Blut geleckt?!
Nachdem ich mich schon seit geraumer Zeit hier im Forum als TdV-Fan bezeichne und auch schon öfter darüber gejammert habe, dass ich es noch kein einziges Mal zu Tanz der Vampire geschafft habe, wurde es langsam aber sicher Zeit, dass ich das Stück endlich live sehe.
Ein relativ „günstiges“ Angebot für Fahrt, Übernachtung mit Frühstück und Karten in der ersten Kategorie hat dies sogar noch in der Spielzeit Stuttgart möglich gemacht. Eigentlich hatte ich einen Besuch für die Spielzeit Berlin eingeplant. Aber so habe ich es dann doch besser gefunden, da mir der aktuelle Cast sehr gut gefällt. Und wer weiß schon, wie der der endgültige Cast in Berlin aussieht?
Genau eine Woche ist es jetzt her. (Ich habe den Bericht am Samstagabend angefangen.) Aber schon am Montag kam mir der Besuch unwirklich vor. So als hätte ich alles nur geträumt anstatt es selber zu erleben. Deswegen konnte ich zu diesem Zeitpunkt meine Eindrücke auch nicht zusammenfassend aufschreiben. Ich bin mir auch noch nicht sicher, ob ich das jetzt so hinbekomme wie ich es will, aber ich werde es einfach mal versuchen.
Also hier ist erst mal die Abendbesetzung:
Hauptrollen
Graf von Krolock - Kevin Tarte
Sarah - Angelina Markiefka
Professor Abronsius - Sven Prüwer
Alfred - Dennis Jankowiak
Chagal - Christoph Leszczynski
Magda - Linda Konrad
Herbert - Florian Fetterle
Koukol - Lucas Theisen
Rebecca -Jeanne Marie Nigl
Tanzsolisten
Brett Hibberd, Toby Poole, Samantha Turton
Gesangssolisten
Christopher Busse, Florian Soyka
Tanzensemble
Zoltan Fekete, Alan Kelly, Anna Lopusny, Lieselot Meurisse, Sandra Millym Judit Szoboszlay, Vanni Viscusi
Gesangsensemble
Antje Eckermann, Esther Hehl, Joana Henrique, Helen Morris, Linda Veenhiuzen, Gemma West, Jakub Wocial
Dirigent
Guido Löflad
Es spielte das Orchester des Palladium Theaters.
Und hier sind meine Eindrücke:
Palladium Theater:
Rein in das Si-Centrum, auf der Suche nach dem Theatereingang an einer Toilette vorbei kommen, sich kurz frisch machen gehen und dann per Zufall den Eingang zum Theater finden. Schon etwas ungewöhnlich und etwas verwirrend so ein Theater in einem Centrum. Aber wenn mal erst mal im Theater selber ist, unterscheidet es sich nicht groß von anderen Theatern dieser Größenordnung. Im Pausenraum gab es genügend Möglichkeiten, sich was zu trinken oder zu essen zu kaufen, Erinnerungsstücke wie das Programmheft zu ergattern oder sich irgendwo hinzusetzen. Der Theatersaal selber ist mit seinen erhöhten Sitzen und den Rängen im Vergleich zum Metronom Theater in Oberhausen deutlich besser. Wir saßen im Rang und hatten einen guten Gesamtüberblick über die Bühne. Dafür kamen wir auch nur einmal in den Genuss der Vampire und waren etwas benachteiligt, wenn die Vampire bzw. der Graf durch die Gänge liefen / lief.
Aber gegen einen guten Gesamtüberblick beim ersten Besuch ist ja auch nichts einzuwenden, oder?
Bühnenbild:
Beim Reinkommen in den Saal konnte man nichts weiter sehen als den Vorhang mit dem Gebiss und den Fledermausschatten. In Vergleich zu Wicked (welches ich fast ganz genau vor einem Jahr in Oberhause gesehen habe) war es also nicht sehr aussagekräftig. Schon am Anfang des Stückes konnte man bemerken, dass das Bühnenbild deutlich düsterer angelegt ist. Aber wenn man bedenkt, wie grundverschieden die Stücke sind, ist das auch keine Überraschung. Das düstere Bühnenbild unterstützt auf jeden Fall sehr gut die mystische Grundstimmung der Geschichte.
