Love Never Dies, 17. + 21.09.10
Verfasst: 26.09.2010, 17:48:44
Hallo alle zusammen. Ich war letzte Woche in London und hab mir da auch ein paar Musicals reingezogen und da ja Love Never Dies doch ein ziemlicher Streitpunkt in der (zumindest englischsprachigen) Musicalwelt ist, dachte ich mir, dass ich mal versuch hier ne kleine (*hust*) Kritik zu schreiben, für alle, die überlegen es sich anzugucken Gleich vorneweg: Ich hab es mir zweimal angeguckt, weil ich das erste mal nicht Sierra Boggess als Christine hatte. War aber auch sonst sehr froh darüber, allein schon um meine Meinung zum Stück zu festigen.
Aaaaalsoo. Für alle, die noch nicht davon gehört haben: LND ist die Fortsetzung von Phantom der Oper und macht sich schon alleine durch diese Tatsache das Leben schwer. Wie kann denn bitteschön PdO fortgesetzt werden? Und dann auch noch sinnvoll und überzeugend? Zugegeben, die Story steht auf sehr, sehr wackligen Beinen.
Angeblich 10 Jahre nach den Vorkommnissen in PdO (allerdings in 1907, hm... wer konnte hier nicht rechnen?) lebt und arbeitet das Phantom unter dem Decknamen "Mister Y" in New York auf Coney Island, wo er inzwischen einen eigenen Vergnügungspark ("Phantasma") hat. Auf das depperte Wortspiel in dem Namen geh ich jetzt nicht ein, weil es einfaach nicht funktioniert...
Madame Giry und Meg sind auch dabei, Meg als "Star" (ich schreib jetzt nicht "Stripperin", nein ) und was genau Madam Girys Job da ist, hab ich immernoch nicht begriffen. Jedenfalls lädt unser liebeskrankes Phantom Christine anonym nach New York ein, für einen Auftritt. Christine, inzwischen Star-Sopranistin, verheiratet mit Raoul und Mutter von Gustave, kommt auch da Raoul, inwzischen spielsüchtig und Säufer, das Familienerbe verbraten hat.
Ab hier hau ich jetzt Spoiler rein, ich habe gewarnt (allerdings ist die Story auch so einfach gestrickt, dass man den Rest fast erraten kann )
Gleich in der Hälfte des ersten Akts gibt es ein Liebesduett zwischen Christine und dem Phantom ("Beneath a moonless sky"), in dem wir Zuschauer erfahren, dass die beiden vor Chrissis Hochzeit ein kleines... sagen wir mal, Techtelmechtel hatten. Spätestens jetzt sollte jedem klar geworden sein, was es mit diesem Kind auf sich hat
In der nächsten Szene sehen sich Christine und Raoul mit Meg und Madam Giry konfrontiert und keiner ist begeistert, den anderen zu sehen ("Dear old friend"). Meg, weil sie von Christine natürlich das Scheinwerferlicht und auch die Aufmerksamkeit des Phantoms (die sie sowieso nicht hat, aber gerne hätte) gestohlen bekommt und Madam Giry, weil die sich Sorgen um ihre Position macht. Oder so.
Am Ende des ersten Akts hat das Kind (Gustave) das Phantom ohne Maske gesehen und Panik bekommen und Christine bekommt was zu hören zum Thema "Wer ist der Vater???" (vom Phantom). Und natürlich ist es nicht Raoul...
Im zweiten Akt schließen Raoul und das Phantom eine Wette: Wenn Christine sich weigert zu singen, begleicht das Phantom alle Schulden und Raoul, Christine und Gustave verlassen zusammen die Stadt und hören nie wieder etwas vom Phantom. Wenn sie singt, muss Raoul alleine gehen. ("Devil take the hindmost")
Natürlich singt sie ("Love never dies").
