We Will Rock You - 10.01.2013, 19:30 Uhr in Basel
Verfasst: 11.01.2013, 14:20:25
Hallo zusammen,
gerne möchte ich euch meine Rezession zu "We Will Rock You" vorstellen. Die Vorstellung begann am 10.01.2013 um 19:30 Uhr im Musicaltheater Basel. Spieldauer war etwa bis 10:30 Uhr, wie fast jedes Stück hat auch "WWRY" zwei Akte mit einer kurzen Pause dazwischen.
Vorbelastung
Ich mag die Musik von Queen. Zwar würde ich mich nicht als Fan bezeichnen, aber das Musical war ein Pflichtbesuch für mich. Das erste Mal darauf Aufmerksam wurde ich an einer Musicalgala, kurzdarauf hatte ich mir die Teilaufnahme der originalen Londoner Besetzung aus der Bibliothek besorgt. Wie so oft kann ich Teile der Texte auswendig, kenne aber nur die englischen Varianten. Ich war sehr Skeptisch, was die Teilübersetzung der Songs ins Deutsche betrifft.
Cast
Die Cast-Liste ist lang und kompliziert, mit Principals, Principals Alternates, Understudies und "Other Roles". An den verschiedenen Tresen war jeweils die Besetzung des aktuellen Abends angeschlagen. In dieser Vorstellung spielten unter vielen anderen:
Scaramouche - Jeannine Wacker
Galileo - Christopher Brose
Killer Queen - Nicole Malangré (Hauptbesetzung wäre Brigitte Oelke)
Khashoggi - Martin Berger
Brit - Markus Neugebauer
Ozzy - Anna Lidmann
Polo - Léon van Leeuwenberg
Allgemein war der Cast super, auch das Ensemble machte seine Sache sehr gut. Anna Lidmann gefiel mir nicht so als Ozzy (die Rolle, die auch mal Meat hiess), sie sprach mit starkem nordischen Akzent und ihre Stimme ging im Vergleich zu Markus Neugebauer (Brit) in den Duetten fast schon unter. In "No-One but you" gefiel sie hingegen wieder ziemlich gut.
Die Killer Queen (Nicole Malangré) gab sich keine Blösse. Ich weiss allerdings nicht, ob nicht eher Brigitte Oelke beim besagten Fernehauftritt die Killer Queen gespielt hat. Auch Martin Berger als Khashoggi war solide. Bei Polo handelt es sich übrigens um den Bibliothekar, der die Gehirnwäsche überstanden hat, in anderen Produktionen hiess er laut Wikipedia Pop oder Bap.
Am besten gefallen hat mir Jeannine Wacker als Scaramouche, die ab sofort auch Teil meiner persönlichen Musical-Darsteller Hall of Fame ist. Auch Christopher Brose machte seine Sache als Galileo ziemlich gut. Dennoch wurde ich das unbestimmte Gefühl nicht los, dass die beiden Stimmen einfach nicht zusammen passen wollten. Dies ist aber nur auf den ersten Blick schlimm, denn bald sah ich darin nur eine Unterstreichung der ewigen Differenzen dieser Charaktere. Ich weiss nicht so genau, ob dies Teil der Rollen war, aber Brose wirkte im Vergleich zum Energiebündel Jeaninne Wacker oft blass und fast statisch.
Texte und Dialoge
Ich war sehr erstaunt, wie gut die deutschen Texte funktioniert haben. Dennoch war ich sehr froh, dass das allermeiste englisch gelassen wurde. Die Übersetzer haben meiner Meinung nach eine gute Mischung gefunden. Einzig die Ballade "No-One but You" hätte man meiner Meinung nach englisch lassen müssen. Ich glaube, dann hätte ich mich dort zu einer Träne hinreissen lassen. Aber so...
Mir fehlte meine Lieblingszeilen "And so we grace another Table, and raise our glasses one more time..." und so weiter und so fort.
Die Dialoge wurden auf schweizer Publikum zugeschnitten. So ist Galileo "E sonen Dubbel" (Ein solcher Dödel) und Polo's Harley ist "nicht so zuverlässig wie die SBB". Immer wenn Titel oder Künstler aufgezählt werden, wurden schweizer Lieder und Musiker eingebaut und am Ende kommen beim letzten schweizer Gag vor allem die Männer auf ihre Kosten. Der Anführer der Bohemians heisst in der schweizer Version Gölä. Einen Charakter hat man zu ehren von Polo Hofer "Polo" getauft.
