Elisabeth Essen, 7.3.15, 15.00
Verfasst: 07.03.2015, 20:18:18
Elisabeth
Colosseum Theater Essen
Rang, Reihe 4, Platz 5
serena hat zwar schon einen Bericht vorgelegt, aber ich muss meine heutigen Eindrücke auch noch mal kurz schildern, solang sie noch schön frisch sind Außerdem hatte ich auch einige andere Darsteller; ich versuche, mich kurz zu halten. Die Darsteller:
Elisabeth - Roberta Valentini
Der Tod - Mark Seibert
Lucheni - Michael Souchek
Franz Joseph - Maximilian Mann
Sophie - Angelika Wedekind
Rudlof - Fredrik Andersson
Ludovika/ Frau Wolf - Caroline Sommer
Max - Dennis Kozeluh
Zuerst möchte ich etwas Allgemeines loswerden: die Darsteller und das Ensemble waren alle gut, inszenatorisch war das ganze aber totaler Quark: durch ständige Projektionen, besonders im ersten Akt, war das Bild völlig überfüllt und der Zuschauer wurde geradezu reizüberflutet. Besonders schlimm war es bei "Ein Sommer in Bad Ischl", wo während des ganzen Gesangsparts von Lucheni Postkarten im XXL-Format auf die Wand "geschmissen" wurden, ebenso viel zu bunt war es bei "Schön euch alle zu sehen" - da war sowohl auf der Bühne als auch auf der Wand nur bunte Bewegung, und bei "Nur kein Genieren" regnete es Riesentaler. Einfach zu viel, die Szenen wirkten oft kaum. Im 2. Akt war es aber um einiges erträglicher. Zustimmen muss ich serena auch, was diese Phantom-Gondel angeht, in der Der Tod bei "Elisabeth, sei nicht verzweifelt" einfährt. Das nahm sich für Phantom-Kenner etwas seltsam aus... Auch sonst gab es viele kleine Dinge, die einfach unstimmig oder unpassend gelöst waren. Warum schubst Lucheni jeden Darsteller aus dem Off auf die Bühne? Warum haben er und Lucheni bei "An Deck der sinkenden Welt" ständig Blickkontakt? U.s.w.
Jetzt schreibe ich zu den Darstellern etwas, zu denen ich etwas zu sagen habe: als erstes Michael Souchek als Lucheni. Ich dachte, es sei Kurosch, weil ich die Liste nicht gesehen hatte, und dachte: Hm, der singt gar nicht so toll, wie alle immer behaupten. Erst nachher hab ich gemerkt, dass er jemand anderes war Er war nicht schlecht, aber er hätte ruhig noch mehr mit dem Publikum agieren können, das macht ja auch den Reiz seiner Rolle aus. Fredrik Andersson als Rudolf war in "Die Schatten werden länger" einfach grauenhaft, ich war völlig enttäuscht: er sang, als hätte er eine Kröte verschluckt, richtig gequakt hat er. Ich hatte schon Angst vor "Wenn ich dein Spiegel wär'", aber es stellte sich heraus, dass er ein erstklassiger Sänger ist, sehr ruhig und gefühlvoll. Was war da nur los? Vielleicht die Aufregung. Sehr kritisieren muss ich Angelika Wedekind, in meinen Augen eine völlige Fehlbesetzung für Sophie! Ihre Mimik arbeitet nur, wenn sie spricht, bei Gesangsparts ist ihr die Konzentration und Mühe sehr anzusehen, und ihre Stimme klang sehr unbeweglich: entweder sang sie tief oder sehr hoch, ein passendes Mittelding gab es da nicht. So hörte sich vieles einfach nur schrecklich an. Mark Seibert als Tod... ich mag eher den zurückhaltenden, geheimnisvollen, introvertierten. Natürlich arbeitet schon der Song "Kein Kommen ohne Geh'n" gegen diese Rollenauslegung, aber Mark spielt ohnehin sehr extrovertiert. Er hat mir aber sehr gut gefallen, auch optisch
Und jetzt zu der Top-Leistung des Abends: Roberta Valentini! Ich habe sie noch nie live gesehen und kannte ihre Stimme nur auch Wickedausschnitten und hatte meine Bedenken. Aber die Frau vermittelt jede Emotion, jedes Alter, jeden Wandel so glaubwürdig und echt, dass ich total begeistert war, ihr zuzuschauen. Und ihre Stimme ist so unglaublich wandelbar, mal sanft und tief, mal hoch und weich, mal schrill, mal böse... Wirklich, unglaublich! Ich bin hin und weg von ihr
Natürlich hat auch der Rest seine Sache toll gemacht - das Ensemble hat die seltsame Inszenierung wieder wettgemacht. Die besten Songs waren der Prolog, der wirklich toll in Szene gesetzt war, und, was mich selbst überrascht hat, Hass. Da war soviel Gewalt und Hass auf der Bühne, da hat sich keiner getraut zu klatschen!
Wer also eine tolle schauspielerische und gesangliche Leistung sehen will und keine hohen Ansprüche an Bühnenbild und leiser, unsichtbarer(!) Off-Arbeit hat, der ist bei Elisabeth genau richtig.