Am Ende der Vorstellung (in der Vorstellung) ist Raoul gegangen - und das Kind verschwunden. Es stellt sich raus, dass Meg Gustave gekidnappt hat, um... tja, was eigentlich? Ihn zu ertränken. Okay, aber warum? Nicht ganz logisch hier an diesem Punkt. Jedenfalls werden sie von Christine, Phantom und Madame Giry gefunden bevor etwas passiert. Dann zieht Meg eine Pistole, bedroht das Phantom und erzählt, dass er seinen Vergnügungspark nur bauen konnte, weil sie für sämtliche wichtige Leute die *hust* Beine breit gemacht hat. Dann will sie sich erschießen, das Phantom redet ihr zu, sie will die Waffe aufgeben und dann singt der dumme Kerl "We can't all be like Christine" Irgendwie bekommt es Meg dann hin, Christine zu erschießen und sterbend erklärt sie ihrem Sohn, wer sein wahrer Vater ist, gibt noch ein paar Elternratschläge und knutscht nochmal mit dem Phantom. Es ist eine ziemlich lange Todesszene.
Sodale. Soviel zur Handlung. So "billig" wie die Handlung sind auch die Liedtexte (werd hier jetzt nicht die schlechten Stellen wiedergeben, da könnte ich fast das ganze Libretto abtippen, googlet es ). Aber wir reden hier ja auch über Andrew Lloyd Webber und ja, auch er kann schlechte Musik machen, aber LND ist alles in allem wirklich schön. Es gibt ein oder zwei wirklich unglückliche Stellen, aber dazu mehr weiter unten.
Generell gab es im Vergleich mit der CD (für alle, die sie kennen) einige Kürzungen und Textänderungen. "Heaven by the Sea" (die Ensemble Eröffnungsnummer) musste dran glauben und ich bin nicht traurig darüber (schade, dass sie "Bathing Beauty" nicht gekickt haben, aber dazu später mehr). Der Prolog wurde verkürzt und "That's the place that you ruined, you fool" (der Titel ist länger als die ganze Szene!) wurde in den Prolog mitreingequetscht.
Die Kulissen haben mir übrigens sehr gut gefallen und die Kostüme waren auch schön.
Ich persönlich fand, das es zuviele Projektionen waren. Im ersten Akt hat man praktisch bei jedem Szenenwechsel irgendeine Projektion. Bei der Ouvertüre kommt das noch ziemlich gut, aber danach wird es leicht nervig. Ein paar Projektionen, ja gerne, geht ja immer gut (siehe Tanz der Vampire), aber doch nicht soviele. Hätte auch noch gerne ein paar "klassische" Szenenwechsel gehabt.
In der ersten Vorstellung, die ich gesehen habe, war "Look with your heart", das Duett zwischen Christine und Gustave, für meinen Geschmack viel zu schnell, aber das war dann in der zweiten Vorstellung zum Glück nicht mehr so.
"Beneath a moonless sky" und das darauf folgende "Once upon another time" waren super gesungen, sehr schön gespielt und nicht mal zu schlecht inszeniert (was bei diesem Stück auch eher selten ist).
"Dear old friend", das Wiedersehen von Meg, Mdm Giry, Christine und Raoul war wirklich köstlich. Alleine schon dadurch, dass das Lied so böse und verlogen ist, aber auch dadurch, dass es ebenfalls super gespielt und gut inszeniert war.
"Beauty underneath", das Duett vom Phantom und Gustave, dagegen war... schlimm. Zu den Darstellern generell und den Gustaves im Speziellen komm ich weiter unten noch. Aber auch die Inszenierung an sich von dem Lied war so schlimm, dass sich selbst Ramin Karimloo zu Tode spielen und trotzdem nix mehr retten kann. (Genauso übrigens auch beim vorhergehenden Lied "Beautiful") Für so eine fetzige Nummer wie "Beauty underneath" fand ich es ne sch*** Idee, die Darsteller größtenteils auf der Bühne rumstehen zu lassen. Klar, das Kind rennt ein paar Kreise, aber ich hatte keine Ahnung, warum es das eigentlich macht. Begeisterung angesichts der Roboter und Maschinen, die es sieht? Naja...
