knapp bekleidete Frauen eine Show zum Besten und versäumten keine Gelegenheit, um zwischen den Männern vor der Bühne hindurch zu schlängeln und sich von ihrer besten Seite zu zeigen.
Simon redete zwar mit mir, doch stimmte ich nur abwesend manchmal zu. Erst als er sich erhob, sah ich, dass sich zwei Frauen zu uns gesellt hatten. Eine der Beiden - sie hatte gelockte schwarze Haare und sich so stark geschminkt, dass ich die Gesichtszüge nur erahnen konnte - hatte sich zusammen mit Simon erhoben und begleitete ihn nach oben in die Zimmer, wo sie ihrem dreckigen Geschäft nachgingen.
“Wer bist du mein Süßer? Ich habe dich noch nie hier gesehen.”, fragte die Frau, die zurückgeblieben war betörend. Dabei spielte sie unbewusst mit einer roten Haarsträhne und sah mich mit ihren grünen Augen fragend an.
“Ich bin Doktor Henry Jekyll.”, antwortete ich knapp.
“Ein Doktor? Diese Ehre habe ich selten. Was macht ein Doktor wie du denn so?”, fragte sie ehrlich interessiert.
“Ich forsche.” Ich wusste selbst nicht, weshalb meine Antworten so knapp ausfielen. Lag es an ihr? Ich habe Frauen, die ihren eigenen Körper verkaufen immer verachtet, doch diese Frau war anders. Sie war irgendwie so... Ich fand einfach nicht die richtigen Worte.
Ich musste sie wohl angestarrt haben, denn sie sagte: “Das klingt sehr interessant. Warum kommst du nicht mit nach oben und erzählst mir alles ausführlich? Ich will alles von deiner Forschung wissen, Süßer.” Sie zog mich gegen meinen Willen hoch und führte mich die Treppe hinauf. Die letzten Stufen lief ich dann allein. Was konnte ein Gespräch schon schaden?
Wir betraten ein in rot gehaltenes Zimmer, das von einem großen Bett fast vollständig ausgefüllt wurde. Sie führte mich zum Bett und ich ließ mich auf die Bettkante sinken.
“Wie ist dein Name?”; fragte ich sie, nur um irgendetwas zu sagen.
“Ich heiße Lucy. Lucy Harris.”, antwortete sie lächelnd.
“Also, Miss Harris...”, begann ich, doch wurde ich von ihr unterbrochen.
“Lucy. Nenn mich Lucy.” Während dieser Worte war sie nun auch zum Bett gekommen und ließ sich neben mir nieder. Ich wollte gerade fortfahren und ihr sagen, weshalb ich hier war und dass ich gleich gehen muss, jedoch versiegelte sie meine Lippen mit einem leidenschaftlichen Kuss. Es war ein einmaliges Gefühl. Ich wollte mich ihr hingeben. Ich begehrte sie! Ich wollte sie...
Heftig drückte ich sie von mir weg, wohl darauf bedacht, ihr weder weh zu tun noch ihr mein Begehren ansehen zu lassen. Wie konnte ich sie bloß begeehren? Ich liebte doch Lisa!
“Es tut mir Leid Miss Harris, doch ich bin nur wegen meines Freundes hier. Ich habe bereits eine Verlobte.”, versuchte ich mich zu rechtfertigen.
“Schon in Ordnung, Doktor. Dies ist unser Job. Ich wollte sie nicht erschrecken.” Sie lächelte.
“Ich glaube, ich muss jetzt gehen.” Ich erhob mich, doch wandte ich mich nochmal ihr zu: “Wenn du irgendwann nicht weißt, wohin du gehen kannst, wenn du einen Freund brauchst, stehen dir meine Türen offen. “ Mit diesen Worten überreichte ich ihr meine Karte und ging. Hinter mir hörte ich noch, wie Lucy die Karte laut las : “Dr. Henry Jekyll, 46 Harly Street.”