Das Musical ist sehr witzig, vorallem wenn es wieder zu Streitgesprächen zwischen Scaramouche und Galileo "Fifi" Figaro kommt. Mein Lieblingsscherz von der CD "I have shorter legs than you - Don't worry, your mouth makes up for it" wurde allerdings ersatzlos gestrichen.
Musik und Tanz
Am Eingang hängt ein grosses Schild: "Die Musik kann sehr laut werden, es wird empfohlen einen Gehörschutz zu tragen." Auch der Arbeitskollege, der die Show bereits besuchte, warnte mich vor der Lautstärke (aber nicht ohne anzumerken: "Aber wehe du stopfst dir die Ohren zu!"). Ich fand es eigentlich gar nicht so laut, ich hätte mehr erwartet, da sie im Musicaltheater Basel sowieso oft ordentlich aufdrehen. Tatsächlich war es eine gute Rock-Lautstärke, die genau für die drei Stunden ohne Probleme auszuhalten war.
Wo sie (wie schon öfter) Probleme hatten, war das richtige Verhältnis zwischen der Musiklautstärke und der Gesangslautstärke zu finden. Die Gesamtlautstärke war gut, aber oft war der Gesang im Vergleich zur Musik zu laut. Und vom "Ogre Battle" war ich richtiggehend enttäuscht, das hätte sogar viel lauter sein müssen.
Die Band war super, da gibt es nichts einzuwenden. Allerdings ist es bei dieser Art von Musik sehr schwierig, Fehler herauszuhören. Grobe Schnitzer sind auf jeden Fall keine passiert. Für einen kurzen Moment dachte ich sogar, Brian May höchstpersönlich stehe auf der Bühne, da einer der Gitarristen eine ähnlich üppige Haarpracht besass. aber ich glaube das hätte sie doch etwas grösser angekündigt. Oder?
Wenn nicht gerade die Gaga-Kids ihre perfekten Choreos ablieferten, wirkte der Tanz immer Rock-Mässig improvisiert, obwohl er es wahrscheinlich zu grossen Teilen nicht war. Dennoch entstand dadurch ein Gefühl davon, dass die Bohemiens wirklich erst dabei sind, die Musik und den Tanz neu zu entdecken.
Bühnenbild
Die Bühne wirkt stets sehr aufgeräumt, fast schon spartanisch. Einzig das Heartbreak-Hotel hebt sich punkto Komplexität ganz wenig vom Rest ab, ansonsten gibt es einfach die grosse Leinwand mit den mehr oder weniger gelungenen Animationen im Hintergrund und einige Dinge, die man kurz hinstellen kann.
Aus dem Bühnenbild hätte man mehr herausholen können. Sehr oft wirkt die Bühne fast schon leer und die ohnehin schon sehr kleine Jeannine Wacker verliert sich fast auf den Brettern, die die Welt bedeuten.
Story
Da es sich hier nicht um eine Musicalvorstellung handelt, sondern um ein Review, halte ich mich hier kurz. Es geht um eine Welt in der Zukunft, in der echte Instrumente nur noch in Mythen existieren und selbst gemachte Musik verboten ist. Der Konzern Globalsoft mit der CEO "Killer Queen" beherrscht die Welt. Nur eine kleine Gruppe, die Bohemians, möchte wieder selbst den wahren Rock erleben und hofft auf einen prophezeiten Träumer, der die letzte E-Gitarre finden soll...
Die Story ist eine ganz grosse Stärke des Stücks. Besonders als online sehr aktiver Zeitgenossen erkennt man sich in vielem wieder. Alles in allem ist es schon fast eine realistische Zukunft, wenn die Entwicklung so weitergeht wie bis jetzt. Es stimmt mich nachdenklich und regt an, sein eigenes Online-Leben etwas zu hinterfragen. Die Geschichte wirkt nie um die Lieder herum konstruiert und reisst mit. Einzig das Ende ist mir persönlich viel zu offen.
