Dienstag, 26.03.2013, 19:30
Reihe 25, Plätze 8 und 9
Darsteller
Graf: Kevin Tarte
Sarah: Mercedesz Csampai
Alfred: Michael Heller
Professor: Veit Schäfermeister
Herbert: Marc Liebisch
Koukol: Stefan Büdenbender
Chagal: Jerzy Jeszke
Rebecca: Anja Wessel
Magda: Goele de Raed
Sodele, dann fang ich mal an… Ich habe mich ziemlich genau 6 Monate lang auf dieses Musical gefreut und vorbereitet, es war ein richtiger Traum mit mir, es zu besuchen und das erste Mal, überhaupt ein Musical zu sehen. Dann, zu meinem 17. Geburtstag, habe ich endlich die lang ersehnte Berlin-Reise inklusive Musical von und mit meinem Vater bekommen Nach drei wunderbar sonnigen, wenn auch kalten Tagen in Berlin ging’s am Dienstagabend endlich ins Theater. Weil wir nicht sicher waren, ob wir den Weg auf Anhieb finden würden, sind wir frühzeitig losgefahren und waren schon um 18:15 Uhr da. Dementsprechend lang war unsere Wartezeit, besonders, wenn man bedenkt, wie aufgeregt ich war Allerdings war es keine unangenehme Zeit, denn das Theater des Westens ist ein Traum: kleine, aber wunderschöne Eingangshalle, alles sehr prunkvoll, aber nicht kitschig in Weiß, Rot und etwas Gold. Um ungefähr halb sieben wurde man dann zu den Garderoben gelassen, wo man auch genaue Wegbeschreibungen zu den Toiletten und dem Theatersaal bekam. Die Angestellten waren alle sehr freundlich, fragten sogar nach, ob sie uns fotografieren sollten etc. Der Theatershop war etwas überteuert, aber ich denke, das ist überall so (was mich nicht davon abhielt, ordentlich einzukaufen).
Der Theatersaal war auch sehr schön, allerdings kann ich Reihe 25 nicht empfehlen und schon gar nicht die Plätze 8 und 9… In der Vorletzten Reihe, ganz links an der Wand mit vier großen Schweizerinnen vor sich kann man nun mal schlecht sehen… Es ging dann aber, als ich mich nach rechts lehnte und während der gesamten Vorstellung halb auf dem Nebenplatz hing.
Zur Vorstellung kann man eigentlich nur ein Wort sagen: TRAUMHAFT! Nicht nur die unbeschwerte Handlung, bei der man sich einfach nur zurücklehnen muss, auch die Art und Weise, wie die Darsteller ihren Job gemacht haben – als ob man einen Film sehen würde. Besonders hervorheben muss ich noch mal das Licht – die Effekte waren in ausnahmslos jeder Szene, in den Tanz- und Schlossszenen aber ganz besonders, einfach nur unbeschreiblich. Besonders bei dem Lied Draußen ist Freiheit/Die roten Stiefel/Das Gebet hat mich die Arbeit mit dem Licht überwältigt, und da ich jemand bin, der auch in Filmen gerne mal auf so was achtet, war ich fast wunschlos glücklich. Abgesehen davon, dass es viel zu schnell vorbei war (19:30-20:30/Pause 20 min./ 20:50-22:20 ungefähr) kann man an der Show absolut nichts aussetzen.
Darsteller
Graf von Krolock – Kevin Tarte
Dazu eine kleine Erläuterung für alle, die sich wundern, da eigentlich Ivan Ozhogin der aktuelle Graf ist… Leider erkrankte er sowie die beiden Ersatzmänner, sodass Jan Ammann und Kevin einspringen mussten.
Ich muss zugeben, als ich das hörte, betete ich regelrecht, Jan zu bekommen, weil ich ein absoluter Fan von ihm bin. Und Kevin bis dato nicht so toll fand, da ich ihn teilweise etwas overacted fand. Abends las ich, dass Kevin der Graf ist, und hatte Angst, dass es mir nicht gefallen würde. Aber… alle Bedenken waren völlig umsonst! Wenn man sich Videos auf Youtube anschaut, sieht man ungefähr nur ein Drittel von allem, was der Künstler leistet, und man fühlt auch nur ein Drittel – höchstens. Kevin war atemberaubend, kühl, arrogant, verführerisch trotz einem winzigen Jahreszahlenaussetzer bei der Unstillbaren Gier. Ich hätte nie gedacht, dass er seitdem zu einem meiner Favoriten zählt! Er hat den Grafen wunderbar überlegen gemimt, seine Stimme war ein Traum! Wer es nicht wusste hat garantiert nicht gemerkt, dass er nur als Ersatz schnell „vorbeigekommen“ ist.
