Heiße Ecke, Hamburg, 6.8.14

Wie gefiel euch eine Vorstellung und was würdet ihr kritisieren?

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serena
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Heiße Ecke, Hamburg, 6.8.14

Beitragvon serena » 10.08.2014, 21:29:20

Heiße Ecke – Schmidt Tivoli, Hamburg
Mittwoch, 6.8.2014, 19.00 Uhr
Vorstellung Nummer 2976


Eigentlich ist es gar nicht schlimm, in einem Verzehr-Theater zu sitzen. Die meisten Zuschauer verhalten sich während der Vorstellung trotzdem gesittet, laut geschlürft wird schon mal nicht. Ok, es rennen einem ständig Kellner durch das Blickfeld und irgendwo winkt im Publikum immer wieder eine Hand nach diesen. Aber das kann man noch ganz gut aushalten.
Was mich persönlich stört ist, dass man einfach nicht pünktlich anfangen kann. Mangels Platz im Mini-Foyer sitzt man ja schon mehrheitlich mit Saalöffnung im Saal, hat längst Speis und Trank bestellt und wartet auf den Beginn. Statt dessen darf erstmal ein Kellner launisch alles anmoderieren. Die üblichen Sprüche bezüglich Telefonnummern gegen Trinkgeld, Suche nach Toiletten, Notausgänge, welcher Kellner noch zu haben sei etc. waren ja sehr gut rüber gebracht. (Der entsprechende Kellner hat Kleinkunst-Talent!) Aber dass dann die Aussage folgt, das Stück beginne in ziemlich genau 20 Minuten (!), führt erstmal zu verwunderten bis genervten Reaktionen. Noch länger da sitzen bis es endlich los geht? Da könne man ja gleich später kommen... Letztendlich dauerte es „nur“ eine Viertelstunde, bis endlich Leben auf die Bühne kam.

Das Stück braucht eine Weile, bis es mal zum Musical wird. Erst nach einigen Szenen, wenn die meisten Rollen schon mal da waren und durch weitere Auftritte einen dünnen roten Faden mit sich bringen, entwickelt sich etwas Handlung. Eine „richtige“ Geschichte gibt es nicht, besonders am Anfang wirkt alles wie eine Nummernrevue.
Na gut, das liegt auch am Thema, denn wenn sich im Laufe von 24 Stunden die unterschiedlichsten Typen an einem Imbiss in St. Pauli treffen, ist halt nichts mit tiefgehender Handlung. Da überwiegt die Situationskomik. Entsprechend überspitzt, stereotyp und klischeehaft sind die Rollen dargestellt. Die Witze zielen oft genug unter die Gürtellinie, sind natürlich voller lokaler Anspielungen und Seitenhieben (Die erste Frau meinte nach dem Rocky-Besuch samt passender Tüte, die Boxer-Geschichte wäre ja nicht schlecht aber warum müssen die denn noch singen?).
Mitgefühl für Rollen entwickelt man recht wenig, am ehesten noch für das weibliche Imbiss-Personal, das einfach am meisten präsent ist. Besonders die eine Angestellte erhält mit ihrer monotonen Sprechart Szenenapplaus.
Eine nette Idee ist es, die Uhr über dem Imbiss mit jedem Szenenwechsel um ca. eine Stunde vorzustellen. So kann man den Tagesverlauf gut verfolgen.
Die Musik der Band, die teils über teils hinter der Bühne sitzt, klingt schmissig. Bis auf zwei oder drei Lieder hat die eingängige Musik nicht viel Ohrwurmpotential. Am Ende wird darauf hingewiesen, dass der Erlös der CD mit allen Liedern an ein Kinderheim in Hamburg geht. Schön. Den eher erzwungenen Mix aus den drei Ohrwurmkandidaten als Dreingabe („Ihr wollt doch sicher eine Zugabe, oder?“) hätte man ruhig weglassen können.

Mein Fazit: Wer Lust auf derben Humor oft unterhalb der Gürtellinie, klischeehaft überspitzte Rollen und einem eher revuehaften Charakter hat, wird mit dieser Produktion seine Freude haben. Zu Lachen gibt es genug. Ernsthaftigkeit oder Tiefgründigkeit sind hierbei absolute Fremdwörter. Für einen Abend netter Unterhaltung reicht´s allemal. Die Stereotypen auf der Bühne versteht man auch, wenn man kein Hamburger ist.

Die Besetzung:
Susi Banzhaf, Kathi Damerow, Heiko Fischer, Götz Fuhrmann, Franziska Kuropka, Volker von Liliencron, Sarah Matberg, Petra Staginnus, Heiko Wohlgemuth

Keine Ahnung, wer von denen welche Rollen gespielt hat. Sie wurden zwar am Ende alle mal namentlich samt gespielter Rollen vorgestellt, aber in dem Tempo konnte ich mir nicht alles merken. Die Tafel im Foyer zeigt alle Darsteller, die mitspielen. Die Abendbesetzung ist per Magnetknopf markiert. Nette Idee, nur hängt die Tafel so hoch, dass man oben so gerade noch die größer gedruckten Namen lesen kann. Wer da jemals die Kurzbiografien lesen können soll, ist mir ein Rätsel. Man soll wohl das Programmheft kaufen...

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