Hinterm Horizont, Berlin, 30.06.2015, 19:00 Uhr

Wie gefiel euch eine Vorstellung und was würdet ihr kritisieren?

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Tessa
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Hinterm Horizont, Berlin, 30.06.2015, 19:00 Uhr

Beitragvon Tessa » 07.07.2015, 10:46:32

Seid Willkommen in Berlin

Obwohl mir das Album „Stark wie Zwei“ von Udo Lindenberg gefallen hat und ich mir die Lieder des Öfteren auch gerne angehört habe, wäre ich wohl ohne meine Schwester, die das Musical unbedingt sehen wollte, nicht unbedingt auf die Idee gekommen, nach Berlin zu reisen und mir es anzusehen. Aber da Musicals im Allgemeinen ein sehr gutes Lockmittel für mich sind, konnte ich diesen Vorschlag meiner Schwester nicht abschlagen. Zumal ich schon immer mal nach Berlin wollte. Und ich muss definitiv sagen, die Reise nach Berlin hat sich auf jeden Fall gelohnt. Zu einen großen Teil wegen dem Musical, aber natürlich gab es für mich auch noch weiteres lohnenswertes, was hier aber nichts zur Sache tut. Hier soll es ja ausschließlich nur ums Musical gehen.

Hm, ich weiß gerade nicht so wirklich, wo ich wirklich anfangen soll. Vielleicht mal kurz in zwei, drei Sätzen angerissen, um was es in dem Stück überhaupt geht, da ich nicht davon ausgehe, dass der Inhalt in den Grundzügen jedem bekannt ist. Zu mindestens mir war sie vor dem Besuch des Musicals nicht so wirklich präsent. Also es geht natürlich um Udo Lindenberg und das unbekannte Mädchen aus Ostberlin. In der Gegenwart ist eine Reporterin auf dieses „Mädchen“ angesetzt und findet die erwachsene Jessy (samt Sohn Steve und Mann Marco). Schnell bringt die Reporterin Jessy dazu ihre Geschichte mit Udo Lindenberg zu erzählen, die im Jahr 1983 mit einem Konzert seinerseits in der DDR begann. Wie es nun mal so ist, verlieben sich die beiden in einander. Aber diese Liebe steht aus bekannten Gründen (Sie aus den Osten, Er aus dem Westen und dazwischen die unüberwindbare Mauer) unter einen schlechten Stern. Zudem Jessy gezwungenermaßen von der Stasi als IM „Regenwürmchen“ auf Udo angesetzt wird. Selbst als die Mauer gefallen ist, ist zwischen den beiden nicht alles wieder gut, da Udo erfahren hat, dass Jessy ihn bespitzelt hat. Wieder in der Gegenwart angekommen, wird schnell klar, dass Steve der Sohn von Udo ist. Er ist in der einzigen gemeinsamen Nacht der beiden in Moskau gezeugt worden. Zum Schluss kommt es zu einem Wiedersehen zwischen Udo und Jessy, bei dem auch Steve anwesend ist.

Zur Musik kann ich sagen, dass mir die Liedauswahl sehr gut gefallen hat. Manchmal war ich teilweise auch positiv darüber überrascht, wie gut die Stücke sich haben zu der Geschichte zusammenfügen lassen. In diesem Punkt fand ich besonders den ersten Akt ausgesprochen überzeugend. Die teils etwas veränderten Lyrics konnten mich dabei auch vollends überzeugen. Ganz besonders hat mir das Lied „Seid Willkommen in Berlin“ gefallen, bringt es doch ein gutes Stück der Atmosphäre mit, die beim Mauerfall vorhanden gewesen sein muss.

Zu den Kostümen kann ich sagen, dass sie so gut wie alle sehr authentisch sind. Die Udo-Kostüme wurden von der Designerin von Udo Lindenberg entworfen, die DDR-Kostüme sind den DDR-Kostümen nachempfunden und bei den Stasi- und Vopo-Uniformen handelt es sich sogar um Originale.

