Der Glöckner von Notre Dame, Berlin, 08.07.17

Wie gefiel euch eine Vorstellung und was würdet ihr kritisieren?

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Ophelia
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Der Glöckner von Notre Dame, Berlin, 08.07.17

Beitragvon Ophelia » 14.07.2017, 19:46:20

Spontan ergab sich die Gelegenheit, nach Berlin zu fahren, und nach einem Jahr Musical-Abstinenz entschloss ich mich, den Glöckner anzusehen. Ich hatte bisher soviel Gutes davon gehört und neulich erst eine sehr gute Kritik in der musicals gelesen, dass ich das Ticket kaufte, ohne nur einen einzigen Song zu hören. Ich kenne auch den Disneyfilm nicht, also war ich ganz unvoreingenommen und ziemlich gespannt. Der Abend war nicht ausverkauft, besonders die Ränge waren nur schwach belegt und im Parkett klafften hier und da auch große Lücken, was mich etwas wunderte, nun aber gut nachvollziehen kann: der Abend war für mich, um es sofort auf den Punkt zu bringen, furchtbar zäh und nichtssagend. Besonders der zweite Akt war so langweilig, dass mir ab und an die Augen zuzufallen drohten. Die Innenarchitektur des TdW kenne ich nun auf jeden Fall sehr gut... Es gab keine eingängigen Melodien, die Handlung drehte sich auch arg im Kreis. Besonders der erste Akt fand gar kein Ende, ständig dachte ich: "Ah, das klingt nach dem Finale... doch nicht... aber jetzt... doch nicht..." Für mich war alles eine lieblose Aneinanderreihung von Songs, die nur durch die starken Stimmen der Darsteller hörenswert waren. Von denen waren auch nur zwei sehr gut: Quasimodo (David Jakobs) und Frollo (Felix Martin), den Rest konnte man besonders in Ensemblenummern kaum verstehen. Ich wusste meistens nicht so genau, worum es ging, war aber eigentlich egal, das Schema war schnell durchschaut: alle tanzen und werfen die Beine hoch: die Zigeuner freuen sich und machen Party. Alle gehen umher und heben die Faust: das Volk ist erzürnt. Besonders enttäuschend: das Bühnenbild. Jaah, toll, diese riesen Glocken und wie Quasimodo sie läutet, aber spätestens nach dem zweiten Mal ist es dann bekannt und ausgereizt. Und dafür, dass das Bühnenbild hauptsächlich den Glockenturm bzw. den Innenraum der Kathedrale zeigt, spielt das Stück an erstaunlich vielen weiteren Orten: Marktplatz, diverse Gassen, Zigeunerversteck, Bordelle und das Gefängnis werden durch wenige Bühnenelemente wie abnehmbare Balustraden grob veranschaulicht. So toll die Glocken, das Kirchenfenster und die ganzen Holzkonstruktionen sind: eine Drehbühne hätte es hier eher gebracht. Auch fand ich, dass hier für ein Musical erstaunlich viel gesprochen wurde. Vielleicht ist das einfach Geschmackssache, ich mag es durchkomponiert einfach lieber, aber dass es so teilweise große Lücken zwischen den Songs gab, hat mich sehr gestört,vor allem, da das Geschehen m.E. durch die Songs nicht, wie üblich, vorangebracht, sondern lediglich irgendwie nochmal zusammengefasst wurde. Also, entweder war ich platt von der Anreise oder, was ich eher glaube, dieses Musical (nicht die oben genannten Darsteller!!!) wird über den grünen Klee gelobt...
Was ich rette, geht zu Grund
Was ich segne muss verderben
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um zu leben musst du sterben

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