Annie Get Your Gun (18.02.2011 Baden)

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Annie Get Your Gun (18.02.2011 Baden)

Beitragvon Sisi Silberträne » 20.02.2011, 20:46:54

Annie Get Your Gun (18.02.2011 Baden)


Zunächst habe ich mich gefreut wieder ein Stück im Stadttheater Baden zu sehen. Das ist eine schöne Bühne, finde ich, mit gelungenen Inszenierungen. Unter anderem habe ich dort mehrere grandiose Vorstellungen von Evita gesehen.
Diesmal stand mit „Annie get your gun“ ein amerikanischer Musical-Klassiker auf dem Programm. Über den Song „There is no business like showbusiness“ stolpert man vermutlich zwangsläufig, wenn man sich mit Musicals beschäftigt. Davon abgesehen wusste ich vorher kaum etwas über dieses Stück. Geschweige denn, dass es auf einer realen Person im Amerika des 19. Jahrhunderts beruht. Annie Oakley, oder eigentlich Phoebe Ann Moses (1860-1926), in Amerika noch immer eine Legende und eine Action-Figur.

Die aus einer armen Familie stammende Annie, ihres Zeichens begnadete Jägerin, besiegt in einem Wettschießen den berühmten Schützen Frank Butler, den Star von Buffalo Bills Wild West Show und wird fortan Teil der Truppe. Der Indianerhäuptling Sitting Bull, die Legende von Wounded Knee adoptiert sie symbolisch. Sie verliebt sich in den von sich recht überzeugten Frank und obwohl er ihre Gefühle erwidert, kann er ihren zunehmenden Erfolg nicht verkraften. Als sie ihm den Rang abzulaufen droht, verlässt er die Show, um zu Shanghai Bills Far East Show zu wechseln. Buffalo Bill tourt mit seiner Truppe nach Europa, wo Annie unter anderem die Herrscherhäuser von England, Frankreich und Russland für sich gewinnt. Doch diese Tournee ist teuer, die Show ist pleite. Shangai Bill steht vor demselben Problem, sodass man die beiden Truppen schlussendlich vereint. Weil aber davon noch kein Geld kommt, verkauft Annie ihre wertvollen Auszeichnungen, die sie in Europa erhalten hat. Es kommt zu einem finalen Wettschießen, bei dem Frank und Annie die trotz Verliebtheit immer noch herrschende Rivalität klären wollen. Dieses endet unentschieden und mit einem Happy End für die Liebe.

Besetzung
Annie Oakley - Johanna Arrouas
Frank Butler - Thomas Sigwald
Buffalo Bill - Erich Schleyer
Dolly Tate - Michaela Mock
Winnie Tate - Katrin Fuchs
Tommy Keeler - Andreas Sauerzopf
Sitting Bull - Wilhelm Seledec
u.a.

Von dieser Liste ist mir eigentlich nur Michaela Mock bekannt, weil sie öfter auf der Bühne Baden steht (gesehen etwa in High Society), und Erich Schleyer kennt man unter anderem aus Film und Fernsehen.
Johanna Arrouas als Annie hat mir sehr gefallen, sie hat eine schöne Stimme und singt recht klassisch. Weil sie eher zart ist, geht sie auch optisch als die im Erwachsenenalter 1,52 m große Annie durch. Sie weiß in der Entwicklung Annies vom verwilderten Mädel zum Showstar zu überzeugen. Laut Programm hat sie ebenfalls in Baden in Les Misérables die Eponine gespielt.
Wenn am Anfang jemand auf die Bühne kommt, um ein paar Worte zu sprechen, ist meist etwas Unvorhergesehenes eingetreten. In diesem Fall ein Frank Butler mit der linken Hand im Gips nach einem Unfall. Thomas Sigwald hat sich als weltbester Schütze und Rauhbein trotzdem gut geschlagen. Bewegungstechnisch war er natürlich ein wenig eingeschränkt.
Erich Schleyer führt als Buffalo Bill durch die Handlung, erzählt vieles, hat manchen amüsanten Spruch parat. Und das so treffend, dass er auch direkt einem Wild West Film entsprungen sein könnte.
Das Stück hat mir jedenfalls wieder einmal bestätigt, dass ein gelungener Theaterabend nicht unbedingt die großen Namen der Musicalszene braucht. Es gibt niemanden, der mich wirklich nicht überzeugen konnte.

Die Inszenierung fand ich wieder sehr gelungen. Ich mag die Badener Bühne ohnehin. Sie hat zwischen der ersten Sitzreihe und dem Orchestergraben noch ein schmales Stück Bühne, das von den Darstellern häufig benutzt wird. Wie auch in anderen Stücken davor wurde das Publikum desöfteren ein bisschen miteinbezogen. Die beiden seitlichen Logen links und rechts vom Orchestergraben fast in Höhe der Bühne sind auch prädestiniert dafür.
Auf der Bühne spielten sich alle Vorgänge in einer durch an den Seiten befindliche Blöcke mit Sitzreihen angedeuteten Arena ab, bevölkert mit einigen Pappkameraden, zu denen sich jedoch auch immer wieder Darsteller gesellen konnten.
Man merkt schon, dass „Annie get your gun“ eines der klassischen Musicals ist, geht fast in Richtung Operette. Es hat schöne Lieder, tolle Tanzszenen, ernste und lustige Elemente. Bewegend ist es zum Beispiel, wenn Annie davon singt, was sie alles nicht hat, etwa Geld und Schmuck, und was dafür sehr wohl hat. Die goldene Sonne und den Silbermond.
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Re: Annie Get Your Gun (18.02.2011 Baden)

Beitragvon Elisabeth » 20.02.2011, 20:57:15

Sisi Silberträne hat geschrieben:Besetzung
Annie Oakley - Johanna Arrouas
Wenn am Anfang jemand auf die Bühne kommt, um ein paar Worte zu sprechen, ist meist etwas Unvorhergesehenes eingetreten. In diesem Fall ein Frank Butler mit der linken Hand im Gips nach einem Unfall. Thomas Sigwald hat sich als weltbester Schütze und Rauhbein trotzdem gut geschlagen. Bewegungstechnisch war er natürlich ein wenig eingeschränkt.
Sie kenne ich von Guys and Dolls, da hat sie in der Volksoper die Sarah Brown gespielt.
Und wie man sieht kann ein Darsteller durchaus auch mit Gipshand eine Hauptrolle spielen :^^: :-p
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Re: Annie Get Your Gun (18.02.2011 Baden)

Beitragvon Elphaba » 21.02.2011, 01:50:32

Danke für deinen schönen, kompakten Bericht Sisi!

Ich mag die Musik von Annie Get Your Gun auch sehr. Eben so ein richtig schönes, "altmodisches" Musical. :D
Das scheint ja auch eine ganz gelungene Inszenierung gewesen zu sein. :)
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