Elphaba – Sabrina Weckerlin
Glinda – Joana Fee Würz
Fiyero – Carl van Wegberg
Madame Akaber – Christina Maria Brenner
Der Zauberer von Oz – Petter Bjällö
Nessarose – Janine Tippl
Dr. Dillamonth – Thomas Wißmann
Moq – Ben Darmain
Damenensemble
Helena Blöcker, Carlotta Bolognese, Vanessa Campbell, Heather Carino, Theano Makariou, Candy Marriott, Carly Meyers, Lanie Sumalinog, Janna Yngwe
Herrenensemble
Nuno Azevedo, James Cook, Rhys George, Kit Gresty, Matt Jones, Robert Knorr, Dashi Mitchell, Terence Rodia, Dirk Weiler
Dirigent
Martin Gallery
HINWEIS: Den Bericht habe ich ursprünglich für ein anderes Forum geschrieben und er richtet sich auch in erster Linie an die Leute, die mit in der Show waren, aber ich dachte, dass sich hier trotzdem vielleicht ein paar darüber freuen.

Als bekanntgegeben wurde, dass Wicked nach Oberhausen zieht, war ich anfangs ein wenig traurig, weil ich das Stück in Stuttgart sehr ins Herz geschlossen habe und es einfach schon so oft erlebt habe, dass einiges an Qualität verloren geht, wenn man eine Show, die perfekt in das aktuelle Theater passt, nimmt und in ein anderes Theater steckt. Natürlich ist das nicht immer der Fall, aber mir wäre es damals lieber gewesen, dass man Wicked nach Stuttgart erstmal komplett in Deutschland abgesetzt hätte (obwohl es eine wirkliche Bereicherung für die deutsche Musicallandschaft war!) Anfangs hatte ich auch eine völlig unbegründete Angst, Wicked in Stuttgart zu verraten und meinen ganzen schönen Erinnerungen an diese Zeit untreu zu werden, wenn ich es mir in Oberhausen anschaue. Das hat sich aber mittlerweile gelegt und ich bin am Samstag ganz offen und unvoreingenommen ins Theater gegangen. Im Nachhinein bin ich auch wirklich froh, es mir in Oberhausen angesehen zu haben, trotzdem trauere ich den Stuttgarter Zeiten ein bisschen nach. Aber, das habe ich auch schon in meinem Dernièrenbericht geschrieben: Die eine Tür schließt sich, die nächste geht auf.

Nachdem wir den soundofmusic-Shop in Essen leergekauft hatten und beim „Tag der offenen Tür“ an der Folkwang Hochschule, von dem keiner was wusste, die Talente von morgen bewundert haben (deren Kostproben waren wirklich sehr vielversprechend, von denen wird man sicher noch was hören!


Vielleicht noch als kleiner Hinweis: Wenn ich schreibe „xy ist meine Lieblingselphaba/-glinda/…“, dann beschränkt sich das nur auf Deutschland, sprich Stuttgart und Oberhausen, und versteht sich nicht auf internationaler Ebene.

Mit der Besetzung war das in Oberhausen in den letzten Wochen ja ein ziemliches Chaos: Willemijn krank, Roberta krank, Melanie übernimmt alles, Sabrina springt ein, Roberta wieder da, Melanie Urlaub, Roberta wieder weg, Sabrina verlängert … so oder so ähnlich!


Dass wir Sabrina Weckerlin tatsächlich als Elphaba sehen würden, habe ich am Tag vor der Vorstellung erfahren. Ganz ursprünglich sollte sie ja schon am Wochenende zuvor gehen, dann hieß es, sie spielt am Samstag nur die Matinee. Aber wie die letzten Wochen gezeigt haben, heißt „Sabrina spielt mittags“ ja gleichzeitig auch „Sabrina spielt abends“.

Tja, es gab mal eine Zeit, da war man noch etwas besonderes, wenn man Sabrina als Elphie gesehen hatte!


