Bodyguard Musical Dome Köln – Sonntag, 19.02.2017, 14.00 Uhr

Wie gefiel euch eine Vorstellung und was würdet ihr kritisieren?

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serena
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Bodyguard Musical Dome Köln – Sonntag, 19.02.2017, 14.00 Uhr

Beitragvon serena » 19.02.2017, 22:43:18

Bodyguard
Musical Dome Köln – Sonntag, 19.02.2017, 14.00 Uhr

Ich gehöre wahrscheinlich zu den wenigen Leuten, die das Musical besuchen, ohne (!) den Film zu kennen. Da ich den Film bisher vom Thema her eher als „kitschig“ eingestuft hatte, war ich etwas skeptisch, wie gut mir das Musical gefallen würde. Nun ja, da viele Kritiken die Bühnenversion besser fanden als den Film, und wenn es dann noch ein Sonderangebot für die Tickets gibt, kann man ja mal gucken.
Und ich muss sagen: Das Stück gefällt mir sehr gut! Die Geschichte hat jetzt nicht all zu viele Überraschungen und unvorhergesehene Wendungen parat, ist aber interessant und spannend erzählt. Besonders in den Szenen mit dem Stalker wurde das Spannende gut herausgearbeitet. Ich habe so einige Male die Luft angehalten. Diese Rolle kommt nicht nur ohne Gesang, sondern ganz ohne Text aus. Umso bedrohlicher wirkte er im Vergleich zu den anderen.
Letztendlich werden auch nicht alle Fragen im Stück aufgeklärt. Wie der Stalker ins Haus kam und was er mit Fletcher gemacht hat, damit dieser nicht in seinem Bett liegt, bleibt völlig offen. Wer der Stalker genau ist, wird auch nicht verraten.
Das Ende der Geschichte bleibt ebenfalls halbwegs offen. Frank geht zwar, aber im letzten Moment steht er doch mit Rachel auf der Bühne, wenn auch recht distanziert.
Schön realistisch dargestellt wurde die Überwachung bei der Oscar-Verleihung. Einer der Security-Darsteller ging wirklich quer durch das Publikum, während die anderen die Türen bewachten.

Eher ungewöhnlich für ein Musical ist die Struktur. Klar, dass die Hauptrolle die meisten Lieder singt, da sie eine Sängerin darstellt. Aber dass neben ihr von den Solisten nur die Schwester noch singt und alle anderen reine Sprechrollen haben, ist für ein Musical eher untypisch. Bis auf die ersten Szenen, in denen mir die Songs eher bemüht in die Handlung eingebaut wirkten, passt die Struktur so. Ich habe nicht vermisst, dass die anderen Rollen singen. Ganz im Gegenteil: So stellen sie einen deutlichen Gegenpol zur Showwelt der Hauptrollen-Damen dar.
Bei der Zugabe durften dann alle Solisten ein paar Zeilen singen, Frank und Fletcher alleine, die anderen Herren zusammen. Nun ja, Frank sang besser, als in der Karaoke-Szene (was nicht sehr schwer sein dürfte). Bei dem kleinen Fletcher hätte man auf die Zugabe allerdings lieber verzichten sollen. So toll der Junge gespielt hat, so wenig konnte er singen. Mutig, sich damit wirklich direkt am Bühnenrand zu präsentieren.

Das Bühnenbild arbeitet viel mit fließenden Übergängen im Hintergrund, so dass schnelle Wechsel möglich werden. Daher gibt es immer wieder Zwischenszenen vor dem Vorhang bzw. Prospekt. Ansonsten erzeugt das Bühnenbild je nach Ort mit recht wenig Versatzstücken und durch die fahrbaren Wandelemente weite oder intimere Stimmungen.
Die Kostüme sind passend gestaltet und zeigen auch die zwei Welten zwischen Showbiz und „seriösem“ Personal. Bei dem Tempo der Szenenwechsel haben die Darsteller kaum Zeit, Ort und Kostüm zu wechseln. Rachel wird einmal mitten auf der Bühne umgezogen. Wer schon mal die Unterwäsche einer Darstellerin unter dem Kostüm sehen wollte, kann dies hier trotz zweier Mitarbeiter vor ihr durchaus tun. Naja...
Das Lichtdesign ist technisch interessant gelöst, denn es gibt keine klassischen Scheinwerfer, sondern nur LEDs. Für Effekte wie der Sternenhimmel sind diese ja prädestiniert, aber auch die Konzertauftritte sehen so klasse ausgeleuchtet aus.

