Vorpremiere "Mamma Mia!" - 09.02.2013, Matinée in Stuttgart

Wie gefiel euch eine Vorstellung und was würdet ihr kritisieren?

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Gwaagy
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Vorpremiere "Mamma Mia!" - 09.02.2013, Matinée in Stuttgart

Beitragvon Gwaagy » 10.02.2013, 12:25:15

Hallo zusammen,

ich habe eine Gelegenheit am Schopf gepackt und bin kurzfristig den ganzen Weg nach Stuttgart gefahren, um mir die Vorpremiere zu "Mamma Mia!" anzusehen. Ich weiss nicht so recht, ob und wie viele andere Vorpremieren es gibt, also in wiefern dies etwas Spezielles ist, aber es tönt doch gut...

Viel Gutes habe ich über das Stück schon gehört. Den Film habe ich natürlich auch schon gesehen. Ich wollte es bereits einmal besuchen, als es bei uns in Basel war, aber die Tante am Ticketschalter war zu blöd, das Musical von einem zur gleichen Zeit gastierenden ABBA-Tributkonzert zu unterscheiden. Naja, das war auch nicht schlecht.

Publikum

Nun aber zum eigentlichen Ereignis: Wir reisten am Morgen mit einem hiesigen Reisecarunternehmen nach Stuttgart. Offenbar waren wir nicht die einzigen: Sage und schreibe 18 (!) zum Teil doppelstöckige Busse der besagten Firma brachten uns Schweizer ins Theater. Alle wurden mit massig Getränkegutscheinen zugedeckt und so war Schweizerdeutsch eigentlich die einzige Sprache, die im Foyer an der Bar zu vernehmen war.

Die Stimmung war gut, es gab Szenenapplaus, es wurde bei verschiedenen Liedern unaufgefordert mitgeklatscht und zum Schluss gab es Standing Ovations. Der Applaus zum Ende der Lieder war zwar etwas dürftig, aber die Regie liess uns dazu auch kaum Zeit, es wurde meist sofort weiter gespielt.

Theater und Plätze

"Mamma Mia!" gastiert für voraussichtlich 6 Monate im Stage Palladium Theater in Stuttgart. Die echte Premiere wird dann am 14. Februar sein. Uns war schnell klar, dass unser kleines Basler Musical Theater dagegen nur ein besseres Provinz-Theater ist. Drei ausverkaufte Ränge, ein edles Foyer und bessere technische Anlagen bestätigten dieses Bild. Wir sassen in der sechsten Reihe im linken Block und hatten eine gute Sicht auf die gesamte Bühne.

Cast

Den Cast finde ich fantastisch. Ich habe aber keine Vergleichsreferenzen, da ich das Stück zum ersten Mal sah. Zu erst einmal die Übersicht der Hauptrollen (wenn sich jemand für das Ensemble interessiert, einfach fragen ;) ):

Sophie - Eva Serrarens
Donna - Sabine Meyer

Rosie - Barbara Raunegger
Tanja - Betty Vermeulen
Bill - Jörg Zuch
Harry - Ramin Dustdar
Sam - Jerry Marwig

Ali - Annakathrin Naderer
Lisa - Rebecca Stahlhut
Sky - Dirk Johnston
Pepper - Pierre Damen
Eddie - Denys Magda

Wie gesagt, das Gesamtniveau war super. Speziell erwähnenswert ist die Leistung von Sabine Mayer als Donna und Jerry Marwig als Sam. Vor allem die Erstgenannte begeisterte stimmlich und schauspielerisch und das Duett der beiden zu "SOS" war eines meiner Highlights.

Ich mag auch Eva Serrarens als Sophie sehr, nicht weil sie besonders herausragte (natürlich war aber auch dies toll), sonder weil sie mich in Mimik, Gestik und Aussehen an jemanden erinnert. Sky (Dirk Johnston) sieht vor allem gut aus (soweit ich das beurteilen kann), da er aber wie alle männlichen Rollen ausser den drei Vätern eher eine Nebenfigur war, gab es nicht viele Möglichkeiten den Gesang zu bewundern oder zu bewerten.