Was ich gut finde, ist, dass sie auch keine Elphaba kopiert, sondern darstellerisch ihren ganz eigenen Weg geht. Ob man ihr Schauspiel nun mag, ist wieder eine andere Sache. In den Dialogen ist sie nun viel deutlicher zu verstehen – in Stuttgart hat sie nämlich ganz viel verschluckt und ist am Satzende häufig im Eifer des Gefechts ganz laut und schnell geworden, so dass man absolut nichts verstanden hat. Dazu neigt sie nun nur noch sehr selten.
In Stuttgart hat sie mir im ersten Akt besser gefallen, am Samstag war ich nach diesem ein bisschen enttäuscht. Aber ich dachte, ich lasse den Rest mal kommen, lasse sie noch „Gutes tun“, bevor ich über sie urteile.


Der Aspekt, der mir an ihrem Spiel am besten gefallen hat, war nicht ihre Freundschaft zu Glinda, nicht ihre Liebe zu Fiyero und auch nicht die Wandlung zur bösen Hexe des Ostens, sondern das Verhältnis zu Nessarose, das ich noch nie so intensiv erlebt habe. Es war nicht das Zusammenspiel zwischen Sabrina und Janine, das mich so sehr mitgerissen hat (das fand ich nämlich nicht überragend), sondern das, was von Sabrinas Seite kam. Sie spielt die aufopfernde und bemühte Schwester mehr als glaubwürdig. Bei Willemijns Elphaba hatte ich immer den Eindruck, dass sie es als ihre Pflicht ansieht, sich um Nessa zu kümmern, und sich vielleicht auch insgeheim erhofft, dadurch Anerkennung von ihrem Vater zu bekommen. Bei Sabrina hatte ich aber wirklich das Gefühl, sie tut es aus Liebe, und das fand ich sehr rührend. Entsprechend war für mich auch „Die böse Hexe des Ostens“ darstellerisch in meinen Augen ihre stärkste Szene am Samstag, und ich finde es ungewöhnlich, für eine Elphaba ausgerechnet diese Szene zu wählen.
Insgesamt spielt Sabrina eine sehr eigene Elphaba, die man sehr toll finden kann. Ich finde, sie ist nach wie vor zu jung für die Rolle, aber das ist eben meine eigene Meinung. Ich habe mich wirklich total gefreut, sie nochmal als Elphaba zu sehen und so hatte sie doch noch die Gelegenheit, mich zu überzeugen (wenn auch immer noch nicht komplett). Außerdem fand ich es schön, sie zu sehen, weil das einfach ein bisschen „Anfangszeit von Wicked in Stuttgart“-Feeling ins Metronom gebracht hat.

Nun komme ich zu Joana Fee Würz als Glinda, und da muss ich jetzt am Anfang nochmal ausdrücklich betonen, dass ich wirklich absolut unvoreingenommen ins Theater gegangen bin und ganz gespannt auf sie war. Ich bin auch jederzeit offen für neue Darstellerinnen und klammere mich nicht immer nur an eine einzige Darstellerin. Ich muss aber leider sagen, dass mir Joana ganz und gar nicht gefallen hat.



Insgesamt war es eine interessante Erfahrung, Oberhausens 1st Cast Glinda einmal live zu sehen, aber ein zweites Mal muss nicht sein.

Als ich Samstagmittags in Essen erfahren habe, dass Carl van Wegberg den Fiyero spielt, hat das mir wirklich den Tag gerettet!

Carl war großartig!


Schauspielerisch war er ganz toll, da fand ich ihn schonmal präsenter als Mathias. Auch gesanglich fand ich Carl viel ansprechender und ich fand es am Samstag mal wieder richtig schade, dass der liebe Fiyero so wenig zu singen hat. Nur tänzerisch war Carl nicht die allerbeste Figur gemacht, da wirkten Jens Simons Bewegungen insgesamt runder und flüssiger.
Alles in allem war das aber eine großartige Leistung und ich würde ihn unheimlich gern ein zweites Mal sehen!