Auch beim Finale des 1. Akts hatte ich den Eindruck (der dann im 2. Akt nur noch schlimmer wurde), dass die Sänger die meiste Zeit keine Ahnung haben, was sie eigentlich auf der Bühne machen sollen. Nicht mangels Talent, sondern mangels Regieanweisungen. Erinnert ihr euch noch an das 1. Finale in PdO? Ein fallender Kronleuchter! Und hier? Madam Giry, die wütend die Jacke von Gustave die Treppe runterwirft und ihr noch mindestens eine Minute lang nachstarrt, bis endlich die Musik fertig ist. Uuuuh!
Raouls Gejammere am Anfang des 2. Akts ("Why does she love me?") war live genauso nervig wie auf der CD. "Devil take the hindmost" dagegen, die Wette zwischen Phantom und Raoul, war schon wieder gut. Gut, die beiden haben sich einmal zu viel umkreist, als dass es noch groß dramatisch wirkte, aber es war wirklich super gespielt, man hat den Hass zwischen den beiden förmlich spüren können. Lustig war, dass Ramin (Phantom) in der zweiten Vorstellung aus irgendeinem Grund einen halben Lachanfall am Ende des Lieds bekommen hat, grad in dem Moment, in dem er Raoul so schön an der Gurgel gepackt hielt
Tja, das nächste Lied, das ich kommentieren will, ist "Bathing Beauty". Meg's Auftritt im Phantasma. Als ich die CD gehört hab, hab ich mir erst gedacht "Was für ein Scheiß!" und dann "Naja, vielleicht isses live ja besser." Nein. Ist es nicht. Das Lied ist und bleibt ein Griff ins Klo und dass Meg am Ende oben ohne auf der Bühne herumwackelt vermurkst es für mich erst recht. Da bin ich ein bisschen konservativ - man hat das schon die ganze Zeit im Alltagsleben, dass man mit irgendwelchen nackten Hühnern konfrontiert wird, da will ich das nicht auch noch in meiner "heilen Musicalwelt" haben
Das Titellied, "Love never dies", war sehr schön gespielt und gesungen, das zweite mal hat es mir etwas besser gefallen als das erste mal (Sierra Boggess hat mir einfach als Christine besser gefallen, als Celia Graham, aber auch dazu weiter unten noch).
Das Finale war auch okay. Nach der ersten Vorstellung hab ich mir gedacht, "Blöd, dass Chrissi und nicht der Goof [Anm.: Goof = Kind] erschossen wurde". Nach der zweiten Vorstellung hab ich mir gedacht, "Warum hat Meg nicht einfach alle außer Chrissi und Phantom erschossen"
Zur Cast (ich hatte beinahe die komplette OLC):
Gustave zuerst. In der ersten Vorstellung hatte ich Nicholas Comforth und war nicht wirklich überzeugt. Er hat öfters mal daneben gesungen und seine Stimme war für meinen Geschmack schon zu tief. Auch schauspielerisch war er nicht wirklich überzeugend. (Bevor ich hier schimpfe bekomme: mir ist klar, wie schwer es ist auf einer Bühne zu stehen, alle Töne zu treffen und dann auch noch zu schauspielern - besonders, wenn man nur ein Kind ist und kein erwachsener, ausgebildeter Darsteller. Andererseits habe ich auch schon sehr, sehr gute Kinder in Musicals gesehen - der Gavroche in Les Mis in London war genial und der andere Gustave war auch sehr niedlich). In der zweiten Vorstellung wurde Gustave von Harry Polden gespielt und den fand ich klasse. Schön gesungen und gespielt.