Sarah – Mercedesz Csampai
Seid mir nicht böse, wenn ich Mercedesz im Folgenden M. nenne, aber ihren Namen ständig zu schreiben ist schrecklich!
Auf die Sarah war ich wirklich sehr gespannt, da ich diesen Charakter sehr ins Herz geschlossen hatte. Was soll ich zu ihr sagen? Meine Lieblingssarah wird sie nicht, was allerdings nicht heißen muss, dass sie schlecht war. Im Gegenteil, sie war sehr gut, hat eine sehr mädchenhafte und kokette Spielweise. Nur, bei Draußen ist Freiheit ist ihr bei dem letzten Ton immer die Stimme weg-gequietscht, was mich ein bisschen störte, da man diesen Ton sehr stark singen kann. Außerdem schien sie mir an einigen wenigen Stellen etwas gelangweilt oder energielos – vielleicht war sie erkältet?
Abgesehen von einer teilweise etwas undeutlichen Aussprache kann man aber weiter nichts an dieser Sarah aussetzen – immerhin ist sie ja auch noch nicht lange in der Rolle.
Alfred – Michael Heller
Den kennen wir ja schon was länger… Während des Musicals ist mir auch dieser Charakter, der mir im Film Tanz der Vampire immer etwas übertrottelt vorkam, sehr ans Herz gewachsen; ein junger Mann, der von einem „senilen Narren“ herumkommandiert wird und sich unsterblich und, wie es heißt, hoffnungslos in die Wirtstochter Sarah verliebt… Wenn das nicht niedlich ist.
Michael Heller hat eine herrliche Spielweise, bei der die jeweiligen Emotionen immer wahnsinnig gut rüberkommen – besonders in der Gruftszene hat er so genial gespielt, dass er mir richtig Leid tat.
Nichts weiter zu sagen, einfach ein guter Alfred, der immer genau ins Schwarze trifft was Emotionen angeht.
Professor Abronsius – Veit Schäfermeister
Jaja, der Professor… Gibt es eigentlich irgendeinen Schauspieler, der ihn nicht hundertprozentig knallhart logisch und natürlich nur für die Kultur leben lässt? Und das jeden Abend? Ich glaube, nicht. Veit Schäfermeister jedenfalls hat das klasse hinbekommen. Er schläft keine Sekunde, ist immer in Bewegung, sodass man gar nicht weiß, wo man hinschauen soll – zu denen, die singen, oder zum Professor, der einfach nur rumhampelt? Denn das hat er gemacht – es war fast, als hätte man den wirklich realen Professor vor sich, so, wie Polanski ihn geschaffen hat. Seine herrlich naive Art, sein nerviger Drang, jedem Geheimnis auf die Schliche zu kommen und seine Faible dazu, den armen Alfred herumzukommandieren – grandios. Veit lässt diese Rolle leben, hat mir sehr, sehr gut gefallen.
Herbert – Marc Liebisch
Auch diesen Abend wieder ein Publikumsliebling. Marcs einzigartige Stimme und sein herrlich komisches Spiel haben mich total fasziniert und ich hatte so gehofft, ihn als Herbert sehen. Er hat so eine Energie auf der Bühne und scheint die Rolle richtig zu lieben, es hat richtig Spaß gemacht, ihm dabei zuzusehen, wie er versucht, Alfred zu verführen.
Chagal: Jerzy Jeszke
Rebecca: Anja Wessel
Magda: Goele de Raed
So, die drei fass ich jetzt mal zusammen, ist nämlich alles wieder sehr lang geraten… Chagal scheint ja, nach dem, was ich gehört habe, schon einmal den Chagal gespielt zu haben? Jedenfalls macht er das klasse, genauso wie Anja. Eine sehr starke Rebecca, die ihren Mann mal mehr, mal weniger im Griff hat. In Trauer um Chagal hat mich sehr überrascht, wie gefühlvoll so ein harter Brocken doch sein kann…
Goele hat eine sehr kräftige Stimme, mit der sie auch ganz wunderbar laut geschrien hat, als sie gebissen wurde – so, wie ich es wollte Sorry, wenn ich mich hier etwas kurz halte, aber bei den beiden Rollen habe ich noch wenige Vergleichsmöglichkeiten, da mich die ersten vier Rollen (natürlich) immer am meisten interessieren.
Und der Rest…
…hat seine Sache natürlich auch ganz toll gemacht. Ich danke Gott dafür, dass es Typen wie Csaba Nagy gibt, die sich jeden Abend halb nackt auf die Bühne stellen und dem Zuschauer sieben Minuten unvergessliche Momente bescheren… seufz…
So, das war’s von mir und meinem unvergesslichen Abend. Ich bin inzwischen richtig traurig, dass das Musical abgesetzt wird, da ich es gerne noch öfter live sehen würde. Aber, wir wissen ja: Ewigkeit ist Langeweile auf Dauer…
I'm Sorry.