An dieser Stelle auch ein dickes Lob an diejenigen, die bei jeder Show für einen reibungslosen Ablauf bei dem Wechsel der Bühnenbilder sorgen. Die Szenenwechsel Wirtshaus, Schloss, Friedhof und Ballsaal sind so fließend, dass der Zuschauer sie kaum wahrnimmt.
Cast:
Graf von Krolock – Kevin Tarte:
Wie ihr wisst, bin ich seit längerem TdV-Fan. Am Anfang habe ich die CD mit Steve Barton rauf und runter gehört. Dann kam die Zeit, in der ich das Videoportal YouTube für mich entdeckte und damit das erste Mal mit den Gesangskünsten von Kevin Tarte und auch von Jan Ammann in Berührung kam. Am Anfang war Kevin für mich der Graf, den ich unbedingt mal live als Grafen auf der Bühne sehen wollte. Als ich dann häufiger Videos von Jan gesehen habe, wollte ich ihn und nicht mehr Kevin als Grafen sehen. Mittlerweile habe ich beide live gesehen. Jan bei der Pfingstgala und Kevin in eben dieser Vorstellung, über die ich hier eigentlich berichten will. Jetzt bin ich an dem Punkt angelangt, dass keiner von beiden besser ist als der andere. Beide spielen diese Rolle auf ihre Art und Weise, und ich finde, dass beide Interpretationen sehr gut sind. (Auch wenn ich das für Jans Interpretation nur mit Vorbehalt sagen kann. Ich habe ihn halt nur bei der Pfingstgala gesehen.)
Irgendwie bin ich gerade ganz schon von Thema abgekommen. Sorry. Jetzt aber wirklich etwas zu Kevin in dieser Vorstellung.
Also, Kevin hat an diesem Abend eine sehr souveräne Show abgelegt. Dass er an diesem Tag bereits eine Show gespielt hat (Jan hatte Urlaub) hat man ihm nicht angemerkt. Darstellerisch und gesanglich voll auf der Höhe. Wobei ich mir nicht sicher bin, ob ihm bei der Unstillbaren Gier einmal die Stimme weg gebrochen ist. Es war aber wahrscheinlich eine Einbildung meinerseits. Und wenn so war, sei’s drum.
Was einige bei seiner Interpretation des Grafen kritisieren ist, dass er dazu neigt, manche Passagen eher zu sprechen als zu singen. Mir ist das beispielsweise besonderes bei der Einladung zum Ball aufgefallen. Ehrlich gesagt habe ich es nach jahrelangem CD hören als sehr angenehm gefunden, diese anders interpretiert zu hören. Ich würde mir Kevin in der Rolle des Graf auf jeden Fall noch mal ansehen.
Sarah – Angelina Markiefka:
Für mich zusammen mit Dennis Jankowiak die Überraschung des Abends. Mit ihrem Namen konnte ich nichts anfangen, als ich ihn auf dem Castzettel gesehen habe. Was sie betraf, ging ich also objektiv in die Vorstellung rein. Sie konnte mich vom ersten bis zum letzten Ton vollends überzeugen. Ausdruckstarke Stimme und ein außergewöhnliches Darstellungsvermögen. Sie hat auch gut mit Kevin und Dennis harmoniert. Für mich die perfekte Sarah. Nun gut, ich habe bisher auch noch keine andere Sarah gesehen, aber ich kann mit nicht vorstellen, dass Sabrina Auer es besser hätte machen können.
Es hat mich etwas gewundert, dass sie weder im Cast Heft noch auf der Stage Entertaiment Seite von Tanz der Vampire aufgeführt ist. Erst durch ihre Facebook-Seite, habe ich erfahren, dass sie momentan Walk-in-cover ist. Wie es aussieht, wird sie auch in Berlin als Cover fungieren. Na dann, bin ich auf die Erstbesetzung gespannt, wenn das Cover schon so ausdrucksstark ist.