Publikum
Das Publikum war relativ enttäuschend. Ich bin mir sicher, mit einem Haus voller Queen-Fans könnte "We Will Rock You" ähnlich abgehen wie eine "Rocky Horror Show". Aber dem war nicht so. Zum ersten blieben ziemlich viele Sitze frei. Die Mitte war gut besetzt, aussen waren vor allem hinten ganze Reihen verwaist.
Zum zweiten zeigten sich die Besucher auch nicht sehr begeisterungsfähig, obwohl die Darsteller alles versuchten, die Leute zum mitklatschen und mitwippen zu animieren. Man applaudierte brav zu jedem Liedende, aber damit hatte es sich dann bald schon. Szenenapplaus suchte man vergebens. Das ist halt leider die Mantalität der Schweizer, sehr zurückhaltend.
Zwar gab es zum Schluss berechtigterweise stehende Ovationen, aber das Publikum blieb nicht mal für die anschliessende "Bohemian Rapsody" stehen. Als plötzlich alle um mich herum wieder sassen beugte auch ich mich aus Solidarität. Als dann aber schon beim ersten Einsatz von Scaramouche wieder Besucher sich aus den Sitzen erhoben, gehörte ich natürlich auch zu den ersten.
Programmheft
Da mir sehr wichtig ist, auch noch zu Hause zu wissen, wer von wem gespielt wurde, lasse ich mich ab und zu bei guten Shows zum Kauf eines Programmhefts hinreissen. So auch dieses Mal geschehen. Von aussen sieht es sehr edel aus, doch der Inhalt lässt eher zu wünschen übrig. Es gibt kein einziges Foto der Darsteller in Kostümen, ansonsten nur Bilder, die sich am ehesten mit Konzeptart vergleichen liessen und einigen dilettantisch verzierten Fotos der Proben und des Backstages.
Allerdings ist auch der Schauspieler mit der kleinsten Rolle mit Foto und einem mehr oder weniger langen Lebenslauf verewigt. Wer mehr wie ich auf viele Hintergrundinformationen zum ganzen Staff aus ist, dem sei das Heft empfohlen, für diejenigen, die es eher als Gedankenstütze zur Erinnerung brauchen lassen es lieber bleiben.
Fazit
Ein Musical, das für Freunde des guten alten Rocks praktisch ein Muss ist, für Queen-Fans sowieso. Es wirkt nie wie ein lieblos zusammengeschustertes Mashup-Stück, die Lieder könnten auch extra dafür geschrieben worden sein. Für alle anderen gibt es sicher bessere Musicals.
Diese Aufführung im speziellen bestach durch eine hervorragend aufspielende Band und einen soliden Cast, bei dem zwar nur jemand positiv herausstach, aber auch niemand wirklich abfiel. Für mich besonders wegen der schweizer Lokalisierung eine absolut sehenswerte Version des Stücks.
Mir hat es auf jeden Fall gefallen und ich überlege mir ernsthaft, noch eine zweite Vorstellung zu besuchen. Ich brauche nur noch eine Begleitung
Weitere Termine
"We Will Rock You" gastiert noch bis zum 24. März in Basel und zieht danach nach Essen, wo am 11. April das erste Mal gerockt wird, dort läuft es dann bis voraussichtlich 30. Juni. Ich gehe schwer davon aus, dass die ganzen schweizer Witze an die deutschen Verhältnisse angepasst werden. Die Termine, den kompletten Cast und ein paar Bilder könnt ihr auf der offiziellen Website http://www.wewillrockyou.ch abrufen.
Hinweise
Das Review basiert auf meiner Meinung und muss weder mit der Meinung anderer Kritiker noch mit der allgemeinen Meinung übereinstimmen. Lasst euch aber gesagt sein, dass es für ein Musical sehr schwer ist, mir nicht zu gefallen.
So, ich hoffe, ich konnte jemanden etwas unterhalten oder gar bei der Entscheidung helfen ob, man das Stück sehen will, vielleicht ja auch wenn es dann in Essen ist.