Dann Madame Giry. Hatte in beiden Vorstellungen Liz Robertson und fand sie gut, aber vom Hocker gerissen hat sie mich auch nicht. Immerhin hat sie nicht diesen blöden französischen Akzent gemacht! (Kann die mir aber sehr gut als Mrs Danvers vorstellen )
Meg wurde von Summer Strallen gespielt und während sie mir in der ersten Vorstellung noch ein bisschen leise vorkam, fand ich sie in der zweiten Vorstellung wirklich toll. Die Rolle ist einfach mini und leicht undankbar, aber dafür hat sie es klasse gemacht.
Joseph Millson (Raoul): Gleiches wie bei Meg. Wirklich, wirklich undankbare Rolle (ist sie ja schon in PdO, ich mein, wer mag schon Raoul?), aber sehr gut gespielt und toll gesungen.
Zu den Christines: In der ersten Vorstellung hatte ich (wie schon erwähnt) zu meiner großen Enttäuschung nicht Sierra Boggess, sondern Celia Graham. Aber obwohl "Look with your heart" etwas zu "brutal" gesungen war, hat sie sonst echt gut gespielt und super gesungen. Sierra Boggess hat mir nur alles in allem besser gefallen. Sie hat fantastisch gespielt (und ich finde, Christine ist ebenfalls eine undankbare Rolle - im ersten Teil war sie naiv und passiv, im zweiten ist sie es immernoch) und ihre Stimme ist einfach nur... wow!
Und das Phantom? In beiden Vorstellungen Ramin Karimloo und ich bin einfach nur SO FROH darüber, denn der Mann ist genial. Er spielt nicht das Phantom, er IST das Phantom!
Tja, und was ich jetzt jedem raten würde, der drüber nachdenkt, es sich anzugucken?
Guckt es euch an. Okay, die Story ist dünn, die Texte nicht wirklich subtil und die Inszenierung lässt ordentlich zu wünschen übrig, aber es gibt auch wirklich schöne Momente. Die Musik ist wunderschön und die Cast super. Spätestens wenn man aufhört LND mit PdO zu vergleichen und das Stück einfach nur für sich betrachtet, kann man es wirklich genießen. Und die billigsten Karten kosten auch nicht mehr, als die billigsten Karten bei der SE
Wenn ich nochmal die Möglichkeit bekomme, werde ich es mir nochmal anschauen
Aaaaalsoo. Für alle, die noch nicht davon gehört haben: LND ist die Fortsetzung von Phantom der Oper und macht sich schon alleine durch diese Tatsache das Leben schwer. Wie kann denn bitteschön PdO fortgesetzt werden? Und dann auch noch sinnvoll und überzeugend? Zugegeben, die Story steht auf sehr, sehr wackligen Beinen.
Angeblich 10 Jahre nach den Vorkommnissen in PdO (allerdings in 1907, hm... wer konnte hier nicht rechnen?) lebt und arbeitet das Phantom unter dem Decknamen "Mister Y" in New York auf Coney Island, wo er inzwischen einen eigenen Vergnügungspark ("Phantasma") hat. Auf das depperte Wortspiel in dem Namen geh ich jetzt nicht ein, weil es einfaach nicht funktioniert...
Madame Giry und Meg sind auch dabei, Meg als "Star" (ich schreib jetzt nicht "Stripperin", nein ) und was genau Madam Girys Job da ist, hab ich immernoch nicht begriffen. Jedenfalls lädt unser liebeskrankes Phantom Christine anonym nach New York ein, für einen Auftritt. Christine, inzwischen Star-Sopranistin, verheiratet mit Raoul und Mutter von Gustave, kommt auch da Raoul, inwzischen spielsüchtig und Säufer, das Familienerbe verbraten hat.