Die Band im Hintergrund spielt die flotten Songs sehr fetzig und die Balladen schön gefühlvoll. Die Rausschmiss-Musik am Ende ist (im Vergleich zu anderen Produktionen) sehr lang geraten. Schade auch, dass die Band vor der Zugabe zwar einmal gezeigt wird, man ihr aber eigentlich nicht richtig applaudieren kann. Bei der Rausschmiss-Musik sieht man sie zwar auf den Prospekt projiziert, aber sie richtig sehen oder sie zum Verbeugen nach vorne holen, hätte einen deutlich schöneren Live-Effekt gehabt.
Nachdem die Tontechnik in der ersten Szene wohl das Publikum auf den Beginn der Vorstellung aufmerksam machen wollte (ich habe mir glatt einmal die Ohren zu gehalten), war der weitere Verlauf angenehmer geregelt.

Die Besetzung:
Rachel Marron: Makeda
Schöne Stimme, gute Bühnenpräsenz und einen schönen Dickkopf. Auch die zarte Seite, anfangs nur bei ihrem Sohn, stellt sie glaubhaft dar. Ihr nimmt man die Wandlung von der Diva zur verängstigten Person problemlos ab.

Frank Farmer: Jadran Malkowich
Also bei dem Bodyguard könnte ich auch schwach werden. Er wirkt super seriös und kontrolliert und im Zusammenspiel mit Fletcher fast väterlich. Aber gerade dadurch wirkt er sehr sympathisch und attraktiv.

Nicki Marron: Tertia Botha
Schöne Stimme. Bei ihrem ersten Auftritt fragte ich mich allerdings, ob sie auch ein „f“ singen kann. Bei ihr klang der Text in der Bar immer wie „I´m saving all my love hor you.“ Erst bei den letzten Zeilen vor dem Prospekt kam ein klares „for you“ heraus. Schön deutlich herausgearbeitet war ihr Rollenportrait, das wirklich berührte.

Bill Devaney: Dennis Kozeluh
Sy Spector: Sascha Luder
Tony Scibelli: Christian P. Hauser
Ray Court: Michael Clauder

Alle vier haben ihre Rollen sehr gut und glaubhaft dargestellt. Sie sind zwar oft auf der Bühne, aber ohne große eigene Momente. Dafür haben sie ihren Rollen aber gute, klare Profile gegeben: Tony wirkt immer etwas unterkühlt, abwesend und mit verzögerten Reaktionen, Sy kam etwas dümmlicher daher, Ray hatte einen leicht schwulen Unterton und Bill die Fäden in der Hand sowie den väterlichen Anteil der Crew.

Stalker: Tom Viehöfer
Klasse Schauspiel-Leistung! Mehr kann ich dazu nicht sagen.

Fletcher: Sanele Jakob John

Die ersten Sätze kamen etwas holprig rüber, was aber zu der Szene durchaus passt. Der Junge hat top gespielt. Auch die Tanznummern sahen passend aus. Schön!

Ensemble:
Manuel Rittich, Olaf Meyer, Chasity Elaine Crisp, Jessica Simmons, Charlotte Wilmott, Niko Wirachman, Kalon Badenhorst, Jennie Abbotts, Karl Bowe
Swings:
Dominique Brooks-Daw, Jaime Cox, Oliver Roll, Kelly Downing, Mariano Manzella, James-Lee Harris

Also ich muss sagen, die Tänzer haben bei dem Stück ordentlich was zu tun. Die Herren haben zahlreiche akrobatische Elemente, die klasse aussehen. Die Damen „dürfen“ meistens gleichzeitig herumwirbeln und dabei singen. Beeindruckende Leistung!

Fazit: Ich weiß immer noch nicht, ob ich mir den Film ansehen würde. Das Musical würde ich jedoch gerne nochmal ansehen. Es gehört nicht zu den Stücken, die ich ständig besuchen würde, aber wenn sich irgendwann nochmal die Gelegenheit ergibt, wäre ich dabei!

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