Professor Abronsius – Sven Prüwer:
Darstellerisch ein sehr guter Professor, gesanglich hat er mir weniger gefallen. Irgendwie hat mir in seiner Stimme etwas gefehlt. Was es ist, kann ich nicht genau benennen. Bei seinen schnellen Passagen (zum Beispiel bei Bücher) kam sein Gesprochenes / Gesungenes etwas undeutlich rüber.
Alfred - Dennis Jankowiak:
Wie schon gesagt war er für mich die zweite Überraschung des Abends. Genauso wie Angelina habe ich auch von ihm voher noch nie was gehört. Aber auch er hat mich von Anfang bis zum Ende überzeugt. Sein Für Sarah war so stark, dass man ihn als Zuschauer fast den Inhalt des Liedes geglaubt hätte.
Alfred war nie meine Lieblingsrolle, aber mit Dennis als Alfred wäre es sogar denkbar, dass Alfred sich zu meine Lieblingsrolle entwickelt.
Chagal - Christoph Leszczynski:
Mein Gott hat der Mann einen komplizierten Nachnamen. Und ich dachte immer, ich hätte einen. Aber egal, das gehört hier nicht hin. Hm..er hat Chagal gut verkörpert. Man hat ihm dem Wirtsmann, den etwas überbesorgten Vater und den Lüsting abgenommen. Chagal wird trotzdem, egal von wem er verkörper wird, nie meine Lieblingsrolle werden.
Magda - Linda Konrad:
Linda Konrad war in dem Zusammenspiel mit Christoph sehr gut. Vor allem die Szene bei der Gruft mit den beiden hatte was. Ihr Tot zu sein ist komisch war aber definitiv ihr Highlight. Im Übrigen hat sie mir als Vampir besser gefallen als einfach nur als Magd. Mir fällt gerade mal auf, wie passend ihr Charaktername doch ist.
Herbert - Florian Fetterle:
Die Rolle des Herbert ist ja schon gut angelegt. Ich mag es wie er Alfred in Angst und Schrecken bringt mit seiner Liebe. Der Tanz zwischen den beiden ist einfach nur lustig.
Florian Fetterle gibt einen guten schwulen, blonden Vampir ab.
Koukol - Lucas Theisen:
Die Rolle des Koukol ist ja eher klein. Hat er überhaupt irgendwo mal einen Gesangspart? Mir ist auf jeden Fall nichts in Erinnering geblieben.
Deswegen sag ich jetzt einfach mal nur, dass Lucas durchweg gut gebuckelt hat.
Rebecca -Jeanne Marie Nigl
Wenn ich es richtig in Erinnerung habe, hat die Rolle der Rebecca kein eigenes Lied, in dem sie sich präsentieren kann. Kommt sie überhhaupt im zweiten Akt noch mal vor? Na ja, auf jeden Fall hat sie ein konstantes Spiel gebracht. Mir fällt nichts ein, was besonders negativ oder positiv gewesen wäre.
Publikum:
Hm...das Publikum war etwas träge finde ich. Zu mindestens im Rang. Es gab zwar viel Zwischenapplaus (außer von dem, der mir neben saß. Er hat nämlich kein einziges Mal zwischendurch geklatscht. Ich habe mich gefragt, wieso er nach der Pause überhaupt wiedergekommen ist, wenn es ihm doch nicht gefallen hat. Am Ende hat er vielleicht dreimal herzlos in die Hände geklatscht.), aber am Ende sind nur vereinzelt welche aufgestanden. Ich habe mich da echt gefragt, wieso die alle sitzen blieben. Haben die vielleicht gedacht, da die im Rang sitzen, dass die Darsteller das eh nicht wahrnehmen, wenn man aufsteht? An der Show kann es definitiv nicht gelegen haben. Die war sehr gut.
Fazit:
In der Überschrift habe ich geschrieben "Blut geleckt?!". Und ja, ich habe definitv Blut geleckt. Bin wohl doch von einem Vampir gebissen worden. Wenn sich mir die Möglichkeit nochmal bietet, werde ich es mir auf jeden Fall nochmal angucken. Die Show war so, wie ich es mir vorgestellt und erwartet hatte.