Ab hier hau ich jetzt Spoiler rein, ich habe gewarnt (allerdings ist die Story auch so einfach gestrickt, dass man den Rest fast erraten kann )
Gleich in der Hälfte des ersten Akts gibt es ein Liebesduett zwischen Christine und dem Phantom ("Beneath a moonless sky"), in dem wir Zuschauer erfahren, dass die beiden vor Chrissis Hochzeit ein kleines... sagen wir mal, Techtelmechtel hatten. Spätestens jetzt sollte jedem klar geworden sein, was es mit diesem Kind auf sich hat
In der nächsten Szene sehen sich Christine und Raoul mit Meg und Madam Giry konfrontiert und keiner ist begeistert, den anderen zu sehen ("Dear old friend"). Meg, weil sie von Christine natürlich das Scheinwerferlicht und auch die Aufmerksamkeit des Phantoms (die sie sowieso nicht hat, aber gerne hätte) gestohlen bekommt und Madam Giry, weil die sich Sorgen um ihre Position macht. Oder so.
Am Ende des ersten Akts hat das Kind (Gustave) das Phantom ohne Maske gesehen und Panik bekommen und Christine bekommt was zu hören zum Thema "Wer ist der Vater???" (vom Phantom). Und natürlich ist es nicht Raoul...
Im zweiten Akt schließen Raoul und das Phantom eine Wette: Wenn Christine sich weigert zu singen, begleicht das Phantom alle Schulden und Raoul, Christine und Gustave verlassen zusammen die Stadt und hören nie wieder etwas vom Phantom. Wenn sie singt, muss Raoul alleine gehen. ("Devil take the hindmost")
Natürlich singt sie ("Love never dies").
Am Ende der Vorstellung (in der Vorstellung) ist Raoul gegangen - und das Kind verschwunden. Es stellt sich raus, dass Meg Gustave gekidnappt hat, um... tja, was eigentlich? Ihn zu ertränken. Okay, aber warum? Nicht ganz logisch hier an diesem Punkt. Jedenfalls werden sie von Christine, Phantom und Madame Giry gefunden bevor etwas passiert. Dann zieht Meg eine Pistole, bedroht das Phantom und erzählt, dass er seinen Vergnügungspark nur bauen konnte, weil sie für sämtliche wichtige Leute die *hust* Beine breit gemacht hat. Dann will sie sich erschießen, das Phantom redet ihr zu, sie will die Waffe aufgeben und dann singt der dumme Kerl "We can't all be like Christine" Irgendwie bekommt es Meg dann hin, Christine zu erschießen und sterbend erklärt sie ihrem Sohn, wer sein wahrer Vater ist, gibt noch ein paar Elternratschläge und knutscht nochmal mit dem Phantom. Es ist eine ziemlich lange Todesszene.
Sodale. Soviel zur Handlung. So "billig" wie die Handlung sind auch die Liedtexte (werd hier jetzt nicht die schlechten Stellen wiedergeben, da könnte ich fast das ganze Libretto abtippen, googlet es ). Aber wir reden hier ja auch über Andrew Lloyd Webber und ja, auch er kann schlechte Musik machen, aber LND ist alles in allem wirklich schön. Es gibt ein oder zwei wirklich unglückliche Stellen, aber dazu mehr weiter unten.
Generell gab es im Vergleich mit der CD (für alle, die sie kennen) einige Kürzungen und Textänderungen. "Heaven by the Sea" (die Ensemble Eröffnungsnummer) musste dran glauben und ich bin nicht traurig darüber (schade, dass sie "Bathing Beauty" nicht gekickt haben, aber dazu später mehr). Der Prolog wurde verkürzt und "That's the place that you ruined, you fool" (der Titel ist länger als die ganze Szene!) wurde in den Prolog mitreingequetscht.
Die Kulissen haben mir übrigens sehr gut gefallen und die Kostüme waren auch schön.
