The Milestones project
Ebertbad Oberhausen, 16.5.2015, 19.00 Uhr
Was für ein Konzert! Gleich vorneweg: Wer die Möglichkeit hat, sich eines der übrigen Konzerte anzugucken, sollte dies tun! Aber Vorsicht, es besteht Suchtgefahr!
Ich habe jetzt, über 15 Stunden später, immer noch zahlreiche Ohrwürmer gleichzeitig im Kopf, verfluche die Tatsache, dass ich nicht schon am 2. Mai dabei sein konnte und überlege ernsthaft, ob ich nicht doch noch eines der restlichen Konzerte unterbringen kann. Mein Kalender ist noch nicht so begeistert...
Ok, ich versuch´ mal, vorne anzufangen.
Gleich als Einstieg gab es mit „The edge of glory“ von Lady Gaga einen Partykracher, der auch sofort wirkte. Der berühmte Funke sprang rüber, kaum dass die 4 Männer den Mund aufmachten. Eigentlich hätte man zu dem Zeitpunkt bereits die Stühle raus schmeißen können.
Beim folgenden 60er-Jahre-Block war bedingt durch die Songauswahl doch phasenweise etwas weniger Party angesagt und die Anwesenheit der Stühle nicht ganz so übel. Mit „Arms of Mary“ begann der Block etwas herz-schmerz-mäßig, was zu Beginn des Liedes vom Publikum mit dem ersten „Oooohhh“ des Abends kommentiert wurde. Es sollten noch so einige folgen...
Der Hair-Medley am Ende dieses wurde von Andreas Bieber mit den Worten anmoderiert, man werde keinen Joint rauchen und sich nicht nackig machen, was natürlich das nächste „Ooohhh“ nach sich zog. Bieber griff dies gekonnt auf, indem er meinte, dies sei die Reaktion 2015, 1967 habe die Reaktion anders ausgesehen. Bei dem Block zeigten sich zum ersten Mal deutlich die tänzerischen Differenzen im Solisten-Team. Während Bieber gelenkig bis gummiartig über die Bühne wirbelte, Seibert sich geschmeidig zur Musik bewegte, Baydar mit recht ruckartigen Bewegungen daher kam, wirkte Ammann besonders im Oberkörperbereich recht steif. Ob das Gorilla-Training bei „Tarzan“ Spuren hinterlassen hat?
Weiter ging es mit einem kurzen Block aus 2 Liedern, die aus der Feder von Eric Woolfson stammen. Er hatte mit seinem „Alan Parsons Project“ viele Pophits, die zum Teil auch zu seinen späteren Musicalsongs wurden. Erst bot Mark Seibert ein emotional sehr berührendes „Immortal“ aus „Poe“, anschließend besangen Jan Ammann und Volkan Baydar in einer gelungenen Duett-Version „The golden key“ aus „The gambler“.
Der folgende 80er-Block war wieder ausführlicher und auch der letzte Block des viel zu schnell verfliegenden ersten Teils. Beim „Forever young“ von Volkan Baydar tauchten zum ersten Mal bunte Lichter und so einige mitschwingende Arme auf, wobei erstere von ihm als „wunderhübsch“ bezeichnet wurden. Der folgende Madonna-Medley sorgte zunächst für einen spaßigeren Nebeneffekt, denn „Like a virgin“ aus dem Mund vierer gestandener Männer zu hören, hat was für sich. Jan Ammanns anschließendes „One moment in time“ sorgte für Gänsehaut und die ersten größeren Standing Ovations des Abends. Als Abschluss des ersten Teils gab es mit „Man in the mirror“ nochmal einen vierstimmigen Song.
Teil 2 begann mit einem Country-Block, dessen erstes Lied „This is Country music“ wohl kaum einem bekannt war, aber musikalisch bestens auf den Block einstimmte. Mit „No no never“ (Andreas Bieber und die anderen drei als Hintergrundchor) und natürlich auch dem „Country roads“ (gesungen von allen 4 Herren) gab es hierzulande bekannte Lieder, die durch das eher unbekannte, melancholische aber nicht minder schöne Duett“ Whiskey Lullaby“ (Jan Ammann, Mark Seibert) gut ergänzt wurden.
Beim folgenden 90er-Block, zu dem sich Volkan Baydar, der seiner Moderation nach damals kaum geboren war, kaum eine Meinung bilden konnte, durfte das Publikum in die Bresche springen. Aus irgendwelchen Gründen hatten die vier Herren verzichtet, den Anfang und das Ende von „Wind of change“ mitzupfeifen, was besonders am Ende vom Publikum übernommen wurde. Entsprechend waren auf der Bühne erleichterte Minen und in Richtung des Publikums gehaltene Mikros zu sehen.
Was dann folgte, war definitiv ein Highlight des Abends: ein eindrucksvoll und wirklich druckvoll dargebotenes „Nothing else matters“ von Jan Ammann und Volkan Baydar, deren Stimmen anscheinend nach unten keine Grenzen kannten!
Der Boyband-Block wurde locker-lässig von Mark Seibert anmoderiert, der darauf hin wies, dass sie alle monatelange harte Castings durchlaufen hatten, um da oben auf der Bühne zu stehen (zustimmendes Nicken der anderen drei) und neben Singen und gut Aussehen auch Tanzen könnten wie die Weltmeister. An dieser Stelle brach im Publikum das große Gelächter aus, da der Blick von Jan Ammann mit der Aussage kein Einverständnis vermittelte, sondern zwischen „Meint der mich?“, „Was, ich muss tanzen?“ und „Der kann mich...“ pendelte. Seiberts Aussage, dass sie alle zwischen Anfang und Mitte 20 seien, ging da etwas im Gelächter unter. Spätestens ab diesem Block waren wirklich alle Stühle überflüssig, da ab dann die reinste Partystimmung im Saal herrschte.