Liebe Grüsse
Gwaagy
Edit: Ich hab in der ersten Version aus Versehen mit meinem richtigen Namen unterschrieben. Nicht dass Ihr ihn nicht wissen dürftet, ich möchte nur Kontinuität waren
gerne möchte ich euch meine Rezession zu "We Will Rock You" vorstellen. Die Vorstellung begann am 10.01.2013 um 19:30 Uhr im Musicaltheater Basel. Spieldauer war etwa bis 10:30 Uhr, wie fast jedes Stück hat auch "WWRY" zwei Akte mit einer kurzen Pause dazwischen.
Vorbelastung
Ich mag die Musik von Queen. Zwar würde ich mich nicht als Fan bezeichnen, aber das Musical war ein Pflichtbesuch für mich. Das erste Mal darauf Aufmerksam wurde ich an einer Musicalgala, kurzdarauf hatte ich mir die Teilaufnahme der originalen Londoner Besetzung aus der Bibliothek besorgt. Wie so oft kann ich Teile der Texte auswendig, kenne aber nur die englischen Varianten. Ich war sehr Skeptisch, was die Teilübersetzung der Songs ins Deutsche betrifft.
Cast
Die Cast-Liste ist lang und kompliziert, mit Principals, Principals Alternates, Understudies und "Other Roles". An den verschiedenen Tresen war jeweils die Besetzung des aktuellen Abends angeschlagen. In dieser Vorstellung spielten unter vielen anderen:
Scaramouche - Jeannine Wacker
Galileo - Christopher Brose
Killer Queen - Nicole Malangré (Hauptbesetzung wäre Brigitte Oelke)
Khashoggi - Martin Berger
Brit - Markus Neugebauer
Ozzy - Anna Lidmann
Polo - Léon van Leeuwenberg
Allgemein war der Cast super, auch das Ensemble machte seine Sache sehr gut. Anna Lidmann gefiel mir nicht so als Ozzy (die Rolle, die auch mal Meat hiess), sie sprach mit starkem nordischen Akzent und ihre Stimme ging im Vergleich zu Markus Neugebauer (Brit) in den Duetten fast schon unter. In "No-One but you" gefiel sie hingegen wieder ziemlich gut.
Die Killer Queen (Nicole Malangré) gab sich keine Blösse. Ich weiss allerdings nicht, ob nicht eher Brigitte Oelke beim besagten Fernehauftritt die Killer Queen gespielt hat. Auch Martin Berger als Khashoggi war solide. Bei Polo handelt es sich übrigens um den Bibliothekar, der die Gehirnwäsche überstanden hat, in anderen Produktionen hiess er laut Wikipedia Pop oder Bap.
Am besten gefallen hat mir Jeannine Wacker als Scaramouche, die ab sofort auch Teil meiner persönlichen Musical-Darsteller Hall of Fame ist. Auch Christopher Brose machte seine Sache als Galileo ziemlich gut. Dennoch wurde ich das unbestimmte Gefühl nicht los, dass die beiden Stimmen einfach nicht zusammen passen wollten. Dies ist aber nur auf den ersten Blick schlimm, denn bald sah ich darin nur eine Unterstreichung der ewigen Differenzen dieser Charaktere. Ich weiss nicht so genau, ob dies Teil der Rollen war, aber Brose wirkte im Vergleich zum Energiebündel Jeaninne Wacker oft blass und fast statisch.
Texte und Dialoge
Ich war sehr erstaunt, wie gut die deutschen Texte funktioniert haben. Dennoch war ich sehr froh, dass das allermeiste englisch gelassen wurde. Die Übersetzer haben meiner Meinung nach eine gute Mischung gefunden. Einzig die Ballade "No-One but You" hätte man meiner Meinung nach englisch lassen müssen. Ich glaube, dann hätte ich mich dort zu einer Träne hinreissen lassen. Aber so...
Mir fehlte meine Lieblingszeilen "And so we grace another Table, and raise our glasses one more time..." und so weiter und so fort.
Die Dialoge wurden auf schweizer Publikum zugeschnitten. So ist Galileo "E sonen Dubbel" (Ein solcher Dödel) und Polo's Harley ist "nicht so zuverlässig wie die SBB". Immer wenn Titel oder Künstler aufgezählt werden, wurden schweizer Lieder und Musiker eingebaut und am Ende kommen beim letzten schweizer Gag vor allem die Männer auf ihre Kosten. Der Anführer der Bohemians heisst in der schweizer Version Gölä. Einen Charakter hat man zu ehren von Polo Hofer "Polo" getauft.