Ich persönlich fand, das es zuviele Projektionen waren. Im ersten Akt hat man praktisch bei jedem Szenenwechsel irgendeine Projektion. Bei der Ouvertüre kommt das noch ziemlich gut, aber danach wird es leicht nervig. Ein paar Projektionen, ja gerne, geht ja immer gut (siehe Tanz der Vampire), aber doch nicht soviele. Hätte auch noch gerne ein paar "klassische" Szenenwechsel gehabt.
In der ersten Vorstellung, die ich gesehen habe, war "Look with your heart", das Duett zwischen Christine und Gustave, für meinen Geschmack viel zu schnell, aber das war dann in der zweiten Vorstellung zum Glück nicht mehr so.
"Beneath a moonless sky" und das darauf folgende "Once upon another time" waren super gesungen, sehr schön gespielt und nicht mal zu schlecht inszeniert (was bei diesem Stück auch eher selten ist).
"Dear old friend", das Wiedersehen von Meg, Mdm Giry, Christine und Raoul war wirklich köstlich. Alleine schon dadurch, dass das Lied so böse und verlogen ist, aber auch dadurch, dass es ebenfalls super gespielt und gut inszeniert war.
"Beauty underneath", das Duett vom Phantom und Gustave, dagegen war... schlimm. Zu den Darstellern generell und den Gustaves im Speziellen komm ich weiter unten noch. Aber auch die Inszenierung an sich von dem Lied war so schlimm, dass sich selbst Ramin Karimloo zu Tode spielen und trotzdem nix mehr retten kann. (Genauso übrigens auch beim vorhergehenden Lied "Beautiful") Für so eine fetzige Nummer wie "Beauty underneath" fand ich es ne sch*** Idee, die Darsteller größtenteils auf der Bühne rumstehen zu lassen. Klar, das Kind rennt ein paar Kreise, aber ich hatte keine Ahnung, warum es das eigentlich macht. Begeisterung angesichts der Roboter und Maschinen, die es sieht? Naja...
Auch beim Finale des 1. Akts hatte ich den Eindruck (der dann im 2. Akt nur noch schlimmer wurde), dass die Sänger die meiste Zeit keine Ahnung haben, was sie eigentlich auf der Bühne machen sollen. Nicht mangels Talent, sondern mangels Regieanweisungen. Erinnert ihr euch noch an das 1. Finale in PdO? Ein fallender Kronleuchter! Und hier? Madam Giry, die wütend die Jacke von Gustave die Treppe runterwirft und ihr noch mindestens eine Minute lang nachstarrt, bis endlich die Musik fertig ist. Uuuuh!
Raouls Gejammere am Anfang des 2. Akts ("Why does she love me?") war live genauso nervig wie auf der CD. "Devil take the hindmost" dagegen, die Wette zwischen Phantom und Raoul, war schon wieder gut. Gut, die beiden haben sich einmal zu viel umkreist, als dass es noch groß dramatisch wirkte, aber es war wirklich super gespielt, man hat den Hass zwischen den beiden förmlich spüren können. Lustig war, dass Ramin (Phantom) in der zweiten Vorstellung aus irgendeinem Grund einen halben Lachanfall am Ende des Lieds bekommen hat, grad in dem Moment, in dem er Raoul so schön an der Gurgel gepackt hielt
Tja, das nächste Lied, das ich kommentieren will, ist "Bathing Beauty". Meg's Auftritt im Phantasma. Als ich die CD gehört hab, hab ich mir erst gedacht "Was für ein Scheiß!" und dann "Naja, vielleicht isses live ja besser." Nein. Ist es nicht. Das Lied ist und bleibt ein Griff ins Klo und dass Meg am Ende oben ohne auf der Bühne herumwackelt vermurkst es für mich erst recht. Da bin ich ein bisschen konservativ - man hat das schon die ganze Zeit im Alltagsleben, dass man mit irgendwelchen nackten Hühnern konfrontiert wird, da will ich das nicht auch noch in meiner "heilen Musicalwelt" haben
Das Titellied, "Love never dies", war sehr schön gespielt und gesungen, das zweite mal hat es mir etwas besser gefallen als das erste mal (Sierra Boggess hat mir einfach als Christine besser gefallen, als Celia Graham, aber auch dazu weiter unten noch).