Dann komme ich jetzt zum Cast des Abends:

Udo – Alex Melcher :dance: : Er hatte mich ja schon damals in Bielefeld bei „Chess“ überzeugt. Diesen Eindruck konnte er mit der Darstellung des Udos auf jeden Fall untermauern. Schon erstaunlich wie ähnlich seine Stimme Udos Stimme war ohne wie eine schlechte Kopie zu wirken. Überhaupt wirkte seine gesamte Darstellung nicht wie eine schlechte Kopie. Und das finde ich schon eine Meisterleistung. Gerade bei echten Persönlichkeiten, die in einem Stück als Vorbild dienen, ist es ja eine schmale Grandwanderung, da man schnell in eine Art Parodie abrutschen kann. Ich ziehe meinen imaginären Hut vor seiner Leistung. Und ich finde es sehr schade, dass er die Cast zum nächsten Wechsel wieder verlässt.

Jessy (jung) – Eve Rades: Da muss ich ehrlich gesagt schreiben, dass ich mir eigentlich Josephin Busch gewünscht hatte, weil ich sie gerne mal live gesehen hätte. Aber ich muss sagen Eve Rades konnte mich gesanglich und schauspielerisch auch vollkommen überzeugen. Sie ist definitiv nicht ohne Grund die alt. Besetzung dieser Rolle.

Jessy (heute) – Anja Pahl: Auch sie hat eine durchweg konstante Leistung gebracht, kommt für mich aber nicht ganz an Eve und Alex ran. Besonderes haben mir bei ihr die Szenen gefallen, wo sie zeitgleich mit der jungen Jessy auf der Bühne war. Also beim Rückblick Anfang und beim Rückblick Ende. Wobei ihr „Was hat die Zeit mit uns gemacht“ in der heutigen Zeit definitiv auch was Besonderes hatte.

Elmar – Sebastian Achilles: Gesanglich und schauspielerisch auch top. Und Respekt vor seinen Höhenflug, den er in der Show absolvieren muss. Höhenangst darf der Darsteller von Elmar auf jeden Fall nicht haben. Die Szene „Ich bin Rocker“ und die „Briefübergabeszene“ sind mir besonders positiv in Erinnerung geblieben.

Steve-Christopher Brose: Seinen Namen werde ich mir definitiv merken. Er hat sehr überzeugend den ahnungslosen, etwas rebellischen, fanatisch lässigen Sohn gespielt. Bei ihm ist mir vor allem die Szene „Im Arsch“ in Erinnerung geblieben.

So, an dieser Stelle werde ich einen Cut machen, da in dem Stück doch sehr viele Rollen vorhanden sind. Wenn jemand noch einen Teil der Besetzung wissen möchte, kann man gerne bei mir nachfragen. Allgemein lässt sich aber sagen, dass auch die restliche Cast durchweg gut besetzt war und niemand im negativen Sinne aufgefallen ist.

Fazit: Das Musical lohnt sich. Selbst für diejenigen, die sonst nicht zu viel mit Udos-Musik anfangen können. Viele Lieder werden nur kurz angespielt und der Sprechanteil ist in dem Musical auch relativ hoch, was mich persönlich aber nicht gestört hat. Das Besondere an dem Musical ist definitiv, dass in dem Stück deutsch-deutsche Geschichte auf unterhaltsame Art und Weise erzählt wird. Ich habe meinen Besuch auf jeden Fall nicht bereut. Ich hätte es mir am liebsten gleich noch mal angesehen und werde dies mit Sicherheit irgendwann auch noch mal tun, wenn sich die Chance ergibt.
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RatMau
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Re: Hinterm Horizont, Berlin, 30.06.2015, 19:00 Uhr

Beitragvon RatMau » 08.07.2015, 08:31:15

Vielen Dank für den tollen Bericht.

Ich bin demnächst auch in Berlin und habe mir schon überlegt da rein zu gehen. Aber wie du geschrieben hast: Ich konnte bisher nie wirklich viel mit der Udo-Musik anfangen. Aber jetzt bin ich ja wirklich am überlegen, weil ich echt neugierig bin ;)

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Re: Hinterm Horizont, Berlin, 30.06.2015, 19:00 Uhr

Beitragvon ulpa1979 » 08.07.2015, 16:47:01

Danke für den schönen Bericht.
Ich mag Udo Lindenberg eigentlich auch nicht sonderlich. Aber nachdem ich schon mehrfach gehört hatte, dass das Stück toll sein soll dachte ich bei meinem Berlinbesuch letztes Jahr ich schau einfach mal rein. Und es hat mir echt super gefallen. Werde es mir bestimmt auch nochmal anschauen, wenn ich wieder mal in Berlin bin.
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