Ich finde es ja immer wieder erstaunlich, WIE gut mir die Rolle des Zauberers gefällt, wenn sie nicht von Carlo Lauber gespielt wird!





Ich wollte in der Rolle der Madame Akaber eigentlich schon seit meinem zweiten Besuch in Stuttgart mal eine andere sehen. Nicht weil sie schlecht ist, aber ihre Darstellung war einfach immer gleich und oft hat sie auf mich zu routiniert gewirkt, kurz: ich war einfach für Abwechslung! Und die habe ich am Samstag auch bekommen.



Zusammenfassend hat sie einfach noch zu jung ausgesehen, der Rolle aber durch ein frisches Schauspiel dennoch viel Leben und Authentizität eingehaucht! Wenn ich die Wahl gehabt hätte, hätte ich glaube ich Helena noch ein kleines bisschen lieber gesehen, aber mit Christina war ich auch sehr zufrieden!

Janine Tippl gefällt mir mittlerweile richtig gut als Nessa, aber ich finde sie immer noch nicht überragend. In ihrem Schauspiel fehlt mir vor allem im zweiten Akt einfach die Intensität. Nicole Radeschnig ist immer noch meine deutsche Lieblingsnessa, weil sie die innere Zerrissenheit sehr glaubwürdig rübergebracht hat. (Maike Switzer hätte ich unheimlich gern mal live in der Rolle gesehen!) Ich fand aber auch Lanie Sumalinog besser als Janine, vor allem gesanglich. Überhaupt finde ich, dass Lanie als Nessa völlig unterbewertet wird!

Aber Janine war, wie gesagt, wirklich gut.
Ben Darmain fand ich ein bisschen blass als Moq, dieses „Problem“ hatte ich auch schon bei Stephan L Punkt. Aber knuffig war der liebe Ben schon und sein Akzent war nicht so ausgeprägt wie befürchtet. Ich vermisse aber Stefan Stara nach wie vor in dieser Rolle, weil ich ihn einfach so toll fand! (Und leider habe ich nie Andrea Casati gesehen!

Thomas Wißmann hat mich als Dillamonth sehr positiv überrascht. Ich fand ihn sogar noch ein kleines bisschen besser als Michael Günther, den ich in Stuttgart gegen Ende der Spielzeit und vor allem dann nochmal bei der Dernière ins Herz geschlossen habe. Ich hätte zwar auch gerne mal Possi oder Petter in der Rolle gesehen, aber die habe ich damals in Stuttgart eigentlich nie vermisst, weil Michael so toll war.
Und Thomas hat die Rolle ein kleines bisschen anders gespielt, und ich fand seine Leistung sehr ansprechend!

Das Ensemble war gut, aber nicht so packend und mitreißend wie in Stuttgart. Ich habe bei „Keiner weint um Hexen“ ganz hilflos die Bühne abgesucht


Ich konnte leider auch gar nicht zuordnen, von wem am Samstag Glindas Freundinnen gespielt wurden. Ich fand sie irgendwie beide ein bisschen unscheinbar, aber das kann auch damit zusammenhängen, dass ich insgesamt einfach nicht so sehr auf sie fixiert war.

Im Metronom Theater war ich am Samstag zum ersten Mal. Ich fand es eigentlich ganz hübsch, aber ich finde es immer schade, wenn ein Theater keinen Rang hat (auch wenn ich mich dort nie hinsetzen würde!



Die Auslastung war nicht so gut, hinten war noch ganz viel frei, und die Stimmung war leider ziemlich schlecht. Sowas habe ich bei keinem meiner Stuttgart-Besuche erlebt.

Wer darauf besteht, Glinda unter ihr Bubblekleidchen schauen zu können, dem kann ich den Platz im Parkett links, Reihe 2, Platz 8 nur ans Herz legen.