Der folgende Medley bestand aus einem gemeinsamen Song und vier weiteren Songs, bei dem jeder der Herren einmal den Solopart übernahm und die anderen als Hintergrundchor mitwirkten. Was „I´m too sexy“ von „Right said Fred“ dazwischen macht, erschließt sich mir nicht ganz. Gut von Jan Ammann gesungen war es, wobei hier die Bühnenshow von Mark Seibert und Andreas Bieber klar interessanter war. Seibert fischte einen BH vom Bühnenboden und wirkte ob dieses Kleidungsstücks doch leicht überfordert, während Bieber den Slip aufhob, diesen anhielt und ihn wirklich über die Hose zog, um ihn prompt „peinlich berührt“ wieder zu verdecken und sich ihm mit dem Rücken zum Publikum „strippend“ wieder zu entledigen.
Der letzte Block des Abends bestand aus deutschsprachigen Liedern, der mit einem vierstimmigen „Abenteuerland“ von Pur eröffnet wurde. Mark Seibert besang ausdrucksvoll die „Millionen Lichter“. Entertainer-Qualitäten bewies Andreas Bieber, der für die meisten unerwartet mit „I sing a Liad für di“ über Bühne und durchs Publikum wirbelte. Volkan Baydar fühlte sich anschließend privilegiert, seinen „eigenen“ Song „She´s got that light“ darbieten zu dürfen, mit dem er mit seinem Partner unter dem Namen Orange Blue einen Hit hatte. Jan Ammann durfte mit „Geboren um zu leben“ von Unheilig, unterstützt von den anderen dreien, den Block und damit den offiziellen Programmteil beschließen.
Aber bei der Stimmung im Publikum lies die Zugabe nicht lange auf sich warten. Sehr schön war der Aufbau dieses Medleys. Die Herren Bieber, Ammann, Seibert, Baydar kamen jeweils mit einem Song zurück auf die Bühne, wobei die bereits anwesenden Herren beim Refrain als Hintergrundchor fungierten. Da das Publikum auch danach nicht genug hatte, gab es nochmal eine vierstimmige Kurzversion von „Relight my fire“, welches wirklich das musikalische Ende des genialen Konzerts darstellte.
Fazit:
Fünf brillante Musiker, vier Solisten in Höchstform, die alle Stilrichtungen und Facetten der Lieder bestens rüber brachten und sowohl solistisch glänzten als auch in den verschiedensten Duetten und natürlich auch vierstimmig wunderbar harmonierten, eine Liedauswahl, die ein Highlight nach dem anderen beinhaltete... Dieses Projekt schreit nach einer Fortsetzung und mindestens (!) einer Highlight-CD, wobei dafür die Songauswahl schwer zu treffen sein dürfte...
The Milestones project - Songliste
Teil 1
The edge of glory – Ammann, Baydar, Bieber, Seibert
60-er Block: Flower Power
Lying in the arms of Mary – Ammann, Baydar, Bieber, Seibert
Those were the days – Ammann, Baydar, Bieber, Seibert
San Francisco – Ammann, Baydar, Bieber, Seibert
Hair-Medley – Ammann, Baydar, Bieber, Seibert
Musical-Block: Eric Woolfson
Immortal - Mark Seibert
The golden key - Jan Amman, Volkan Baydar
80er-Block
Send me an angel – Ammann, Baydar, Bieber, Seibert
Forever young - Volkan Baydar
Madonna-Medley: Like a virgin, La isla bonita, Material girl, Holiday – Ammann, Baydar, Bieber, Seibert
One moment in time - Jan Ammann
You´re the voice - Mark Seibert
Man in the mirror – Ammann, Baydar, Bieber, Seibert
Teil 2
Country-Block
This is Country Music – Ammann, Baydar, Bieber, Seibert
No, no, never Texas Lightning – Andreas Bieber, Backings: Ammann, Baydar, Seibert
Whiskey Lullaby - Jan Ammann, Mark Seibert
Country Roads - Volkan Baydar, Andreas Bieber
90-er-Block
Wind of change – Ammann, Baydar, Bieber, Seibert
Nothing else matters - Volkan Baydar, Jan Ammann
Medley: Killer / Papa was a rolling stone - Mark Seibert, Andreas Bieber
Boyband-Block-Medley
Love is all around – Ammann, Baydar, Bieber, Seibert
Quit playing games - Mark Seibert
I´m too sexy - Jan Ammann
Back for good - Andreas Bieber
Relight my fire - Volkan Baydar
Alle anderen je als Hintergrundchor
Deutschsprachiger Block
Abenteuerland – Ammann, Baydar, Bieber, Seibert
Millionen Lichter - Mark Seibert
I sing a liad für di - Andreas Bieber
She´s got that light - Volkan Baydar
Geboren um zu leben - Jan Ammann, Backings: Baydar, Bieber, Seibert
Zugaben
Medley:
I have a dream - Andreas Bieber
Imagine - Jan Ammann, Backings: Bieber
Thank you for the music - Mark Seibert, Backings: Ammann, Bieber
We are the world - Volkan Baydar, Backings: Ammann, Bieber, Seibert
Relight my fire – Kurzversion – Ammann, Baydar, Bieber, Seibert