Victor/Victoria - 24.07.2010 Stockerau
Besetzung
Victoria Grant / Graf Victor Grazinski: Maya Hakvoort
Toddy: Alfons Haider
King Marchan: Christoph Zadra
Norma Cassidy: Ines Hengl-Pirker
Squash Bernstein: Andreas Kammerzelt
Nachdem die Show am Freitag zur Hälfte im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser gefallen ist - sehr bedauerlich für zwei Bekannte von mir ausm Maya-FC, die extra aus Deutschland gekommen sind - wurde tags darauf Gott sei Dank drinnen gespielt. Schon von Vorteil, wenn es eine Ausweichmöglichkeit gibt. Der Stadtsaal von Stockerau ist überraschend groß und die Plätze sind dort (bis auf die ganz billigen) genauso wie draußen am Kirchenplatz. Ich hatte mit meiner Mum Plätze in der dritten Reihe, man gönnt sich ja sonst nix
Die Kulisse scheint sich indoor, soweit mir von Fotos bekannt, von draußen nicht zu unterscheiden. Den Mittelteil des Hintergrunds nimmt eine Bühnenform mit rotem Vorhang ein, links und rechts ist eine Mauernoptik mit verschiedenen Plakaten. Das Bühnenbild ist im Großen und Ganzen sehr schlicht, an Requisten finden sich Tische, Sofas, Betten und dergleichen. Großartige optische Effekte enthält die Show nicht. Sie lebt hauptsächlich von den Darstellern.
Kurz zum Inhalt. Die Hauptfigur des Stückes ist die englische Nachtclub-Sängerin Victoria Grant, die versucht in Paris einen Job zu finden. Sie gerät dabei an den schwulen Toddy, der sie unter seine Fittiche nimmt und die Idee hat sie als Mann auszugeben, weil es Travestiekünstler leichter haben als Frauen als Nachtclubsängerin. So wird Victoria zu Graf Victor Grazinski, Polens größtem Frauendarsteller. Sie startet durch, erobert Paris. Doch das Verwirrspiel beginnt, als sich der Gangster, Geschäftsmann und Frauenheld King Marchan zu ihr hingezogen fühlt. Der hat nämlich im Gegensatz zu den meisten anderen Männern im Stück ein großes Problem mit Homosexualität und kann nicht glauben, dass er sich zu einem Mann hingezogen fühlt. So versucht er zu beweisen, dass Graf Victor in Wirklichkeit gar kein Mann ist. Und Victoria entwickelt dabei auch eine Schwäche für ihn...
Victoria alias Victor wird von niemand anderem als Maya gegeben. Es ist fast überflüssig, wenn ich sage, dass sie verdammt gut ist, oder? Sie kann in dem Stück ihre Wandlungsfähigkeit unter Beweis stellen. Von der Frau zum (schwulen) Mann. In einer Szene tanzt sie als Mann einen heißen Tango mit einer Frau. Die Victoria ist eine interessante Rolle, finde ich. Eine durchaus selbstsichere Frau, die ihre wahre Stärke, ihre Emanzipation allerdings erst findet, als sie ein Mann ist. Mayas Soli, vor allem „Wäre ich ein Mann“, sind natürlich einmalig schön. Und es ist immer wieder herrlich zu hören, wenn sie wienerisch redet... „Schleich di, Nudelaug!!“
Alfons Haider, seines Zeichens Intendant der Stockerauer Sommerfestspiele, gibt Toddy. Man merkt schon, dass es ihm viel Spaß macht als schwuler Mann auch mal einen schwulen Mann zu spielen. Er ist auch ein guter Sänger mit einer angenehmen Stimme und als Schauspieler, wie auch schon oft im Fernsehen bewiesen, sehr stark. Und er ist scheints für spontane Einwürfe durchaus zu haben... „Nur wenn dein Fanclub trampelt!“ Ich bin sehr gespannt, was er sich bei der Derniere noch so alles einfallen lässt!
