Alles in allem war es eine sehr schöne Show und ich bin sehr froh, dass ich mich entschlossen habe nach St. Gallen zu fahren um sie mir anzuschauen.
Es war jetzt natürlich nicht so eine Riesendernière wie in Stuttgart. Aber ich denke, dass liegt wohl daran, dass das Theater in St. Gallen zum einen einfach viel kleiner ist und zum anderen das Stück dort ja auch nicht täglich aufgeführt wurde. Dadurch bekommt man auch nicht so eine feste Bindung an die Darsteller und das Ensemble.
Was ich etwas schade fand, war das am Schluss keine Blumen oder sonstiges auf die Bühne flogen. Dafür bekamen die Darsteller aber einen riesen Applaus. Der Vorhang ging mehrmals noch einmal nach oben. Ansonsten gab es keine Dernièreaktionen wie in Stuttgart.
Auch Dernièrespäße der Darsteller sind mir jetzt keine aufgefallen, ausser bei Maya. Sie sprach zum einen manche Szenen im ersten Akt „abgehakt“, was sie sonst denke ich nicht so macht. Und am Anfang des 2. Aktes sagte sie statt „das Wetter drückt aufs Gemüt“ „dies ist die letzte Vorstellung, das drückt aufs Gemüt“.
Bei einigen wenigen Stellen war ich mir dann nicht sicher, ob es ein kleiner Dernièrespaß war oder ob es in St. Gallen einfach so gespielt wird, da dies ja meine erste Vorstellung war, die ich dort gesehen habe.
Positiv überrascht war ich auch vom großen Orchester dort. Der Orchstergraben ist im Gegensatz zu unseren hier riesig und auch sehr gut mit Musikern besetzt. Da sollte sich die Stage mal ne Scheibe von abschneiden, anstatt immer weiter zu reduzieren.
Das Theatergebäude an und für sich ist ja jetzt von aussen nicht gerade eine „Schönheit“. So ein „Betonklotz“ der, ich schätze mal, 70er Jahre (?). Dadurch war es auch im Foyer sehr laut. Sich unterhalten fand ich da doch etwas schwierig bei dem Lärmpegel.
Der Theatersaal selbst hat mir dafür sehr gut gefallen. Ich sass im Hochparkett. Und da die Reihen dort recht steil aufsteigen, sitzt die Reihe vor einem relativ weit unten, so dass man freien Blick auf die Bühne, ohne störende Köpfe hat.
Etwas gewöhnen musste ich mich erst auch an die doch etwas andere Inszenierung im Vergleich zu Stuttgart. In St. Gallen werden ja einige Lieder noch ungekürzt gesungen und durch die kleiner Bühne gibt es auch etwas weniger Requisiten als in Stuttgart und manche Teile sind seitenverkehrt (Bootshaus hat z.B. die Treppe rechts statt links). Und es gibt noch „Ich hör dich singen“
So, nun aber zum wichtigsten, den Darstellern:
Lisa Antoni:
Sie hat mir als „Ich“ recht gut gefallen. Meine Favoritin ist zwar weiterhin Christina Patten, aber Lisa hat mir doch ein Stück besser gefallen, als Valerie Link.
Thomas Borchert:
Ihn hatte ich ja in Stuttgart nie als „Maxim“ gesehen und kannte ihn nur von Videos, wo er mir jetzt nicht sooo gut gefallen hate. Aber hier hat er mich doch positiv überrascht. Sein „Maxim“ hat mir echt gut gefallen. Er hat nicht so „geschrien“ wie Jan es leider zu oft macht. An Arvid Larsen ist er für mich zwar nicht rangekommen, aber wie gesagt besser als Jan fand ich ihn.
Maya Hakvoort:
Als ich sie damals auf Youtoube Videos aus St. Gallen zum ersten mal als „Mrs. Danvers“ gesehen habe, dachte ich ja erst mal so: „Oh Gott, was ist dass den für eine komische, fast ängstlich wirkende Mrs. Danvers“.
Aber nun, wo ich sie live gesehen habe, muss ich sagen, ich fand sie echt toll. Zum einen finde ich, sie hat sich deutlich gesteigert zu den Videos, welche ja doch aus der Anfangszeit sind, und live ist es denke ich immer nochmal was anderes als ne Aufnahme.
Sie interpretiert die Rolle wieder ganz anders, als Susan oder Pia. Aber genau das finde ich ja mit das schöne an verschiedenen Darstellern, dass doch jeder immer etwas anderes in sein Spiel legt. Ansonsten wäre es ja auch schnell langweilig finde ich, wenn alle immer genau gleich spielen würden. Manchmal fehlte mir bei ihr zwar so etwas das „kraftvolle“ und sie arbeitet auch deutlich weniger mit bösen Blicken. Wobei mir die bei Pia manchmal auch schon fast etwas „too much“ waren.
Andreas Wolfram:
Also so leid es mir tut, aber für mich (und das habe ich auch schon von anderen gehört) ist er einfach eine totale Fehlbesetzung für Jack Favell. Er ist viel zu wenig „schmierig“ und hinterhältig für diese Rolle. Vor allem bei seinen Sprechparts kam er immer so total monoton und einschläfernd rüber. Er hat auch nicht soviel Applaus bekommen, wie die anderen Darsteller. Also scheint es nicht nur mir so ergangen zu sein.
Carin Filipcic:
Wow, sie war echt großartig als Mrs. Van Hopper. Die beste, die ich gesehen habe. In Stuttgart hat mir persönlich ja Claudia am besten in der Rolle gefallen, aber Carin hat sie für meinen Geschmack noch um längen getopt. Einfach herrlich, wie sie gespielt hat. Ich bin sehr froh, die Chance gehabt zu haben, sie in dieser Rolle zu sehen.
Kerstin Ibald:
Was soll ich zu ihr groß sagen? Ich finde Beatrice ist einfach „Ihre“ Rolle. Sie hat sie genau so großartig gespielt wie auch schon in Stuttgart. Diese mal hat sie beim Schlussapplaus nicht so geweint wie in Stuttgart. Hatte sich dieses mal deutlich besser unter Kontrolle.
Andrè Bauer:
Ihn fand ich auch richtig toll als Frank. Für mich reichte keiner der Stuttgarter Franks an ihn heran. Er ist wirklich eine sehr gute Besetzung für diese Rolle.
Die restlichen Darsteller haben ihre Sache auch sehr gut gemacht. Das Ensemble war teilweise deutlich größer als in Stuttgart fand ich (Z.B. in der Ballszene). Was ja aber wohl daran liegt, das in solchen Szenen der Chor des Theaters mit auf der Bühne dabei ist.
So, nun reicht es aber. Habe eh schon wieder viel zu viel geschrieben. Sorry, falls ich euch damit gelangweilt habe!