Bühnenbild

Das Bühnenbild ist denkbar einfach, aber wirkt nicht zu leer. Die Wände und Vorhänge, die die Bühne begrenzen, sind in verschiedenen Blautönen bemalt. Zwei halbkreisförmige Häuserwände mit je einer Tür und einem winzigen scheibenlosen Fenster, die frei verschoben und gedreht werden können, bilden das Szenenbild. Je nach dem, wie sie zueinander platziert werden, entsteht so der Innenhof der Taverne, ein Zimmer oder andere Plätze. Weitere Elemente können hereingetragen oder von Oben herabgelassen werden. Die Umbauten finden bei offenem Vorhang statt, sowohl durch die Darsteller selbst, als auch durch schwarz gekleidete Mitarbeiter mit Headset. Ich fand dies interessant anzusehen.

Links und rechts neben den Hauselementen bleibt eine grosse Lücke bis zum Bühnenende. Bereits beim vorangehenden Umbau postieren sich diejenigen Schauspieler dahinter, die dann durch die Türen kommen müssen. Des öfteren war aber ein Fuss, ein Arm oder ein Teil eines Kleides der wartenden Darsteller zu sehen. Dies hat aber nicht gestört, falls es nicht sogar extra geschah.

Musik und Ton

Die Band wurde von Jörg Hilger geleitet. Die Overtüre war ziemlich laut, danach wurde die Lautstärke aber heruntergedreht. Ich bin mir ein ziemlich lautes Theater gewöhnt, darum wunderte ich mich am Anfang, gewöhnte mich aber schnell daran. Die Musik war gut gespielt, mir fielen keine Fehler auf. Insgesamt wirkte alles etwas mehr "selbst gemacht" als bei ABBA, ich hoffe man versteht, was ich damit meine.

Im zweiten Akt wurde dann ordentlich aufgedreht, was zwar nicht unbedingt nötig war, aber auch nicht wirklich gestört hatte. Da der zweite Akt ohne Vorwarnung mit einem lauten Teil begann, ging ein erschrecktes Zucken durch die Reihen, was extrem lustig anzusehen war.
Die Tonqualität war auch ziemlich gut. Die Mischung von Gesang und Musik war über weite Teile ordentlich, nur Tanja war oft etwas zu leise. Vor allem bei "Does Your Mother Know" zum Anfang des zweiten Akts war dies deutlich zu hören, da ihr Gesangspartner Pepper gleichzeitig zu laut war.

Geschichte

Sophie wächst bei ihrer Mutter Donna auf einer griechischen Insel auf, wo Donna eine Taverne betreibt. Sophie möchte nun, laut Donna mit 21 viel zu früh, heiraten. Sie weiss aber nicht, wer ihr Vater ist, will aber unbedingt von ihm zum Altar geführt werden. Als sie Donnas Tagebuch findet, erfährt Sophie von drei möglichen Vätern. Kurzerhand werden alle heimlich zur Hochzeit eingeladen, Sophie ist überzeugt, dass sie den richtigen Vater dann sofort erkennen wird. Ob das so einfach wird?

Ich finde die Geschichte absurd, aber genau deshalb gefällt sie mir. Das einzige was mir in dem Bereich negativ aufgefallen ist, war ein nicht weiterverfolgter Handlungsstrang, als Sky Sophie im Streit verlässt, dann aber bei der Hochzeit ohne Klärung alles wieder gut ist. Ich kann mich gar nicht mehr daran erinnern, wie das im Film war...

Desweiteren hatte ich das Gefühl, die Handlung hängt nach den ersten beiden tollen Liedern im zweiten Akt etwas durch, da gefühlte fünf Balladen einfach aneinander gereiht werden. Dennoch ist die Story für mich kein berechtigter Kritikpunkt an diesem Musical.

Texte und Dialoge

Wer vielleicht schon mal einen Beitrag von mir gelesen hat, weiss, dass ich eher auf englische Originaltexte stehe. In diesem Fall mache ich eine Ausnahme, zum einen weil ABBA selbst ihre Lieder in vielen verschiedenen Sprachen gesungen haben, zum anderen weil die Übersetzung eigentlich ganz annehmbar ist.