Colosseum Theater Essen
Rang, Reihe 4, Platz 5
serena hat zwar schon einen Bericht vorgelegt, aber ich muss meine heutigen Eindrücke auch noch mal kurz schildern, solang sie noch schön frisch sind Außerdem hatte ich auch einige andere Darsteller; ich versuche, mich kurz zu halten. Die Darsteller:
Elisabeth - Roberta Valentini
Der Tod - Mark Seibert
Lucheni - Michael Souchek
Franz Joseph - Maximilian Mann
Sophie - Angelika Wedekind
Rudlof - Fredrik Andersson
Ludovika/ Frau Wolf - Caroline Sommer
Max - Dennis Kozeluh
Zuerst möchte ich etwas Allgemeines loswerden: die Darsteller und das Ensemble waren alle gut, inszenatorisch war das ganze aber totaler Quark: durch ständige Projektionen, besonders im ersten Akt, war das Bild völlig überfüllt und der Zuschauer wurde geradezu reizüberflutet. Besonders schlimm war es bei "Ein Sommer in Bad Ischl", wo während des ganzen Gesangsparts von Lucheni Postkarten im XXL-Format auf die Wand "geschmissen" wurden, ebenso viel zu bunt war es bei "Schön euch alle zu sehen" - da war sowohl auf der Bühne als auch auf der Wand nur bunte Bewegung, und bei "Nur kein Genieren" regnete es Riesentaler. Einfach zu viel, die Szenen wirkten oft kaum. Im 2. Akt war es aber um einiges erträglicher. Zustimmen muss ich serena auch, was diese Phantom-Gondel angeht, in der Der Tod bei "Elisabeth, sei nicht verzweifelt" einfährt. Das nahm sich für Phantom-Kenner etwas seltsam aus... Auch sonst gab es viele kleine Dinge, die einfach unstimmig oder unpassend gelöst waren. Warum schubst Lucheni jeden Darsteller aus dem Off auf die Bühne? Warum haben er und Lucheni bei "An Deck der sinkenden Welt" ständig Blickkontakt? U.s.w.
Jetzt schreibe ich zu den Darstellern etwas, zu denen ich etwas zu sagen habe: als erstes Michael Souchek als Lucheni. Ich dachte, es sei Kurosch, weil ich die Liste nicht gesehen hatte, und dachte: Hm, der singt gar nicht so toll, wie alle immer behaupten. Erst nachher hab ich gemerkt, dass er jemand anderes war Er war nicht schlecht, aber er hätte ruhig noch mehr mit dem Publikum agieren können, das macht ja auch den Reiz seiner Rolle aus. Fredrik Andersson als Rudolf war in "Die Schatten werden länger" einfach grauenhaft, ich war völlig enttäuscht: er sang, als hätte er eine Kröte verschluckt, richtig gequakt hat er. Ich hatte schon Angst vor "Wenn ich dein Spiegel wär'", aber es stellte sich heraus, dass er ein erstklassiger Sänger ist, sehr ruhig und gefühlvoll. Was war da nur los? Vielleicht die Aufregung. Sehr kritisieren muss ich Angelika Wedekind, in meinen Augen eine völlige Fehlbesetzung für Sophie! Ihre Mimik arbeitet nur, wenn sie spricht, bei Gesangsparts ist ihr die Konzentration und Mühe sehr anzusehen, und ihre Stimme klang sehr unbeweglich: entweder sang sie tief oder sehr hoch, ein passendes Mittelding gab es da nicht. So hörte sich vieles einfach nur schrecklich an. Mark Seibert als Tod... ich mag eher den zurückhaltenden, geheimnisvollen, introvertierten. Natürlich arbeitet schon der Song "Kein Kommen ohne Geh'n" gegen diese Rollenauslegung, aber Mark spielt ohnehin sehr extrovertiert. Er hat mir aber sehr gut gefallen, auch optisch
Und jetzt zu der Top-Leistung des Abends: Roberta Valentini! Ich habe sie noch nie live gesehen und kannte ihre Stimme nur auch Wickedausschnitten und hatte meine Bedenken. Aber die Frau vermittelt jede Emotion, jedes Alter, jeden Wandel so glaubwürdig und echt, dass ich total begeistert war, ihr zuzuschauen. Und ihre Stimme ist so unglaublich wandelbar, mal sanft und tief, mal hoch und weich, mal schrill, mal böse... Wirklich, unglaublich! Ich bin hin und weg von ihr
Natürlich hat auch der Rest seine Sache toll gemacht - das Ensemble hat die seltsame Inszenierung wieder wettgemacht. Die besten Songs waren der Prolog, der wirklich toll in Szene gesetzt war, und, was mich selbst überrascht hat, Hass. Da war soviel Gewalt und Hass auf der Bühne, da hat sich keiner getraut zu klatschen!
Wer also eine tolle schauspielerische und gesangliche Leistung sehen will und keine hohen Ansprüche an Bühnenbild und leiser, unsichtbarer(!) Off-Arbeit hat, der ist bei Elisabeth genau richtig.