Das Musical ist sehr witzig, vorallem wenn es wieder zu Streitgesprächen zwischen Scaramouche und Galileo "Fifi" Figaro kommt. Mein Lieblingsscherz von der CD "I have shorter legs than you - Don't worry, your mouth makes up for it" wurde allerdings ersatzlos gestrichen.
Musik und Tanz
Am Eingang hängt ein grosses Schild: "Die Musik kann sehr laut werden, es wird empfohlen einen Gehörschutz zu tragen." Auch der Arbeitskollege, der die Show bereits besuchte, warnte mich vor der Lautstärke (aber nicht ohne anzumerken: "Aber wehe du stopfst dir die Ohren zu!"). Ich fand es eigentlich gar nicht so laut, ich hätte mehr erwartet, da sie im Musicaltheater Basel sowieso oft ordentlich aufdrehen. Tatsächlich war es eine gute Rock-Lautstärke, die genau für die drei Stunden ohne Probleme auszuhalten war.
Wo sie (wie schon öfter) Probleme hatten, war das richtige Verhältnis zwischen der Musiklautstärke und der Gesangslautstärke zu finden. Die Gesamtlautstärke war gut, aber oft war der Gesang im Vergleich zur Musik zu laut. Und vom "Ogre Battle" war ich richtiggehend enttäuscht, das hätte sogar viel lauter sein müssen.
Die Band war super, da gibt es nichts einzuwenden. Allerdings ist es bei dieser Art von Musik sehr schwierig, Fehler herauszuhören. Grobe Schnitzer sind auf jeden Fall keine passiert. Für einen kurzen Moment dachte ich sogar, Brian May höchstpersönlich stehe auf der Bühne, da einer der Gitarristen eine ähnlich üppige Haarpracht besass. aber ich glaube das hätte sie doch etwas grösser angekündigt. Oder?
Wenn nicht gerade die Gaga-Kids ihre perfekten Choreos ablieferten, wirkte der Tanz immer Rock-Mässig improvisiert, obwohl er es wahrscheinlich zu grossen Teilen nicht war. Dennoch entstand dadurch ein Gefühl davon, dass die Bohemiens wirklich erst dabei sind, die Musik und den Tanz neu zu entdecken.
Bühnenbild
Die Bühne wirkt stets sehr aufgeräumt, fast schon spartanisch. Einzig das Heartbreak-Hotel hebt sich punkto Komplexität ganz wenig vom Rest ab, ansonsten gibt es einfach die grosse Leinwand mit den mehr oder weniger gelungenen Animationen im Hintergrund und einige Dinge, die man kurz hinstellen kann.
Aus dem Bühnenbild hätte man mehr herausholen können. Sehr oft wirkt die Bühne fast schon leer und die ohnehin schon sehr kleine Jeannine Wacker verliert sich fast auf den Brettern, die die Welt bedeuten.
Story
Da es sich hier nicht um eine Musicalvorstellung handelt, sondern um ein Review, halte ich mich hier kurz. Es geht um eine Welt in der Zukunft, in der echte Instrumente nur noch in Mythen existieren und selbst gemachte Musik verboten ist. Der Konzern Globalsoft mit der CEO "Killer Queen" beherrscht die Welt. Nur eine kleine Gruppe, die Bohemians, möchte wieder selbst den wahren Rock erleben und hofft auf einen prophezeiten Träumer, der die letzte E-Gitarre finden soll...
Die Story ist eine ganz grosse Stärke des Stücks. Besonders als online sehr aktiver Zeitgenossen erkennt man sich in vielem wieder. Alles in allem ist es schon fast eine realistische Zukunft, wenn die Entwicklung so weitergeht wie bis jetzt. Es stimmt mich nachdenklich und regt an, sein eigenes Online-Leben etwas zu hinterfragen. Die Geschichte wirkt nie um die Lieder herum konstruiert und reisst mit. Einzig das Ende ist mir persönlich viel zu offen.