Ich überlege gerade, was noch Erwähnenswertes vorgefallen ist …

Als Versprecher würde ich es nicht bezeichnen, vielleicht hat Sabrina es ja ganz bewusst gemacht: Als Dillamonth sie nach ihren Freunden fragt, sagt sie nicht „Schon gut, ich hab keine“, sondern „Geht schlecht, ich hab keine“.
Beim „Tanz durch die Welt“ hat Carl sein Büchlein gegen Nessas Rollstuhl geworfen, aber ich weiß nicht, ob das außer mir noch jemandem aufgefallen ist.

Als der Zauberer bei der Audienz hinter seinem Riesen-Hokus-Pokus-Kopf hervorgetreten ist, habe ich es um mich herum mindestens fünfstimmig flüstern gehört: „Ja, Petter!

Joanas Betonung war manchmal etwas komisch … Als Mme Akaber mit dem Grimmerich erscheint, klingt ihr „Mme Akaber!“ nicht nach einem „Mme Akaber, was machen Sie denn hier?“, sondern eher nach einem „Ach, Mme Akaber, Sie sehen ja heute wieder toll aus!“

Ich finde es total cool, den Saal in der Pause fast für sich alleine zu haben!

Bei „Wie herrlich“ habe ich mir in der ersten Hälfte des Liedes gedacht: „Leute, ihr steht im Weg, könnt ihr mal bitte zur Seite gehen? Ich sehe nicht, was auf dem Podest vor sich geht! Und … KÖNNT IHR MAL BITTE EURE KOMISCHEN MARGE-SIMPSON-GEDENKFRISUREN-HÜTE AUSZIEHEN??!!



Eine kleine Geste, die ich persönlich als sehr schön empfunden habe: Bei der „Bösen Hexe des Ostens“ schaut Sabrina Ben, nachdem dieser gesagt hat, dass er sein Herz an Glinda verloren hat, ganz wütend an, wedelt zuerst noch wild mit den Händen, damit er die Klappe hält, und nachdem er es ausgesprochen hat, erhebt sie drohend ihre Faust, weil sie schon ahnt, welche Folgen Moqs unbedachtes Handeln haben kann.
Bei „Wundervoll“ kam es dann zum lustigsten Moment des Abends. Herr Bjällö alias The Wizard himself: „Ich wollte den Asiaten … Oziaten … Ozianern einfach alles sein!”



Und dann kam das Finale mit dem Bubble-Drama.




An der StageDoor waren wir nicht megaerfolgreich, aber ich habe bekommen, was ich wollte – ein Foto mit Carl, ein Foto mit Petter und ein Autogramm von ihm, das leider total verschmiert ist, und Lanie hat das Besetzungsheft auch signiert und ich habe ein Foto mit ihr.


Uuuund der StageDoor-Uwe hat uns Autogrammkarten geschenkt. Eine signierte von Anton und eine unsignierte von Thomas. (O-Ton: „Und dann hab ich hier auch noch eine von der Ziege!“

Ich fand die Vorstellung toll, aber rückblickend war sie gar nicht der Höhepunkt der gemeinsamen Zeit, die wir miteinander verbracht haben. Das ganze Drumherum war irgendwie schöner, lustiger und nachhaltiger als der Theaterbesuch.

Eigentlich bin ich davon losgekommen, Wicked in Stuttgart hinterherzutrauern, aber jetzt vermisse ich die Zeit doch wieder ein bisschen mehr, weil sie einfach etwas Besonderes war. Und jetzt in Oberhausen … Das Stück ist zwar noch dasselbe, aber die Magie ist verlorengegangen.

Einziger Anreiz, die Show ein zweites Mal in Oberhausen anzusehen, wäre entweder eine interessante Besetzung (um das mal zu explizieren: Katrin als Glinda, Helena als Akaber und jederzeit wieder Carl als Fiyero und Petter als Zauberer!) oder wieder von so vielen tollen, lustigen, wundervollen Menschen umgeben zu sein, die einem wirklich alles ertragbar machen!