Die dritte Hauptrolle ist King Marchan, den Christoph Zadra gibt. Für mich Neuland, ich habe vorher noch nie von ihm gehört. Laut Biographie im Programm dürfte er sonst eher im Sprechtheater und Fernsehen zu Hause sein, weniger im Musical. Er spielt einen ziemlichen Macho, der mit Homosexualität rein gar nichts anfangen kann und dem es auch sehr widerstrebt, als sich sein Bodyguard outet. Es bereitet ihm sogar erhebliche Probleme das Wort überhaupt auszusprechen. Im Stück macht sein Charakter eine Wandlung durch - die dass er sein blondes vollbrüstiges Betthäschen mit Victoria gegen eine Frau mit mehr intus als außenrum eintauscht.
Erwähnte Blondine namentlich Norma Cassidy wird von Ines Hengl-Pirker verkörpert. Sie war schon als Ulla bei The Producers dabei. Im Stück erinnert ihre Rolle auch ein bissl an Ulla und ein bissl mehr an Frau Knackal, vor allem die herrlich überdreht schrill-hohe Stimme. Sie ist der Counterpart zu Victoria, außen sehr weiblich, innen nicht äh... besonders clever. Und sie wird wie ihr King sehr von Homosexualität abgestoßen. Sie gibt das naive Blondchen jedenfalls hervorragend.
Und zuletzt darf natürlich ein Bekannter aus Rebecca nicht unerwähnt bleiben. Andreas Kammerzelt als Kings Leibwächter Bernstein, der sich im Lauf des Stücks outet. Er kommt dann auch mit Toddy zusammen. Ihn erkennt man ja sofort an seiner sehr tiefen und wohlklingenden Stimme. Meist steht oder sitzt er nur schweigend da, aber wenn er dann doch mal Text hat, ist das umso einprägsamer.
Alles in allem ist besonders der erste Akt sehr amüsant. Bei einigem weiß man auch gar nicht, ob das beabsichtigt ist oder nicht. Zum Beispiel als Toddy Victoria den Herrenpyjama mit entsprechendem Kommentar richtig zuknöpfen möchte und der hinterher immer noch falsch ist. Der zweite Akt hat auch seine Lacher, aber lang nicht mehr so viele wie vor der Pause. Für meinen Geschmack geht es dann sehr plötzlich, dass King die Wahrheit herausfindet bzw. Victoria ihm direkt gesteht, dass sie kein Mann ist. Die Auflösung am Ende ist wiederum äußert herrlich. Für die Leute, die es noch sehen wollen, werd ich an dieser Stelle nicht zu viel verraten. Außer vielleicht, dass Maya weiß genauso gut steht wie schwarz
Anschließend an die Vorstellung hatten wir Fanclub-Treffen in einem Lokal nahe beim Festsaal. Es war wieder ur nett ein paar Leute zu treffen, die man sonst nicht sieht, weil sie weiter weg wohnen. Und natürlich wars auch ur nett ein bissl mit Maya zu plaudern. Kurzzeitig kam auch Alfons Haider vorbei. Da saß Maya gerade bei uns am Tisch und mir gegenüber. Er setzte sich neben sie, schaute sie an. „Du, der Mann da unten meinte als ich reinkam: „Ihre Frau ist schon oben!“ LOOOOL, so schnell kanns gehen, dass man verheiratet ist Er hat dann nur ein Seidl getrunken und ist wieder gegangen. Beim von Maya und ihrem Freund spendierten Buffet konnte zu der späten Stunde kaum einer mehr so richtig zuschlagen, obwohl alles sehr lecker ausgesehen hat. Bis ich zu Hause angekommen bin, war es im Endeffekt zehn nach drei. Ein langer, supertoller Abend ist zu Ende gegangen.
Hier noch ein paar Showfotos - das Knipsen war ganz offiziell erlaubt
Ich freu mich schon auf die Derniere, hach ja.