Publikum
Das Publikum war relativ enttäuschend. Ich bin mir sicher, mit einem Haus voller Queen-Fans könnte "We Will Rock You" ähnlich abgehen wie eine "Rocky Horror Show". Aber dem war nicht so. Zum ersten blieben ziemlich viele Sitze frei. Die Mitte war gut besetzt, aussen waren vor allem hinten ganze Reihen verwaist.
Zum zweiten zeigten sich die Besucher auch nicht sehr begeisterungsfähig, obwohl die Darsteller alles versuchten, die Leute zum mitklatschen und mitwippen zu animieren. Man applaudierte brav zu jedem Liedende, aber damit hatte es sich dann bald schon. Szenenapplaus suchte man vergebens. Das ist halt leider die Mantalität der Schweizer, sehr zurückhaltend.
Zwar gab es zum Schluss berechtigterweise stehende Ovationen, aber das Publikum blieb nicht mal für die anschliessende "Bohemian Rapsody" stehen. Als plötzlich alle um mich herum wieder sassen beugte auch ich mich aus Solidarität. Als dann aber schon beim ersten Einsatz von Scaramouche wieder Besucher sich aus den Sitzen erhoben, gehörte ich natürlich auch zu den ersten.
Programmheft
Da mir sehr wichtig ist, auch noch zu Hause zu wissen, wer von wem gespielt wurde, lasse ich mich ab und zu bei guten Shows zum Kauf eines Programmhefts hinreissen. So auch dieses Mal geschehen. Von aussen sieht es sehr edel aus, doch der Inhalt lässt eher zu wünschen übrig. Es gibt kein einziges Foto der Darsteller in Kostümen, ansonsten nur Bilder, die sich am ehesten mit Konzeptart vergleichen liessen und einigen dilettantisch verzierten Fotos der Proben und des Backstages.
Allerdings ist auch der Schauspieler mit der kleinsten Rolle mit Foto und einem mehr oder weniger langen Lebenslauf verewigt. Wer mehr wie ich auf viele Hintergrundinformationen zum ganzen Staff aus ist, dem sei das Heft empfohlen, für diejenigen, die es eher als Gedankenstütze zur Erinnerung brauchen lassen es lieber bleiben.
Fazit
Ein Musical, das für Freunde des guten alten Rocks praktisch ein Muss ist, für Queen-Fans sowieso. Es wirkt nie wie ein lieblos zusammengeschustertes Mashup-Stück, die Lieder könnten auch extra dafür geschrieben worden sein. Für alle anderen gibt es sicher bessere Musicals.
Diese Aufführung im speziellen bestach durch eine hervorragend aufspielende Band und einen soliden Cast, bei dem zwar nur jemand positiv herausstach, aber auch niemand wirklich abfiel. Für mich besonders wegen der schweizer Lokalisierung eine absolut sehenswerte Version des Stücks.
Mir hat es auf jeden Fall gefallen und ich überlege mir ernsthaft, noch eine zweite Vorstellung zu besuchen. Ich brauche nur noch eine Begleitung
Weitere Termine
"We Will Rock You" gastiert noch bis zum 24. März in Basel und zieht danach nach Essen, wo am 11. April das erste Mal gerockt wird, dort läuft es dann bis voraussichtlich 30. Juni. Ich gehe schwer davon aus, dass die ganzen schweizer Witze an die deutschen Verhältnisse angepasst werden. Die Termine, den kompletten Cast und ein paar Bilder könnt ihr auf der offiziellen Website http://www.wewillrockyou.ch abrufen.
Hinweise
Das Review basiert auf meiner Meinung und muss weder mit der Meinung anderer Kritiker noch mit der allgemeinen Meinung übereinstimmen. Lasst euch aber gesagt sein, dass es für ein Musical sehr schwer ist, mir nicht zu gefallen.
So, ich hoffe, ich konnte jemanden etwas unterhalten oder gar bei der Entscheidung helfen ob, man das Stück sehen will, vielleicht ja auch wenn es dann in Essen ist.
Liebe Grüsse
Gwaagy
Edit: Ich hab in der ersten Version aus Versehen mit meinem richtigen Namen unterschrieben. Nicht dass Ihr ihn nicht wissen dürftet, ich möchte nur Kontinuität waren