Kiss me Kate (09.07.2011 Kittsee)

[Sisi Silberträne]

Kiss me Kate (09.07.2011 Kittsee)


Das insgesamt dreizehnte Mal, dass ich dieses Musical sehen durfte – nachdem der Broadway-Klassiker 2009 im Gloria-Theater bei mir ums Eck zu einem meiner Lieblingsstücke avanciert ist. Nach zwölf grandiosen Vorstellungen dort konnte ich mir doch nicht entgehen lassen wie es in Kittsee wohl sein würde. Bei dem Musical von Cole Porter handelt es sich quasi um ein Stück im Stück, in dem es um einen Trupp Schauspieler geht, die eine musikalische Version von Shakespeares “Der Widerspenstigen Zähmung” spielen. Natürlich bleiben kleinere und größere private Differenzen nicht aus, die sich dann im Falle der Hauptdarsteller und Ex-Ehepartner Lilli und Fred auf die Bühne verlegen. Das Chaos wird perfekt, als dann auch noch zwei Ganoven, die von Fred Geld eintreiben wollen, sowie Lillis langweiliger Verlobter auf den Plan treten. Am Ende erkennen die beiden Schauspieler schließlich, dass sie doch zueinander gehören.

Das Schloss Kittsee im Burgenland ist eine stimmungsvolle Kulisse, vor dem eine niedrige und einfach ausgestattete Bühne aufgebaut ist. Das schlichte Bühnenbild rückt die Darsteller und ihre Leistung ganz in den Mittelpunkt. Große drehbare Plakatwände an beiden Seiten drücken das Wechselspiel zwischen der Bühne und dem Backststagebereich aus.Die Kostüme während der Szenen, die während des Stücks und damit im Padua vor mehreren Jahrhunderten spielen, sind mir persönlich zu modern gehalten. Nur Petrucchios langer brauner Mantel gefällt mir, obwohl auch nicht so recht passend, sehr gut. Kätchens dunkel und erdig gehaltenes Outfit ist nett, kann mir aber nicht die wundervollen alten Kleider ersetzen, die ich so mag. Und Sneakers müssen dann wirklich nicht sein, die sollten dann schon hinter der Bühne verbleiben.
Die Lieder sind sämtlich in deutscher Übersetzung, mit Ausnahme des Openings vom zweiten Akt “Too darn hot”, was einer der Momente ist, wo ich neugierig auf die Überlegung dahinter wäre – die natürlich im verborgen bleibt.

Besetzung
Fred Graham (Petrucchio) – Andreas Lichtenberger
Lilli Vanessi (Katharina) – Ann Mandrella
Lois Lane (Bianca) – Johanna Maria Kräuter
Bill Calhoun (Lucentio) – Artur Ortens
Harry Trevor (Baptista) – Georg Kusztrich
Hattie (Garderobiere) – Lynne Kieran
Paul (Garderobier) – Eddie Cole
Ralph (Inspizient) – Gerald Reiter
Ganove 1 – Gerhard Ernst
Ganove 2 – Franz Suhrada
Harrison Howell – Friedrich Schwardtmann
u.a.

Ann Mandrella und Andreas Lichtenberger haben nach “Ich war noch niemals in New York” schon Übung im sticheln und streiten auf dem Weg zum Happy End. Die beiden erweisen sich auch in diesem Musical-Klassiker als absolutes Dreamteam, finde ich. Beide wissen durch ihre kraftvollen Stimmen wie durch ihr Schauspiel zu überzeugen.
Als Garderobiere Hattie steht Lynne Kieran auf der Bühne, wohlbekannt als ein Drittel der Band “Rounder Girls”, die Österreich sogar schon beim Eurovision Song Contest vertreten haben. Sie spricht mit hörbarem Akzent, was in diesem Fall meiner Meinung nach gar nicht stört, sondern im Gegenteil die Rolle ergänzt. Gesanglich muss sich das Rounder Girl ohnehin nicht hinter den beiden Musicalstars verstecken.

Abschließend muss ich aber sagen, dass mir die “Kiss me Kate” Produktion im Gloria-Theater doch besser gefallen hat – nein, nicht wegen Maya Hakvoort, da Ann Mandrella eine ausgezeichnete Lilli Vanessi gibt. Vor allem den zweiten Akt fand ich damals schlüssiger. In der Produktion vom Kittsee kommt das Ende fast zu plötzlich, für mich ist es nicht ganz nachvollziehbar, warum Lilli sich auf einmal doch für Fred entscheidet. Ja, er zeigt auf, wie langweilig ihr schwerreicher Verlobter Harrison Howell ist, und dann? Im Gloria-Theater gab es noch ein höchst amüsantes kleines Duett zwischen Lilli und Harrison, das hier wegfällt (dafür ist der von englischen CD-Aufnahmen bekannte Song “Bianca” mit dabei). Außerdem wirkt hier das große Duett der Ganoven “Schlag nach bei Shakespeare” auf mich losgelöst, es will sich nicht so recht ins Gesamtbild einfügen.

Die fernen Blitze sind zum Glück den ganzen Abend fern geblieben, sodass es trotz der kleinen Kritikpunkte meinerseits eine schöne Show bei perfekt warmem Wetter geworden ist. Die Spielstätte Kittsee werde ich nicht zuletzt wegen ihrer traumhaften Kulisse in guter Erinnerung behalten und gerne weiter empfehlen. Erwähnenswert seien auf jeden Fall noch die moderaten Preise für Programhefte, Getränke und Essen, das bei Ständen auf der Wiese vor dem Schloss zu kaufen gab – was bekanntermaßen alles andere als eine Selbstverständlichkeit ist, wenn man ins Theater geht.

Auf meinem Blog gibts noch ein Foto von Bühne und Schloss: http://www.inseldermusik.at/?p=329

[Elphaba]

Vielen Dank für deinen schönen Bericht Sisi! Interessant zu lesen, wie dir diese Produktion im Vergleich zu der in Wien gefallen hat. Und auch, wenn die im Gloria (an die du ja mehr als gewöhnt warst ) dir besser gefallen hat, scheint diese Inszenierung mit allem drum und dran ja doch sehenswert gewesen zu sein.
Und die Kulisse sieht ja wirklich hübsch aus.