Das Finale war auch okay. Nach der ersten Vorstellung hab ich mir gedacht, "Blöd, dass Chrissi und nicht der Goof [Anm.: Goof = Kind] erschossen wurde". Nach der zweiten Vorstellung hab ich mir gedacht, "Warum hat Meg nicht einfach alle außer Chrissi und Phantom erschossen"
Zur Cast (ich hatte beinahe die komplette OLC):
Gustave zuerst. In der ersten Vorstellung hatte ich Nicholas Comforth und war nicht wirklich überzeugt. Er hat öfters mal daneben gesungen und seine Stimme war für meinen Geschmack schon zu tief. Auch schauspielerisch war er nicht wirklich überzeugend. (Bevor ich hier schimpfe bekomme: mir ist klar, wie schwer es ist auf einer Bühne zu stehen, alle Töne zu treffen und dann auch noch zu schauspielern - besonders, wenn man nur ein Kind ist und kein erwachsener, ausgebildeter Darsteller. Andererseits habe ich auch schon sehr, sehr gute Kinder in Musicals gesehen - der Gavroche in Les Mis in London war genial und der andere Gustave war auch sehr niedlich). In der zweiten Vorstellung wurde Gustave von Harry Polden gespielt und den fand ich klasse. Schön gesungen und gespielt.
Dann Madame Giry. Hatte in beiden Vorstellungen Liz Robertson und fand sie gut, aber vom Hocker gerissen hat sie mich auch nicht. Immerhin hat sie nicht diesen blöden französischen Akzent gemacht! (Kann die mir aber sehr gut als Mrs Danvers vorstellen )
Meg wurde von Summer Strallen gespielt und während sie mir in der ersten Vorstellung noch ein bisschen leise vorkam, fand ich sie in der zweiten Vorstellung wirklich toll. Die Rolle ist einfach mini und leicht undankbar, aber dafür hat sie es klasse gemacht.
Joseph Millson (Raoul): Gleiches wie bei Meg. Wirklich, wirklich undankbare Rolle (ist sie ja schon in PdO, ich mein, wer mag schon Raoul?), aber sehr gut gespielt und toll gesungen.
Zu den Christines: In der ersten Vorstellung hatte ich (wie schon erwähnt) zu meiner großen Enttäuschung nicht Sierra Boggess, sondern Celia Graham. Aber obwohl "Look with your heart" etwas zu "brutal" gesungen war, hat sie sonst echt gut gespielt und super gesungen. Sierra Boggess hat mir nur alles in allem besser gefallen. Sie hat fantastisch gespielt (und ich finde, Christine ist ebenfalls eine undankbare Rolle - im ersten Teil war sie naiv und passiv, im zweiten ist sie es immernoch) und ihre Stimme ist einfach nur... wow!
Und das Phantom? In beiden Vorstellungen Ramin Karimloo und ich bin einfach nur SO FROH darüber, denn der Mann ist genial. Er spielt nicht das Phantom, er IST das Phantom!
Tja, und was ich jetzt jedem raten würde, der drüber nachdenkt, es sich anzugucken?
Guckt es euch an. Okay, die Story ist dünn, die Texte nicht wirklich subtil und die Inszenierung lässt ordentlich zu wünschen übrig, aber es gibt auch wirklich schöne Momente. Die Musik ist wunderschön und die Cast super. Spätestens wenn man aufhört LND mit PdO zu vergleichen und das Stück einfach nur für sich betrachtet, kann man es wirklich genießen. Und die billigsten Karten kosten auch nicht mehr, als die billigsten Karten bei der SE
Wenn ich nochmal die Möglichkeit bekomme, werde ich es mir nochmal anschauen