Die Texte sassen, einzig Donna hatte einen ganz kleinen Versprecher am Anfang, der aber nicht einmal aufgefallen wäre, hätte sie sich nicht korrigiert. Ab und zu wirkten die Einsätze etwas gehetzt, aber verpasst wurde keiner und es ist schliesslich auch erst die Vorpremiere.

Das Stück ist eine Komödie. Der Witz liegt aber weniger im tatsächlich Gesprochenen, sondern in der urkomischen Gesamtsituation. Wer stets die gesamte Bühne im Blick hat, kann zudem ein paar sehr lustige "Eastereggs" entdecken. Aber natürlich gibt es auch klassischen Wortwitz.

Die Hauptrollen sind weitgehend akzentfrei. Einige der männlichen Kollegen von Sky sind des Deutsches aber nicht so mächtig. Bei diesen (ich glaube vor allem bei Eddie) fiel dies extrem auf, doch die betroffenen rollen haben aber nur ein oder zwei Sätze zu sagen, also stört das nicht besonders.

Weitere Termine

Wie schon erwähnt, die Premiere ist am 14. Februar 2013, und die Spielzeit ist auf sechs Monate angesetzt. Auf der offiziellen Seite (http://www.stage-entertainment.de/musicals-shows/mamma-mia-stuttgart.html) können weitere Informationen bezogen werden. Ich bin aber etwas enttäuscht vom Internetauftritt, es gibt (bis jetzt?) weder eine Besetzungsliste noch Bilder vom aktuellen Cast.

Fazit

Mir hat die Show sehr gut gefallen. Ich weiss nicht, ob es sich Lohnt, wegen der Neuaufnahme "Mamma Mia!" ein weiteres Mal zu besuchen, aber diejenigen, die das Stück noch nicht gesehen hatten, können wohl kaum etwas falsch machen. Der Cast ist sehr sympathisch und hat ein gutes Niveau, die Geschichte ist super-komisch und die Musik mitreissend. Auch wenn man nicht besonders viel von ABBA hält, kann man sich das Stück getrost ansehen, denn mit der Band hat es bis auf die Melodien nicht mehr viel zu tun. Für mich hat sich die 2x dreistündige Carfahrt auf jeden Fall gelohnt.

Hinweis

Das Review basiert auf meiner Meinung und muss weder mit der Meinung anderer Kritiker noch mit der allgemeinen Meinung übereinstimmen. Lasst euch aber gesagt sein, dass es für ein Musical und einzelne Darsteller sehr schwer ist, mir nicht zu gefallen. Ich würde mich über weitere Meinungen, auch gegenteilige, freuen.

So, dass wäre es wieder einmal von mir. Weiss jemand bereits, dass sie oder er die Show besuchen wird? Ich hoffe wie immer, ich konnte jemandem das Stück und die Aufführung im speziellen näher bringen.

Liebe Grüsse
Gwaagy

Edit: Mein Titel war wohl zu lang...
Edit 2: Ich habe das mit den Akzenten vergessen...
Edit 3: 2 Dinge umformuliert, die missverstanden werden konnten...
Zuletzt geändert von Gwaagy am 11.02.2013, 10:02:43, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Vorpremiere "Mamma Mia!" - 09.02.2013, Matinée in Stuttg

Beitragvon ulpa1979 » 10.02.2013, 18:21:14

danke für deinen schönen und ausführlichen bericht.
ich werde am 06. märz in stuttgart sein und mir mamma mia anschauen. wollte es schon lange mal sehen, da ich bei der letzten spielzeit leider noch kein musicalfan war.
habe mich deshalb sehr gefreut, dass es wieder nach stuttgart kommt. auch wenn ich natürlich trotzdem weiterhin traurig bin, dass rebecca dafür weg ist.
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Re: Vorpremiere "Mamma Mia!" - 09.02.2013, Matinée in Stuttg

Beitragvon Gwaagy » 11.02.2013, 11:11:55

Bitte :) Ich glaube, Du kannst dich auf das Stück freuen :)

Jah, es kann leider nicht alles gleichzeitig gespielt werden... Rebecca hätte ich auch gerne gesehen, hatte aber nie Gelegenheit dazu, den weiten Weg nach Stuttgart zu fahren.
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